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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-07-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188107229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18810722
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18810722
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-07
- Tag1881-07-22
- Monat1881-07
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.07.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Rt-arlisn und Expedition JohanneSgasje 33. Sprechstunden der Uedaction: Vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. 8tr »te »ück»«d« «in«kla»dter Mamilcri»«, «acht stch »k «te»«t>»» »ich« iwktUWUch Annahme per für Pie nächftfolgrnpe Nummer peftimmten Inserate an Wochentage« Pi» 3 Uhr Nachmittag», anSonn- ««»Festtagen frühbi«'t,»tthr. 3« de» Mialen für 3ns.-Annahme: Ott« Klemm, Universität-straße 22, Loui» Lösche, Katharinenstraße 18, p. nur Pi» '/,S Uhr. EM.LUMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels - nnd Geschäftsverkehr. Auflage 16,8»«. Adouuemrntaprei» Viertels. 4V, Md., incl. vrinarrloh» L Mk., dnrch die Post bezogen 6 Mk. Jede einzelne Nnmmer 25 Pf. Belegeremplar 10 Pf. Gebühre» für Grtrabeilaae» Ohne Postbesörderung 39 Mk. Mit PostbesSrderung 48 Mk. Inserate bgespaltene Petitzeile 80 Pf. Gr-Here Schriften laut naserem Prri». verzeichniß. Labellarischer Satz nach höhere« Tarif. Reklamen nnter den liedactiousstrich die kpaltzeile SO Pf. Inserate sind stet« an die «rpepitto« zn senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prneniuneinnclc» oder durch Post- »achuahme. 203. Freitag den 22. Juli 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Bei dem hiesigen Kaiserlichen Postamt 10 lagern gegen 870 Kilogr. Seidenpapicr, 500 » Pappdeckel, 2900 - einrustampsende Papiere, 4640 - Makulatur und bei der Kaiserlichen Ober-Postdirection hiersclbst 2000 Kilogr. einznstarnpfende Telegrammpapiere, 2000 » - Morsestreisen, (einschließlich der Holzkerne), 8000 « sogenannte Karteninakulalur, 500 « veraltete Druckwerke verschiedener Art, (zum Theil eingebunden). Diese Bestände, welche bei den bezcichneten Stellen in Augenschein genommen werden können, sollen nach Befinden im Ganzen oder im Einzelnen an den Meistbietenden ver kauft werden. Angebote mit Angabe der Preise für je 100 Kilogramm aus die einzelnen Gattungen sind bis zum 31. Juli bei der hiesigen Ober-Postdirection ciuzureichen. Leipzig, den 17. Juli 188l. Der Kaiserliche Ober-Postdirector. Walter. Stärke. Wiederholte Vekanntmachung. Am 12. Mai u. o. Abend» S Uhr hat sich in dem hiesigen sei nnter Mann erhängt. T> „Zum Dessauer Hast' ein seiner Persönlichkeit nach Mann erhängt. Derselbe hatte zwei Tage daselbst übernachtet und sich in da« derselbe hatte »>vc> Tage dalklbst übernachtet und sich I« da« Fremdenbuch al« „V. Braune, Schlosser au« Weimar" eingetragen. Alle Diejenigen, welche Aurkunft über die Persönlichkeit de« Tobten zu geben vermögen, werden ersucht, sich ungesäumt hier zu melden. Leipzig, den IS. Juli 1681. Da» Polizei-Amt per Gtnpt Leipzt». vr. Rüder. 