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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-06-19
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188906195
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890619
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890619
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-06
- Tag1889-06-19
- Monat1889-06
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 19.06.1889
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Erscheint täglich früh 6 V, Uhr. Kk-arlion und Erpkdition Jobanne-gaste 8. Sprrltiliundrn drr Urdaction: Vormitiags 10—12 Uhr Nachmittags 5—S Uyr. «»»eiandi«, VI«»»tcrt»«» Ned«cNco »ich» rerbmttich. A«»a»«e der für »ie nächftjslgenb« Nummer bestimmten Inserate an Wocheutagen bis S Nbr NnchunttanS. an Lau»- und Kcsttagen srüh bis',,» Uhr. 3» den Filialrn für Inf.-Ännahmr: Ltto Alrmm. UiuversilLlSstraße 1. LauiS Lösche. Katharlaeustr. 23 part. »uv König-Platz 7, nur bis '/,L Utzr. ttmigerTagtlilat! Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschüftsverkehr. A b onnementSprei« vierteljährlich 4»/» Mk. iacl. Bringerlolui 5 Mk.. durch di- Post bezogen 6Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilagen (in Taqedlatl-Format gesalzt! «hur Postbeförderung 60 Mk. mit Postbejürderung 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Gröbere Schriften laut uns. Preitverzeichuib. Tabellarischer u. giffernsatz nach höher« Larij. llula«ru anter dem Redactionsstrich dt» ögeipalt. Zeile 50Ps„vor deuFamilienaachrichteu die Ogefpallene Zeile 40 M. Inserate sind stet- an die 8r-edtttau zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumeramlo oder durch Post- Nachnahme. 170. Mittwoch vm 19. Juni 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da die Erfahrung gezeigt dal. dag die Bestimmungen de» Regulativs, die Trödler und Meubleure in Leipzig betr., vom 20. Januar >876 vielfach außer Acht gelassen werde», so wird auf dieselben durch Veröffentlichung des nachstehend bei» gefügten Regulativs nochmals hingewiescn. Leipzig, am 12. Juni 1889. Der Akath der Stadt Leipzig. VI. 1153. 1)r. Trvndti». Regulativ, die Trödler ««» Meubleure tu Letpzt» detrrffrud. 1. Jeder Trödler, mit Einschluß der Meubleure, welche mit alten MeubleS handeln, auch wenn er sich Rohproductenhöndler nennt oder seinem Geschäfte irgend welche andere Bezeichnung giebt. sobald er einen Handel mit gebrauchten Gegenständen betreibt, hat »in vom Polizeiamte gestempelte» und solnrtcs Buch über seinen Ein- und Berkaus zu führe». Dem jedesmaligen alsbaldigen Einträge in diese» Buch sind «uterworseii: Kleidungsstücke, Wäsche, Schuhwerk, Betten, MeubleS, haus- wirthschastliche Geräthe und Handiverk-zeug aller Art, Metall- gegcustänoe, altes Eisen und sonstige Metallstücke, Leihhaus und Lagerscheine, Werthpapiere. Münzen, Uhren, Pretiosen, Juwelen, Gvld- und Stlbersache». Zeuge und Stoffe, Pelz- waaren, Bücher, Musikalien, musikalische Instrumente, Bilder und alle sonstigen Werthgegenstände, wozu tedoch SlaSbrocken, Hadern und Knochen nicht gerechnet werde«. Aus diesem Buche muß sich 1) die lausende Nummer des Geschäfte», 2! der Tag des Einkaus», 3) Bor» und Zuname, Stand und Wohnort de» Berkäufers, worüber der Trödler einen genügenden Ausweis zu ver» laugen und sich zu verschaffen hat, 4) der erkaufte Gegenstand