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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881220
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881220
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-20
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.12.1888
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Erste Beilage M Leipziger Tageblatt und Anzeiger. 355. Donnerstag dm 2V. December 1888. 82. Jahrgang. tveinhotd's schwerstes Stün-Iein. Eine Thürmer,eschlchte vo, Marti» Beck. Die alte, vielfach gewundene Holztreppe de« Thurms von St. Jacob! ächzte und dröhnte unter deu schweren Tritten Vieler Aussteigeade«. Oden, neben der ausgelchlagenen Fallthür, stand Sebastian Weinhold, der halbtaube Thürmer, und lauschte hinunter aus da« dumpfe, regelmäßige Gevolter. Er trug eine riesige, solide Laterne, die gaukelnden Schein in die schwarte Tiefe schickte, in der sich die au«aetretene Treppe verlor. Die andere Hand hielt er an da« Ohr, um deutlicher hören zu können. Er hatte sich halb vorgebeugt, und die knochig« Hand, welche den Laternenring umklammerte, zitterte fortwährend. Da» rolhe Licht beschien seine dunkle, gebückte Gestalt, spiegelte sich in den blanken Knöpfen seines Mantel« und spielte in dem ge» furchten Gesichte, au- dem «ine bläulichrvthe, kolbige Nase und zwei scharfe, hellblaue Augen starrten. Ueber letzteren erhoben sich gleich SchnauzbSrten borstige, schneeweiße Augen« brauen, schneeweiß waren auch die spärlichen Haare, die unter der dicken Pelzmütze bervorlugten. Die Tritte der Herankommenden waren bald lauter, bald schwächer hörbar, je nach den Windungen der Treppe. Jetzt erblickte Weinhold einen schwankenden Schatten an der düster erhellten Rundung der grauen Mauer, daun kam eine ver mummte Gestalt in Sicht. Unter dem Arme trug sie einen verhüllten Gegenstand. Hinter ihr tauchten nach und nach andere auf. ES waren die Stadtmusikanten, die heule zur MiltrrnochlSstunde dem alten, sterbenden Jahre da« AbichtedS- lied und dem jungen den Willkommengruß vom hohen Thurme au- darbringen wollten. Kiäslig boten sie dem Thürmer „Guten Abend" und sammelten sich um ihn. Allen reichte der Alte die dürr« Hand. Nur al« der junge Walehornbläser die seine entgegen- streckte, lhat er, al« bemerke er es nicht. Blulroth trat der Musiker zur Seite. D>e Männer schritten in da« Stübchen des Thürmer», um sich zu wärmen. Der alte Weinhold ging mit seiner Laterne voran. Am Tische saß beim Lampenschimmer seine Tochter, ein bildhübsche» Mädchen. Sie erhob sich artig. Ihr Vater aber w>e» sie knurrig in die Nebenstube und warf einen finsteren Blick auf den Waldhornbläser, der eben hinter seinen Genossen zur Thür hereinkam. Die Musikanten wärmten sich am großen Kachelofen und legten ihre blanken Instrumente zurecht. AlS unter der Stube das laute Rasseln der Uhrrüder und der donnernde Schlag ertönte, welcher der Stadt die letzte halbe Stunde de alte» Jahre- verkündete, stellten sich die Leute draußen aus dem Rnndgange auf. Nach einer Weile klang mächtig die ernste, getragene Weise „De- Jahre» letzte Stunde" von dem Tburme. Die feierlichen Töne zogen hell in die klare Wmternachl hinaus, über die unabsehbaren, beschneiten Dächer in die weite dämmernde