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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-12-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188812225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18881222
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18881222
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-12
- Tag1888-12-22
- Monat1888-12
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.12.1888
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7843 Neueste Nachrichten. * Berlin. 21. Deeember. (Fernsprechmektzuug de« .Leipziger Tageblatt-«-.) Der Großfürst Sergiu« mit Gemahlin und Großfürst Paul sind heut« in Siel eingelrofsen und vom Prinzen und der Prinzefsin Heinrich empfangen worden. — Wien. Da« Stadtphystcat theilt öffentlich mit. daß in der letzten Zeit allerding« die Er- krankungen am Typhu» zugenommen haben, allein im ver gleich zu anderen Städten al« nickt auffällige angefehen werben können. Gestern befanden sich in den Hospitälern Alle« in Allem 36 Typhu»kranke. — Der Erbprinz von Nassau. Oberst eine« österreichischen Regimentes, ist zum Generalmajor befördert worden. — Kaiser Wilhelm bal dem Leiter der Artillerie-Prüfung-commission und den Osfi- cieren seine Allerbbchste Anerkennung ausgesprochen und die Mitglieder der Commission durch Orden-verleihungru au«» gezeichnet. Nachtrag zum politische» Tagesbericht. * Da« soeben erfchirneneHandbuck Uber den königlich preußischen Hof und Staat für I88S enthält, zum Theil in Folge der beiden Thronwechsel, sehr viel Ver änderungen im vergleich zum vorigen Jahrgang. Die .Bcssische Zeitung" berichtet darüber de» Näheren: Schon durch seinen Titel unterscheidet es sich von den frühere» "largoven; bisher wurde da« Handbuch stet« mit einer doppelten Jahreszahl benannt, also der letzte Jahrgang 1887/88, der vorher- ikgangene 1886/8? o. s. w.; jetzt ist zum ersten Male »ur da« aus das Erscheinen folgende Jahr aagesllhrt, «eil sich die Verösfeut- i-billig nach und nach so h,»gezogen hat, daß da« Handbuch erst kurz vor Jahre«schlutz erschein», also für da» lausende Jahr wohl taum noch in Beikoch» kommt. Der Süßere Umsang de« Werke« ist von 788 aus 608 Seiten gestiegen, von denen bl aus da« königliche Han« und den Hofstaat und 136 aus die höheren Staatsbehörden, 462 aus die Prov/nzialbehürden «utsallen. während der da» Ber. ze/cha/ß der Abgeordneten enthaltende Nachtrag und statistische An» lagen nebst den Registern »c. den Rest de« Raume« ao«> stillen. D/e Veränderungen sind notorgemSß be/m Hosftaa» am zahlreichsten gewesen. Nach dem Hofstaat der kaiserlichen MajestLten sinket sich neu ausqesü r» der Hofstaat der Kaiserin Friedrich und ber der Kaiserin Auguno; demnächst folgt der de« Prinzen Heinrich und. ebenfalls ueu, der seiner Gemahlin. Bei der Adjutant»» de« Kaiser« hat in sofern eine Neuerung stanqesuaden, ol« di» dienstthueiidea Flstgeladjuianten von den in anderen Dienststellungen bezw. in Jnaciivität b finblichen getrennt ansgesühr» sind. Als dieostthuend sind genannt die Generaladjutanieu o. Hahnke und v. Wiitich, der General 4 I» »uits v. Brauchilsch und die Flügel- adjuiantrn v. Bl'sing, v. Bülow, v Scholl, v Psiiel, v. Lippe, v. Kessel und v. jj tzewitz. Außer diesen ZU dienst,hueudea Av>u- lanien sind noch in anderen Dienststellungen ,c. 23 Aeneraladjutantea, 5 Generale « l» mit« und S Flstzeladjntantm aafgeiührt. Boa den obersten Staatsbehörden hat der Stoatsraih mit Au«, oadme de« durch Tod erfolgten Ausscheiden« der Mitglieder vr Sulzer. Gros Araim-'üoitzeaburg, De. Pope und v. Jordan eiue Veränderung nicht erfahren die diSaer unter den au« besonderem Vertrauen de- ruleaea Mitglieder aulgesührte» vr. d. Bennigsen, v. Laprwi, Herr- furth und vr Lucanu« finde» sich ln dieser Liste nicht mehr vor. da sie in Staatsämter befördert sind» tu denen sie ohne Weitere« Mit glieder de« StoalSratb« sind. Au« dem StaotSminlsterium »ft der Minister de« Innern v. Puttkamer, welcher viceprästden» war. ao»geschiet>eu; zum Biceprüsidenten ist der StaotSsecretair v. Boetticher ernannt. Re» in da« Siaat-m/uifterium berufen sind der Staat«secreiair de« Aeußere» Gras v. Bi-marck and der Minister de» Innern Herrsorth. Auch der nicht zum Staat-Ministerium ge hörige Minister de« königl. Haale« v. Wedell ist »eu ernannt. Bon den Wirklichen Geheimen Käthen sind b geftorbea, während 6 neu ernannt sind. Ihre Fahl beträgt zur Heit b2; der