Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-05
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
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- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812053
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- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881205
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881205
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-05
- Monat1888-12
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 05.12.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 340. Mittwoch dm 5. December 1888. 82. Jahrgang. Satissacliou. R«»,N« ll„ »le«and«r Baron »,» Robert«. »erd»ie». rschl-».) vm. Noch vor Lage», noch gestern hatte er dem Spruch der Richter feinen Künstlerstolz. La« Bewußtsein seine« guten Rechte« entgrgrnzusetzen gewähnt — heule, al« er, zum letzten Mal bekleidet -nt de« König« Rock, vor der feierlichen Korona seiner Kameraden stand, erzitterte er bi« in da« Innerste seiner Seele hinein. O er wußte, e« galt nicht nur seinem rothe« Kragen und seinen Epaulettru — »ein, über seine Liebe, über Alle«, wa« ihm da- Leben bedeutete, ward hier da« Urtheil gefällt. Der Spruch de« Ehrengerichte« stand fest, er kannte ihn vorher; — Entlastung au- dem königlichen Dienst! Al- Be gründung wurde angeführt: nicht die Weigerung Graham'«, eine an und für sich nicht angemessene Forderung aus Pistolen abgewiesen zu haben, sondern der Umstand, baß er eine ver brecherische und alle Traditionen verhöhnend« Ansicht über den heiligen Ehrenpnnct hatte verlauten lasten. Mochte fortan sein Name noch so glänzend auf de« eher nen Tafeln de» Ruhme» eingegrabeu stehen —, auf dem alt- ehrwürdigen Pergament, daß die Liste der Ehrenmänner ent hält, war er gestrichen. — Gegen zwei Uhr de« Mittag« kam er von dem schwülen Gang nach Hause. Klopsenden Herzen«: hat er doch noch da« Urtheil ihre« Blicke- au-zuhallen .... und e« wirb die Verdamuialß sein! Er alhmete erleichtert auf: — sie war nicht da! Da« Dejeuner war nicht angerübrl worden. «Ist Frau Professor au-gegangen?" fragte er die Zofe. „Um elf. gleich nachdem der Herr Professor fort waren." Er nickte. Die Zofe zögerte noch, ihn scharf beobachtend. Und der dämonische Zug >m Charakter der Dienstboten, der sie, wa« a» ihnen ist. peinigend in die Geschicke ihrer Herr schaft eingreisen heißt, drängte sie zu einer Erläuterung. „Frau Professor hatte eme Droschke genommen — nach dem Centralholel." ,.E« ist gut l " Und nachdem die Zofe längst da« Zimmer verlassen: ,,E« ist gut — e« ist gut —" murmelte er immer noch vor sich hin. blitzende« Funkeln unter den finster zusammengekrampslen Brauen. Zu ihrem Vater! Da gehört sie doch hin! Hatte er gestern nicht daraus bestanden, daß sie hin sollte? Sie ist sein Kind uud er ist ihr — „alter braver Vater". Teufel, wa« für eia Recht hat er den», sie zu zwingen, ihr Blut zu ver leugne»? Dennoch schmerzt« ihn ihre Abwesenheit wie da« Wühlen eine« Dolche- in einer Wunde. Sie hat sich gegen ihn ent schieden — die Bestätigung de« Urtheil», da« er soeben em pfangen! vergeben-, baß er alle Gründe dagegen wirft: sie ist mit der Hoffnung hingeeilt, den Vater durch die Rührung diese« Wiedersehen« vorzubereiten. seine Slaarheit >m Voran» zu besänftigen; e« ist die Pflicht, die ihr gebet — sie wäre ein Ungeheuer, wenn sie ihren Vater vergeblich hätte wartru lasten .... Aber immer wieder: sie hat sich gegen Dich ent schieden ! Er stürmte durch die Räume mit eiuem Gefühl völliger Heimalhlosigkeit. Sie wird nicht mehr zurückkehren — ihre lchlanke Gestalt wird nicht mehr dort zwischen den Säulen der Loggia halten, vom goldigen Sonnenlicht verklärt; sie wird nicht mehr ihren biegsamen Körper in die Rundung jene« Sessel« schmiegen; ihr melodischer Laut wird nicht mehr all dem Boudoir bi« herüber zu seinem ArbeitSstand an der Staffel« dringen — Alle- vorbei» vorbei! E» wehte wie ein Tove«hauch durch da» Hau« .... O. er kann sich Alles sehr gut vorstellen, warum sie nicht zurllckkchrt! Er sieht deutlich die Gestalt Sr. Excellenz. wie sie init den unsicheren Schriitchen de» vom Podagra geplagten Alter« auf seine Tochter zukommt, die Arme Halo erhoben — wie e« um da« immer noch keck gesteifte ei-graue Schnurr- bärtcheu zuckt, und wie sich die wimperlosen Augenlider gegen da» Schwellen der Thränen wehre». O Verzeihung für sie. sein Kind — nicht für den Andern — unmöglich! Er hat den ^all vernommen, kaum daß er die Schwelle de« Hotel« über, chritt — die Fama fauchte ihm die Kunde von seinem ehr losen Schwiegersohn schon unterwegs mit dem Dampf de» Lo- eomotivschlotc« in das Antlitz, lind nun flüstert er ihr da« Dort in« Ohr. da» e« ihm unmöglich macht, in Gemeinschaft «>t diesem Schwiegersohn zu treten — ein so entsetzliche» Wort — und er sieht sie sich schaudernd sträuben gegen die un geheure Häßlichkeit desselben .... Da gellte die Trcppenglocke. Er stürzte empor. Eine ge waltige Freude Überwältigte ihn. Sie war e« — er kannte die besondere Art ihre- Glockenklange«. Wie gelähmt lauscht «r ihrem Schritt. Sic ist zurückgrkehrt — sie ist wieder La .... Aber wie sie auf der Schwelle erschien, la» er sofort mit d«m ersten Blick, wie e« stand. Ihr Eintreten war wie ein gebrochene» Schwanken: ihr Antlitz schien völlig zerstört und entstellt — wa- muß sie. die Aermste. au»gestanden haben! Er umfing sie sanft und geleitete sie zu einem Sessel, wo sie niedersank. Er suchte und fand den innigsten Ton, um sie zu bewitleiden. und er fühlte, wie unter dem weichen Streicheln seiner Hände ihr ganze« Wesen erbebt«. „Lu arme, arme Nelly — komm, sei ruhig — mein arme«, arme« Weib ..." Nach einer Weile berichtete sie. Papa batte gestern, al» er nach Berlin kam. noch nicht» gewußt. Gestern Abend aber ist Vetter von PricSdors, der vom Kammergericht, im Hotel gewrsen und hat ihm Alle« berichtet Papa hat kein Urtheil darüber geäußert, o er war so lieb und gut! — aber man sah e« ihm an. wa« er die Nacht an Qualen erduldet. Nur b«»: er will nicht in Berlin bleiben, jetzt, er will »ieder fort — heute Abend . . . Daniela hob die Hände zum Gesicht und stöhnte leise. „Al- ich gehen wollte, kam Vetter Prie-dorf. Ueberau klug und groß und unau«stehlich wie immer. Er ist immer - sä unser schlimmster Feind gewesen. E« fielen allerlei An spielungen — e« siel auch ein Wort — o ein Wort. . Sie preßte die Hände dichter gegen die Auge», schaudernd fuhr sie zusammen vor der Erinnerung an den Klang jene« Worte«. Werner kannte da« Wort. O er kannte e«! „Feigling —" flüsterte er fast unhvrbar — „er hat «ich Zeigling genannt . . ." Sie nickte langsam, und ihren Körper erschüttert« e« wie ein Schlag — die Nachwirkung de« Schlage«, den sie dort im Hotel empfangen. Ein dumpfer, röchelartiger Ton entfuhr ihm. Und e« war ein widersinniger Au«druck wilder, grimmiger Freud«, der über sein Antlitz zuckte. H. Mock hatte an diesem Tage bei Siechen „durchgehalten", wie