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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1881
- Erscheinungsdatum
- 1881-10-17
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188110176
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18811017
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18811017
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1881
- Monat1881-10
- Tag1881-10-17
- Monat1881-10
- Jahr1881
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 17.10.1881
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Lrt«tion ii»d Lrpr-Ä»a Johanoesgasse M. ' IPrtchK«udrn -er Ne-arti«»: Bormtttao» 10—IS Uhr. Nachmittag« 4—6 Uhr. r »u MS,«»« niißeionirrr V!«n»I«N»r, «tchl ßch »u »«»««.«, -i», ^isüüich »er für »t« ni<fts«l,e»tz» hrfti««te» Inserat» a« la»en »i« L Uür Nachmittaas» »» ««» -eftt«>e« früh bis'/,» Uhr. I» -e« Filialen fiir 3ns.-Ännah«e: Vit« Nie««, UniversitätSstrabe 22, Lauts Lüsche, Katharinenslrah« 18, p. uur »t« '/,» Uhr. ^ 290. NWM.TWblaü Anzeiger. Lrga« fiir Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Montag den 17. Oktober 1881. Amtltcher Theil. vrlwnnlmachimg. Nachstehende Bestimmungen bringen wir zur si.»n /en Nackachtung hierdurch anderweit in Erinnerung. Leipzig, den 5. Oktober >851. Der Math «ad daS Poktretamt der Stadt Leipzig. Vr. Georgi. Vr. Rüder. Harnvitz. Bekanntmachung. Zu Vermeidung von neuerdings wiederholt vorgekommenen Verkehrsstockungen bei den im Gewandhaus stattfindenden Eoncerten werde« nachstehende Bestimmungen in Erinnerung gebracht. 1) Alle Wagen, welche Besucher der Eoncert« diesen zu- sühren, haken nur vom Neumarkt aus in den Los des Gewandhauses ein- oder vor dem im Kupfer- gäßchen befindlichen Eingang desselben, gleichfalls nur vom Neumarkt aus, vorzusahren. 2) Die leeren Wagen haben auf der UniversitätSstraß« ohne allen Ausenlhalt abzusahren und darf aus dieser Straße kein Wage», mag er Eoncertbesucher zuführen oder abholen, Vorfahren und halten. >) Das Gewandgäßchen darf weder von den Eoncert- besucher bringenden oder abholenden Wagen beim An- und Abfahren, noch während dieser Zeit von anderem Fuhrwerk passtrt werden. 4) Beim Abholen der Concertbesucher ist es sowohl Equi pagen als bestellten Lohngeschirren gestattet, der Reihe nach in den Gewandhaushof, aber gleichfalls nur vom Reumarkt aus, einzniahren und sich selbst, soweit eS der Raum erlaubt, hintereinander, niemals mehrere Wagen nebeneinander aufzustellen. Desgleichen dürfen bestellte Wagen und Equipagen im Kupfergäßche», wobei die Einfahrt ebenfalls nur vom Neumarkt auS zu erfolgen hat, jedoch wegen der «ringen Breite diese« GaßchenS nur vom Hause Nr. 2 desselben an aussahren. ü) Die nicht bestellten Lohnsnhrwerke haben sich zum Lbholen von Fahrgästen auf der rechten Seite de« Neumarkte«, von der Grimmaischen Straße au« ge sehen. ausznstellcn und nicht eher, al« bi» sie verlangt werden, in den GcwandhauShos einzufahrrn. Zuwiderhandlungen werden mit Geld oder Haftstrafe ge ahndet werden. Leipzig, am 16. Mär: 1863. Der Math a«d »aS Poltzetamt der St«dt Leipzig. vd. »och. Ilr. Rüder. Vrkanntmachung. In Gemäßheit LcS Einkonimciiücnergesches vom r. Juli 1878 und der dazu gehörigen Ausführungsverordnung vom N. Oktober desselben JahreS werden aus Anlaß der Auf stellung des EinkommcnstencrkatasterS für daS Jahr 1882 die Hausbesitzer oder