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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1883
- Erscheinungsdatum
- 1883-08-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188308229
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18830822
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18830822
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1883
- Monat1883-08
- Tag1883-08-22
- Monat1883-08
- Jahr1883
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.08.1883
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»7» I«« ML ibsiö 1KL54I Ifti.ki UN.« »u« 82.- i^§ LL iau» lLW «L E- ik7.t0 ML») !lS7.-'0 M8.!«i I0l.«) !1l».- , 8S.7L 102.- ,i M.M "uuo ID.« SK ULL MS- l«!.- L«« ISKk«, nvk> UÄ.-O IILL ML 4L. 7!>M 4L 2, M-c, 82 »I 47/0 »4-L 17.- U>7.- ,>7-0 «4M Ib«- 102- I44.S0 1>g- 124- w.- 224 80 «- 1(QK0 IK1- 88.— 88.— 78- I«-,- 108- I 48- lioakO ! 587,0 72.- >«.- 4850 KL- IM.- 78.- 81 1»»» L7>!. k>L'» !L )7L >2L 1981 0.4» KL', 887 IM «.- »x>a 73.78. > di, p«r pro per n»: der- I>stt «X> len. Erscheint täglich früh S'/, Uhr. »nt LnetM«» J»ha»»««gass» SS. ZPrtchÜ»»tt» ter Xet«1i<»: >onmkt»t« 10—IS Uhr. Nachmittag« ü—« Uhr. An««»«, »er f»r K« Nn«nur Inserate an «achenttW«, »tA » Uhr Nachmittag«, an *»»»-«n» Oestla,«» früh »ts '/,* Uhr. 2» te»M»lr» sÄr 3»s^Ln»ah»r-. vtt« Rl«««, Unl,erflttt«ftratze S1, Laut« Lisch«» »«Iharintnftrah« IS,». nnr »t« '/,» Uhr' WpMtr.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Auflage I8 LVV. Abonnement,prei, viertelj. 4'/, incl. Briugrrloh» ü llkk.. durch di« Post bezog« 6 PU. Jede einzelne Nummer SO Pf. Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Lxtrabeilaaeu ohne Postbeiürderung 39 ML «tt Postdes-rdernng 48 ML Inserate «gespaltene Petitzeile SO Pf. Großer« Schriften laut uujrrrm Preis» verzeichuiß. Labellarifcher «. Zifferasatz nach hoher« Paris. Reklamen unter dem Re-artisnrftrich dir Gpaltjeile bO Pf. Inserate stad stet« au die OrpeNtlt«« zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraeuumeraoäo oder dwcch Post» uachnahme. ^- 234. Mittwoch den 22. August 1883. 77. Jahrgang. Amtlicher Theil. o» sche nith Beim Tran-port unyerdecktm rohen Fleisches ist gesund- heitSnachtheilige Verunreinigung desselben durch Staub oder auf andere Weise nicht ausgeschlossen. ES wird daher hier durch verfügt. daß fortan r»he» Fleisch ««r entWeder t« «efchl»ffe»e« Behältnisse« »der mit reinen De«e» »der Tüchern bedeckt ans de« Straße« transporttrt »erde« darf. Zuwiderhandelnde werden um Seid btß j« 80 Mark oder mit Haft bl» zu IO Tage» gestraft werden. Leipzig, am 17. August 1883. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trvndliu. Hennig. Nichtamtlicher Theil. Die Triester Jrredenta. Eine Handvoll verbrecherischer Fanatiker, welche sich er frechen. getzieinen Meuchelmord zu einer politischen That zu stempeln, haben abermal« durch ihre feige Bosheit die Stabt Triest in Aufregung versetzt. Wie bereit- telegraphisch ge meldet worden, fand dort am Freitag, gelegentlich de« Vor abend- de« Teburt-scsteS de« Kaiser- Franz Josef, ein großer musikalischer Zapfenstreich statt» an dem sich die Krieaervereine und ein überau- zahlreiche- Publicum in der loyalsten, heitersten Stimmung betheiligtrn. Ais der Zug aus dem Leipziger Platze augrkommcn war, platzte dort Plötz lich in einem Borgarten eine sogenannte Petarde, ohne indcß Jemand zu verletzen. Die Ueberraschung de- Publicum- über diesen nichtswürdigen Streich dauerte nur einen Augen blick, worauf sich alsbald die lauteste Entrüstung künd gab. Nachdem