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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-11
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812115
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881211
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881211
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-11
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 11.12.1888
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7SV0 Neueste Nachricht«,. * Berlin. 10. l-ecember. (Fernsprech Meldung de« „Leipziger Tageblatte«".) Der .ReichSanzeiger' der. ösjentlicht ein Telegramm Kaiser Wilhelm'« an Kaiser Franz Joses au« Anlaß de« Reg,erurm«jubiläum«. welche« >„ herzlichster Weise den Gefühlen der Freundschaft und br« Dankeo Ausdruck giebt und deu Wunsch autbrückt. daß der europäische Frieden zu Gunsten der beiden Völker noch recht lange erhalten bleiben möge. Kaiser Franz Loses gab in seinen, Erwiverungsieleqramm dem Danke für die treue Freundschaft Ausdruck und sprach die Hoffnung au«, baß die Freundschaft beider Völker im Interesse de« europäischen Frieden« noch recht lange andauern niöae. — Die Kaiserin machte heule Nach» uiitiag zum ersten Male seit ihrer Erkrankung einen Au«fluq. — Auck der Kaiser unternahm heute eine AuSsahrt. — Tie .Norddeutsche Allgemeine Zeitung" bezeichnet die Mittheilung eine» Londoner Blatte«, daß in Berlin ein Plan auSgearbeitet werde, dahingehend, da« türkische Reich unter Curatel zu stellen, al« vollständig auS der Lust gegriffen. Ln amtlichen Kreisen sei von einem solchen unbilligen Plane Nichts bekannt, und sie fügt noch hinzu, daß die Mittheiluug. dieser Plan sei dom Fürsten BiSmarck auSgegangen, mehr al« eine dreiste Verleumdung sei. die lediglich in Koiistantinopel durch lügenhafte Unterstellung Haß und Mißtrauen gegen Deutschland erregen solle. — Stuttgart. Die Neuwahlen für die Abgeordnetenkammer sind aus den 7. Januar k. I. anberaumt. — Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung" meint gelegentlich ecne» Leitartikels de- ..Standard", daß sich die deutsche Regierung anläßlich des Zanzibarsolle« anmaßend ge zeigt habe, widerlege sich durch da» herzliche Einvernehmen der deutschen und der englischen Regierung. WaS da« Miß trauen gegen Oesterreich anlange, so hätten allerdiiiaS fort schrittliche und zwei konservative Zeitungen diesen Gefühlen Ausdruck verlieben. Es könne aber versichert werden, baß der Ausfall ebenso unerwartet al» unerwünscht in amtlichen Kreisen sei und man Zweck und Urheber noch nicht kenne. Nachtrag rum politischen Tagesbericht. * Da» imperialistische Eentral.Eomite in Paris hat unter dem 4. December eine Eiklärung verössenllichl, die etwa Folgende« besagt: Unter den obwaltenden Umständen, deren Ernst Niemand entgeht, hat das iniperialistische Cenlrat- Conul« des Appells an das Volk als Interpret der Gedanken de« Prinzen Victor Napoleon die Pflicht, seine Politik zu kennzeichnen. Den Napoleonischen Ucberlieserungen getreu, hält daS Eoiiütä an dem Plebiscil fest. Dem frei und loyal befragten Volke allein steht es zu, über die Geschicke Frank reichs zu bestimmen. Diese Befiagung muß «ine direcle sein und jeder konstitutionelle» Organisation vorausgebe». TaS Eomilö weiß sich in diesem Gedanke» eins mit alle» Imperia listen. Sie werden sich, wie eS selbst, vor der Entscheidung der Nation beugen ebne Rückhalt Ihr Bündniß ist für Jeden, der mit derselben Klarheit und demselben Freimuih dem Lande das Wort giebt. zu haben. Diese Lösung ist die einzige, die keine Partei demülhigl. keine Ueberzeugung verletzt, c^ie erlaubt die beute zersplitterten Kräfte zu ewigen, und nach so vielen Prüfungen wird Frankreich ihr die friedliche Wiedcrerwrrbung seiner Ordnung, seine» Vertrauen», seiner Größe und seiner Blüthe verdanken. Man sieht, daß die Imperialisten auch heute noch trotz der republikanischen Allüren des BoulangiSmuS an diesem scsthallcn. Ist da» Kurzsichtigkeit ober weise Berechnung? * Der russische Minister der BolkSaufkliirunst. Staatssccrctair Deljanow. feierte am 5. ds. MtS. sein LOjährigeS Dienstjubiläum und hat der Kaiser auü diesem Anlaß folgendes Handschreiben an denselben gerichtet: Gras Iwan Dawydowitsch. Bor einem halben Jahrhundert traten Sie, nach Absolvirvug Ihrer juridischen Bildung an der Moskauer llniversitäl, in die truhere lt. Ablheilung Unserer Kanzlei in den Dienst u»d widmeten sich der Bratbeituag der gesetzgeberischen Fragen. Ihre ArbcitSlicbe und Ihre Kenntnisse lenkten die