0r. Berger. Signalement: Alter: 28—30 Jahre; Größe 1,72 m; Haare: dunkelblond; Augen: grau; Ras«: stumpf; Mund: Nein; Zähne: vollständig; Kinn: rund; Gesicht: rund: Gestalt: nutersetzt. «ekletdet war der Tobte mit eiue» ledernen ^tftfeln, eimm*Paschgrauen, wollene« Hemde, leinenem Borhemde und einem Shlipse. In den Laschen sand sich ein weiße« Taschentuch, dl. gezeichnet, und ein leere« Portemonnaie. Der im hiesigen Georgenhause drtinirte Dachdecker Karl L»«tS Wilhelm Dietrich, geboren allhier am 8. März 1848, ist von dem ihm am 2. d. M. verstaltclen Ausgange nach Arbeit und Unter- kommen nicht wieder zurückgekehrt und treibt sich vermuihlich arbeitslos und bettelnd umher. Wir ersuchen, den pp. Dietrich im Betretung-falle zu verhaften und un« schleunigst Mittheilung zu machen. Leipzig, am 20. Juli 1881. Da» Polizei-Amt per Stadt Leipzig. vr Rüder. Rfdr. Faldtx. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 22. Juli. Conservative Blätter haben vor Kurzem den Ausruf eine« „gewerblichen Wa hlcomitö „an den deutschen Gewcrbr- stand veröffentlicht. Der Inhalt desselben läßt sich kurz dahin bezeichnen, daß da« Gewerbe durch die Gewerbe- Ordnung von 1869 an den Rand de« Abgrundes gebracht uud deshalb durch die Gesetzgebung schleunigst Abhüls« zu schaffen sei. zu welchem Zwecke cS denn bei den bevorstehenden Wahlen die rechten Männer auszusuchen gelte. Die Forde rungen, deren Erfüllung man anstrebt, sind folgende: 1) Wiedereinführung eines geordneten LehrlinaSwesens durch Lehrzeit und Befähigungsnachweis. 2) Einführung von Be- schäjligungSauSweisen für Gesellen über ordnungsmäßige Lösung der ArbeitSverhällnissc. 3) Einrichtungen, welche eS jedem Gewerbetreibenden ermöglichen, feine Befähigung zum felbstständigen Betriebe nackzuwcisen; Bildung von PrüsunqS- commissionen unter staatlicher Controle für diejenigen Ge werbe, deren Betrieb mit Gemeingesahr verbunden ist. 4) Errichtung von gewerblichen Bereinigungen mit korpo rativen, gesetzlich abzugrenzcnken Rechten und Pflichten (In nungen). 5) Bildung selbstständiger Gewcrbekammcrn neben den bestehenden Handelskammern. Unter den „Gewerben, deren Betrieb mit Gemeingefahr verbunden ist", sind vcrmuthlich die Baugewerbe verstanden. Wir unsererseits erkennen an, daß sich für die Baugewerbe gerade auS dem Gesichtspunkte der öffentlichen Sicherheit eine besondere Behandlung rechtfertigt. Es scheint indeß, alS ob die Reichsregierung das Bedürsniß eines gesetzgeberischen Vorgehens in der angegebenen Richtung noch nicht für ge »ügend erwiesen erachtet. Im klebrigen können die Forde rungeu von l—4 aus dem Boden de» in der letzten ReichStagS- session geschaffenen JnnungSgcsetzcS sämmtlich erfüllt werden. Die Gewerbe!reibenden brauchen nur au der Hand diese» Gesetzes zu Bereinigungen zusammen zu treten, und Alle», was sie hier verlangen, fällt ihnen von selbst zu. Und waö die Nr. 5, die Bildung selbstständiger Gewerbekammern anlangt, so hat bekanntlich der Reichstag bereit» die Regierung um Vorlegung eine» dahingehenden Gesetze« ersucht. Da« Rüthsel, warum von alledem in dem Ausrufe de« „ge werblichen Wahlcomitö" keine Rede ist. löst sich einfach dadurch, daß der Entwurf de« Ausruf« bereits am 1. Februar diese« Jahre« gedruckt war und an die Vertrauensmänner versandt wurde. Diese Thatsache ist bezeichnend für die ganze Agitation. In derselben Weise geht man über die Aenderung der Gewerbe-Ordnung von 1878 hinweg, durch welche namentlich da« Lehrling-wesen eine strengere Regelung erfahren hat, auch ein Befähigungsnachweis in Form deS obligatorischen langen im Reichstage hätten erwiesen, „daß die Factoren