Ferne und hinab zu den Tausenden von Menschen, welche die Straßen füllten gleich dunklen, wimmelnden Püncichen. Der Thürmer stand bei den Musikern, die Hände über dem Eisengeländrr gefaltet und lauschte dem bebren Klange wohlgefällig, der seinem stumpfen Gehöre wie Engel-gesang tönte. Und hinter den Fensterscheiben seine« StübchenS blickten ein Paar froher Mäkchenaugen verschüchtert heraus. Al- da» Lied beendet war. warteten die Bläser, bi- unter ihnen die MitternachtSsiunve mit dröhnendem Erzklanae in die Welt einzog, die schwere Stunde, welche in dieser Nackt zwei Jabre von einander schied, die Stunde, deren Schlag heute Alle» schlaslo» lanschte. die Stunde, die so viel Hände drücken, Grüßen und Glückwünschen da unten in winterlicher Tiese erlebte wie keine andere und die jetzt, nachdem der Schall de» letzten Schlage- langsam »erzittert war, durch die Stadtcapelle mit einem frommen Choräle vom Thurme herab eingeweiht wurde. „Lobe den Herren, den mächtigen König der Ehren", drang cS weihevoll in die steruensuntelnbe Nacht, während die rolhen Hände der Bläser an den kalten Messinginstrumenten vor Frost starrten. Darnach wünschten die Musikanten sich und dem Thürmer alle» Gute für da- neue Jahr. Einer ries nach der Anna, nach Weinhold'» Tochter, und der Alte mußte es zulassen, daß auch ihr zarte« Händchen von einer Hand in die andere wanderle und da« Mädchen errvthend all' die guten Worte erw derte. Schars blickte er hin, al- auch der Waldhorn bläser ihr die Hand reichte und etwa» sagte. Aber er athmete tief auf, al- dieser Gruß fast kühler au«fiel, al« die übrigen. Jetzt polterten di« Männer hinunter. Weinhold gab ihnen mit seiner alten Laterne ein Stück da» Ehrengeleite. „Na, Befiel, alter Junge." brüllte sein Freund, der Weiß bärtige Posaunenbläser, ihm beim Abschied« in da- Ohr. „wre steht»? Kommst Du nicht in den Weißen Hirsch, daß wir einmal aus da« neue Jahr anstoßeu?" Aber Weinhold schüttelte sein graues Haupt, nachdem er den Finger einen Augenblick an di« leuchtend« Nase ge legt batte. „Morgen, bei Tag," schrie er eben so laut, denn er dachte, alle Menschen hören so schwer wie er, „heute lasse ich mich nicht so weit herab." Er hatte Humor, der alte Sebastian Weinhold. Dann stieg er wieder auswärt-, während der Lärm der Musikanten noch von den Holzstusen heraus tönte, immer schwächer wer dend und endlich ersterbend. Ehe der Thürmer sich aber in sein Stübchen begab, schritt er in die darunter liegende Glockenstube, wo die Läuter schon alle Glocken in Schwingung versetzt hatten und eben die Klöppel gleichzeitig lösten, so daß mit erschütterndem Donner plötzlich da» Geläute erschallte. Dem alten Weinhold war da» ein lieber, vertrauter Klang, der deutlich zu ihm sprach und unter dessen Wucht da» Gebälk und der ganze, dicke Thurm drvbnten und bebten. Wohlgefällig neigte der Alle darum de» Kopf, nickte dann den Läutern zu und stieg nach seiner Wohnung empor. Droben blies er da» Lickt seiner Laterne au«. Anna bereitete eben einen feurigen Punsch. „Den trinken wir dann," brummte der Alte, „ich will erst ein wenig hinunterschauen. Warle nur, di- die Läuter gegangen sind." Er schritt auf die Plattform hinaus. Bald huschte Anna durch dir Tbür. Sie sah die dunkle Gestalt