Aufmerksamkeit JdreS Chef«, drS Grasen Bludow, aus sich und erwarben Ihne» das Wohlwollen de kalier« Nikolai Pawlowitsch. Al- Die daraus zu Aemtern berufen wurden, welche Ihren GeisteSelgenichastea so sehr entsprechen — zur Leitung der Erziehung und Bildung der langen Generation, haben Sie sich sowohl in dem Amte eine« EuratorS de- St. Petersburger LehrbezirkS. drS Direktor« der kaiserlichen öffentlichen Bibliothek, wie auch al- College de- Minister- der Bolk-aufklarung die allge- insiae Achtung erworben und die Erkenntlichkeit Meinet in Gott leihenden BaterS verdient. Ihre Thäiigkei« im Reich-rath war stet- aus den Schutz unserer Gruadprlncivien de- Glauben- und der aus die Selbstherrschaft ge gründeten Ordnung in den Gesetzen gerichtet, und den Instituten de- Ressorts der Kaiserin Mari» wird Ihre von Liebe durchdrungene Fürsorge nicht nur sür die Erziehung der Sinder, sondern auch sür da« w-tere Schicksal derselben nach Beendigung ihrer Erziehung cwig unvergeßlich bleiben. Ihre langjäbrige Ersahrunq aus dem lehradministratioen Schau- Platze Ihre Gerechigkeit und Menlcheuliebe bewogen Mich, Ihnen mit vollen, Vertrauen den wichtigen und verantwor>lichea Posten eine- Ministers der BolkSuusllarung zu übergeben. Die umsichtige »nd ununterbrochene Organisation der UniversitälSbildung ist der «Gegenstand Ihrer besonderen Sorgen Die haben die nöthige Aui- merkiamkeit oer Errichtung und Entwickelung der technischen und Prosessional-Schulen geschenkt, die unterem Baterlaubc lo noih- wendm sind. Nach Ihren Weisungen wird der Elementar unterricht in den Botk-ichulea »» Geiste der beständige,, Genietnschast mit der Kirche geleitet, e« ist dasselbe Ziel, da» auch bei den unlängst »um Wollt de- Volke« errichteten Pjarrjchulen verfolgt wird. Die Richtung, die Sie aus gleichen Priiicipicn siir ganz Rußland allmälig, aber sicher und bestimmt der Organisation de- LehrweienS gegeben haben, wird die Herr» schaff der ruisischen Sprache an allen Orten Unsere- Reiche« sür die Zukunst beteiligen. Indem Ich Ihnen an dem bedeutung-vollen Tage, wo Sie eia halbes Jahrhundert dem Tdrone und Vaterland« treu gedient haben. Me», Wohiwollen und Meine Erkenntlichkeit au-zudruckea wünsche, erhebe Ich Sie durch einen Uta» na den Dirigireuden Senat in den Grnjenstand de- Nnisiichcn Reiche- Ich verbleibe Ihnen unwandelbar geneigt (da- Original ist von Seiner Moiestäl Höchstcigeahändlg unterzeichnet:) „unt dankbar 23. November >888. Alexander." Gatichina Auch alle Petersburger Blätter widmen dem Jubilar an- erkcnnende Artikel, u. a. bemerkt da« „Journal de St. PcterSbvurg": ..Es steht uns nicht zu. die Tätigkeit de« Staatsmannes in seiner bot en, in moralischer Beziehung >o verantwortlichen Junclloa zu würdigen. W,r wollen nur daraus hinweiie», daß lchon tk Mo nate noch seiner Ernennung zum Minister Herrn Deljanow an läßlich «cr Krönung der Si ÄnbreaS-Orden verliehen wordr und er dnrch ein Allerhöchstes Rescnpt ou-qezeichnet wurde, in dem u. A. »ui die Ausgabe — zum Wodle der zuküustigen Generationen und zum Rubine des Vaterlandes — da- Werk der Bolk-eusklärung aus riae iol'de Bast» zu stellen, und zwar aus dem Wege der Wahrheit, des ««»len und der Nächstenliebe, hingrwiesen wird." D>e politisch, Lage in Dänemark ist am Diens tag in ei»er Versammlung der Rechlenpartei in Odense vom HkchsleiiqcrichtS Advokaten Hindenburg zum Gegenstand eine« inlcrrstanlen Vorträge» gemacht worden, dem NachstebendeS knlnviuinen ist: Die Linie besitzt eine wesentliche Stütze in de» Socialisien; da diese Letzteren jedoch nicht dasselbe wollen, w>« b>e Ma>onlät der Linken, so dürsten manche Anhänger dieser sich von der Partei trennen und zur Rechten über gehen, wenn diese Resormen wie Maßnahmen gegen die Niisilllichk'il und Trunksucht ,n die Hand nähme, die von einer allgemeinen Stimmung >m Botte begünstigt werden. E» se> deshalb anzuralhen. daß dir Rechte sich mit Kraft dieser Angelegenhetten onnehme. zumal besonnene Linken- ai'bangrr >n denselben mit ibr stimmen würden Hierdurch und nicht etwa durch daS Angebot eine» Vergleiche- werde die Rechte vorwärt» kommen. D>e Social,sie:, haben als Programm: Abschaffung der Religion. der Eh« und dr« Vaterlande»; ern selche» hat dir Linke indeß nicht, und des halb muß ei» Keil zwischen diese beiden allürten Parteien grlrird«, werde«. * Zur Lag, in Serbien wirb der «Politische» Corre» spondenz" au« Belgrad, 5. December. geschrieben: „Der Entschluß de« König« Milan, die vielfach «ad von verschiedenen