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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110219
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811021
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811021
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-21
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.10.1881
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Lkdarllon und Erprditlsa IohannrSgasje 33. APrechknn-eu -rr Nedartssu: Vormittag« 10—13 Uhr. Nachmittag« «—8 Uhr. rlanvter Ma««§ertv » Nicht. »NttickUch «»nähme »rr für tzte »ichftsslgeupe Nummer tzeftimmle» -«jerare >m Wochentagen »i« 3 Uhr Nachmittaa», an Soun- »«»Festtagen früh »««'/,» Uhr. Iu -rn ^ilialrn fnr I»s..A»a»hme: Otto Ulemm. Universität-straße 21, Lauts Lßsche, Kathariuenstraße 18, p. nur tzi» '/,ll Uhr. UtiWgtrTagcblatt Anzeiger. Organ für Politik. Localgeschichft, Handels- «nd GeschüstSverkehr. nnnraage Zh-«ttl5ment»prri» viertelj. 4V, nicl. Brmaerlolm 5 Mk.. durch d»e Pop bezöge« t> Mk. Jede eiazelue Skimmer 25 Pf. Belegexemplar 10 Ps. Oebabre« für Extrabeilage» ahne Postbejürderung 39 ML «» Vostbeftlrderun, LS ML Inserate Sqespaltene Petitzeile 80 Pf. Größere Schriften laut uajerrm Pr ns- verKNlhm^. tabellarischer Sa- nach höherem Tarif. LrUtmea nnter den tlrdactioiiostrich die Spaltzeile 50 Pi. Inserate ftnd stets au die Vrpetzttta» z» seadeu. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuumrramiv oder durch Post» Nachnahme. ^-294. Areltag den 21. Oktober 1881. 75. Jahrgang. Amtlicher Theil. Vekarmtmaihimg. In Gemäßheit des tz. 1 der I»üriierion für die Ausfüh rung von WasserrohrleUungen uub Wasseranlagen in Privat- grundstücken vom 1.. Iusi l^8i) u»b bex tztz. 2 und 7 de« Regulativ« für Gasrohrleilungen und GasbelcuchtungSanlagen in Privatgrundstücken vom 2. März 1803 machen wir bekannt, daß der Schlosser Herr Theodor Abicht hier, - ' ' Nordüraße 3. zur Nebernahme solcher Arbeiten bei »in« sich angemeldet und den Besitz der hierzu erforderlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. ' . ' >,' . Leipzig, am 15. Oktober 1881. Der Skath der Stadt Leipzig. Or. Tröndlin. Altmann. Am 6. November dieses Jahres sind di« Zinsen einer Stiftung von 3500 ML an 10 hier wohnhafte Prcdrger- »der Lehrer-Wittwen zu vertkeilen. Bewerberinnen wollen sich bi« zum 28. Oktober dieses Jahres schriftlich unter kurzer Darlegung ihrer Verhältnisse bei uns melden. Leipzig, oen 20. October 188l. Der Rath der Stadt Letprtq. Iw. Georgi. Harrwitz. Hch-Auction. Moataa, den 21. October d. 2., sollen iu> Aorst- revter Roseathat von Vormittag« 9 Uhr an 2 lüsterne Rutzklötze^ 1 Partie Brennschette und 1 Partie starke 4ldra««ha»se» unter den im Termine bekannt zu machenden Bedingungen gegen sofortige Baarzahlung an Ort und Stelle an den Meistbietenden verkauft werden. Zusammenkunft: Vormittag« S ttbr am Roscnthalthore. Leipzig, am 17. October 1881. DeS RathS Forshdepukatto«. 2m Monat September d. 2. ginge» beim Armenamlc ein U» Geschenken: b^l —-4 Aircherlohn für ein» Loldeur 8ü0 - — > als einen TheU der Brrgleichsumme in einem vor bei» königl. Landgericht Leipzig. Kammer I sür Handel«, fachen, anhängig gewesene» Processe, durch Herrn Justiz, rath Richter, 60-6 — > alL Sühne in Sachen S.L-'..E.S.d. 7/9.81.1 durchHrn. 6» —.» » . » fh. M. i.K. d.LOiS.81. l Friedens» 1» — »« » . - W,O.'