Reformen in unserer Gcwerbegcsetz gesetzgebenden mg für 'tzgebunas wendig erachten". Aber daß solche Reformen bereit» zur Thatsache geworden sind, davon hörm wir kein Wort. Statt dessen wird geeifert gegen die „gelehrten Theoretiker" »nd es ertönt die Ermahnung: „Wählen wir daher Männer welch« im Gewerbe stehen, oder Solche, welch« die Schäden und Mängel in demselben erkannt haben und mit un» ge meinsam dieselben beseitigen wollen." Nun, der Kiirschner- mcister Bopcl, der im letzten Reichstage den indirekten JnnungSzwang so scharf verurtheilte, stand wohl nicht im Gewerbe/ Dagegen gehörten die Herren v. Kl eist-Retz ow. v. Minnigerode uud mit ihnen die ganze Junkcrpartci ohne Zweifel zu den „Männern der Praxis", denen Er- ährung im eigenen Geschäft zur Seite steht." — Wir denken, va« genügt zur Kennzeichnung dieser „gewerblichen" Wahl agitation. Die „Nordd. Allg. Ztg." reproducirt folgende von aus wärtigen Blättern gebrachte Nachricht: Nachrichten auS der Umgebung deS Kaiser« in Gastein melden, daß. obwohl nach dem AuSspruche der Aerzte da» Befinden der Kaiserin „relativ gut"" ist, e» doch immer noch zweifelhaft bleibe, ob dieselbe bereits in der ersten Hälfte deS Monat» August die Rückreise nach Berlin werde unternehmen können. Da e» nun den Wünsckwn und Gewohnheiten der Allerhöchsten Herr- chasten entspricht, die August- und Septcmbcrtage bis zum Beginn der Herbstvbungen zusammen, meist auf Schloß Babcls- berg, zu verleben, hiervon aber doch in etwa» abgcwiche» werden müßte, so gilt e» für wahrscheinlich, daß der Kaiser von Gastrin au» nicht direct nach Berlin zurückreisen, sondern vielmehr zuvor noch einige Wochen in Coblenz bei der Kaiserin verweilen wird. Feste Bestimmungen sind jedoch bisher »och nicht getroffen, da dieselben natürlich von der ferneren Besse rung m dem Befinden der Kaiserin adhängen. Nach der Meinung einiger Berliner Blätter ist eS nicht unmöglich, daß Gras Hatzseldt, obgleich er bereits die Leitung deS Auswärtigen Amte« in Berlin übernommen hat, noch einmal nach Konstantinopet zurückkehrt, nicht bto« um dem Sultan sein AbberusungSschreiben zu überreichen, vudern auch um widerstrebende diplomatische Einflüsse, welche ich daselbst seit seiner Abwesenheit geltend gemacht baben sollen, zu paralysiren. Wie cs den Anschein hat, sind russische und englische Einflüsse gemeint. Die Annahme, daß Hatz- feldt'S Anwesenheit in Konstantinopel nothwendig wäre, um eine Verschleppung der desiuitivcn türkisch-griechischen Grenzregutirung zu verhüten, ist wohl hinfällig, da die Tendenz einer solchen Verschleppung in dieser Angelegenheit sich bisher am Bosporus nicht geltend gemacht hat. B)aS in dieser Hinsicht als ei» Verschleppung-Versuch signalisirt wurde, beschränkt sich auf ein unwesentlicher und von den europäischen Botschaftern bereit» gebilligte- ModificalionS-Begebrcn der Pforte, da- in einer identischen Instruction auSgejührt wird, welche die Vertreter der Mächte in Konstantinopet an die internationale Commission abzusenden sich geeinigt baben. Da« Organ de» Herrn von Puttkamer, die „Pro- vinzial-Eorrcspondcnz", fährt heute mit ihre» Bei trägen zur Geschichte der letzten beiden Jahrzehnte fort, indem sie endlich einmal zu beweisen verspricht, wer da» Ministerium der neuen Acra gestürzt habe. E« ist dies nach ihrer Ansicht die erste Thal der Fortschritt-Partei gewesen, und