deren Stellvertreter hiermit aufgefordert: die ihnen behandigten HauSlistensormulare. «ach Maßgabe der darauf abgedruekte« Bestim« «««gen ««-gefüllt, bt«ne« 8 Lagen vo« deren Behckndtgnna ab gerechnet und bei Bermetbung einer Geldstrafe bis zu ö« Mark, die bei Bcrabsäumuiig de« Termin- unnachsichtlich ber- getriebcn werden ivird, t» der alte« -ltcolaischnle. Nicolaikirchhof Nr. 12. entweder persönlich oder durch Personen, »elche zur Beseitigung etwaiger Mängel sichere ülusrnnst z« ertbetlen ver«öaen, abzugeben. Hierbei wird cnif tz 35 de» allegirten Gesetzes, «ach «eiche« sowohl der Besitzer eine» Hauüarund- stiitkes für die Ste «erbeträge, «elche 1» stolae »»» lh« verschuldeter unrichtiger oder anvoll« ständiger Angabe« dem Staate entgehe«, hastet, «l« auch jede» Familienhanpt für die richtige Angabe aller z« seine« Hausstand« gehörige«, »l» eigene» Ginko«««« habende» Personen, ein- sthlteßltch der Astermiether «nd Schlafstellen» «iether, verantwortlich ist und auch daraus besonder« hingewiesen» daß die aus der letzten Seite der HauSlisten» formulare befindliche Bescheinigung von dem Hausbesitzer, bez. oeffen Stellvertreter unter schriftlich z» vollziehe» ist. Fall« Hausbesitzer oder deren Stellvertreter keine Haur üstenformular« oder solche nur in «nrureichender Zahl er halten haben, s» können dergleichen aus Erfordern an oben genannter Expeditionsstelle m Empfang genommen werten. Leipzig, den 12. Oktober 188l. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi. Göylih. Nichtamtlicher Theil. Leipzig, 17. Oktober. Auch au« dem konservative« Lager mehren sich die Verwahrungen gegen da- Tabaksmonopol. Daß der hoch- eoaservative ..Reichsbote" bei verschiedenen Gelegenheiten sich ganz eneraisch gegen den Plan ausgesprochen hat, ist eine be kannte Thatsache. Jetzt wird auck aus dem Wahlkreis Minden-Ravensberg, einen» festen Bollwerk der Reaction, eine Resolution der Eonscrvativen bekannt, worin die Ab- lehuung de« Monopol« gefordert wird. Wenn selbst die confervative Partei ihre Dienste versagt, so würden wir e- uubegreislich finden, wie man auf eine Reichstags-Mehrheit ür dies Projekt noch rechnen kann. Man hat au« den ünasten Auslassungen der „Nordd. Allg. Ztg." einen vor- Sustgen Verzicht auf das Tabakmvnopol herauslesen wollen. Is wäre im bohr» Grad« wünschenSwerth. wenn stch diese Auffassung bestätigte, wenn der Reichskanzler sich wieder auf de» Standpunkt zurückzvge, angesichts des ganz überwiegen den Widerstandes der öffentlichen Meinung dies Projekt als ei» „fernes Ideal" zu betrachten. Es wurde neulich erklärt, daßdie kürzlich von der „Nord Auflage 16,SSV. Abonnemniissrris viertelj. 4'/, Ml-, incl. Bnncitrlobn ö Mk., durch die Post bezoqen 6 Mk. Jede tinjelar Stummer 25 Ps. Belegercmplar 10 Ps. Gebühre» »ür Extrabeilage» «tzne Postbesördrrnng 39 ML «lt Postbrsörderuag 48 Mk. Justraik Sgespaltme Petitzeile L0 Ps. Größere Schrillen laut unserem Preis- verzeichniß. Tabellarischer Satz nach höherem Toris. Lerlamen unter teu Re-aciisu,strich die Svaltzeile 50 Pf. Inserate sind strr» an die Erpesttto» zn seaden. — Rabatt »vird nicht gegeben. Zahlung praeuunieranäo oder durch Post. Nachnahme. 