de« Vater- Uber da» G'ländcr gebeugt. Er halte jedenfalls seine Nru- ahrSgeeanken und betrachtete da« summende Gewühl da unten m der Stadt. Anna glitt die Trevpe hinab. Da» Getöse de« Läuten verschlang jedes Geräusch. Einige Stufen unterhalb der Glockeustube stieß sie in der Finsterrnß gegen Jemanden. Aber sie erschrak nicht. Sie wußte, baß eS der Waldbornbläser war und baß er um ihret willen kam. Und trotzdem sie sich nickt zu sehen vermochten, begrüßten sie sich doch viel herzlicher, al- vorhin, da sie sich bei bellen» Lampenscheine die Hanv drückte». Anna schien e», als sei der junge Mann recht sorgenvoll. Zögernd gestand er endlich: „Ich will in acht Tagen fort und seden, daß ich eine lobnendere Stellung in der Haupt stadt finde. Hier läßt Dein Vater doch nicht zu, daß ich Dick deiratbe. Er denkt, mein Gehalt ist zu gering, al- baß «ne Frau mit davon leben könne." Bekümmert schwieg Anna. „Soll denn da» neue Jahr noch trüber werden al- da vorige?" sprach, sie in Gedanken versunken. .Bleibe nur da. Gehe nicht fort. Kommt Zeit, kommt Rath. Vielleicht denkt mein Vater bald vernünttger ober Deine Einnahme ver bessert sich. Morgen komme ich zu Deiner Mutter. Tort sprechen wir darüber." Sie nahm Abschied und sprang dir Treppe hinaus. Sie dachte, der Vater suche nach ihr. Der hätte die» nur zu gern gethan. Er konnte aber nicht. Denn er hing zwischen Himmel und Erd« mit seinem Mantel an dem großen, eisernen Haken der Winde, mittelst deren Gegenstände bequemer nach der Wohnung heraufgeschafft wurden. Bei seinem Rundgange war der Alte zu weit vorgeschritten nach der offenen Stelle des Geländer« in der Nähe der Winde. Dabei war er ausgerutscht, zum Fallen gekommen, und er Wäre unrettbar in die ungeheure Tiese gestürzt, wenn er nicht mit dem Mantel an dem Eisenhaken hängen geblieben wäre. So hing er nun in furchtbarer Todesangst da. Jeden Augen blick konnte d e Last für den Mantel zu schwer werden und der Alte dem Tode in die Arme stürzen. Er hatte zwar einen gellenden Hilfeschrei auSgestoßen. Die mächtigen Glockenstimmcn hatten diesen aber verschlungen. Weder Anna noch ein Mensch von den Tausenden da unten konnten ihn vernehmen. Weinhold sah seinen Tod vor Augen. Wenn nicht irgendwie Hilfe kam. mußte er aus entsetzliche Weise aus dem Leben scheiden. Erst am Morgen würde man ihn entdecken. Wenn er bis dahin aber nicht vollends hinab 'estürzt ist, bat die Kälte leinen alten Leib längst getödtet. icber wünscht er hinunterzu allen und zu zerschmettern. Was soll der schwere TodeSlamps in der langen Winternacht?! Seine Lage wird immer ent etzlicher. Vorhin, bei dem Rundgange sreut« er sich de» Leben» und Treiben- da unten in der Stabt. Er dachte an da» alte Jahr, an da-, was da» neue bringen würde, an seine Freunde und Bekannten, wenn er auch von dem lustigen Lärme der Welt da unten nicht- batte hören können. Es hatte ihm Spaß gegeben, wie daS Monvlicht, da« blitzend und schimmernd aus den vielen Schneebächer» lag. denselben bläulichen Schein zeigte, wie die elektrischen Lampen aus dem Marktplatze, und er hatte den Kops darüber geschüttelt, wa» doch die Manschen heutzutage Alle» erfinden — jetzt dachte er an gar nicht- mehr. Sein Humor hatte ihn verlassen. Dafür kehrte der lieb« Gott