die nun mehrige Darstellung, die „streng geschichtlich, großcntheils fortschrittlichen Quellen entnommen" ist, soll dazu dienen, da» Getächtniß der betrcfsenden Thatsache» aufzusrischen. Der Artikel giebt sich leider nur als Bruchstück, und c« muß des halb ein abschließendes Urlheil über die jedenfalls hoch interessante Streitfrage Vorbehalten bleiben. Von dem. was bis jetzt mitgcthcilt wird, läßt sich nur sagen, daß von Quellenstudium herzlich wenig darin ist. Und doch sollte der Gegenstand wirklich schon darnach angethan sein, mit jener historischen Unparteilichkeit behandelt zu werden, die ferner liegenden Dingen zukommt. Zwanzig Jahre rückwärts ist für die Gegenwart eine lange Zeit, und wie die Liberalen von heute nicht die Verantwortung für Fehler zu übernehmen brauchen, welche die Liberalen von damals gemacht, so würde eö dem Renoinmü der gegenwärtig am Ruder befindlichen Staatsmänner gerade aucb keinen Abbruch thun, wenn ihr Antheil am Sturz der Minister der neuen Aera klar dargelegt und nicht vertuscht würde. Die Frage ist in der That am Platze, und die NegierungSorganc würden sich mit deren loyaler Beantwortung ein Verdienst erwerben, ob wirklich der Hagen'scbe Antrag eS war, vor welchem in 1862 sich die Minister Graf Schwerin und v. Patow zurück- zogea oder ob nicht die „kleine aber mächtige Partei", die in der „Kreuzzeitung" ihren journalistischen Gcneralstab besaß, hier da» Meiste gethan hat. Einer Klarlegung dieser Vor gänge können um so weniger Bedenken gcgenüberstchen, als Herr v. Bismarck, damals als preußischer Gesandter im AuS- tande lebend, den Berliner Vorgängen fern stand. Unter Bezugnahme darauf, daß mehrere conservative Abgeordnete, die in den letzten Tagen ihren Wählern Bericht erstattet haben, für da« Tabaks Monopol eintrcten zu wollen erklärt haben, meint ein Berliner Blatt, daß biSber solche positive Erklärungen seitens der Conservative» nicht abgegeben worden seien. DaS ist ein Jrrthum. Abgesehen vom Abgeordneten von Kardorfs, der doch auch zu den Conscrvativen zählt und der sich wiederholt als ein ganz entschiedener Anhänger deS TabakSmonopolS bekannt hat, ist um nur eines Falle- zu erwähnen, in der letzten Landtags session seitens deS Abgeordneten v. Hammerstein von der Tribüne deS Hauses herab ausdrücklich die Erklärung abgegeben worden, daß die Mehrzahl der Conservativcn entschieven für da» TabakSmonopol stimmen würden Inwieweit der Abgeordnete von Hammerstein damals beaus tragt war, die betreffende Erklärung im Namen der Mehr zahl seiner politischen Freunde abzugeben, ist allerdings nie mals genau bekannt geworden. Jckcnfall« aber wurde der selben nicht öffentlich widersprochen und so konnte sie immer al» ein Zeichen der Zeit gelten. ES bedurfte also nicht deS Austreten« de« Professors Ad. Wegetter in Erlangen und anderer Conscrvativen, um diese Schwenkung der Rechten vor aller Welt zu docnmentircn. Daß an derselben alle Eonservativen participiren, ist freilich zu bezweifeln. Die Mehrzahl aber wird sich diSciplinirt genug erweisen, um. wenn aucb mit sauren Mienen die harte Nuß de« Monopol« zu verspeisen. ' Selbst eine so eminent unpolitisch« Frage wie diejenige der Förderung de» CanalwesenS hat bekanntlich dazu herhalten müssen, daß ossicikse Federn den Liberalismus verdächtigten, nur durch seine stille und zuweilen auch laute Opposition seien die