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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-09-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188909044
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18890904
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18890904
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-09
- Tag1889-09-04
- Monat1889-09
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.09.1889
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ikrföb-lnt täglich ftüh 6'/, Uhr. Kkdarllrn und grPrdttio» z,ha»,e«g»ffe 8. -prrchkondrn der Nkdactioiu BormiNag« tO—>2 Uhr. Nachmlitog« 5—6 Uhr. »»,»>,»»««»»« M.-aicr«, »»ch« tz« d» N«»»«»» »Ichr »«»mdlich. >»»atz«e »er sür tzi« n-chfts»l»e«-« Nu««er »rfti»mten Inserat» «» W<ichr»ta>r» »t» S Nhr Nach«ttt«,»» «„ Sonn- »a» Festtagen früh Uhr. 3u -rn Filialen für 3ns.-Lnuah«e: Ott» >1r»«, Uolverffiättftraß» 1. L»ut« Lösch«, Kathariarnstr. 23 part uns KöuigSplatz 7, nur bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. AbonnsmONttprslG vierteljährlich 4V> Mk. tact. Bringerloy, 5 Mk., d»rch Hk Post bezogen 6 Mk. ged« rtnzel», Nummer »0 Ps Velege«mvl«r 10 Vf. Gebühr,» für Etztrabetliarn (>» Laqedlaii-Format aesalzts «t»« Postbesörderuug SO Mk. «tt Poftbrsörderung 70 Mt. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 10 Pf. Größer« Schnstr» la»t »»s. Pret«verjeich,lß. Tadellartscher ». giffrrusatz »ach höherm Tartj. Uerlamen »Iler dem N,daeti»»öftrtch die »gespalt. Zelle 50 Ps„ vorde» Famtltenuachrtchtr» die 8gespalte»e geile 40 Ps. Iusrratr stad ftet« a» di« Erpktztts«» zo sende». — Rabatt wird »icht gegeben. Zahlung pr»«vum«r»o<1o »der d»rch Post- aachoahmr. Li7. Mittwoch dm 4. September 1889 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. PkKlMNtNMlllUNg, die Wahl vo» Wahlmänner» zar Hmrdelstkammer detr. Zu der diesjährigen Eraä»j»«g»wahl fttr die Handelskammer sind zunächst vre Wahlmänner durch Urirahl, sür welche wir Herrn Sladtrath Hugo Tcharf als Wahlvorsteher und Herrn Stodkrath Otto Meitzner als stellvertretenden Wahlvorsteher zur Leitung berufen haben, zu e> nennen. Es werke» daher alle ln Leipzig, sowie t« Bezirke -er Königlichen AmtSbauptmanuschast za Leipzig wohnhaften ttausleule und Fabrikanten, welche u. mit Uber 1900.<t Einkommen nach ß 17 ä und tz. 2t de- Einkomnienstencrgesetze- vom 2. Juli 1878 im Ort-steuerkaiaster eingcschätzt, d. 25 Jahre ait, o. nicht nach den bestehenden Gesetzen vom Stimmrechte in der Gemeinde ober in Folge der Verübung eines Verbreche»« von den staatsbürgerlichen Rechten auS» geschlossen sind, sowie d,e Verirrte, und bez. Besitzer der im Bezirke gelegenen fiskalischen und communlichen GewerbSanstalten, Eisenbahn-, Schifffahrt--, Bergwerks« und SleinbruchSunternehmungen, soweit sie den unter d. und e. angegebenen Bedingungen genügen, bez. den unter a. angegebenen Censut erreichen, ge laden, zur Ausübung ihre- Wahlrechte- und bei Verlust de» letzteren für die jetzt vorzunebmende Wahl Donnerstag, den 18. Leptember 1888 in den Stunde» vo» 9—>2 Uhr Vormittag« und 3—6 Uhr Nachmittag» in den. Wahllocal, dem Saale der alten Waage, Katharinenstraße l, 2. Stock, in Person sich einzufinve» und eine» Mil vv Namen wählbarer Personen versehenen Stimmzettel abzugeben. Zur Legitimation hinsichtlich seine« Wahlrecht» bat jeder Wählende die Quittung über Entrichtung de« zuletzt vorhergegangeneu Einkommensteuer» terminS oder ci» Zeuguiß unt rer