älteste ist vr. Ludolf Lamphansea in Köln, der im nächsten Februar 40 Jahre Wirkl. Geheimer Rath sein wird. Jnaetive Staa»«miaister m>» dem Titel »ad Rang eine« Staat-minister« sind 12 vorhanden, von denen Frhr. v. Patow, der am 6. November 18b8 Miuister geworden ist, der älteste ist; dann folge» die ehemaligen Justiz- minister v. vernuth (1860) und Gras »ur Lippr-Blefterstld-Weißen- selb (1862). * Die französische Depuklrkenkammer berieth am Donnerstag die RecrutirungSvorlage; verschiedene vom Senat genehmigte Bestimmungen, betreffend die Befreiung vom Militairdienst, wurden abgelehnt. — Die Bureaux der drei republikanischen Gruppen de« Senat« haben beschlossen, oie gestrige Rede Challemel Lacour'« aus ihre Kosten drucken und in ganz Frankreich vertheilen zu lassen. — Am Donnerstag fand unter den Arbeitern beim Bau de« Eisel- thurm«, welcher bereit« eine Höhe von 220 Meter erreicht bat. eine Arbeit«einstellung statt, da die Arbeiter eine Lohn erhöhung verlangten, welche versagt wurde. * Nachrichten au« dem Haag zufolge ist da« Befinde» de« König« von Holland wemger günstig, derselbe muß da« Belt hüten. - * Au» London wird nu« telegraphisch zur Lag« ge meldet: -London, SO. Deeember. Unterbau«. Uater-oatsfrrretair Fergnsson erklärt, die der Regierung iüngft angegangene Rach- rich« aus Samoa sei vom 10. September d. I. dotirt, damal« schien da» Resultat de« Kampfe« zwilchen den Anhänger» Tamosese's und Mataasa'« zu Gunsten de« Letzteren sich zu rntschetdrn. der Eonsul blieb neutral. lomafese werde all äo tnoto Herrscher anrr- kaum und e« sei keine neue Anerkenn»»« irgend eine« andere» Herr scher« erfolgt. Die Regierung sei jetzt kaum schon i» der Lage, ihre bestimmte Ansicht darüber aa^ndrückea, wer die vorherrschend« Macht und da« Uedergewicht behaupten werde. * London. 20. Deeember. Unterbau«. Lord Etanhopr theilt mit: Ein« weitrre Depesche Greasell'« schätze den verlost der Derwische aus 400 Mann, der der Engländer betrage 4Mann, 2 L euienant« und mehrere Soldaten seien leicht verwundet, bei den Eqypiera seien 18 Mann, darunter 13 »ur leicht verwundet. Die rgy. tischen Truppen schiene» vollständig da-vertraue» Greoscll'« zu rechljcrligen. " London, SO. Deeember. Bel einem hente ln Scarborongh zu Ehren Sali«bury'« gegebenen Dejeuner hielt letzterer nach Ä.rlesung der Depesche über den Sieg Grensell'« bei Soakim eine Rede, in welcher er hervorvob, England wolle sich nicht aus« Neue .n die cqypii'chtii Küsten vergraben, aber so lange der Khedive e« wüniche, iei England durch da« versprechen de« Ministerium« Glad« I/one gebunden, die Besetzung der Häsen de« Rothen Meere« ansrecht zu cidalien: man werde also oichr Soakim ousgedea dürfen, außer dem wäre cs eine Ihorhcit, wenn die englische Regierung in dem Augenblick, wo sie sich uuschickl, de» Sklavenhandel z» nuterdrückea. ^.uakini veelasseu wurde, da gerade im Rothen Meere ela hart näckiger und eolscheideuder Komps hierüber kottfiode» würde. Sali«- bui» iüi> dazu, man müsse sich auch der Verpflichtungen erinnern, die England dem Sultan gegenüber übernommen habe. England sei durch ora Pariser Vertrag verpflichtet, die Integrität de« otto- manischea Reiche« ausrecht zu Halle». - Wie au« Rom geschrieben wird, ragen unter den überaus zahlreichen Kundgebungen de« Mitgefühle«, welche dem Könige Humbert von Italien au« Anlaß de« Ablebens des Prinzen Eugen von Savoheo-Carigaaa seilen« nahezu fämmllicher Souveraine in Europa zu gekommen sind, insbesondere die Beileidsbezeigungen bc^ Kaiser Franz Josepd und Wilhelm ll.. sowie der Königin Bicloria durch besondere Herzlichkeit und Warme de» Tone» hervor. Sehr lebdasle Befriedigung herrscht ferner am italienischen Hose über da« herzliche Eondoienz-Telegramm. welche« der Präsident der französischen Republik au« diesem Anlässe „ach Rom gelangen ließ. Au» Sofia lies di« telegraphifchr Anzeige m Rom ein. daß Prinz Ferdinand eine Hoftrauer ausfchried und einen TrauergotlrSdienst in Sofia veranstalten ließ, vem er persönlich beiwohnte. - Bei der Berathung der Commune»!