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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-07-26
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188907268
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890726
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890726
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-07
- Tag1889-07-26
- Monat1889-07
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 26.07.1889
- Autor
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<krs«hei«t täglich früh 6'/, Uhr. Ürdacllsn unö Lrprditisu Jobaanesgasje 8. Aprechkunirn drr Lrdactio»-. vormittag- lv—12 Uhr. Nachmittag- ö—S Uhr. kör t,«Ktia^»« «Iisirlinttrr v»-2lcr»t« »acht Sch da »teta-Nci, nichl oerduirl^». «»»>d»e »er für tzte »ächsts«>,eu»« N«»«rr tzefri««tei, In Irrste «u Wschrntagen bis L Uhr Nachmttta,«, «uLsuu- und Fcsttaarnsrütz St»',,9 Uhr. 3n den Filialen für 3ns.-^nnahme: ktt« Klrmm. Universnät-stroi« 1. Lauts Lösche, Kathartuenstr. 23 part. u»b KöatgSplatz 7, uur bi« ',8 Uhr. npMtr Anzeiger. Organ sör Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Äborrneme«t»prei» vierteljährlich 4>/, Mk. i»cl. Vringerlohn b Mk. durch die Poft bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps. Belegeremplar 10 Ps. Lcbübren sür Ertrabeilaae» (,» DaqedlatlFormat gesalzt» «hur Postbeiördcrung 60 Mk. mit Postbesörderung 70 Mk. Inserate 6gespaltene Petitzeile L0 Pf. «rößere Schrijtea laut uas. Picl-verzeichniß. rabellarischer «.giffernsatz nach hüherm Darlj. Keclamen »ater dem Nedactiou-strich die -gelpalt. Zette öOPs., vor den Familien»»» richte, die 6gelpallene gelle -0 Ps. Inserate sind stet- an die ErprStttau z» lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung pnzennwernnäv oder durch Post- nawuahme. 207. Freitag dm 26. Juli 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Unter Zustimmung der Stadtverordneten haben wir be schlossen, au» der Sladlcasse den Grundstücksbesitzern in den Stadtbezirken Reudnitz und Anger-Crottendorf zur Herstellung der Fußwege mit Granilplatke» rc. einen Beitrag unter nach stehenden Bedingungen zu gewähren. Innerhalb der 10 Jahre 1890 bi- mit 1899 sind vor den Grundstücken in den bestehenden Straßen beider Bezirke, soweit nicht neue Anbaue im Sinne von Abschnitt I. de» Regulativ», die neuen städtischen Anbaue rc. betr., vom 15. November 1867, bez. im Sinne de» ll. Nachtrages hierzu vom 5. März 1877, in Frage kommen und soweit nicht Verträge mit der Stadtgemeinde Leipzig vorliegen, bezüglich welcher Grundstücke e» bei den regulaliv- ober vertrags mäßigen Verpflichtungen bewendet, die Fußwege in Aus führung vo» tz. 2t des elfteren Regulativs nach unseren ein- zuholenden Lorschristen mit Granilptalten uud bezw. Schwellen und Mosaikpflastcr z» belegen. Wir werden im Voraus aus diese 10 Jahre die einzelnen Straßen annähernd gleichmäßig vertheilen und diese Vcr- theilung offen! lick bekannt geben. Denjenigen Grundstücksbesitzern, welche bis Ende deS von u»S für jede Straße bestimmten JahreS oder in einer noch nicht ausgerilscncn Straße die Fußwege vorschristSgcmäß her- gestcllt haben, werden wir zu den Kosten hierfür einen Bei trag von 5 für jeden Quadratmeter Granitplatten und Granitschwellen gewähre» unter der Bedingung, daß dagegen die Grundstücksbesitzer die Fußweganlage an die Stadt- qemeinde