Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-02
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812024
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881202
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881202
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-02
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 02.12.1888
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Fünfte Beilage M Leipziger Tageblatt »nd Anzeiger. A? 337. Sonntag dm 2. Deccmber 1888. 82. Jahrgang. Socialpolitisches. * Die Vsgründung, welche dem an de» Reich«»» gelangten Gesetzentwurf, betreffend di« Aller«- und Invalidenversicherung bei- gegeben ist, beschästigt sich in ihrer Einleiluaa, wenn auch »ul kurz, nnt dem Ausbau unierer Unfallversicherung sowohl als auch mit der Frage der Regelung der Fürsorge sür die Wittwen und Waisen verstorbener Arbeiter. Ws« den ersteren betrifft, so wird hervorgehoben, daß die Erstreckung der Uusallversichcruog aus einige Kreise der arbeitenden Bevölkerung noch autsteh«.. Der Jaangriffnabme der socialpolitisch wich tigeren und deshalb vringenden Alter», und InvalidiiStS- versicherungSgesetzgebung erwachse indessen au» diesem Umstande kein »amhaste» Hinderniß. Der weitere Au-bau der Unfallversicherung-- gesetzgebung könne vielmehr auch neben der Alter«, und Invaliden- Versicherung nach Bedars durchgesührt werden. Die Fürsorge für die Wittwen und Waisen verstorbener Arbeiter anlangend, hat man zunächst erwogen, ob die Regelung derselben nicht der Alter», und Invalidenversicherung vorau-zugehen habe. Jedoch schon au» praktischen Gründe» ist man zur Verneinung der Frage gelangt. Man will zuvor durch die bei der Durchführung der Alters» und Invalidenversicherung zu sammelnden Ersahrungen eia zu- treffende» Urtheil, unter Anderem auch darüber gewinnen, ob die Industrie und die sonst in Betracht kommenden Berusszweige die mit der Wittwen- und Waisenversorgung notbwendig verknüpsie Mehrbelastung zu tragen im Stande sind. Die letztere würde »ach den hierüber angestellten überschlägigen Ermittelungen eine sebr erhebliche sein; bei uur 60 Rente für Wittwen und nur 30 Rente für jede» Kind würde sich nömlich eine Belastung von rund 16 ^l aus den Kops de» männlichen Arbeiter», also aus etwa 7'/, Millionen männlicher Arbeiter ein Bedarf von rund ISO Mill. Mark ergeben. Immerhin werde, so wird weiter in der B grünbung cusgesührt» eia erheblicher Theil oller Wiltwen, nämlich diejenige», welche selbst berus-inäßig Arbeit in fremde» Betrieben verrichten, im Falle der Erwerbsunfähigkeit schon an den Wohltdaten des Gesetzentwurf» über die Alter», und JnvaliditätS-Versicherung, welcher sich ans weibliche Personen miterstrecke, thkiluehmen. Im klebrigen sei sür W ttweu und Waisen, ganz abgesehen von den Be stimmungen der Unsallversicherungsgesetze. durch eine Reibe von WohlthätigkeitSonftallen, wenn auch »ich! »»-reichend, so doch einiger- maßen gesorgt. Auch würden noch beim Inslebentreteu der In- valibitäiSvcrsicherun» diejenigen Anstalten, welche gegenwärtig ge. nöihigt seien, ihre Mittel durch Unterstützung von Invaliden neben derjenigen von Wittwen und Waisen zu zersplittern, dazu übergehen können, den letzteren eine eihöhte Fürsorge zuzuwenden, weil die Invaliden ihrer Fürsorge dann nicht mehr im gleichen Maße be- dürstig sein werden. * Bei der Berechnung der Beitrag-Höhen in der Alter», und Invalidenversicherung ist man von folgenden Voraussetzungen auSgegangen: ». Der Beginn der Beitrag-Pflicht tritt im Allgemeinen