bezüglichen Pläne der preußischen Re lichten organischen Eanalbautenplan in Wirklichkeit stellen dann würde er di« Entdeckung machen, daß der letztere am absprechendsien gerade von der Partei beurtheilt wird, welche jetzt das Vertrauen deS Kanzler« gepachtet zu haben behauptet, nämlich von den Agrariern. E« ist ihnen ein viel zu weit auSschenkcS, nach Jahrzehnten erst Früchte versprechende» Werk, da- Herr Maybach unternehmen will. Und wie sollten sie nicht ungeduldig werden, so lange u warten, wo sie da» Gefühl haben, daß die astS ihrer Macht bereits in» Wanken geräth? Nicht Canäle verlangen die Agrarier, sondern denkbar niedrigste Eisenbahntarise, vermöge deren sie ihre Getreide so cknell und so billig als möglich überall hin versenden können. DaS hinterher auS der Rentabilität der StaatSbabne» wird, dieser so wichtigen Einnahmequelle dcS Staate-, steht für sie erst in zweiter Linie. Leider muß eS darum al» so gut wie gewiß bezeichnet werden, daß die Canalvorlagcn der Re gierung coiiservativcrscitk „kühl bi» an» Her; hinan" und nach beliebter Verschleppungstaktik werden behandelt werden. Hat doch schon die Ablehnung deS Fonds für die Verbesserung des Berliner SchifssahrlScanals einen deutlichen Fingerzeig hierfür gegeben. Mit welcher Aenastlichkeit die Ultra montanen darauf bedacht sind, die Scheidelinie zwischen sich und der Regierung im gegenwärtigen Augenblick nicht verwischen zu lassen, beweist die „Germania"", indem sic zu der Notiz, Ser Reichskanzler habe mit demCultuSminister v. Goßler bezüglich tcr Beseitigung de» CulturkampfS eine sehr wichtige lüiterredung gehabt, bemerkt: „Wir sind gespannt, zu er- «hren, welches Resultat diese angebliche sehr wichtige Unter- »dimg gehabt hat; vorläufig bezweifeln wir, daß oie preu ßische Regierung ernstliche Maßnahmen behufS Beseitigung Vr» CulturkampseS in Aussicht nimmt, werden unS aber freuen, wenn wir eheste»» mit einer solchen überrascht werden. Aus die Haltung der Katholiken bei den Wahlen werden selbstver ständlich derartige Nachrichten, auch wenn sie begründet ^°.ren, keinen Einfluß auöübcn; dieselben werden, waö immer ? auch bis zum Wahltcrmin ereignen mag, für- Ccntrum eintrcten." AlS wirksame» Schreckmittel führt die „Germania"" gleich noch zur Beleuchtung der Unzulänglichkeit de« Juli- "'etzcö einen ncnerding» wegen Übertretung maigesetzticher ssrimmungen erfolgten BcrwaltungSact an. Wir wollen tz»r Hessen, daß da» geflissentliche Zurückwcichen der Ultra- Montanen den Eifer der Regierung im Entgegenkommen nicht W^öht. Herr von Goßler wird vor de» Wahlen durch keine Conressionen im Stande fein, diese wvhberechncke Sprödigkeit zu besiegen, leicht aber könnte er in die Lage kommen, sich für die Zukunft mehr, als ihm später lieb wäre, zu binden. Die Nachrichlen über da» in der Nähe von Sfa -rsonntag stattgchabte Gefecht werden bestätigt. Ein der aufständischen Häuptlinge ist gefallen, besonders erwä! werden zwei Brüder Name»« Dscheruba. Es hat die« aus die Araber großen Eindruck gemacht. Oberst Jamais, der Befehlshaber von Ssax. verlangt unverzügliche Entwaffnung. Stellung von Geiseln, eine Kriegsentschädigung von 15 Mil lionen. die Lieferung von Kamcclen, Manllhiercn nnd Lebens bedürfnissen aller Art. Im Falle der Zerstörung von Telegraphen oder irgend eine» Anfalles gegen die Sicher heit der Armee wird die Bevölkerung für jede« Borkommniß