und die Beschreibung desselben (verlauste Pfandscheine sind uater Beisüäung der Nummer de- Scheines und Beschreibung de» Psandodjecte» rin- zutragm), 5! der Preis de» erkauften Gegenstände», 6) rin Nachweis über da» weitere Gedahre» mit dem erkansten Gegenstände, wenn derselbe nicht mehr in n»tur» vor handen ist, unter Beifügung de» Bor- und Zunamens und Pt»i,n»ri» d«s etwaigen Abkäuser« und de» Tags» de» Wiederverkauf» ersehen lasten. L. Jeder Trödler und Meubleur ist verpflichtet, wenn Gegenständ« zum Berkaus ang-boten werden, thunlichit z» ersorsche», ob dem Berkäujer ein Beifügung-recht über dieselben zufteht. Bei entstehendem Berdacht des Gegcntheils ist dcm Polizeiamte sofort Nachricht zu geben und die Sache, und wen» thunlich auch die Person deS Ver kaufenden, bi» zum Einschreiten der Behörde in Gewahrsam zu nehmen. Namentlich hat der Trödler, wen» Dienstboten etwa» verkansea wollen, sein Augenmerk daraus zu richten, ob die zu verkaufende» Sachen etwa der Dienstherrschaft gehören könne». 8. Die Trödler und Meubleure haben die ihnen zugescrtigten öffent lichen Bekanntmachungen über gestohlene und verlorene Gegenstände genau durchzusehe», aufzubewahren und zusammenzuhesten. Wenn sie durch solche schriftliche oder auch blos durch Polizei, organe bewirkte mündliche Bekanntmachungen oder sonst aus glaub, haste Weise davon, daß Sache» irgend welcher Art gestohlen oder verloren worden sind, benachrichtigt worden und ihnen die bekannt gemachte Beschreibung der gestohlenen oder verlorenen Gegenstände auf die ihnen zum Kauf angebolenen Sachen zu Pasten sche ut, so haben sie sofort die ihnen beigehendrn Verdachtsgründe dem Polizei, amte initzutheilen und die Sache, und wenn möglich auch die Person de» Verlausende«, dis zum Liuschretten der Polizei sestzuhalten. 4. Mit Klndern haben sich die Trödler -niemals in ein Geschäft eiuzii lasten. Be, älteren, aber noch unmündigen Personen hat der Trödler sein Augenmerk darauf zu richten, daß der Verkauf der von ihnen überbrachien Gegenstände unter Einwilligung ihrer Eltern oder ihres Vormundes ersolge. 5. Tie Trödler dürfe» alte Schlösser und Schlüssel uur dann ver lausen, wen» sic vorher zerhackt oder unbrauchbar gemacht worden sind. «. Die unter 1 gedachten Bücher werden den Trödlern und Meubleuren von dem Polizeiamte das erste Mal unentgeltlich. 24 Bogen stark, gestempelt, oiisgeantworlet, bei späkrrrm weiteren Bedarf kann der Gewcrbtreibeude die Bücher vom Polizeiamte gegen Bezahlung ent nehmen, >s bleibt ihm aber auch unbenommen, auf anderem Wege sich den nöthlgcn Borrath zu verschaffen, in welchem Falle die Bücher zur unentgeltlichen Abstempelung vor deren Benutzung ein zurciche» sind. Jeder reche-chirende Polizeibeamte darf Vorlegung der Bücher zur Einsichinahme fordern und ist auch diesem Verlangen Seiten de» Gewerbtreibendcn jederzeit Folge zu leisten. 7. Die vollgeschriebene, und sonst an» einem Grunde zum ferneren Gkschäftsgebr.iuchc für den Inhaber untauglich gewordenen Bücher drr unter 1 gedachten Art sind von dcm Inhaber 15 Jahre lang, vom letzten Eiiurog an gerechnet, auszubewadren und aus Verlangen dem Rathe oder dem Polizeiamte zur Einsicht vorzulegea. 