der festliche Zug vorüber war. eilte die erbittet« Menge unter den Rufen -^norl coell Unitnntl« ^uori tommtortl«. -Lmckv» I'äiwAl« (Hinaus mit de» Italienernl Hinaus «it de» Fremdeul E« leb« Oesterreichs) »ach de» itälientsche» Turnhalle <vnb»« «stnuuntic»). erstieg den hochgelegenen Garten, in de« die Turnhalle sich befindet und zertrümmert« dort sSmmtliche Fenster, Thüren und Einrichtungsstücke. Da« Zerstörung-» wert der gegen di« Jrredentisten erbitterten Menge war in wenigen Minuten vollendet, weshalb die Polizei nicht Zeit fand, dagegen einzuschreiten. Bon der Turnhalle zog die Meng« nach dem RedactionSlocal de- irredentistischen Blatte« „Independent«', fand aber dort bereits eine starke Abtheilung Schutzleute, welche im gütliche« Wege die Aufgeregten er mahnte, jede Ausschreitung zu unterlassen und ruhig nach Hause zu gehen, wa« auch wirklich befolgt wurde. Hinsicht- lich der Urheber der empörenden Demonstration heißt et bereit», daß ein durch gewisse Umstände verdächtiger Möbel händler nebst anderen Personen verhaftet worden sei. Die rothen Jtalianifsimi können au- dicsen Vorgängen gewiß die Lehr« ziehen, daß der weitau« größt« Theil der Triester Bevölkerung von den soamanntm Befreiung-Versuchen der Ärredenta, die sich mit Bomben- und Petardenwü'-st» ankündigen, durchaus Nicht« wissen will. Au« diesem Grunde schweigen auch wohl sSmmtliche in Triest in italienischer Sprache erscheinende Blatter, die mehr oder minder über die italienische Grenz« schielen. Wer indeß die ebenso unwissen den al« gewaltthätigen Fanatiker genau kennt» welch« Triest, trotz aller ethnographischen und geschichtlichen Thal- sachen» zu Italien rechnen wollen, der wird kaum an nehmen können, daß jene Wahnwitzigen durch die eben gemeldete, neueste Lsterrnchfrrundliche Kundgebung der Triester Bevölkerung von ihren verbrecherischen Anschlägen und Umtrieben abzubriugea seien. Gegen diese lichtscheue, nichts nutzige verschwörerbande, welche di« Bevölkerung einer ganzen Stadt im Name» der „Freiheit" durch Mord und Todtschlag zu terrorisiren wagt, giebt e« nur ein Mittel: die volle, rücksichtslose Strenge de« Gesetzes. Alle anderen Ueber- zeugunaSversuche finden einem so hochgradigen Fanatismus gegenüber, wie der. welcher die Ärredenta zu ihren wahn sinnigen Thaten treibt, nur taub« Ohren. wenn wir auch di« au- der Erbitterung de- Triester Volke- hervorgegangene Zerstörung der italwnischen Turn halle, di« Übrigen» ein Hauptsammelpunct der Jrredentisten, nicht leben wollen, so zeigt dieser Vorgang immerhin die eigentlich* und loyale Gesinnung der großen Masse de- Triester Volkes. Und wie könnt« dies« Gesinnung auch eine andere sein? Wir hatten seiner Zeit an dieser Stelle gelegentlich der Besprechung der Triester Verhältnisse schon darauf hingewiesen, wie es wirklich und thatsächlich mit dem angeblichen Jtaliener- thum dieser Stadt bestellt ist. So können wir also beute nur wiederholen, daß die italienische Sprache in der Eladt Triest, und noch weniger in ihrer Umgebung, keinerlei nationale Wurzeln besitzt, weil weder die Urvewohner Triest«, »och di« heutige Masse seiner Bevölkerung zum italienischen oder sonst zu einem „lateinischen" Stamme zählen. Durch die geographische Lage der Stadt, weiche dies« be züglich ihrer Handel-tyätiakeit zumeist aus Italien hinweist, bat sich im Laufe der Jahrhunderte das Italienische als HandelSsprache verbreitet, aber wohlverstanden, nur in der eigentlichen Gtadt. Schon vor den Thoren derselben sowie in alle» Dörfern de« Triester StadtgebiUs wird van den