verantwortlich gemacht. Fünfhundert Berittene vom Stamme der Zlaß. welche zwischen Kcuruan und Zighum campirten, sind in Kairuan eingerückt und haben die Erhebung der Salzsteucr mit Gewalt gehindert. Fünfhundert Berittene vom benachbarten Stamme der Hamma ziehen aus Mater lo«. Die Plünderungen in der Umgegend von Ssax wurden durch den Stamm der Mctellit, der zwischen Ssax und Susa seinen Lagerstand hatte, verübt. Gegen 2000 Kamele wurden wcg- getricben, die dem Bcy gehörten. Zwei Malteser wurden getödtet. Tie übrigen Marodeure gehören zu den tripoli- tanischen Stämmen, die jede» Sommer nach Tunis auS- wandcrn. Sie plünderten zu Garombalia zwischen Tunis und Gammanct. Ihnen siel die Besitzung de» tunesischen Generals Benturkia zum Opfer. Sie schleppten 1200 Ham mel nnd 250 Ochsen weg. Es heißt, Saussier organistrc in Constantine ein ExpedltionScorpS, daS aus Kairuan mar- scbiren, also daS Innere Tunesiens von Westen nach Osten durchstreifen werde. Die ersten Versuche sind bereits gemacht nnd hat sich die Gegend von ganz Tabessa bis Kairuan leicht erreichbar erwiesen. London wurde neulich durch die Ankündigung überrascht, daß daselbst ein RevolutwnScongreß tage. Wer die Leiter des Congrrsse« und der Versammlung waren, wurde nickt offenbar. Um S Ubr hatten sich fünf- oder sechshundert Menschen, dem Anscheine nach zum Theil deutsche oder französische Arbeiter, eingesunken; ein Viertel der Ver- iammiung bestand au» Frauen. Als der Vorsitzende seinen Platz einnahm, wurde an beiden Enden deS Saale« eine rothe Fabnc ausgezogen und diese mit lautern Beifall begrüßt. Noch größer war die Aufregung, al« ein« Dame in Schwarz aus Vas Podium stieg und mit einer alten, auch trauernden Dame neben dem Prä,identen sich niederließ. ES hieß allgemein, die Dame sei Louise Michel, die nach Ncucalcdonien ver- urtheilt gewesene Communardin. Zuerst trat eine amerika nische Dame als Rcdnerin auf, um die Resolution zu moti- vircn: „Die Stunde ist da, wo Hoffnung und Erwartung entschiedenem Handeln Platz machen muß." Die Dame sprach in ihrer Weise nicht unverständig, freilich über etwas ganz Anderes, als über die Resolution. Sie beschrieb die Schwie rigkeiten, die der Landmann findet, der nach Amerika auS- wandcrt, wo er nicht im Stand«, sich gegen da« große Ca pital im Ackerbau zu halten, welche- sie beschuldigte, daß eS künstlich die LcbenSmittelprcise in den industriellen Bezirken steigert. Nun sprach Louise Michel, fließend, aber ohne ziin- dcnke Bercdlsamkeit. Einige Schlagworte riesen allerdings stürmischen Beifall hervor, z. B. die Behauptung, datz, wenn die nahende sociale Revolution surchtoar sein werde, sie doch auch etwa» Großes an sich habe; denn sie werde den, Handel deS Menschen niit seinen Nebenmenschen ein Ende machen und die Erde dem ganzen Menschengeschleckt »ur Be nuhang übergeben. Sin Franzose sprach sehr bcslcg. Er will da» bestehend« sociale System bi« zum letzten Stücke ver nichten. In ähnlichem Tone äußerten sich angebliche Delegirte auS Amerika, Italien, Deutschland und der Schweiz; namentli' that sich ein russischer Delegirter hervor, der sich Ftn Krapotkin nannte. Während seiner Red« vertheilte man Photographien der Märtyrerin Perow«kaja. Ir» Uebrigen ver lies die Versammlung ohne Störung; die Resolution wurde natürlich angenommen, sowie auch eine andere, welche dir Verurtheilung