« und Provin» zialrrsorm in ber italienischen Kammer beantragte Barcarei namentliche Abstimmung über den von CriSpl de» kämpften Antrag Delbalzo'1 in Betreff der Wählbarkeit der Maire« in den Arroabisiementshauplorlen. Der Antrag wurde abgelrbat. Die Kammer stimmte sodann dem von Cr»«p» genehmigten Anträge N>rotcra'« zu, den Bericht über den gestern von vem Arbeit-minister vorgelegten Gesetzentwurf, betreffend Vorkehrungen zur Verpflegung de» Militatr« bei dem Transport aas den bereit» im Betriebe befindlichen Eisenbahnen, und den Entwurf, brtressrud die außerordent lich» »»lltairische» Maßnahmen, «org» zu beratheo. Bet der geheim» Abstimmung über di« Commmwl» und Provinzial« rrsorm im Ganzen wurde di« Borlag« «lt 187 gegen 83 Stimme» angenommen. * Berichte au» Petersburg kündigen ein« Vermehrung der russischen Flotte an. * Au« Esthland wird der .Krevzzeitung" geschrieben: Die Verwirrung uod Uusicherheit aller Zustände hier ist in stetiger Zunahme. In Riga (Livland) sind tm Angeablick die beiden Laudidate», welcht al« Stellvertreter de« Stadlldaupte« ta Borichlag gebracht waren, abgeiehnt worbea» and gleichzeitig läßt der Gouverneur Giaowjew Unterichrislea sammeln, um die Ab/etzung de« Stadthaupte« von Oellingen »a erbitten. I» Reval (Estd- land), wo e« immer am Aergfte» herzugehea pfleg», wuihet der Gouverneur nach wie vor uamemlich gegen die lutherische Kirche. Der Senat hat aus lei» Vetreiben eiue» frühere» Utas, der die Kirchen einstweilen schützte, oosgehobea and der unter dem Gouverneur stehenden GoovernemeutSstadl-Eommisstoa volle Gewalt über da« vermögen de« sogenannte» Gonetkoftra« gegeben. Im November ist daraus die Einziehung de« aesommtr» Kirchenvcr- mügeu« zum Beste» der Stadt, der aber Bewilligungen für di« lutherisch« Kirche verboten sind, deeretirt worden, so daß dom 1. Januar 1889 ob die Pastoren, K>rche»beaallea und Kirchen die zu ihrem Vale, halt bestimmten 15000 Rubel verlieren. Dazu hat )er Gouverneur (der brrüchtigte Fürst Schachow-toi) Schritte ge- tdaa, um die sämmstichea Slodt-Kircheuhäaser (Pastorate wie Küftrrote). die seil Aller« de» Kirchen gehören, ebensall« zu rauben. In der gerichtlich von der Stad» wegen de« Gotierkaslea« ange- brachiea Klage, ha» man der Sladt die Vertretung durch eine» Rechtsanwalt aicbt gestattet, derselbe Prorureor. der dir Einzieduug de« kirchenverniöqenS durchgesührt hat, ward« ihr zum ordern- lichea Beriheidiger (!) ausgczwuiigea. AI« uua im Senat die Gefahr vorlag, daß diese unerhönen Rechi«kräakuagen znrückqewiesen werden könnten, hielt der Justizminister Maaaffeia für nothwendig. persönlich einzugreifen, um da« zu verhindern. Natürlich mit Erfolg. Bon der Verwirrung im gejaiamiea Schulwesen kann mau sich keine Vorstellung machen, ebensowenig von der Qualität euer neuen ruisischen Lehrer, die jetzt in« Land gezogen werben. Da auch Maßregelungen der deutschen Privatichalrn bevorsteh-n, kann der Entschluß der Regierung, dem Dentlchthum der Oftsee provinzen eia Ende zu bereiten, keinem Zw isel ontrrliegen. In Livland und Kurland aber sieht r« ebenso aus. Auch in Livlanv hat man die Bewilligungen zam Vesten der lutherischen Stadl- kirchen im Budget gestrichen. So ist es nicht unmöglich, daß >m neuen Jabr die lutderischen Kirchenglockeu zam letzten Mal die Slodtgemeiudeu zur Kirche rufen I Daß die Ze/tungen nur vegetiren, versteht sich von selbst. In Reval ist der „Beobachter" unterdrückt worden, in Riga bat der Gouverneur die Ceaiur an sich gerissen und es dobin gebracht, daß alle« Eintreten für Laube-recht und Lande«lirche unmSulich ge- worden ist. Feuilleton und „vermischte«" blühen, e« blüh, aber auch die „Duna-Zeituag", ein von der Regierung erkausies, in deulschrr Sprache erscheinende« Blatt, da- in täglichen Drnuuciationea und in der Predigt de« Abfall» vom Demichlhum oiiüberlrossene Leistungen auizuweiiea hat. Der Redakteur diese« Schaubblalte« ist eia kürzlich eingewanderter dcuismer (I) Schriftsteller, Herr Pipir«, Ostpreuße, wohl littauischer Herkanst. * Wie der »Politischen Correspondenz- au« Belgrad gemkldet wird, hat der Bersassung-au«schuß dem An träge eine» Führer« der radikalen Partei, da« Eapitel über vle Vorrechte de« König« debaltelo» anzunehmen, zugestimmt. * Der bulgarische Justizminister Stoilow hat sriue Entlastung gegeben. * Die griechischeKammer nahm mit einer Majorität von 22 Stimme» eine Tagesordnung an, welche dem ver trauen zur Negierung Au-druck giebt. Lolonialpolilisckes. * Ueber die am Donnerstag zu Berlin stattgefundene Sitzung de» Emin-Pascha-Comitä« berichtet die „Nationalzcitung": Der ge'chästSsühread« Au»schuß de» Emka-Pascha-Lomlt«» hat heute Nachmittag «tue Sitzung adgehalte» und nach eingehender Prüfung der über die Gefangennahme Emi» Pascha'« verbreiteten Nachrichten die Ueberzruguua gewonnen, daß