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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-12
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
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Erste Äeilage M Leipziger Tageblatt and Anzeiger. 347. Mittwoch den 12. Deccmber 1888. 82. Jahrgang. Ueberraschungen. Eine Weihnachttgeschichte von vk. E. »«rtou». (Forts^ung.) Der Winter, der im Norden so ungeberdig auftrat, be nahm sich im milden Süden viel liebenswürdiger. Er ver suchte zwar auch sein bekannte« Kunststück: während der Nacht die kräuselnden Wellen am Ufer de» blauen See» mit einer weißen Kruste zu bedecken, aber die Sonne bauchte mit ihrem heißen Alhcm in der Mittagsstunde die ganze Eid- Herrlichkeit hinweg; sie wurde, wie die Hoffnungen undTrüume der thörichten Mensche», zu Wasser. Gärten, Wiesen und Auen grünten und blühten und die vor dem nordischen Winter geflüchteten Fremden, die sich zu Tausenden hier niebergelassen, mußten sich immer wieder von Neuem durch den Kalender bestätigen lasten, daß Weihnachten vor der Thür sei, das Fest. daS sie bisher nur in Schnee und EiS gefeiert. — Die Deutsche», die überall, wo sie auch ».eilen mögen, ihrer gemülhvollen Sitte entsprechend, den Ehristbaum anzünden, waren schon rastlos thätig und die jungen Mädchen, die der mütterlichen Obhut der Frau Professor Duval anvertraot waren, blieben natürlich eben falls nicht müßig. Man plante Ueberrafchuvgen, Ausführungen, übte Weib- nachtSlieder und schmückte die mühsam erkämpfte Tanne mit goldnrm Flittertand. Helene Helm, deS MedicinalrathS Tvchterchen, war die Seele aller Vorbereitungen, ihr Rath wurde stets beqebrt und auch befolgt, ihr AuSspruch war der entscheidende. Glicht blo-, daß sie etwas älter als ihre übrige» Gefährtinnen war, gab ihr diese« Uebergewlcht, sondern hauptsächlich ihr lebhaftes heitere- Wesen, ihr klarer Verstand, gepaart mit Herzensgute, hatten sie zum allgemeinen Liebling gemacht. Uno dock stand nn Buche deS Schicksals geschrieben, daß die ganze erträumte Freude in Nicht« zerfließen sollte, wie die leichte Eisdecke deS SeeSI — Die ein Schwarm aufaescheuchter Tauben flatterten die jungen Mädchen nach allen Gegenden der Windrose aus einander, denn eine ansteckende Krankheit, die, wie man sagte, schon lange im Geheimen umherschlich, hatte ini Nachbar hause ein Opfer gefordert, und die Frau Professorin sich deshalb entschlossen, die ihr Anvertrauten unverzüglich ins elterliche Hau- zurückzuschickcn. So entzückend, wie Helenen vor wenig Monaten die Reise nach dem sonnigen «üben in Gesellschaft ihre» VaterS erschienen war, gestaltete sich jeyt die Rückkehr nach der Heimath nicht. Sie war allein — plötzlich mitten aus der Festfreude, dem heitern Kreise der neugewonnenen Freundinnen enteisten; und über dies dehnte sich ihre Reise inS Unendliche, da die unge heuren Schuecmasten, die unaufhörlich vom Himmel berunterriescllen, allen geregelten Verkehr verhinderte». Indeß, sie fand sich mit der ihr eigenen Energie inS Unver meidliche, wartete geduldig stu»denlang, bis die Weiterreise möglich war und staunte die hohen Schneemauern freudig an, zwischen denen sich daS keuchende Dampfroß mühsam seinen Weg bahnte. Ja sie behielt ihr gute Laune, als der Zug in einer häuserhohen Schneewehe sestgesahrcn war und erst am nächsten Morgen auö seinem Gesängniß erlöst werden tonnte. Ihre einzige Reisegefährtin, die »nt ihr daS Coups lheilte, eine alte Dame, litt ganz außerordentlich durch die Kälte, den Schreck und die Aufregung, und Helene batte zu thun, um sie durch freundliche Bemühungen