8. Zuwidcrhandlunacn gegen diese regulativmitziaea Bestimmungen werden mit Geldstrafe bis z» Einhundert und Fünszig Mark oder rerhällnißniäßiger Hast bestraft, auch sind sur Zuwiderhandlungen etwaiger Au lettcUter oder Beauftragter der durch das Regulativ be- Irosienc» Tiödler und Meudleure die Gejchästsinhader veraniwortlich. Leipzig, am l2. Juni 1889. Ter Rat» »er Stadt Leipzig, vr. Tröadlia. Vekanntmachuns. Die Leuchtkrast de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Heit vom 11. btA IE. Juni dsl. J-. im Argand- »renner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stünd lichem Consum da» 18,2sache der Leuchtkrast der deutschen Normaikerzr von 50 Millimeter Flanimenböhe. Da» specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0.43«. Leipzig, am 18. Juni 188S. DeS RathS Deputation ,« de« GaSavstalten. Vtlraimtmachung. Folgende zuni Betriebe der Filleranlagen benutzt gewesene und am Orte derselben im Mühiholze bei Connewitz lagernde Gegenstände: 41 Stück hölzerne Aastcukarren, 4 Ei-Lxte, 8 EiShaken 9 Krücke», 28 Schöpfkelle», bierzn 20 edm grwaschcnen Filtersande», sind gegen Baar Zahlung zu verkaufen. Weitere Bedingungen liegen bei der technischen Geschäft» stelle der Sladtwasterkunst, Obstmarkt 3. IN. zur Einsicht aus; Angebote sind an derselben Stelle bl» zum 29. d. Ml« einschließlich anzubringen. Leipzig, den 14. Juni 1889. D«r Stath der Gtadt Leipzig. I« 39LS Nr. Lrvudlia. Grütze^ >ff. Vekauiltmachimg, die Vermiet»»«« der Rühlzellen t« «ühlhause des städtische« TchlachthofeS drtr. Die in der KühlhauSanlage des städtischen Schlacht- wse« zum Bermielhe» an Fleischer eingerichteten Zellen ver- chiedener Größe sollen ab IA. Juli ». e» wieder auf ein Jahr pro lüm Bodenfläche für den Preis von 25 ^tk ver- miethet werbe». Bewerber, sowie auch diejenigen Zellenmiether» welche beabsichtigen, ihre jetzt innegehabte Zelle für den vorstehend angesührte» Zeitraum weiter z» behalten, haben ihre Gesuche pätestend btS «rtt 2st. Juni ». «. an die Direktion »eS städtischen Birh- und Schlachlhose» in den GesckästS- lunden von 8—12 Uhr Bormittag» und 3—tt Uhr Nach- niltag» schriftlich rinzureichen. Neu austrelende Bewerber jaben hierbei di« Größe der zu ermiethenden Zelle annähernd anzugeben. Diejenigen jetzigen Zelleninbaber. welche bi» zum 29. Juni ihre Gesuche un, Erneuerung de- Vertrage» nicht eiligereicht haben, werden gleich den neuen Bewerbern erachtet und er« olgt di« Berücksichtigung der letzteren der Reihenfolge der Anmeldung nach. In vorgenannter Direktion sind auch die weiteren Ber» tragSbedingungen einzusehen und liegen Llnmelde Forinu- are daselbst zur Entnahme bez. Ausfüllung au». Leipzig, den 11. Juni 1889. Der Skat- der Stadt Leipzig. Ia 3990.vr. Grorgi. Hengst. Hierdurch bringen wir zur öffentliche» Kenntniß, daß wir heute den von Herrn Friedrich Wilhelm Biebach in Gohli». Lange Straße 39 wohnhaft, gehaltenen Damps- reluigungSapparat zur Bewirkung der in tz. 8 unsere« Regulativs vom 24. Juni 188l, die Einrichtung und Rein haltung pneumatischer Bierdruckapparate in Leipzig betr., vorgeschrirbenen Reinigung der Bierrohrleitunge» an pneuma tischen Bierdruckapparnten für hiesigen Ort concessionirt und genannten Herrn Virbach aus seinen Antrag zur Besorgung gültiger Einträge Uber vorschriftsmäßige Reinigungen von Bierrohrleitunge» in die von Inhaber» in Gebrauch befind licher pneumatischer Bierdruckapparate gemäß tz. 8, Abs. 3 des obcnbezeichnete» Regulativs zu führenden Revisionöbüchcr in Pflicht genommen haben. Leipzig, den 