/.St.d.1L/9.81. s richter 15» — .« . . . F S./.H.P.d.83/S.81. f Nagel. 3 » — » . » » » G . /. K. 2 . — . . . . - E.B. 1 . — . . . . - 2-'/, E. 3- — L - — 3. — 1. — . H. V.R. - Sch.'/.« . » K . G. - A./.F. 3Ä^l — Leipzig, den 1t. October 1881 Das Lrmeuamt» Ludwig.Wolf. Lange. Bier im hiesigen Aealschutsetzäutze befindlich« Keller — der eine mit 31'/^ zwei mit 28'und der viert« mit 13'/, Quadrat- Metern Grundfläche und 2V, Metern Höhe — solle» demnächst zu Niederlagsrauinen ec. vermielhet »oerden. Reflektanten wollen ihre Offerten unter Angabe dt» Zweck« der Verwendung dieser Keller de», eines derselben bw »»« Hs. vetatzer 188t i« hiesigen Rathhaufe, Zimmer Rr. 1. niederleg«. Auswahl unter den Lieitanten wird Vorbehalten. Reudnitz, den IS. Oktober 1881. Der Temaluserath. - Hetzer Nichtamtlicher Theil. Leipzig, ri. October. Eine wahrhaft beherzigrn«werthe Mahnung erlassen die hannoverschen Nationalliberalen. S>« er klären mit vollstem Rechte als den größten Feind des ge» mäßigten Liberalismus — die Lauheit. Auch setzt noch entwickeln unsere politischen Freunde in vielen Tbeilen de« Vaterlandes, trotz der so ungemein tiefgreifenden Wahl agitationen, bei der Umwerbung der Wähler durch die Parteien von recht« und link«, bei den gewaltigen An feindungen »nd Verhetzungen, welche von diesen Parteien den Nationalliberalen zu Theil werden, nicht jene Energie und Thätigkeil in drr Wahlbewegung, die gerade ihnen als eine große politisch« Pflicht erscheinen sollte, je mehr sie von der staal«erhaltenden Nothwendigkeit ihrer Existenz überzeugt siud, Überzmgt fein müssen. Gerade der Kern de« StaatSbNrgerthum«. jene dirtge- schmähte und beftgebaßte „Bourgeoisie". Bürger «nd Bauern, der feste Wall gegen die zerfetzenden und zerstö renden radikalen Element«, die Trägerin und Hüterin der freiheitlichen Errungenschaften bei der Entwickelung und dem Ausbau unsere« nationalen Staate«, diese gewaltige Säule fest« Staatsordnung — unser echte« deutsch«« Bürger, thum i» Stadt und Land — sollte auch nach außen hin ein« regere politische Thäkigleit zeige» und bei den so hoch- wichtigen Wahlen allen Parteien au rühriger Bethtitignug dorangehcn. D»e Lauheit — unser schlimmster Feind! Sicher lich; und macht dieselbe nicht einer energischen Lhätsgkrit. einem kräftigeren Vorgehen Platz, so wird diese Lauheit »er« schulden, daß die radikalen »nd di« rmtctiouswu Pa^chM immer mehr Bresche in die Burg des liberalen deutschen Bürgerthun,- legen, und indem sie diese selbst vernichten, de» Staat gefährd«. Deshalo sollen di« Rationalliheralen, die sich znit Recht al« die erste staatserhaltende Kraft nnter den Parteien schätzen, wie ihrer selbst, so auch de« Staates wegen die Laubeit über Bord werfen und energisch für sich in den Kampf der Parteien eintreten, damit sie nicht verlieren an Bedeutung in unserem politischen Leben und an Macht, maßgebendem Einfluß aus die Gestaltung unsere« Staat«. IcbenS auszuüben. 