und heiteres Geplauder zu beruhigen und aus andere Gedanken zu bringen. Sie hüllte sie in ihre warme Rcisedecke ein, sie nöthigtc ihr etwas feurigen Wein und ein paar Biscuits aus. sie erzählte ibr, um die endlose Nacht zu verkürzen, von ihren Eltern, ibrer Schwester, die seit wenig Monaten schon junge Frau sei. von ihrem Aufenthalte am Genfer See und der Veran lassung ihrer unerwarteten Heimkehr. „Die Eltern wissen gar nicht-. Anfänglich hatte ich in der Bestürzung der plötz lichen Abreise vergessen, sie zu benachrichtigen; jetzt bin ich froh darüber, sie würden sich namenlos Über mein langes Ausbleiben sorgen und ich freue mich kindisch daraus, sie zu überraschen", schloß sie ihre Miltheilungen. Nun begann auch die alte Dame redselig zu werden, sie erzählte von der Landpsarre, in der sie mit ihrem Gatten so lange Jahre gehaust, von ihrem Wittwenstübchen im Hause ihre« ältesten Sohnes, deS Professors, von ihrem jüngsten Sohne, dem Oberförster von Nimrodsruh bei Hochwaldc», mit dem sie Weihnachten verleben wolle. „Ack tausendmal habe ich schon bereut, mich zu dieser Reise entschlossen zu haben: alte Leute müssen zu HauS bleiben", klagte sie; „aber mein Rudolf ist so einsam in seinem Forsthause und bat so dringend um meinen Besuch. Wenn ich Sie, liebes Fräulein, nicht gesunden hätte, die Sie sich so liebevoll meiner angenommen baden, ich wäre verzweifelt!" Sie streichelte Helenen die Wangen und richtete wieder Fragen an sie, aber alles in so herzlich mütterlicher Weise, daß diese sich wahrhaft hingezogen ZN ihr fühlte. Geduldig hörte sie nun den Herzensergüssen über ihren „Liebling Rudolf" zu; Helene erfuhr alle seine Lebensschicksale, seine Ckaraktereigenthümlichkciten, seine Scheu vor jungen Mädchen, seine Abneigung gegen das Heirathen — nicht- blieb ihr verborgen. AlS der Morgen tagte, wars ihr, als kenne sie den Oberförster Steinert schon seit vielen Jahren. Endlich war es den Bemühungen der ausgebotencn Arbeiter gelungen, die Bahn frei zu machen und langsam ging die Fahrt weiter, aber e« war schon Mittag vorüber, alS man endlich an der Station „Hochwalden" eintraf. „Mütterchen, da bist Du ja! Gottlob, wie habe ich mich um Dich gesorgt!" Die kleine Dame wurde von den kräftigen Armen de« Sohne» au» dem Wagen gehoben und verschwand vollständig, alS sie der große stattliche IägerSmann zärtlich umfaßte. „Da» ist der „Rudolf", der Phönix aller Söhne", dachte Helene mit Lächeln, unv bemüble sich, ihn von Angesicht zu sehen, aber sie wurde, ehe sie e» erreicht hatte, in sehr unan genehmer Weise daran gemahnt, daß die Elemente stärker ind als Mensckeneinrichlunge». Die Schaffner liefen von Wagen zu Wagen unv verkündeten, daß keine Möglichkeit sei. weiter zu kommen. Außer den ungeheuren Schnecmaffen liege eine Viertelstunde von bier ein entgleister Güterzug aus der Strecke, der de» Verkehr vollständig lahm lege. Jetzt sank koch der muthigen Helene daS Herz, al» sie in daS dumpfige Wartezimmer trat, da» schon von rauchenden, trinkenden Männern, klagenden Frauen und schreienden Kindern einge nommen war. „Mein liebe» Fräulein", hörte sie hinter sich die Stimm» ihrer Reffegesäbrtln, „erlauben Sie. daß ich Ihnen zunächst meinen Sob» Rudolf vorstelle? Sie sind so außerordentlich freundlich gegen mich gewesen, daß ich mich verpflichtet fühle, mütterlich für Sie zu sorgen! Hier können Sie nicht bleiben, ich schlage Ihnen vor, mit un» nach NimrodSruh zu kommen — e» ist gar nicht weit von hier". Helene sah überrascht die Sprechende und verlege» den Oberförster an, der sich nur stumm verbeugt Halle. „Meine Mutter