ausdrücklich abtreten und letzierer etwa aus den Fußwegen bereit- gelegte Pflastersteine eigenthümlich überlaste». DeS Anspruches aus obigen Beitrag gehl derjenige Grund stücksbesitzer verlustig, welcher bi- zuin Schluß de» ihm zur AnSsühruiig -gestellten JahreS die Fußwege nicht in der vor geschriebenen Weise gut und tüchtig hergcstelll hat. Außer dem bebaiten wir u»S vor, nach Ablauf der obigen 10 Jahre mit Zwang-Maßregeln gegen vie Säumigen vorzugehen. Denselben Beilrag sollen unter gleichen Bedingungen auch diejenigen Grundstücksbesitzer erhalten, welche in Veranlassung deS voin vormaligen Gemcinderath zu Reudnitz in derselben Angelegenheit ausgestellten Entwürfe» und in der Hoffnung aus besten Inkrafttreten seil vergangenem Herbst in Reudnitz in best hendrn Straßen GranittrottoirS vorschriftsmäßig ge legt haben. Leipzig, den 17. Juli >889. 3432 Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 1107 Vr. Trönblin. rüling. Dckaniitinachulig. Die Anlieferung von 300 gußeisernen Wasterverschluß rohren zu Slraßennebenschleuse» soll vergeben werden. Die Bedingungen unv Zeichnungen für diese Lieferung liegen in unserer Tiesbau-Lerwattuna. Nalhhaus, 2. Stock werk, Zimmer Nr. 14 au» und können daselbst ringesehen ober gegen Entrichtung der Gebühren entnommen werbe». Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift Lieferung gu-eiser»er Wafferverschlußrohre versehen ebenoaseibsl unv zwar b>S zum 9. August 1889, Nachmittag- 5 Ubr, einzureichen. Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerbern, sowie VaS Recht vor, sämintiiche Angebote abzulehnen. Leipzig, den 16. Juli 1889. DeS RatbS der Stadt Leipzig Id 3507. StraHenbaudevutation. VekanntmaLuns. Die Ausführung von Schleußenbauten in der Chaussee- und KapelleustraHe im Stadtbezirk Leipzig ReudniN soll verdungen werden. Die Bedingungen unv Zeichnungen für diese Sckleußen- bauten liegen in unserer Tiesbau-Verwaltung. Ralhhau», 2. Stockwerk, Zimmer Nr. 14. au» und können daselbst eingesehen ober gegen Entrichtung der Gebühren enlnommen werden. Bezügliche Angebote sind versiegelt und mit der Aufschrift „SchleuHenbau in der Chaussee- und Kapellenftr." versetzen ebendaselbst und zwar bis zum l. August 1889, Nach mittags 5 Uhr, einzureiche». Der Rath behält sich da» Recht vor, sämmtliche Angebote abzu lehnen. Leipzig, den 18. Juli 1889. DeS RathS der Stadt Leipzig Id 3472 Straßenbau-Deputation. Vtkannlmachung. Weaen Einführung der Wasserleitung in da- Grundstück Täubehentveg Rr. 8 wird der letztere aus die Strecke vom Rabc»ste»'platze bi- zur Kurzen Straße von Donnerstag, den SS. ds«. Mt«. für die Tauer der etwa 8 Tage in Ansprach nehmenden Arbeiten für den gesammten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 24. Juli >889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr Trönblin.Hennig. Vekanntmachung. Zum B Huf der gegen Ende jede» ikadeunschen Halbjahre« zu ballend,n Revision der Uavtlstläi-Bibllothkk werbe» die Herren Stürmenden, welche Bücher ans »erleiden rniliehe» habe», ans- gesorser«, diese am 27.. 