er zuweilen zu thun pflegte, wenn solch' ein trübselige« Wetter lbm de» Localwechscl verleidete. So befand er sich nach vier Uhr noch an dem runden Tisch, in Zeitungen ver tieft, al« Fritz ihm meldete, ein Herr in einer Droschke wünsche ihn draußen zu sprechen. „Ei, warum kommt er denn nicht Herrin?" rief er. Fritz hob mitleidig die Schultern, er konnte e« ebensowenig wie Mock selbst begreifen, daß Jemand vor der Siechen'schen Pforte halten tonnte, ohne einzutreten. Pferd und Wagen funkelten von der triefenden Nässe. Graliam'S Antlitz erschien am Schlag und nickte ihm zu. Nun begriff Mock, warum der komische Kauz von einem Jemand nicht eingetreten. „Ich wollie Dich übermal» um einen Dienst bitten, Mock! vielleicht bist Du so gut, hier einzusteigen?" Assessor von Mock zeigte principiell nie seine Verwunde rung und er stieg ohne Zögern in de» Wagen. Ter Kutscher fragte nach dem Ziel, Graham gab eine Nummer in der Steglitzer Straße an. „Also ich wollte Dich nochmal» in gleicher Angelegenheit incommodiren, Mock! Hoffentlich da« letzte Mal!" Graham'« Wesen war eigenartig erregt; dock der marter- artig« Zug läbmender Ungewißheit war au« seinem Antlitz gewichen. Mock kannte den Ausdruck au« seiner Praxi«: e« ist die Erlösung de« endlichen Urtheilespruch«. die den Ge fangenen au» dem Hangen und Bangen der Untersuchung endlich befreit, ob so oder so. „Bitte — verfüge ganz über mich, mein lieber Professor." „Ich habe vor, mich zu schlagen —" Mock nickte. „Doch nicht mit dem grünen Jungen? Klein beigrben?" „Bewahre! Ich wünsche einen verwandten meiner Frau, einen Assessor von PrieSborf. Kammcrgericht, vor die Pistole zu laden —" „Ah den —" sagte Mock, und eine gewisse Miene drückte die Befriedigung au», daß e« gerade Den träfe. „Die Sache ist verteufelt einfach. Er hat in Gegenwart meiner Frau und meine» Schwiegervater« ein gewisse« Wort gegen mich fallen lassen . . ." Mock nickte, al« wenn er auch da» Wort schon kannte. „Ich stelle die schärfsten Bedingungen —" „Nun, nun . . ." „Also geladene Pistolen, Avanciren auf fünf Schritt Bar riere und Kugelwechsel, bi« Einer aus dem Platze bleibt —" Mock fühlte, baß e« vergeblich wäre, sich dem zu wider setzen. Ja er freute sich innerlichst dieser Lösung. E» würbe seinen Freund so ziemlich rehabilitiren. „Wie Du befiehlst, alter Junge!" „Dann noch ein«: ich wünsche ollerschnellste Erledigung, womöglich morgen früh! Du bist so gut und suchst den Be treffenden sofort aus. suchst ihn bi» Du ihn gefunden, irgend- wo wird er stecken. Die Droschke steht zu Deiner Verfügung, der Kerl fährt gut." „Bon!" Mock reichte seinem Freunde die Hand zum Zeichen, daß Alle« nach seinem Wunsch auSgesübrt werden sollte. In der Steglitzer Straße vor Assessor vo» PrieSdors'S Wohnung hielt die Droschke und Graham stieg au«; Mock sollte ihm da» Resultat nach dem Nollendorsplatz melde». Ja, er füblte sich wie erlöst von dem ungeheuren Alp! Mochte er nun fallen oder nickt, auf jeden Fall darf er »hr, Daniela, wieder frei in die Augen sehen! und sie steht nicht mehr der Gefahr ouSgesctzt, von einem der PrieSdors'S durch ein ähnliche« Wort beschimpft zu werden! Die Schablone triumphirt — aber er empfand innerlich den Segen solcher Schablone. Daniela war abermal» nicht zu Hause. Da« gab ihm eine bittere Enttäuschung. Er hatte doch nicht die Grausam keil beabsichtigt, sie von den bevorstehenden Duell zu ver ständigen? Nein, er wollte sich nur die Genugthuung gönnen, ihr wieder frei in