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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812124
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881212
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881212
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-12
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.12.1888
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Iweite Äeilage zum Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 3N. Mitttvoch dm 12. December 1888. 82. Jahrgang. Aus dem Reichstage. * Rundweg ablehnend gegenüber der Alter-« und In validität-Versickerung hat sich bei de« jetzt zu Ende gegangenen ersten verathung wieder nur die deotschsrei- sinnige Partei verhallen. Ihre Vertreter batten nichts alS verneinende Kritik, ebne irgend einen positiven Gedanken und Vorschlag, wie das Ziel eiwa aus einem anderen Wege zu erreichen wäre. Die Partei geht damit noch weit über die Socialdemokraten hinaus, auS deren Erörterungen doch ab und zu eine wenn auch widerwitlige Anerkennung berauSktang und ein positiver sachlicher Verbesserung-Vorschlag zu ent« nebmen war. Es batte einen Augenblick geschienen, al- ob die deutschsreisinnige Partei in ihrem vollkommen negativen socialpolitilchen Programm eine Aenderung vornehmen werde. Es war die Zeit, als nach der schweren Niederlage bei den Lanblag-wadten in einzelnen Kreisen der Partei eine Ahiiung aujdärn inerte, daß man doch vielleicht nicht überall aus dem rechten Wege sei und die entschwundene Bolksgunst wieder zu gewinnen suchen müsse. Allein diese Anwandlungen der Selbsteinkehr sind alsbald durch den TerronSmus der Parteileitung zurückgescheucht worden. Aus dem zur Zeit wichtiastcn Gebiete der inneren Politik heißt eS nach wie vor: Nicht» von socialen Reformen; nicht- von Einmischung de- Staates und der Gesetzgebung in die wirtschaftlichen Dinge: die freie Bewegung allein in im Stande, die Schüren des socialen Leben» zu heilen. Der überaus wohlfeile Antrag in der Arbeiterschutzsrage war die ewZ'ge .positive" Thal, zu der sich die deutschsicisinnigc Partei ausschwang, und auch hier muß man nach ihrer ganzen Vergangenheit zweifeln, in wie weil e» ihr innerlich ernst ist oder sie sich nur durch PopularilätShascherei hat leiten lasten. An dem immer nur verneinenden und selbst jedes tchöpserischcn Gedankens baren Programm, wie'eS jetzt wieder der Aller» Versicherung-Vorlage gegenüber hervorgetreten ist, muß die Partei zu Grunde gehen. * In der am Montag stattgesundenen Reichstagssitzung be merkte der badische Bunbesbevollmücht gte, Frbr. v. Maischall, daß der Reichstag in nicht ferner Zeit Gelegenheit haben werde, sich von dersiuchldringenbeuTbätigkeitder BerusSgenostenschaflen aus dem Gebiete der Unfallverhütung zu Überzeugen. Man dürfte nicht sehlgehen, wenn nian diese Andeutung auf die Denkschrist bezieht, welche im ReichS-Lcrsicherung-amte über die Unfallverhütung-Vorschriften der Berus-genossen- schaslen au-gearbeilet wird. Tie weitaus größte Mehrzahl der letzteren hat solche Vorschriften bekanntlich bereit» ein geführt. Sachsen. * Leipzig, ll. December. Aus Conto I. deS städti schen Ha ushaltpla ne» für 1889 (Rath-stube) begegnen wir in derEin » ah m e bei der Abteilung Krankenversicherung einer Mehreinnahme von 500 (zusammen 2000 ^k) an Straf geldern, welche Erhöhung zu einem Tbetle daraus zurüct Zufuhren ist, daß in Folge de» bedeutenden Mitglieder Zuwachses bei der OrtSkraukencaste auch die Zahl dcr Conten Inhaber größer geworben und demzufolge auch die Zahl der Bestrafungen gestiegen ist. — In den Ausgaben befindet sich für