2n dem augenblicklich auf fernem Höhepunkte angelangten Wahlkampfe sollen die Nationalliberalen zeigen, daß sie gesonnen sind, sich ihre Bedeutung und ihren Ein» slutz zu wahren, indem sie kräftig in denselben eingreisen. An den Wahlurnen sollen sie Mann für Mann er» scheinen, für ibren Candidaten den Sieg erringe», und damit beweisen, daß sie sind, wa« sie sein müssen, di« wichtigste Partei im Deutschen Reiche. Fort mit unserem böse« Feinde, fort mit drr Lauheit! lieber die politische Lage wird un« au« Berlin vom Mittwoch geschrieben: „Daß die politische Saison nunniehr wirklich bei uns eiugekebrt, ist seit heute selbst in dem welt städtischen nnd AlleS gleich machenden Getriebe der Reichs- Hauptstadt deutlich genug zu merken. Tenn die Mitglieder deS BundcöratbS, welcher morgen zu seiner Eröffnungs sitzung zusammeutrilt, haben sich berett» zahlreich hier e,n- gesunden. und nian kann ihnen in dem vornehmen Viertel der WilhelmSstraßr begegnen, wie sie nach mekrmonatlichen Ferien rolleaialische Begrüßungen austanscken oder auch mit gedrückten Mienen als nnsrciwilligc Barometer für die Ge spanntheit und Ungewißheit der Lage erscheinen. Soweit man in Regierungs-Kreisen überhaupt noch liberal in Deutschland enipsindet. hat man diese Gesinnungen in ein zelnen wenigen kleinstaallicheu Vertretern beim BundeSrath zu suchen. Ihre Namen zu neunen, hieße nach Lage der Dinge sich ibnen höchst ungefällig erweisen, aber sestgestellt kann dennoch werden, welchen befremdlichen Eindruck bei diesen Ministern deutscher Bundesstaaten osficiöse Anzapfungen nach Art derjenigen gemacht haben, zu welchen die „Post" sich hcrgab, und in denen einem nicht genannten thürin gischen Souverän, Begünstigungen liberaler Wahlagitationen vorgeworfrn wurden. Damit dieses Vorgehen seine recht« Beleuchtung erhalte, muß eö die „Germania" also die berufene Vertreterin de« Particularismus sein, die in scharfer Sprach« den an libun deS staatlichen Charakter jenes Angriffe« rügt und den bedauerlichen Rückschlag ans die öffentliche Meinung de« Auslandes fürchtet, welche« sich hiernach von der deutschen Einheit seltsame Begrifft bilden «erde. D,bl- thnend stl5l gegen diese Episode die Nachricht von dxr Er nennung HtzldaaE, deSIaiigjäbrrgcu, s. Z. nationallifteralen Reichstagsabgevrdneten und bisherigen Präsidenten der Sä utt - starker Kammer, zum «ürlteinbergischen Minister de« Innern (an Lick'« Stelle) ab. Obwohl die Meldung erst in später NachmittagSstunde hier einlras, ging ihr doch ein Gerücht in gleicher Richtung voraus, und es ist Vezeichkicnd genug für die Stimmung in BuudeSratbSkreiscn, daß die vor- vcreileiike Nachricht nickt eben überall Glauben sanp. Hölter markirt trotz seines Au»lritt« anS der nalionaUiberatön Rchchtz- tagöfractioil noch immer de» rechten Flügel dcö Liberalismus, und wenn er. wie zu erwarten steht, zum würllcuibcrgi- schcn BundeSrath« - Bevollmächtigten ernannt wird, so verstärkt er in dieser Körperschaft eine Ricklung, wetcker, man mag sage», wa« man wolle, der Kanzler den Absagebrief geschrieben. Indessen ist Haltung nuv Erfolg deS Herrn Hölter eine spätere Sorge, weit näher liegt der politischen Welt der Ausgang des 27. October. der Entschei dungsschlacht de« WahlkriegeS. Tie scheinbare Ermat tung. die heute, wo uns nur noch 8 Tage vom Wahttermin trennen, über alle Partei» gekommen ist, bezieht sich nur aus da- Acußcrliche der Agitation. Man suhlt, daß in dieser Richtung NicktS mehr zu thun ist. und Laß nach) erfüllter Pflicht der Erfolg wohl erbosft, aber nicht erzwungen werden kann. In Wirklichkeit ist die Spannung eine sieberhaste und hat hier i» Berlin selbst die unpolitischsten Kopse in eine Art seltsamen Rausch versetzt. Ten Leitern der Bewegung aber, Huben wie drüben, kann mau «S wohl glauben, daß ihnen der Stoßseufzer von .Herzen kommt: „Wäre doch nur erst Alles vorüoer!" Endlich gesiebt nun auch da» Sprachrohr der Regierung, die „N. A. Z.", zu. daß em Entwurf zur Einsührung de« TabakSmouopolö bereit« vollendet ist; allerdings macht sie diese«Gestaudniß in einer Fori», welche ihr gestattet, dasselbe jeder Zeit zurückzuzichen. Die .