Seite» ougesochtenea Urwahlen zu oanulliren und neue Wahlmäaaerwahlea unter der Eontrole von »ck doe ernannten, au« allen drei Parteien zu bildenden Lommissionea an- zuorbneo, liefert einen neuerlichen Beweis dafür, daß die Krone mit allen Mitteln bestrebt ist. die vollständige Freiheit der Wahl- actio» zu sichern. Um da« BersaffuugSwert in Bordmeia aus den denkbar festesten, weil breitesten Grundlagen auszurichten, ist es in der That unerläßlich, daß in der neuen Lersaffuag nicht bla« die Giuudjätze einer einzigen, sei «< noch io großen Partei zum Aus- druck gelangen; um allen gerecht zu werden, muß die aeue wi«o» cdnrl» sich al- eia Kompromiß zwischen den Priacipiea and Bestrebungen oller drei, da« gelammte Bolk umiasseuden Parteien darstellen. sin diesem Zwecke hat der Ministerpräsident, al» Leiter de- Ministeriums dr« Innern, die erwähnte,» Lommissionea mit weitgehende» Vollmachten versehen, welche um io eher im Lager aller Parteien rückhaltloser Zustimmung begegne« sind, als aus denielbeo hervorgebt, daß den Becwaltung-behördcn das gänzliche Fernbleiben von den Wohllocalen zur strengsten Pflicht gemacht wurde. Nur im Falle von ernsten Störungen und Uarubea bars die Polizei ein- schreite», aber auch bona nur aus formelle Aufforderung seilen der Speciolcommissoire. die naturgemäß ohne die äußerste Noch- wendigkeit sich zu diesem, dem Wesen ihrer Mission geradezu wider- lprechenbeu Schritte nicht entschließen werden. An« dem Gesagten geht die Hinsälligkeit der Behauptung der ruistich-vanslawiftüchen Organe, daß eS dem Könige oder dessen Regierung mit der Proclamirung des Grundiatz«- der Wiblireihnt nicht ernst sei, zur Genüge hervor. ES läge übrigen» auch gar kein Grund vor, irgend welche Folgen der nur durch die grseyuchrn Be stimmungen eingeichränkten Wahlireihcit zu scheuen. Tie zur Botirung einrr neuen Bersaffung emberusrne große Skuvlchnna. ihre Zusammensetzung sei welche immer, wird um so gewisser ihrer Aus- gab« genügen, als da« ibr vorzulegende Veriassungsproieci bereit« vou den hervorragendsten Vertretern aller Parteien ongeaommen ist. Die Besücchtung ober, daß die große Nationalveriammlung. fall- da- radikale Element im Schooße derselben vorberrschend sein sollte, den gesetzlichen Boden verlassen und sich, sozusagen über Nochk, in einen Lonveat verwandeln würde, wird hier nirgend- gehegt, obichon man vsn den von pauilawistischer Seite unternommenen Anstrengungen, die Zustände in Serbien in eine revolutionaire Richtung zu drängen, volle Kenniuib hat." Marine. * Ln Sebastopol ist vor einigen Tagen der Verweser d?S russischen Marine-Ressort«. General-Adjuiont Admiral Iwan Alexejewitsch Schestakow gestorben. Noch kürzlich meldeten Ovesiaer Blätter, daß eine Besserung in seinem GesundheitSzuitande eingeireten und kaß er beab sichtige, demnächst nach Pe eröburg zurückzukehren. Der Ver ewigte bat dem Mar»ie-R'stört durch 8 Jahre vorgestanden, er trat den Posten eine» Verweser» noch dem Tode des Ad- nnral» Krabbe an. Z» dieser Zeit betrug die Zahl der dem Verbände der russischen Flotte angchöirndn Schisse im Ganzen 764 und zwar 33 Panzerschiffe. 350 nicht gr» panzerte Damvser, 34 Segelschiffe (nicht gepanzert) und 347 Hasensch sfe. Gegenwärtig ist ihre Zahl ans l lOO angewachsen (37 Pa»zersck»fse. 12 Halbpanzersregatlen. 29l ungepanzerlc Dampsschisje. 36 Segelschisse und 734 Hcisen- sabrzenge). Außer Vieser bedeutenden Vergrößerung der russi schen Flotte wurde unter der Verwaltung I. A. Schestakow'S im Jahre 1885 da» sogenannte „Gesetz über den Marine- CensuS" erlaßen und vollzog sich VaS hochwichtige Creigniß der Wiedergeburt der Schwarzmeerflolte (6. Mai 1886). Der Verewigte wurde 1820 geboren. AlS sechzehnjähriger Jüngling trat er aus dem Manne»Cavetlencorp» in den praktischen Seedienst. Den Rang eine» volle» Admiral» er hielt I. A. Schestakow im vorigen Jahre (1887) gelegentlich seine» sechzigjärigen Dienstjubiläums. Socialpolttisches. * Stockholm, I. Decem'er. Gestern ist da« Plenum der vor drei Jahren niedergeletzten Loiumissioa zur Berathung der Arbkiterversicheriing wieder zusammengetreten. Der Lo»i- Mission log eia königliche» Schreiben vor, in welchem derselbe» emoiohlen wird, „alternativ mit dem unterm 38. Juli d. I. an« gemeldeten Borschlage der Commission, betreffend die Alter-ver« sickierung der Arbeiter. Vorschläge zu machen, welche auf der Vor aussetzung basiren, daß deduss der Alter-Versicherung der Arbeiter und mit denselben gleichzustellender Personen Stoal-beiträge ange- wiesen