Einheimischen noch heute nicht italienisch, sondern slavilch, be,iedung«weise slodenisch, gesprochen, weil die eigentlichen T iestar ethnographisch und geschichtlich zu demselben slove- n cheu Stamme gehören, welcher Istrien, die Grafschaft Gvrz, da« ganze'Herzogthum Krain. einen großen Theil Kärntens und die Düdste«ermark bewohnt. Triest gehörte m geographisch-politischer Beziehung niemal« zu Italien, wohl aber, bevor es zu einem eigenen Stadtgebiet mit einem Frei hafen erhoben wurde, zum Herzogthum Krain, mit dem e» zu Folg« seiner ethnographischen Verhältnisse und seinrraanzen Geschichte noch gegenwärtig verbunden sein sollte. Wer sich fS» die ältere Geschichte Triests, zumal während de» Mittel- alter- interessirt, der möge in der nngefähr zweihundert Jahre alten, illustrirten Thranik Valvasar'« „Ehre de« Herzogkhumb'r Krain" Nachlesen, welch« auch in der Leipziger Üniversttäts-Bibliothek vorhanden ist. Unter solchen Umständen ist also selbstverständlich die Forderung der Ärredenta: Triest müsse zu Italien gehören, ebenso hinfällig al- unsinnig. Darauf hat auch gelegentlich der Oberdank-Krawalle in Rom der italienische Minister- Präsident DrpretiS hingewicsen, indem er die rothen Schrei hälse von der sehr zweifelhaften italienischen Nationalität Triest« zu überzeugen versuchte, wa« freilich ein vergeiliche« Bemllhen war. Tepreti« gab auch zu verstehen, daß man e- höchst sonderbar finden müsse, wenn die Jrredenta gerade die Annexion Triest» verlange, während sie eine ähnlich« Forderung Eorsica und Malta gegenüber nicht stelle, wie wohl die Bewohner dieser beiden Jnsein thatsächlich italienischer Nationalität seien. Daraus könnte man aber bemerken, daß e« der Jrredenta bei ihren Angriffen gegen Lesterreich weniger um da» NalionalilälSprincip, alS vielmehr um da» Verlangen nach den sogenannten natürlichen Alpengrenzen zu thun sei. In diesem Verlangen scheinen die extremen Jtalianissimi selbst von Leuten unterstützt zu werden, welche in Italien nickt ohne politischen Einfluß, ja sogar ossiciellc Stellungen besitzen. Wenigsten» erschien vor etwa einem Jahre von einem Oberst de« italienischen Generalstabes ein politisch- militatrischeS Werk, in oem für Italien al- äußerste Grenz- puncte in den Alpenthälern ganz unverhohlen Laiback und Villach bezeichnet werden. Solchen Acußerungen gegenüber hat also Oesterreich woht alle Ursache, mißtrauisch und vor sichtig zu sein, wie freundlich auch augenblicklich die osficielleu Derfichcrungen au« dem Quirinal lauten mögen. Daß die irredentistischen Umtriebe in Triest sowie di« neueste Ruhestörung ausschließlich nur ans in der Stadt sich eingcscblicbene fremde italienische Elemente zurückzusühren sind, ist zweifellos. Da« wissen alle wirklichen, loyalen Triester und so erklären sich auch die Rufe, in welch« auf dem Leipziger Platz, nachdem die Petarde explodirt, die erbitterte Volksmenge anSgebrochen ist. Diese Ruse: „kuort ooxU ItnIiLml« ^oori larektieii!" „Lwira I'XarU-ial" lassen keinen Augenblick zweifeln, daß die Masse der Stadtbevölkerung von den fremde» Mordgesellcn und Unruhestiftern nicht« wissen will. Selbst Garibaldi, zu dem doch alle NevolutionaireItalien- geschworen, konnte sich im Beginne der sechSziger Jahre nicht entschließen, eine rrvolutionaire Expedition nach Dalmatien und Triest zu unternehmen, wiewohl er dazu von manchen Seiten, zumal von den ungarischen Flüchtlingen, gedrängt wurde uns di« militairische Abrüstung der Expedition «n Genua schon vorbereitet lag. Für Ganbalvi war eben Jtalienerthum Dalmatien» und