^tzöln. Ztg." hatte neulich behauptet, daß der gemäßigte Liberalismus nicht un bedingt gegen die Einführung LeS Tadakmouopol« fei, sie hatte aber gegen eine sofortige Einführung desselben ver schiedene Bedenken geltend gemacht, theil« technische, theil« politische, und zwar unter den ersteren LaS. daß die Vorlagen noch nickt serti^gesiellt seien; dagegen antwortet nun die „N A. Z ", daß kiescS Bedenke» sich dadurch erledige, daß daS rheinische Blatt selbst bald nachl»er mitgelbeilt babe, daß die Ar beite», betreffend den Voranschlag über den Ertrag des Mo nopol«. bereit« von sachkundigster Hand gemacht seien. Man kann diese Bemerkung wokl nicht anders denn als eine Bestäti gung der seitdem mehrfach und von verschiedenen Seiten äbaelcugneten Nachricht ansehen. daß für die Ein führung de« TabakMc'no^okS di« gesetzgeberischen Vorarbeiten bereit« abgeschlossen seien. ES wurde schon neulich erwähnt» daß die erwähnte „sachkundigste Hand" die de» Unter- staatSseeretair« d. Mapr in Straßburg ist. Au« dem Artikel der „N. A. Z." erfahre» wir auch, daß di« Entschädigung«, frage bei Einsührung des Monopols „unter thunlicher Be rücksichtigung aller Interessen" erledigt werde, und daß namentlich die Interessen drr ckleinen Cigarrendreher in keiner Weift zu kurz kommen sollen, zumal nach Einsükrung de« Monopol« über 80,000 Arbeiter in den staatlichen Fabriken Verwendung finden würben. Nachdem durch diese Mit- theilunge» >»raetha« ist. daß ei» Gesetzentwurf über Ein führung de« Monopol« v»rhoadrn ist und Fürst Biömarck nicht daran denkt, sich »nit einer Erhöhung der Tabak«steurr zu begnügen, wirkt e« mehr als komisch, wie eindringlich den Nattenallrberalea in« Gewissen geredet wird, die con- stitutionellen Garantien fallen zu lassen, da dies« Forderung der »ationalliberaleu Partei nicht — würdig sei. Der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung" gegenüber, welch« nicht atzläßt, Herrn ». Bennigsen „Irr- thÜNier" nachznwriftn. bewerft der „H. C ". er müsse aus Grund seiner Informationen auch heute die Richtigkeit dieser Behauptungen entschiede» in Abrede stellen. Lat auch ein schriftlicher Meinungsaustausch »ach der Abreift des Herrn v. Bexnigsen au« Barzin nickt stattgesnnden, so hat der Reichskanzler nach seiner Rückkehr nach Berlin die Verhand lungen doch selbst wieder ausgenommen und wochenlang fort gesetzt. Wenn sie endlich scheiterten, so wird zuzugeben sein, daß auf Seiten deS RcichSkanilerS das entscheidende Moment in persönlichen Fragen lag. Unzweifelhaft sicher aber sei, daß Herr v. Bennigsen seinerseits weitere Verhandlungen aus dem von ihm in Magdeburg angegebenen Grande ablehnen zu sollen glaubte, weil er in keinem Fall die Verantwortlich keit für das Tabaksmonopol übernehmen wollte. Diese Ver hältnisse seien seiner Zeit in Berlin Personen, welche dem Reichskanzler und Herrn v. Bennigsen nahe stehen, zur Ge- nüge bekannt geworden. Die „Provinzialcorrefpondenz" zieht wieder ein mal den ..Wünschen und Hoffnungen der Regierung" in Bezug aus die Wahlen Ausdruck. Man hätte behauptet, führt das amtliche Blatt in seiner doctrinairen Manier au«, Fürst BiSniarck wolle sich durch die Wahlen eine durchaus gefügige, willenlose Mehrheit schaffen, die seine Vorschläge bis in» Einzelne hinein annehme; Da« sei aber nicht der Sinn und Zweck einer Verfassung mit Vertretung des Volkes. Nem, gewiß nicht; aber Da» wolle, sagt die „P.