werde»." Schon zu -Anfang diese» Jahre- lag der Com mission ein fertiger Entwurf zur Alter-Versicherung vor, welcher von der in dem königlichen Schreiben empfohlenen Voraussetzung aus- aing, jedoch war in diesem Entwnrie, der dem Könige in dem Schreiben der Lommisston vom 28 Juli d. I. «»gemeldet wurde, die staatliche und commuaale Aller-versichrrung der Arbeiter nur als eine uns genauer Prüfung berukende Ausnahme gedacht, die private Beitrag-Pflicht war in den Vordergrund gestellt, klebrigen« soll in der Commission die Frage der öffentlichen Beitrag-- vflicht schon im Mai 1886 angeregt worden sein. Da- mals dachte hier in Schweden noch Niemand daran, daß der Reichslag hohe Schutzzölle, namentlich auch aus Getreide, beschließe« und daß diese schon noch zwei Jadren zur Einführung gelangen würden. Au- dem Ertrag dieser Schutzzölle soll bekanntlich die Arbeiterversicherung unterstützt werden, wie solche- vom König im Stoot-rathe angeregt worden ist. Man dars nun gespannt sein, wie die Commission sich zu der jüngsten königliche» Aniorderung stellt und in welcher Weite sie dieser naehkommt. Unbemerkt ist nicht ge- blirbrn, daß die Arbeiten der Commission ,n den ersten Jahren einen sehr schleppenden Gang nahmen und daß da-Ergebinß dicier Arbeiten nach keiner Seile hin Eindruck mochte, weil e- nur halbe Maßregeln waren, welche die Lomniilsion zur Verbesserung der L igc de- Arbeiter standes in Vorschlag brachte. Nach der neuerdingl bekundeten Stellung des KönioS zur Arbeiterversicherung schließt letzterer sich der Aui- sassung an, daß dielkronkru-, Unsoll-, Aller«- undJnvalidenvüsiche.uiig der Arbeiter eine zwang-pflichtige sein muß, lall« sie wirksam >,in soll, und daß somit auch der Staat, bezw. die Gemeinde, zur Beschaffung der eriorderlicheu Mittrl deravznziedcu ist. Einer Brriicherung dieser Art widerstrebte aber da« Ministerium Themptauder, einerseits wril das selbe staatliche Mittel vvraussetzte. die nicht vorhanden waren und kaum ander« al« durch Zollerhebungen hätten beschafft werden können, so daß da- Thrmpionder'iche Ministerium seinen schutzzöllneriichen Gegnern hätte in die Hände arbeiten müffen, oudererse is weil die ganze politische und wirthichaitliche Richtung de- Lhempiander' chen Cabinet- den socialpolitischen Bestrebungen nach deutschem Pordi.de addold war. Ander- stellt sich da« jetzige Bilbt'iche Ministerium zur Arbeiterlroge. DirjeS Ministerium ist der Ansicht, daß etwa« sür die Arbriter geschehe» muß. wenn man sie nicht gewaltsam in die Arme der socialen und politischen Nmsturzpartei treiben will, die hier, wie ander-wo, öffentlich wie im Geveimen aqitirt, »nd daß der Staat vor Allrm di« Pflicht hat, in wirksamer Weise sür den Ar- beiterftand eiauitrete». SS ist erklärlich, daß diese Stellung des Ministerium« Vildt die Arbeiterversicherung-commisston zu regerer Thätigkeit anspornt, und letztere zudem auch durch die ihr gewor- denen königlichen Fingerzeige einen festeren Halt gewinnt. Schweden dürste demnach einer der ersten Staaten werden, der in social- politischer Beziehung io die Fußflapsea de» deutschen Reiches tritt MuliL. Altes Theater. Leipzig, lO. December. Eine mit allerlei Piippcnicderzeii und komischen Saltomortale« dem Operellenpudl cuin mund gerecht gemachte Verschwörung der Spanier z» Gnnste» der französischen Republik bildet len Hauptinhalt der Franz von Suppö'schen Operette „Donna Juanita", welche längere Zeit hindurch da« Repertoire de« Theater- der Süd vorstadt dederrschte, al« dasselbe noch unter der Signatur der heitern Muse von Strauß. Osfendach, Suppö. Lrcccq und Millöcker stand und m>t Shakespeare und Ganghoser. Schiller und Neuert noch nicht« gemein hatte. Di« Operette ist hin länglich bekannt; nach der ernsten Seite hin findet sich darin etwa« Liebeslyrik und Krieg«, und Siegesgesänge; nach der beilern die bekannten Verkleidungsscherze. die au- dem G«- schlechlerlausch hervorgehen und in den Operetten die beliebtesten Verwicklungen bilden. Mit Bezug hieraus hat „Donna Luanila" die größte Aehntlchkrit mit „Aatinitza"; der liebe- deuchelnde Eadet ober jung» Osficier. der den alten Generalen um den Bart geht, ist derselbe Held, matz er nun aus der Rangliste der sranzösischen oder russische» >r»l« ftrhea. Franz von SuvpS'» Tonmuse bat auch hier wie in „Boccaccio" manche sich dem Ohr einschmeichelnde Melodien geichafsea und die liebenswürdige musikalische Plauderei, die ihr eigen ist. in mehreren Nummer», besonders im Briesquinlett de» ersten