mit der Vollendung des IS. Lebensjahre» ein, soiern schon in diesem Alter eine Löhnung zn erwarten ist, die über die Gewährung freier Station hinausgeht. t». Die Wartezeit ist für die Berechnung der Invalidenrenten in Folge der Bestimmung im 8- 12 Absatz 2 de- Gesetzentwurf- in der Weise berücksichtigt, daß Personen, welche im ersten Mitgliedsjahre invalid werden, keine Rente, die Invaliden aus dem zweiten bis fünften Mitgliedsjahre aber sämmtlich die Hälfte des Mindestbetrages der Invalidenrente erhalten. Für die Berechnung der Altersrente» ist eine Wartezeit in Folge der UebergangSbestimmungen (8-147 de» Gesetzentwurf») gänzlich außer Betracht gelaffen. o. Die Invalidenrente sür männliche Personen beginnt mit jähr- lich 24'/» de« sür den betreffenden Versicherten nach Maßgabe seine» BeichästigungsorteS in Betracht kommenden jährlichen Normallohii». Vom Ablaus der Wartezeit ab steigt die Invalidenrente mit jedem vollendeten Kalenderjahre um einen weiteren Theilbetrag diese» IahrcSlohns, und zwar in den nächstfolgenden 15 Kalenderjahren um je 4'/„, in den dann folgenden 20 Kalenderjahren um je 6'/»,, von da ab um je 8'l». bi» zum Höchslbetrage von jährlich 50'/. de» Jahre», lohns. Tie Altersrente für männliche Personen beträgt jährlich 24"/, deS IahreslohnS. Die Altersrente kommt in Fortsall, sobald dem Empfänger Invalidenrente gewährt wird. Weibliche Personen erhallen al» Reuten zwei Drittel der Renten männlicher Personen. Die Altersrente beginnt mit dem ersten Tage des 71. Lebensjahre», die Invalidenrente mit dem Tage, an welchem der Verlust der Erwerbssätzigkeit eingetreten ist. ck. Ein Anspruch aus die volle Rente besteht nur dann, wenn seit dem Eintritt in eine die Lersicherungspflicht begründende Beschäftigung bi» zum Ablaus des 70. Lebensjahre» bezw. bis zum Eintritt der Erwerbsunfähigkeit, unbeschadet gewisser Ausuahmesälle in jedem Kalenderjahr Beiträge für mindestens 47 BeitragSwocheu geleistet sind. 0. Die Renten sind in monatliche» Lheilbrträgea im voran» zu zahlen. t. Die Mittel zur Gewährung der Alter», und Invalidenrenten werden vom Reich, von den Arbeitgebern und von den Ver sicherten zu je einem Drittel ausgebracht. Die VerwaltungS- kosten tragen je zur Hälfte die Arbeitgeber und die Be» sicherten. Die Beiträge der Arbeitgeber und der versicherten sind dom Arbeitgeber sür jede Kalenderwoche zu entrichten, in welcher der Versicherte eine die Versicherung begründende Beschäftigung ausqeübt hat. K- An verwaltung-koste» ist für jeden versicherten während seiner Aclivitälsdauer ein Betrag von jährlich 0,70 in Anrechnung gebracht. lu Die Verzinsung der etngegangrnen Beiträge ist za SV, Proc. jährlich angenommen. Al» AusbringnugSart der Beiträge der Arbeitgeber und der Ar» beiter ist bekanntlich da» Prämiensystem gewählt worden. Die Be- gründung sühn in Beziehung aus da» dadurch angesammelte Reserve- capital an«: Die za Anfang der Versicherung verhältaißmäßiq gering». Au», gaben der LersicherungSaustaltea sür Renten haben die Ansammlung eine« Reservecapital« zur Folge. Die Zinsen dieses Eapltals müssen späterhin, wenn die Jahresausgabe sür Renten größer ist als die Jadreseinnahme an Beiträgen, die Differenz zwischen Ausgabe und Einnahme ausgleichen. Von großem Interesse ist eS, zu wissen, bi» zu welchem Betrage dieses Eapital allmälig anwachsea wird. Eine zuverlässige Berechnung dieses Betrages ist indessen nicht möglich. Einerseits ist nicht vorauszusehen, welche Abände rungen die späteren regelmäßigen Revisionen der Beiträge