bat Recht", nahm er jeyt daS Wort, „hier ist kein Aufenthalt für eine junge Dame; ich bin überzeugt, daß Ihre Eltern, mein gnädige» Fräulein, einverstanden sein würden, wenn sie die Verhält nisse kennten, und bitte darum, daß Sie uns die Ehre er zeigen. unser Gast zu sein, bi» die Reise ohne Gefahr fort zusetzen möglich ist —" eine lange Neve für de» schweigsame» Mann. „Man muß sich in die Verhältnisse zu schicken wissen, ist der Wahlspruch meine» Vater»", sagte Helene heiter, „und ich nehme Ihr gütiges Anerbieten an. auch ist eS nicht so schwer, wenn man die Wahl hat zwischen diesem Raum und einem Jagdschloß. " Wie schön war die Fahrt durch den schweigenden Wald. Jetzt im bellen Tageslichte musterte Helene neugierig den ihr im Schlitten gegenüber sitzenden Oberförster. Ein echter Germane! Blond, mit lockigem Vollbart und blaue» Augen, glich er den Bildern von Siegfried. „Er sieht gar nickt so menschenscheu a»S", dachte Helene und ein Weiberfeind ist er auch nicht! Wie herzlich plauderte er mit seiner Mutter und hörte geduldig ihre Beschreibungen Uber die Aufregungen der Reise mit an; gut ist er und hübsch auch, ich wundere mich nicht mehr, daß er der Mutter Aug apfel ist. Auch der Oberförster wars prüfende Blicke auf den ihm so unerwartet hereingeschneiten Gast. „Sie ist hübsch", dachteer, „solche freundliche braune Augen habe ick mein' Tag nicht gesehen, und die rosigen Wangen, und das Grübchen im Kinn und die lockigen Haare, die sich so anmulhig um die Schläfen ringeln! Und gut muß sie auch sein, unv wie hübsch eS klingt, wenn sie so lustig über die possirlichen Sprünge der Hasen lacht, die durch den hohen Schnee Hüpfen!" Und je länger er Helene betrachtete, je mehr gefiel sie ihm, und da aus der linken Seite, wo er gehört halte, daß daS Herz sei, da fingS an so eigenthümlich zu pochen; noch nie batte er da» erlebt und eine nur ihm verständliche Stimme flüsterte leise: „weißt Du nicht, wa« daS ist, daS ist die Liebe I" „Unsinn", antwortete er sich selbst, „ich kenne daS Mädchen gar nickt!" „Darnach fragt die Liebe nicht", flüsterte eS wieder, „bei dem Einen kommt sie langsam, bei dem Andern schnell — Du liebst sie und hast noch nicht zehn Worte mit ihr ge sprochen !" Helene hatte sich unterdessen der Fahrt in der kalten reinen Lust herzlich gefreut. W>e bogen sich die von Schnee schwcr- bclakcnen Waldbäume bis zur Erde. Die Wintcrsonne hatte ihren Laus bald vollendet und ging rothglübend hinter dem Hochwald zur Rüste. Eine Schaar Kräben flog kreischend der kleinen Dorskircke zu, i» deren Tburm sie, wie zahllase Gene rationen vor ihnen, ihren Unterschlupf halten. U-bec den Weg jagte mit zierliche» Sprüngen ein Rudel Damwild, nach dem schützenden Dickicht, aber kort in Sicher heit. blieben sie sieben und wendeten die Köpfe mit den glän zenden Augen neugierig nach dem vorübersaulenten Gefährt. Jetzt waren die dampfenden Pferde aus der Höhe angekommen, und Helene stieß einen Ruf der Bewunderung auS, da lag daS Jagdschloß in einer Thaleinsenkung vor ihr, wie au» Zucker gebacken. Das hohe steile Dach mit verschnörkelten Giebeln und Erkcrchen. oben aus den, First ein Fasan al« Wcttersabne. Eine breite Rampe führte zum ersten Stockwerk empor — einst waren die fürstlichen Iagdberrn da hinauf geritten; steinerne Knappe» standen »och jetzt am Fuße der brenen Freitreppen mit steinernen Waldhörnern am Munde, um eine Fanfare anzustimmen; zwischen den immer grünen TaxuS- hecken und Obelisken schimmerte hier eine Diana mit einem Jagdhunde, dort der sagenhafie Nimrod. „Wie herrlich ist e» hier", jubelte Helene, „wie