die RathSttube u. A. eine Mehrausgabe von 300 Welche jetzt a» die Pferdebahn für Fahrkarten der Boten zu ver güten sind. Für das Archiv ist wieder eine Hilfskraft zur Förde rung der wissenschaftlichen Arbeiten mit einer außerordentlichen Ausgabe von 1200 in Ansatz gebracht, da die Beibehaltung der Hilfskraft aus noch ein Jahr beabsichtigt ist. weil eine große Menge noch nicht gesichteter Acten und Schriften im Archive vorhanden sind, deren baldige Prüfung und Ein ordnung wünschenSwerlh erscheint. An M hrforderungen für Besoldungen, welche zum Tbeil noch der Zustimmung der Stadtverordneten bedürfen, finden sich unter Archiv: 1100 Schulexpedition: 1250 Schulcaste 300 Scbulgetdei» nähme: 1800 .6. Stakt-Cleucrcinnahnie: 4500 .4, Rech nungSrevision: 2100 Standesamt: 900 Tiesbauver Wallung: 330 -rk und Aufwand wegen deS RatbbauseS: 200 * Reudnitz, 11. December. Zn Hinsicht aus die bevor stehende Eindezirkung unsere» Ortes und Anger-Crottendorf» nach Leipzig ist z» melden, daß da» Armenwesen bicrsetdst nach der Eindezirkung von der Centralstellc in Leipzig auS verwaltet wird. Reudnitz wirb in drei Distrikte enigetheilt werden und sind als DistiiclSvorsteher die Herren Brauerei' director Reinhardt. Kaufmann Benne und Cigarren sadrikanl Psuitz gewählt worden. Anger-Crottendorf bildet mit einem Tbeil von Reudnitz einen District für sich, als desteu Vorsteher Herr Gcmeindevorstand Pätz zu wirken bestimmt ist. Z Au» dem Leipziger Landkreise. 11. December Bezüglich deS in der vorgestrigen Nummer erwähnten Dieb stahl- aus dem Ri'tergure Böhlen ist zu melden, daß am 8. kS. Ms. der Dieb in dem Dienstknecht M. auS Posen er mittelt. sestgenommen und an das Amtsgericht Zwenkau ab- geliefert worden ist. — AuS dem Fischkasten eine- zum Ritter- gute Ehthra gehörende» Teiches wurden in einer der letzt- vergangenen Nächte 33 Stück ca. 2 Pfund schwere Karpfen entwendet und hat über den Verbleib derselben bisher nichtS ermittelt werden können. — In Wahren wurden in vor gestriger Nacht 5 Stück Gänse gestohlen. ? Mölkau, 11. December. Am vorgestrigen Tage schloß in einer hiesigen Restauration mit einem Buhnardeiter auS Neuschöneselb ein Mann Bekanntschaft, der sich von Kühn nannte und vorgab. Locomolivsührer auS Zittau zu fein. Abnung-lo» schenkte der Bahnarbeiter den falschen Vorspiege lungen de» angeblichen Lecomotivsührer» Gehör, nahm den- elben mit nach seiner Wohnung und gewährte ihm daselbst Nachtquartier. Andern Tag» schwindelte der Gast seinem Gastgeber noch verschiedene Effekten und auch Geld zusammen 90 ab und ist seitdem flüchtig geworden. * Plogwitz, 10. December. Ein schreckliche- Unglück passirte beute Voimiltag 10 Uhr in der Cbromopapiersabrik von Gustav Naiork hier. Der Feuermann Friedrich Emil Kutscher, 35 Jahre alt, war eben damit beschäftigt, daS Ab blaserohr deS DampskesielS. welche» verstopft war, zu reinigen, al» sich plötzlich der abgesetzte Schmutz löste und daS unter hohem Druck stehende siebende Master auS dem Kessel strömte, wodurch Kutscher vollständig verbrüht wurde. Der Ver unglückte befindet sich im hiesigen Krankenhause und liegt hossnungSloS danieder. Derselbe ist vcrhcirathct und hat drei Kinder. Grimma, 9. Decemher. Beim Abb:uch der Nicolai- kirchc fanden sich etliche (4—5) urnenartige Gesäße vor, au» einer schwärzlich-grauen Steingutmaste, etwa 14 m hock über dem Fußboden zwei je seitwärts der Fenster in der Osttnaucr mit bündig liegenden Ocfjnungen eingemauert. einS ziemlich in der Ecke, wo Ost- und Nordmauer zusammen- stoß n. hochstehend; ein vierte», wieder mit büncig liegender Ocsfnunz. ist auS einem großen