die Augen, ach, in ihre schönen, lieben Augen zu blicken .... E» war aber besser so. »un konnte er ungehindert seine Vorbereitungen treffen. Wo war sie? Er erinnerte sich dunkel, am Mittag von ihr gehört zu haben, daß ihr Vater wieder am Abend weiterzurcisen gedächte: man konnte e« ihr nicht verargen, daß sie ihn noch einmal zu sehen wünschte. Und er begann seine Papiere und Angelegenheiten sür den Fall seine« Tode« zu ordnen. Unter Anderem sollte da« fast fertige Kolossalgemälde von einem besrcundeten College» voll endet werden; der Verkauf desselben, wie seine« übrigen künst leriscken Nachlasse« würde sein Weib vor der Nolh bewahren und sie der PrikSeors'jchen Gnade entheben. Gegen 7 Uhr erschien Mock erhitzt und dampfend. Er berichtete, daß er den Gesuchten erst in Charlottenburg, wo er zum Diner weilte, aufgestöbert. Er hatte ihn herau-holcn lassen, eben wurden die Austern servirt. Natürlich unleidlich wie immer, ein unausstehlicher Kerl! „Nun und?" fragte Graham gespannt. Mock schob langsam die breiten Schultermasse« nach aus wärts. „ES thut mir herzlich leid, daß ich Dir kein befriedigende« Resultat vermelden kann —." „Wie so?" „Dein Mann streikt!" „Nicht möglich!" „Er weigert sich, sich mit Dir zu schießen! Er hat mir da «twa« vorqeauaselt — zum Teufel, ich hätte ihm am liebsten selbst —" „Er wei — gert —", stammelt« Graham. „Er behauptet. Du wärst sür ihn nicht na, wa» wollen wir un« ärgern! — kurz, er streikt —" „Nicht sati-sactionSsähig!" schrie Graham — „Hölle! So ich ihn nieder, wie und wo ich ihn finde!" r sprang aus, todtbleich. ..Da« wirst Du bleiben lassen, alter Junge! — nicht so aufgeregt! Da« gebe r», Mittelding zwischen Todtschlag uno Mord, und kostete Dich eine tüchtige Portion Zuchthaus — wenn Dir damit gedient ist . . ." „Nicht — satiSsaction»sähig —" hauchte Graham heiser Vor sich hin. „Ich weiß — ich weiß — ich bin e« ihm nicht, weil ich mich mit dem Andern geweigert . . ." Mock bestätigte nickend. E« war der ganze ungeheure Haß der Familie von PrieSdors gegen den Künstler, rer sich in diesem Bescheid entladen hatte. „Hölle!" Graham machte eine wüthende Reißbewegung beider Fäuste, wie Jemand, der sich einer Fessel mit gewalt samem Ruck zu entledigen sucht. Stöhnend sank er in den Sessel zurück. „Na. ich weiß nickt, alter Junge", beruhigte Mock. „Du brauchst Dir die Sache nickt so zu Herzen zu nehmen — Du hast da- Deinige gethan! klebrigen» ist e» sabelbast heiß hier und ich habe einen diebischen Durst; Du wirst jetzt mit mir kommen, wir wollen irgendwo die Beine unter einen Knechtisch stecken." Graham verharrte eine kurze Weile in dumpfem Schweigen Sein Brustkaste» wogte. Plötzlich stand er aus: „Du hast reckt — ich habe da- Meniige jetzt gethan — ich komme gleich!" Mit festen, trotzig ausstapsenden Schritten verschwand er. Er brauchte »ach Mock's Meinung lange, ui» Toilette zu machen. In dessen, allen Phantastereien sonst unzugänglichem tkops stieg eine plötzliche Angst aus — Da schallte ei» dumpfer puffender Ton — e» schlug etwa hart hin. Mock stürzte auf. durch zwei Zimmer nach dem Atelier. Hier fand er den Künstler zu Füßen seine» KolossalgemäldeS auf den Boden hingestreckt, mit ouSgebreitete» Armen; in der einen Hand einen Revolver, au» dessen Mündung eS »och leicht dampfte. Da» Hemd war auScinandergezerrt und ei» dunkler Blulstrom quoll von der Herzstclle. Aus dem Tischchen lag ein Zettel, ein Abriß au» einem Skizzenbuch, daraus standen von einem blauen