er- geben werden, andererseits fehlt auch jeder Anhalt dafür, welche Verschiebung in den Ort-löhnen eintreten wird und ob und wie viel Personen, welche in Folge Ausgeben» einer die Versicherung-Pflicht begründenden Beschäftigung dem Bersicherungszwange entzogen werden, von der ihnen »och dem Gesetzentwurf zustedenden Berech tigung, gegen Zahlung der vollen Beiträge die Versicherung frei willig sortzusetzen, Gebrauch machen werden. Man muß sich deshalb mit einer annähernden Schätzung de» gedachten Eapital» begnügen. Geht man dabei von denselben Annahmen aus, welche der Lrmitte- lang de- ReichszuschuffeS zu Grunde gelegt wurden, so werden die Versicherungsanstalten an Jahresrente im 1. Bersicherungsiahre etwa 7.66 Millionen Mark, 2. - 9,70 . . B S. - - 13,52 O , B 4. « - 1702 B 5. B - 20.22 « « * 6. O O 25.22 - O 7. S - 31.76 - « B SO. B - 158.46 - « zu verau»gab-n haben. Die Iahreselniialime an Beiträgen abzüglich Berwaltungskosten stellt sich bei 11018 OM Personen aus 62 346 830 ^l von den männlichen und 17 870 160 . von den weiblichen Persone», zusammen 80 216 990 Demnach wird an Capitalbestand unter Anrechnung von 3'/, Proc. jährlicher Zinsen und Zinieszinsen am Schluffe de- 1. ! Versicherung-jahres etwa 73 83 Millionen Mark, 2. » » 148. l6 3. - - 221,21 - 4. - 293,26 » « 5. » » 364 57 » B 6. O 43V29 7. B » 497,76 B B 80. - - 2313,76 » » vorhanden sein. Etwa gegen Ende des 17. Versicherungsjahre» dürste sich der Eapitalbestand aus 1000 Millionen Mark stellen. Schwägrichen's Garten. Beitrag zur Leipziger Localgeschichte. Nachdem die Stadt Leipzig mit ihrer Cttadelle, der Pleißenburg, ausgehört hatte, tdatsächlich für eine Festung zn gellen und die» auch im Jahre 1706, wo der feindliche schwedische Oberst Gülden- krön mit 50 Dragonern, ohne Widerstand zu finden, in Leipzig eingeritten war, Bestätigung gesunden, ließen viele reiche Leipziger sich angelegen sein, in den Vorstädten und an sonstigen nahen Orten Grundstücke zu erwerben, um daselbst sür den Sommerausenthal« Lustbäuser mit Ziergärten zu errichten. Tie ersten dieser später zur Berühmtheit gelangten Gärten waren der des Senators und Handelsherrn EaSpar Bose am Noßplatze und der des Handelsherrn und KramermeisterS Andreas Friedrich Apel, später „Relchel'S Garten" genannt. Im Jahre 1720 waren schon 21 solche Prunk- gärten mit Sommersitzen vorhanden, zu welchen später »och mehrere hinzukamen. Sie alle sind in neueren Zeiten der Bauspeculation erlegen, zuletzt der „Schwägrichcn'sche Garten", zunächst der Nonnen- mülfle, welcher dieser Tage süi den Kaufpreis von 2'/, Millionen Mark in Besitz der Stadtgemeinde übergegangen ist. Der Raum, welchen dieser Garten einnimmt, gehörte zu der großen Wiescnbreite. die bis zur Erbauung des Schlosses Pleißen- bürg sich auch diesseits der Pleiße, bis nahe an die Burgstraße, ausdehnte. Nicht nachweisbar ist es, ob die Wicsensläche, die sich im Besitz de- edlen Geschlechts Wend von Ulenburg — Eilcnburg — befand — wie denn 1372 Johann Ulenburg und 1443 Peter Ulenburg damit belehnt wurden —, noch diesseits der Pleiße lag. Stachius Dlenbnrg verkauft« 1514 an Melchior Martorff zehn Acker Wiesen hinter dem Schlöffe, ,.da» Radeland" genannt, welche Herzog Georg an den neuen Besitzer vererbte. Die neun Acker Wiesewachs, ..hinter dem tirgartea gelegen", welche 1479 Friedrich Brun-dorffer Christoffel Korbitzen zu Lehn reichte, grenzten an die landesherrlichen Wiesen. An diese stieß eine eingesriedete, grasbewachsene Fläche mit BaumwnchS. „der Thiergarten", hinter