-C.", auch die Regierung und spcciell Fürst Biömarck nicht. WaS sie wollen und wünschen, sei eine Mehrheit, die mit ihnen ernst und aufrichtig von der Nothwendigkeit durchdrungen ist. im Interesse deS Reich- wie der Einzelnen eine Reform zur Verbesserung des LooseS der Arbeiter und der Aermeren unter un» mit Hilfe deS Staate« so bald als möglich in» Leben zu führen, und die deshalb an der Erreichung dieses Ziels in Gemeinschaft mit der Regierung eifrig arbeiten will. Bei den Wählern siebe es, durch Stärkung der Negierung unsere bisher so befrie digende Stellung nach außen zu sichern und zugleich eine hoffnung-voll-' Entwickelung im Innern, eine Gesundung dos öffentlichen Geiste« nnd eine allseitige Hebung der Volkskraft anzubaknen oder die politischen und socialen Kämpfe zur tiefen Schädigung de» Reichs zu verewigen und bis zur Un- beilbarkcit zu steigern. Die« „Entweder — Oder", näm lich der Regierung aufrichtig, ehrlich und kräftig beizustehcn bei ihrem schwere» Beginnen, oder ibre Absichten z» durch kreuzen, — ergebe an die Wäbter in Stadt und Land! Es möchten alle wahrhaft erhaltenden, alle wahrhaft freisinnigen Kräfte sich mit der Regierung de« Kaiser» vereinigen, um daS Vaterland glücklich^ mächtig mid groß zu machen. ..LonseviinriNL» so inmg verbrüdort« ultrftinorNane Press« weidet sich an dem FiaSeo, wctmes die Berliner Konservativen mit dem von ihnen arrangirten „deutschen Volksfeste" gemacht Hatzen. Ev liegt ein Artikel deö uttramonlanen „DüffetSorfer Volk-blatt" vor, dessen an- scheinenk lehr gut untcrrichteler Verfasser über die Berliner conservativ-anliiemitii'che Agitation Folgendes schreibt: AIS ein Sociatdemokrat cme antisnniuiche BerianmrMng verließ, ries « aus: „Lonnerwcller, die find den Most und Hasjelmann doch noch öder!" Eure neue Agitauon bilden die „Bolksjeste". Es wird ei» Schandfleck der sogenannte» coniervattveu Bewegung bleiben, daß sie zu dieser Stufe der Bauerusäugerei hinabgesticgen ist. Alle ehrlichen Leule jeder Partei müssen einmüihig gegen eine solche Verirrung vom Psadc d«S Anstandes und der Redlichkeit Protest erheben. Wenn die Köderung der Wähler durch Schauspiel, Belustigung und Tanz und gar Freibier Mode wird, dann können wir unsere Enlrüstung über die englischen und amerikanischen Wahl- zustande nur ruhig aufgeben. Und diese Verderblich der guten deuischra Sillen geht nun gar von einer Pariei aus, weiche sür Thron und Altar das politische Kümmelbiälichen zu spielen sich brüstet. Glücklicher Weile ist von Leite» des Hofes der „Festlichkeit" für den 18. October keinerlei Vorschub geleistet »ortze», sondern der „Staats-Anzeiger" har dem Miß brauch, der mit dem Geburtstage de« Kronprinzen getrieben werden sollte, eine harte, aber vollständige Ablehnung entgegenstellen müssen. Aber eS ist unverzeihlich, daß dir „Provinziai-Corre- spontzrnz" dem