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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-08-31
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188908311
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890831
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890831
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Images teilweise schlecht lesbar
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-08
- Tag1889-08-31
- Monat1889-08
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 31.08.1889
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Erschein täglich früh S'/, Uhr. Xet«1i«i» »»ff Lrprffitio» I»ho,,e«aaffr 8. LPrrchKuaffrn »er Reffrrti»»: Bormittag« 10—>2 Uhr. Nochiniltag« ü—6 Uhr. eA> lt» liNSst«»« n»,ri«»«ln M»-»i«'rr» «LNl «ch »n »ick, »«-»»dt,». »«>«»«, »er f»r »», nichftf«l,ru»e N««»e, stefts««t»n I »fr rate ,, »»chent««» »t« » Utzr Nach»tti„«. «» «,»,»nn» Festt««e» fr»tz »i»Utzr Z» ffr» Uliiüen skr 2ns.-Iinoah«r: vtt, »lr««. Universitättstraße 1. Lnni« Lösche. Knthnrinenstr. 23 pan. und Kö-ig«platz 7, «ur bi« '/,L Utzr. KlWMr.TWMatt Anzeiger. Organ für Politik. LocalaeMMe. Landels- und Geschäftsverkehr— lncl. Bring bezogen 6 Ml Beleb Gebühren s (m Tagedlat. «tz»e Postbes», «tt Poftbesürdkr Inserate 6 gespaltene P Grtßrre Schnsleu laut uns. h. Dabellarischer «.Ziffernsatz nach ^ Lerlante« auter dem NedaetinnSftrich dt» ^ Zeile bO PI. vor deuFamtliennachr» die Sgespatleu» Zeile 40 Li. Juieraie sind stet- an die Expedttto« ^ lenden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prueuawenmäa oder durch Post- «achuahme. 243. Tonnagen- dm 31. August 1889. 83. Jahrgang/ Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Sonntag, den 1. September, Bormittag- nur bis «S Uhr geöffnet. LxpeüMou des l-elprlser l'LselrlLttes. Zur gefälligen Beachtung. Montag, den 2. September, wird aus Anlaß der Sedan-Feier unsere Expedition von IV Uhr ab geschloffen bleiben. Expedition des I-elprlxer ragvdluttes. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Am -katioualfesttage TeutschlanvS, Montag, den N. Erptemeber, wrrd Vormittag» v Uhr ein Dank» «ad Festgotte-dieast in der Matthäiktrche stall finde». Kür die Mitglieder der kaiserlichen, königlichen und städtischen Behörden, sowie de« Stabtverorvneleucollegmm- wrrden, soweit tbunlich, Plätze reservirt werden. Leipzig. 20. August 1889. Die Lirchen-Inspection für Leipzig. Drr G»»Pert>»tr«hr>rt. Der Rath der Stadt Leipzig. 3 v.: v. Hölscher. vr. Georg!.. Kretschmer. Börse zu Leipzig. Am Grtz«nta»e — Montag, den 8. September — bleibt die Börse geschloffen. Leipzig, den 24. August 1889. Der vörsen»orstantz, 1. Atzttzeilung. Für tze« vorfiUenden: A. ff. Dürbig. Bleyl, vörsensecretair. me-.w-u Srdaii-reier. Die hiesigen Handelsfirmen und Srwerblreibenden werden ersucht, durch Schließung ihrer Geschäft-locale om 2. September d. I. zur Feier de- Nationaiseste« deizukragen. Leipzig, den 27. August l889. Dre Handelskammer. Die Sewertzrka«mer. >. Tbieme, ftellv. Bors. D. A Oehler. Vors, vr Gens-l. S. Herzog T- Bekanntmachung. Do« Bureau der Unterzeichneten Laste bleibt Montag, den 2. September ». o., von Miiiaq« 13 Uhr ab geschlostc». Leipzig, den 30 August 1889. Die krtSkrankeiicaffe sür Leipzia und Umgegend. Albert Brockhau», Lm sitzender. Bit städtische Beallchule in Leipzig-Rendnitz wird den Lrdautag durch eine Schulfeier, welche frütz 8 Ubr beginnt, festlich begehen. Zur geneigten Tdeilnahme au derseibe» ladet