dieselben keinen Gloubra verdienen. Wie bekannt, stützen sich alle Mit- theilungea über die Gesangennabme Emia Pascha'« und Stanley'« auf die zwei Beweisstücke, welche Osman Dlgma an den Lommaadanten von Suakim übersandte: die Saider-Patrone und den Brief de« Khedive. welchen Stanley an Emia Pascha über- bringen sollte. Ran wird aber von verschiedenen Seiten bestätigt, daß Emia Pascha gar keine Saidrr-Gewehre, sondern Reminaton- Gewehre geführt ha«; ferner berichtet der Afrikareisende vr. Felkia, daß er bei Khartum, ol« ihm fein Saide-Grwedr grstokilen worden war, 2000 Saider-Patrone» sortgeworsen habe. Diele 2000 Patronen kann der erste Beste ausgrsundea und zu OSman Digma gebracht haben. Wa« den Brief de« Kdediv« betrifft, so ist e« sehr wohl möglich, daß da« Expedition-rorp- Stanley'« zersprengt und eia Theil drsftlbra den Mohdiften >a die Hände gefallen ist, oder da- Stanley einen Boten mit dem Schreiben varau« an Emi» Pascha geschickt bat und daß dieser Bote von Osman Digma ovfgeariffrn wurde. Diese Beweisstücke, welche Otmau Digma zur Beglaubigung der Besougenuahme Emia Pascha'« beibringt, sind demnach sehr zweisel- haiter Natur. ES müßte sür O«ma» Digma jedoch ein Leichte« sein, weit überzeugendere Beweise zu erbringen, indem er seinen Gesa »geilen durch da- versprechen einer glimpfliche» Behandlung veranlaßie, selbst einen dirrcira Brief zu schreibe» — sei r« in arabischer ober englischer Sprach«. Fragt man ober» za «effea Bortbeil da« Gerücht von der Gesongeuuahme Emia Pascha'« auSgesprengt wurde, so liegt e« aus brr Hand, daß der Mahdi und Osman Digma eia ganz hervorragende« Interest« daran haben, die Europäer glaube» zu machen, daß Emia Palcha gefangen worden sei, um die von dem deutichea und dem englischen Emia Pascha-Lomit- ge planten Expeditionen — von denen der Mahdi sicherlich über Egypten durch Pilger re. Kcantniß erhallen hatte — zu hinter- treibe». Diese Erwägungen werden es gewesen sein, weiche den Ausschuß de» den tscheuEmiu Pascha-Lomit«« veranlaßlen, sich durch diese Gerüchte in seinen Maßnahmen nicht beirren zu lalle,. Der Ausschuß hat vielmehr heute beschlosten, die in der Ausrüstoug begriffe»« Expedition weiter za betreibeu und, sobald die Vorbereitungen beendet sei» werden, Herrn Lieutenant Wißmana »ach Asrika zu entsenden. Etwa Mitte Januar reist Wißmana ad nad ungefähr vier Wochen später solg» ihm vr. Peter«. Herr Wolsf, welchtr ursprünglich mit Wißmana zusammen reisen sollte, wird entweder mit Peter« oder bald nach ihm folgen. -ZurSclavenfrage wird der «Politischen Correspoodenz" au« Kairo- geschrieben: Ganz abgesehen von dem aktuelle» Interesse, wrlche« dl« Vor. gänge an der oftasrikanlscheu Küste für Egypten ln Folge der Lage bei Suakim haben, veisolgt man bei na« mit lebhafter Ausmerksamkeit auch die von europäischen Staaten in« Werk gesetzten Maßnahmen zur Unterdrückung der Sklaverei. Wen» je, io scheint jejfl der richtige Zeitpunkt gekommen zu sein» um «in« Frage zu löien, deren besriedigtadt Beilegung einen würdige» Abschluß de« Jahrhundert« der Humanttit und de« Fort schritte« bilden würde. Der gegenwärtige Augenblick scheint darum günstig, weil mit dem Zwecke der Sklaverei - Unter drückung auch gewichtige materielle Interest«» sich verknüpfen — rin Umstand, welcher dem idealen Ziele eine» realen Boden ver leiht. Indessen ist wohl die Frage gestattet, ob die Maßregel der Sperr» au der ostasrikanischen Küster hmeichea wird, den Sklaven- Handel auch nur in einem Thrile de« schwoll«» Eontiaenie« lahm- zn'egen, oder ob sie nicht einfach die Interessenten zwingen wird, andere Wege ouszuiuchru? Die bisherig» Ersadrung lehrt, daß den Ltlaveabandel mit Palliative» nicht brizukommen ist; sowie man ihm «me Ledea«adrr untrrdiadet, erzwingt er andere Wege, und die Mißhandelten Sklaven sind e«, welch« schließlich den Schaden haben. Egypten ist zwar den Sklavenhändlern veriprrrt, ober eben nur, io weit die Macht der egyvtischrn Regirrang reicht. E« ist eia traurige«, aber offene« Geheimniß. daß noch in der Um- gebnnq Assuan« heimlich« Sclaveumärkie obgedallr» werde». Seit dem Masianay nad tznakim de» SclaoeniranSvorieo vrrip rrt sind, rrlolat die Aussndr der lebende, Maare üder di« kleine, Häie» nördlich von Soakim. Da« Rothe Meer wimmelt förmlich von kleine», oft recht harmlo« ou-sede-de» Sklave» - Fabrz »gen, welche die geqeaüdrrliegende arabische Küste tu kurzer Zeit zu erreichen