Triest« nicht zuverlässig gen«? und er wollte e« unbedingt vermeiden, seine Rothhemven mit Flintenschüssen empfangen zu lassen. Und dieser Empfang wäre ihnen sowohl an der dalmatischen Küste als auch vor Triest jedenfalls zu Theil geworden. WaS also Garibaldi nicht zu unternehmen gewagt, da« werden gewiß noch weniger dir zweifelhaften Helden der heutigen Jrredenta durcbzusührcn vermögen. Da« sagen dielen ganz deutlich die jüngsten ZorneSrufe der Triester Bevölkerung: „kuori cogll stLlianil" „b'uori forsrtteril- „Hinaus mit Euch!" Leipzig, 22. Ausiust 1883. * Wenn man in der gegenwärtigen kirchenpolitischen Situation den leitenden GesichlSpunct sucht, so dürste man ihn Wohl in dem Entschlüsse der preußischen Regierung finden, den mit dem letzten Gesetze betretenen Boden auto» nomer Regelung der vrchenpolitischcn Verhältnisse festzuhalten und in dem gleichaltrigen Bestreben der Curie, sie von diesem Bode» wieder aus denjenigen der diplomatischen Verhand lungen ^u drängen. Dir« dürfte der Faden sein, an welchem man mit einiger Sicherheit sich in den mannichsachcn TageS- erscheinungen zurecht finden kann. Eine besondere Bedeutung gewinnt dabei die Stellung, welche die Bischöfe einnehmen. Mehr oder minder übereinstimmenden Nachrichten zufolge hat der CultuSministrr eine Verständigung mit dem preußischen Episkopat über die Ausführung kcS neuesten Gesetze« und speciell über die DiSpenSsrage herbeizusühren gesucht, indem er den Bischöfen bestimmte Vorschläge unterbreitete. Es zeigte sich aber sofort, daß die Regierung, wie immer, sich einem planmäßigen Zusaminenoperiren de« heimi schen KleruS mit dem römischen Oberhaupte gegen über befand. Die preußischen Bischöfe hatten nicht« Eiligere« zu thun, al« die ganze Angelegenheit der Beschlußfassung de« heiligen Stuhle« anheimzustellen. Selbst die Mitwirkung zur Au-fiihruna eine« Gesetze-, welche« unter Hintansetzung wich tiger staatlicher Rechtsansprüche die so schwer beklagte Seel forgenoth zu lindern bestimmt ist, wird von einer neuen Demüthigung der HtaatSregieruna abhängig gemacht! Man will diese gegen ihre ausgesprochene Nrberzeugung zwingen, auch hier nicht nur den Papst da« entscheidende Wort svrechen zu lassen, sondern sein Recht dazu durch die Wiederaufnahme hirecter Verhandlungen anSdrücklich anzuerkennen. Daß die« so unmittelbar nach der bisherigen Entwickelung der Dinge nicht geht, darüber kann man sich in Rom wohl nicht täuschen, aber man weiß sich zu helfen; man machl'I dem Reichskanzler bequem, indem man ihm »inen recht geeigneten Cardinal nach Kissingen schickt — ohne bestimmlcn Auftrag natürlich, aber wer kann wissen, meinen die ultramonlanen Blätter mit einem recht verständlichen Winke für die Negierung, ob sich nicht in dem Verkehr der beiten hochgestellten Persönlichkeiten die- und da« noch entwickelt. Nun, wir wollen dal Weitere abwarten. Einstweilen bat e« ja noch nicht den Anschein, al« werde die preußische Regierung die offenbar überlegene Stellung, in welcher sie augenblicklich der Curie gegenüber steht, unbedacht ausgeben. Da« aber würde sie thun, wenn sie sich überhaupt «us Becksandlungen einließe, ganz abgesehen davon, um welch« VorscksAige e- sich dabei handeln würde. In diesem Zu sammenhang« wird man jedenfalls auch den neuesten Streit über die Bulle Vs «»lut« »uimsrum auszufaffen haben. * Eine Reise, welche der fürstbischöfliche Delegat Props Aßmann au« Berlin nach Oliva bei Danzig unternommen, bat zu dem Gerückte Anlaß gegeben, daß der frühere katholische Feldpropst Bischof 1. p. NamSzanowSkl