im Namen de« Lehre, collegiums ehrerdietigst und ergebenst «>» Leipzig-Reudnitz, den 30. August 1889. vr. Tbeoäor Veld«, Dir. Bekanntmachung. Nachdem die Königliche Kreishauptmannschast hier den von un« unter Zustimmung der Herren Stadtverordneten wegen Befreiung der »euer» Peter»kirche und der Latherkirche von der städtischen Grundsteuer aus. gestellten Nachtrag zum OrlSilalute der Stadl Leipzig vom 20. Decrmber 1877 mit Genehmigung«-Decret veischen hat, bringen wir nachstehend« unter T den Wortlaut diese« Nach, trag« zur öffentlichen Kenntniß. Leipzig, den 26. August 1889. Str.Rea *209- Der Rath der Stadt Leipzig. 1348. vr. Georgi. Freuzel. O Nachtrag zu« OrtSstatute »er Stadt Leitzzi, dom 20. December 1877. Aus Grund von ff. 3S der revidirte» Slödle-Ordnung und ff. 9 unter b de« Regulativ« sür die Gemetndeanlagen der Stadt Leipzig werden die »eue PeierSkirche und die Lutherklrch« von städtischer Grundsteuer befreit. Leipzig, den 9. August 1889. Der Math der Stadt Lrtpzi,. Die Stadtderordurte«. <l-.S.) vr. Tköodlin. ste-L.) vr. Zenker. 3983. Henischel. Eir.-Reg. 1271. Der vorrrsichiliche Nachtrag zum Ort-staiute der Stadt Leipzig Vom 20. December 1877 wird im Einverständnisse mit dem König liche» Ministerium de« Juuer» hierdurch bestätigt und ist hierüber gegenwärtige« Decret ansaesertigt worde». Leipzig, am 13. August 1889. Söuißliche Lrei»haupt«aii»schast. VI. K6L. (ll.8.) von Ehreuftein. Bgl. Bekanntmachung. Die für Hedt»i» Pendztk au« Loboud am 82. August 1887 unter Nr. 128 vom 2. Polizei-Revier zu Görlitz und sür V-rttza Kirhl nu« Lumen bürg am 20. Lctobcr 1882 dort ausgestellien Dienstbücher find in hiesiaer Stadt abhanden gekommen. Et wird ersucht, diele Bücher im Ausfinknugdsall« anher ab» »uliesern. Leipzig, om 27. Anpust 1889. - Da« Polizei««» der St«tzt Leipzig. V. 303. ' ' » Bretschueider. Faldix. Erstatteter Anzeige «ach find die für >««« Louise »trchurr on« Hrrn,«dors „d Al«n Lin na Kerzig au« Riederhaßlau unterm 31. Mai 1886 in Gera, bez. 1. Mai IMS in Niederhaßlau aus gestellten Dieustdücher abbanden gekommen. Die Dieustbüchrr sind im Anistnbnngsfolle an un« obiuliescru. Leipzig, a« 27. August 1889. Da« P«1tzei->«t her Platzt Leipzig. v. bv«/e. Bretschueider. Ihlr. Sttner-Inschtag Mr Deckung -es Aus- »an-es -er Hau-elskammer. Di« Handelskammer Hot beschlossen, znr Deckung ihre« verwa Mn^-Anfwande«, einschließlich de« «uswande« der Börse, von den. jenige» Koufleuie» und Fabrikanten in Leipzig und im Bezirke der »«»«hanvtmannschast Leipzig, welche in Spalte ck de« Einkommen- stener-tkalafter« (Linkommei, an« Handel, Gewerbe ». s. w.) mit mindesten« 1900 eingeschötzi find, für da« laufend« Jahr einen Ete»er-8«schlag »a> »ier Pfeaat, a»f tetze Mark derjenigen Steuersätze«, wrlcher nach der in ff. 12 de« Einkommensteuergeietze« enihaltenrn kcola aus da« in Svalie <1 de« Einkommeosteuer- Katafter« eingestellle Einkommen jede« Veiirog-psticht'gen entfallen würde, mi, dem ans den IO. Peptrmtzer tz. A. anstehenden Hebe, ttrmi» erhede, za lassen, und e« wird dieser Zuschlag hiermit an«, geschrieben. Leipzig den 30. August 1889. Der Vorsitzen»« »er Hontzeiskammrik I, Gtello.r L. »tzi«»«. vr. Gensei. Der Ltrtik in London. In England, dem Lande der Selbsthilfe, ist da« Streik» wesen am beste» und zmeckiiiägiasten vrgamsirt und die Sache wird in ker R«ael von den Veranstaltern so angesaßt, dag sie auch zu», Ziele führt. Die öffentliche Meinung in London steht aus Seiten der streikenden