dem sich die Gebäude, Gärten und Plätze de» Nonnenklosters ausdehnten. Dieser Thiergarten wurde zugleich mit dem Kloster im Jahre 1548, bei Anlage der neuen Schloßbastion. beseitigt. Da» SchießhauS der Armbrustschützen, welches b.s dahin im Thiergarten gestanden hotte, wurde nach einem RathSbeschlusse 1551 in den Petersgroden verlegt. — Nachträglich ici bemerkt, daß der erwähnten allen Leipziger Familie Wend von Ulenburg (Eilenburg) auch der Gras Eulcnvurg angehörte, welcher als Bräutigam der Tochter de» Fürsten Bismarck, jetzigen Gräfin Rantzau, starb. Die erste Nachricht über das Grundstück, welche- „SchwägrichenS Barren" heißt, findet sich 14l6, wo es den Namen „der Strauß, berg" batte. ES gehörte damals Apel Kubar, der e» vor dem Ratbe als ei» der RalhhaoScapelle zinspslichiiges Erbe ausnahm. Es heißt in der Urkunde: „Apel Kuhor had uffgencmmen eyn erbe, gelegen uff dem StruSberge vnder der Nunnen mulen, alzo daß er vnd sine erben alle iar uff da- radbu» czinßen sullen vff Walburg's czwey psunt Wachses czu der cavellen vff dem radhuie." Von späterer Hand, 1547, hinzugeschrieben. wird qcsaqt: „Ist GanSzvwgens erbe Key der nonncn moell genseit dc» Wassers." Im 17. Jahrhundert belaß da» Grundstück die Familie Volckmar oder Volckamer, deren Vorfahre wahrscheinlich der am 16. September 1561 verstorbene Bürgermeister Nicolaus Volckmar war. Von ihr wurde hier ein parkartiger Garten angelegt, von welchem sich aus dem Jahre 1675 eine flüchtige Abbildung erhalten hat. In dem Garten sieht man nur Wiese und Baumwnchs, zugleich aber auch nahe am Ufer der Pleiße zwei kleine Lusthänscr. Besitzer war Doctor Volkmar; die Anlage mochte bald »ach Beendigung deS dreißigjährigen Krieges erfolgt sein. Nachher besaß das Grundstück der Professor der Ideo logie vr. Johann Adam Schertzcr, gebürtig aus Eger, noch deffen am 22. December 1683 erfolgtem Tode dte Erben eS dem Handels. Herrn »nd Hauptmann im Petersviertel Christoph Georg Winckler überließen. Au- dieser Zeit datirt die Umgestaltung de- Grundstücks in einem der herrlichsten Gärten und anmuihigstcn Sommersitze der Leipziger Geldaristokratie. Christoph Georg Winck er starb zwar, erst 51 Jahre alt, schon im Jahre 1709; aber seine Mlttwe Susanne Sophie ge borene Packbusch, si 25. Januar 1726, und deren Sohn, Christoph Georg Winckler, Stadisähndrich im Grimmaischen viertel, ließen sich die Verschönerung ihres SommersitzeS fortwährend angelegen sein. Dann findet sich als Besitzer 1750 der Raid»herr und Stadthaupt- mann Carl Gottsried Winckler. Er war Eigentdümer einer herr lichen Gemäldegalerie, von welcher gesagt wird, daß mancher Fürst stolz sein würde, solche Kunstichätze zu besitzen. Sie enthielt 800 der auserlesensten Nummern und war tdeilweise in dem Gartendause ausgestellt. Ihm folgte im Besitz de» Grundstücks 1788 Frau Majorin Caroline Wilhelmine von Einsiedel, 1792 Friedrich Daniel und Gottsried, Gebrüder Winckler, und von ihnen 1800 Letzterer allein. Von ihm kam da» Grundstück 1802 an den Senator Simon Moritz Rummel, 1814 an den Handel-Herrn Christian Gottlieb Schwäguchen und 1862 an Frau I)r. Schwägcichen, von deren Erbe» der Gurten mit seinem alten Sommerhause und den Vorderhäusern an die Stadtgemeinde überging. Wie da- Gartengrundstück in seiner Glanzzeit beschaffen war, darüber giebt eine, über hundert Jahre alte Beschreibung Ausschluß. „Die Brücke über die Pleiße führte nach einem geräumigen Hose mit dem voller Geschmack eingerichteten, schönen Gartengebäude. Der Vorgarten linker Hand war mit