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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812045
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881204
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881204
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-04
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.12.1888
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Erste Leilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. ^ 3ZS. Dienstag ven 4. Dccember 1888. 82. Jahrgang. it r. c, >» r» c- >- )l e. o. Satissaclion. Novelle voa Alexaoder Baron von Robert-. Nachdrus »«r»o<e». (Fortsetzung.) VI. Sie saßen am Kaffeetisch. Daniela laS. Es war dieselbe Zeitung, die er vorbm, da seine Frau nocb nicht erschienen war, wüthenv zur Seite geschleudert. Sein Fall, immer noch die entsetzliche Auswalzung seines Falle-! Er meinte den zer malmenden Druck dieser Walze über seinem eigenen Leibe zu spüren, jedeSinal wenn er aus solchen Artikel stieß. Und es war solcher Tortur nicht mehr zu entschlüpfen! Daniela war in ihrer köstlichen Morgensrische, da- kokette Spitzcnhänbchen aus dem natürlich gewellten Haar, um den Tisch herum aus ihn zugekommen und hatte ihm den ossi- cicllen Morgengruß auf die Stirne gedrückt. Da- war wie sonst — und doch war eS ander-! Jetzt saß sie und laS — so hatte sie sich noch nie in die Lectüre einer Zeitung vertieft! Sie hielt da- Blatt mit der Linken, während die Rechte langsam und immer gleichgiltiger ihr LieblingSgebäck, ei»en Wiener Gipfel, zum Munde führte. Jetzt sank der Gipfel aus den Taffenrand, und sie faßte da- Blatt mit beide» Händen. Ähre Augen verengten sich zu einer seltsamen Schärfe und um ihre von der Spannung de- Lesens halbgeöffneten Lippen vibrirte ein Lackeln, da- an die fahle Sonncnheiterkcit eine- GewittertageS erinnerte; auf den Wangen bi» zu den Haarwellen der Stirn hinan wuchs eine Rölbe. Sie liest „daS"! Und eS begann ihm hier in der Brust zu kochen. O! er weiß — sie läßt sich aus die Seite seiner Gegner drängen Seit dem Geständinß. daß er ihr in jener Nacht gemacht, steht Etwa- zwischen ihnen. Zuerst war eS vie Angst, die ihre Arme um seinen Nacken klammern bieß, der ungeheure Schreck de- Gedanken-, daß sie in Gefahr war, ihn zu verlieren. Gleich am nächsten Tage aber kam der Verstand, der in die Angststürme ihre- Herzen« sein Veto warf. Sie ist die Tochter eine- OsficierS — sie hat die starre Tradition mit der Muttermilch eingesogen — die Ehre ist da- LebcnSrlement de- OssicierS — eS hat ibr von Kind an vor Augen gestanden, daß der Codex der Ehre über dem Zehngebot de- uralt ehernen SittengesetzcS siebt. Sie kann nicht ander- er sah sie sich winden und quälen da gegen. Sie war nachdenklich und zerstreut, ein unheimlich schwüler Hauch begann sich über den Verkehr im Hause zu breiten. Er hatte sick mit ihr ausgesprochen. Er batte all' den Apparat seiner Einwände, Gründe und Entrüstungen vor ihr ciuwickclt. Sie war ja mit ihm eins: er der Herrliche, Ein zige, macht eine Au-nahme vor allen Andern! Aber aus dem Grund ihrer von Stolz und Zorn blitzenden -lugen lauerte schon der Zweifel. Sie hatte ihn als da- Idol aller Vollkommenbeit angebctet, nun hatte die marmorne Weiße dieses ÄdolS plötzlich einen häßlichen Fleck erhalte» .... DaS Blut kochte ihm, er vermochte