14. Juni 1889. Der Slath der Stadt Leipzig, vm. >779. Or. Tröndlin. Or Gringmulh, Aff. Vekanntmachuns. Infolge freiwilligen Abgangs des derzeitigen Inhaber« ist sosvrt eine LchUtzmamiSftrlle mit jährlich 810 si AnlangSgehalt. der bei befriedigender Leistung sich von, 2. Dienstjahre ab auf 900 erhöht und bi- zu 1080 ansteigen kann, sowie 80 Bekleb dnngSgeld zu beietzen. Im Polizeidienste erfahrene Bewerber können in eine höhere Gehalts laste eingestellt werden. Gesuche gedienter Mllitairs, welche die UnterosficierScharge er reicht haben sollen, nebst Zeugnist-n sind bis zum 25. Juni I88S bei uns eiuzureichen. Lindenau» am 17. Juui 1889. Der Gemeinderath. - - I- v vr. Fertz. Goctz, Gem.-Aeltester. Rußland und Oesterreich-Ungarn. Nun ist endlich der Anstifter der gegenwärtigen Ben» ruhigung gesunden. Er heißt Tcodorovitscb, ist Herausgeber veS serbischen Blatte« „Male Nvvine" und bat die erdichtete Nachricht von einer russisch-serbischen Militairübereinkunst verbreitet, um in Oesterreich-Ungarn eine feindliche Stim mung gegen die serbische Negierung zu erzeugen. So meldet ein auS RegicruiigSkreisen stammei'.dcS Telegramm der „Poli tischen Corresponbenz" auS Belgrad. Sonderbarerweise ist die Meldung, daß Rußland in Belgrad den Abschluß einer Mllitairiibereinkuiist aiigebolc» habe, aber auch dem Organ der englischen Regierung, dem „Standard" au« Wien züge gange», und die „Frankiurler Zeitung" hält dieselbe trotz der Ableugnung der serbischen Regierung al« richtig aufrecht, weil sie au- bester Quelle flamme. Auf Ableugnungen »nd sonstige Erklärungen der serbischen Regierung ist überhaupt nicht« zu geben, nachdem sie den abgesetzten Motropoliten Michael mit offenen Armen empfangen und in sein früheres Amt wieder ringesührt hat. die serbische Regierung kan» den ver lorenen Rus ihrer Zuverlässigkeit durch nicht» Anderes als durch Thale» beweisen, welche ihre Friedensliebe und ihre Absicht, ihre Thätigkeit nur den inneren Angelegenheiten keS Lande» zu widme», darlhue». Preßmanöver, Telegramme, Corrcsponbenze», diplomatische Schritte sind unter solche» Umständeu völlig werthlo«. selbst wenn sie durch russische RegierungSorgane unterstützt werden. Daß die serbische Regent schast doppelte» Spiel spielt, ist durch schwer wiegende Thal fachen erwiesen. Die serbische Regierung legt sich auch eine viel zu große Bedeutung bei, wen» sie die Sachlage so aussaßt, als ob alle Beunrubigung von ihr ausgegangen sei, drr Urheber der gegenwärtigen Spannung zwischen Serbien und Oesterreich- Ungarn ist Rußland, Serbien ist nur ein Werkzeug Rußland», wie e« Montenegro ist. Daß in Serbien fruchtbarer Boden für russische Zettelungen ist. zeigt die Haltung eine« Tbette» der serbischen Presse, welcher unter Androhung eine« Kriege» die AuSliesernng der von Serbien bewohnte» Gebiete Ungarn». Dalmatien» und Slavonien» und die Abtretung von Bosnien und der Herzegowina fordert. Daß diese Forderungen wahn- sinnig sind und keine Beachtung verdienen, ist nicht zu bestreiten aber baß sie gestellt werden, zeigt, daß man sich tabei aus russischen Beistand verläßt, denn wie eS mit der serb>scb«n Kr>rg«tü<btigkeit beschaffen ist, hat ber Kamps zwischen Serbien und Bulgarien im November 1885 gezeigt. Dieselbe traurig« Gesellschaft, di« heut« kein« Selbstständigkeit »ehr besäße, sondern zu Bul. garien gehörte, wenn