Stadtstruer «innahme, daß er mit dem zue Lhellaahme an -er Wahl berechtigenden Einkommen veranlagt sei und oen ersten diesjährigen Termin entrichtet habe, »or- znweise«. Außerdem haben diejenigen Wähler, welche ihr Wahlrecht al« Vertreter eine« Geschäfte«, besten im Ortskataster ein getragene» Einkommen nach Z. 17 ck und § 2t de» Einkommen steuergesetzes nicht ciuSreicht, um sämmttiche Tbeilhaber al» wahlberechtigt zu betrachten, auSüben wollen, sich durch ein Zeugniß der persönlich hastenden Theilhaber de» von ihnen vertretenen Geschäfte« zu legitinnren, ebenso Vertreter juristischer Personen, bez. fiscalischer und communlicher Unternehmungen durch ein Zeugniß der Vorstände und Dienstbehviden. Wählbar sind alle Stimmberechtigteu. Leipzig, den 3l. August 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. VI. 1S72. vr. Georgi. Clauß. Vcklmntmachimg. Für de» Lieh- und Schlacktbos hierjetbst sollen Eisenguß-Arbeiten, und zwar ca. 17 000 kg Säulen und ca. 3000 Lg Fenster sowie ca. llOOOirg ander« Gegenstände an einen Unter nehmer vergeben werben. Tie Unterlagen sind gegen Zahlung von 0,75 vom Scklachlhosbaubureau im Scklachibose zu beziehen. Tie Angebote sind »ach Maßgabe der de, den Unterlagen befindlichen Vorschriften zu behandeln und bi« zum 24. September 188», Vormittags 11 Uhr, bei der Nuntiatur deS RathhauseS adzagebeu. Wir behalten uns die Auswahl unter den Bewerbern bez. die Theilung der Arbeit, sowie die Ablehnung stimmt sicher Angebote vor. Leipzig, den 31. August 1889. la 5633. Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Rüting. Vekailntmaihimg. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten vom 3. Juli d. I. haben wir beschlosten, die Ringstraße I. des sübwesilichrn Bebauungsplanes (Carl-Tauchnitz-Straße) au ihrer Strecke vom Pleißeiimühlgrabc» bi» zur Grenze zwischen den Grundstücken der Herren Kaufmann Oeißner und Eonsui Woelker nach Maßgabe de» Plane» 1. V. Xo. abznäüdern. Indem wir die» in Gemäßheit §. 22 de» Regulative», die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Slraßen betr., vom 15. November 1867, hiermit zur öffenllichen Kenntniß bringen, bemerken wir, daß gedachter Plan vier Wochen lang zu Jedermanns Einsicht auf unserem Bauamt (Adtheilung für Tiesbausachen) 2. Etage, Zimmer Nr. 14. ausgelegt ist. sowie daß Widersprüche gegen jene Abänderung innerbaib vierwöchentlichcr Frist, vom Tage de« Erscheinens dieser Bekannimachung in den „Leipziger Nachrichten" an gerechnet, bei Vermeidung de« Versäumnisse» »nv der Nickt- berücksichtigung derselben schriftlich bei uns anzubringen sind Leipzig, den 29. August 1839. Der Rath der Stadt Leipzig. Dr. Georgi, Wilisch, As Ob rbürgermeister. Id. 4254. >363. I» Gemäßheit de» tz. l der Vorschriften für die Au» sührung von Anlage» zur Benutzung der Stablwasterkunst vom 6. Februar 1888 machen wir hierdurch bekannt, daß der Klempner Herr Arauz MacijewSky, i Fa Gust. Jacob Nachf. Moritzsiraße Nr. 2, zur Uebernohme solcher Arbetcn bei un» sich angemeldrt und den Besitz der hierzu rrsorberlichen Vorrichtungen nach gewiesen hat. Leipzig, den 30. August 1839. Der Rath der Stadt Leipzi vr. Georgi. Ajplsram. X. 5225. Ausschreibung, Gchlruhrnbau tu Leutzsch »etr. Die zar Herstellung einer ca. 500 w langen Lbourohrschlraße ia der hiesigen Knch-, West, und Hohen Straße erforderlichen Ar- besten sollen an einen Unternehmer verdungen werde». Die Bedingungen für diese Arbeiten liegen im hiesigen Gemeinde