herabgcworsenen Klumpen der Nordmauer hcrauSgcarocitet worden. Die Oessnungen waren tkeilS durch Lekmklumpen, tbeils durch Z egelstein und Kalk verschlossen. Zn 2 dieser räthsclkasten Gefäße war eine Erdmaste, etwa 2 Hände voll, noch befind!,ch. Die Gesäße, In 2 dieser räthsclbasten Gefäße Tie in der Hauptsache glcichgesormt, mit 2 Paar eine wcllen- umschli ' artige Zickzacklinie umschließenden eingeritzken ringsherum lausenden Linienstrcisen, waren 33 cm doch und, wenn auch keine reichere Verzierung ausweisend, doch ebenmäßig ge arbeitet, mit langem Hat- (Umsang 35 cm) und Bauch sllmsang 60 cm) im Vcrhältniß von 3:1. Leider konnten sie nicht unbeschädigt bleiben, lieber die einstmalige Be stimmung dieser Gesäße ist zwar noch keine volle Klarheit erzielt, aber r» kann doch schon jetzt angesübrt werden al» die sehr beachtliche Meinum.Säußerung einer Autorität, deS Herrn Professor Steche in DreSden, welcher auf Grund einer demselben durch Herrn Baron v. Welck übermittelte» Zeich- nung der Gesäße und Detail» über die Art der Auffindung in einer VereinSsitzung deS sächsischen AllerthumS-MuseuniS sich darüber folgendermaßen ausgesprochen bat: „Das stehend vermauerte Gesäß mag alS eine Art Reliquie gedient haben, die liegenden können al» Schallqesäße gedient haben, deren bündig liegende Oessnungen erst später zugeblendet wurde», als man den Zweck vergessen hatte. In verschiedenen Orten sind derartige Scdallgksäße mit ziemlicher Sicherheit nachge wiesen. Die Formen der Gesäße sind vortrefflich, bieten aber über die EntstehungSzeil keinen Anbalt und scheint die Vermauerung gleichzeitig mit der Errichtung de» CborhausrS ersolgl zu sein." (Nachr. s. Grimma.) * Oschätz, 10. December Heute fand die Uebergabe unseres durch Herrn Bürgermeister Härtwig so eisrig ge förderten und unter der Oberleitung des CiviliiiaenieurS Menzner auS Leipzig neuerbauten städtische» Wasser werke» statt. Schon ein Brunnen allein, welcher am Zscdöl- lauer Mühlgraben in unmittelbarer Nähe der Pumpitativn 2t m lies abgeteust wurde, vermag täglich gegen 3000 cdm Master zu liefern, so daß der erforderliche Bedarf turch TageSbetrieb gedeckt werden kann. Die Pumpstation entdält zwei liegende Dampfmaschinen von je 12 Pserdekrästen mit direct angehängte» Plungerpumpen, welche daS Wasser 36 m hoch in ein am Exercirplatz gelegenes 500 cbm Inhalt fastendes Hochreservoir heben und welches durch eine neue Fallrohrleilung mit dem alte» Rohrnetz verbunden wurde. Die Anlage, welche in höchst gelungener und gedrängter Form den örtlichen Verhältnissen anqepaßt ist, erforderte abzüglich de» erweiterten Rohrnetzes eineu Koftcnauswanv von gegen 120 000 und arbeitet auSgczeichnet. Lengcfeld im Erzgebirge. Nach der letzten Zählung hat der AmISgerichtSdezirk Lcngeseld >3 096 Emwolnier und nur einen einzigen prakticiren den Arzt, wa» für diesen Bezirk doch unzweifelhaft z» wenig ist; wenn eS vorkäme, daß Kiefer eine Arzt einmal ernstlich krank würde, so wäre der Bezirk Lengesclv ganz ohne ärztliche Hille und er würde aus die stundenweit entfernten Orte Olbernhau, Zöblitz und Marlenberg (die allerdings mehr als einen Arzt besitzen) angewiesen sein. Daß die» ein großer Uebelstand ist, namentlich bei plötzlichen Krankheitsfällen, wo augenblickliche Hilfe »ötbig. liegt auf der Hand. Die Bewohner de» Lrngeselder AmtS- zericht-bezirk- empfänden e» als eine große Beruhigung, wenn ich in demselben noch ein zweiter Arzt niedertasten wollte. Der große und dichtbevölkerte Krei» kann zwei Beizten ein gute» Auskommen gewähren. Für einen jungen Arzt wäre hier Gelegenbeit geboten, sich eine