nicht eia Machtwort de» österreichischen Gesandten in Belgrad. Grafen SbevenhüNer-Metsch. dem SiegeSzuge de« Fürsten Alexander Halt geboten hätte, maßt ich heute an, Forderungen an dasselbe Oesterreich zu stellen, dem sie ihre staatliche Existenz verdankt'. Ob Oesterreich da- mals richtig bandelte, ob e« nicht bester gethan bätte, de» Dingen ihren Laus zu lasten unk den vollendeten Thalsache» gegenüber Stellung zu nehme», ist eine Frage, die heute nickt mehr entschieden werden kann, aber so viel siebt sest, daß Oesterreich dadurch der Selbstständigkeit der Balkaastaalen eine esterc Grundlage geschaffen hätte at» durch Beschützmig Ser- bien», dessen Schwäche und Treulosigkeit Oesterreichs Politik aus drr Batkanhatbinsel keine ciuSrerchende Stütze gewähren kann. Fürst Alexander an der Spitze eine« Gebiete«, welche« von der Drina bi« an da« Schwarze Meer reichte, hätte Oesterreick einen sicheren Halt sür die Durchführung seiner Balkanpolitik geboten, während eS heute aus den guten Wille» der serbischen und rumänischen Regierung angewiesen ist, wenn e» seiner Stimm« aus der Balkanhalbinsct Geltung versckafsen will. Der Uebermuth der Serben findet seine nnüberschreilbare Schranke an der Macht deS österreichische» Nackbarn, aber jede untttairische Maßregel Oester reickS aus der Balkanhalbinsel, welche den russische» Interessen wider- treitet, schließt die Gefahr eine» Kriege« mit dieser Macht in ick, und dieser muß »ul Rücksicht aus die Ruhe Europa« so lange al« möglich vermieden werden. Von Bulgarien sprickt man kaum noch, und doch liegt der Schwerpunct ber russischen Politik aus der Balkanhalv- insel in Sofia und Philippopel. Am l5. August sind eS zwei Jahre, baß Prinz Ferdinand von Coburg als unbestätigter Kürst von Bulgarien und Ostrumelie» unter stillschweigender Duldung der Türkei und der europäischen Großmächte waltet. Dieser Zustand kann »icht inS Ungemessene sortbauer». eines Tage» wirb Rußland daran erinnern, daß der Zustand Bul garien« dem Berliner FriedenSvertragc nicht entspricht und baß etwa« geschehen müsse, um dort Ordnung zu schassen. Das Einzige, wa« einen solchen Schritt bisher verhindert hat. ist da» Bewußtsein Rußland«, diesen unregelmäßigen Zustand durch seine ganz unverantwortliche Politik verschuldet zu haben. Waö hindert die übrigen Mächte, den Prinzen Ferdinand zu bestätige»? Die Rücksicht aus Rußland« Eigensinn und aus die Erhaltung deS europäischen Friedens. Rußland betrachtet den Zustand aus der Balkanhalbinsel al« eine» vorübergehenden, ihm gebührt nach seiner Auffassung die Schutzherrschaft über diese» Theil Europa«. Die Türkei hat eS nur der Gnade Rußland« zu verdanke», daß sie noch ein klägliches Dasein am Goldenen Horn fristet. So wie sich das Schwarze Meer seil dem Jahre 1870 der russische» Kriegsflotte wieder hat öffnen müsse», so gedenkt eines Tage« ver Zar auf Dolma Baqdschc seine Standarte aushissen zu lassen und wird daran augenblicklich »nr durch Oesterreich- Ungarn, England und da« böse Deutschland gehindert. Das ist die lhatsächliche Sachlage, und weil sie eS ist, deshalb hält Rußland die Begrenzung seiner Balkanpolitik aus schnöde Ränke und Kniffe für et» Uebermaß a» Geduld und Gul- »lüthigkeit, eigentlich möchle da« panslawistische Rußland bersten vor Zoni über diese unerträgliche Wirtbschast Wie kommt Prinz Ferdinand von Coburg