heute nicht mehr an sich zu halten: „Laß doch endlich die dummen Zeitungen!" rief er ärgerlich. „Nun. ich meine, da- müßte mich doch interessiren I" sagte sie mit einem Ton, der ihm schärfer dünkte, al» er wohl absichtigt war. Sie hielt ihm da- Blatt entgegen: — Kennst Du den Aussatz schon?" Und ein gewisse« schadenfroh er scheinendes Lächeln. Es war, als wollte sie ihn reizen. Ein Fluch entfuhr seinen auseinander gepreßten Zäbnen. ,.WaS ich thue und gelban habe, Nelly. ist recht! Ich kann eS vor meinem Gewissen verantworten! Ober verlangst Du etwa, daß ich mich Von dem ersten Besten über den Hausen schießen laste? „Um Gottes Willen, Werner! Du bist so aufgeregt!" „Geschah eS dock auch Deinetwegen. Nelly —" siel er mit einem HerzenSton ein. „Wenn man mich nun heim gekrackt, blutend, mit durchschossener Brust. . . ." Nur ganz kurz zuckte sie zusammen vor diesem Bilde — dann neigte sie den Kops zur Seite und sagte, ohne da« ge ringste Zittern in der Stimme, während ihre Finger mit der Franse der Tbecserviette spielten: „Du bist doch Officier, ich müßte ja doch daraus gefaßt sein, wenn ein Krieg auSbräche —" „Nclla!" ries er schrill vor Erregung und feine Augen loderten. „So also! Sic legt alle Wichtigkeit aus seinen Charakter al- Osficicr! Der große Künstler steht ihr hinter dem bunten Nock zurück .... Sie war erschreckt aufgesprungen und hatte ihre Arme um seinen HalS geschlungen — „Werner! — lieber guter Werner I" Schluchzend, in heftiger Erschütterung schmiegte sich ihre Gestalt, wie hilfesuchend, an die feine. Ja, sic suchte Hilfe gegen ihr andere- Ich, gegen die Tochter de- Generals von PrieStors .... „Wir wollen doch in dieser Sacke zusammenhalten, Nelly! Der Sturm wird vorübergehn I Man muß konsequent sein! Komm' — wenn wir Beide zusammensichen und Ein- sind, so ist Alle- gut!" Schluchzend nickte ihr Kopf an seiner Schulter da- „Ja! — ja! — ja!" — und mit krampfhafter Gewalt preßte sie sich an ihn. — Sie hatte diesen Morgen einen Gang in die Stadt. Als sie gegen Mittag, von der Pferdebahn absteigend, die Gen- thiner Straße entlang schritt, kam ihr auf dem Trottoir die kräftige Gestalt eines OsficierS entgegen. Der Beschlag seines HelmS glitzerte in der Sonne und die Uniform schimmerte. Sie hatte nickt nach feinem Gesicht gesehen. Welche Ueber- rasckung. al» er ihr plötzlich die Hand entgegenstreckte: „N'tag, Nelly! Nun, mich nicht 'mal zu kennen!" „Werner! — Werner in Uniform! WaS soll da- be deuten?" Gleich brachte sie den Anzug mit dem Duell in Verbindung. Und eS überlies sie heiß. „WaS ist loS? Wo willst Du hin?" Sein Antlitz bestätigte ihren Verdacht. Er glühte und zab sich Mühe, durch übertriebene Freundlichkeit die Ver- egenheit zu verbergen. „Ich habe einen dienstlichen Gang —" brachte er mühsam hervor. „— heiß heute, wie? ein wundervoller Herbst!" Starr blickte sie ihn an. Warum batte er ihr am Morgen denn nicht« von dem Gang gesagt? ES war da- Duell, daS unselige Duell! Er schützte Eile vor und stürmte nach einem mühsamen Scherzwort, da« er ihr hinwars, da- Trottoir entlang. Lange noch versolgte sie das Knarren seiner Tritte. — ES ließ ihr keine Ruhe daheim. Sie stöberte in den Räumen der Wohnung fiebernd umher. Plötzlich fiel ibr Blick auf die Ecke eine- großen Briese-, die unter einem Skizzen- heste hcrvorragte. Es war r»n