Dockarbeiler und die Uebar- zeugung ist allgemein verbreitet, daß die Dachgesellschaften nactigebe» werde». Zwar haben die Directoren derselbe» die Lohnerhöhung aus 6 Pence für die Stunde .envgiltig" abzelehnt, aber e« wäre möglich, baß sich die Herren doch »och eine« Andern besännen. Die Zustände, welche in London durch den Streik der Dockarbeiler bcrbeigcsübrt worben sind, spotten jeder Be schreibung. Dir Dampfer habe» keine Sohlen, und ein der Lebensmittel, welche aus dem Seewege »ach London kommen, verdirbt. Eine starke Preissteigerung ist die »otliweadige Folge und die Bevölkerung macht die Dockgescllschajt,:,, sür rieie U-beIstä»de veraniwortlich. Ter Führer der Streikbewegung Burn« droht bereit« mit einen, allgemeinen Streik, und c« scheint, daß er in der Lage ist, seine 4)roh»»g wahr zu machen, denn die Setzer und die Postkutscher haben sich dem Streik angeschlosskn und andere Bcrusskreise warten »nr auf da« Zeichen, um ihrem Beispiel zu folgen. Bisher hat die Bewegung sich in den gesetzlichen Schranken gehalten und wenn sie nicht allzu lange dauert, wird sie diese Schranken auch voraussichtlich nicht überschreiten. Nach allen vorliegenden Berichte» ist der Streik eine reine Geldfrage ohne socialistische Hintergedanken. Schlagworte, wie sie im vorigen Iihr bei dem großen Streik in Pari« gebraucht wurden. Drohungen mit der socialen Revolution und mit dem Krieg der Besitzlcsen gegen die Besitzen den, Einsetzung der Commune an Stelle der Republik werden an« London nicht berichtet. Dort wolle» die Arbeiter »ur eine Lohn erhvhung durchsetzen und die einzige Frage, welche dabei in Betracht kommt, ist. wer eS am längsten auShallen kann, die Arbeitgeber oder die Arbeiter. Da« ist wenigste»« der leitende Grundgedanke, aber da die Praxis sich immer ander« gestaltet al« die Tbeorie. so trelen in, Gefolge eine» so be- venlenden Streik«, wie der Londoner ist, Ucbelfiände hervor, welche ursprünglich nicht in ver Absicht der Urheber lagen, sondern welche sich von selbst ergeben haben. Eine sehr nachahmenswerlhe Emrichlung ist die. daß die streikenden Arbeiter kein Geld d>e Hände bekommen, sonvern Anweisungen ans Lebensmittel Dadurch wird der bei großen Streik« so gefährliche W>rlhShau«befuch vermieden oder doch aus ein sehr geringe« Maß eingeschränkt. Tiotzdem sind die Truppen in den Casernen consignirt und e« sind alle Maß regeln getrosten, um etwaigen AuSichreilungen ur,t voller Wucht entgegen zu treten. Ein mächtiger Berbündeter der Streikenden sind die VerkehrSnachlheile, welche sich in gnnz London fühlbar mache», denn sie üben einen starken mora lischen Druck auf die Directoren der Dockgesellschaslen au» und die Meinung besteht, daß die Forderungen der Streiken den durchaus nicht übermäßig sind. In England liegen die Verhältnisse ganz aiider» al« im übrigen Europa, dort ist die Arbeiterbewegung schon zu einer Zeit in Fluß gekommen, al« bei uns in Deutschland »och nicht» davon zu spüren war, aber andererseits ist kort auch da« Capital mehr concentrirt und bildet dadurch eine Macht, gegen welche nur schwer anzukämpsen ist. Deshalb war auch die Eilh in London im höchsten Grade überrascht, al» die beschäftigung-losen Arbeiter vor zwei Iabren am 8. Februar in großen Masten in den Hauptstraßen der Londoner Eity erschienen und dort grobe Ausschreitungen verübten, Iuwelierläve» plünderten und die Schau senstrr zertrümmerten. Das hatte man nicht erwartet, sondern sich auf die Polizei verkästen, die aber de