Buchenhecken eingefaßt, zwischen welchen ein grüner Salon stand, von hiuten mit Buchcnhecken be. kleidet, und Lavor eine prächtige Fontaine, die schönste in ganz Leipzig, die da» Wasser aus mehreren Oessnungen und in verschiedenen Gestaltungen heevortrieb. Weiter hinten war ein kleiner Teich und an diesem ein Pavillon. Der Garten hatte drei Haupteingänge, von welchen der mittlere direct vom Garlenhauie aus zwischen niedrigen Buchenhecken hinlies. I» der Milte befanden sich zwei mit Kastanienbäumen besetzte, kleine Teiche und am Ende eine Brücke, welche über einen Pleißenarm nach dem „Englischen Garten" führte. Der zweite Gang sührte vom Vorgarten an einem länglichen Teiche hin, und der dritte Gang seitwärts vom Gartenhause» zwischen Obstbäumen, durch eine Buchenwand nach einem hohen, in der Ecke liegenden Lindenhause, von welchcm man eine freie Aussicht über den Trier'schen und den Apel'schen Garten und die Wcc en nach dem Nonnenwalte bin genoß. Den Englischen Garten bewässerte ein kleiner See und überall erblickte man reizende Anlagen, mit seltenen Blumen und Sträuchern bepflanzt. I» einem Tannenkajne stand eine Mit Stroh gedeckte Einsiedelei. Unfern davon war aus einem mit Cypreffen umpflanzten Hügel eine vier eckige Säule von Sandstein mit einer Urne von weißem Marmor errichtet. Es war ein Denkmal, welches Gottfried Winckler dem Andenken eines Studenten widmete, der m' dem nahen Pleißenarme ertrank. Die Inschrift aus einer Marmortasel lauiete: „Denkmal dem auten Jüngling L. P. Zeisold gewidmet. Badend ertrank er 1776". — Die Trümmer dieses Denkmal» waren noch vor wenigen Jahren vorhanden. Otto Msr. vermischtes. O AuS dem Vogtlande, 30. November. Gestern wurde in Greiz der achte ordentliche Landtag durch den LandgerichlSpräsidenlen I)r Mortag eröffnet. Die Finanz lage hat sich gegenwärtig so günstig gestaltet, daß in Aussichl genommen werden konnte, unter den »n Etat angegebenen Voraussetzungen sür die kommende Finanzpcriode einen Lin« kommensteuertermin und »/» Grunvstcuerlcrmin wcnigcr als seither erheben zu lasse». Mil riiien, dreimaligen Hoch, welches Geh. R.-R. v. Geldern-EriSpentors aus den regie- renken Fürsten auSbrackte, schloß die Eröffnungsfeierlichkeit.— Der KreiSdirector der Magdeburgischen Landseuer-Socieläl in Gera sichert Demjenigen eine Belohnung von 600 zu, welcher den vorsätzlichen Brandstifter deS am 4. d. M. in HermSdorf stattgehabten Brandes in der Art zur Anzeige dringt, daß derselbe gerichtlich bestraft werden kann. — AuS Hof, 27. November, wird gemeldet: Am Sonnabend haben die Vertreter einer größeren Anzahl hie- siger Fabrikation»-, Handels- und sonstiger GeschSilssirmen, die sich um die Errichtung einer Telepdonanlage in hiesiger Stadt bemühen, beschloffen, nachstehende Eingabe an die Direktion der königl. Posten und Telegraphen zu richten: „Im Januar 1887 erfolgte von 35 Firmen der Stadt Hof eine Eingabe an die Direktion der königlich bayrischen Posten uns Te!e- graphen um Herstellung einer Telepdonanlage in obiger Stadt, welche seinerzeit unter den günstigsten Aussichlea ans baldige Ein führung enigegengenommen wurde. „Die ergebenst Unterzeichnete» harren nnn schon fast zwei Jahre vergeblich deS Augenblickes, an welchem ihnen die im ganzen übisgen dkulschen Reiche al» notbwendig anerkannte BerkehrSerleich. terung zutheil wird. „Daß die» noch nicht geschehen ist, erfüllt die ergebenst Unter- zeichneten mit größter Besorgniß. „Mil wahrer Wchmutd schauen sie auf den Nachbarstaat Sachsen, wo Industriecenlren, ähnlich