amt zur Einsichtnahme au«, woselbst auch Formulare zu Kostens»« cklägen entnommen wer den könne». Die letzierea sind anöaefüllt di» spätesten« ». SeptemSer ». I., Abend» « Uhr hier einzureiche». Leutzsch, am st. September 1889. Der Ge»eiude»«rfta»d. DH. Uhlig. ver Streik in London. Der Streik der Dockarbeiter in London wird von den Streikenden mit ebenso viel Beharrlichkeit durchqesührt al» von Seilen der Arbeitgeber durch Ablehnung der Forderungen der Arbeiter erwidert. Nach fruchtlosen Verhandlungen zwischen den Dockarbeitern und den Direktoren der Dock- gesellschasten haben diese beschlossen, die Verhandlungen mit den Führern des Streik» adzubrechen und da» Weitere ab- zuwarten. Als Grund geben sie bie von BurnS und Tillet geführte drohende Sprache an, ha» ist aber offenbar nur ein Vorwand, der eigentliche Grund ist die Forderung von 6 Pence Arbeitslohn für die Stunde, welche sie nicht zuge geben wollen. Aus ihrer Seite stehen die Eigrnthümer der Ein- und Auslade-Quai-, welche die Vorschläge der Direk toren sür recht und billig erklärt haben. Dagegen hat die Jahresversammlung de» Ralhe» der Gcwerkvercine Groß britannien» einstimmig einen Beschluß gefaßt, welcher dir Forderungen der Dockarbciter für gerechtfertigt erklärt und die Gewerke im ganzen Königreich aufforbert, den Streiken den jede mögliche Gelvunterstützung zu gewähren. Diele wird den Streikenden denn auch reichlich zu tbeil. In einer Versammlung der Dockarbeiter im Hhbepark. an welcher 150 000 Personen tbeilnadmen» wurde eine beträchtliche Summe aufgebracht, und sogar au» Australien sind 3000 Psd. Sterling eingegangen. Unter diesen Umständen sind die Streikenden natürlich gutes MutheS und hatten an ihren Forderungen fest, worin sic von ihren Führern, besonder» von Burn«, bestärkt werden. Auch in Amerika geben sich Sym- v ttbien für die Streikenden kund, und der Gew-rkverein in Chicago nahm eine Resolution an, weiche den Arbeitgeber« zur Erwägung empsi-hlt, ob e» nicht vortheilhast sei. daß sie sich mit den arbeitenden Elasten über einen Minimaliohn einigten, welcher ausreichend sei, auch den Ungeschicktesten ein anständiges Leben zu sichern, sowie über Einführung eine» achtsiünvigcn Normalarbeilstage« mit regelmäßiger Beschäf tigung sür alle Arbeiter. Durch diese Resolution wird in die Londoner Streikbewegung ein Bestandlheil hineingetragen, welchen sie nicht hat und auch wahrscheinlich nicht annebmen wird. Der Streik der Dockarbkitcr ist an sich rin Streik wie alle andern, welche al» Ziel bessere Arbeitsbedingungen anstreben; der Gewerk- verein von Chcago verallgemeinert aber den Grund, gedanken de» Londoner Streiks und verlegt ihn aus den Boten des Pariser Socialisten - CongrcstcS mit Minimallohn und NormalarbeitSiag und fügt noch da« Recht aus Arbeit al» dritte Forderung hinzu. Die Eng- länder sind viel zu praktische Leute, al« daß sie sich auf der artige akademische Erörterungen einlasten sollten, wenn e» sich um eine einfache Lohnsrage handelt. Da» überlasten sie den Führern der deutschen Socialdemokraten, welche in Pari» die Bewegung sür Einführung deö NormalarbeitstageS in Fluß u bringen bemüht waren. Der Londoner Streik unler- cheidet fick nur dadurch von den Streiks aus dem euro päischen Festlande, daß er die Ernährung der Bevölkerung erschwert und die für ein Jnselvolk so außerordentlich wichtige» Koblen zu unerschwingliche» Preisen hinauffchraubt. Durch den Streik der Dockarbcilcr ist in London