Stempel darauf. O dergleichen kennt sie — ein militairiscker Dienstbries! Sie riß ihn hervor und öffnete ihn, eine Indiscretion, die sonst gegen ihre Art war. Ähr Verdacht! ES überrieselte sie wieder beiß und ihre Knie zitterten. DaS Schreiben in den Händen, sank sie kraft los auf einen Sitz. Es war die Aufforderung an den Lieutenant der Reserve Graham, am Dienstag den 11. October vor dem Unterzeich neten Ehrenrath de« Landwehrbezirks zu erscheinen „Wegen dcS Duells —" ergänzte sie. Und die Tochter de- Generals von PricSdors raunte ihr zu: man wird ihm die Epaulelten von den Scbultern und den Degen von der Seile nehmen, weil er eine SatiSsaclion verweigert . . . Die Sckande! ES ist die Schande! Stöhnend schlug sie die Hände gegen daS Gesicht > „mein Vater — mein armer, armer Vater!" schluchzte sie laut. Nur daran mußte sic denken in dieser Erregung, welch ein Schlag für ihren Vater da« sei — und was nun aus der Verzeihung werden sollte! VII. ES war die große Aechtung, die ihn auf Schritt und Tritt und bis in den Schlaf seiner Nächte hinein versolgte. Sie lauerte aus ihn überall; stieg er auf die verstellbare Estrade, um an seinem Koloffalgemälve zu arbeiten, so hockte sie da, riß ihm Pinsel und Palette aus den Händen und jagte ihn wieder die Sinsen hinab; scheu hetzte er über die Straße aus Furcht vor dem Gruß eines Bekannten: sieh doch, wie Dich der jetzt grüßt! Kaum daß er den Hut lüstet! Wo war der Hochmull, de- Künstler- geblieben, der sich gegen jedes Vorurthcil gefeit glauble und in souverainer Beo acklunq aus da- kleinliche Mcnschengewürm unter ihm hinab, blickte? Anfang- hatte er noch Trrtz zu bieten versucht. So war er'eines Morgen- absichtlich zum Frühschoppen bei Siechen erschienen. Sein Berus verbot ihm solche Kneipstunde und sein Kommen war daher am runden Tische völlig überraschend. Verdutzt erwiderte man seinen Gruß. Man rückte lässig, um ihm Platz zu machen. Es war still in der Runde, eisig still, und mit welch' freudigen Zurusen batte man ihn sonst bewill- kommt! Er sab die verstohlenen Blicke aus sich herüberfliegen — Keiner halte den Muth, sich offen zu ihm und seiner Thal zu bekenne». „Da- Heimchen" würdigte ihn keine- Blicke-, Die losen Nüstern seiner Nase blähten sich und er blinzelte immer er regter mit den kleinen SchweinSaugen. Jetzt hob er den Krug, setzte ihn an und stürzte den Inhalt mit gewaltigen Schlucken hinab; dann ließ er den Zinndeckcl heftig aus- klappcn, rückte geräuschvoll den Eichenstubl nach rückwärts und grüßte kübl in der Rund« — sie Alle, die sich nicht scheuten, mit dem Verschütten an einem Tische sitzen zu bleiben, mit seiner Verachtung umfassend. DaS war etwa- stark und wirkte säst lächerlich. „Immer forsch, Heimchen!" ries ihn« Einer in die Thüre nach. Ein allgemeine- Gespräch kam in Gang, versickerte aber wieder. Lieutenant Marholz nahm die „Fliegenden Blätter" und vertiefte sich darein, und die Renommirnarbe bestellte einen Nadi. besten sachgemäße Zubereitung seine ganze Aufmerksamkeit in Anspruch »ahm. Es war da- Gegentheil eine- fröhlichen Frühschoppen- — Einer war zu viel am Tisch, der hieß Graham. Und der fürchtete sich jetzt, aufzustehen und seinen Abgang zu nehmen Zum Glück erschien Mock; er war erstaunt, Graham hier zu sehen, und er vcranlaßlc ihn, sich nach einigen AnstandSschcppe», die