2». und 81 Juli gegen Zurückgabe der Emp>ong-beichein>gunqen abzuliesern. Tie Aelieierung wirb in der Weije zu ge'chehen haben, daß die jenigen, deren Namen mit einem der Buchstaben U anfangen, am 27. Juli, tue, deren Namen mit einem der Buchstaben A beg nnen, am 29. Juli und die Uedrige» um 81. I»ti (früh zwilchen >0 und l U r) abiiesern. Alle übrigen Entleiher werden ausgeiordert, die an sie Vrr- Iirhene» Bücher am 5., «. an» 7. August (wikrend der gewöhnt chen Orffnnnq-ftunden) zurück zu gebe«. Wahrend der Revifion-ze» (27. Juli bi« >3. August iacl.) können Bücker «ich? an-qrlieben werden. Ebenlo muß während derselben d»< Les-zimmer geiriossen bleibe». . Leipzig, de» 23 Jul, 1889. Li« Lireetis» »rr UntuersiisIö-vtSltathrk. 1^. Krehl, Ausschreibung, de» -keubaa der Turnhalle für daS Nicolai« gymnafium betreffend. 1) die Erb- und Maurerarbeiten, 2> die Sleinmetzarbeiten und S) die Zimmerarbeiten zum Neubau der Turnhalle sollen vergeben werden. Die Arbeit-Verzeichnisse und Bedingungen können bei unserer Hochbauverwaltung. RathhauS. 2. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5, gegen Erlegung von 1 für ein Doppel- Exemplar entnommen, die Zeichnung eingesehc», bez. gegen eine Caution von 3 entliehen werden. Die Gebote sind versieaett und mit der Ausschrist: „Turnhalle deS NicolaiaymnasiumS, „Grd- «nd Maurerarbeiten", beziehentlich „Stein- uretzarbeiteu", bez. „Zimmerarbeiten" be treffend", biS zum S. August oi». Nachmittags S Uhr an obeiibezeichncler Stelle portofrei e>nz»reichen. Der Rath be hält sich die Auswahl unter den Bewerbern ober die Ab- ehnuiig sämmllicher Angebote vor. Leipzig, den 2l. Juli 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. in. Rül Id 3673. vr. Tröndti iülintz. Vekanntmachung. Der Maurer Karl Schröder» irü.iec IN Lübschütz bet Wurzen, etzt angeblich in Leipzig auihalilich, welcher in einer hier anhängigen siralsache al« Zeuge zu vcrnedmen ist, wirb hiermit aulgelordert, ich ungeiäuint bei der unierzeichneten Behörde (Harkortstraße 11) zu melven. Alle Behörden werden ersucht, Schröder'» aus vorstehende kor- ladung aufmerksam zu machen und darüber, daß solche- geschehen, Nachricht anher zu geben. Leipzig, den 23. Juli 1889. K-ni-liche LtastSanwaltschdst. I. A: Ass. Tonrad. F. Heber daö Vermögen de« KausmannZ Karl Hiledrand zu Prettin »st am 23. Juli 1889 Mittag- >3 Uhr Loncur- eröffnet. Verwalter: Lasthos-besitzer Plrffe in Prettin. Offener Arrest mit Auzeigepslicht b>« zum SO. August 1889. Anmeldefrist bl- zum SO. Seplember 1889. in allen Ländern mit parlamentarischer Vertretung deS Prole- lariat» die Abgeordneten deflelden verpstichtct sei» sollen, für die Forderungen de» CongresieS einzulrete». Es wird also den Parlamenten rugemulhel, daß sie selbst zum Umsturz der Grundlagen von Staat und Gesellschaft, zu deren Erhaltung sie berusen sind, Mitwirken sollen. Bebel hat im deutschen Reichstage sich dagegen verwahrt, daß die deutschen Sociai- demokralen ihr Ziel mit Gewalt erreichen wolle»; der socia» tistische Staat werde sich auS den bestehenden Verhältnissen ganz von selbst ergeben. Mit dieser Erklärung stehl die Ein leitung seine- Anträge» über den Arbeilcrschuy in Widerspruch, den» darin »st ausdrücklich gesagt, cS sei die heilige Pflicht der Arbeiter, die sie ruinirende unv die freie Eutwickeinng hem mende Gesellschafts-Organisation mil allen ihnen zu Gebote stehenden Mittel» zu bekämpfen. Bebel sagt nicht mit alle» gesetzlichen Mitteln, sondern er stellt c» den Arbcilern frei, selbst zu «nlscheiben, über welche Mittel sie verfügen n»d welcher sie sich bedienen wollen. DaS ist kein oisenes und ehrliches