sichere und angenehme Leben-flellung zu gründen. (Tb. Tgbl.) Reichenbach, 10. December In den letzten Tagen machte in verschiedenen Localblättern des Vogllande» die Mitthcilung die Runde, da» seit nunmehr 14 Tagen ver mißte 6jährige Kinv der Vetter'schen Familie sei in der Nähe des hiesigen SchützenhauseS todt ausgesundcn worden Der Mund deS Kinde», welches daS Opfer eines Lustmord,» geworden. sei mit einem Taschentuche zugestopst gewesen Wir schenkten dieser jede» thatsäcblicben Grundes entbehrenden Nachricht ansang? weiter keine Beachtung, da aber dieselbe nunmehr auch den Weg in verschiedene größere Blätter ge sunden hat, so sei hiermit constatirt, da« die ganze Schil derung völlig unwahr ist. — Nur so viel kann man sagen,' daß die Erhebungen gegenüber diesem so traurige,, Vorgänge ihre» Fortgang uebiiien. So ist beute ein vis vor Kurzem hier wohnbastcr Mann verhaftet worden. Auf diese Person batte sich gleich im Anfang einiger Verdacht gelenkt. Derselbe wurde heute Vormittag in UnterhainS- dors zwei Personen vorgestellt, die an dem Abend jene» Tage», an welchem daS Kind verschwunden ist, einen sremden Mann mit einem Kind diese» Alter» gesehen haben wollen Dieselben recognoSeirtci in dem Menschen die damal» wahr- gcnommenc Person, d!ese aber behauptet, an diesem Tage m UnterhainSdorf nicht gewesen zu sei». In Folge dieser beiden entacgenstchenden Aussagen hat die Polizei sich ver anlaßt gesunden, den Mann vorläufig in Hast zu belasten und zur weiteren Untersuchung nach Plauen an da- dasige Landgericht abzuliesern. (R. W.) * DreSden, 10. December. Se. Majestät der König kam gestern Vormiltag nach dem Residenzschloß und nahm die Vorträge sämmilicher Minister und DepartemcntSchesS und daraus eine Vorstellung entgegen. — Se. Maj. der König und Se. königl. Hobeit Prinz Georg mit mehreren Herren au« der Gesellschaft begaben sich heute zur Jagd aus Helsenberger Revier. — An, Sonnabend hatte Se. königl. Hobeit Prinz Friedrich August da- Un glück, auf dem hiesigen Cavallerie» Exercirplatze beim Nehmen einer Hürde mit dem Pferde zu stürzen, und zwar derart, daß Se. königl. Hoheit unter daS Pferd zu liegen kam. Der schneidige Reiter bat zum Glück keine ernste Verletzung davongetragen und nur am linken Knöchel eine Verstauchung u»v Sehnendebnung erlitten, in folge besten er da» Zimmer niedrere Tage hüten muß. Ober- stabSarzt b)r, Jacob, untersuchte alsbald den Fuß und gedenkt ihn in Kürze durch Massage zu heilen. DaS Pferd hat mehr fache Schürfungen davo,'getragen. vermischtes. — Berlin, 10. December. Der Kaiser bat denjenigen Ossicieren. welche beim Tode der hvchseligen Kaiser deren mililairischen Gefolgen angel>ö»len, zum bleibenden Getächt- niß und mit sehr gnädigen CabinetS-OrdreS Len bezüglichen N amenSzug auf der Brust zu tragen verliehen. Auch der Kaiser hat den NamenSzug angelegt und mit demselben gleichzeitig diejenigen Prinzen de- königlichen Hause- decorirt, welche unter dein bochfetige» Kaiser Wilhelm in der Armee dienten. Diese Dekoration hat die Größe etwa eine« Fünf Markstücke- und ist auS mattem Silber. Der NamenSrug wird von einem Kranz von Eichenzweigei, umgeben, welchen aus der oberen Seite die Kaiserkrone schniückt. --- BreSlau. 