Acte» bewährt. Die gestrige Ausführung, den» bunte Jnscenirung, so wie da» lebhafte Zusammenspiel aus der Bühne unter Leitung de» Herrn Prost stand, wäbrend Ehöre und Orchester dem Dirlgentenstabe de« Herrn Porst gehorchten, mußte, wie wir erfahren, biuter der ersten Aufführung am Sonnabend Varia etwa» zmückstebea, daß der Opernchor, der dort voll zählig mitwirkte. gestern Abend zum großen Theil in der Oberonaussührung beschäftigt war und so der Operettenchor au« verschiedenartigen Bestandtheilen zusammengesetzt war, die indeß doch in der Hauptsache slörung-loS. wenn auch minder wirksam ihre Ausgabe durchsührlen. Im Ganzen wird man sich schwerlich für die Spanier begeistern, die dem General Pichrgru «ntgegenjubeln; aber amüsiren wird man sich Uber den invaliden englischen Obristen, der nur aus einem Ohre hört, nur aus einem Auge sieht und dabei noch den galanten Ritter spielt, über den liebe«- tollen Alkalden, den der Eadet Renü so lustig an seinem Fädchen tanzen läßt, wenn Beide so gut gespielt werden wie gestern von Herrn Müller und Herrn Rohland. Beide werden indeß in Bezug aus komische Wirkung noch um eine Hal-länge geschlagen von der ehemaligen Balleteuse Olympia, dle, obgleich sie einen so einflußreichen Mann gebeiralhel hat, ihre frühere Kunst nicht vergessen kann und ihre Gemüths- bewegungen mit asterlei Pirouetten seelenvoll begleitet. Frl. Buse brachte die Remimscenzen ihrer Fußspitzen zu burlesker Geltung und sang da« Lob der Pantomimik so ausdrucksvoll wie möglich. Die eigentliche Heldin der Operette, der Eadet Renö. wurde von Frl. An de» al« ein sehr flotter, unternehmungs lustiger Bursche dargestrllt. der allerlei Flausen im Kops hat und sich um die bedrohliche Lage, in der er sich befindet, durchaus nicht kümmert. Mil vieler Schalkhaftigkeit sang Frl. Andeü gleich VaS erste Lied, die Geschichte ihrer mililai- rischen Abenteuer; eS w .r eine muntere Plauderei, ganz dramatisch auSgesübrt; ebenso schalkhaft war sie in der Ab wehr der Galanterien de» Obristen und de» Alkalden, sowie in der ansch inenden Hingebung an ihre LiebeSwcrbung; doch die letzte marionettenbaftc Scene im Psipvenkleide konnte auch Frl. AndcS nicht genießbar machen. Gegen die Jnscenirung dieser Eomövie mit den große» und kleinen Kindern jeder Art ließ sich nicht» einwenden. aber der Eindruck bleibt immer der eine« JabrmarklspuppenspielS. Frl. A»des erntete leb haften Beifall. Sehr schmuck war die Petrita deS Frl. Göhr«, die sich in« Spanische übersetzt hatte, ihren nordisch blonden Soubrrtlenlypu» verleugnend, und sich lebendig so wohl ia den Liebe-scenen, als auch sonst an der Handlung de- tbriligte. Der nicht leichten GesangSpartie wurde sie »n Ganzen gereckt; nur mit dem ersten Liede drang sie nicht recht durch. Gewandt in Spiel und Gesang war Herr Ja- nuschke al» Gastoa Dujaure. Herr Greiner als R ego trat besonders in der Briesscene de« ersten ActeS wirksam bervor. Nock erwähnen nur den Gil Polo de» Herrn Prost, den Picbegru VeS Herrn Tietz, den Lieutenant Fitz- rove de» Herrn Werner, und von den mitwirkenden Damen, welche zum Theil als schmucke Studenten austraten, sielen un« durch lebendiges Spiel Frl. v. Romberg (Tepa), Frau Hofer (DoloreS) UN» Frl Zöbisch (Donna Encarnacion) aus. Da» Publicum spendete im Ganzen lebhaften Bestall, ließ aber einzelne sonst wirksame Nummern, wie daö Briej- guintett, klanglos zum Orkus lnnabgeben. Rudolj von Gottschall. L> Leipzig. lO. December. In der Lutherkirche fand gestern Nachmittag eine Geistliche Musikaussührung statt, die von dem Röthig'scheu Quartett, unter Mitwirkung von Frl. Großschupf. Frl. Handlich und Herrn G Krause, veranstaltet und deren Reinertrag der Cürmbescheerung sür die Kinder würdiger Armen in Leipzig gewidmet war. Da» von Herrn Bruno Rötbig geleitete gemischte Solvquartett hat un» durch seinen Kirchengesang schon manche erbebende Stunde bereitet, und auch gestern sprachen die gewählten Lieder auS alter Zeit in der weihe vollen, von inniger Frömmigkeit getragenen Ausführung mächtig zu Herze». DaS WeibnachlSlied: .Vom Himmel hoch" von Calvisiu«, einem ebematigen Canlor unserer Tbomana. die Tejchncr'sche Composition „Wie soll ich Dich empfangen" und das Quartett „Wie schön leuchtet der Morgenstern" von Nicolai sind einfacher, schlichter Natur, aber sie tragen den Stempel reiner Gottesfurcht an sich und wirken befreiend aus die Seele, wenn sie mit so ausrichtiger Hingabe gesungen werden, wie die« gestern der Fall war. Auch dem Quartett »Wunderbarer König" von