Verfahren, unv man wird sich der Pariser Resolution im deutschen Reichstage erinnern müssen. DaS gesammte Auftreten der deutschen Socialdemokraten i» Pari- beweist, wie recht Fürst Bismarck hatte, als er bei der dritten Beralhung de» InvalikitälsversichcrungSgesetzer die Socialdemokiaten mit den Franzosen aus eine «luje stellte und sagte, daß sie lo-schlagen würden, sobald sie sich stark genug dazu fühlten. Es gebürt die ganze Dreistig keit, weiche d:e socialdemokralischcii Führer niemals ver leugnet haben, dazu, um. wie Bebel geihan bal, rund berau» zu erklären, daß die Arbeckerschuyiesetzgebung »ur eine Station bilden solle, um den socialisttschen Staat zu verwirkliche,i. Man wird also kiese Forderungen sehr genau daraus prüfen müsse», ob sie «ine Hand- habe im Bebel'schen Sinne darzubieten geeignet sind oder nicht. Der achtstündige MaximalarbeilStag ist ossenbar die Hauplsvrderung, und der Beschluß, eine eiaene Zeitung zu gründe», welche für die Einrichtung dieses MaxiinalarbeilS- tageS eialritt. ist der beste Beweis für den Werth, weiche» die Theilnrhmer am Socialistencongreß dieser Forderung bei legen. E- besteht überhaupt in sociaiistlschcn Kiesen da- Slreben. die Arbeitszeit gesetzlich zu regeln, um daran« später Folgerungen zu ziehen, weiche sich als die gesetz liche Anerkennung de- Recht- auf Arbeit charaklerisire». Diese Frage ist deshalb von böchster Wichtigkeit und um so weniger zu obe> sachlicher Behandlung geeignet, alS Erste Blöiibiger-Bersammlung am 22. Auqnst I88S Vormittag» .. ^ m, « ^ n S UHr. Prüfung-lermtn am 31. Oetober 1889 Bormittag- 10 Ubr. Betretung deS Wege« der gesetzlichen Fettstellung Pretti». de» SS. In» 1889. Königliche» A«tS,ertcht. Schlußwort zum pariser Socialistencongreß. Di« anfangs so sachlich gehaltenen Bcratbungen deS Pariser SociatistencoligrefleS. welche den Arbeitersckmtz als die Haupt frage deflelden erklärten, haben im Lause de» Coiigresses einen immer leivenschastiicheren Charakter angenommen, um schließ lich da zu enden, wo alle Vereinigungen vo» Scriaiiste» biSber geendet haben: aus dem Boden der Gewalt und des ttinsturze- von Staat und Gesellschaft. Die Theilnebmer der CongrcfleS gingen mit den Rusen auseinander: Es tcbc die Commune, cS lebe dir sociale Revolution, eS lebe die internationale Sociai- demokratie! Der Arbeiterschutz war nur der Vorwand, die Verständigung über die Nvlhwendigkeit deS Umstürze- da» Wesentliche. Wenn auch über di« Art und Weise, wie Staat und Gesellschaft umzugestalten seien, keine Beschlüsse gefaßt wurde», so sind doch die Anfänge dazu überall erkennbar, be sonder» in der Begründung der von Bebel und Jute» GueSle beantragten, vom Congreg angenommeiieii Resolution, sowie in den Beschlüssen über den Ersatz der stehenden Heere durch Volksbewaffnung und über die Veranstattung einer allgemeinen Kundgebung de- Proletariat» für da» Brbeiterschutzrecht. Der weilergehendc Antrag de- Südsranrosen Treflant. in allen Industriestaaten an einem und demselben Tage die Arbeit ein- zustellen, wurde zwar mit großer Mehrheit abgclehnt, aber wohl weniger auS grundsätzlicher Gegnerschaft gegen den An trag ol» auS ZmeckmäßigkeitSgründen. Man erkannte die Zeit für die Ausführung eine» solchen Schritte» ai» noch nicht reif. Besonder- bezeichnend sind die einleitenden Worte der Resolution Bebet-Gue-ie: .In