75. Jahrgang. gegenüber ist die „N. A. Z." in der Lage, den nachstehenden Au-zug au- dem Protokolle über die Sitzung de- königlichen Staat-ministeriums vom 24. Januar 1879 zu veröffentlichen: Der Bicepräsideut de« Staatsminlsteriums verlas die au ihn und den Herrn Flnanzmtnister (Hobrccht) bezüglich der Tabaks« besteuerung in den letzien Tagen gerichteten Schreiben des Herrn Reichskanzler«, deren Inhalt jedoch dem Protokoll nicht rinverleibt werden soll. Der Ainanzmtnister bemerkte, er Hab« sein Botum vom 17. d. M. mit besonderer Begründung dem Reichskanzler übersandt und glaube mit den Zwecken und Ansichten des Letzteren ganz einver standen zu sein. Er halte unter allen Formen der TabeckSbesteuerung das Mono- pol sür diejenige, welche dauernd die grüßten Ertrage liefere und am gerechtesten wirke. Man dürfe sich also keineu- falls diesem Bcsteuernngsmodu» verschließen. Sosortzu demselben überjugchen, sei nicht möglich. Die Hauptdedenken lügen einmal in der Schwierigkeit der ersten Einsührung (Beschaffung eines geübte» Personals und der nöthigea sachlichen Einrichtungen re.) und in der Enischädigungsfragc, wenn schon die Enqnetecommission zu hohe Entschädigungssätze angenommen habe. Auch sei bei dem nächsten Reichstage auf die Annahme einer Monopolvorlage nicht zu rechnen. Die beste Uebergangsform sei die in seinem Votum durchaus nicht aus Gegnerschaft gegen da» Monopol empsohlene Gewichtsstcuer, wie er dies in einem besonder» Expos« des Whcren auSzusührcn sich Vorbehalte. Die Durchführung derselben Ict-affc das erforderliche Personal, man bekomme den Tabak, so zu sagen, in die Haud und mache hieran die nölhigen Erfahrungen; sie prä- judicire dem Monopol in keiner Weise und schaffe jedensalls von Anfang an eine ansehnllche Einnahme. Der Staatsministcr Hosmann »n seinem Votum vom 21. d. M. widerlege nicht eigentlich seine Ausführungen, denn die Bortheile des Monopols erkenne er ja auch an; nur wolle Herr Hosinann gleich mit letzterem Vorgehen, während er eine Zwischenstufe für nuvermeidlich halte. ES frage sich nun, inwieweit eS richtig sei, gleich jetzt daS Mo nopol als Ziel zu proelamireu. Freilich dürste man uöthigen- falls nicht verschweigen, daß man sich denWeg »u dem- selben offen halte, ihm nicht präjudiciren wolle, aber die GewichtSsteuervorlage müsse, wenn »nan ihr nicht alle Aussicht aus Annahme verschränken wolle, al< ernst gemeinte selbstständige Vorlage, nicht al» bloße Scheinvorlage, hinter welcher da» eigentlich beabsichtigte Monopol sich verberge, eingebracht »»nd vertrete» werde». Einer priucchiell zu Gunsten de- Monopol» lautenden Er klärung werde nur mit einem priucipielle» Gegenbeschluß ge antwortet werden. Der Bicepräsideut d«S StaatSministerium» erklärt sich dafür, daß man zwar nicht behufs einer nach außen abzugebenden Erklärung, aber alt Abschluß der internen Bcrathung durch protokollarisch frst- znftellendeu Beschluß sich prinzipiell über das Tabaksmonopol auSsprech«. Die „Nordd. All«. Ztg." fügt noch hinzu, daß di« Frage, ob D»eS geschehen solle, bejaht und dieser Beschluß dahin ge faßt wurde, daß da« Monopol diejenige Stcuerform fei, welche die höchsten Erträge auS dem Tabak mit Sicherheit verspreche und für diese Erträge die gerechteste Dcrtheilung der Belastung gewähre. In mebrcren Blättern, z. D. der „Germania" und dem .Berliner Tageblatt", findet sich die Notiz, daß da« natio- nalliberale Wahlcomitö in Berlin seine Mitglieder bevollmächtigt habe, fortschrittliche Wahlausrnse ,n un terzeichnen. Die Notiz ist durck die irrthumlichc Entstellung einer