er hinabgoß, mit ihm zu entfernen. „Die Hauptsache ist, fest bleiben, Proscstorchen!" sagte Mock. „Nur nicht weichen und rücken! Schließlich geben sie klein bei!" Und Graham biß die Zähne auseinander; natürlich wird er fest bleibe» und sich nicht ducken lasten! Selbst die Ent fernung au- dem Ossiciersstandc, die ihm da- Ehrengericht zudictiren würde, wollte er von der Höhe seine- berühmten Namen- mit souverainem Lockenschütteln beantworten. Aber Daniela? Wie wirb sie den Schlag verwinden? Ihr gegenüber versagt das Lockenschütteln! Einerlei! dieser Blitzschlag wird die unheimlich anwachsende Gewitterschwüle, die über ihnen schwebt, endlich lösen. ES ward nur selten ein Wort über die Unscligkeit ge wechselt, aber er überraschte oft genug die Spuren vc» heim lichen Thränen aus ihren Wange», und er wußte sehr wohl da- seltsam bittere Zucken um ihre Mundwinkel zu deuten Einmal kam sie völlig außer sich »ach Hause gestürzt WaS war eS? Sie batte Gespenster gesehen: eine Dame, die sonst zu ihren hätschelnden Gönnerinncn gehört hatte, war ihr am Pserdebahnwagcn mit einem empörend knappen Gruß be> aegnet. Er lachte sie auS. Sie ließ ein scharfe« Wort ent schlüpfen. Immer wieder die geborene von PrieSdors . . Ja e» war Zeit, daß ein Blitz die entsetzliche Lähmung löste! — Da- Mädchen brachte zwei Briese, den einen für Frau Professor, den großen für den Herrn. Da- naseweise Ding beobachtete, wie sowohl ihr wie sein Antlitz bei Entgegen nahme der Briese erblaßt«. .Don Papa!" rief Daniela. ES War mehr ein SchreckenSrus, Zitternd öffnete sie daS Couvert. Ein .O Gott!" ent- uhr ihr nach den ersten Zeilen. „Doch nicht schlechte Nachricht —?" fragte er mit einem Ton, der wie das Würgen eine- Erstickende» klang. Der General hatte von der Angelegenheit gehört — so folgerte Graba», — und der Brief enthält wohl seine Meinung. Excellenz ist nicht gewohnt, mit seiner Ansicht urückzuhalte» I Und diese Ansicht kennt Graham— die Ent- cheidung über den rheinische» Fall hatte ihm Mock mit- gelheilt. „Nein, im Gegentheil —" ries sie, von der Bläste zur Glührölhe wecks,l»r. die Augen starr aus daS Blatt gebohrt, da- in ihre» Händen sick bebend bewegte. Gespannt be obachtete er sie. DaS Schreiben, da- er selbst hier in der Hand hielt, war so völlig »»wichtig dagegen! „Nun, Nella?" „Papa ist also hier — gestern angekommen — er erwartet mich — o, er schreibt so lieb —" Tbränen funkelten in ihren Augen. „Und Du willst hin?" Sie warf ihm einen BlitzeSblick zu. Welche Frage! Will er ihr den Gang verweigern? Dan» in den Brief hinein: „Heute ist «S zu spät — er schreibt, daß er morgen den ganzen Vormittag zu Hause — Hotel Central — ich will morgen hin vielleicht wäre e« bester, ich eilte " Sie stockte. „Nur gerade heraus!" siel er ein — „Du meinst, ehe er ivon erfährt! Und er wird eS wohl schon wissen, che Du kommst! Die Berliner Lust ist voll davon —" „Mein guter alter Papa . . . ." Ihre Stimme wankte unter Thränen. „Morgen —" stammelte er. „Gerade morgen!" Und ein paar unheimliche, heisere Lachtöne enlsubren ihm. „Was ist?" schrak sie aus — sein Antlitz war so krampf haft verzerrt. Er schleuderte da- Papier, ein Dienstschreiben wie jene- andere, Daniela hatte da- sofort erkannt, wüthend aus den Tisch. „Ein herrliches Zusammentreffen! — morgen früh — ge rade morgen früh