ersten Versuche diese« politischen Bauern- sänge» ihren halbamtlichen Segen gab »nd somit die Regierung wenigstens halb dasür verantwortlich zu machen ist, daß diese Orgien drr Volksversühruu- am 18. October sich wiederhoieu werden. Ter Pfemug-Pöbel tritt jedoch zurück vor dem Goldstück-Pöbel. A» die aiUlsemitiiche Agitation hängt sich ein Proletariat der höheren Liassen, da« i» mancher Hmstcht widerlicher und gefährlicher ist, ai« das Proletariat drr jttWieligcn Fäuste. Au die „conjcrvativen" Rocksch-ste hat sich Me« gehängt, was in der antisortschriiilichen Agitatt«» srt» Müthcheu kühlen »der eine» Profit suchen will. Verdorbene Officierr m»d Studenten, bankerott« Kausleute und andere abentenartiche Gestalten aus den sogenannten „gebildeten" Tlasse» bilde» die Ltammgüste jener wirtbsbäuser, in »selche» di« anii- semitische Agitation ihr Heim ausgeschlagen; Geld fließt Massen!,ast aus dunklen Quelle», und so wird denn von Morgen- früh dis Abend« spät aetrunkr». aegessen, und In den Zwischenpausen diese» oder jener AgilaiionSdeschaft betrieben. In einem dieser Locale haust z B. die antisemitische Sprengcolonne. eine unheimliche Bande von catttmarischen Existenzen, welche Rohheit und Frechheit in widerlichem Gemische zur Schau tragen. Tiefe antisemitisch- couservattve Agitation ist zu ihrem weitaus größte» Thcile eine traurige Schmarotzerpflanze, welche sich von den Gelder» des Kaufmanns Hertzog und anderen Perionen füttert und sich im Sonnenschein der obrigkeitlichen Huld wohl sein läßt. Wenn der Wind dann einmal ander« weht und da« Geld zu Bier und Beesfteakl anSbleibt, dann werden die Überzeugung«, volle« Vorkämpfer dieser sogenannten „heiligen" Sach« spurlos ver- schwunden sein. Zu dieser Sorte Agitatoren paßt e» wundervoll, daß tm ersten Berliner Wahlkreise ein wegen Ueberfluß von Schulden entlasst»« Lieutraaut zum alleinigen Landidalen proclamirt ist. Ja der Tkmt tz»t di« Fortschrittspartei Recht, die konservative Landidaten- answatzl mit »bennltyigem Spott zn behandeln. Wollte man Berlin erobern, so müßte man doch di« LrSine der konservativen Kräfte den Fortschrittlern entgegenstellen. Statt dessen muthet man der Neich»hanptstadt zu, zu ihren Vertretern zu wählen einen schiff, brüchichm LieMenant» einen ntelsach umgrsattrikrn Hilfsarbeiter, ein«, Handwerksmeister. der selbst nicht welß, wa« er will, einen Redakteur, der aa« finanzieller und ehraeiziger Berechnung vom lener»m z» den Gouveru«mentalen üverläuft. In dieser Weift spricht sich «in antilitzeraleS Blatt über die Veranstalter deS „schönen Feste«" auS. Daß di« Fortschrittspartei es versteht, wenn e« irgend angänhlich ist, im Trüben »u fischen, dafür liegt ein schlagende« Beispiel vor. Von dem fortschrittliche» Ean- didatmr im Wahllrei« Altena-Iserlohn. Rechtsanwalt Lenz mann, berichten ultramontane BtäNer, Derselbe Hab« sich privatim dahin ausgesprochen, daß er ein Gegner jede« »„«nahmegesetze« sei, deshalb auch die ganze Mai- gesatzarbung mißbillist« und sür die Anfhebung der selben stimmen würde. Die jesuitische „Germania" bezcichoct diese« Geständniß al« „bemerken«werth mit Rücksicht aus eine etwaige Stichwahl" zwischen dem fortschrittlichen und dem nationalliberaleo Laudidaten. Bon fortschrittlicher Seite ist eine Verwahrung gegen eine solche Auffassung der kirchrn- politischen Krage nicht