in einem Märchen! Ick werde mich nicht wundern, wenn mir ein verzauberter Bar oder sonst ein Ungelhüm entgegen tritt! Ack hier ist eS viel viel schöner und romantischer, al» in der steifen nüchternen Stadt." Und sie trat zwischen Mutter und Sohn in die mit monströsen Hirschgeweihen und Eber- köpsen geschmückte Vorhalle. V ES war Abend und im Speisesaale deS Jagdschlösse» Nimrodsruh loderten in den Kaminen riesige Holzscheite und warfen rotbe Streiflichter aus die lebensgroßen Portrait» der fürstlichen Iagdherren. Von Krön- und Wandleuchten» und von der riesigen Edeltanne, der schönsten, die der alte Forst wart Hubert im ganzen Revier gesunden batte, strahlte Heller Kerzenschimmer durch die unverhüllten^enster über die große Wiese biS lies in de» Wold hinein. Die schüchternen Rehe, die sich erst jetzt in der Dunkelheit zum Fntterplatz wagten, wo man ihnen im Winter den Tisch deckte, hefteten ihre ver wunderten Augen auf diesen ungewohnten Anblick und kamen, wie magnetisch angezcgen, immer näher heran. Sie würden aber noch mehr gestaunt haben, wenn sie den Gebieter ihre« grünen Reichs, der sonst so ernst und gesammelt mit der Büchse im Arm einherschritt, hätten sehen können. Der Ober förster war wie umgetauscht; er lachte und sprach mehr als sonst; er öffnete den Flügel, er spielte und sang allein und mit Helenen, und die Volksweisen, die Jagd- und Wander lieder klangen von ihrer frischen Hellen Stimme ganz ander», al- von seinem brummigen Baß. Wie merkwürdig war daS nur! Dasselbe Lied, da» Helene am Besten leiden mochte, da« hatte ibm auch stet» am Meisten gefallen — da» stimmte Beide traurig und bei dem batten sie Beide dasselbe gedacht. Die alte Frau Pastorin saß am Kamin im Lehnstuhle; sie hatte die Hände gefaltet, sah sehr glücklich auS und sagte nur immer: „Wunderbar!" Helene» war eS ganz sonderbar zu Muthe. Sie war zum ersten Mal getrennt von ihren Eltern und doch so glücklich, als wäre sie bei alten treuen Freunden, und al» sie an da» vergangene Jahr dachte, wo ihr der reiche hochgestellt« Mann »um erste» Male seine Huldigungen öffentlich darbrachte, da schauderte sie. „Nein, nein!" ries eS in ihrem Herzen. Man halte sie reich beschenkt, damals, unter der Maske de« HauS- sreundeS, halte er ihr kostbaren Schmuck bargebracht, und beute sah sic freudestrahlend aus daS einzige Geschenk, das ihr ibr Gasisreund überreicht: ein Blumenstränßchen. Un barmherzig hatte er alle», waS den Namen Blume trug, abgeschnilten; wie ein Wegelagerer war er in da» Stübchen der alten Frau Hubert gedrungen und hatte auch ihr alle die sorgsam gezogenen Kinder Flora» geraubt, und sie hatte ver- ständnißvoller. als der alte Gärtner, der über seine einzige Rose jammerte, die er ihm entrissen, lächelnd zugesckaut und ihm sogar ihren Myrtbenstock ganz ausfällig zugeschoben, an dem merkwürdiger Weise vergangene Nacht Knospen aus gebrochen waren! „Nun Hubert", der Oberförster schlug den alten Forst wart kräftig aus die Schulter, „ich dächte c» wäre heut' Abend bester al» vergangene» Jahr, alS wir ganz allein saßen!" „Freilich. Herr Oberförster", schmunzelte der Alle, „und schön ist'», daß die Damen durch den Schnee zu un» gekommen sind, aber ich meine, eS könnte immer noch schöner sein! Sie haben mir da die schöne Pieise geschenkt — wen» ich sie aber morgen wieder vergeben sollte, da nützte sie mir nicht viel, und eS wäre klüger gewesen, ich hätte sic nicht bekommen!" Der Oberförster lachte etwa» verlege». „Ihr seid gar zu unbescheiden, Hubert — aus die Dauer würde e» den Damen hier wohl zu einsam werden!" Hubert blinzelte