ein all gemein fühlbarer Nothstand erzeugt, und natürlich wird derselbe am meisten in den Bezirken empfunden, in welchen Armulh und Elend zusammenivvhnen. Da» scheinen die Dockdirectoren, welche mit Zähigkeit an dem Slunvenloh» von 5 Pence scstbalten, nicht hinreichend erwogen zu haben, sonst Härten sie die Forderung, welche allgemein al» billig an- erkannt wird, zugestanden. Tie Haltung der streikenden Arbeiter wird überall rühmend hervorgehoben, sie haben sich bisher seder Ausschreitung enthalten, und wenn Unregel mäßigkeiten vorgekommen sind, so gingen sie von anderer Seile aus, der Streik diente den Ungesetzlichkeiten nur als Deckmantel. Die Ankündigung von Vurn». daß ein allgemeiner Streik die Forderungen der Dockarbeiter unterstützen werde, scheint wenigsten» thcilweisc Gestalt zu gewinnen. Neben den Kohlen träger», Werftarbeitern, Postkutschern und Arbeitern der Biscuitsabriken haben nun auch die Schneider die Arbeit ein- gestellt und dadurch die Zahl der Feiernden nock erhöbt. Die Setzer haben sich geweigert, sich an einen» allgemeinen Streik zu betbeiligen, aber von anderen Arbciterciruppen wird keine Weigerung berichtet. Die Lage wird durch jede neue Arbeitseinstellung und durch jeden Tag, welchen der Streik der Teckarbciler dauert, bedrohlicher, weil kein Nüttel zur Hand ist, um den durch den Streik erzeugten Mißständen ab- zuhelsen. Die Zustände, welche im vergangenen Jahre durch den Streik der Erdarbeiter in Pari» hervorgcruscn wurden, reichen auch nicht entsernt a» die Schwierigkeiten heran, welche heute in London bestehen. Der äußere Unterschied besteht wesentlich darin, daß die Pariser weit größere» Lärm geschlagen haben und daß man sich in London mehr aus zähen Wicderstand beschränk!, ohne viele Worte zu machen, der Sache nach haben die Bewohner Londons allen Grund, den nächsten Tagen mit Besorgniß entgegenzuscben und alles auszubieten, um den Streik der Dockarbciter zu beenden. Wenn auch der Beschluß des Gewerkverein« in Chicago in London nickt aus srnch.baren Boden sällt. so beweist er dock, daß die Verhandlungen in Paris nicht ohne Folgen ge blieben sind. Die Bewegung sür den Minimalloh» und den achtstündigen Normalarbeiistag dehnt sich au» und wirk» weiter, und sie wird zu gelegener Z-il auch i» den Par lamenten bemerkbar werden. In dem Lande, wo die Be schlüsse des letzten SocialistencongrefleS gefaßt wurden, hat man jrtzt Wichtigere» zu thun, al- socialiftische Probleme zu erörtern und deren AuSsührung vvrzubereiten, ober der Ge danke ist in die Masten gekrackt und wird unter ihnen be- spiot'«» und weiter verbreitet. Der Londoner Streik bietet zur Verwirklichung de« Normalardcit-tage» kzme Handhabe, die Forderungen der Dockarbeiter sind ihren besonderen Be- dkrsnisten angepaßt und haben mit socialtftischen Thronen nicht» gemein. Man könnt« die Frage de» allgemeinen Streik», welche Burn» aufgeworfen hat, damit in Verbindung bringen, aber auch da« ,st rin vergebliche« Beginnen, weil der allgemeine Streik nur möglich ist, wenn alle «rbeiterkreise da» unabweisbare Bedürsniß nach Lohn- aufbesserung empfinden. Bei den meisten Arbeitergruppen ist diese Empfindung stet« leicht zu wecken, wenn auch zwingende Gründe dafür nicht vorstegen, aber die frtvole Art, in welcher die» der Gewerkverein von Cbicago thut, ver- vient die schärfste Zurückweisung. Dieser Verein verlangt, daß auch dem ungeschicktesten Arbeiter ein Minimallohn ge währt wird, der ihm ein