vermögen. Bo» de» egypiiiche» Sch-fle» werde» »st iSrmliche Fiat- tillea von mit Selo»«» betrachtete» arabischen Barke» ausgegriffe». Dir egypnsche Regieinng «hat ihr Veste«, »a de» Uebrl zu steuern und anch briliich« Kanonenboote ftationtrr» i» der Rothen See. Die Loge bei Suakim macht aber die «alammlung aller Sireitkrälte an diesem Punkte nothwendig nid so habe» die Sclavenhäuülrr gnte Tage. So konnte e« erst vor wenige» T«gea geschehen, daß zrh, von egypiiiche» Wächtern ansqrjagie Barken» ihrer Uedrrzahl sicher, den Komps ouluehmen »nd sich >a»mt ihrrr Ladung in Sicherheit dringe» kan,«»,. Eine i-bari« Ueberwachuna de« Rothe» Meere« ist als« adfnlur »mrläßltch. fall dir Blockade Zanzibar» wirklich dcm Sklavenhandel Abbruch thuu. «« tfl dlr» um fa einleuchtender, al» ja die Einfuhr der Sklaven l» die mohamedaatschen Länder, die einzigen Eonjumeaien der lebende» Woare, säst an»schließlich über Arabien erfolgt- Ja man könnte, ohne paradox zu wrrben, be- baupren, daß rin« Blockade Arabien« wirkiamer wäre ol« die Ab sperrung eine« verbäliuibmäßig kleinen Tdeile« der Küste Ostosrikat. Auch ohne so wett au-zugreisea. wird mau aber hoffentlich Mittel finden, um zu verhüten, daß für eine Thür, die man ipertt, zwei andere sich oufthua. Zur Theilung der parochie Schönefeld. - Leipzig, 21. Drcember. Ja Hinsicht aus die Tdeilong der Parochie Schönesrld bat letzter Loge da« evangelisch-lutherisch« Lande-cousistortam betreff« de« gegenwärtigen Stande« der «u-elegeaheit eine sehr bemerkea-werth« und wichtig« Ealscheiduog getroffen. Der Entscheidung geht etne Erklärung dieser oberflea kirchliche, Behörde Sachsen« voran«, in welcher dieselbe erklärt, mit Bedauern ersehen zu haben, daß der von dem LaadeSconsistorium aut-grarbeilete und von der Sircheniaspectioa den sämattlichea Betheillgtrn zur Er klärung zugelertgte Plan über dir Theilung der Parochie Schöneseld zwar die Zustimmung der PatrouaiSherischaft daselbst, der Gut«- herrichait und Gemeinde Abtnaundorf und der in der Parochie Schöneseld angestelltra Geistlichen geluadea Hot, dagegen bei den Vertretungen der nach Schöneseld eingepsarrtea politische» Ge meinden aus Widerstand gestoßen ist, indem dieselbe» sich in ber Hauptsache auf Ablebuaag de« LheilaugSplaae«, der bekanntlich in der Errichtung von vier neuen Parochiea im Bereiche de« Schöneselder Kirchspiel« gipfelt, beschränkt haben. Die Gründe, welche sür diese Ablehnung seiten« der Vertreter der politischen Ge- meinden vorqrbracht worden wären, hätten vom Eonsistorium nicht ol« stichhaltige auerkaanr werden können, da« gelte namentlich von dem Entwände, daß die Au-lührnng der Tdeilnng unmöglich sei. Wenn von der Mehrzahl der politischen Gemeinden auf die be vorstehende Einverleibung in den Stadtgemeindebezirk Leipzig hin» gewieien worden sei, so werde von den Gemeinden Neujchöneseld und Bolkmarsborf doch ganz richtig dervorgehoben, daß von der Einverleibung der Vororte in den Stadtbezirk Leipzig die varochiaieu Verhältnisse der erfterea unberüdrt bleiben iollrn. ES würtrn daher die Vororte, auch wenn pol mich deren Einverleibung mit Leipzig erfolgt sei, doch in kirchlicher Beziehung nach wie vor aus sich selbst angewiksea sein. Was die Besorgniß der politischen Gemeindevertretungen, betreffend die durch den Theilungsplan erwachlenden pecuniäreu Lasten an'angt, so würde doS Landesconsistorium die Gemeinden w>t den ihm zur Verfügung stehenden Mitteln je noch der Bedürs- tigkeit unterstütz, baden. Ueber diesen Punct hätten sich die Gemeinden aber gar nicht ziff rumäßig auSgejprochen. Eigne Gotteshäuser in den neu za errichtenden Parochie» zu bauen, habe da« Eonsistorium vorerst noch Bedenken get ogen, bade, ober nach den vielfach anderwärt« gemachten Eisadrungra die Hoffnung hegen dürfen, daß nach eingetreieaer Seltmständigkei» der neu zu bildenden Kirch'viele and vn/er Mtt- w rkung des geistlichen Amte« auch in »icht allzu ferner Zeit die zur Errichtung von GotirSbäusern ersorderlicheu Geldmittel ohne Ueber« bürbung der Porochianen mit Kircheaanlogea sich staden werden. Ungerechtfertigt aber ericheinen die namentlich von eiuer Ge meinde betonte Beiorgniß, daß mit der Bildung aener Parochiea den Angehörigen derieldea der Besuch de« GolletdsiasteS in der Kirche zu Schöneseld verwehrt sein werde. Dessenungeachtet will da« Laadesconsistorivm zur Zeit und vor der Hand von weiteren Verhandlungen mit den Vertretern der politischen Gemeinden