erfolgt. Und doch ist eS nicht der erste fortschrittliche Eandidat, der sich in dieser Weise auSspricht; es könnten auS einer Rede des Professor Rühl in, Wahlkreis Hanau ganz ähnliche Bemerkungen citirt werden. ES wäre doch wirklich Zeit, daß die Fortschrittspartei sich bestimmt und unztvei- Leutig darüber ausspräche, wie sie zu der kirchenpolitifchea Frage und der Fatk'schen Gesetzgebung, der wichtigsten An gelegenheit in der ganzen inneren Politik, stellt. Die Mil derung einiger Härten in der sog. Maigcsetzgebung hat de» Anlaß zum Austritt der „entschieden Liberalen" au» der „ativnallilleraleit Partei geben müssen, und jetzt erklären fort schrittliche Politiker »»gescheut, sie seien bereit, diese ganze Gesetzgebung mit Stumps und Stiel auszul»edeit, obue daß die maßgebenden Stellen der Partei oder auch nur eia cmzigp- Preßorgan ein Wort des Proteste« hätten. Der Großkerzog von Hessen hat am Mittwoch dr» Landtag mit einer Tbronrede eröffnet, in welcher Vorlage« wegen eine- ErpropriationSgesrtzeö, sowie über die Bildung von ProvinzialsondS zum Zwecke der Erleichterung deS Neu baues von Kreisstraßeii. über die Einkommensteuer und über eine Capital- und Rentensteuer angeküiiviat werden. Eine Bor lage wegen drr Secundairbahneu soll erfolgen, wenn die Er gebnisse der gegenwärtig statlsiiidcnden Prüfung vorlieaen. Das StaatSbauShaltSbuvget bi« zum 3l. März 1885 liege zur Berathung bereit. Die ordentlichen Ausgaben und größtentheil« auch die außerordentlichen Ausgaben wüpd« durch die laufenden Einnahmen gedeckt. Weitere Ausgaben ftüudcn aber, besonder« wegen de« Baue« von Secundair- bahnen, in Aussicht und würde deren Deckung uur durch Benutzung deS StaatScredit« möglich sein. Ter Präsident der württe in belgischen Kammer der Abgeordneten, v. Hölder, ist zum Staatsminister des Innern ernannt und sofort am Mittwoch im Aufträge des König- durch den Ministerpräsidenten v Milt »acht vereidigt worden. Der AbtheilungS-Chef der Justiz, v. Faber, ist zuni Iustizminister ernannt worden. (Siehe oben.) Die Begegnung des Königs Humbert mit dem Kaiser von Oesterreich ist ausgemacht. König Humbert kommt iw den ersten Tagen LeS November »ach Wien und dürfte vo» dort zur Begrüßung deS Kaiser« Wilhelm nach Deutsch land gehen. In Dublin ist eS am Mittwoch zu neuen und »war ernstlichen Ruhestörungen gekommen. Die Regierung scheint iu der Ehat den Suebruch' eine» allgemeinen Aufstandes ziz erwarten und sie trifft bereits Lorkehruugea zur BekLmpsuug tesselben. Dir Truppen bleiben Tag und Nacht i« d«» Casernen conügnirt und alle Beurlaubten der in Irland stationirten Regimenter baden Befehl erhalten, sofort auf ihr« Posten zurückzukehrcn. Die Regierung laßt die Bewegung« der sich m London aushaltendc» Führer drr irischen Land liga überwachen. Die rualischen Radikalen billigen das Vergeben der Regierung als ein unerläßliches, aber di« Socialdemvkraten und Republikaner sind erbittert und orga» niürcn eine Reihe von Protest-Versammlungen. So fand Montag Nachmittag auf Clerkenwellgreen unter der Demo kratie - Föderation eine Versammlung statt, welche de» Zweck batte, gegen die Verhaftung Parnell'S und die vo« der Regierung in Irland befolgte Politik zu protestiren. Die Verhandlungen waren äußerst tumultuavtsch. Ein In, divikuum, wclckcS es wagte, einen den Zweck de« Meetings