soll ich geköpft werden, Nelly! Ich habe eben die Einladung dazu erhalten —" Mit einem grimmigen Lächeln grinste er sie an. „Na, erschrick nicht, eS geht nicht um de» Kopf, nur um den rothen Krage»! Man will mir morgen die Uniform au-;iehe». Dein Papa ist gerade zur rechten Zeit nach Berlin gekommen. . . ." Ihre Blicke weiterten sich zu stierem Entsetzen. DaS Schreckliche, waS sie gefürchtet! Und gleichsam unter den Augen PapaS soll eS geschehen! Ihre Arme sanken wie gebrochen herab und kein Laut kann von ihren Lippen. Wieder fuhr die Marmorbläste über ihr Antlitz. Er war aufgestandcn. Aber kein Versuch, sich ihr zu nähern. War . er sicher, daß sie ihn nicht zurückstieß? Ein Fluck schwebte ihm aus den Lippen — zum Teusel, waS hat er sich nickt,, wie eS die ganze Welt verlangt, von dem grünen Jungen über den Hansen schießen lasten! Dann wäre ihm all' die Widerlichkeit erspart geblieben! Weh dem, der an der Schablone weicht! Sie hatte die Arme aus den Tisch geworfen und ihr Haupt daraus gesenkt. Schwer wogte ihr Athem. Er maß mit trotzigen Schritten das Gemach. Sie überlegt — sic steht abermals vor der Wahl: hier ihr Papa und die PrieSdors'S, daS Blut ihres BlnteS — dort er, an den die Lcikenschasl sie gefesselt, die blinde Leiden schaft, welcher die Schmach nun endlich die Augen geöffnet... Plötzlich hob sie ven Kops; der Schein deS Lampenlichtes beleuchtete den starren steinernen Ausdruck einer Statue. „Werner", hauchte sie tonlos hin — „ich werde nicht zu meinem Vater gelm —" „Meinetwegen?" rief er. „DaS duld' ich nicht! Du sollst vennock hin " Gleichzeitig breiteten sich ihre Arme auS; sie war aus gestürzt und er umfing die Wankende. „Werner, ach Werner!" Sie wiegte da- Haupt an seiner Schulter. WaS soll ge schehen? Gott im Himmel, waS soll geschehen? — all' die Frage lag in dem Ruf Er würde nickt dulden, daß sie abermals sich gegen ihren Vater kehrte. Um keinen Preis! Aber WaS soll geschehe» Und während ihre Gestalt haltlos in seinen Armen wankte, fühlte er, wie da- Glück seines Lebens gewaltsam erschütterte und unter seinen Händen in Trümmer zusammcnbrach. (Schluß solgt.) vermischtes. — Rom, 2S. November. Die italienischen Aus grabungen haben im Monat October wiederum eine sehr reiche Ausbeute ergeben, in welcher auch archäologische Seltenheiten ent- Hallen sind. Borröiwsche Gröber sanden sich in Picve di Eadvrc und Monza. Bei Castel S. Pieiro am Silarus wurden Reste einer römischen Brücke entdeckt, am weiche sich zwei Inschriften ans Traja- nijcher Zeit beziehen. Bei Orvielo, und zwar in der Nähe von La CanniceNa in dem „Le Piaqqie" genannte» Grundstück, wurde die Au-grabung der südlichen NckropoliS von Boisinii sorlgeietzl. Die etruskische» Gräber waren meist schon früher durchsucht worden, so daß von dem Inhalt an Basen, Bronzen u. s. w. nur Bruchstücke vorhanden waren. In einem christlichen Grabe in ikonlrada Laftag- ueti bei Ascoli Piceno sand sich unter Anderem eia ichöue- Glas- släschchea mit weiße» Eniabverziernugen. In der Nähe der neu angelegten Armstroiig'schen Werst im Gebiete dcS alten Puteoti wurden im Meere zwei römische Mauern, in ihrer Nachbarschaft 40 Marmorcapiläle, Marmorbasen, andere verzierte Bautheilc, Säulentrümmer und allerlei Bruchstücke von Serpentin, Porphyr »c. gesunden. Bei der „Stufe di Nerone" von Pvzznoli