E'wägung. daß die capita- listilche Production in rascher Entwickriung alle Länder der Welt ergreift, daß die capilalistische ProbuclionSweise die steigende Ausbeulung der Arbeiter durch die herrschenden Claflen be reutet, daß die immer intensivere Ausbeutung die sociale und politische Unterdrückung und Sclaverei der Arbeiterklasse zur Folge bat und zu ihrer physischen und moralischen Degene ration führt, in fernerer Erwägung, daß e» die Ausgabe, ia die heilige Pflicht der Arbeiter aller Länder ist. diese sie ruinirende und die freie Entwickelung hemmende GesellschastS- Organisation mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln zu bekämpfen, daß eS sich aber in erster Linie darum handelt, der weiteren verheerenden Wirkung der herrschenden WirthschaslS- ordnung entgegenzuarbeiten, beschließt der Eongreß u. s. w" Teutlicher konnte nicht erklärt werden, daß die Arbeiter» schutzgesetzgrbung mit dem achtstündigen NormaiarbeitStag, dem Verbot der Kinderarbeit, der Einschränkung der Frauenarbeit und der Nachtarbeit, der Aushebung de» Trucksystem- und der Ausdehnung der Fabrikinipectoren lediglich dem Zweck dunen soll, die Arbeiter kampffähiger zu machen, damit sie in den Stand gesetzt werden, die bestehende staaliichc und GesellschastS-Ordnung durch sociaiistische Einrichtungen zu er setzen. Worin diese bestehen sollen, wissen die Theilnehmcr deS EongrefleS offenbar selbst nicht, denn die Organi sation de- socialistischen Staate- wird, je näher man ihr kommt, desto problrniatischer, weil man die Frage nicht be antworten kann, wa< an die Stelle der sogenannten capila« listlschen Produktionsweise treten soll. Einig ist man zu nächst nur darüber, daß die stehenden Heere abg, schafft werden niüflen, aber wie dir Volksbewaffnung organi»rl werden soll, bleibt vorläufig dunkel. Natürlich werden die Osficiere nicht ernannt, sonvern gewählt, ober schließlich muß doch auch der Gebrauch der Waffen erlernt werden, und mit undiSciplinirten Massen ist nicht« anzufangen, also wird der so schwer ver- urtheilte Militarismus doch in irgend einer Form erbalken bleibe». Eigentlich sind ja Soldaten »m socialist scheu Staate der Theorie nach nicht nvlhia, weil die nationalen Schranken fallen und die ganze Menschheit ein große» Ganze» bildet, in welchem Gleichheit, Freiheit und Brüderlichkeit herrschen, die Volksbewaffnung scheint also »ur eine UebergangSstuse zu dem nachfolgenden paradiesischen Zustande. Eia seltsamer Beschluß de» Pariser Eougresse« ist der, daß er Aibeil-zeil rin tiefer Eingriff in da- Vcrhättniß zwischen Arbeitgeber und Arbeiter gescheben würbe. Der heutige Staat beruht wesentlich aus der freien Vcr einbarung der vertragschließenden Tbeile; Beschränkungen türsen »ur insoweit gemacht werden, als sie durch da- Sillen gesetz und da» Strafgesetz erforderlich sind. Jede lieber schreitung dieser Schranken nach der Richtung hin. die freie Bewegung deS Güteraustausches zu hemmen, führt zu Zu stände», welche unkaltbar sind und welche schwere Gefahren für Staat und Gesellschaft herausbeschwören. Die Forderung teS achtstündigen Arbeitstages muß auch in Zukunft der freien Vereinbarung zwischen Arbettgeber und Arbeiter u»Ier- liegen, da» Verbot e ner längeren Arbeitszeit bedeutet den Be ginn der Auslösung der bestehenden Wirtbschastöorvnung. * Leipzig, 26. Juli. * Nach den