Bruno Rölbig und dem „Nachl- lied" von O- Wermann gaben die Sänger und Sänge rinnen eine verständige Schatlirung und einen frischen natürlichen Ausdruck. Die Solisten batten sich ebenfalls Ausgaben gewählt, welche zum Theil WeibnachlSstimmungeo in der Musikgemeinde wochrusen sollten, und namentlich da« „WeibnachlSUed" von EorneliuS. dessen Interpretation Fräul. Handrich zugesallen war, verdient in dieser Hinsicht bervor- gehoben zu werde». Frl Großschupf sang eine Tondichtung von Frank-Riedel: „Komm Gnadenthau" und rin „Vater unser" von Nicolai; Herr G Krause war mit einem Lied von Draeseke vertreten. Alle Solisten verdienen sür ihre ansprechende», rein und stimmungsvoll durchgesübrten Solo partien warnic Anerkennung. Aus der Orgel bewies Herr Bernhard Psannstiehl wieder seine ganze Meisterschaft. Wer da» Bach'scbe „Pastorale", die Pbantasie von Lux über da« Lied „0 sanetissimL" und die Phantaste - Sonate von Rheinberger n»t jo markigem Schwung, scharfer klarer Dar legung de» TongeballeS und geistiger Dertiesung durchführt, wie Hcrr Pja»nstiebl, besten bedeutsame Meisterschaft im Orgelspiel ist sicherlich eine unanjechlbare. 8.?r Leipzig, 9. December. Der unter Leitung des Herrn O-wald Mittasch flehende hiesige ..Ouortrttvereia" seierte qeflcrn sei» 13. «t>stung-sest IM Saale „Boa orand". Dar Concert, mit dem wir e« hier allein zu thua baden, und dem eine interne Feierlichkeit nebst Ball folgte, bot zunächst drei exact eia- studirte Cdorlicder, von denen namentlich da« erste, „Chor auS Aich nbrödel" von Heinrich Hosmaun, zündete. Sänger und Länqerinne» vereinigten sich bei dieser dankbaren Ausgabe zu einem trkfiliche» Eiiirmble, und gaben dem Jubelsang einen markige» Schwung. Weniger sagte un« „Böalein sing» im Walde" von Auquit Riede, zu. Bei dem neuen Liede „Die Lo»o«blume" von Triinwkt Heinrich wurde der elegische, träameriiche Charakter c»>rfi dung-voll wiederqegeben. Aus Eigeaartigkeit kann die Com- vcsiiion sieilicki keinen Anspruch erheben. Mit llovierbegleitung tonieu feiner „Füus Quirtktte" vou Hau- Huber (op. 52) durch de» eniisän n Lyor zur Äuiiüurung, von denen un« jedoch nur die etzl.n -wci: . kemm' mit mir unter die Linde" und „Mit ihren W.'iineiwcin II nalit sie samt" al» cine lohnende Ausgabe erlchienen sind. Der Chor gab heu Liedern, die keiae-weg- «iniach gesetzt sind und eine sehr klare Schatlirung verlangen, ein sulche« Colorit, und im e> flgesnaiie» Liede war auch die Wechselwirkung der SliMinrn lvten-ivcrth. Be, dem Lied „Mein Lieb' ist eine Nachtigall" bat der üomponift den naiven, vvlk-tdümlichen Ton der Dichtung nicht erreicht. Bester ist noch da- Minnelied: „Mein Lieb', all' ihre Grüße", bei dem freilich die männlichen Stimmen de- Chore«, denen überhaupt größere Sicherheit zu wumchen wäre, einige Male versagten Den Schluß VeS Loncerte« bildeten obermal- zwei Chöre: „Do- Mühlrad gebt »n Lindragrunb" von Rheinberger, uno „Aus dem See" von Mendelssohn. Al« Solistin trat Fräol Heinig aul, dir mit ihrem unermüdlichen Sopran zunächst da« „Lied der Loreley" von Meyer-Olbersleben «i» säst dramatischer Verve and bona drei Lieder von Umlanst. Reinecke und Fvch« mit natürlichem innigen Ausdruck sang. Besonder- da« Slimmunq-volle Lied „Bescheid" von Paul Umlanst und da« frische, fröhliche Wald- lied: „von Renern kam der Mai in« Laad" voa Reinecke Hobe» nn« ongesproche». AI« Violine» - virina« errang sich Herr Fritz Zahn vom Gewaadho«-Orchester mit srinrr seinsinnigea Durchsührnnq de« erste» und zweiten Satze« de» Brnch'lchen B'olinFlancerte« lebhaften Beisall. Di« Herren Curl Herold und Arthur Speed aber baten ans dem Ptanasone mit de» „Bilder, an« Oste," van Sch«. mann eine Leistung, dl« voa ihrer Nu-blldna- günstige» Zeugnlß »siegte. Der wohlklingende leistunassähige Flügel war von Ge brüder Ztmmermana hier zur Versüguug gestellt. D. D V. Der Leipziger Lehrrrverein veranstaltet« am 7. December o , Abend-, m Bonoraad'S Saale sei» diesjähriges 1. Winlervergliügeu, welche« in Concert und Ball bestand und einen überaus angenehmen Verlaus nahm. Der jetzt aus über 700 Mit glieder angewachseur, wegen seiner wiffemchastüche» Regsamkeit da« hüchste Lab verdienende Verein bewährte seine vielseitige Leistung-- sähigkeit und Anziehungskraft bei diesem Vergnügen da« erste Mal in einer bisher von ihm nicht eiagelchlageae». nämlich in musika- liicher Richtung, indem ein vor wenigen Wochrn voa eine«, kleinen Thule seiner Mitglieder und deren weiblichen Angehörigen gebildete- Kränzchen