von Most, al« einen weitere» versuch, da« Volk zu sessei heit auch im Die in Rom au« Anlaß der Nebersührung der Leiche de» früheren Papste« PiuS IX. vorgesallenen Ruhe störungen sind gewiß bedauerlich und sicherlich von Nie mandem mehr bedauert worden, al« von der italienischen Regierung. Albern aber ist der Versuch ultramontaner Blätter, au« diesem Varsall beweisen zu wollen, daß der Papst in Rom nicht frei, daß er in Wahrheit ein Gefangener sei. Der Cardinal Jacobim hat an die Nuntien bei den verschiedenen Regierungen eine Darlegung de« Vorkommnisse« gelangen lassen, welche den Regierungen mitgetheilt worden »st. Preußen und da- Deutsche Reich unterhalten bckanntüch keine diplomatischen Beziehungen mit dem Papst. Ob Oester reich etwa wegen de« nächtlichen Straßcnskandal« einen diplomatischen Notenwechsel mit der italienischen Regierung anknüpsen werde, scheint gleichfalls fraglich. Dem Papste ist die freie AuSübunac seine« obersten Hirtenamte« über die römisch-katholischen Christen gewährleistet und in dieser seiner Freiheit ist er bi« jetzt niemal« im mindesten behindert worden. Wa« will man also von der italienischen Regierung? Daß sie die Skandalmacher bestrafe. Nun. da« ist geschehen. Zu einem diplomatischen Feldzuge der katholischen Mächte gegen Italien aber liegt nicht im mindesten Anlaß vor. DaS Wiener „Fremdrnblatt" erfährt au« Rom Nähere- Uber die angekündigte Circularnote de« Vatican«. Darnach behauptet die pLpsttiche Regierung, sie habe dem italienischen Cabinet rechtzeitig von dem beabsichtigten Leichenzug Bericht erstattet. Weil e« trotzdem zu den bedauerlichen Tumulten kam, folgert die Note, sei erwiesen, daß die Regierung de« König« Humbert entweder nicht gewollt oder nicht im Stande sei, den Bestimmungen de- Garanliegesetze« gemäß für di« Sicherheit der Kirche und ihrer Organe einzusteben. Bon italienischer Seite wird dagegen geleugnet, daß die betreffende Anzeige in vorschrift-mäßiger Form erstattet worden sei. Während die Besserung im Befinden de« Präsidenten Garsield allen Berichten au« Washington zufolge rüstig vorwärts sckrcitet. macht sich auch auf dem politischen Gebiete unter dem Eindrücke de« Attentats eine Besserung erkenn bar. In dem Wahlkampfe, der sich feit vielen Wochen in Alba ny, der Hauptstadt de« Staate« New-Bork» avspielt, ist ein großer Umsckwung eingetrcten. Der Li er-Präsident scheint hier zuerst mit gutem Beispiele vorangegangen zu sein; er hat ausgeyvrt, die extremen Anschauungen der Stalwart« zu vertheidigen, uud seine Freunde dringend ausgesordert, sich über die Ca onatur republikanischer Caadidaten an Stelle Conkling'S und Platt « zu vereinigen, mit deren Wahl dann der unerquickliche Kamps ein End« erreichen würde. Conkling scheint geneigt, seine Candidatur zurückzuziehen; zum Mindesten legt er Gleichgültigkeit an den Tag. Die Bemühungen Arthur's haben sosort einen Erfolg gehabt; der durch Platt'« Rücktritt er ledigte Sitz im Senat der Bereinigten Staaten ist durch die Wahl Mr. Warner Miller'S nun wieder besetzt worden. Mr. Miller wurde mit 76 Stimmen erwählt, drer mehr al« die erforderliche Majorität. Derselbe ist gegenwärtig R»> Präsentant de« Congresse« für den 22. New-Borker District, 43 Jahre alt, Papiersabrikant und Schutzzöllner. Der Sprecher Schärpe, welcher bisher Eonklmg unterstützte. hat denselben verlassen. Dieses Factum deutet