zum Eosdjutor mit dem Rechte der Nachfolge de« hochbetagten Bischof« von Culm, eine» Veteranen der Freiheitskriege, außerseben sei. Während diese« Gerücht aus der einen Seite Zweifeln begegnet (obschon von einer solchen Unterstützung de« Bischof« F. v. d. Marwitz schon lange die Rede ist), taucht aus der andern da« Gerückt aus, daß die einstweilen aus^rhobene Stell« de« katbolischen Feldpropste« wieder ein gerichtet werden solle. Al« e« sich zur Zeit um die Ein- setzung de« katbolischen Feldpropfte«, gegen den Wunsch specifisch-altpreußischer Militairkreise, handelte, wurde be stimmt. daß der neue katholische Felkpropst die BisckrsSwürde lediglich zu dem Zweck erhielte, daß er keinem „Cwübischos" unterstellt würde, worauf Piu« IX. auch ein ging, nachdem zuerst die Unterordnung de« Feldpropstes unter den Fürst bischof von BreSlau geplant worden war. Al» der Bisch»! NamSzanowSki (den die Klerikalen stet« den Armeebischos nannten) die Anordnungen der Militairbehörde wegen de! Gebrauch« der Garnisonkircbe in Köln durchkreuzen wollte, wurpe er seiner Stelle ohne Weitere- enthoben und dabei auSgeführt, daß im Heere nur ein Befehl Geltung habe. * Aus Anlaß der kürzlich erfolgten Ncubesetzuna einer Dirrctorstelle im ReickS-Postamte dürste die Mittheilung von Interest« sein, daß daS Reick»-Postamt auS drei Abtheilungen besteht; an der Spitze jeder derselben steht ein Director, welchem die Leitung der Geschäfte der Abrhcilung obliegt. In der ersten Abtheilung werden im Wesentlichen die posttechnifcben, die Ausland«-, Eisenbabn- und Posldampf- schiffS-Angelegenheiten, da« BcsörderuugSwescn, die Ersatz- und UntersuckmngSsachen, die Feldpost-Angelegenheiten re. bearbeitet. Der zweiten Abtheilung liegt die Wahrnehmung der Tele- graphen-Angelegenheiten ob. während der dritten Abtheilung die gemeinsamen organischen Post- und Telcgrapheneinrich- tungen, die Verwaltung»«, Personal-, Bau-, Etats- und Cassenangelegenheitcn zugcwiesen sind. DaS Collegium de« ReichS-PvstamlS setzt sich au« 3 Direktoren. 18 Vortragenden Rätben und 5 ständigen Hilfsarbeitern zusammen. Vom ReichS-Postamte reffortiren: die 40 kaiserlichen Ober-Post- directionen, die Gencral-Postcasse, die ReicdSdruckerei. da« Post-ZritungSamt und da« deutsche Postamt in Konstantinopel. Den kaiserlichen Ober-Postdirectionen, deren GeschäftSkrciS in der Regel mit demjenigen de- Regierungsbezirk« zusammen- fällt, sind die Post- und Telegraphenämter, die Postagenturen, sowie die Post- »nd TelegraphenhilsSstellen untergeordnet; die Gesammtzabl dieser Verkehrsanstalten beläuft sich zur Zeit auf 11,260. * In Baden beginnt soeben ein Wahlkamps, der die Beachtung ganz Deutschlands in hohem Maße verdient Lange Jahre hindurch haben einst Regicrug und Volks vertretung diese« Lande« dem übrigen Deutschland in liberaler wie nationaler Gesinnung vorangeleuchlet, und seit Errichtung de« Reich« sind sie eine der werthvollsten Stützen der ReichSversassung gewesen. Bis um die Mitte de« vorigen Jahrzehnt« war die „national« und liberale Partei', wie fich die Liberalen i» Kaden nennen, in der II. Kammer nahezu Alleipho scherin; seitdem haben ihre Gegner, mehr uyd mehr an Zahl und Bedeutung gewonnen. Daß in einer zu zwei Dritteln katholischen Bevölkerung der UltramontaniSmuS mit Hilfe de« allgemeinen und gleichen Wahlrecht» und im Ge- ivande einer .katholischen BolkSpartei' Boden gewinnen mußte, versteht sich fast von selbst. Ebensowenig ist zu ver wundern. daß die Demokratie durch Sammlung der ver sprengten „Achtundvierziger' und durch Hätschelung