sür gemischten Chorgesaag mit dem Vortrage von vier Chorliedera — „Im Grünen" und „OWald, du kühlender Bronnen" von Mcndrl-iohn-Bartholdy, „Bög- leias Locken" voa M. Bogel ond „Schwäbische-Volkslied" von Hammer — in so wohlgelungener Weise debütrrte, daß jeder Nummer laug anhaltender Beisall folgte und die letzte wiederholt werben mußte. Die mitwirkenden Herren und Damen werden sich gewiß diesen schönen Ersolg ein Sporn sein lasten, unter Führung ihres wackeren Dirigen'en ihre Hebungen regelmäßig sortzusetzen, um noch off dem L. L. B. so köstliche Perlen de- ChorgejangeS dar» bieten zu können. Als Solistin war vom Vergnügung-au-schuffe de- Vereins Frau Kaufmann Teller gewonnen worden, welche durch liebliche Erscheinung, sympathische Stimme und wohtgrschulten Be- sang ven Apviaus der zahlreichen Zuhörerschaft in so reichem Maße sich errang, daß sie sich zur Zugabe noch eine- Liede» bewogen saud. Für ihr zweimalige- Auitreten hatte sie gewählt „Frühlingszeit" von R Becker, „Sommrrabeod" voa E. Lassen. „Am User de- Manza uare«" voa A. Jeusea und „Lockung" voa A. Förster. Al« 5. Nummer de» Eoncert- wurden von Frau Lehrer Hosmann und 8 Mitgliedern des Verein« drei Lieder für Sopraasolo und M inneiquartett von F. Hiller zu Gehör gebracht — Reise- lied, A! schie d und Frühlings-Einzug —, die bei ihren nicht geringen Schwierigkeiten deu Su-sührendea Gelegenheit boten, ihre Sicherheit in oer Intonation und Feinheit und der Nuanciruag zu bekunden »ns eleu'all- reichen Beisall zu ernten. Den Rahmen zu dieicn Gesang-Vorträgen bildeten drei Elavierstücke zu 4 Händen — ..Festzug auS der H o ch z eit « m n s l k" von Jemen, „Zwiegespräch" und „Hochzeit-zug" au» der italie- Nischen LiebeSnoveNe von H. Hosmann, sowie drei Elavierstücke zu 4 Händen von Ncolai v. Wilm: „Toccata. Adagio und Finale", weiche von den Herren Mitgliedern Engel and Liage aus einem vortrefflichen Blüthaer'jchen Flügel mit großer Bravour zu all gemeiner Besncdigung gespielt wurden. Von der gehobeneu Stim mung, in welche Vortragende wie Zuhörer durch das wohlgelungene Concert verletzt worden waren, gab die fröhliche Betheiligung voa Jung und Alt an dem nachsolgenden Balle erneutes Zeugniß. Q Leipzig, 8. December. Im Saale de- Schloßkellers zu Reudnitz beging gestern Abend der „Schönefelder Lehcergesanqverein" sein 22 Stistuagsseft durch ein Concert, d'S im Ganzen einen glückliche« Berlaus nahm. WaS zunächst die Chorli-der anlangt, die vom Verein. unter Leitung des Herrn Lehrer Thieme. zum Bortrag gebracht wurden, so ersreuien sie sich einer wirksame» Schattirung und Abrundung, wenn wir auch nicht verschweigen könne», daß zuweilen die feinere Au-sührunz, namentlich beim Decrescendo und Piamssimo, zu ver missen war Der Chor sang zunächst den „95. Psalm" von CH. Fink uno oea „Normannenzug" siir Baryton und Chor voa Bruch, der wohl als eine der besten Leistungen des Abend- gelten konnte. Herr Wünschmana iührte die Baryts» - Partie der Composition charakterisliich durch. Beifällig wurden ferner zwei Lieder sür Mannerchor, mit Begleitung von Streichinstrumenten, von Johannes Bache ausqcnommen. Die schlichte», aber zu Herzen gehenden Ion- dichtungen ertuvren eine aasprcchenve Wiedergabe, un» namentlich da- zweite Llcd: „Stilles Gedenken", hinlertieß einen srennd- lichen Eindruck. Das Sireichorchester wurde von Mitgliedern des Vereins gebildet. Auch der Chor „Waldsahrt" vou Allenhoser gefiel, während das Lied „Herbst am Rhein" von Panny. trotz der tüchtigen Eiiisindirung, unsere» Beisall nicht finden konnte. Die Composition lohnt die aus sie verwandte Mühe nicht. Bon den Solisten sei zunächst des Frl. Heinig gedacht, die mit ihrer schönen, vollen «opransilmnie wieder die Sympalhie oller Hörer erwarb. Sie sang „Rondo" von Weber, „Ich liebe Dich" von Beethoven und „Mit einer Roie" von Lsknr Paul, mit dessen Lied „Rach Jahren" sie bereits ostmolS ihre Zuhörer geseffelt hat. Auch daS r.ieo „Mit einer Rase", derselbe» Liedersnmmlung deS Lompouifte» entnommen, sprach ungemein an. Weniger Glück batte die Sängerin mit dem L cd ..Mädchen und Schmetterling", zu dessen Jnterpre- t-lioa schalkhafter Humor gehört. Herr Lehrer Wünschmonn trug „Dcn gcsangenen Admiral" von Lassen vor und brachte dabei seine modulatwnSfahige Stimme zu bester Geltung. Z Leipzig. 