aus Augenblicke ein, dunkel und unbestimmt. Nur wenige Minute» hing er erst da und schon sühlle er, wie ihn die Kräfte verließen In die Tiefe blickt« er gar nicht mehr, da schwindelte ihm. E- wurde ihm schwarz vor den Augen. Tanzende Lichter sah er ring«um, waren e» die Sterne am klaren Winter himmel oder die vielen Lichter unten in den Straßen und Häusern der Stadt? Alles verwirrte sich in seinem Kopse. Er war schon fast völlig besinnung-lo-, ein dumpfe«, drückende- Gesübl empfand er. E» schien ihm, al» stiege er sanft und langlam hoch, hoch empor, immer höher und höher. Ein lickte» Wesen schwebte ihm entgegen mit freundlich ver klärtem Gesichte. E» war da» Antlitz seiner verstorbenen Frau. Dabei vernahm er wunderbare, herrliche, leise Musik. Aus einmal fühlte er einen heftigen Druck aus der Brust. Er kam zu sich. Zwei kräftige Arm« umschlangen ihn. Er hing noch immer in sreier, schwindelnder Höhe, aber er merkte, daß er langsam am Mauerrande emporgrhoben wurde und jetzt spürte er plötzlich festen Grund. Er lag aus der Plattform, gerettet vom sicheren Tode. Er athmete schwer und versuchte sich zu erheben. Seitwärts stand der Mann, der ihn unter eigener Leben-aesahr emvor- zogen hatte. Merkwürdig, es war der Waldhornbläser. ieinhold zerbrach sich aber den Kops nicht darüber, wie der hlerherkom. Ja. er blickte ihn an. Der junge Mann schlich still nach der Treppe. Der Thürmer aber, der vorhin die freundliche Hand nicht beachtet hatte, streckte ihm jetzt stumm die seine entgegen. Und fröh lich schlug der Musikant ein. Anna sah nicht» davon. S>e hielt ihren Vater umschlungen und schluchzte heftig. Dir Angst hatte sie aus da« Furchtbarste erschüttert. „Ein Glo» Punsch!" ries der Vater. Immer noch weinend, brachte e« das Mädchen. Der Alte leerte eS aus einen Zug. Da» belebte ihn wunderbar. Er winkte dem Musikanten, mit in die Stube zu kommen. Anna mußte auch diesem Punsch versetzen. Sinnend blickte der Alt« seine Tochter und den jungen Mann an. .Kinder!" ries er nach langem Schweige» und stieß mit seinem Glas an da» de« Musikanten an. „wie wäre r» denn, wenn wir morgen zu Deiner Mutter kämen und Eure Ver lobung feierten?" Und al« er die Freude in den jungen Gesichtern bemerkte, stand er auf, ging nach seiner wurmstichigen Commode und brachte einen große» Leverbeutel. „Baare zweitausend Thaler sind hier drin", ries er. „mein ganze« Vermögen. Da« gehört Euch. Vom Hoch zeilSlage an ziehe ich aber mit zu Euch hinunter. Aber, wie wäre e« denn, wenn wir gleich jetzt zu Deiner Mutter gingen und dort aus gute» Glück im neuen Jahre ansiießen? Verein Leipziger Gastwirlhe. * Leipzig, lk. December. Am heattge» Nachmittag hielt der Beretn Leipziger Baslwtrih« gemäß den Beschlüssen vom 2l. No vember d. I. eine sehr zahlreich besuchte außerordentliche Beueralversammkuog ab, in welcher einige sehr wichtige Be- rolhungen stottsanden, bezw. Beschlüsse gesoßt wurden. Nach Erledigung brr Formalitäten eröffnet« der Vorsitzende, Herr Konrad, mit einige, Begrüßung-Worten die Berlamnilung und ihrilte mit, daß vor Kurzem Herr Sickert, eia Mitglied de» Ver ein», gestorben sei; die Versammlung ehrte da» Anbeuten de« Ver- storbenen durch Erhebe» von den Sitze»- Sodann gelangte Punct t der