kanntlich damals schlecht geleitet war und darum de» Dienst versagte. Die Schwierigkeiten der damaligen Lage habe» sich wieder ausgeglichen, und der Grundsatz der Selbst' Hilfe ist auch in diesem Falle aufrecht erhalten worden aber die Besserung der Lolmvcrhältniste bat mit der Steige' rung der LebenSmitlelpreise nicht gleichen Schritt gebalten und de«balb benutzen die Londoner Arbeiter zeyt die ihnen günstige Zeitlage, um eine Lohnerhöhung ,n erzwingen Da» Ostend von London ist der Sitz der Armulb, dort fristen viele Tausend arbeitsame Mensche» ein kümmerliche« Dasein, aber da Armuth und Verbrechen regelmäßig bei sammen wohnen, so ist da« Ostend von London auch die Wohnstätte von Gesindel aller Art. Diese« macht sich die gegenwärtige Bewegung zu Nutze und raubt und stiehlt, so viel nur immer möglich. Die Polizei kann di« Arbeit nicht mehr bewältigen und die Sicherbeit in London gewinnt dadurch nicht. Ta« sind ober bauernde Zustände, die nur eine Verschärfung durch den Streik erhallen haben und welch« der Negierung nur die ^rog« in sehr dringender Form Vorleger,, ob denn der rmrdsatz der Selbsthilfe für all« Zeit- «ad Lebevlderhält- Die Februarnnruhen -ttttk sind ernst- Mah- tlel und W-g- auszusuchen, be« Jahre« 1887 und »ni, Weae auszniucur", n London haben nicht °>- B-dentnng. w-lck- man^.h.un ^z^ ch7sten i'n 2"sÄn de? Arnmth und de» Verbrechen«, zu ÄL L-^Ä"sn'.d fL^'^äst^ L^'sin^'v^üb^ Senden" SsiL L welche bei Ge- G-s-b-> welche angeblich in »Ikbr und »lehr untergraben. Die Zustände, "eAnhmt de. Streck« bervor.reten, sind ... London"'», auch in weniger schroffer Form langst vorhanden, und e. bedarf nur eine- Anstöße«, um sic b,S zur Unerlräglichllil , steiaern. Darüber g'hen Reg erung und Parlament mil »»beqreislicher Svrglvsrgkdit hinweg, sie trösten ,,ck> mck dem Gedanken, e« sei dafür gesorgt, baß d>- Battnie n>cht >n.cn Himmel wachsen, und doch liegen seit einigen 3->hren Tha fachen vor so ernster Art. Vag st- 1"»' H'nuncl schreien. Derlei!« re« Canal« sind d,e Gegner ver staatlichen Ordnung retseliger. sie führen da« Wort sociale Nevolulron stet« „» Munde, aber die Regierung verfügt trotz rhrer sonstiger, Unzulänglichkeit über die Mittet, um die Urheber von Unruhen „„ Zaume zu halte». In England reden die GesetzeSverächtcr wenig, aber sie handeln um so energischer und sind eine siel« wachsende Gefahr Ver ordnungsgemäßen staatlichen Enlwickelung. Wenn e» »ach den, Willen Gmdstone « ginge, dann käme noch die irisch- Bewegung „nt ihrem au,- lötende» Treiben hinzu, nuter Salisbury »l dieser Uebelstaiib wrnigsteu- gemildert. Aber England steht vor der Nolh- weodigkcit einer Reform von Grunv au«, wenn nicht einr« Tage« dort Alle» in Frage gestellt sei» soll. Leipzig, 31. Anglist. f Nachdem der Ungewißheit über die Reise de« Kaiser« vor. Rußland nach Kopenhagen durch eine ossicielle Meldung ein Ende gemacht worden ist, haben die Nachrichten über den Besuch de'« Zaren am Berliner Hoie für« Erste jede thaisächliche Unlcriage einaebüßt. Daß Kaiser Alexander die Absichl, dem Kaiser einen Vesuev abzustatle», überhaupt ausgegcberi habe, ist nicht richliq. In Potsdam erwartet ma» nach wie vor den Besuch de« Zaren, nlcr den Zeit punkt aber, an welchem derselbe stattsinben soll, ist inan auch jetzt noch nicht untcrncklct. Russische Blätter, die sich der Kenntniß der Intentionen bcS Kaisers rühmen, sprechen jetzt von dem Spätherbst alS dein sür den Berliner Besuch ui Aussicht genommenen Zeilpuncte, g'hen