10. December. Die „Schlesische Zeitung" bringt Folgende«: „In verschiedenen Blätlern findet sich ine Behauptung. in Breslau habe man in einige» Fabriken (oder wenigsten- in einer), deren Arbeiter an bei» Fackelzug der könig-treuen Arbeiter zu Euren de- Kaiser- am >6 v. M. Iheilgenonimen haben, bei der Lvbming einen Abzug von je zwanzig Pfennig aus den Man» zur Deckung der Kosten sür die benutzten Fackeln gemacht. Daraufhin hat der Vor sitzende de« Fackelzug-ComitöS, Fabrikbesitzer und Stadt verordnet» Hermann Seidel, Veranlassung genommen, bei den sämmtlicben BreSlauer Fabriken, deren Arbeiter sich ossiciell an dem Fackelzuge bclheiligl baden, Umfrage zu batten. Hierbei hat sich hcrauSgesiellt, daß jene Behauptung der Begründung völlig entbehrt. Wa» übrigen» die Deckung der Kesten deS FackclzugeS bclrifst, so soll hierüber in den nächsten Tage» öffentlich Rechnung gelegt werden. Schon jetzt kann milgethellt werden, daß der zur Kostendeckung erforderliche Betrag durch die in reichem Maße von allen Seiten ge spendeten freiwilligen Beiträge schon längst nicht unerheblich überzeichnet ist." (Eingesandt.) *) Der botanische Schulgarten. Im Lolleglum der Stadtveroidneien soll beute. Mittwoch, über die Errlchimig eloeS botanischen Schulgartens der chiei u> d verbandet! werden. Einsender kan» sich mit der Anlage eines botani schen LenlralschulgarlenS (am Schieußiger Wege) a»S G, linde >i, welche die neuere Methodik an den naturgeschichilichen Unterricht stell», nicht einverstanden erklären. Denn in der BolkS- schnle soll hauptsächlich Natni qeschschie betrieben werden, nicht bto» Naturbeschreibung. Die Schüler sind al>o mit der Ent wickelung de» Pflanzen- und Dhierlede»-, mindestens m» de« wichiigslen Siadien derselben, velttani zu machen; sic »ollen Pflanz, n und Thierr in ihrer eigentbüinlicheu Umgebung und in der Ad- dängiakeii von dieser, sowie die Wechstldez Hungen zwilchen Tbicr- und Pflanzeiileben kennen lernen, solle» cingeiveibi werben r« die wichiigsten Leben-g-meinschafien der Naiur und verstehen lernen die unveränderlichen Gesetze derselben re. Durch gründliche Keiininisse ist zu erstrebe» die Liebe zur Natur, weiche sich Lüsten in ter Freude an derselben, in der Schonung und Pflege der gelammten thier- und Pflanzenwelt. Diese Aufgabe de» naturkundlichen Unterricht» wird durch einen bolanischen Eeatralschulgarlcn nicht wesentlich er leichtert werden. — Die Benutzung deS Schulgartens kan» ans dreierlei Weise geschehen: 1) könnte cs de» einzelnen Le»,rer» gesia!l>r sein, sich die Pslanzcir nach Bedarf sür den Unterricht a»S bei» Centralgarten selbst zu holen Daduich wurde inan den Lehieen das manchmal so lästige „Botamsiren" etwa» biquemer machen. Ter Unterricht leibst dürste dadei gar nichis gewinnen; den» er inüs,:.- ich, wie daS bisher meist der Fall war, lediglich aut die Beschreibung der an» ihrer natürlichen Umgebung heraiisgerissenen, meist i:> Stadium der Büibe sich befindlichen Dstanze beschranken. — 2f Könnten die Pflaizcn durch die Verwaltung des haianiiche» Garten» den einzeinen Schulen süe die IliilerlichlSstiliideii z» .. stellt werden. Der unlerrichtlichen Behandlung der Pflanzen wurde es dabei genau so ergehen wie unter Puirct 1. Austerdem aber hätte man der persönlichen Neigung de» Lehrer» und der Auswahl der von ihm besonders gewünjchlen Objecte einen unliebsamen Zwang angelegt, deS unbrauchbaren Zustande», in dem sich die Pfl nzen manchmal befinden müchlen, gar nicht zu gedenken. 