in Wilhelmshaven eingetroffenen ofsi ciellen Meldungen wird, wie wir heute auSsübriicher mit Iheilen, der Kaiser am 27., die Kaiserin am 28. Juli dort erwartet. DaS Kaiserpaar wird mit kleinem Hofstaate in Wilhelmshaven bis 3l. Juli wohne», an wachem Tage der Kaiser WilkelmSbaven aus der N-'cktt „Hokeiirollern wieder verläßt, um sich mit dem Geschwader nach England zu begeben. Gras Heib-rt Bismarck, sowie der Kriegsminister Berdh du Verum« treffen zum Vorträge dort ein. Die vereinigten Geschwader, bestehend au» den Panzern Kaiser", „Deutschland", „Preußen", .Friedrich der Große". „Baden", „Sachsen" und „Oldenburg", der gedeckten Corvctle „Irene" unv dem Aviso „Ziethen" trafen, wie berciiS er wähnt, DienStag Nachmittag aus der Rhede in Wilhelms kavei» ein. Ter Kaiser wird also nicht vor seiner Reise nach England nach Berlin kommen, die Kaiserin wird, nach dem sie ihre Kinder nach Wilhelmsköhe begleitet, sich zum Kaiser beaeben und nach dessen Abrrise wieder nach Kaflei zurückkehrcn. Ob der Kaiser, wie »cuerdingS wieder in mehr oder minder be stimmter Form gerüchtweise verlautet, von Bergen auS über Land zum Besuche des Königs vo» Schweden nach Christian»« gehen und um dann nach zweitägigem Ansenlhalt mit der milllerw ite dort angekvmmenen Uachl „Hohenzollern" nach Wilhelmshaven zu reisen, werden die nächsten Tage schon darthun. — AuS Wilhelmshaven wird ferner gemeldet: Wenn der Kaiser am 3t. Jul, seine Reise »ach England an tritt, erwarten ihn die deutschen Kriegsschiffe in der Außen jade »»d schließen sich der „Hohenzollern" an. Wahrend der Anwesenheit de» Kaisers werden olle Regierungögeichaile in WilkelmSbaven erledigt. Die Repräsentation-räume im StationSchcf-Gebäude werden, nach dem „Wilhelmkbavener Tageblatt", anS Anlaß de» bevorstehenden Allerhöchsten Be suche- in Stand gesetzt. — Für die „Kohenzollcrn" werden bereits aus der kaiserlichen Werft Vorbereitungen getroffen, um die an dem Schiff vorzun-hmendcii R-uiovirungSarbeitei' in Anbetracht der dafür zu Gebote siebende» kurzbemcffenen Zeit schnell auSsühren z» können. Außer Erneueueri» g dcS Anstriche- der Außenhaut scllen die Schaufelräder deS Schiffes zum Thcil noch mit neuen Schaufeln versehen werden. * Len Besorgnissen, welche i» Ostpreußen nach Mitlheilung der „Ostprcuß scheu Zeitung" Herrschen, daß der Friede in Gefahr stehe, e,n Hebe,sali von Osten befürchtet werke» müsse und daß im Verfolg unberechenbarer Ereignisse eine PreiS- aebung vrr Provinz bi- zur Weichsel der deutschen Heere?» iührung — w«ii» auch nur vorübergehend — werde aus- genöthigt werden können", ist. wie schon kurz erwähnt, am Sonnabend der seitherige KriegSministcr und neuerding» commandirrnde General Bronsart von Schetlendors in einer Toastrede auf die Provinz Ostpreußen entgegen» getreten. Er hak in der Tischrede sich bah», geäußert, daß von Vergleichen Besorgnissen ihm bei seine» Reisen in der Provinz Kenntniß geworden sei; er versichere aber, daß die selben unbegründet seien unv eine Slörung de» Fricden» Nbrrhaupt nicht in Aussicht siehe, daß er unv daS > ArmeecorpS aber, wenn ei» solcher Fall wider Erwarte» eintrrten sollte, mit dem eigenen Leibe bi» aus den leylen Mann die Grenzen vertheidlgen würden und daß rr die Heimalh zu schützen wissen werde. Er spreche die» mit dem besonderen Wunsche auS, daß seine Worte zur vollkommenen