also von der Voraus setzung an», daß Kaiser Alexander, dessen Abwesenheit von St. Petersburg ans 6 Wochen berechnet ist (also bis zum 7. Oelober), die Rückreise von Kopenhagen über Berti» aiitreten werde. Der Großfürst-Thronfolger, der ja doch seine Anwesenheit bei dem am l2. September beginnenden zehntägigen Kaisermanvver in Hannover znacsagt hat, müßte alSdann die stkc.se von Kopenhagen »a>h Berlin allein an- trelen. Voraussichtlich wird Nähere- über die Absichten des Kaisers Alexander erst jetzt, nach dem Eintreffen desselben auf dänischem Boden, bekannt werden. * Obgleich die Verbandlungen zwischen Rußland und dem Batican stocken und wohl alS abgebrochen be trachtet werden könne», tauchen, wie ver „Kreuzzeilung" aus Rom bcrichlet wird, doch »och immer Melkungen auf, welche von einer bald bevorstcheudc» Wiederaufnahme der Verhand lungen wissen wollen. Es ist richtig (schreibt der Correspon- deni), daß Herr FSwolskl im Lause de« nächsten Monat« wieder hierher kommen wird; allein eS wäre vccsehlt, hieran« de» Schluß zu ziehen, daß seine Hierhcrkunft eine Wieder- ausnahmc der Verhandlungen oder gar eine den russischen Wünsche» entsprechende Wendung bringen werde. Die russische Regierung hat dem Papste schon vor einiger Zeit ein Bcr- zeichuiß von polnische» Bischöfen vorgelegt, welche sich herbci- lassen würden, die russische Sprache alS tue Kirchensprache i» >bren Diäresen einzusühren. Allein der Papst hat diesem Verzeichnisse seine Zustimmung nicht gegeben, und Personen die über die Stimmung de« Papste« unterrichtet sein können versichern, daß er diese Zustimmung auch nicht gebe» werde — Dagegen schweben jetzt Verhandlungen zwischen der» Vatica» und Frankreich wegen der «»«sührung eine« Liebling-plane« de« Papste«, nämlich der Errichtung einer Nuntiatur in Peking. Frankreich bat sich bisher geweigert, au diesen Wunsch de« Papste« einzugehen, weil c» den Schutz der Christen in China sür sich alle,» m Anspruch nimmt. E« »>iv jedoch von valicanischrr Seile BcrmiltelungSvorschläge gemacht worden, die e« crnröstichc» sollen, unlcr Schonung der sranzös,scheu Empsindtichk.it und unter Wahrung des sranzbstschen Standpuncles de» päpstlichen Wunsch der Er- süllung zuzusühren. -Au« Pari«, 29. August, wird gemeldet: Von de» vorgestern wegen der Vorgänge beim EircuS Fernando verhafteten Personen gelangten beute >7 zur Aburlheilung, die Angeklagten wurden mck Geldstrafe» oder Freihcitsstrajcn b>« zu l4täg,gem Gesängmß belegt. — Präsident Earnol wohnte „itt den Minister» Tirard, Consta,,« und Krantz beute Nachmittag dem internationalen Poinpicr-Fcste n» vinceniie- bei.' " *«u, dem gegen Boulanger und Genossen geführten Processe ging hervor, daß der Erzlchw»,cler Mondion unler Andrren. vorgeschwindelt hatte. General Gra , i'.'"" 2"' """ KrieaSplan für d 5°"!?" °"«g'°rbeitet. Diese angebliche Lbatsache sollte denn dazu beigetraqen haben, daß die Fra»- tz'^"^sch..eße..." Von Ä..7si?ch-r' Nutio.ialzntuiig- nun nachstehend- Mi«' Seite geben der «Heilungen ,u: Ebineserr zur »Vernichtung* der Franzose» in Tonkin geliefert Hab ir sollte, so bedari e« wohl keine« politischen Scharssirrire«, um oarrrr enre dreiste Lüge zu erkennen, die Mondion nur eriunden ha, um fick wichiig zu machen. Die neutrale Haltung Deutschland« ,n dem Toirkiristreite Frankreich« mit Lhroa war von einer solcher, Strenge und peinlichen Gewisserlhasligkeit, daß selbst der Gedanke em ganz absurder ist, al« hätte sich der damalige stellvertretende