zum Zwecke der Durchführung de« vor- gelegtrn TdeiluagSvlanes absebea und in Anbetracht der auch von mehreren politischen Gemeindevertretungen anerkannten Rolh- wendigkeit, die Zahl ber geistlichen Kräfte in der Parochie Schöne- seid zu vermehren, de» Vorschlägen näher treten, welche von Seite» des Kirchenvorstaades z» Schöneseld gemacht worden sind und welche die Bereitwilligkeit des Kirchenvorstande« kund geben, zur Abhilfe de« zu Tage getretenen Noihstande« die Mittel zur Anstellung von drei H i l s « g e i ft l t che u und zwar je einer sür Aager-Erotteadorf und Neasellerhausea, sür Neustadt mit Neuschüaefeld und sür Sellerhausen und Stünz, sowie zur Erbauung rtaer zweiten Kirche a» einem geeigneten Punkte der Parochie mtter der Voraussetzung za beschaffen, daß seiten» de» Laudercoasistorium« hierzu eine kräftige Beidifte gewährt werde. Nachdem da- LandeSconsistortiua darauf hingewiefe», daß e« nicht leicht sein werde, Laadidate» de« Predigtamte« sür diese Hils«- geiftlich nämter zu erlangen (weil hierbei die Dienstzeit nicht aa- gerechncl wird) und nachdem e» aaSgejprochru hat, daß e« erwünscht gewcien sei. den K/rchenvorstaud zu Schöneseld von den umsSaglichea Geschäften zu entlasten, erklärt sich das Landesconsistorium bereit, zu dem von der Kircheagemeinde zu beschaffenden Aosivaude eiue» lährlichen Beitrag von 5000 zu leiste». Dabei sind aber folgende Bedingungen gestellt worden: 1) jeder der diel Hils-geistlichtll hat ein jährliche« Gehalt von 2100 bet freier Dienstwohnung »u bekommen; 2) in jedem der drei Bezirke ist eia geeigmtcs, zweckentsprechend aosgestattete« Local zu beschaffen; 3) sür d/e den drei HitsSgeißlicheu zuzuiheilendrn AiittSgcschäfte ist ltu Regulativ aoszustclleu, mit dessen Entwurf der Pfarrer Schmidt in Schöneseld zn deaastrogeo ist. Sollte die neue Einrichtung nicht gleichzeitig in alle» Bezirken in« Leben treten, so behält sich da« Lanbescvnsistorivm vor. einen entsprechenden Theil der Beihilfe von öOX) b S zu völliger Einführung derselben ianezubedoltea. Was schließlich die Errichtung etaer zweiten Kirche betr fft, so empfiehlt das Eonsislorium, diese Angelegenheit getrennt uod an« abhängig von der oben besprochenen Vermehrung der geistlichen Kräfte zu behandeln, wofür da- Eonsistorium seine Gründe ansübrt. Außerdem durfte, wie weiter bemerkt wird, die Wahl des Kirchen- bauplatze- iniosern schwierig werden, al« bet einem im Wesentlichen von der Seiammlvarochie Schöneseld und aas deren kosten au-zu- führenden Kirchendou zu bcsürchten stehe, daß die örtlichen Inter esse» der einzelnen Gemeinden tu den Vordergrund trete» und mit einander in Widerstreit geralhen dürsten. Wenn indessen der Lirchenvorstaud da« Bedenken zu überwinde» vermöchte, wird da« LandcSrousistorinm setuerseit» der Erbauung einer zweiten Kirche innerhalb der Parochie Schöaeseld im Allge meinen sich sörderlich erweisen. Da« ist im Wesentlichen der Inhalt der Entscheidung de« königl. Landesconsistorium«. Wir sind der srsten Ueberzeugung. daß dieselbe in der ganzen Parochie Schöneseld, soweit die praktische Lösung der vielberuseuea Angelegenheit dabrt iu Betracht kommt, »ur uugrthrtlte Zustimmung staden wird. Universität. * Leipzig, 22. Deccmder. Der Stadt und besonder» der Universität Leipzig ist e« am hentige» Tage ver gönnt. einen ihrer bochangesehensten Bürger, einen um die deutsche Rechtswissenschaft in hohem Mage verdienten Ge lehrten, Herrn Geheimen RathPros. Or.W > ndsche, d. zu feinem Goldenen Doclorjudiläum beglückwünschen zu können. ES soll einer andern Feder Vorbehalten bleiben, der reich- gesegneten Thätigkeit de» Jubilar« und seiner literarische» Schöpfungen zu gedenken; wir geben vielmehr heute der Freude darüber Ausdruck, daß ber gefeierte Jubilar den heutigen Tag in voll» Körper- unv GeisteSfrifche zu begehen vermag und daß er nunmehr feit beinahe anderthalb Jahrzehnten iu Leipzig» Mauern weilt und Berufungen nach ou-wärt« zur freudigen Genugthuung unserer Hochschule wie der Bürger schaft, die ihn auch wegen feiner vielsritigen gemeinnützigen Thätigkeit verehrt. auSgejchlagen hat. Die Universität Leipzig i« Wintersemester 1888 89. L.A/H. Leipzig. 