vo» der Berliner „BoltSzeitung" gebrachlen Mittheilung entstanden, wonach daS „liberale", d. h. sccessionistischc Wahlcomitö einen ähnlichen Beschluß gefaßt hat. Im nalio- nalliberalen Ccntraiwahlcomftö ist diese Frage überhaupt nicht zur Besprechung gekommen. Die ultramontane Presse, sonst so umschmeichelt von den Berliner Osficivsen, fordert heute den Zorn der „Nord deutschen Allgemeinen Zeilnng" heraus Die SonntagS- Nummer de« Regierungsblattes enthält die folgende charafte- ristische Note: Das von Herrn Jörg In den „Historisch-politischen Blättern" dem Reichskanzler untergeschobene Wort an Herrn v. Pitt» kaMer: „Schassen Sie mir den Eulturkamps vom Leibe" — ist bereits von verschiedenen Seiten als „sehr zweiselhast" bezeichnet worden. Da- Wort ist natürlich vollständig aus dcr Lust gegriffen und einer Dcmcntir»ng gar nicht werlh; wir erwähne» desselben hier nur, um an diesem Beispiel wieder einmal zu zeige», aus welch niedrigem Niveau gewisse Zeituiigsschrciber stehen. Jeder Wohlerzogene wird nur die Achseln zucken, wenn er liest, daß solch ungeschliffene Redeweise dem Reichskanzler bei einer Be- sprechung mit einem seiner College» in den Mund gelegt wird, aber cs finden sich noch immer Zeitungsschreiber, welche — ohne die entfernteste Ahnung von den UmgangSsormen und dem Ton zu haben, in dem Minister mit einander verkehren — Albernheiten, wir di« von dem ultramontane» Blatte erfundene, ihren Lesern mit- zutheilen wagen und nicht anstehen, solch müßige und taktlose Klatschereleo ganz ernsthaft in Erwägung zu zielen. Dem General-Feldmarschall Herwarth von Bitten- feld wurde auS Anlaß seines 70jährigen DienstjubiläumS am Freitag Abend vom Ariegerverein in Bonn ein Fackcl- zug dargcbrackt. Der greise Jubilar wurde am 4. September 1796 in Groß- werther bei Nordhausen, Grassclwll Holstein, als der Spräßling einer altmilitairischen Familie geboren. Sein Großvater fiel nämlich an der Spitze seines RcnimeutS beim Sturm aus eine Batterie bei Collin am 18. Juni 1757, und sein Vater trug bei Auerstädt schwere Verwundungen davon. Kein Wunder, daß angesichts solcher Familienlraditionen dcr junge Herwarth sich für die militairische Laufbahn entschied. Al- lvi-hriger Jüngling trat er vor 70 Jahren, am 1k. Oktober 1811» tn da» Normal-In- fanterie - Bataillon ein. wurde am 21. Februar 1813 zum Seeoude-Lieutenant befördert und im Juni desselben Jahre« zu dem ueuaebildeten 2. Garde-Regimcnt z. F. versetzt, in welchem er dl« Befreiungskriege mümachle. Namemlich nahm er an der Schlacht von Großgörichen und den Kämpfen um Pari» ^deil. Im Jahre 1835 wurde Herwarth Major, zehn Jahre später Oberst.Lieutenant und am 10. Mai 1848 Oberst, nachdem er im Mürz an den Kämpsen in den Stramm von Berlin mit dem von ihm geführten 1. Garde Regiment z. F. Theil genommen hatte. Im Jahre 1860 wurde Herwarth zum commandirenden General de< VII. ArmeecorpS ernannt. Beim Königs- Manöver im Jahre 1861 wurde er Ehes de» 1. Westsäliicken Jnkanterie- Regiment-, am 17. März 1863 zum General der Jnsanterie befördert und bet dem AuSdruch de» Kriege» mit Dänemark erhielt er da» Eommaudo de» ersten combinirten mobilen Armee-EorvS. Hier bewerkstrlligte er den berühmten Uebergang nach Alien. 1666 ging er mit der Elbarmee nach Böhmen, schlug hier die Schlacht von Königtgrätz mit «nd erhielt nach der Schlacht den hohen Orden vom Sckwarzen Adler, nachdem ihm Alsen den Orden pour lo märito eingetragen hatte. 1870 zog der bejahrte Herr nicht mehr mit in Frindesland, sondern er erhielt da» General-Aonvernement im Be reiche des 7., 8. »nd 11. Armee-LorpS. Am 8. April 1671 erfolgte seine Versetzung z» den Osficitreu der Armee und seine Ernennung zam General-Yeuimarschall. Seinen Lebensabend verbringt der Jubilar tn Bonn. Möge er sich noch lange der wohlverdienten Ruh« erfreuen. Die bereit« erwähnten Verhandlungen über Revision der AuSlieferungSverträae, welche von Eabinet zu Eabinet stattfinden, erfolgen nach dem Vorschläge de« Fürsten Bismarck aus Grund de» Anträge« Windthorst. weichender Reichstag im April d. I. nahezu einstimmig aanahm, und welcher Fürsicnmord, den versuch und die Vorverabredung dazu durch Angehörige der vertragschließenden Staaten wie durch Fremde mit Strafen bedroht, und Ausländer, welche den Fürstenmord begangen haben, aus verlangen de» Staate», wo daS verbrechen erfolgte, an letzteren auSgeliesert wissen will. Ueber die Begegnung, welche kürzsich zwischen Grevy und Gambetla stattjand, erfährt der Partser Sorre- spondent der „Post" sehr interessante Einzelnheiten. Präsident Grevy hat bereit» vor einigen Tagen Ga m bet t a schriftlich tingeladen, in- Elifte zu kommen, um mit ihm die gegen wärtige Situation zu besprechen. In der Unterredung zwischen Beiden am Donnerstag hat eS sich nun nicht darum gehandelt, Gambetla direct und vssicirll das Mandat zur Neubildung de» Eabinet» anzutragrn. Grevy wollte viel- mehr eine Unterredung im Allgemeinen über die durch die Wahlen geschaffene Lage. Grevy gab hierbei zu. daß diese Wahlen einen fortschrittlichen Charakter an sich trügen. Frankreich habe unzweifelhaft, ohne von einer vorsichtigen, maßvollen Politik sich zu entfernen, doch den Wunsch ge kennzeichnet, entschieden in eine Aera der Reformen und der ErMuna der wichtigsten Puncte deS demokratischen Programms einzutretcn. Gleichzeitig erscheine eS ihm zweifel los, daß Frankreich die» Programm unter Leitung Gam- betta's wünsche. AuS Liesen Gründen Hab« er sür nöthig eracktet, sich mit dem Führer der Mehrheit im Voran» zu verständigen und dessen Ansicht ru erfahren. Gambetla seinerseits erklärte sich bereit, sich zur Verfügung deS Präsidenten zu stellen, und wenn sich ein Einvernehmen über sein zu unterbreitendes Programm herstellc, die Bildung des Eabinet» zu übernehmen; doch wandte Gambetta ein. eS sei zur Stunde unmöglich, die Anschauungen der Kammer auch nur zu vcrmuthen. Auch habe das Eabinet Fcrry niemals eine Niederlage im Parlament erlitten, und Nicht» beweise, daß die Wahlen gegen dasselbe ausgefallen seien. Daher sei eS nur nach einer eingehenden Debatte möglich zu erkenne», wie die Kammer denke und welche Majorität da sei. denn dieselben Deviitirten könnten allerdings mit modisicirten Ideen über Manche« wiederkommen.1 Daher halte Gambetta es für politisch und parlamentarisch richtiger, wenn da« heutig« Eabmet sich vor dcr Kammer prLscntirte und seine Vcr- aa« :»heit m einer die Zukunft aufktärendeu Weise liquidire. Äm Trigen stehe er jederzeit einem Ruse de« Präsidenten zur Verfügung. Fernere Unterredungen wurden in Aussicht genommen. Nack der Begegnung ließ Grevy Ferrv komme» lind theilte ihm Gambetla'ü Auösassungen mit. ES ist danach sehr wahrscheinlich, daß daS gegenwärtige Eabinet ossicicll seine Entlassung nickt vor dem Zusammentritt der Kanlinern geben, immerhin aber bi« dahin die Geschäft einstweilen fort- sühren wird. Alle Listen eine« Ministeriums Gambetta sind übrigens einfach phantastisch und werlhlo«. Roche fort setzt, wie der „Nat.