und heutige wirkliche Lhes de- deutschen Generalstabes auch nur einsallen lassen können, entgegen der Politik de« Fürsten Bi-marck den Lhineserr gegen die Franzosen Krieg-pläne zu liefern. Alle in perariiger R'chiuag thaisächstch gemachten Versuche de« damaligen hiesigen chinesischen Gesandten L>-Foag-Pao scheiterten an dem ebenso sreundschasllichen wie beharrlichen Hinweise der deutschen Regierung aus die Unmöglichkeit, ougestcht- der pflichtgemäßen neutralen Haltung Leutlchlaud«, dem wenn auch noch so befreundeten chinesischen Reiche ltcullch sein zu können. Wie gleichwohl Mondion dazu kommen konnte, »nt angeblich Waldersee'schen Krieg-plänen seine Panier Auftraggeber zu dupiren. dasür grebt e« für den Eingeweihten in den damaligen ihaljächiiche» Vorgängen nur eine Erklärung. Sowohl au« Deutich- land wie au- mehreren anderen eurooäischen Staaten (auch au« Belgien) war nämlich damal« bei der hiesigen chinesischen Gesandl- jchiil eine große Anzahl von vertraulichen Zuschriften eingelousen, welche zumeist von nicht activeu Milnair«, die irgend welche Vor- iheile bei be» Chinesen zu erlangen hofften, herrüiinea und welche allerüi Vorschläge und »riegspläae zur Bekämpsung der Franzosen ,n Tonk», enthielte». ES ist nu» geradezu mit apodiklsscher Ge wißheit anzunehincn, daß e« einer der in solcher Weile der Gesandt- ypsi übermittelten Vorschläge war, welcher lügenhaiter Weise von Maul»»» al« vom Grasen Waldersee verrührend hezetchart wurde. Von derlei vertraulichen Interna der hiesigen chinesischen Gesandt- chait durch Tchen-Ki-Tong Kenntniß zu erlangen, konnte Mondion »ichl schwer sollen, da dieser ja selbst behandlet, der »Secretair* lchen-Ki-Ionq'« gewesen zu sein. Wir haben inzwischen freilich leiigeftelli, daß Mondion der geheime literarische Mitarbeiter Tcheo- K -Iong'- war, weicher nunmehr seine LeriraueuStcligkelt mit seiner offenen Bloßstellung zu büßen hat. Bezüglich des angeblichen Aniheil« Mondion'« bet dem französisch- ckpnesiichen Friedensschlüsse in Pari« haben wir hier keine Kenntniß. Bekanntlich war dieser Friedeo-schluß bereu« von dem durch die unrrwartelc Niederlage der Franzosen bei Langsoa in Tonkin durch die französische Kammer plötzlich gestürzten Jule« Ferry an- gebahnt und säst bi« zur Unterzeichnung reis seinen Nachfolgern übergeben worben. Vertreter China« bei diesem Friedensschlüsse war der Repräsentant de- chinesischen Aeneral-Zollinipcclors Sir Robert Hart Mr. Campbell. Bei diesem und bei den im Unge wissen herumtappendeu französischen Regierung-mänuer» sich wichtig >u machen, konnte für dea geriebeneu Mondion kein Meister- lück sein. * DaS englische Oberhaus hat die Bill über den technische» Unterricht >n zweiter und dritter Lesung angenommen. Der Schluß der Parirmentt-Sesstou sollt« gestern Mittag erfolgen. * Mit vielem Aufwand« sittlicher Entrüstung tischten die alS Haupiorgan der Gladstoile'schenLpposllioirSiiigche bekannten Londoner „Daily NewS" dieser Tage allerhand Scdauermären von angebliche» „aruienischcn Gräueln" aus, welche ganz nach dem Muster der famose» „bulgarischen Gräuel" auS dem Iabre 1876 gearbeitet waren und den» auch nicht ermangelten, die Nerveii leichtgläubiger, empfindsam angelegter Personen iiiiicrhalb wie außerhalb Englands in sieberhastc Schwingungen zu versetzen. Es muß eure eigenartige und jedenfalls äußerst verborgene Quelle sei», au« welcher der „Grand olv man" seine Kenntniß arinciiischer Zustände bezieht, denn außer ihm weiß kein