dazu, i» Sofia und Philippopel den Herrn spielen zu wollen? Wie kann sich Oestcrreich-Uiigar» anmaßcn, in Serbien irgend welche» Einfluß zu üben? Nach russischer Auffassung müßte eS längst au« Bosnien und der Herzegowina binauSgedrängt sein und Rußland den Besitz an diesen Provinze» übertragen haben. Oesterreich Ungar», i» dem so viele Slawe» wobncn, hat überhaupt nach russische» Begriffen gar keine Existenz berechtigung mehr. Gleich den Serben, die ihre begehrlichen Blicke nach Ungarn. Dalmatien und Slawonien richten, ja sogar »ach Bosnien und nach ter Herzegowina, so hat Ruß- land ein ihm krasl seiner slawische» Nationalität zustehendeö ererbtes Recht aus alle slawischen Provinzen Oesterreich«, aus Galizien, Böhmen, Mähren, und der Rest ist soweit slawisirt, daß eigentlich ganz Oesterreich-Ungarn mit Fug und Reckt zu Rußland geschlagen werde» muß. ebenso wie die preußische» Provinzen Ostpreußen, Wcstpreuße» und Posen nebst Ober schlesien, wo ja bekanntlich überall Slawen wohne». So malt sich die Welt in den Köpfe» der russische» Pan slawisten, und deshalb kann man sich nicht wundern, wen» Alexander III. zuweilen in dieses Horn mit hinein stößt. Oesterrcick-Unaarn hat Interessen auf der Balkanhalbinsel zu wahren, Deutschland nicht, aber so weit gebt auch die Zurück haltung der deutschen Politik den Verhältnisse» aus der Balkanhalbinsel gegenüber nicht, daß sie einer Berwerlhung derselbe» al« Operationsbasis zustimmen könnte, um bei, russischen EroberungSplänen nach allen Richtungen und Gegenden hin zu dienen, wo Slawen wohnen. Die Sache Oesterreich-Ungarns ist b>S zu einem gewisse» Grave auch die Deutschlands. Leipzig, 19. Juni. * Wie eS heißt, wird der Kaijer in den erste» Tagen des Monats Juli die Reise nach den Inseln Lofoten (große Inselgruppe an der Westküste von Norwegen) an Bord der kaiserliche» Hacht „HohenzoUcr»- (Commanvaiit Capilain zur See von Arnim) aiitrcte». Aus dieser Fahrt wird er nur von wenige» Herren seiner nächsten Umgebung, sowie voraussichttick auch von einem Vortragende» R»tl, deS AnS- wärtigen Amte« begleitet sein. Zur Thcilnahme au der Fakrt hat der Kaiser ferner eingeladen: den preußische» Ge sandte» am Oldenburger Hose. Grasen Philipp Euleiibiirg den Reuenden lir. Gußscld, de» Marinemaler Salznian» ber den Kaiser bereits aus der russische» Reise begleitet bat sowie den Premierlieulenant v. Hülsen vom Garde-Kürassier Regiment. Bald nach der Rückkehr von den Losote» wird der Kaiser alSbann die Reise nach England antrcten. * Die „Straßburger Post" meldet, daß der Kaiser am 28. oder 29. nach Metz kommen wird. * Der Geheime Ober-RegierungSrath Weymann au« der Central-Ablheilung de« Reich« amtS de« Innern ist nunmehr, dcm Vorschläge de» BundeSralhs gemäß, zum Präsidenten de« Bundesamt« für da« Heimalh- wesen ernannt worden und hat sein neue« Amt bereit« am Sonnabend angetreten Da« Bundesamt sür da« Heimath- wesen sungirt sür da« gelammte Bundesgebiet, mit Ausnahme von Bayern und Elsaß-Lothringen, al« endailtig entscheidende Berus«-Jnstanz in Streitigkeiten zwischen verschiedenen Armen- verbänden über die öffentliche Unterstützung Hilfsbedürftiger, sosern die streckenden Armenverbände verschiedene» Bunde«, staaten aagehören und nicht die Organisation oder örtliche Abgrenzung de, »rmeaverbänd« Gegenstand de« Streite» ist. Durch die LandcSgesctzgebung ist