3) Nöiiiiie der botanische Schulgarten zum Zweck der so alt und mit Recht gesorderlen Schulspaziergäuge geössaet werden. Intest tragen dergleichen Spaziergänge nur den Cbarakier schnell vorüber gehender Beobachlungen an sich, »ich! de» Eharakler de» verweile», den und sich in die Sache versenkenden Unterrichtes. Auch möchte» sich den wiederholte» Besuchen deS botanischen Gartens von Seile» der zahlreichen Schulclosje» Leipzigs viele störende Einflüiic ungünstiges Wetier, gioste Enlsernmig, zu lcbhastcr Verkehr, Zer- ireuthklt der Schüler >c.) enlgegenslellcn. Einsender wünscht aus den angesührien Gründen, daß man von der Anlage eines botanischen Ccntralschulgarleiis adschcn, dagegen, wo eS möglich ist, in unniillelbarcr Nahe der Schulhäujci Pfl nzcu- gärten einrichien möchte, wie solche bereits bei einer Anzahl Bürger- n»d BezirkSschulen seil mehrere« Jahren bestehen. Dergleichen Schul gärten sind in einer Großstadt, von der o»S die Natur nur schwer und selirner z» erreiche» ist, daS beste llnterrichiSimtlel für die Botanik. Der Schulgarten ist zwar noch nicht die Natur leibst, aber er soll ihr Abbild, eine möglichst ungekünstelte Wiedergabe derselben sein und alS nolhwendige Ergänzung ein der Stadt nahe gelegenes, die wichtigsten Bäume enthaltendes Stück Wold, desgleichen em Stuck Wiese zugetheilt erhalten, wo die einzelnen Elasten wiederholt und von Slüiiingen »»belästigt unterrichlei werden können. Dann wird sich an ihm die wichtige methodische Forderung, die Nalur- objecte nicht vereinzelt, sondern in Lebensgemein schaften zn betrachten, wenigsten» annähernd verwirklichen lassen. Der botanische Garten besteht in der Hauptsache au» einem Stück Feld, einem Stück Wiese und einem Stück Garten je mit den wichtigsten Pflanzen derselben. Der Schiber lernt bet dieser Ein richtung die Pflanzen in ihrer eigenihümlichen Umgebung kennen; er beobachtet im Wechsel der Jahreszeiten da» Werden, Blühen und Vergehen der heimathlicken Flora, die Abbängigkeit der Gewächse vom Boden, von der Luft, dem Licht, der Feuchtigkeit und Wärme; er gewinnt Anschauungen auS der Wechietwirkung zwilchen dein Thier- und Pflaiizenlebeu. Vorstellungen über die AuSbreilunq, die Keimung, den Bau und da» Leben der Pflanzen; er ist gendihigt. die Gewächie seine» Schulgarten» säst jeden Tag und immer an derselben Sielte in Augenschein zu nehmen: er kan« unter Umständen zur Gartenarbeit herangezogen werden, um durch eigene Bemühungen feine Pfleglinge lieb zu gewinnen; recht oft läßt sich im bolanischen Garten selbst eine sruchlbringende UnterrichiS- stunde eriheilen — und eine solche Stunde im Freien ist manch mal mehr werih al» 10 Stunden >» der Schulstube. — So gewinnt der Schüler, und daS ist oliberordentkich weribvoll sür die im HLusermeer »n>> dem G'wüdl der Straße» verschwindende groß städtische Jugend, im Schulgarten einen wirklichen Schauplatz seiner geistigen Arbeit, der vor Flüchiigkeit und Zerstreuung schütz!, w'il die Gedanken ge'-qenllich immer wieder bei Erinnerungen au den Ort, an dem de» Kinde» grundlegende Anschauungen ent standen, zurückkehren. Durch sorgiällige Beobachtungen, eigene Erlebnisse und aus An schauung gegründete Kenntnisse zur Liebe zur Natur! linier Volk ist sür die Freuden an der Naiur reich beanlaqi. Manche schlichte Faiiiilie der Großstadt hat in ihrem Gärichcn trauliche Slunden verlebt. Möchte jeder Schule, wenigstens bei den Neu- bauten, in dem botanischen Garten ein Mittel gegeben werden, diese Natnranlage ihrer Zöglinge ausS Beste zu pflegen und miszu- bilden. I'rr. *) Tie Redaction giebt Vorstehend » zur Klärung der An- 1 gelegenheit hier wieder, ohne irgend wie Stellung zu dieser Frage zu nehme«. Um mtln großes Lager zu räumen, verkaufe bis Weihnachten silmllch Lgzer-Sichkii sm Kuben mb Wcheii««»1- Ich bis 18 Ichm min Dis. Zurückgefetzte Sachen bedeutend unter und zu halben Preisen in einer besonderen Abtheilung. O. 8u»SMSNN, Grinnn. Strafe 3. Vünlsvks VZbSVSDN - DßsNlIsvkLllZllSo klesLkiter 8ltr. — klL8tl8eI» iinil lisIN»«!'. — kvlne8 Getier. ttanä86kuk- Abonnement. 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