entschieden auf eine schließ lich« Desorganisation der Parteigruppe der Stalwart- Republikaner oder Eonklmgiten hin. obwohl die Wahl eine« Nachfolger« für Conkling an dem Tage, wo Miller erwählt wurde, noch nicht gelang. ag von Most, al« emen wettere» versuch, da« ein, mißbilligte. Wie bekannt, ist dies« Nngelegen- , Parlament« zur Sprache gebracht worden. Vas öffentliche Gesundheitswesen in Sachsen t« Jahre 187». Die Sterblichkeit-- und Kraukheitsverhaltmffe im Allgemeinen. (Ln« dem Jahresberichte de« Laades-Medicinal^lolleginm«.) In seinem 2. Abschnitte handelt der genannte Bericht von dem öffentlichen Gesundheitswesen. Zunächst wird bemerkt, daß die Sterblichkeit-Verhältnisse de« Jahre« 1879 etwa« günstigere gewesen seien, al- die de« Vorjahre«. Im Ganzen starben in dem betreffenden Jahre in Sachse» 81,192 Personen excl. der Todtgeborenen. während 1878 die Zahl der Todesfälle 8l,89l betrug. Auf je 1000 Lebend« kämm im erstem» Jahre 27.61 Verstorbene excl. der Todt» gebomien, in letzterem dagegen 28.3 t. Die Summe der Ledeidgeborenen belief sich 1879 ans 125,449 gegenüber 123,»45 im vorhergehenden Jahre. Di« Anzahl der Todt- gebonnen erhöhte sich im Berichtsjahre auf 530t. Die höchste SterblickkeiKzisfer haben von den größeren Städten Zsctopau (39.49 °/oo) und Werdau (85.34 "/«>) auf zuweisen, die niedrigste findet sich diesmal in Hainichen (22.0) »/<>«) und Leipzig (23.46»/««). Bon den be»de» ersterm Orten wird bemerkt, daß sie in dieser Beziehung säst regelmäßig obenan stehen. I», ersten Lebensjahre be fanden sich gcgcn 40 Proc. sämmtlicher Verstorbene», nämlich 33,628, wogegen im Alter von 10 b»S 14 Jahren nur 634, da» ist nicht viel über >/« Proc., starben. Gegenüber dem vorhergehenden Jahre hatte sich überhaupt die Sterblichkeit de« KmdeSalter« zwischen dem 1. und 14. Jahre um l7.5 Procent vermindert, die der späteren Altersklassen und be sonder» deS Greiscnalter« aber etwa» vermehrt. Ersten Erscheinung mag ihren Hauptgrund darin gehabt baben, daß die sogenannten ansteckenden Kinderkrankheiten sowohl in ihrer Verbreitung al» auch in der Bösartigkeit ihre« Auf treten« einen erfreulichen Rückgang wahrnehmcn ließen. Ein« erhöhte Sterblichkeit de« Greiscnalter» war den Veröffent lichungen de« kaiserlichen Gesundheitsamtes zufolge im gedachten Jahre merkwürdigerweise auch in den größeren daltsch« Städten von über 15,000 Einwohnern zu constatiren. Wa di« TedeSursachen betrifft, so ergiebt sich au« dem Berichte, daß die Todesfälle an Masern. Scharlach. Eronp und Diphtherie im Verhältnis zum Vorjahre eine ganz erhebliche Abnahme zeigten; beträchtlich zugenommen haben dagegen die in Folg« Keuchhustens eingrlretenen. und in gcringerem Grade die durch Unterleibstyphus und Krcb« herveigesührtcn Todesfälle, während die übrigen fast gleich geblieben sind. Die Todes fälle an Lungenschwindsucht sind, wie bereit« in früheren Jahren, in den 24 größeren Städten mit mehr al« 8000 Einwohnern bedeutend zahlreicher (ziemlich um 50 Procent), al« in den übrigen Orten: dasselbe ist für diesmal auch bei den Masern der Fall gewesen; bei Scharlach. Diphtherie und Typhu« hingegen finden sich in den genannten Städten etwa« geringere Procentzahlen. Ein« Erkrankuna-statistik konnte nur bezüglich der allgemeinen Krcmkeuhäuser ausgestellt werdcn. Darnach ist die
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