Stift hin- geworsen die Worte: Ich habe beschlossen. Euch Allen SatiSsaction zu geben — auch Dir Nellv, und auch mir selbst! Mein arme« Weid — ach, mein arme», arme- süße» Weib . . ." vermischtes. —» vom Kaiser Wilhelm lief in Stettin bei der Direction de» Bulcan folgende« Telegramm ein: Ich spreche Jbne» zugleich im Namen der Kaiserin den herzlichste» Glück wünsch zum glücklichen Stapellause au«. Möge da« Schiff seiner Zeit ebenso glänzend die Leistungen de« „Bulcan" und seiner Arbeiter erweisen wie schon so viele von Ibnen ge liefert« Schiffe. Wilhelm I. R. Z Halle, 4. December. Der Landrath de« SaalkreiseS erläßt aus Grund de« tz. 142 de« Gesetze« über die Allge meine LandeSverwallung eine KreiS-Polizei-verord- nung, nach welcher da« Verabfolgen von Almosen an nicht ortSangehörige Bettler verboten wird. Zuwider handelnde Versalien in eine Geldstrafe bis zu 9 ^tl, event vcrhältnißmäßige Hast. Die Verordnung tritt mit dem t. Januar 1889 in Kraft. UAuS Thüringen. 3. December. Die Actiengesell schaft de- „Thüringer Tageblattes" in Gotha ist. wie wir vor einem halben Jahre vorauSsaqten, von keinem langen Bestände gewesen. Der Verlag desselben, an den von der Gesellschaft 37 600 gewendet worden waren, ist am ver gangenen Sonnabend sür 16 OVO a» einen Herrn Strauß übergegangen. — Einen gefährlichen Kampf hatte kürzlich der Forstwart Schart aus Schweina mit einer Wildkatze zu besteben. Da« Thier flüchtete sich vor de» Jäger« Hund in da« Loch eine« Gemäuer», waS aber nickt groß genng war, so daß der geringelte Schwanz noch berauShing. Ein Griff ein Ruck und die Bestie flog heran«, sprang aber auch sosort dem IägcrSinan» nach dein Gesicht, glücklicherweise war der Sprung zu kurz, statt am Hat« biß sich da» wüthendb Thier in der Scbultergegend in den Kleider» fest. In» nämlichen Augenblick faßte aber der Bedrohte die Bestie mit kräftiger Hand im Genick, würgte sie und schlug ihr am nächste» FelS- slück den Schädel ein. ---- Rudolstadt, 1. December. Heute, am Vorabende de« Tode-tag» Seiner Exccllenz de« Herrn StaatSministerS von Berirab, wurden zum ersten Male die Zinsen a»S der von ihm letztwillig errichteten und unter der hiesigen städtischen Verwaltung befindlichen Stiftung verliehen. Herr Erster Bürgermeister am Ende ließ Namen» der Stadt ans dem Grabhügel de» verewigten Ehrenbürger« einen Lor beerkranz mit Schleife in den Stadtsarben nicderlegen. Der Reich»tag«abgeordnete Dr. Meyer-Jena hat einen N»s al« Professor de- Staatsrecht» in Heidelberg, an Stelle de» verstorbenen Schulze, erhallen und an genommen. Die Comtesse al« Fabrikarbeiterin noch einmal. Zur Bestätigung der Millheiluiig in der DienStagS- Nummer de« Biatte« sei ergänzend bemerkt, daß der Name der betreffenden Grasentochter allerdings i» den Gothaiscke» Kalendern vorkommt. Melanie Gräfin Keglevich Von Buzin ist darnach da» dritte Kind zweiter Ehe des verstorbenen k. k. Kämmerers Grasen Karl, der zuerst mit einer Fürstin Ode-ialchi, dann mit Caecilie geb. Eonzett ver mählt war. Die Genannten gehören dem ersten Zweige der ersten ungarischen Linie dieser 180 Jahre alten Grasensamilie an. Die andere Linie ist in Kroatien ansässig oder wohn» ast. — Da» Stammschloß de» Geschleckt« Bnzin, eine starke ergfestung, liegt in Bosnien. Die Vorfahren waren ver wandt mit den Fürsten von Montserrat, mit dem Könige von Albanien und mit Ecantcrbeg. Peter II., Sohn von Kegel, von dem die Familie den Name» führt, war BanuS von Kroatien, da« er