kamen neue Reste einer Bade-Anlage zum Vorschein. Im alten Vestiue» lande, und zwar bei PeseoiansoneSco. kam u. A. eine Inschrift zum Vorschein, welche die ma^istri eines dorligen vieun nennt. Haler de» zahlreichen Fundqegei,ständen auS dem Gebiete des alten Sybaris, und zwar der NekropoliS von Torre dcl Mordillo, verdient eine Gürlelverziernng Erwähnung. Dieselbe besteht aus zwöis svirat- sörmtge» Röhrchen und hat eine bsher ganz unbekannte Form. Ein wohlcrhaltener Schädel eine- syoarüiicheu Grabes war durch einen anhaftenden Ohrring aus Bronzedraht bemerkenSwerth. In Rem ist die Ausbeule wieder besonders reichlich gewesen. In der ehemaligen Billa Woikonsky, jetzt Campanari, wurden Gräber aus republikanischer Zeit blostgelegt. Unter den Inschriften ist eine, welche eines Begräbuißcollegiums in ganz neuen Bezeichnungen Er- wähiiung ihm. Am Beginn der Bia Labicana fand sich eine I». schrijt, welche des Jsisttmpels gedenkt, welcher der dritten Region den Namen gab. Feine bunte Mosaiken fanden sich bet S. Lucia >» Seiet; ebenda ei» mittelalterlicher Bronzeteller mit xraftfti; im Tiber eine Anzahl alllatinischcr. jüdetrurstcher und römischer Kupfermünzen (trienteo). Neue Inschriften kamen aus dem Be- iräbnißplatze von S. Valentina an der Via Flaminia zum Bor- chcin, wo ihrer im Laufe weniger Monate schon 270 gesunden sind. — Der neugewählte Präsident der Vereinigten Staaten, General Harrison in Indianapolis, empfängt täglich riesige Packele von Glückwunscbbriesen. Er beant wortete neulich an einem Tage 44 Briese, von denen jeder ihn benaLricklizlc. daß ein seit der Wahl geborenes Kind .Benjamin Harrison" gelaust worden sei. Seine Gattin be antwortete ähnliche Briese bezüglich zahlreicher kleiner „Carric HarrisonS". ---- De» Lesern der in der letzten SonntagSnummer ent haltenen Nachricht über die Einführung der elektrischen Hinrichtung im Staate New-Dork wird eS gewiß von Interesse sein, zu erfahre», daß der Gedanke, Verbrecher durch den elektrische» Strom hinzurichteu, weder amerikanisch noch neu ist, ja nicht einmal aus unserm Jahrhundert stammt. Scho» in cinrr zu Hamburg >747/43 erschienenen Zeit schrift, den „Ermunterungen zum Vergnügen de« GcmülhS", findet sich in einem auch sonst vielfach bemerkenSwerlhen Sendschreiben zum Ansnchnicn der Natnrtehrc" ein dahin gehender Vorschlag, welcher — für die damalige Zeit sonder bar genug — lautet: .Im Vorbeygehe» will ich erinnern, daß man hernach auch künftig da« Eiektrisiren zu einer neuen Art von TcdeSstraseu machen könnte. Wenn aber alSdenn die elektrischen Maschinen zu Werkzeugen der Scharfrichter würde»: so stände ich nicht davor, daß nicht, zu unersetzlichem Verluste der Naturlchre, die ganze Eleklricität auö den physikalischen Lehrbüchern und Hörsälen verbannet würbe." Tie Phantasie de- betreffenden Verfassers gebt hier also so weit, daß er die Eleklricität nickt mehr sür tchrbar erachtet, wen» sie in de» Dienst de- damals nach allgemeinem Bor- urlhcilc .unehrlichen" Echarfrichtechandwerks gestellt werden sollte! Literatur. Nummer 48 der „Dramaturgischen Blätter und Bühneii- RuilSjchan", heranSgegeben von der Geuossenlchait Dculscher Biilnieii.Aiigehüriqer, redigirt von Raphael Löwenield (Berlin, Ver- tag von F. A. Günther L Sohn), dal folgenden Inhalt: Ernst noppel: Die moderne italienische