Tagesordnung, Beschlußsassung über Verschmelzung der drei bestehende» Lassen zu einer» zur Debatte. Als Resereut über die Angelegeudeit fungirte Herr Steyer (Börse), Lasslrer de« Vereine». Eingang» seiner Darlegungen wie der R.duer daraus hin, daß es im Interesse der vereinfachten Lassensühruag liege, die drei Lassen de» Verein» zu verschinelren. Gegenwärtig sei die Vnchsühruug eine sehr complicirte, die Losten, Begräbniß-, Unterstützung«, und Vereinocaffe, dienen UnierstützungS- zwecken, und auch nach der Verschmelzung solle der Charakter, den die Lossen tragen, beidehalte» weiden. Redner g'pielte seine AuS sührungen darin, daß er die Verschmelzung aus dos Wärmste empsahl, der eiserne Bestand der Lasse solle aus blXXI >l festgesetzt werden. — Herr Neumeyer (Bnchhändlrrbau») sprach gegen die Ver- schmelzung, indem er au«süvrie. daß die drei Lassen, nachdem sie so lange bestanden haben, uuu nicht erst zu einer verschmolzen zu werden brmchea; de», »a» sich so lange al- bewährt gezeigt habe, werde wohl auch srraer noch unter denselben Modalitäten bestehen bleiben könne». Auch Herr Raima», »»» Iabin sprachen sich gegen die Verschmelzung au«. — Herr Brümmer (Berliner Bahnhof) sühne au», daß er nicht zu Denen gehöre, die alle Ein» richiungen so »dne Weiler«» beseitige» möchten; aber wenn sich eine Neuerung al« zweckmäßig erweise, wie im varliegende» Falle, so stimme er gern dastlr. Eine Vereinsach»»» werde durch da» ver- schmelzen der Lassen herbelgesübrt — wozu denn die vielen Buchungen? Der Resereni, Herr Steher, wie« ausdrücklich daran hin, daß durch die Bcischmelzung die Unterstützung in Nicht« ge schmälert werde, überhaupt seile Alle» seiveu d>-herigcn Bang gehen uur die Buchsührung solle «tue vereiusachte werden. In der ganzen Angelegenheit entspann sich nun eia überaus leb haster Meinungsaustausch dasür »nd dagegen: leider ist e» in Hin sicht aus den zur Beriügung stehenden Raum nicht möglich, aus alle Einzelheiten hier einzugehen Im Allgemeinen erwähnen wir, daß sür den Antrag außer den bereit« Benannten rintraten die Herren Paul Konrad, Händler. Schenk, Rolhe und Last tz. während sich dagegen in ih il« längeren, Iheil» kürzere» Aussührungen de« Weiteren oulsprochen die Heere» Merle,», Langer, Mehnert Schunke und Trietschler. Nachdem rin« länger« Zeit der Kamps der Meinungen nach herüber uad hinüber gewogt hatte, wurde der Schlußantrag an genommen und die Versammlung schritt zur Abstimmung durch Keitel. Dieselbe ergab, d-ß der Antrag, die drei Lasse, de« Verein- Leipziger Bastwirlhe (Unterstützung«-, Begräbniß- und Bereiateasse zu einer Lasse zu verschmelzen, mit bü gegen SS Stimme» ad- gelehnt worbe. Der zweite Punct der Tage-ordnnng betraf die Lnsnnhme einer Bestimmung in die VrreinSsatzunoe», Damendedlenuag betreffend. Dazu lag ein Antrag vor, welch-r folgenden Wortlaut hatte: „In den Verein Leipziger Bastwirihe dürsen Lollegen, welche Kellnerinnen Bedienung haben, nicht al» Mitglieder ausgenommen werden Mitglieder, welch« während der Zeit ihrer Mitgliedschast Kellnerinnen Bedienung einsühren, «erde» an« dem Verein an-geschloffen." Dieser Antrag sind di» einstimmige Annahme der General- »ersammlnng. Rach Eeledignng einiger aeschältllcher Mttthetlungeo wurde die