wie Hos, Münchberg, Schwarzenbach, Helmbrechi» »c. ,c„ schon seit Jahren Telepdonanlagen besitzcn, tele- phonisch unter sich und mit den Haupistädien verbunden sind. „Unsere Nachbarstaktt Plauen z. B. spricht mit allen sächsischen Industriestädlen bis Leipzig. „Die in den breitesten Schichten unserer Stadt- und Land- bevölkerung gehanbhabte Industrie stcht in lebhaftestem Wettbewerb mit unserem Nachbarstaale und es ist bei dem großen Interesse, welches im engeren Vaterlande jeder Geschäslsstockuiig und jeder W.bernoih eittgegenqebrachi wird, gewiß nicht zu viel verlangt, das, man die hiesige Industriegegend bezüglich der staatlichen Verkehrs- einrichtungen mit anderen deutschen Staaten wenigstens aus gleiche Höh« bringe und noch dieser Richtung Nichts versäume, was der ganzen Bevölkerung in ihrer Arbeit um daS tägliche Brod förderlich sein dürste. „Der Umstand, daß jede kleine Stadt im benachbarten König. reiche Sachsen sich der Bequemlichkeit des Telephons erfreut, während bei uns noch »ichtS geichehen ist, ruft bei Manchen ganz eigene Reflexionen Uber die Vorlheile des ReservalrechieS nach dieser Rich- iuiig hin wach. „Die ergebenst Unterzeichneten find verwundert, daß ein so be- deutendes Institut wie das der königl. Posten und Telegraphen nicht ea. 25—30 000 flüssig machen kann, um eine durchaus nolh- wendige V rkehrseinrichtuug rasch herzustellen, welche sich, nebenbei gesagt, ausgezeichnet sür den Staat rentiren wird, indem die 35 Abonnenlen jährlich 5250 zahlen werden. „Die ergebenst Unterzeichneten erlauben sich deshalb, um mög lichste Beschleunigung der Telephoneinrichtung, sowie um geneigten Bescheid zu bitten, wann etwa die Anlage vollendet sein könnte. Ehrerbietig vnd gehorsam" (solgen die Unterschriften von einigen 30 Firmen). X Admiralität-rath Professor vr. G. Neumaher, der verdienstvollc Tirector der „Deutschen Seewarte" in Hamburg, ist, wie bekannt, ein eifriger Verfechter de» Projektes einer deutschen Expedition in die Südpolar. Gegen de». Von dem deutsch-amerikanischen Capilalisten Henry Billard in seinem Vorhabe» lebhaft unterstützt, scheint dasselbe bereilS ziemlich weit gediehen zu sein. Man versichert, daß mit einer amerikanischen SchifsSbauer-Firma ein Eontract abge schlossen worden sei, dehusS Herstellung zweier sür die Er fahrt besonder» construirter Dampfer. Unter Andern, soll die Erpcdition auch die Archipele der Süd-SbellandS, der Süd-OrknehS, Süd-Georgia» und der Bouvet-Jnscln besuche». — .Am Telepbon-Galgen erhängt." Unter dieser Uebersckrist berichtet die »Neue Züricher Zeitung" : Der »ich!« ;ürch'rische Le'er wird kaum wissen, wa» ein Telephongalg „ ist. Wir in Zürich haben eS in diesen Tage» mit Schreck u und Staunen vor unfern Augen erstehen sehen, dieses gcbeuerlicbe Gerüst. taS wie ein riesenhafter Galgen auSsiehk. Am Son„c»q»ai erbeben sich zwei haushohe Masten, die oben durch Querbalken verbunden sind, welche als Träger der Tcllphonlcitungen dienen. A» diesem Gerüst wurde am Sonn tag Morgen ,n aller Friisie rin Erbängter vorgesunden. Natürlich sammelte sich sofort eine beträchtliche Menschen, menge an. die darüber lebhaft di-cutirte, waS wohl den LebenSüberkrüssigen, der boch oben in der Lust baumelte, ver anlaßt haben mochte, so boch hinaus zu klettern, um seinen beklagenswcrtben Vorsatz auSzusühren. Die Polizei wurde beiiachrichligt und veranlaßte die Entfernung deS Gehängten. Die» war freilich mit Schwierigkeiten und Gefahr verbunden. Ein Steiger »iiißle, mit Steigeisen versehen, einen der hohe» Maste