der Un zufriedenen jeder Art allmählich wieder zu einem gewissen Einfluß gelangt ist. Neben diesen beiden Richtungen bat fick eine weitere gebildet, die in den realen Verhältnissen Baden« eigentlich gar keinen Anhalt bat, — die conservative. Bi- vor wenigen Jahren war ihre Signatur hinreichend durch ihre» Führer, den protestantischen Pfarrer Mülhäußer, gegeben. Der Hauptbestandtheil der Partei war da« geringe Hauslein der protestantischen Orthodoxen; zu ihnen gesellte sich ein Theil des Bcamtenthume«, der für seine bureaukratischen Neigungen in dcn Anschauungen des Liberalismus keine Befriedigung fand. Ncnerving» aber haben einige Aristokraten, voran der letzt zum badischen Gesandten in Berlin ernannte Freiherr v. Marschall, dieser konservativen Partei durch nachdrückliche Hervorhebung de- agrarischen Moments einen umfassenderen Horizont zu geben versucht. Nicht« desto weniger ist und bleibt die Part« schon deswegen von geringem Belang, weil der in der agrarischen Bewegung überall an der Spitze stehende adelige Großgrundbesitz in Baden fast ausschließlich dem ultramontanen Lager angehört. Nur in der Anlehnung an die Ultramontanen haben die badischen Conservative» einige Bedeutung. Bei aller Verschiedenheit nun, welche die hier er wähnten Parteien dem Wesen nach trennt, verbindet sic seil Jah ren«» gemeinsames Bestreben, dasjenige nämlich, daS liberale Regiment zu stürzen. Durch die letzte» LandlegSwahlcn hatten sie e< wenigsten« so weit gebracht, daß die Liberalen in der II. Kammer nicht mehr über eine unbedingt sich«« Mehrheit verfügten; jetzt setzen sie da« Aeußerste daran, sie zu einer eklatanten Minderheit hinabzudrücken. Die unbe iriedigenden wirthschastlichen Verhältnisse, namentlich der Landwirthschaft, werden dabei in einer Weise auSgcnutzt, als hätten die Nationalliberalen selbst das schlechte Wetter gemacht. Besonder- eifrig aber geht man den, in dcn letzten Jahren unter der Wirkung der seltsamen Wandlungen der ReichSpolitik wiedrrerwackten ParticulariSmnS um dcn Bart. Man sieht, eS ist ein Abbild der Lage, wie sic sich im Reiche überhaupt herauSgebildet hat. Diejenige politisch« Richtung, welche allein voll und ganz, dem Bnchiiaben wie dem G«ste nach, auf unsere ReichSversassung. aus dem Boden de« von Preußen geführten Nationalstaates steht, ist von allen Seilen umringt. Eine wie hohe symptomatische Bedeutung unter diesen Umständen der AuSgang dieses badischen Wahlkampfes für die dcmnächstige Zukunst der nationalen und -ibcralen Sache in Deutschland überhaupt haben wird, braucht nicht weiter auSgeführt zu werden. * Kurz vor Schluß der letzten ReicbStagSsessson ist in der Presse viel von der Streitfrage die Rede gewesen, die zwischen den beiden schwarzburgischen Fürsten- thümern Sonder»hausen und Rudolstadt schwebt und beim BnndeSrathe anhängig gemacht worden ist. Der von Rudolstadt erhobenen Beschwerde war ein aereizter Schriftenwechsel vorangegangen. Bekanntlich handelt e« sich um einen Einspruch Rudolstadt« gegen eine gesetzlich getrosten« Verfügung über da« fürstlich fonderlhäusische HauSvermögen nach dem Ableben de» kinder losen Fürsten. Wegen dieser Etreitfraae waren die Be ziehungen zwischen SondrrShausen und Rudolstadt seither gespannter Natur. Neuesten« hat sich die« aber geändert. Am 17 d. M. traf Fürst Georg von Rudolstadt in Sonter«- hausen ein, begab sich alsbald nach dem Sommeraufenthalte de! Fürsten Günther von SonderShausen, dem Possen, und nach mehrstündigem Verweilen daselbst fuhren beide Fürsten zusammen nach SonderShausen, woselbst