Generalversaounlnng geschloffen Bereinsfitzung an. «ch schloß sich a» dieselbe ein« vermischtes. — Berlin, 17. December. Se. Majestät der Kaiser >at Allergnädigst geruhl: den nachdenannten Personen die Erlaubniß zur Anlegung der ihnen verliehenen nichtvrcußischcn Insignien zu ertheilen, und zwar: de» Comthurkreuze« des königlich sächsischen AlbrechtS-Orden- dem Bildhauer Professor Sie in »ring zu Berlin. Mitglied der Königlichen Akademie der Künste; de» Ritterkreuze» erster Elasse desselben Ordens: dem Hauptmann Giescke im 2. Posenschen Infanterie- Regiment Nr. 19; de« Ritterkreuzes zweiter Elasse desselben Orden»; dem Premier-Lieutenant von Bi-marck im Ulancn- Regimeut Kaiser Alexander III. von Rußland (wesipreußischen) Nr. 1: de» königlich sächsischen Allgemeinen Ehrenzeichens: dem Sergeanten Ludwig vom 1. schlesischen Dragoner- Regiment Nr. 4. -- Pari-, 17. Derrmber. Wie telegraphisch berichtet, bat die Herzogin von Gallier« ihren Sohn und die Kaiserin Friedrich, beide zu gleichen Tkeilcn. zu allei nigen Erben ihres Vermögens eingesetzt, da« freilich durch die zahlreichen großen Legate sehr geschmälert ist. Man w.iß »och nickt recht, wie viel aus jeden der beiden Anthcile entfallen wird, nimmt aber an, daß jeder mindestens 10 Millionen Franken betragen muß. Einige der Vermächtnisse scheinen so angeordnet, daß ihre Ausführung große Schwierigkeiten be reitet, ja, vielleicht ihre Nichtigkeit bezw. Ablehnung zur Folge baden werden, wodurch die Antheile der Hauptcrben sich wesentlich erhöhen werten. Der Sohn der Erblasserin ist ein Sonderling, der bereit- seit langen Jahren in sehr ei» achen Verhältnissen lebt, sich mit gelehrten Studien beschäf tigt und sich auS Geld nicht viel zu machen scheint. Daß er der Sohn deö Herzogs Galliera-Ferrari, den Namen de la Renaudiere Ferrari führt, ist eine eigene in ihren Gründen ziemlich unverständliche Geschichte. Mit einem Avoptivbruder zusammen entdeckte er einen in Oester reich lebenden Franzosen de la Renaudiöre, von den er sich und seinen Bdoplivbruder unter dem Namen Re»au- diere Ferrari bez. Renaudiere-Boulanger adoptiren ließ. Zu diesem Zwecke hielt er sich längere Zeit in Oesterreich an der österreichisch preußischen Grenze (in der Nahe von Glatz) auf. wo ihm, dem harmlosen AdoplionSreisenben. einmal daS Mißgeschick widerfuhr, al» Spion verhaftet zu werden. Unter den verschiedenen Legaten der Herzogin von Galliera ist auch dasjenige zu erwähnen, welche» den, österreichisch-ungarischen Staate da» in Paris gelegene PalaiS Galliera vermacht. Dasselbe besitzt einen großen Park und hat einen Verkaufs« werth von etwa !> Millionen. An diese- Legat sind mehrere Bestimmungen geknüpft, deren Erfüllung nicht ohne Schwierig keiten ist Der Palast, der einer auf eine Million berechneten Restaurirung bedarf, soll für ewige Zeilen al» österreichisch- ungarische- Botschaftsgebäude benutzt werden, waS Oester reich-Ungarn sehr erhebliche Ausgaben auserlegen würde, da die Unterhaltung deS weitläufigen Gebäude» mit einem großen Parkgrundstück sehr kostspielig ist. Eine besondere Bestimmung besagt, daß der Sohn der Herzogin, so lange er lebt, in den, Gebäude eine Wohnung und Zutritt zu sämmtlichen Räumen haben soll. Literatur. 