anständige» Leben sichert. Da» heißt doch einen Preis aus di« schlechte Arbeit setzen, wenn man solche Grundsätze ausstellt. Geschicklichkeit ist zwar eme Naturanlage, aber die Ungeschicklichkeit läßt sich durch Mühe und Sorgfalt wenigsten» theilweise überwinden. Sagt man nun dem ungeschickien Arbeiter: „Du sollst durch deinen Mangel an natürlichen Fähigkeiten keinen Nachtbeil erleiden, der Arbritgeber ist verpflichtet, sür dich gerade so zu sorge», wie für feine geschicktesten Arbeiter". — so wird der unge- schickte Arbeiter darin eine Bestärkung finken, die Ungeschick lichkeit al» eine Art von Recht geltend zu machen und sich dafür bezahlen zu lasten. Damit wird aber der geschickte Arbeiter nicht einverstanden sein, wer mehr leistet, will auch eine» Vorzug vor den übrigen genießen. Damit fällt die Theorie de« Mmimallohne« in sich zusammen. * Leipzig, 4. September. * Der Personenwechsel im preußischen Finanz ministerium beschäftigt die Presse noch immer; so wird der Münchner .Allgemeinen Zeitung" au» Berlin geschrieben: Dir Berückte über einen bevorstehenden Decsouenwecksel lm Finanzministerium nehmen, soweit e« sich dabei um die Perlon de« srytaea und de« künftigen Finanzmin ster« handelt, da« Interesse der politischen Kresse nur io geringem Umfange io Anspruch, vou Bedeutung wäre der Perlouenw chiel our dann, wen» derielbr da« Ltzmptom veränderter Einschließungen der Regierung anf dem Be- btri« der Fwanzvolitik wäre. Die Tdrouredr, mit welcher die letzte Session de« preußischen Landtag« eröffnet worden ist, dal bekanntlich die Borlegung des Entwurfs eine« neuen Eiatommeosteuer- gesetzt« angekündigt, welcher dazu bestimmt sri, die bisherige Elasten- und clossificirik Einkommensteuer in eine eiaheitltche Ein kommensteuer umzugestaliro» die den mtader Begüterten ge- ,--ährten Erleichterungen z» erweitern» die Mittel z» einer .-rechteren «eranlagung de« str-er-flichtigrn Einkommen« durch Ein- suhrang einer DerlarationSpflicht zu verstärken und fernere Resormen auf dem Gebiete brr directen Sieueru vorzubereitea. E« ist zur Genüge bekannt, daß der von Herrn v. Scholz ouSgearbeitete Em- wurs an dem Einspruch de« Reichskanzler« gegen die Einführung einer Drclarationspst cht für die landwirlhschasilichen Besitzer ge- scheiten ist. Inzwischen scheint man sich auch in RegierungSkrciien der Ansicht nickt mehr zu verschließen, daß eine durckgreisende Re- iorm der direkten Steuern in Preußen erst durch Herstellung leistungsfähiger Landgemeinden und im Zusammenhang mit einer Reform der Geineinoebestkuerung auSsührvar ist. Herr v. Scholz hat bisher, wie man annahm, in Uebereinslimmung mit dem Re chs- kanzler die entgegengesetzte Auffassung vertreten. Wenn sich di se al» undurchsührbur erweist, so würde rin Personenwechsel im Finanz, m'msierium es weniger unerklärlich erscheinen lassen, baß die in der srühcren Thronrede ougeküudigir Steuerrcsorm vorläufig auigegeben wird. Lin «euer Finanzminister würbe »aturgemäß eine längere Frist sür die Borbereiiung bezüglicher Vorlagen beanspruchen. Damit würde diese Steuerreform, wenigsten« soweit die Absichten der Regierung dabei in Beiracht kommen, au« der Agitation sür die nächsten RcichslagSwahlen ausscheidea. Der Rücktritt de« Herrn v Scholz ist also, wenn auch nicht grundsätzlich, so doch thassächlich gleichuedeutend mit dem vorläufigen Verzicht aus die in der Thron, rede vom Januar 1889 angekündigte Reform der directen Steuern in Preußen. Unter