nach Helenen, die mit der Mama am Kamin plauderte. „Herr Oberförster", sagte er entschieden, „ich bin auch 'mal jung gewesen: Zwei, die sich lieb haben, brauchen keine Gesellschaft" » * » DaS Lickt des neuen Morgen», das zu Helenen durch rothseivene mit Goldborden verbrämte Vorhänge hereinblickle und die kunstvollen Wandtapeten beleuchtete, in die vor mehr als hundert Jahren geschickte Hände verliebte Schäfer und Schäferinnen und eine coguette Diana mit ihren Nymphen eingewebt batten, schien auch in MariechenS bescheiden-bchag- licheS Stübchen und weckte sie auS sanftem Schlummer und freundlichen Träumen. Beim bellen Strahl der Sonne sahen die Enttäuschungen und Versehrten lleberraschungen, die ihr gestern beinahe daS Herz gebrochen hatten, weniger tragisch aus, und sie lelinte ihre Wange an die de» Gatten und bat schmeichelnd: „vergicb mir Ernst mein kindische« Betragen! Ich verspreche Dir, ich will künftighin meine Tbränen für eine ernstere Veranlassung aufheben, und mich tapfer gegen die kleinen Unannehmlichkeiten deS Lebens verhalten!" — Wer war glücklicher als der junge Gatte! Und doch schüttelte er ab lehnend de» Kops, als Marie zur sofortigen Abreise nach Bernau drängte. Sie erfuhr zu ihrem großen Erstaunen erst jetzt, daß die Nachtruhe ihre» Gatten sehr bedeutend gestört worden war. Um Mitternacht war er zu Tante Pauline entboten worden, und seine Pflichterfüllung war ihm diesmal besonders schwer geworden, al» sich ihm die Ueberzeugung aufdrängte, daß man ihn nur berbei- gerufen. u», eine schlaflose Stunde durch seinen Besuch zu verkürzen. Doch als er de» Heimweg angetrete», hatte er einen ganz unerwarteten Aufenthalt erlitten. AuS einer übel bcnisencn Schankwirthschast tönte wüster Lärm bis aus die Straße unv er wurde durch die hastige Frage aus- gehalten: ob er ein Arzt sei?" Streitende Gäste waren inS Handgemenge gekommen, man hatte Gläier. Stühle und Messer al» Waffen ergriffen und er hatte Stunden lang zu thun gehabt, um die Verwundeten zu verbinden und für ihre Uebersübrung in geeignete Pflege zu sorgen. Den unterdessen eingelrossencn Beamten batte er zugesagt, an Polizeistclle zu erscheinen und seine Aussage abzugebc». Aber noch ein anderer Grund hielt ihn in der Residenz scst: di« Freunde, mit denen er heute ein längeres Zusammensein geplant. „Sie würden glauben, ich stehe unter dem Pantoffel meiner Frau", schloß er seine Erzählung, „und es wird Dir selbst lieb sein, wenn ich Dich vor diesem Verdacht behüte." Nun ist e» eine bekannte Tbatsache. daß junge Frauen selten große Sympathien für die Jugendfreunde ihrer Männer und für Zusammenkünfte am Biertische hegen, da sie eS für ein Ueberbleibsel der Studenten- und Iunggesellenzeit an- sehen, daS mit dem Gang nach Standesamt unk Kirche rein abgetban ist. — Marie seufzte also und da» Barcmeler ihrer keitern Laune sank bedenklich. ..Willst Du nicht an den Vater telegraphiren?" meinte sie kleinlaut, „und ihn bitten, sobald al« möglich zurückzukebren?" Aber auch mir diesem Vorschlag hatte sie kein Glück. Ihr Galle erklärte ganz entschieden: „Mir steht nicht da» Recht zu. Temen Eltern Vorschriften über die Dauer ihrer Abwesenheit zu machen! (Schluß folgt.) Vermischtes. — Halle, 8. Tecember. Herr Gehrimrath Professor v Volckmann weilt zu seiner Erholung schon seil einigen Wochen in Eonstanz und wird erst Anfang März 188'.» wieder nach hier znrückkchre». ---Berlin. >0. December. Premierlieutenant Wißmann ist gestern auS Friedrich »ruh hierher zurückgekehrt Der selbe hatte sich, wie bereit» gemeldet, aus birecte Einladung des Reichskanzlers dorthin