Mensch, weder in Ariirenien. noch in Kollslantluopel, »och in London etwa» von kurdischen Ausschreitungen gegen sricdliche christ liche Unlerthanen der Pforte. Wird mau aber gewahr, mil welchem Behage» sich der Glatstone'schcii Schauergeschichten alle diejenigen Blätter bemächtigen, welche zu den führenden Organen der inleriralionate» europäische» Kriegspropaganda gehören, allen voran die russische Prnslamisicn- und die tranzbsische Chauvinistciipresse — selbstverständlich gebe» auch die deuische» Blätter, welche der systematische» Oppo- stlionöinacherei huldigen, n»t behaglicher Breite uns gläubigster Miene die haarsträubenden PbantaSmagorien der „Daily NewS" ihren, P iblicuin zum Beilen —, so fällt eS m der Tdat schwer, sich dcS ArgwobnS zu erwehren, daß hier wieder einmal ein frivole« Spiel mit der ösfeiitlichen Meinung getrieben wird, lediglich zu dem Zweck, gegen die Aulorilät der Pforte zu wühlen mW Stimmung gegen jene Cabiiiele zu mache», ui deren Oriciitpolitik die möglichste Aujrechtcrhaltung der Integrität de« osm-niischen BesitziianveS vorgesehen ist. — klebrige»« sorge» die .Daily NewS" schon selber dasür. daß Niemand bmsichllich ker eigenllichcn Ab sichl ihrer armciilschen Schauermären iu Zweifel bleiben kann, indem sie daran erinnern, daß ilrrc vor dreizehn Jahren ge brachten .Enthüllungen* über Bulgarien den erste» Anstoß zur LvSlösuiig dieses Lande« vo» der ottoinanischen Herrschaft bildeten. Der Wink ist plump und deutlich genug. Wenn eS »ach den Inspiratoren der .Dailv New«* ginge, so müßte um Niid für Alineiiien ganz dasselvc gcscheben, wie seiner Zeit um uns sür Bulgarien, und zwar lieber heule als morgen. Von England »ivhesondere verlangen die .Daily New»* weiter nicht«, als daß eS dem Sultan die Pistole aus die Brust setzt und ib» .zwingt*, die Urheber der vorge- koniincnen .Gräuel* exemplarisch zu l-estrase», wie auch eine cnulic, <lü non ampliu^ turbnncko zu bestellen. Man kan» die Geschäfte der P.iiiitaivisteil kaum eifriger besorgen, als hier die Londoner .Daily NewS* eS unter dem Beifall aller dem Dreibünde abholde» Elemente in Ost und West sich gelegen sein lassen. Für diese Leule ist auch die von den .Daily New»* zu Markte gebrachte Weisheit allein berechnet: außer ihnen wird sich schwerlich ein Abnehmer sür die Rathschläg de- mehrgenanntcn OppositwttSblatle» siudcn. Zur Lage. * Berlin, 29. August. Im September werden vier Ersatz wähle» zu m preußischen Abgeordnete „Hause stattsinben. Am ll. September in Ruppiii-Tcmplin wird der conservative Canvibat Rittmeister a. D. von Quast- Ra densleben. bisher ohne Gegcncandida'.en. jedenfalls mit großer Mehrbeit gewählt. Am 19. September findet in EckartSbcrga-Sangerliansc» eine Ersatzwahl statt. Dort bc- wirbt sich für den auSgcschiedeneii, nnnmehrigen RcgierungS- präydenten Grasen Hue de GraiS (sreicons.), ein deutsch- conscrvaliver Eanribat, Riltergutbesitzer Sckreibcr-Nord hausen, um da« Mandat, von einer Gcgencandivatur bat »och nicht« verlautet. Aus de» 21. September ist die Wahl in Neusiadt'Slolzenau anbcrauml, dessen Vertreter Lanbrath ^chwartzkopsf (sreicons.) gestorben. Von coiiscrvativcr Seite lcbeint der AintSnachsolger deS Verstorbenen auch für die Mantat-nachjolge vorgeschlagen zu sein; die Welsen, welche >>> jenen, Kreise einigermaßen beachtet sein wollen, werden sh" Wahlmännerstimnie» wieder zählen lassen und mög- lichsi «,n Geschäft damit »u machen suchen. M«»«u
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