diesen Umständen darf mau gespannt daraus sein, wer die Erbschaft deS bisherigen Finanzmiaister« antreten wird. * Der sogenannte Mosellandtag war wegen der Anwesenheit Sr. Majestät deS Kaiser- in den Reichslanden vertagt und auf den 5. September nach Coblenz berufen worden. Nun tagt aber vom 3. bis 6. Septbr. in Halle a. S. der IV. Allgemeine Deutsche BergmannStag, durch den die Hauptvertreter der Montanindustrie au» den NeicbSlanden und der Rheinprovinz, sowie Westfalen verhindert gewesen sein würden, dem Mosellanvtag beizuwohnen. In Würdi gung dieser Tbatsache ist daher der letztere seiten» de» Ober- Präsidiums der Rheinprovinz nochmals vertagt worden und wird voraussichtlich erst in der zweiten Hälfte de« O cto b er einderuien werden. * Gegen den schweizerischer BundeSanwalt wird nunmehr bestimmt die uitramontane Partei au» taktischen Gründen agitiren, so daß bas Zusammenbringen der 30 000 Unteischristen sür da» Referendum kaum mehr fraglich er scheint. Sogar im conservaliven Lager werden jetzt verein zelte Stimmen laut, welche an dem neuen Amte hcrumkrili» sire» und dasselbe unpopulär zu machen suchen. * Zur Lage Griechenland» wird der „Kölnischen Zeitung" auS Athen, 27. August, geschrieben: Die Lage des Ministeriums angksichls der kcetensische» Frage wird mit jedem Tage schwieriger. Duser Tage traf hier eine Londoner Depesche ein, derzusolge nach einem Aiheuer Tele gramm eiue» tiigaschen Blasse« der Sulla» bereil« olle Forderungen der Kreienser abgclekni haben sollte. Tie Depesche rief hier um l» mehr eine große Bestürzung hervor, als man weiß, daß der be treffende Berichierstailcr ein höherer Beamler ist, welcher in einem eng-n Berhälrmsse z„„i qriechiichen Ministerpräsidenten steht und gewöhnlich von diesem selbst seme Nachrichten erkält. Gerade an demselben Tage aber versicherten die regleiungssreunblichen Morgen- blässer, daß der Sulian. Ivo nicht alle, gewiß aber die meiste» Forderungen der Kreienser geiväbren würde. Das ministerielle Abend, blaii »Passage,iesia" beeilte sich zwar, die englische Nachricht als eine Mhstificaiioii darzustellen, die wohl nicht aus Athen stamme, son dern in London entstanden sei, wo man in letzter Zeit eigennützige Politik treibe. Die „Passngcnesia" ging sogar noch weiter. Sie be> douptete nämlich, der enqssickc Eonwl in Kanea Hobe sich nach ihr vorliegenden amtlichen B richien gerühmt, Schakir Pascha von jeder Nachgiebigkeit gegen die Austiandiicheit abgcbaltea zu haben, indem er ihm vorstellte, daß die Piorie nicht so leicht eine andere so günstige Gelegenheit wie die pegenwällige finden wurde, »m die Kreienser ein sür allemal zu züchtigen und uuschädlick zu machen. Allem die Ovvosiiion schenkt diesen Behauptungen des Ministeriellen Blatte« keinen Glauben. Sie will im Gegenih- l wissen, daß die Regierung, schon seit Tagen von der Ablehnung der trelenssschen For derungen durch tue griechische Geianttschost », Ännsiantinopel in Kenu:- niß geietzt, das Volk durch Berti östunge» über we zu erwartende Annahme derselbe» beruhigen möchie Nachdem sie sich aber durch da» frühzeitige Eintreffen der Londoner Develche verraiden gesehen babe, sei sie außer Fassung gerothen, und jetzt bemühe sie sich vergeblich, di" Sckuls vo» sich auf die englisch- R i rang abz, wälzen. D e griechischeNegierung habe denKreiense, » stei - > orgered-i.o, Piorleiverde ihre Forderungen aus friedliche», 2K-« gewähre«. Siz hglts dizseldea zu laugwlerigen