Beruhigung dienen und Beruhigung hervorbruigen möchten. * Durch die geheimnißvolle Kieler BestechungS-An- gelegenheit ist nunmehr auch Berlin in Mitleidenschaft gezogen worden. ES wurde schon mitgetheilt. Laß Verhas» luiiaen auch außerhalb Kiels stattgesunde» habe». Einer der Mitschuldigen war der Gebeimsecrelair Cren-er, der sich im Berliner UntrrsuchungSgesängniß in der Nacht vom Sonnabeno zum Sonntag der drohenden Strafe durch frei willigen Tod entzogen hat, indem er sich die Pulsadern össn et e. Die Bert,astung eine» WerslsecrelairS in Kiel soll, wie der .Weser-Zeitung" gemeldet wird, erfolgt sein, weil der Verhaftete von einer Bonner Firma rin Darlehn von einige» Hundert Mark für seine Bemühungen gefordert hat. Das Verjähren wird sehr geheim gehalten, doch scheint die Untersuchung noch größeren Umsang anzunehmen als die jetzt abgeschlossene Zahlmcisterangelegeuheil. * Ein Mitarbeiter de- .XIX SiKelc" hat eine Reise nach den Reichs landen unternommen und theilt seinem Blatte die dort gemachten Bcobachluugen mit. Da» Er- gekniß derselben saßt er darin zusammen, daß sich dort ein unverkennbarer Umschwung vollzogen habe: Troy de- Vorbehaltes der Zukunft such« man jetzt »ach einem ehrenbasien wo,tu, vivooüi. Die Zeit der Bewalnuöliukeit, der vergrblicben Hcttiakeit, der tolle» Streiche ist vorbei. Ich sag« nullt, daß man den Nacken birgt, aber man bat den uabediaaten Widerstand ausqegeben unv sucht Schreffbeiieii zu vermeiden. Kurz, man sucht sich aus dem Boden ve- praktischen LebcaiS zu Hallen. Die ttlufi zwilchen der einheimischen Gesellschaft und den Eiiigrivanderten besieht noch immer, aber die Säirivelint« ist äußerlich nicht mebr so scharf. LS ist unmöglich, den Verkehr mit re» Deulichen zu vermeiden, welche übru>e»s nicht alle grob sind. D>e Beziehungen bleiben kalt, ober diese Kälte ist durch äußere HSs- lichteN umhüllt. ES ist Nicht mehr dieselbe Haltung wie noch vor einige» Jahren. Die tranzösische Gesinnung sitzt noch ebenso lest, aber man verbirgt sie mebr als früher. Jgrerse»» sind die Deuischrn >m Allgemeinen weniger berau-iordernS. Kürzlich ging ich in Metz durch die Klci».Pariser (Nasse mit einem allen Metzer Pairiotcn, der wegen seiner Widerslecnsiigleel mehr als ciiiiiial Mil der Polizei zu ihm» gehait Hai. Jetzt wechselte er mit einem unS begegneikben höheren Lssicier einige höfliche Warte. »Was wollen Sie, der Major wohnt in meinem Hause", erklärte er mir. * DaS Wiener ..Fremdenblatt" meldet die Ernennung de» vr. Karl Ritter von Jäger, Ministerialrath« im Ministerial-Präsidium, zun» Landespräsidenten von Schlesien und bemerkt dazu, der Neuernannte sei gleich seinen Vor gängern de Bacguchem und Gras Hervelvt dem BerwaltungS- körper entnommen, iange Iabre hindurcb in der nächsten Nähe dcS Miiiisterpräsidkiiten Grase» Taasse tbätig gewesen, kenne dessen Intentionen unv vereinige große Erfahrung »nt strenger nationaler Odjeclivilät. * Zur Kündigung dcS deutsch-schweizerischen NiederlassnngS-VcrtrageS wird der .Nalionalztg." geschrieben: „AlS Ivir unter dem 18. d». Mi», meldeten, daß der deutsch-schweizerische NiederlassungSverlraz vom 27 April 1876 seitens der deutschen Rcichsregicrnng formell noch nicht gekünt'gt sei, so entsprach kiese Meldung den Thatsachcn. Wen» wir iiikeß gleichzeitig binzusiigten, daß das Unterbleiben dieser Kündigung unter gewissen Voraussetzungen nicht aus geschlossen wäre, so haben sich diese Voraussetzungen nicht ver wirklicht, da die deutscherseits ausgesieltlc ciusschlaggebeiide Bedingung für die Fortdauer de» NikderlasiungSvertrage» »Uiiinehr enkgiltig von den» schweizerischen BuudeSrathe ab- gelchnl worden ist. Da die Schweiz darüber keine Zusiche rung geben wollte, daß sie in Zukunst die deutsche Auslegung de» §. 