Bühne. — Richard Fellner: Jmmkrmanii's drainalurgische Grundsätze. — B. Hertel: Thu Geld „i dciiic» Beutel. — Fenilltton: Karl Pauli: Ein Thespiskarren im Schnee. — Offener Sprechiaal. — Neue Bücher. — Chronik. — Mittheilungen der Genossenschaft Deutscher Bühncn-Angehöriger. » » » Tie Er de in Karten und Bildern. Handatlas In SO Karten nebst 120 Bogen Text »nt 300 Illustrationen. In k>0 Lieserunge», Groß-Fotio-Format, ä Liescrung 80 Bisher 40 Lieferungen ausgrgeben. (A. Harilcden's Verlag in Wien.) Wir haben die Ausgabe einer wciiercn Serie dieses prächtigen Werkes zu verzeichnen, die Licicrungen i>8 bis 40. Der Text umsaßl Südamerika und die erste Hälfte von Afrika, und enthält wieder eine Fülle von Illustra- trooeii, die nickt nur aus der Höhe der bisher gebrachten stehen» sondern diese letzteren zum Theil überlreffen. Ucbcrdauvt kann es nicht rühmend genug hcrvorgehoben werde», daß das Werk unent wegt sick immer ans gleicher Höhe, sowohl in lilerariicher, als karthographncher Beziehung, erhält. Auch der Druck zeigt durchweg die gleiche Sorgfalt. So dars nia» einen gediegenen und schönen Abschluß deS nützlichen »»d schönen Werkes erhoffen, um jo mehr, als die jjahl von noch ausständigen zehn Lieferungen eine ausführliche Be handlung dcS in so vieler Beziehung höchst interessanten Potar- gebicleS und dcS Schliißabschmtles, des Weltverkehrs, erwarten lassen. WaS die Haupliache anbetriffi, die Karte» nämlich, sind den neucsteiiS auSqegebcncn Lieierunge» besonders schöne Blätter beigegeden: Turkcstan und Hindoilan, der Kaukasus, eine sehr „istructive und technisch klar behandelte Karte der Colouien und des Weltverkehres, eine Karte von Gesammt-Ainerika und eine Delaükarte von Jean (Persien, Afghanistan »nd Beludschistan). An dieser Karle allem gewinnt man einen Schatz von nicht zu unterschätzendem Wertste, von dem umiangreichen, mit viele» hundert Illustrationen geschmücklcn Texte gar nicht zu reden. ** » * * Da» Züchtigungarrcht de« Lehrer» gegen seine Schüler. Aus Grund der einichiägigen gesetzlichen, Reichsgerichts- und Oberver- ivallungsgerichls.Enlicheidungkii bearbeitet von C. A. Wentzet, Reeler. (Minden >. W. I C. C. BrunS' Verlag.) Zur vinsuhlung in das Studium Se» Magnet,SninS, Hhp- notismus. Spiritualismus, nebst Kritik von drei Broschüren und eines Buches des magnelischc» HeilcrS vr. Jul. Ed. Tiiiimler in Altenburg. Von ttr. Georg von Langsdorfs. (Berlin, Verlag von Karl CiegiSmund.) Grundzüge drs inönctivr» Spiritualismus nebst geschichtlicher Einleitung von 1>r. Eduard Loeweuthal. (Berlin, Vertag von Kart SiegiSmnnd.) Ntvlknaokts-Lvookviikv liscdväschv, SrmckUtvIwrii, volltleckeu mul Daschkutttcheru in äsnkdar §rö5Lt6r in nur xrunäZoliäsn, ds^väkrtsn kadrikalsn. HVot», onU Vrtoot-SottUook«« Sttiek r.rs dis »>8.—. »otk oster KI»« HUmSoI-Sett^ooK«« Stück r.S» di, » . HVet»»« Letlsteeken mit 1»rktU«« IL»nt«i> gtiletc >1 ».7» di, ^l ».7». HVelm» Vrteot-Itettsleelr«« mit fitrdis-ultckenrs-'k-a Dntrermtrsikbu 3tün» 6 AK di« A.75 Ltu«tv Stack ^i 4.L» di, HVei»» «««I torkle« ^>qu^-8ett-te«lL«n io kllostl«ri»akeo LäcdnunL«! N»« Sttlek 7.S» di, ^ 14.—. K»rki- - ^l 14.— di, lasodsutnedsr. V«i» rsolmnm l-ut»«ock I.— di» 14 AK. Wei» reinleinen out t^dixer Tante Itutrenck ? » di, 14.—. 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