sie im Schlosse gemeinsam dinirten; Fürst Georg von Rudolstadt trat dann gegen Abend die Rückfahrt nach Fronkrnhausen an. Damit dürste der Ausgleich der Differenzen zwischen den beiden Fürstenhäusern constatirt sein. * Fürst Dolgorukow, der Gouverneur von MoSkau. wird demnächst nach Berlin kommen, um seinen Dank für die Verleihung de« Schwarzen Adler-Orden» abzrcstatten, so dann nach Wien reisen, um dem Kaiser für die Verleihung de« GroßkreuzeS de« StephanS-OrdenS zu danken, und nach sein« darauf erfolgenden Rückkehr seinen Posten, den er lange Jahre hindurch beneidet, verlassen, um sich in den Ruhestand zurückzuziehen. Dolgorukow ist hochbetagt, er zählt 77 Jahre, und nur der Wunsch, wäbrend der Krönung-feierlichkeiten noch im Amte zu sein, hat tkn veranlaßt, nicht schon früh« seinen Dienst zu quittiren. Die Deutschen in Moskau sehen mit Bedauern dcn Mann aus dem Amte scheiden, der sich ihrer Interessen vielfach warm angenommen, der selbst in Tagen hochgradiger politischer Erregung seine: Objcclivilät bewahrte und der mit Energie und bestem Willen persön liche Liebenswürdigkeit und freundliches Wesen verband, lieber Dolgorukow'» Nachfolger sind noch keine Bestimmungen getroffen. * Ueber die Art und Weise, wie die russische Regierung die in Polen stehenden Truppen fortwährend, aber möglichst unauffällig, verstärkt, läßt sich die „Gazeta Narodowa" auS Lubtin Folgendes schreiben: „Im Inneren Rußland«, zumal in jenen Gouvernement», die an Litffauen und Polen grenzen, herrscht ununterbrochen militairische Bewegung, welche darauf abzielt, die Garnisonen in jenen westlichen Provinzen unbemerkt zu verstärken. Ta» russische KriegS- ministerium verfährt dabei, jedenfalls im Aufträge der Regie rung, nach einem Systeme, daS zu geräuschlosen Truppen verschiebungen schon seit langer Zeit angewendet wird. So erhält beispielsweise ein im Inneren Rußland« stehendes Regiment den Befehl» in vollständiger Feld ausrüstung einen länger dauernden UevungSmarsch an- zutrcten. Während desselben erhält der Oberst de» betreffenden Regiment« einen zweiten Befehl, welch« ihn anwessst, da« Regiment nicht mehr »ach sein« früheren Garnison zuriickzuführen, sondern in einer anderen Stadt, die möglichst westlich gelegen, Standquartier zu nehmen. Kaum in der bezeichnet«! Stadt eingerückt, folgt ein dritter Befehl, welcher ein Bataillon de« Regiment- sammt dem Stabe noch westlicher vorschiebt, bis eS endlich an irgend einem Puncte Polen« odrr LithauenS angekortrmen ist. Die zurück gebliebenen Bataillone folge» alSdann in kleineren Abtei lungen, selbst compagnieweise, mit Recruten anderer Regimenter vermischt nach, damit d« Truppentransport auf der Eisenbahn möglichst wenig in- Auge fällt. Selbstverständlich werden die Lücken, wclche diese Truppcuverschiebungen gegen Westen im Innern Rußland« verursach«, wird«' auSgesüllt. um di» Ersatzgarnisonen gelegentlich gleichfalls nach West« in Marsch zu setzen. Auf diese Art sind die lithauischen und polnischen Garnisonen seit ungefähr sechs Monaten um mehr alS 30,000 Mann verstärkt worden, ja viele klein«« Städte und Flecken, die seit dem Aufstande von 1862 keinen Soldaten gesehen, wimmeln von solch«. Demnächst dürft« auch wieder bedeutende Verstärkungen an Cavallcrie in Pol« «ntrcffen, weil in nichrcrcn Städten, so auch hier in Lublin, größere Reiterkasornen erbaut werden. Auch sind für dm 1. Oct. bedeutende Fourageliefernngen ausgeschrieben worden". * Mit der neuen Verfassung vom 5. Januar 1874, durch welche Island selbstständig geworden, scheint die