10. December. JubiläumSsestlichkeiten in Linbenau Es ist bekannt, daß der Gasthos zu den Drei Linde» in Linbenau sich immer einer bejondern Beliebtheit erfreut hat, und wen» schon cm siüqerer Besitzer. Herr Jahn, sür die Hebung des Etablissements sorgte (und u. A. dem Köuig Johann in seinem Hose ein Denkmal setze» ließ), so hat der jetzige Besitzer Herr Brandt es ganz und gar umgewandelt und zu einer modernen, allen An sprüchen dcS Publikums gerecht werdenden Hau«, und Garten- Resiauration eingelichlet. Die drei Linden habe» sich 175 Jahre in der Gunst des Volkes zu erhalten gewußt, und es war daher ganz in der Ordnung, daß das Jubiläum nicht ohne Festlichkeiten vorüber ging. Am Sonnabend war die Vorfeier. Sowohl die untere, erst vor Kurzem nach altdeutschem Stil umgeschaffene Gast stube, als auch die oberen «luden waren scfttich geschmiicki und sehr bald dis aus den letzten Platz von Fefttdeilnehmcrn gelallt. Oben und unien concertirten Mitglieder der Capelle des 107. Regimentes und ergötzien die Zuhörer durch anlprechende und heitere Stück:. Ein Programm für dieselben lag nicht vor. sie waren oder alle dem Adens ganz entsprechend. Gestern wurde nun der eigent liche erste Festtag mit Concert und Ball begangen. Das Concert fand in dem großen, mit Fahnen, Guirlanden ,c. recoiiiten Saale statt, welcher sich nach 3 Uhr so mit Menichen süllle, daß eS hieß: „Ein Königreich sür einen Stuhl!" und daß uns der alte Volksausdruck vom „Nudellovs" einfiel. Die Bedienung nahm sich in ihrer alldeutschen Tracht und mit ihre» Zöpscn recht gut aus; man wurde durch sie 175 Jahre in der Weilg.ichichte zurückverietzt. Bald nahmen nun die „Bisinarck- Küraisire" (Capelle des Magdeburger kurossier-RegimrntS Nr. 7 aus Halberstai») ihre Plätze aus dem Orchester cm, und man konnte sich an den schmucken, in Parade-Unisorm auffretrndeu blühenden Krailgestaltrn nicht satt seden. Sie leiteten idre Vorträge mit dem historischen Marsch der „Russischen Kaisergaede" von KoSlrck ein. und wenn dabei auch nicht die „Mauern voa Jericho" einfieien, so zitterten doch die Fenster des Saales. Ader >u dem Molliatz de« Manch - (die slawische Musik liebt die Molltonarten) bewiesen sie, daß sie idrer Musik auch ein edles Gepräge zu geben und mit der Kraft auch Weichheit uud Lieblichkeit de- Tone- zu verbinden wußten. Die Ouvertüre zu „ArminiuS" von Gervais und der Tdeerosenwalzer, sowie da- Divertissement au« „Rheingold" von Wagner bildnen den ersten Theil des Loncertes. Die Ouvertore sank eine charakteristische uud exakte Wiedergabe, und der Walzer von Lilenbrrg bezauberte die Zuhörer so, baß sie eine Zugabe de- gehrten, die auch mit einem alten, beliebten und zündenden Stück« gewährt wurde. DaS „Rheiugold" Hilten wir ihnen gern geschenkt. Manche Satze auS Waguer'jchea Dramen sind ohne Handlung nicht am Platze, sie sind eben keine Concertstücke, sondern für die Action berechnet. Im weiteren Verlaus de« Coacerte« kam noch die Ouoertnr« zu Franz Schubert voa Supp» mit ihren Aaklängea an die Lieder de- großen Meister» in ansprechender Weise zum Bottrage und ihre vortrrffi che Intonation, di« durch den einen oder anderen etwa« imßgluckien Ton nicht beeinträchtigt wurde, sowie ihre Gewandtheit aua, ,u schmllsußigen Passagen kam jo recht zur Geltung der dem Duett aus Troubadour, da« «inen bestrickenden Eindruck machte; seiner bei der Prinz Georg-Gavotte von Patsch, der Fantasie aus dem „Trompeter" von Nestler, dem Fockeltonz voa Brüll und dem Potpourri von Reckling. Anzuerkennen war r- nament lich, daß die Capelle lauter sür Bla«musik besonder- geeignet: Sachen spielte und voa dem köaigl. Musikdirektor Her«, W Grüner» präci» und sicher und mit bestem Verständniß geleitet wurde Besonder- erwähnen müffen wir: Do-> Sträußli, Fantasie für Plstonsolo von Ko-leck und „Woldvögteta", Concerlpolka für 2 P'ston von Kling. Die Künstler errangen durch ihren sauvtrn und fließenden Vortrag mit prächtigen Instrumenten große» Ersolg, und der Avvlau» der immer mehr wachsenden Men'chenmenge war rin ftürmiichrr Sicherlich bat de- Lonrert alle Zuhörer sehr be friedigt. Heute wird ei, große« historische« Concrrt »achsolgen, dem wir eine ebenso zahlreiche gnhörerschas» wünsche». * Leipzig, 9. December. Daß da- Zilherspiel in »euerer Zeit ei» ganz andere- gegen Küher geworden ist uud mit der Bervoll- kommnuag de« Instrumente« zahlreiche Freund« »nd Anhänger ge sunden har, davon hatte, wir gestern Abend wieder Erlegende,«, un- zu überzeugen. Der Zitherveiei» „Edelweiß", va» dessen Fott- bestehen man kaum »och «,„« Ahnung hatte, veranstaltete gestern Adrnd im Saale de« Restanrmtt ,zn» Ralenthal" et« Kbrndnntrr-
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