erklettern und den Erhängten lo»schneiden. Als der Aermste endlich unten lug, wollten einige Anwesende de- merken, daß er sich noch bewege. AlS man aber näher zu- sah, ergab e» sich, daß ider unglückselige Erhängte ein — Strobmann sei, dessen Kleider außerordentlich geschickt auS« gestopft waren. Ein Polizist nahm unter dem heileren Ge- lächlcr der Menge de» Leichnam unter den Arm und entfernte ih». Ossenbar handelt eS sich hier um einen fröhlichen Stlidentenscherz; eS wird auch berichtet, daß lustige Studenten die Polizisten, die i» jenem Quartiere NacktS dre Runde zu macken batten, zn beschäftigen wußten, damit Ankere den Strohmann ungebört — freilich nicht ohne Gefahr — auf das hohe Gerüst schaffen konnten. In Zürich erregt der Scherz große Heiterkeit, da da» von der Telephonverwaltung errichtete, jcncS ganze Quartier verunzierende Gerüst endlich die würdige Verwendung erhielt, sür die e» nach seinem AuS« sjhen bestimmt zu sein scheint — als Galgen. lH Bellagio, 27. November. Gestern starb hier der berühmte Botaniker LouiS Villain. Derselbe stammle au- Erfurl und machte seine Studien an der Universität Jena, nach deren Beendigung ihm die Stelle eine» DireclorS der kaiserliche» Gärlen übertragen wurde. Im Jahre 1855 Uber« siedelte Villain nach Italien, wo ihm seine gründlichen Kennt- »issc im ganze» Bereiche der Flora großen Ruhm erwarben, so daß er zu allen wichtigen agrarischen Fragen al» Autorität bcigezoaen wurde. Herzog Mclzi wurde aus ihn aufmerksam und übertrug ihm dicEullur seine» berühmten Garten», der, wie bekannt, die Bewunderung aller Reisenden aus sich zieht. ---> WaS eine Fabel ist. Der «rock, psiil. H. diSputirte und seine Dissertation schloß mit den Worten: deck kadella« sunt- (Dock dies ist Alle« nur Fabel.) — „DaS ist ein schlechtes Lob", sagte sein Opponent, „seine eigene Dispu tation eine Fabel zu nennen! — Aber sagen Sie mir doch, waS Sie denn eigentlich unter Fabel verstehen?" — .Ja, da« läßt sich so kurz kaum desiniren", antwortete der Eandidat, „Fabel ist Fabel. So zum Beispiel, wenn der Esel dcu FuchS fragt." Literatur. Wie errichtet man rechtSgtltig ein Testament? Eine er- schüpsendc, genikinverstundliche D-irsiellnnq der i» Deutschland in Bezug aus die Errichtung von Testamenten, Codicillen und Erb verträge,, geltenden Rechte. Von Josef Bauer. (Leipzig, Ve» lag von M.x Svohr.) Aus welchen <flrü»ven kann eine Vbe geschieden werde»? Eine cl'chüpseiide Darstellung des in Deutschland gellenden Ehe- scheidiingSrechles. Von Joses Bauer. (Leipzig, Verlag von Max Sp.hr.) Erlüuicrndk Anmerkungen zn den Vorschriften deS tvuiwiiriü eines Bürgerlichen KesetzbiicheS sür da» Tentschc Reich. Bea, beitet u»o mil einer Einleitung versehe» von 1>r. Paul Alcxandcr-ttatz, Rechtsanwalt am königl. Landgerichte Berlin!. Dritte, vierte und sünstc (Schluß-) Ablheilnng. (Berlin, Verlag von Franz Bahlen.) IVeimt« Uintkrmiiiltel. In noch unübertroffen großer Auswahl: 4a<Mt8, kLletvt8, Vl8lt08, Volm»n8. lillltlkl-MnIel; Theater- u. Abeird-Mäirtel^W» Täglich gehen noch Neuheiten eigener Anfertigung ein. AiriilliLMtütv MutermLatel als Gelegenbeitskäuse für Weihnachtsgeschenke geeignet: Tin großer soften Nsgen-Mäntel E i. Früherer Preis 25 bis AO jetzt 17 ^ 2. Früherer Preis 20 bis 23 - jetzt 14 - Früherer Preis 17 bis 20 - jetzt 12 - Lin Krosser koste» Mater-kalstots, volwaas, Vlsites, (darunter recht elegante Mäntel), im Preise ganz bedeutend reduc,rt. 36 Letersstr. ^ Petersstr. 36
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder