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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188907169
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890716
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890716
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-16
- Monat1889-07
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.07.1889
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Erscheint täglich ftüh 6'/, Uhr. Netittli«» >oi LrvrdUis» 8»da«»»gasi« 8. SPrrchtiudell -er Prd«rti«u: vormittag« 10—12 Uhr. »ärchminag« ö—6 Uhr. I»> t» »»che X «n Nr»»cr>«» n«»» »«rdwllich. A«««tz«r »er für »,e n«4ftt»lir»Y« «»»»er »esti««ten Juserute «> W»chentc»>e» di« 2 lltzr -k»ch»1»r«««, ,» Sou»-»»» -esttagr« früh »t»lltzr. 3n den Filialen für Ins.-Annahnu: Ott« Kle««, Uni»ers„Lt«ftraße 1. L.ui» Lösche. K-th-rweustr. 23 pari, und Köutglplatz 7, nur bis /,L Uhr. tipMer TllMalt Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels - und Geschäftsverkehr. Abounement-prst» vierteljährlich «»/, Mk. iucl. vrulgerioh, 5 Ml., durch di« Loß hqoar» V Mk Jede es»»el,e Nummer NOPs. veley^emplar 10 Pf. Grbahrr, für Sxtrobrilog«, (m Tagedlezi-Format aesalz») «h»e VoftdriSrderuug SV Ml. »it Poftbesörderuog 7V Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile !0 Pf. Größere Echnsle» laut uus. Prel«verzr«h»iß. Tabellarischer ».Zisteroiatz »ach hüherm Taris. Lerlamen »nt« dem NedaettoaSftrich dir «aelpalt. Zelle öOPs^ vordeaFamUieurracheichte» die Sgespolteue Zeile 40 Vr. Juierate sind stet« a» dir GxZrdttt«» zu sende». — Rabatt wird »cht gegeben. Zahlung praevumenwcko oder durch Pvst- Nachnahme. 1S7. Dienstag den 16. Juli 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. VekamllmlUlMS. Der am 12. Juni d«. I». verstorbene Kaufmann Herr Georg Otto Wappler hat un« zufolge lctztwilliaer Verfügung rin vcrmllchtuiß vou 1000 Märt »it der Bestimmung Überwiesen, die jährlichen Zins« davon zu einer freien Gab« zu verwenden. Nachdem nun von den Erben de« Verewigten dies« Kumme anher gezahlt worden ist. bringen wir den Act der Wohl» lhäligleit mit dem AuSdrucke unsere« herzlichsten Danke« hier» mit zur öffentlichen Kennlniß. Leipzig, den 13. Juli 1889. Do» Armen-Direotortu«. Ludwig-Wolf. Schicker. Vrl»«»k«ichmr. Wir bringen hierdurch zur öffenllichen Keuntniß, daß die RathSViener Karl Bruno Gugrlurau» und Christian Friedrich Oswald Baach heute al« städtische HlissvollstreckungSdeamle eingestellt und in Pflicht genommen worden sind. Leipzig, am 15. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Ick. 17870. vr. Gcorgi. Clauß. Viebllakls - Vrkrnuwiulluur. Gestabte» wurve» laut »irr erstatteter »»»eiar: 1) ein Hantzraaaru, Leädrlg, ungestricheo, neuer Lock» and Wogen» stütze, seit Jul, 1888; 2) ein sogenannter Verl in er an« schwarzem K->ch«tvch mit gelben Riemen, darin d,v. lllerse-Effertru, ein Herren-Nkstrnschtr« mit schwarzem »loriabezug, rohrarttgem Stock, glattem, gebogenem Griff, o« 9. d. M.; 3s 2 cilelirt« Vranze-TtzAr-Griffe, am 2. d. M.; 4) ein silberne« Armband — Beuel-Armband — mit einer An» zahl verschiedener Münzen, seit den letzten drei Kochen; 5) ein Sparbuch hiesiger Spare»,se über OL Mart Einlage, auf ..klar» 1>u<ier«r" lautend, ein Paar Pra«r»atzeu-Lrtzrrschutze» e,n Lannenschir« mit schwarzem Bezug und bellem Griff, 2 Nntcrröckc, roth- und braumarrir», eine DalMi-llhrkrtte mit Quaste, sogenannter Schlaagenkelte, sowie eia graue« Tarsrt, am 10. d. M.; 6) rin Jacket-Anz«>. getragen, von schwarzearrirlem Kamm garnstoff (Jacke! mit Stoffdenkrl und schwarzen HornknSpfen), ein pelbbrauner steifer Kilzhut), ei» Paar kalbtederne Stiefeletteu- Vorverttzeile, ein roth- und wetzgeftreist« Handlasser, ein Paar braune Untrrhasen, eia weihleinene« Hr«d „4. L." ge- zkichnet und ei« Tricattzr»d, am 14. d. M.; 7) eine stach« silbern, Tyliutzrrutzr ohne Secnndr, mit Stahl- ikiqern, hellblauem Zifferblatt, Rückseite mit wappentbnlicher Berzi'rung, nebst anhängeader kurzer Kette» au» 3 Münzen, am 13. d. M.; 8) rin jtuabenjacket. ziemlich neu, von graubraunem, schwarz» gesprissk'.tcm Stoff i,»t schwarzen SlksanußkoSpsen, eia Paar riad- lederne Anabcnsticfelu mit Guristrippen und Doppelsohlea, am 14. d. M.; 9s rin kleiner NN gestrichener «rüdrigrr Letterwage«, dom 12. bt« 14. d. M.; 10) eine silberne Anker-Remautair-Utzr mit Becund«, geriester Rückseite mit Schildchen in der Mitte. Im Innern de« Deckel« di« Nummer 2759 eingekritzelt. auf dem Zifferblatt in der Nähe der 2 ei» kleiner Testet, nebst aahüngender kurzer Messtngkette» am 1V. d. M. Etwaige Wahrnehniuugeu über den Verblieb der gestohlenen »legenstände »der über den Thäter sind ungesäumt bei unserer Lrim,na..kibtbe>Iung zur Anzeige zu bringen. Leipzig, am 1ü. Juli 1889. La« Poiizciamt »er Statzt Lripzi,. Ja Stellverireluag: vr. Schmid. vr. B LlbSoerpachtung. Da« an den fiskalischen Straßen de« Vauverwaltereibezlrk« Leipzig im laufenden Jahre anstehende Obst soll im Wege de« schriitlichea Angebot« unter den bei den Unterzeichneten Behörde», sowie den Herren Amtsstroßenmeistern Stenbav in Gohlis. A»/ in Leipzig- Reudnitz klau in Eonnewitz. vinckoer in Leipzig und sämmilichen Siraßenwärtern einzusthenben Brbinguugeo meistbielead verpachtet werden. Schriftliche Pachtgebote, welch« sich aus eine oder mehrere der in Frage kommenden Eiraßenabtbkiluugen und Unterobthriluugra erstrecken können, sind spätestens bi« Donnerstag, den 18. Juli dsS. I«.. bei der mitnate!zcichnctenvau»er»altrrei(vadnh«sstr«ße 17,11.) einjiireiche». Formulare zu den Angeboten können daselbst, sowie bei den genannten Herren AmtSstrabenmeistern und den Straßenwärtern nneiilgeltllch in Empfang genommen werden. Die Beknnntgabe der Entschliehung aus die eiagegangeuea An gebote erfolgt Srcitag, de« I». Jnlt ds«. )«., vormittag« 1« Ntzr tm Laake de» Lchuhmachcrinuua,«Hanse« tzierselhst (Gchlotz- gaffe 1») uud werdcn die vieler daz» hierdurch ringeladrn. Insoweit in dem vorbenierkten Termiue der Zuschlag nicht statt findet, bleiben die Bieter bl« zum 22. dsS. Ml«, an ihre Gebote gebunden und sind die bi« dahin uubeaniwortrr gebliebenen Angebote al« ubgelehnt zu betrachten. Die Bezahlung Kal sosort nach erfolgtem Zuschläge za erfolge». Leiprig, am 11. Juli 1889. Sgl. «iraften- und Wasserbau- Kgl. vaaderwaktrret. Inspektion. MvttpaWng. Künftigen Mittwoch, drn S4. Ialt ». vormittag« 1KV, Uhr soll i« Gasthose zu Fischrndors die diesjährige Nutzung dr« anstehcaden Obste« vou den sUcalischea Alleebäumen aus den Abttzrilnngen 4 n. 5 der DSteln-LriSniger Ltratze, - Abthrilnng L »er Leitnia-Ihemnitzer Ltraßr. - den Adthr>>nn«en 1 u. 2 der LriöntlpOschohrr Straße. » - , 1 . - - - Grimmaer Stratze. - der Döbeln-Grimmaer Stratze und » » Lei«nia-Solditzrr » gegen Meistgrbot und gleich baarr Bezahlung de« Erftehnng«betrog«. sowie unter den im Term» betaust zu machende» Bedingungen verpacht t werden. Königliche Stratze»- »nd »afferdaa«)»s»ertio» Döbel» an» Königliche vaadermaltrrei Döbel» »« Nachlltz. »m 1b. Inls ISS». Oartr». Vllke. die katholische Kirchenanlage betreffend. Zur Deckung de« Bedarf« sür d,e rvinisch-katbolischen lirchen der Erblaud« ist sür daö lausende Jahr nach Maß gabe der vom Königlichen Ministerium de« Cultu« und öffent lichen Unterricht« erlassenen Bekanntmachung vom S. vorigen Monat« eine Parochialanlage in Höbe von 10 Bfeaataen von jeder Mar? des «or«al »ckOige» TtaatSrtakommenstenersatzeS an» IS. Jnlt diese« Jahr.« zu erheben. Die hierzu beitragrpflichtigen kalholischen Glauben«genoffk,i werden hierdurch ausqesordert. ihre die«sastsige Zahlungs- psticht binnen drei Wochen, vom 15. diese« Monat« ad ge rechnet. und zwar: die in dem Stadtbezirke Alt-Letpzig Wohnenden bei unserer Stadtstruer-Stnaahime, Obst «ar?t Rr. 3, Grdgeschotz, die m re» Stadtbezirken Rrudattz und Angrr-Ikrottrndorf Wohnenden aber bei unserer Steuerhebestelle «ripzia-Rrudnitz. Rathhau«, zu erfüllen, widrigensall« nach Ablaus dieser Frist gegen die Säumigen da« dorgeschriebcne Betlreidung-versahrea ein» geleitet werden wird Leipzig, am 13. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Koch. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de« städtische,» Leuchtgase« betrug in der Zeit vom 8. bt« 14. Juli d. I. »m Argandbrenner de» 2.5 Millimeter Druck und 150 Lttrrn stündlichem Consum da« I8.1sache der Leuchtkraft der deutschen Normalkerze von 5V Millimeter Flammenböde. Da« specistsche Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,430. Leipzig, am 15. Juli >889. DeS Rath« Deputation zu de« Ga-austaiten. Bekanntmachung. Wegen dorzunrhmendrr Pflasterung wird die Sophieustraste von Mittwoch, de» 17. d. M. ab streckenweise und zwar von der Elisenstraße au« nach der Kohlenflraße. den, jortschrriten der Arbeiten entsprechend, auf die Dauer der letzteren für alle« unbefugte» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, am 15. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. lr. 5526. Vr. Georg». Di« Inhaber der abhanden gekommenen Sparcaffeubstcher Ser. il Nr. 122440. 151141 werden hierdurch ausgesordert. sich vamit binnen drei Monaten und längsten« am 15. Oktober 1889 zur Nachweisung ihre« Rechte«, bez. zuin Zweck der Rück gab« gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu inclden, widrigeniall« der Sparcassenortnung gemäß den angemelbelen Brrlustträgern nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeigen neue Bücher ausgestellt und die alten für ungiilig erklärt werden. Leipzig, den 13. Juli 1889. Die Verwaltung de« Leihhauses uud der Sparkasse. Vauareal, über 200,000 H>m »nd zwar ca. 143,000 mm zwischen der Taucha - Leipziger fircalischen Straß« und der Eisenbahn, ca. 44.000 mm zwischen dem Taucha-Portitzer Lommunt- caiwnSwege «nd der Eisenbahn und ca. I3,000mm zwistben dem Taucha-Portitzcr lind Tauche Gra-dorfer E»mmunicatio»«wege »nd dcc Eisendabn hat za verkaufen bie Stabt Tancha, welche per Bahn von Leipzig au« in 1b Minute» zu erreichen ist. Da« Areal eignet sich zu Bauplätzen jeder Art. Etwaige Anfrage,, beantwortet gern der Unterzeichnete. Taucha, am 12. Juli 1889. Der Stadtraib. Schönscld, Bürgermeister. Der Schluß der Legislaturperiode iu Frankreich. Die im Oktober 1885 gewählte französische Kammer sollte gestern geschloffen werten, wo« auch vorauSsichllich geschehen ist. Ai« sie am 10. November 1885 zusammcnlral, war bereit« zu erkenne», daß in Frankreich eine bedeutende Partei- Verschiebung nach der rechten Seite hi» statlgesunben habe, denn bei der Präsidentenwahl wurden 188 Stimme» sür den Candidaten der Monarchisten, Admiral Dompierrc, abgegeben. Später verminderte sich die Zahl der Mitglieder dieser Partei durch Unqiltigkeitlerklärung der Wahle» im Departement Tarn et Garonne um einige Abgeordnete, so daß die Summe der Monarchisten auf 180 angenommen werden konnte, immerhin ein beträchtlicher Proccnlsatz. welcher der gesammten Legislaturperiode da» Gepräge gegeben hat. Es war die bewegteste Zeit, welche Frankreich seit Gründung der drillen Republik durchgemachl hat. eü fallen in diese Periode zwei Wahlen für den Präsidenten der Republik, die Au«wkisung der Mitglieder der ehemals in Frankreich regierenden Häuser, die Beendigung der Tonkineppedilio», die große Scanbalsache Eaffarel - Limousin - Wilson und die Agitation Boulangcr'« mit ihren Folgen. Der Schluß war dem verlaus entsprechend, e« kam schließlich zur Prügelei und zur Verwendung von Soldaten, um einen die parlamentarischen Gesetze mißachtenden Abge ordneten au« dem Sitzunglsaale zu entfernen. Da« Ma i de« Ministerium« Tirard-Eonstan» ist nu» voll. Eonstan« ist der voiwurf gemacht, al« Gouverneur von Jndochina siL die gröbsten Verstöße gegen Anstand uno Sitte erlaubt, de« deutende Geschenke angenommen und st<1> mit anrüchigen Leuten umgeben zu Häven. Zwar ist der Antrag. Eonstän« in Anklagezustand zu versetzen, mit 343 gegen 17S Sl,mm,n abgelehnt worden, aber dir öffentliche Meinung verurtheilt die Hindlunq-weife von Eonstan«, »nd die Sache scheint mit dem Beschluß der Kammer noch keine«weg« beendet zu sein, Mil dem Proeeß gegen voulanger geht e« langsam vorwärt«, die Anklage wird zetzt, wie e« scheint, endlich erboben werden, aber sie beginnt unser Anzeichen, welche die vernriheilung de« Anqeklaaten keineswegs ai« sicher in Ancsichl stellen. Die wichtigsten Erfolge, welch« da« Ministerium Eonstan« auszuweisen hat, liegen ans de« Gebiete »ich Wahlsystem«, ie besteben in der Einführung der BezirkSwablen an Stelle der Deparlementswahlen und in dem Verbot mehrerer Eandidatnre» sür ein und dieselbe Person. Bristol», zur Zeit der Eröffnung der Legislaturperiode im Jabre >885 Ministrrpränbcnt, sagte bei Bekämpfung de« Anträge«, welcher mehrere gleichzeitige Eandidaluren verbietet, daß durch solche Angriffe aus die Frrilieit die Republik nicht ge rettet werden könne. Die Mehrheit Hab« die Pflicht, di« Kreiheil zu schützen, und wenn e« aus gesetzlichem Wege nicht möglich sei, mit Waffengewalt. Darauf wurde der Antrag mit 304 gegen 229 Stimmen angenommen. Da» atro ist der Ruf» mit welchem dir vor vier Jabren gewählte Kammer auseinander gegangen ist. der Ruf zur v-r- theivigung der Republik mit drn Waffen in der Hand x die Linke begrüßte ibn mit lautem Beifall. In der Tdat sind die Verhältnisse in Frankreich aus da« Höchste gespannt. Die Regierung, welche die Neuwahleu zu leiten bat, entbehrt der Antorilät, derjenige Minister, welcher die Aclion gegen Bou- langer geleitet, die Einsctznug de« Senat-gerichtöboseö und die Anwendung von Gewaltmaßregeln gegen die Anhänger Boulangrr'S besohlen bat. erscheint in seiner Ebr« schwer an- gegriffen, okne sich gegen diese Angriffe rechtfertigen zu können, entbehrt also der Autorität. Ter SknatSgericbtSbos wirb von der öffentlichen Meinung al« Richter i» eigener Sacbe angesehen und abgelehnt. und die staatliche Ordnung wird nur unter der Voraussetzung mühsam ausrecht erhalte», daß die Behörden, ans welche sich die Regierung stützt, den Dienst mcht Verlagen. Mt Boulanger sind, dein Vernehmen nach, viele einflußreiche Personen verbunden, die sämmllich durch den Preceß in Mitleidenschaft gezogen werden, e« ist also mindestens zweifelhaft, ob die von solchen Personen geleiteten Behörden nicht im entscheidenden Augeublick von der Regie rung abiallen werden. Die Berichterstattung über die Vorgänge, welche sich in den letzten Wochen in der Kammer abgespielt haben, war äußerst vorsichtig und zurückhaltend, über die Hauptsachen wurde mit der Redensart hniweggegangen. daß die Sitzung sehr erregt war und lärmend verlies, aber eS ist veischwiegen worden, welche Wirkung dieser fortdauernde Ccandal aus die Mehrheit de« französischen Volke« geäußert hat. So viel erscheint sicher, daß die bisherige Mehrheit in der Kammer nicht wiedcrgewählt wird, weil ihre RegierungSunsähigkeit klar und unwiderleglich erwiesen ist. Da» Land sehnt sich nach Ruhe und nach einer geordneten Regierung, e« ist de« fortdauernden Parteigezänke« überdrüssig, nur eine feste Hand ist im Stande, die Beruhigung zu gewähren, ohne welche ein Land aus die Dauer nicht existiren kann, und diese hat man von dem Ministerium Tirard-Eonstan« vergeblich erhofft Der Schluß der Leg,«laturperio?e stellt da« Land vor ein Ehao«. au« welchem <« durch die an der Spitz« stehenden Männer schwerlich befreit werden wird. Ein Zeichen der Zeit ist der in Vorbereitung begriffene BolkSgerichtSbos. welcher Uber die der Bestechlichkeit und anderer Verbrechen und vergehen angeschuldigten Minister urlbtilen soll. Daß ma» A»dneux zum Präsidenten de« llntersnchung-auSschuffk« diese- Ouasi-GcrichtshvseS erwählt bat. läßt daraus schließen, wie unerbittlich da« Urthcil de« AuSschuffe« lauten wird. Mag auch die Regierung Schritte zur Unterdrückung diese» seltsamen Produkte« der erregten Lcidenschaste» lhun, die Ausgabe, welche sie zu erfülle» bat. wächst dadurch und die Zahl ihrer Feinde ebenfalls. Der Fehler, welchen die Negierung begangen bat. besteht darin, daß alle von ihr ergriffenen Maßregeln Wechsel aus die Zukunft sind, sie hat die Spannung aus die Spitze ge trieben, ohne sie durch irgcndwciche Ergebnisse zu lösen. Aller Augen sind jetzt auf den SenaiSgerichlSlios und aus die Nruwableu gerichtet. Fällt da« llrlheil gegen Bonlanger aus schuldig au«, so ist die Gefahr nicht geringer, alS wenn c« ans Freisprechung lautet. In dem einen Falle werden Boulanger'« Freunde und Mitschuldige alle Hebel in Bewegung setzen, um die Vollziehung de« IlrthcilS oder seine Wilkungen aus den vcrurlheillc» zu verhindern und gegen die Urlhril-säller Rache zu üben, im entgegengesetzten Falle ist die ganze Muhr der Negierung vergeblich gewesen. Wohin man auch blick», überall zeigt sich der Beginn der Auslösung aller staatlichen Ordnung, »nd Angesicht« dieser unleugbaren Thatsache er langen die Worte Briffo»'« eine verhängmßvolle Bedeutung. Die Anfänge de» Bürgerkriege« nrarkiren ihre Umrisse bereit« in dm von der Negierung vergeblich bekämpften Kundgebungen der Boulangisten. Bei jedem Banket, de, jeder Versammlung dieser Leute kommt e« zu Ccandalen, gegen welche polizeiliche Hilfe in Anspruch genommen werken muß. und waS nun gar erst werden soll, wenn der Termin für die Neuwadlen bestimmt ist. läßt sich nicht absehen. Schließlich werden Anforderungen an die Polizei gestellt werden, denen sie nicht zu genügen vermag, und dann bleibt nur noch mililairiscde Hilfe übrig. Daß deren Anwendung nur im äußersten Fall geschehen kann, besten ist sich die Regierung bewußt, aber ob diese» Hilfsmittel nicht im ent- scheidenden Augeublick versagen wird, weiß die Regierung nicht. * Leipzig, 16. Juli. * Bezüglich der Wegnahm« de» Dampfer« „Neära" und der Waffen der deutschen Emiii-Expedition durch den englischen Admiral Fremantle beabsichtigt bekanntlich da» Emin-Paicha-Eoniitö, dem Au-wärtigen Amt nachdrückliche Vorstellungen zu machen. Es ist nur zu verwundern, daß daö Eom.itö, die« nickt schon längst getha» hat. da die englischen Herausforderungen gegen Deutichland in dieser Sacke bei. spiello» basteben und jede Verzögerung der Angelegendeit sür den Erfolg de« deutschen Unternebmen« verhängnißvoll werden kann. Die Forderung, auf welcher Deutschland besteben mnß. ist: Herausgabe der..Neära" und aller beschlagnahmten Sachen, Ersatz sür allen durch da» Vorgehen de« englische» Admiral« dem deutschen Unternehmen verursachten Schaden. Daneben wäre noch die Frage zu erörtern, welche Genugtbnunq Eng- land für einen Act offenbarer Feindseligkeit dem befreundeten Deutschland schuldig ist. Ein Verfahren, wie Admiral Fre- mcmtie e« sich gegen'die Expedition de« I>r. Peter» zu Schulden kommen ließ, wäre nach den Regeln de« Völkerrecht» nur dann statthaft, wenn Deutschland und England sich mitein ander im Kriegszustände befände,,. Die befürchtete Beein trächtigung angeblicher englischen Interessen durch die deutsche Erpedilion konnte einen Grund zu einem kriegerischen vor- geben gegen dieselbe nickt abg-ben. Selbst wenn anerkannte englische Reckte tbatsächlich verletzt morden wären, wäre diese« Vorgehen unstattbait gewesen; e« wäre selbst dann ledrglich eia diplomatische« Verfahren am Platze gewesen, ebenso wie e« die deutsche Regierung anläßlich der Rechtsver letzung«» der Royal Niger Eompany und der Vernich, tuiig deutscher Unternehmungen durch dieselben eingeschlagen hat. Die Berufung aus dir Bestimmungen der Blockade da gegen. welche da« englische Verfahren gestalte, ist barer Hob» gegen den gesunden Menschenverstand. Dir Blockade ist ediglich gegen die aufständischen Araber und Cclavenhändler in Ostasrika gerichtet. Die Verfolgung der deutschen Emin- Expedition aus Grund der Blockade setzt also voran«, daß die Expedition die Sclavendäadler begünstig«. In ihren letzten Zwecken und auch unmittelbar verfolgt aber die deutsche Emin Pascha-Expedition dasselbe Ziel wie di« Blockade selbst. Mag sie auch obne Verantwortlichkeit der Reich«reg>erung als Privatuiiternehmung vorzugehe» genölhigi sein, so widerstreitet ihre AuSfÜdrung. namentlich bei Verfolgung der Wilu-Tana- Route. auch nicht im Entferntesten den Interessen der euro päischen Mächte in ihrem Kampfe gegen den Scladcnhandel; sie widerstreitet höchsten« den Bestrebungen der Britisch- Ostasrikanischen Gesellschaft, sich nach Nordwester» und Norden Uder ihr anerkanntes Interessengebiet hinan« zum Schaden Deutschland« auSzudehuen. Da» genügt aber einem englischen Admiral z» einem völkerrechlwidrigenvorgehengegeneindeutsche« Unternebmen. an welchem die weitesten Kreise der Ratio», Fürsten wie kleine Lenke au« allen Theilen de« Reich«, durch Einlagen belheiligt sind. Hätte ein deutscher Admiral sich ähnlich aege» die englische Emin Pascha-Unternebmung oder die Britilch-Ostasrikaiilsche Gesellschasl oder die Afrika» Lake» Eompany benommen, welche doch auch deutsche Interessen und Rechte schädige», so wnrve un« die englische Regierung aus ihre Beschwerde nicht haben warten lasten. * Die von amerikanischer Seite gemeldeten Verwicke lungen zwischen amerikanische» Staatsbürgern und dem deutschen Evnsul aus den Marschall-Jnseln entbehren in dieser Fonn jeder Begründung; die Marschall-Jnsel» sind deutsche« Schutzgebiet; aus ihnen giebt e« keine» deutschen Eonsul. sondern einen Eommistar, da« beißt denlsche Ver waltung«- und Gerichtsbehörden. Seit der Einsetzung dieser Behörde» werden auch ans den Marschall-Jnseln zur Deckung der daraus entstehenden Kosten Abgaben erhoben, »nd zwar- sklbstverständlich sowohl von deutschen wie von auSländiscbe», inSdesoiidcrr den amerikanischen Händlern. Es ist nun mög lich, daß wegen der veranlagnng zu diesen Abgaben einige amerikanische Händler Weiterungen gemacht haben, zu Aus einandersetzungen von Staat zu Staat sind aber solche Weiterungen, die meist rasch erledigt werden, kemevsallS geeignet. * Wie man einem Berliner Blatte mittbeilt, sind jetzt seiten« der Admiralität die Bauentwürfe sür die neue» Panzer schisse rndgilliq sestgeslelll worden, so daß nunmebr die in Betracht kommenden SchiffSbauanstaltea in dir Eon- currenz eintreien könne». * Dec Papst empfing am Sonntag den preußischen Ge sandten von Schlvzrr» welcher demnächst seinen Sommcr- urland antrilt, iu längerer Audienz. * Zur Eapitulation st»d laut CabinetSordre vom 28. In», d. I. künjtiz die Burschen rationsberecktigter Ossi eie re aller Waffen zuzulasten, die Eapilulanlciizulage ist denselben jedoch nickt zu gewähren. * Der Gutsbesitzer Baron Zorn von Bulach rn Ost hausen ist ans weitere drei Jahre zum Mlglicde des Staalö- rathS sür Elsaß-Lothringen ernannt. « » * * Allmälig bricht sich in weitere» Kreisen der Deutschen Oesterreich« der Gedanke Bah», daß durch deutsche Schulen und deutsche Kindergärten alle», der fortschreitenden Slawi- sirung in den Orten an d r Sprachgrenze und in den zahl- icichcn deutschen Sprachinseln nicht E »halt getha» werdcn kann, daß vielmehr auch die Zuwanderung von deutschen Lehrlingen, HantwerkSgchilscn, Diensibotcn und Arbeitern dringend nötbig ist, un» dr« czechischen Arbeitskräfte mit der Zeih überflüssig zu machen und zu verdrängen. So bat der deutsche Böbmerwaldbund schon seit Jahren sich be müht. in die sprachlich gemischten Orte »rr südlichen und süd westlichen Böhmen, z. P. »ach Kruinmau, Budwei». Prachalitz und Winterberg, deutsche Lehrlinge und deutsche» Gesinde heranzuziehen. leider mit geringem E>folge, der zu den ous- gewanblen Milben und Geldkostcn in keinem Verhältnisse ileht. Glücklicher ist in dieser Angelegenheit der Bund der Deutschen Nordmährens gewesen, denn derselbe bat vielen deutschen Handwerkern und Arbeitgebern in Olmütz, L Nau. Sternberg und anderen Orten deutschen Nachwuchs verschafft Auch in der Sprachinsel Jglau hat man feit zwei wahren Vorkehrungen getroffen, um die zahlreichen slawische» Arbeiter und Dienstboten durch Deutsche zu ersetzen und da« bcdrobte Spracheilanv, daö >m Laus» von 100 Jabren 50 Dörfer verloren bat und mir noch au- 8l Orte» besteht, vor slaw scker Uelerflulbung zu sicher». Im Vorjahre bat man in Bielitz ebenfalls nach Kräften sich bemllht. deutsche Arbeiter heranzuziehen und den deutschen Handwerkerstand deutsch zu erhallen, vor wenigen Wecken hat man endlich auch in Zivil tau, einer Stadl dr« Schönyengstler Lande«, einen deutschen Hanbwerkerverein gegründet, der sich al» Hanptausgab« gestellt hat, dem Zuströmen czechischer Elemente Einhalt zu tbun und da« deutsche Handwerk wieder zu heben und zu beleben. Hoffentlich folgen diesen Städten, die zuerst die ihnen drohende SlawisirungSgesahr erkannt baben. recht v cle aiibere und treffe» ähnliche Vorkehrungen; eS ist ja ganz »alürlich. daß der SlawisiruiigSprrceß in» Stocken-gcralhcn u»v zuletzt ganz aushvre» mnß, wenn an die Stelle der czechischen und polnischen ArbeilSkräfle wieder dculschc Gehilscn und Arbeiter treten. * Frankreich feierte am Sonntag den Glanzpunct de» JahrhundertsesstS, den zum Nationalfest erkobeiien Ge denktag de« Bastillesturm». Die Thatlacken sind bekannt: An» ll Juli 1789 stürmte ein wütbender volkS- bause die von 82 Invalide» und 32 Schweizern unter dem Oderbesehl de Launay'« befehle Bast>lle. Man halte vorge geben. die dort schmachtende» Opfer der Willkurhrrrschast de» Hose« besreien zu wollen, fand indessen im Ganzen nur sieben Gesanaene vor, von diesen waren zwei wahnsinnig, vier waren Udersüyrte Fälscher und der siebente, ein Gras Solaae«. büßte bie Ermordung eine« Bauern. Die nach dem Bastillesturin von der Menge verübten Schandthatrn und Morde waren die Vorboten der Greuel der Folgejahre. Man würde den Franzose« Unrecht Ibn». wollte man behaupten, daß sie in ihrem Nationalsest die an sich wenig rubmwürdigen Ereignisse de« 14. Juki 1789 zu feiern beabsichtwten, sür »ie haben der Tag und die später« Schleifung der Bastille eine rein sym-
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