-Zta." au» Paris telc- graphirt wird, seine Angriffe gegen de» französischen Minister- residenten in Tunis, Ron st an, fort und behauptet, daß der Finauzinspcctor Billet dem Bruder de« Präsidenten dcr Re publik, General Paul Grevy. da» Material geliefert, nach dessen Ucbermiltelnng dann Bartheleiny Saint-Hilaire. von der Uncorreclhcit Roustail'S überzeugt, dessen Abberufung be antragt habe. JuleS Grevy wollte auch bereit» da» bezüg liche Dccrct unterzeichnen, als Gambetta'» Vermittelung Ronstan rettete. Da Nochcsort sehr genaue Einzelheiten mitthcilt, werden der General Paul Grevy und der Finanz inspector Billet zum Antworten gezwungen sein. Die „Ga zette de jMüd^cine" verössenllickt einen neuen Artikel, in welchem die vom „Journal ossiciel" mitgetheilten Angaben deS KriegSministcrö widerlegt und die eigenen Meldungen in aller Form ausrecht erhalten werden. Da» Fachjournal hebt hervor, daß die Schuld der Intendanz und Denjenigen Zufälle, welche den in nicdicinischen Dingen unwissende,, Intendanten die Leitung de- SanitätSwesenS übertragen hätten. Die Verhaftung Parnell'S hat in ganz England die lebhafteste Befriedigung hervorgerusen und mit Ausnahme der der Landliga tiencndrn Organe billigen alle Blätter ohne Unterschied der Partei den Schritt dcr Regierung. Die Maßregel ward in dem am Mittwoch abgehaltrncn außer ordentlichen Ministerrath. wie man sagt, einstimmig beschlossen, und unverzüglich nach der Sitzung begab sich Herr Förster, der irische StaatSsccretair, nach Dublin, um den Beschluß deS CabinetS auSzusühren. Parnell war am Abend vorher von Wicklow nach Dublin znrückgekrhrt und wollte sich nach Naa» begeben, um dort eine Versammlung der Landliga zu leiten. Die Polizei batte alle Vorsichtsmaßregeln getroffen, um die Ver haftung geheim zu halten. Trotzdem verbreitete sich die Nachricht wie ein Wildfeuer in Dublin und verursachte zuerst große Auf regung, so daß die Militairbehvrden eine Parade im Phönirpark abbestellten und die Truppen in den Easernen eonsiginrtcii. Verstärkungen wurden au« dem Lager ln üurragh hcrbei- beordert, die Wacken de« Dudlincr Schlosses verdoppelt und in dem oberen Hosraum desselben zwei Geschütze ausgepflanzt. Der Tag verlies indcß ohne die mindeste Ruhestörung. Tie Führer drr Landliga traten zu einer außerordentlichen Sitzung zusammen, in welcher John Dillon die Verhaftung Parncll's >n den ungemessenstcn Ausdrücken mißbilligte, woraus sich eine höchst erregte Debatte entspann. Aus Antrag ScxtonS ward ein Beschluß gefaßt, welcher di« Verhaftung Parnell'S lies beklagt und den festen Entschluß drr Landliga ausdrückt, an ihren Grundsätzen frfizuhalten. Nach der Sitzung hielten Dillon, Sullivan »nd andere Ligisten Ansprachen an große BolkSmaffen in Sackvillestreet, der Hauptstraße Dublins. Wie bereit» mitgethrilt, wird Dillon Len Play Parncll'S an der Spitze der Bcivegung einnrhmen, ES heißt indes, die irische Executive sei entschlossen, sämmtliche Führer der Landliaa sobald al» möglich zu verhaften. Am Freitag sollte eine Versammlung unter dem Vorsitze de» neugcwählten Lordmayor» und Abgeordneten Dawson stattfinden» um der Entrüstung der Bürger Dublin» über die verbastung Parnell'S Ausdruck zu geben. Parnell scheint somit noch mächtige Freunde in Dublin zu haben, was sich auch dadurch be kundet, daß bald, nachdem seine Verhaftung bekannt wurde, diele „irische Patrioten" Trauerfahnen auSsteckten. Di« Dnbliner „Eveuing Mail" schreibt: „Da» Vorgehen der Regierung, so spät eS auch kommt, wird dazu dienen, der loyale» Bevölkerung Irland» einige Hoffnung zu geben, daß der Anfang de, der Schreckensherrschaft erschienen ist. Die Landliga deS Ende« dürste, wenn daS entschlossene Einschreiten der Regierung thätig fort gesetzt wird, in sehr kurzer Zeit in Stücke falle»". Mehrere Führer dcr Landliga haben Irland bereits den Rücken gekehrt. Lin Dnbliner Telegramm meldet, daß Patrick Egan, der Schatzmeister dcr Liga, Pater Shcchy und Egan Dillon, der SyndicuS dcr Liga, sich nach Paris begeben haben. Kairo ist ruhig; alle Nachrichten stimmen darin überein, daß der egyp tische Eonstick einstweilen eine friedliche Wen dung nimmt. WaS auch immer sür Pläne der Sultan mit der Entsendung der Eommissare nach Kairo verfolgt haben mag, sein Ansehen ist mit dieser Sendung weder in Afrika noch in Europa gestiegen. Kalt und ceremonicll am Hose de« Khedive anfgenommcn und vo» der egyplischen Be völkerung wenig beachtet, rüsten sie sich bereits »ach kam» mehr alS achttägigem Aufenthalte wieder zur Heimreise nach Konstantinopel. Anstatt die Rechte über das Nilland in helleres Licht zu setzen, ist die Suzcränetät (LchnSoberhoheit) des SultanS in noch verdunkelndcren Schatten gerathen. Kaum waren Ali Fuad und Ali Nizam in Egypten gelandet, als sich die Weslmächte anschicktcn, ihre Panzerschiffe in den Hafen von Alexandrien einlausen zn lasse». Anstatt, wie Abdul Hamid wähnte, durch die Entsendung der Coinmissare seine Macht in Egypten zu befestigen, war er nahe daran, durch den in England und Frankreich, sowie bei den übrigen Mächten erweckten Argwohn und die neu anslodernde Eifer sucht auch die letzte Spur seines Einflusses am Nil zn ver lieren. Ter Sultan konnte daher auch nickt» Gcscheidtere« thun, als seine Eommissare in Kairo telegraphisch anznweisen, ihre Arbeit zu beschleunigen und nach Konstanlinopel zurück- zukehrcn. Nach einer Depesche der „TimcS" kann der Krieg de» Emir» Abdurrhaman gegen den Prätendenten Ejub in Afghanistan als nahezu beendet erachtet werde», da Ejub gründlich auf'S Haupt geschlagen und zur Flucht nach Persien genöthigt wurde. Gegenwärtig ist also Abtiirrbamaii, der von der Engländern anerkannte Beherrscher von Afghanistan, der unbestrittene Herr diese« Landes. Die Engländer sind durch diesen AuSgang deS Kampfes wiederum um eine Sorge erleichtert worden, die ihnen manchen unruhigen Moment bereitet hat. Den Abbruch der Ausstellungshalle auf dem Königsplatze betreffend. Die Ausstellungshalle ans dem KvnigSplatze soll gemäß einem Beschlüsse der Stadtverordneten — entgegen der Ab sicht de- RatheS, dieselbe aiidern Ort» wieder auszurichten — aus Abbruch versteigert werden. So sehr min auch dcr Beschluß, die Ausstellungshalle so bald als möglich au» dem Wege zu räumen, und die alte Ordnung aus dem KönigSplatze wieder herzuslelle», auf all gemeine Billigung in der Bürgerschaft z» rechnen hat, so dürste dock iiickt ohne Weitere« zu billigen sein, da» vor handene kostbare Baumaterial meistbietend