21. Drcember. Die Frequenz unserer HoMichule ist nunmehr für da« Waterhalb,ahr rechnerisch sest- gestelli worden. Ta« Ergrbaiß kann nicht ersrenlichrr fei», al- r« m Wahrheit sich ergiebt. D/e Scsammiiuinme sireist nahe an die höchste bl« jetzt erreichte Somme noler M. Heiazr'« Rektorate an. nur 3 Studirende seblen ua« daran —, sie ist die zweitgrößte, welch« die Hochschule seit ihrer Stiftung z» verzeichnen daite. Sie beträgt 3430 »nd zwar 1521 Sachsen an» ISOS Nichilachsen. Theoloqen sind darunter 665 (3 weniger al« im Sommer), Juristen 982 (134 mevr ol« im So iimeriemrster). Mediciaer 810 (87 mehr), Siudiread« der Zahn- Heilkunde 33 (3 mehr), endlich 930 „Philosophen" au« de» ver- schiedeaften Disripline» (1 mehr al« im Sommer). D e Sachsen zählen l Studirende, weniger denn im Vorsemester, die Richtsachiea dageqea 123 inebr. Da« Lominerieniester wird also durch das Wiulrrdalbjahr um 122 Studirende überholt. vorigen Winter zählte die Hochschule 3268 Elndtrrnde, 1446 Sachse, und 1812 Nichisochien. Da« dieljährige Sinteriemefter ist mithin am 142 Stadirrnde ftlrker (75 Sachiea und 67 N>a>tiachsen medr). Heuer ftudirea 3145 Reich«» »ardSri«« hier, vorige« Jahr »» d*s«lb« Zeit »are» Here, 302? ksrrldtr«. tzrnrr als, 118 «ehr. Dl« Ntchtk^k«, an» onder, Staaten Europa» and aa» «ßr» ruropäilchen Ländern zähle» Heuer 285 gegen »61 tm vorig«, Winter. Wir haben also auch von diesen fremdländische» Stadaea- deu 24 mehr nater der akademischen Bürgerschaft. Näher betrachtet, stell» sich da« Zahienverdültntß der Reichs- angehörigrn wie folgt: Sachsen 1521, Preußen 1057, Sachsen an« den Herzogihüinern 190, Mecklenburger 7l, Bayer» 68, Anhalt« 54, Brounschweiger 44, Hamburger 39 n. s. w. Unter den Nichilachsen au« ander» Staate» Enropa» wiege» dies mal die Schweizer vor: 56. dann kommen die Oesterreich« (38), die Griechen (16). die Bulgaren (15). die Engländer (14) ». s. «. Sn« außereuropäischen Staaten ftudirea 4? Nordamerika»«, 5 Canadier, 2 Chilenen» 1 Lofta-Rtra«, vo» Asiat» S Japaner and 1 Ostmdler hier. ' Altes Theater. Leipzig, 21. Deeember. E» ist Weihnachtszeit und die Direction laßt jetzt die Kleinen zu sich kommen. Borgrfetzt wird ihnen diesmal da« romantische Zaubermärchen „Die sieben Raben" von Emil Pohl, und nach dem Beifall zu schließen» den die gestrige Vorstellung fand, hat die- Mär chen auch den Großen sehr gefallen. E« ist sehr lehrreich sür junge Mädchen und Damen, sie lernen daraus, wie viel die Kunst de« Schweigen» rverth ist, «nd diese Lehre wird ihnen nicht verloren gehen, auch wenn sie nicht gerade sechs Jahre za schweigen unv keine verzauberten Brüder zu retten brauchen. Dergleichen kommt allerding« nur >m Feenreiche vor; da scheint eine Art von Totalisator im Schwang zu sein, wenn man dem ZaubermärLen glauben darf; denn wie oft wird da gewettet, und selbst eine so gale Fee. wie die Fee Frauenwerth, bringt e« über sich, ein arme« Mädchen grausam zu martern, ihre Brüder gar in Raben zu verwandeln, nur um die Wette zu gewinnen. Die Ge schichte von den sieben Raben ist ja au» den Märchenbüchern und au« Sckwind'S Gemälden hinlänglich bekannt; auch da» Stück ist schon früher hier aufgesührt worden; wir erwähnen nur noch, daß Emil Pohl den Pegasu« bestiegen hat, der seit Raymund'S Zeiten noch gesattelt im Stall der Zauber- märchen steht, und daß seine gereimlcn Verse nur zuweil«« sich etwa« zu hochtrabend geberleu, sonst aber erträgliche Gangart einschlagen. Die arme ol« Opfer der glänzenden Deweirführuug der Fee Fraurnwertd zur Troppistin verurtbeilie Rosaliade wurde von Frl. Trabold al« D but gespielt. Dieser schweigenden Heldin gegenüber kann sich die Kritik auch nur in Schweigen hüllen, denn nach den Schlußworten, besonder« nachdem Rosa» linve lo lange da» Sprechen verlernt hat. kann man ja über den künstlrrtfchen Vortrag der Debütantin kein Urtheil fällen, ibr Mienen» und Geberdenspiel aber war ausdrucksvoll genug. Eine hartgesottene Tyrannin ist die Lanvgräfin Evwina: ihr Herz trägt einen Panzer wir ihr Leib; doch sie ist grausam nur au« Liebe. Frl. Körner war hart und unerbittlich. Frl. von Romberg al« Feenkönigin erschien im ambrosischen Licht« stattlich und anmulbig; doch hatte ihr Organ nicht die rechten defetflShaberifcden Accente: nun. bei den Feen gondelt man vielleicht nur mit leisen Ruderschlägen. Volltönend allerdings war die Rrde der Fee Frauenwerth de« Ftt- Barlay; doch diese fanatische Verherrliche«!» der Frauen muß gegenüber dem sehr energischen Geist de« Herrn Treu Iler ebenfalls energisch anstreten. Fräulein Göhr« (Liebseelchen) war ein schmucker dienstbarer Geist, recht artig in seinen Scherzen mit dem Einsiedler. Die Zofen und Mägde der Fräulein