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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-04
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910046
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891004
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891004
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-04
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 04.10.1889
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Erscheint täglich früh SV, Uhr. Kkdaliion und Lr-kditiru JohauueSgaffe 8. Lprrchstundkn drr Urdactiou: Bormittug» 10—12 Uhr. Nachmittags ö—6 Uhr. l >» t>»INnIzad« einzeiantln vt-nuicre»»« »«chtstch d>« »iedaclioa «litt «erdiiltttch. Annadme -er für »tr riSchftk«>»en»e Nummer britimuite» Inserate an Wüche»ta„ku bis L Uhr Nachmitt««-, au Lauu- uuS -efttageu srnh tzl-'/.S Uhr. 3n den Filialen für Ins.-Annahme: Ott« Rlem«. Univerfftät-straß« 1. Laut» Lösche. Katharlneustr. 23 pari. und Kö-igtplatz 7, nur bi« '/,» Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Sbonnementchprel« vierteljährlich 4V, Mk. ftrel. Vriagerlohn 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk, Jede eiazelne Nummer 90 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühre» iür Lxirabeilage» (in Tageblatt-Format gefalzti «dne Poildeiörderung SO Mk. wlt Postdesörveruug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile SO Pf. Größer« Schrisreu laut uns. PreiSverjeichaiß. tabellarischer a. Zifferusatz nach HSHerm Tarts. Lrrlamrn »»ter dem Nedactiuasstrtch die t-eipalt. ZeUebOPs„vorde»FamiUeauachrichtr» die Kgespalteue geile 40 Bf. Juierate sind stet« a» dir Expe-ttta« zu seade». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuw«r»uäo ober durch Post» aachaahme. 277. Freitag den 4. October 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Den Abmietberu städtischer Meßbuden wirb hierdurch in Erinnerung gebracht, daß die Mielbzinsen für die nächste Hauptniesse ine DorauS und zwar »och während der iaujenbrn Messe a» die Stadtcasse zu entrichten sind. Säumige Zabler gewärtigen, daß ihre derzeitigen Plätze und Buden an Andere vergeben werden, und daß sie daher rum mindesten einen Wechsel bezüglich de- Platze- und der Lude sich gefallen lasten wüsten. Leipzig, den 30. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. 1>r. Trünvlin. Hennig. BekanntmachüT Den auf dem AugustuSplatz seil hallenden Verläufern wir« hierdurch in Erinnerung gebracht, daß die Au-leaetiscbe a» den von ihnen benutzten Buben höchsten- 0,75 Meter tief fein dürfen. Verkäufer, welche dieser Vorschrift zuwider Au-lraetiscbc von größerer Tiefe benutz.», sowie Budenbrsttzer und Buden verleiher, welcher dieser Vorschrift zuwider Buben mit AuSlege- tischen von größerer Tiefe ausstellen oder ausstellen lasten, gewärtigen Geldstrafe bi» zu 60 K oder Haststrase b>» zu 14 Tagen. Außerdem lann die weitere Benutzung der Bude bi- zur Abstellung de- gerügten Uebelstandc- den Verkäufern bei gleicher Strafe untersagt werde». Leipzig, am 30. September 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Or. Trönbtin. Hennig. Bekanntmachung. Wegen vorzunehmrnten SchttußendalicS wird die KochstraHe aus der Strecke von der Harceuderg- bis zur Kaiserin Augusta- Slraße von jetzt ab bi- zur Beendigung der Arbeiten für allen unbefugten Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 3. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. IX. 677t. vr. Trönblin. Hennig. Bekanntmachung^ Zum Zwecke der Beseitigung der alten Rohrleitungen am Connewitzer Wasserwerke wird der durrh daS bonne- wttzer Hol; führende Fahrweg von der östlichen Grenze teS Wasserwerks an in der Verlängerung der Kaiserin Augusta-Straße biS zum Linienwege von Sonnabend, den S. d. MtS., ab auf etwa 8 Tage für den durchgehenden Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 3. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Trünvlin. Hennig. Bekanntmachung. Tonntag, den 6. October, findet au- Anlaß de- Meßverkehr» in ben zum Bestcllbezirk des Kaiserlichen Postamt- 1 (am Auguslu». pl-tz) geböiigen Stadtiheile» die Bestellung der Briese, Gcltzbricfe und Postaiiweisuugrn Vormittags wie an Werktagen statt. Nach mittag- rrsolgt eine Bestellung dieser Gegenstände um 2'/. Uhr in den von dem Meßverkehr haupisächlich berührten Stadttheilen. Die Packetbcstrllung wird Vormittags gleichfalls wie an Werk- tagen wnhrgenommen. Nachmittags findet innerhalb der für de» Mrßverkrhr in Betracht kommenden Siadlthkile eine Bestellung der Packele um 3V, Uhr statt. Die Schalterdienststunden werden bei dem Kaiserlichen Postamte 1 (AngustuSplah) »Sil 8 Utzr vorm. — nicht von 7 Ul>r, wie iu der Bekanntmachung vom 25. September angegeben war — tuS 7 Uhr Nachm, abgehalien. Bet deu ndriarn Postanstalten in Leipzig fiiidct ei»c Ausdehnung de» vcstellungs-ienstes und dcs Schalterdienste» nicht statt. Der Kaiserliche Ober-P«stdireet«r. Walter. Spr. Bekanntmachung. Eine Ausgabe von Siiilaflkarten zur Synagoge und Filial- synaqoge findet noch Freitag, den 4. October I88S, 11—IS Uhr Vormittags, in der Gemeinde-Kaazlei (im Synogogengebäudr, eineTrrppe doch) statt. Ebendaielbst ist das von Herrn Rabbiner vr. Goldschmidt herausgegebene Gebetbuch zu baben. Leipzig, den 1. October 1889. Ter Vorstand drr Israelitischen NrligianSgemeinde zu Leipzig. Bekanntmachung. Im Monat September gingen be> dem Unterzeichneten Vereine ein: Durch Herrn Friedensrichter Freyer hier ^l 5,00 Sühne i. S. E. L. B. /. E. Th. - 10 00 do. do. A I. H. ff. « L A. B. , . 10,00 do. do. P. N. V- C. H. L L. H. Durch Herrn ffriebenSrichter Ang. Sievert hier 3.00 Sühne i. S. A. S. '/. L. B. . 10,00 do. do. «. H L. /. I. «, «. E. . 10,00 do. do. I. E, V. H, L, . 10,00 do. do. I- L. S, V. W. S. « 1,00 Zuwendung von Frau I. T. S. ^l 59.00, vorüber hierdurch dankend quitürt wird. Leipzig, den 3. October 1889. Ter Samariter-Verein. Schnoor, Schatzmeister. von der Lalkanhalbiusel. Aus der Balkanhalbinscl drängen die verworrenen Ver- häilmste zur Entscheidung. Ein Artikel de- Wiener .Fremden- blatke«", welchen wir unfern Lesern gestern im AuSzuge mit- getheilk haben, enthält den Schlüssel der gegenwärtige,, Lage. DaS Organ deS MnisterS Grasen Kalnoky erklärt, daß die Anerkennung des Prinzen Ferdinand von Coburg als Fürst von Bulgarien nickl nur dem eigenen Sickerbe tSdecürsuiß der Türkei, sondern auch dem gleichen Bedürsniß Europas entspreche, und setzt sich dadurch in offenen Gegensatz zu Rußland, welche» die Anerkennung de- Fürste» bekanntlich barlnäckig verweigert. Die türkische Negierung hat sich biS- ber noch nicht zu einem Entschlüsse aufzuschwingen vermocht, die österreichisch-ungarische Negierung ermuntert aber die türkische Regierung, den bereit- von ihr als richtig aner kannte» Schritt au-zuführe» und stellt ibr dafür die Unter- 'itltzung und Mitwirkung der Mächte in Aussicht. Es ist längst bekannt, daß in Bulgarien ein lebhafter Drang „ach enbgiltiger Regelung deS staatsrechtlichen Ver hältnisses deS Lande- besteht, und daß für den äußersten Fall die UnabbängiqkeilScrklärung in Aussicht genommen ist. Da» .Fremdenblalt" verschweigt nicht, daß diese Erklärung weder de» Interessen der Türkei noch den Wünschen Europa» entsprechen könnte. Sogleich beim erste» Austauchen der Nackricht, daß die Unabbä»gigkeit«erklärung Bulgarien- am zweiten Jahrestage der Thronbesteigung de» Fürsten Fer dinand erfolgen werde, wurde die Ablehnung der Nachricht als einer unrichtigen mit der Bemerkung begleitet, daß der Wunsch nach Unabhängigkeit im Lande zwar rn hohem Maße bestelle, daß aber die Zeit für seine Erjüllung noch nicht ge kommen sei. Dasselbe wurde wiederholt, als die Unabhängig- keitSerklärung für den Jahrestag des Staatsstreiche- von Sofia nochmal- angeküiidigl wurde. Jetzt kennen wir die Ursache jener beiden falsche» Gerückte, e» haben damals Ber, banblungen zwischen der bulgarischen und ter türkischen Regierung über die Anerkennung de- Fürsten Ferdinand statt- aefunden, und bei dieser Gelegenheit wird auch die bulgarische Regierung erklärt haben, baß sie nicht in der Lage sei, den berechtigten Wunsch de- Volkes nach Unabhängigkeit länger zu zügeln, wenn ihm die Erfüllung de- gerechten Verlangen» nach Anerkennung de- Fürsten noch ferner versagt würde. Rußland hak