zu verwertbcn und nicht zu einem zweckentsprechenden Wietcrausban zu ver wende». Kam, und soll nickt geleugnet werden, daß daS Interesse sür Ausstellungen in den letzten Jahren vielfach zu einer förmlichen Manie geworden ist. so darf doch auch nickt in Abrede gestellt werden, daß Handel und Gewerbe im Allge meinen durch die Ausstellungen erheblich gefördert wurden, Slädte aber, in welchen die Ausstellungen stattgesiindcn, in dcr Regel sogar bedeutenden Gewinn davon gcdabt haben; ich nenne beispielsweise München, Berlin, Düsseldorf, Stutt gart, Karlsruhe. Der vergangene Sommer bat wieder eine erklecklich« Zahl größerer und kleinerer Ausstellungen zu verzeichnen gehabt. Der Besuch einiger der hervorragenderen von ihnen, wie der zu Frankfurt, Stuttgart, Karlörubc und Braunschweig hat mich überzeugt, und die längst gemachte Erfahrung bestätigt: daß der Hauptsactor des Getingen« obengenannter Aus stellungen in materieller Hinsicht wesentlich mit in der vvr- theilhaften localen Unterbringung und behaglichen Ausstattung dieser Unternehmungen gelegen hat. Drr GlaSpalast in München, welcher Ende der fünfziger Jahre sür die große historische deutsche Kunstausstellung gebaut wurde, und vo., dieser Zeit bi» jetzt durch die in ihm veranstalteten Ausstellungen zu Berühmtheit gelangt ist. hat der Stadt München geradezu kolossale Summen eingetragen. Dem Vorhandensein diese« überaus praktischen Au». stelliingSlocalcS ist auch n erster Linie der glänzende Erfolg zuzuschreiben, den die AuSstellinig zur Frier deS 25jäbrigen Bestehens de» Münchener KunstgewerbcvercinS im Jahre 1876 hatte. Diese Ausstellung, welche nach allen Richtungen anregend gewirkt, hak auch hier »nd dort den Impuls zur Erbauung ähnlicher AuSstcllungSgebäude gegeben. So entstand u. A. schon im Jahre l877 in Amsterdam eine großartige Halle au« Eisen und Gla», in welcher eine internationale KmistgewerbeauSstellung in höchst übersichtlicher und imposanter Weise Ausnahme fand. In ähnlich glücklicher Vage befanden sich in diesem Jahre auch die Aussteller in Stuttgart und Karlsruhe. An beide» Orten sind von der Bürgerschaft weite geräumige Hallen er baut worden, die ausS Vorlheilbastcstc zur Ausstellung sich eigneten »nd den materiellen Erfolg dieser Unternehmungen von vornherein durch ibr Vorhandensein theilweise sicherten. Bon ebenso großer Wichtigkeit wie die Existenz solcher Ausstellungshallen ist aber auch die Lage und Gegend, in welcher man sie erbaut. So befindet sich bekanntlich der Münchener GlaSpalast unmittelbar am botanische» Garten, im Eentrum der Stadt. Drr Amsterdamer Palast ist gleichfalls an den Pro menadenring dcr Stakt gelegt, und die beiden Ausstellungs hallen von Stuttgart und Earlüruhe erfreue» sich geradezu einer wahrhaft entzückenden Lage. Beide liegen in dem so genannten „Stadtgartcn" dieser Städte, umgeben von allen Reizen eine« aus» Sorgfältigste cultivirten Parke«. rllles dieses kann man nun gerade von dcr Lage unserer AnSstellnngShaNe aus dem Äönigsptatze nicht sagen. Eine ruhige Lage mit reizender Umgebung, ist wie schon gesagt, ein nicht zn unterschätzender Factor; denn e« reizt Nichts mehr das verlangen nach leiblicher Stärkung, al» dw anstrengende Besichtigung von Ausstellungen, und es unter stützt Nicht« lebhafter die Frequenz de» Besuch« versetze».
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