Buse, Fräulein Kuntzschmaun, Fräu lein Zöbisch, Fräulein Schneider erschienen znm Theil al« grotesk ausgeputzte Nebenfiguren. Herr Hartmaon al« Walther von Felsenburg war ein leidenschaftlicher Liebhaber und nachher jedenfalls ein glücklich« Ehemann, dem seine Frau keine Gardinenpredigten Hallen dürste. Herr Ernst Müll« al» Einsiedler Gramsalbu« gab «ine ergötzliche Charge^ besonder« in den Scenen, in denen er di« Qualen de« Tan- tilu» duldet und die schmackhaftesten Gerichte ihm immer in die Lüste verschwanden; dem Kellermeister Rollo ve« Herrn Rohlaod schien dte Stellung auf der Felsenburg sehr wohl zu bekommen: die beiden Bogenschützen de« Herrn Greiner und Herrn Reimer waren verwegene Gesellen, der Kanzler Rekkedert de» Herrn Tietz nicht« weniger al« «iu eiserner Kanzler; desto eiserner rasselte der Vasall Scherf v. Prrchtel de« Herrn Prost üb« die Bühne. Herr Goldberg hatte die dramatischen Hauptscenen gut arrangirt; r« klappte Alle«, die Spiele und Strettigkeiten der Kinder aus dem Burghof, und der berumgehende Plumpsack, besten Opfer der Einsiedl« war, machten einen sehr ergötzlichen Eindruck. Da» Kleinste, welches den andern immer nachkleckerte und einige Soloscrnen durchznführen hatte, erntete veu lebhaftesten Beifall. Di« Musik von G. Lehn Hardt ist nicht Übel und wurde von dem Orchester unt« Leitung de« Herrn Ewald gut execotirt. Doch wa» wären „Die sieben Raben" ohne glänzende Ausstattung? Schon ihren Flug wußte Herr Roemer kunstverständig zu dirigiren, ebenso wie er da» fortlaufende Tischchendeckdich und die in der Lust verschwindendeu Lecker bissen mit seinen nirgend« stockenden Maschinerim un» glaub würdig vorsührte. Die Decorationen hatte Herr Freier gemalt; dt« Trugbild«, vor Allem der winterliche Wald waren sehr stimmungsvoll; Prächtig der Rosen vorhang, den Herr Koch angefertigt hatte; die Costüme, die unter Leitung de« Herrn Scholz und de« Fräulein Michalesi geschneidert wordm, waren für Menschen und Thiere geschmackvoll und charakteristisch; die Be leuchtung de« Herrn Huber und die elektrischen Apparate Ve» Herrn Kühne! thatm ihre Schuldigkeit; namentlich machte die letzte Apotheose einen glänzend« Eindruck. Wir haben mehrfach herdorgrhoben, daß Herr Balletmeist« Gokinelli durch glückliche phantasievolle Erfindungen uud sorgfältige Linstudirung uns« Ballet auf eine brachle»«werth« Höhe gehoben hat. Die« zeigte sich auch gestern: d« Schure« flockentanz gemahnte wie ein tanzender Winter, und da« groß« Thlerballet schlug von allen Lorsithrungen a» meist« «m unv verschasfte oem Balletmeister mehrfachen Hervorruf. Diese tanzendea Thiere unlnschiedm sich von dm Sphinxen oder von dem Weibe mit einem Fischschwanz, da« Horaz al» eine Art von Vignette seiner ur» poeticu voranstrllt, dadurch, daß umgekehrt die Gesichter und die obere Hälfte de« Körper« dem Thierreich entlehnt warm, während unt« den üblichen Tricot« da« ewig Menschliche und Weibliche, da« für» Ballet erforderlich »st. zu seinem vollem Rechte kam. Diese Papageien, diese Schwalben, Goldfasanen und Tauben, diese possierlichen Hühner, diese prunkenden Psaum mit dem Fächerschweis wurden von unserm Balletdamm so anmuthig dargestellt, daß wohl Manche wünschen mochten, solche Phan tasievögel in ihrem Käfig zu haben. Die Virtuosität unserer Tänzennnm trat bei den einzelnen Tourm glänzend hervor; noch größerm Eindruck machte da« letzte Gruppenbild m dem Käfig, au« dem die bunte Welt von Geschöpfen hervorbrängte. Diese lebmvm Bilder zu Brehm'S .Dhierleben" werde» wesentlich dazu beitragen, daß die Zugkraft, welche da» Märchen aus junge Gemüther au«übt, auch de» de» reifere« und re,sstm Alt« nicht versagt. Rudolf so» Gottschall. Musik. Elftes GewaudhauS-Cooeert. Leipzig, 21. Deeember. Da« gestrige Eoncertprvgram« enthielt zwar nur wenige, jedoch drsto ioballschwerere Num mern. auch war kein sremver Solist berbeigezoam »nd Leipzig konnte somit in diesem sür da« lausend« Jahr letzten Eoncerte wieder einmal zeigen, wa« r« m»t eigenen Kräften zu leiste» in> Stande ist. Da» Coucert wurde durch Beethoven'«, zuletzt hier bei Gelegenheit der Eröffnungsfeier de« neuen Eonart hause« gespielte Ouvertüre «Zur Weihe de« Hause«- («p. 124) eröffnet. Zuerst 1822 zur Einweihung de« Theater» i, da Josephstadt i» Wim onsgrsührt, hat da« Werk 5sirr« lkhm ticheu Zweckru gMieut. wozu «» tz«ch fei» festliche« de. iv« nn
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