dem Bundesamt die end- gütige Entscheidung letzter Instanz i» territorialen Streitig keiten derselben Art zwischen den Armcnverbändrn von Preuße», Hessen, den thüringischen Staaten, Walbeck, Neuß j. L.» Lübeck und Breme» übertragen. * In der Pflege der LandeScultnr ist im Verlause der Zeit in Preußen eine sehr wesentliche Veränderung einqelreteii. In der ersten Hälfte de« Jabrhundert» bewegte ie sich nahezu ausschließlich aus dem Gebiete ber Ausführung der Agrargesetzgebung. E'st nachvcm durch da« Gesetz über die Benutzung der Privatflüsse vom 28 Februar l843 und Uber das Deichwcsen vom 28. Januar 1848 die gesetzliche Grundlage sür die Ausführung von MeliorationSunter- nehmungen gewonnen waren, wendete der Staat seine Fürsorge dieser in erhöhtem Maße zu Dabei trat »nächst die Seite de« Schutzes vor den verheerenden Wirkungen der Hochwasser i» den Vordergrund. Die Zflege-Verbesserung und Erweiterung ver Deichaniagen nahm sür einige Zeit die Thätigkeit der landwirlhschasllicheu Verwaltung vornehmlich in Anspruch. Seit einer längeren Reihe von Jahren nimmt die Benutzung deS Wasser» sür LaiiveScutturzwecke. also die Ent- und Bewässerung und die damit zusammenhängende Regutirung der Privatstüsse, einen immer breiteren Raum ei». Die« gilt insbesondere, seit durch das Gesetz Uber die Wassergenossenschaslc» vom 1. April l879 der genossenschaftlichen Thätigkeit auf diesem Gebiete Ver LandeSmelioration eine zweckmäßigere gesetzliche Grund lage und damit ein kräftiger Ansporn gegeben ist. Da« technische Personal,welche« ber landwirtbschaflliche» Verwaltung zur Bewältigung der ihr aus dem Gebiete de« LandcSmeliora- lionöweskiis in immer steigende,nllmfange erwachsende» Ausgaben zu Gebote steht, ist >m Vergleich zu denselben nur gering. Mit Ausnahme der Rheinprovlnz. i» welcher zwei Metiorations- inspectoren sungire». ist sür jede Provinz nur ein MetiorationS- nspeclor bestellt. In BreStau sind dem MetioralionSinspector zwei Rcgieru»gSbaumeisler als Hilfsarbeiter, fünf anderen MeliorationSmspeclorcn je einer beigeordnet. An technischen llntcrbeamlen, sogenannte» Wiesenbaumeiflern, sind überhaupt nur >7 vorhanden, von denen ein Theil überdies nicht direct dcr Staatsverwaltung angehört. Die Frage verdient ernst liche Erwägung, ob nicht eine Vermehrung diese« technischen Personals ii» Interesse dcr Landeskultur al« dringende« Be- bürsniß anzuerkeiinrn ist. * Znm Nachfolger des zum Präsidenten dc« Kammergerichts vor einigen Monaten ernannten bisherigen SenatSprändentcn dc« Zweite» Strafsenat« de« Reichsgericht« in Leipzig, Drenkmann, ist, der „Kölnischen Zeitung" zu Folge, der Geheime Lberjustizrath 1)r. Löwe in Aussicht geiioinmen. I)r. Löwe hat sich namentlich ui» die Strasproceßordnung besondere Verdienste erworben, und während er noch Ober- AppcllationSgerichtSrath in Frankfurt an der Oder war. wurde er zu der ersten Ausarbeitung de« Entwurf« zugezogen; insbesondere war er Schriftführer der unter dem Vorsitz von llr. Fricdberg tagenden ersten Commission, welcher im Jahre 1873 der erste Entwurf in Folge eine« Beschlüsse« des BundeSratb« zur Prüfung vorgelegt wurde. Sein Commentar zur Strasprvccßorviiung hat sich in der Praxi« derart be-- iväbrl, daß er bereit« in sünfter Auflage erschienen ist. Seit dem Jahre 1879 ist I>r. Löwe Vortragender Rath im preußischen Justizininisterium, seine