mißbilligende» Antrag zu stellen, wurde beinahe gelyncht. Die gesüßten Resolutionen mißbilligten die Verhaftung Par» ncll's als eine grausame, feigherzige und unpolitische Hand lung und forderten alle echten Radikalen und Demokrat» aus, EntrüstungS Meetings gegen daS Vorgehen der Regierung zu organisiren, da sonst der Despotismus inIrland sich aufEug« taub äuSdrhiicn und die Freiheit der Engländer gefährden würde. In Birmingham, Liverpool. Leeds, Manchester, South» wark und anderen Orten wurden ebeusallS mehr oder minder stürmische Protest-Versammlungen abaehalten. Da» energische Vergeben der Regierung gegen die Laiidliga findet übrigens allseitig den wärmsten Beifall, und viele Blätter fordern noch strengere Maßregel». Die Liga hat übrigens, wie scho« gestern gemeldet wurde, durch eine revolutionaire Proclamalum die Sache aus die Spitze getrieben. In Folg« der Eia» sperrung der Führer und Hauptbeamten der Liga sehe sie sich gezwungen, ihre Absicht, die Landacte zu erproben, aufzu» geben, und ertheile den Pächtern den Rath, keine Pacht z» zahlen, bis die Regierung den Terrorismus aufgiebt mtd die coustitutionellcn Rechte deS Volke- wieder herstellt. AuS St. Petersburg werden heute aus telegraphischem Wege sensationelle Meldungen vermittelt. Man befürchtet daselbst den Ausbruch einer socialen Revolution, einen Krawall arge» Kauflcutc und Juden, d. h. gegen die Reichen. Die Regierung bat von diesem von den Socia listen ausgehen den Anschlag Kenntniß erhalten, daher auch Äoslow'S Wort zu dem Herausgeber deS .Herold": „Wenn Sie wüßten, wa« in Petersburg sich vorbereitet re." Die Truppen siud jetzt täglich in den Kasernen zusammenaebatten und an sie scharfe Patronen vertheiit worden. Dir Umstnrzpartei wiegelt syste matisch weiter aus, hat Proklamationen erlassen: 1) an die uraltschen, donischcn. orenburgische», kubanischen, terschen, astrachanischen, sibirischen und anderen Kosaken» die zum Abfall von Alerander NI. aufgesordert werden; 2) eine Bekanntmachung deS Erecutidcomit« an das Volk der Ukraine in klcinrussischrr Sprach« gegen die Juden gerichtet, in der Druckerei der „Narodnaja Woija" hergestellt wie die übrigen; 3) eine Proclamation an die Arbeiter Rußlands; 4) daS Programm über die Arbeiter von de» Mitgliedern der Partei der „Narodnaja Wolja", herauSgeaeben von der Redaclion der „Narodnaja Wolja" und 5) das Pro gramm de« Erecutivcomlt«. bestehend aus V Hanptpunctr» mit 24 Unterabtheiiuagen, unterzeichnet von .I-rs-oloftelui OomiteG (ExecutivcomltS), gedruckt schon am 27. August in der Druckerei der „Narodnaja Wolja". und nun erschienen, »i« darunter zu lesen, in „dritter Auflage". Die beiden jüngsten Proklamationen in Großformat sind vom 13. nnd IS. Sep tember an die Kosaken und daS Volk der Ukraine» de» Publicum indessen erst ganz kürzlich zu Gesicht gekommen, weil der Druck vermuthtich langsam vor sich geht. Mit Stolz kann Rußlands deutsch« Universität Dorpat aus ihre fleckenlose Vergangenheit zurückblicken. Die bvrptschen Studenten haben sich ,n weiser Selbstbestimmung durch ihren Comment gebunden, der inneren Tagespolitik fern zu bleiben, wobl aber sich sowohl ans der Hochschule wie auch ,m späteren Berufsleben stet« al» loyale Staatsbürger und treu, Anhänger des russischen Herrschethause« bewiesen. Luch
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