Uulerhaidlovgeu über ihre Forderungen verleitet, welche der türkischen Regierung Zeit gaben, so viel Milibair aus Kreta zu sammela und sich jetzt, aus ihre Macht gestützt, unnach. «iebia zu zeigen. Nach den letzte» Nachrichten au» Kreta hülle iächakir Pa cha bereit« der Aborduuug der Aufständische» in Kanea miigetheilt, daß die Psorte erst dann einen Beschluß über ihre Forderungen soffen würde, wenn die Ausständischen die Waffen ntedergelegt und sich ausgelöst haben würden; insolge dessen habe die Abordnung ihr Mandat uiedergelegt und Einspruch gegen da- Ber- lwlten der türkischen Regierung erhoben. Die Ausständischen sollen alle Schuld au dieser Wendung ihrer Augelrgenhrit einzig und allein der griechischen Regierung zuschreiben. Darüber ist man nun in große Aufregung gerathen. Die Opposition nimmt mit jedem Lugen- blicke zu. D-e Ankunst de» Führer« derselben, Herrn Delyanai«, gestaltete sich vorg-steru Abend in Patra« zu eiuer uoch ule dage- wrienen Ovation für thu. Eia Lhulicher Lmpsaug erwartet tha heute Abead hier in Albe». * Der diplomatische Agent Serbien» in Sofia. Body, gab im Austrage feiner Regierung ver bulgarischen Regierung dir Versicherung, daß die Intentionen Serbien» durchaus «etliche seien, und daß die jüngsten militairischen Maßnahmen >u»schließlich zur Dnrchführuna der seit längerer Zeit be- chlossenen Reorganisation der Reserve dienen, deren Mann- chasten zu l4 tägigen Uebungen herangezozen werden sollen. * Große Regierung-Müdigkeit scheint den spanischen Finanz minister beschlichen zu haben, doch wird e» Sa gasta wohl gelingen, ihn von der AuSsührung seiner Absicht zurückzuhalten. Benancio Gonzalez hat sich einerseits durch die Erzwingung großer Ersparnisse in allen R-stört» ein Heer von Gegnern geschossen, die kein Mittel ungenützt lassen werden, ihn zu stürzen. Denn zablreiche Beamte sind in Folge der Streichungen von vielen Millionen au« dem Voranschläge für drn lvtaai»bau»halt um ihre Aemter gekommen, brodlo» geworden. Andererseits erweisen sich selbst die künstlich ausgerechneten Ersparnisse von 25 Millionen, wie die Gamacisten von vornherein behauptet haben, al» völlig unzureichend zur Herstellung de» Gleich gewicht» zwischen den Einnahmen und den Ausgaben, zur Vermeidung eine» bedeutenden Deficit». Am schlimmsten aber ist e», daß die Finanzverlegenheiten de» Staat» die Bank von Spanien und zahlreiche andere Institute in Mit leidenschaft gezogen haben, und daß der dadurch herbei- gesührle Zustand anfängt, beunruhigend zu werden. Die Ein nahmen des Staat» bleiben weil hinter den Voranschlägen zurück, von irgend welchen Ueberscküssen, durch welche den Verpflichtungen gegenüber der Bank von Spanien, der Tabakgesellschaft und anderen Gläubigern genügt werden könnte, ist somit keine Rede. Der Crrdit, dessen sich Spanien im Ausland« zu erfreuen begonnen batte, scheint aber auch bereit» im Schwinden begriffen zu sein, wenngleich die Finanz. ruppen, welche die letzten Anleihen gewährten, alle» aus- ielen, um einen den besorgnißerreaenden Zuständen ent sprechenden EourSsturz der spanischen Slaalspapiere zu ver büken. Es steht fest, daß die Bemühungen deS Finanz- ministers, eine Anleihe von einer so unbedeutenden Summe wie 20 oder 30 Millionen Peseten zu machen, bi» jetzt fruchllo» gewesen sind. Zur Deckung der lausenden Ausgaben, zur Wahrung deS falschen Schein», der durch die Höhe Ver Course der spanischen Papiere au den in« und ausländischen Börsen n erhallen