8»et I«Hr« Fierlen. von JnlivS Verne. Autorsslrte Ausgabe. Verlag von A. Hartleben in Wien. — In unerschöps- licher Fülle streut der geniale Schriftsteller Julia» Berne, der sich in der Literatur oller lebenden Sprachen und mit beispiellosen, Er folge einen Ehrenplatz errungen, seine Baben au» und jede de, selben ist reich an Originalität, an interessantem nnd gleichzeitig belehrendrm Inhalte. In dem vorliegenden neuesten Werke: „Zwei Jahre Ferien", läßt der ersindungSreichc Beriasser ein Pensionat von 8- bis 14jährigen Knaben, die eine sechswöchige Ferien-Seercise »in Reuieeland anirelen sollen und durch Zusoll am Abend vor der Abfahrt kurze Zelt nur mit einem Schiss-jungen allein an Bord sind, in Folge eine» Sturme- verschlagen werden und an unbe. kannter Küste scheitern. Kein Leser diese- neuesten Erzeugnisses Verne'S wird leugnen, daß er die Art und Weise, wie die jungen Leule und Kinder sich ihrer selisamen Lage anpassen, au» der Nvih eine Tugend machen und sich nach jeder Richtung hin Hesse» lernen, wie sie durch die Ersahrung an Einsicht reisen und selbst wirkliche Besahren abruwcuden verstehen, ln gleicher dramatisch-lebendigen Darstellung schildert, wie dies ein charakteristische» Merkmal aller Arbeiten des Autor» bildet. Diese» jüngste Werk Jul. Verne'S bietet einen so belehrenden und anregenden Lesestoff, daß sich idm. was die durch einen solchen bezweckte BeistrS- und Herzensbildung betrifft, schwerlich eine andere literarische Neuheit an die Seite zu stellen vermag. Die Phantasie der Leser von „Zwei Jahre Ferien" wird durch den Inhalt des Buches in angenehmer, gesunder Weise an geregt, und die zahlreichen, harmlo» eingestreuten Belehrungen vereinen sich mit der unbedingten Reinheit der Erzählung, um er zu ermöglichen, diese nicht nur den gereisteren Verehrern Julius Berne », sondern auch de» jugendlichen Anhängern desselben al» werth- volle, bildend« Lektüre unbesorgt in die Hände legen zu köanca. ** « » * Im Verlage von Heinrich Bredt in Leipzig erschien soeben in zweiter «»»gäbe da« Buch: Tie Königin Luise in ihren Jugrndsahren oder Der Herrschast Broich schönste Zeit. Bon H. Kühne. Der Beriasser feiert im Ber«moß der Nibelunien- kroph« Preußen» unvergeßliche Königin im Spiegel der Kindheit, er sw'werl ihre Frömmigkeit und Milde, ihren Edelmuth und ihre Liebe sür olle Menschen und enlwirit dabei in leben-warmen Zügen cm wunderliebliche- Bild der jugendlichen Prinzessin, wie er herrlicher nicht gedacht iverden kann. Das Buch, welches daS Bild der Mutier Kaiser Wilhelm'» l., deu Schutzgeist Preußen«, in so prächtige« Farben wirdergiebt, verdient die weiteste Verbreitung. —ck. k«»ee88t«utr1v Uiui»1iiteck«rI»Ke von pnl. HM'8 eelitki' loiMl-lliileiMmiiiiii, nie LeinsR««, T Mr Herren »nck ZVninem, ^«rn»a>-ZL«se»trÄsvr, ^U«rn»»>-l8el»llpse, M«rn»»l 8eI»I»1AvelLen ete Ln ^»KrUrprelvVn. 8otLr: k'ür Siv Oüt« uoä äle unübertroffen xutev Nxevsebrlften üe« von mir Fekübrlen nock »Nein von krol. »lg eekt LnerkLnvtev k'rbrikLtes sprickt äie - krimürmiF desselben «ml »tlen desebicüten Ausstellungen mit 10 ^ol^snen uoä silbernen 21eü»illeii, so-rie 2 Hbreinliplomen. ßüug. V*oli«rk, Ossodüktskaus kür Vamsa-Aloäsn, I-sinsn-^aarsn imä Aussteuer.
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