begeben und verweilte dort drei Tage. Fürst BiSmarck halte mit Lieutenant Wßmann wieder. Holle Eonserenzen, in welchen er sich über die Lage in Ostasrika zu insormire» suchte. — Lübeck, 10. December. Herr Prof. Bolz in Karls ruhe hat dem hiesigen Comils für da« Geibel-Denkmal die Mitlbeilung gemacht, daß da» Modell de» Denkmals im Januar deS nächsten Jahre» vollendet sein werde unv einer Besichtigung durch da» Eomilb unterzogen werden könne. Daraus wird dasselbe a» die Gießerei von Gladenbeck zur Ausführung deS ÄronzeguffeS gelangen, welcher so rechtzeitig beendet sein wird, daß der für'die Ausstellung festgesetzte Tag, der 18. Oclobcr 1880, mit Bestimmtheit wird innegehalte» werden könne». Der 18. Oktober ist der Geburtstag des Heimgegangenen Dichter». ---> Karlsruhe, 10. December. Der Großherzog empfing heute den neuen belgische» Gesandten. Baron Greindl, zur Ueberreichung seine» Beglaubigungsschreiben«. Baron Greindl wurde daraus auch von der Frau Großherzogiir empfangen. --- Pest, 10. December. In der Umgebung von Orsova wurden von wüthenden Wölfen 30 Personen gebissen, 5 sind an der Tollwuth gestorben. ---Triftiger Grund. Ein dem Polizeigerichle zu Pari» vorgesührtcr Trunkenbold antwortete dem letzteren aus die Bemerkung, er thäte bester, anstatt sich zu betrinken, seinen Kindern Brod zu kaufen: n« vvur zum, jv suis Lntidoulungisto." — Au« Gens meldet man, daß auf der Insel de« rechten Rbonearmes mehrere Häuser zu sinken beginnen. Durch Abfangen der unterirdischen Wasser suchte man die in» Sinken gerathencn Gebäude alsbald wieder zu befestigen, jedoch obne genügenden Erfolg. Da die Tragweite dieser Veränderungen »och nicht abzusehen ist, herrscht im Publicum große Auf regung. ---> Ncw-Vork, S. December. In Birmingham, im Staate Alabama, versuchte am Sonnabend um Mitternacht ein Volkshausen da» städtische Gesängniß zu stürmen, um einen gewissen Hawc» zu lynchen, der seine Frau und zwei Töchter ermordet hatte. Die Gesängnißwache feuerte, wodurch neun Personen gelüdtet und viele verwundet wurden. Literatur. Die Kalenderkiteratur, welche eine so ungeheure Ausdehnung angenommen hat. ist unausgesetzt bemüht, von Jahr zu Jahr Neu- heilen aus den Büchermarkt zu bringen, welche sowohl durch das Elegante ihrer Ausstattung, als auch durch das Praktische und Gemeinnützige ihres Inhaltes bemüht sind, sich die Anerkmnunq deS Kalender kausenden Publikums z» erwerben. Es ist aber noch nicht Alles daqewejeii aus diesem Gebiete, den» etwas ganz Neues und zugleich Originelles ist der soeben im Berlage von Fr. Will,. Grunow in Leipzig erschienene Mann im Mond- Kalcnder, welcher sich durch sei» Gesicht wie durch seinen Inhalt alle» Freunden natursrische» HumorS aus da« Bortbeilhalteste em pfiehlt, auch allen Trübsinnige» wird er ein erheiternder Ie»»iesser für daS Jahr 1880 sein. Reizend illustrirt, enthält derselbe unter anderem UnierbaltungSstoff wisseuschastliche Wetterregeln, Sprüche der Weisheit. Bauernregeln, politische Sinnlprüche, Recepte fürs Haus, die nichlS zu wünschen übrig lasse». Ein Besunddeitsratb. der volle Beachtung verdient, bildet den Schluß dieses sebr hübschen Almanachs, welcher gewiß als Weihnachtsgeschenk in allen Kreisen sehr will kommen sein wird. — Mst MmrckiA ües KmüM»«» Aug. in Handtüchern und Uüchenwasche. VMilr grösste Lvsmdl! Kur MllsMe demdrte MiMe! Sr»«» Lüvüsll- unck SaiisdLmHaodsi-. Ll»ter^»»r« Xd^pnmt . Lieber LIK. «.2« ki, Llk. «.«0. vutrenst Llk. 2.2« di, Llk. 7,5«. Vsiss« SiUlätüvIivr. Volss vrsll. Llster^nnr« . Xd^epa«» . 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