2 deS Vertrages zu der ihrigen machen und dcnselbeu demcntsvrcchenv handhaben werde, ist die formelle Kündigung beschlösse» worden. Sie ist auf telegraphische Weisung von Varzin aus durch den Gesandten in Bern, v. Bütow, unter mündlichem HmweiS aus die in der deutschen Note vom 26. Juni gegebene Bcgiünduiig der Absicht der Kündigung erfolgt." * König Milan ist wieder i» Belgrad einqelrofsen und am Bahnhose von dein Könige Alexander, dein Regenten Prvlitsch, dem Metropoliten, den Ministern, den höheren Beamten und Ojsicieren. sowie den diplomatischen Vertretern Deutschlands, Oesterreich-Ungar»-, der Türkei unv RumänicnS empfangen worden. * DaS englische Unterhaus nahm die dritte Lesung der schottische» BerwaltungStnU an. * Die bereits vor einiger Zeit angekündigte Errichtung eines deutsche» evangelische» BiSib umS Jerusa lem steht dem Vernehmen der „Kreuzztg," nach unmittelbar bevor. Zunächst bat eS sich darum gebandelt, dafür eine ge» »uzende jinanji' Ile Grundlage zu schassen. Man ist daher in den bcibciliglen ResjorlS kahl» überemgekoinnien, säniintliche verfügbare Fonds zu einer Stlstung zu vereinigen, und zwar zunächst jene Summe von lOOOOO Thlrn (IbOOOLstrl.), welche Köniz Fcievrich Wilhelm IV. 1841 gestiftet balle, um au» den Zinsen das Einkommen des früheren teulsch-cnglischen BisthumS zu erhöbe», da»» der BauivncS (auS Sammlungen ;u Anfang der siebziger Iabre beriührend) unv endlich der sogenannte Ierusalein-Collecten-FondS. Die daran» gebildete Stiftung soll dem CultuSminisierium unterstehen. Nachdem - hierüber vollzog ne kaiserliche Urkunde veröffentlicht ist, werden die notbwcndigen Schritte seilen» de» CaltuS-Mini- steriumS gescheben. um den inS Auge gefaßten P^an lhalsäch» lich zu verwirkliche». Erst darnach soll a» die Besetzung der leitenden Stelle in Jerusalem gegangen werken. Ei lst daher, wie verlautet, auch die F.age ganz offen aelaffen, ob ein Bischof e>»a»nl wird, oder ob dem ersten Geistlichen ein anderer Titel beigelegt wird; doch ist der Elftere schon mit Rücksicht auf die anderen in Jerusalem ver- lrelenen christliche» Consessionen da- Wahrscheinlichere. Da» neue Bistbllm bleibt äußerlich in der Gestalt einer preußischen Einrichtung; roch ist eS so gestaltet, daß alle deutschen Evanq-lischen daran Tbeil haben können und werde». DoS Nächste, waS in Jerusalem geschieht, wird die Ausnahme der iiolbivendigen Bauten sein, nämlich der Kirche nach dem Plane dcS Geh. Ober-Bauraih» Adler, eine» Pfarr hauses u»o einer Schule. Vermuthlich wird man noch im Lause dieses Iabre- damit beginnen. WaS den künstigen deutschen Bischof in Jerusalem anlangl, so werden die Namen von zwei Personen genannt, welche dafür bestimmt sein könnte», nämlich: General-Superintendent v. Traut- velter in Rudolstadt und Pastor Gräber, jetzt in Mul- beim a. v. Ruhr. Beide waren früher in Kairo als Grist- tich« thätig.
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