vom Türkenjoch tapfer hatte befreien Helsen. ---- Pari», 1. December. Die Denkwürdigkeiten deSMarschallSMacMahon sollen in Kurzem erscheinen. ES heißt, der Verfasser habe die Absicht, dieselben vor ibrcm Erscheinen dem Erzherzog Albrecbt von Oesterreich und dem heidinarschall v. Moltke zu unterbreiten, damit diese die darin enthaltenen Darstellungen des italienischen beziehungsweise deutsch-französischen Krieges begutachten. — Der MarquiS du Boy«, ein Enkel de« General« Hocke, bat in einem Schreibe» an Carnot gegen die UebersUbriing de» Leichnam« 'eine« Großvater« nach dem Pantböon Einspruch erhoben, weil er nickt will, daß ein Enkel de» Manne«, der 1794 Hoch« verkästen ließ, diesen Erlaß unterzeichnet. — Charleroi, 3. December. Ein beute in Ebatelct abgeballencr Arbeitercongreß beschloß Mil 3!» gegen 17 Stimmen, einen sofort beginnenden allgemeinen Streik zu veilüiideu. — Rom, 29. November. Ein abermaliger Brand m königlichen Schlosse, glücklicherweise diesmal ein ganz kleiner, setzte am verwicbencn Abend wieder hier die Gcmüther in Aufregung. E« waren in einem Raume des Erdgeschosse« kurz nach Mittag in dem der Via Venti Sette»,bre zugewandten Flügel de«Ouirinal ein paar Ti'chlcr mit AuSbessernng von Möbeln beschäftigt. Um L im zu kochen, »lachten sic mit Hobeispänen Feuer in einem Kamin, der seit Meilschengekenken weder benutzt, noch gesetzt wo den war und eine starke Ansammlung von Nuß enthielt. Ruß und Kamin grrietk in Brand und bald stiegen dichte Rauch wolken über dem Schlosse auf. Feuerwehr, Polizei und Truppen eilte» herbei, allein e« genügte» diesmal einige Eimer Wasser, um den Brand zu löschen. Die königliche Familie war gerade bei Tische, und ehe der König selbst sich an Ort und Stelle begeben konnte, war die Feuersbrunst abgclban. Der Schaden wird auf nur einige hundert Lire angegeben. ---- Genua, 30. November. Große Aufregung herrschte heute an der Börse, r« wurde am Morgen eine Patrone an der linken Seite der Börsenwand gesunden, die Zünd schnur war halb verbrannt und dann erloschen. Die Pairone, deren Füllung nach den Einen Dynamit, nach Andern Nitro- Glvcer», war. ist aller Wahrscheinlichkeit nach am Abend unter den Sitz einer mißliebigen Person gelegt worden. Einige Börsenbesucher haben die üble Gewohnheit, selbst noch nach 8'/, Uhr Abend«, wenn schon da» Ga« au-gevreht ist, sich nicht dom Schauplatz ihrer Tbäligkeit trennen zu können und einige Zeit im Dunkeln zur Besprechung ihrer Geschäfte zu verweilen. Diese Zeit scheint der Uebelthäter zur Legung der Patrone benutzt zu haben. Literatur. Töchter-Album. Unterhaltung«» tm hänslichen Kreise. Heran», gegeden von Thekla von Gumpert. Mit vielen Bildern nab Holzschnitten. 34. Band. Glogau, Vertag von Earl Flemming. In geschmackvollem Bewände tritt der neueste, 34. Baad de« ,.Töchter-Album»" vor da« Publicum. Hat sich diese« prächtige, einzig in seiner Art dastehende Buch tm Lause der Jahr« die Gunst der deutschen Frauenwelt erobert, hat da« „Töchter-Album" l»«her die Liebling-lectilre jede« deutschen Mädchen« gebildet, so wird e« sich in seiner neuen schönen Gestalt gewiß noch mehr Freundinnen erobern. Wie e« aber auch mit seiner eleganten Hülle da« Schön- heiiSgesübl befriedigt und dem modernen Geschmack Rechnung trägt, so bietet da« Werk auch inhaltlich da« Beste, wa« die deutiche Lite- ratur auszuweisen hat: Spannende Novellen, kleinere Erzählungen, interessante Schilderungen, Biographie» «. s. w. wechseln ab in buntem