gesucht wird, hat dir Bank von Spanien einer« eitS von kleinen Privatbanken unter der Hand Gelder beschafft, und sämmttiche öffentliche Lassen der Provinzen baden alle nur irgend entbehrlichen Gelber der Regierung zur Verfügung stellen müssen. Es heißt jetzt, daß Aussicht vor handen ist, in Paris und London eine kleine Anleihe zu macken. Jedenfalls ist die Lage, in der sich der Finanz- minister befindet, auch keineswegs erfreulich, und man kann eS ihm nickt verdenken, wenn er am liebsten gleich sein Porle- scuille niebcrlegen möchte. * Ter nächste Lordmahor von London, Sir Henry JsaacS, wird der dritte Bürgermeister der City sein, welcher dem jüdischen Glauben angehvrt. Die beiden früheren Lordmayors jüdischer Consesston waren Sir David SaiomonS und Sir Benjamin Phillips. * Nach einer Meldung der „Agenzia Stesani" auS Massauab wurde in ASmara die dem äußeren Fort Bet- maba, welchi-S ohne Artillerie uneinnehmbar ist, benachbarte Anhöhe besetzt und befestigt. Die Soldaten arbeiten eifrig an den Befestigungen und der Vervollständigung der Magazine und UnterkunstSstätten, um den italienischen Besitz in Amasen immer mrhr zu sichern. Mlitairisches. * Unter den militairischen Vorlage», welche dem Reichstag in seiner nächsten Tagung zugehen werden, erwartet man die Errichtung von zwei neuen General-Coinmando». Es unterliegt kaum einem Zweifel, daß eine Theilung deS XV. Armee-EorpS beabsichtigt ist, daß zur Zeit nicht weniger als 49 Bataillone Infanterie zählt, also über den gewöhn lichen Uinsang eine» Arinee-CorpS weit hinauSgeht. Da das selbe an Feld-Artillerie heute nur den geringen Bestand von 2 Regimentern zu je 9 Baterien hat, so benölhiglc dasselbe einer erheblichen Vermehrung, wozu die kürzlich gcbildelcn vritlen Ablheilnngen der älteren Feld-Artillerie-Regimenker ein geeignetes Mittel bieten. ES bedürfte bann ncch der Bildung der Stäbe von einem ArmeecorpS. einer Infanterie- Division, einer Jnsanleric- wie einer Fcld-Artillerie-Brigade. An Cavallerie besitzt das XV. ArmeecorpS eine Cavalleric« Division, an deren Theilung nicht gedacht werden darf. DaS neue XVI. ArmeecorpS müßte also aus andere Weise mit Cavalleric aiivgestattct werben. An Pionier-Bataillonen be« sieben beim XV. ArmeecorpS bereit- zwei, daS 15. lind 16. — DaS zweite der neu zu bildenden General-CcmmandoS möchten wir i» den Ost Marken deS Reiche- suchen. Nach ber Theilung der Provinz Preuße» i» die Provinzen West- und Ost-Preußen wäre tie Errichtung eines zweite» Gcneral-ComnianboS recht ansttzngt gewesen, sie unterblieb mit Rücksicht aus Rußland. Nachdem dies aber im verganaenen Jabr in den Militair« Bezirk» Wilna und Warschau je 1 ArmeecorpS neugebildet bat, kann ein solcher Grund sür tie Unterlassung nicht mehr ausschlaggebend sein — Mit der gedacklen Umbildung würde eine Truppen-Bcriiilhrung nicht beabsichtigt sein. Die oben erwähnten Artillerie-Abtheilungen zu zwei Batterien würden auS ihren bisherigen Verbänden auSscheidcn und neue Ab- tbeiluiigen zu drei Batterien daraus bervorqehe». — Alle« dies hat mit der neueren sranzöstschen Mililair-Gesetzgebung keinerlei Zusammenhang. In Frankreich wie in Italien haben die ArmeecorpS von vornh-reni eine gleichförmige Zusammen setzung erhalte»; Oesterreich-Ungarn wie Rußland haben sich einer solche» in neuerer Zeit sehr genähert. Nur Deutschland steht »a dieser Hinsicht noch vereinzelt da. würde sich ab«
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