Lebenskraft de« JnselvolkcS sich sriscb zu entfalten. Nach verschied«« kleinen örtlichen Ausstellungen hat man e« in diesem Jahre zu einer allgemeinen (isländischen) Industrie-Ausstel lung in der Hauptstadt Reykjavik gebracht, welche den Bei fall anwesender deutscher und englischer Reisend« gefunden hat. Am 2. August wurde dieselbe von dem Landeshaupt mann eröffnet. Beim Beginn zählte sie bereit- über 400 Nummern, ist aber seitdem noch immer vermehrt worden. Sie befindet sich in einem neuen von d« Stadt anfgeführten Schnlhause. In den ersten Tagen waren alle Räume von Besuchern überfüllt, die aus allen LandeStheilen her- gekomnien waren. Ausgestellt sind Erzeugnisse der Kunst- Industrie, wie Gold« und Silbcrarbeiten, Blumen, Holz schnitzerei , Zeichnungen und Gemälde als Anfänge isländischer Malerkunst. Tie Zeichnungen von isländi schen Fischen. Muscheln, Pflanzen und Vögeln sollen vor züglich sein. Ferner finden fich Spinnräder, ein Modell rin« mit Wasserkraft zu treibenden Maschine, BcscklaggerLtbe, Hufeisen, ein Harmonium, eine Nähmaschine, Fischwaarcn und Fischereigeräthe, seine Handsckmbe und Strümpfe, vor zügliche« wollenes Tuch und BekleidungSzenge verschiedener Art, vollständige Trachten, Umschlagtücher, Fnßtcppiche, Tisch tücher rc. vor. Alle« HauSsseißarbcit. Daran reiht sich noch Sattelzeug. Maschinen und Handwerkszeug der verschiedensten Art, Schlosserarbeilen, Tischlerarbeiten, Uhren, Lebensrnittel, sogar hermetisch verschlossene. Drei Nähmaschinen wie mancher andere sinnreiche Gegenstand sind dadurch merkwürdig, daß sie von Leuten verfertigt sind, die früher kam» ähnliche Gegen stände gesehen haben, so daß daS Meiste rein isländische Er findung ist. Wenn diese Ausstellung auch keinen erheblichen umnittelbaren Gewinn bringt, wird sic doch belehrend sem, da« Selbstvertrauen stärken und die Industrie der Insel beben. Vielleicht findet auch irgend ein charakteristisches Er- reugniß dcn Weg inS Ausland. Die Ausstellung dauert bis Ende diese« Monat«. * Während die republikanische Presse in Frankreich noch immer di« Reise des Königs AlfonS nach Deutsch- dnrch allerlei Alarmnachrichten über die Lage in Spanien zu Hintertreiben hofft, macht der Pariser .Figaro' über den wirklichen Zustand der Dinge anscheinend zuverlässige Mil- lheilungen. Insbesondere wird hervorgehoben, daß der Putsch von Badajoz jeder ernsten Bedeutung entbehre und daß der Ausstand ,n Seu de Urgel nicht sechs Tage, sondern kaum zehn Stunden gedauert bäte. Wa« die Vorgänge in Caia- lonien betrifft, so haben sich dort zwar etwa zwanzig Banditen in die Berge geflüchtet; eS sind die« aber keine Insur genten, sondern Straßenräuber und ,.C»»trebanLierS', die von der Politik in keiner Weise beeinflußt sind. Der .Figaro' «fährt zugleich von seinem Specialcorresvondmten, daß General Quesaka sowohl al- auch der spanische Botschafter in Paris dem Kriegsminister Martine; CampoS bereit» vor einiger Zeit Miltbeilungen von einer in der spanischen Armee stattfindenden revolutionären Bewegung gemacht, daß jedoch da« Cabinet zum Heere wie zur Bevölkerung da« festeste Vertrauen hegt. Toatsächlicd ist e« denn auch richtig, daß kein General oder acliver höherer Osficier irgendwie an der jüngsten Bewegung betheiligl war. Wenn die Führ« der .Insurgent«' von d« „Agenee HavaS" al« Genrrale be- zeickinel wurden, so Hab« sie sich diese Grade eigenmächtig beigelegt. Telegraphische Nachricht« aus Madrid melden, daß die Gendarmerie wieder ihre früheren CanlonnementS
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