Ernennung zum Senatspräsidenten in Leipzig dürste schon in nächster Zeit veröffentlicht werden. * Ter Abg. Or. Ham macker ist am Montag nach West- alen abgereist, um. soweit möglich, die noch obschivebenden Differenzen, Übrigen« sämmtlich von minder erheblicher Be deutung und meist nur da« Werk von Unruhestifter» dcr extrem nltrainviitanen oder sonstigen slaatSseindlichen Richtungen, gütlich beizulegcn. * Von keiner Partei wohl wird die Wahlwühlerei sür die in Creseld statlfindcndc ReichSlagö-Ersatzwahl so lebhaft betrieben wie von Seiten der jocialvemokratischen, und wenn nicht alle Anzeichen trügen, wird kiese Partei an Stimmen erheblich zuiichmc» EmeStheüS liegt dies an dem immer »och nicht flotten Geschäftsgänge der hier betriebenen Textil industrie, wodurch die Zahl der Unzufriedenen eine iminer größere wird, andcrntheüS auch an dein verunglückten Färber- ausstande. dessen Mitlcitcr Blank kürzlich wegen aufreizender Rede» z» sechs Woche» Gcsängniß veriirtheilt wurde und der sich jetzt in den Versammlungen al« „Märtyrer" aus-- spielt. So fand auch Sonntag wieder eine wen» auch gerade nicht zahlreich besuchte Volksversammlung aus Dricßenhos statt, in welcher der Schreiner Karl Meist aus Köln über „die Ausgaben teS Reichstag« und da« Verhalten der Parteien zur bevorstebenken Neicholags-Ersatzwahl" sprach. Daß die parlamcnlarische Thätigkeit ber anderen Fraktionen schlecht, sehr schlecht wegkam. versteht sich wohl von selbst; die ganze socialpotilische Gesetzgebung wurde lediglich als eine verbesserte Armenpflege bingcstcllt; Blank nannte raSRciitenvcrsichcrungS- gesetz geradezu „die Weckschnapp in Köln" Dcr socialdemo kratische WablauSschuß hat seinen Sitz bei dem bekannten Agitator Karl Wcsch. Sonnabend und Sonntag wurden in Zürich gedrucklc Wahlflugblätter verbreitet, welche ebenfalls die Wahl Grillenberger'S cmpschlen * Der ncugewähtte schleSwigsche Provinzialland- tag ist von dem Obcrpräsidcnten von Steinmann sür eine kurze Session zur Wahl von Ausschüssen eröffnet worden. * - * * * Aus der Präger Soplüemusel sund ein ju nqczechiscüer Parteitag statt, an welchem sich 2900 Personen an.S allen Tkeilcn Böhmen» betbeüigten. Gregr verurtheille die rcaclioiiairc» Bestrebungen de« FeukaladelS, trat sür die Neu- schulc ei», prieS die Sokolistcn (Turnvereine), deren Ersolge in Pari» bedeutender seien al« alle Ersolge dcr altczechischcn Polit'k, »nd verlangte die Einsübrni:, de« allgemeinen Stimm recht« Schließlich wurde der Wahlaufruf Gregr'S und die Eanbidatcnlislc einstimmig angcnominen. * Garaschanin kehrte von seinem GerichtSurlaub nach Semli», »icht nach Serbien, zurück, wie ein Brief an sein« Freunde sagt, weit seine Sicherheit bedroht sei. Garaschanin wird jetzt als fluchtig betrachtet. * DaS Budget der Stadt Rom weist ein Deficit von vier Millionen Lire au«, welche« der Bürgermeister in der Freitaqssitznng durch neue Einnahmeguelle» zu decken vor- Ichlug. während die Opposition beantragte, die Mittel au« dem StraßenbansondS zu cntnebmen. letztere« wurde zum Beschluß erhoben. Der Bürgermeister erklärte hierauf, daß er seine nnd seiner College» weitere Entschließungen der Ver sammlung in der nächsten Sitzuuz am Montag mittkeilen werbe. Am Sonntag haben sämmlliche Belhciligte beschlossen, heute ihre Entlastung zu geben.
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