Reigen und bringen eine säst überreiche Fülle de« Unter- ballenden. Belehrenden und Anregenden. Daß die Erzählungen bei allein stofflichen Interesse und mit ihrem spannende» Inhalt einen streng sittlichen Geist athmen und die Phantasie der Leserinnen immer in den rechten Bahnen erhalten, braucht bet dem „Töchter-Album" wohl nicht erst besonder« betont za werde». Line reiche Anzahl von trefflichen Farbrnbilderu, Holzschnitten und Karten zieren auch diesen Band, der äußerlich und inhaltlich da« sch-uftr »ad passendst« Weihnachtsgeschenk für junge Mädchen bildet. ** » * » Man kann sich nicht« Reizendere« denken, al« die MIniatnr-An«. gaben unserer Llassiker, welche der Verlag von Earl Krabbe in Stuttgart zum Preise vo» 8 ^l per Band neuerdings gebracht ha». L« liege, nun vor: Gaetbe's Gedichte zwei Bände — Schiller'« Gedicht« eia Baud — Heine'» Buch der Lieder eia «and — Heine'» Neue und letzt« Gedichte ein Band. Trotz ihrer zierlichen Gestalt sind diese Ausgaben in schönen klaren Typen gedriickl, ans sestem, weißem Papier, ohne Goldschnitt (wofür wir dem Verleger besonder- dankbar sind), aber in vorzüglichem Einband, der ebenso geschmackvoll ist. wie er douerhast scheint. Auch di« Zu sammenstellung hat unseren Bestall, denn es ist doch nun einmal die Wahrheit, und sie wird al« solche sich je länger desto mehr Herausstellen, daß unter allen großen Lyrikern, die nach Goethe kamen. Heine der größte ist. Der Leier wird durch Inhaltsverzeichnis; und Register der Anfangszeilen sehr wohl orientiert, so daß als Geschenklileratnr oder etwa zur Begleitung aus Reisen diese !ü»s aninuthigen Bündchen, einzeln oder zusammen, warm empfohlen zu werden verdienen. « * « Eine werthvolle WeihnachtSgabe sür die Heranwachsende Jugend ist und bleibt immer ein gutes Buch, besonder« aber dann, wem, der Inhalt eine« solchen den Anforderungen entspricht, w Ichc mit Rectit a» die Erzeugnisse aus dem Gebiete der Jugend-Literatur zu stellen sind. Ein solche« Buch, und zwar in festlichem G wände, ist Lchorer'S Jugendfreund. Berlag von I. H. Schorer in Berlin, welches soeben in feinem ersten Jahrgänge erschien. Der mit vielen Illustrationen versehene Inhalt birgt einen Schatz vo» allerlei lustigen und ernsten Erzählungen, duftigen Märchen und nra'ien Sagen. Schilderungen, wie e« in der Welt gebt und steht, sichren den jungen Leser >» ferne Lande, ja sogar unter die Erde; das Lrben der Thicre in Wald, Feld und Wüste wird vor Augen ge führt, berühmte Männer werden gezeichnet und vo» ihre» Thaicn wird erzählt, und endlich erscheint ein bunte- Allerlei, woiualer lustige Siück.ein und Rälhsel nicht schien. Wn wünschen „Schorer'S Jugend freund" viele Freunde in der Iugendwel». —ü. » * « Tte H»benr«Iert>»>r«. Bon Schalte vom Brühl. Hess 6 und 7 von „Deuiiche Schlösser und Burgen". (Leipzig. Boß' Svriimen», G. Hässel) 7 1» für Neugeborene: »G«ni>vli«n, .lüpekon, I-Llurkvi,, Storr!sttrl»»sn, Isullrloi^rrlion, Ißsvlillrlviilrrlivn, da- Stück von so ^ an das Stück von >4l 2.25 an das Stück von ^l 7.50 an da« Stück von ^l 2.25 an für Kinder von S—«st Jahren: ali»in«lan, Havkllioniiloi,, 8»lnlrloir>vi> Unlvni'ürriro, »»vkljsvlrvn, Vkvnkornrlon, da« GtllA »» ?v ch a» da- Stück von 2 ^l an da« Paar von «0 ^1 an da« Stück von 1.30 an da« Stück von 1.80 an das Stück von 3 ^l an e«»st«»lt t« reicher Au»«o«hl und „r beste» Ltofirn llortros, GrilmnMe Straße 32, Miniricianum. VIIK0I1
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