vor zwei Jahren die Anerkennung de-Prinzen Ferdinand unter Hinweis auf die betreffende Bestimmung de» Berliner Frieden» abgelehnt, und eS ist mit Sicherheit a»zu- nehmen, daß diese Macht an ihren bisherigen Standpuncle mit der ihr eigenen Hartnäckigkeit sestbaltcn wird. Wenn also Bulgarien sich Angesichts dieser Zwangslage zu dem enlscheivenven Schritt der Uiiabhängigkeitserklärung entschließt, so liegt die Gefahr vor, daß Rußland dagegen Einspruch er hebt, und daß sich daraus Weiterungen entwickeln, die schließ lich zum Kruge führen können. Zur Vermeidung einer so kritischen Wendung giebt eS »ack der Auslassung der Regierung Oesterreich-Ungar»- nur da- Mittel der gesetzlichen Regelung deS staatSrcchllichcn Verhältnisses Bulgariens. Wenn die Türkei den Prinzen Ferdinand von Coburg al« Fürsten von Bulgarien aiierkennt, so übt sie damit e>» ibr zustehende» Rechl auS und Rußland könnte sich durch Vorentba"».: — dieser Anerkennung nur denftnige» Mächten gegenüber Unrecht versetzen, welche dem Beispiel der Türkei folge». Der Artikel de» Wiener „FremdenblatleS" macht eö wahrscheinlich, daß der Dreibund und England mit der Anerkennung des Prinzen Ferdinand nicht zögern würden, wenn die Türkei den ersten Schritt in dieser Angelegenheit thäte, wozu sie als LelmSmacht unzweifelhaft befugt ist, denn die be zügliche Bestimmung de« Berliner Friedens lautet: „Der Fürst wirv von der Bevölkerung frei gewählt und durch die Pforte bestätigt, mit Zustimmung der Mächte." Weder ist die Zustimmung der Pforte an die Zustimmung der Mächte gebunden, noch ist gesagt. waS geschehen soll, wenn eine oder mehrere Mächte ihre Znstinimnng versagen. AuS der Fassung der Bestimmung gebt hervor, daß die Zustimmung der Mächte als selbstverständlich angesehen wird nach Vollziehung der Wahl und Bestätigung der Pforte, denn sonst wäre ja die Wahl nicht frei und die Ausst llung deS Candidalen von der vorherigen Zustimmung der Mächte abhängig. Beschränkt ist die Wahl de- Fürsten nur insofern, als sie nicht aus ein Mitglied der regierenden Häuser der europäischen Großmächte gelenkt werben darf, im klebrigen ist die Wahl frei und die Pforte hat daS BestäligungSreckt. Wäre diese» Reckt von der Zusiimmung der Mächte abhängig, so müßte da» aus drücklich erklärt sein, ekwa durch de» Zusatz: .Ohne Zu stimmung der Mächte ist die Wabl des Fürste» und die Be stätigung der Pforte null und nichiig!" Prinz Ferdinand ist seit länger als zwei Jahren lhalsächlich Fürst von Bulgarien, obwohl ihm die Bestätigung der Türkei und der Mächte mangelt. Bestätigt ib» die Türkei, io wird dadurch seine Stellung befestigt, gleichviel ob die Mächte ihm Zustimmung erlbeilen oder nicht. Rußland hat sehr woht gewußt, weshalb eS sich gegen Len Piiiizen Ferdinand bisher ablehnend verhalte» hat. eS will in Bulgarien keine» Fürsten, sondern ein gefügiges Werkzeug haben. Damit ist aber Oesterreich-Ungar» so wenig einver standen wie England und Italien, und deshalb hat auch der russische Canvidat für den bulgarischen Thron de» Beifall dieser Mächte nicht gesunden. N»n liegt es aber offenbar im Interesse des europäischen Frieden-, die offene Wunde am Leibe Bulgariens endlich zu schließen und damit einen Zustand zu schaffen, welcher den russischen Agitationen einen Riegel vvrschiebt. Vollkommene Ruhe wird auch dadurch nickt her- aesleltt, wie das Beispiel Nuiiiäni »s lehrt, i» welchem Lande die Ränke de« russische» ConsuIS Hitrowo im vorigen Jahre fast die Entfernung deS seit 22 Jahre» dort herrschenden Fürste» und jetzigen König- herbe geführt hätten. Oesterreich-Ungarn» Politik aus ber Balkanhalbinsel ist au die u»abdäng>be und selbstständige Entwicklung der Balkan staate,i. die ruisische Politik aus deren Unterjochung gerichtet, und leider sind die Aussichten dieser Politik für die Zukunft bester al» die der Politik Oesterreich-Ungarn-. Gegenwärtig bildet Serbien den Hauptherd der russischen Agitationen aut der Balkanhalbinsel, und eS ist klar, daß der Widerstand, welchen die Königin Natalie der serbische» Regentschaft ent gegensetzt, wesentlich aus dem Rückhalt beruht, den sie an der russischen Partei in Serbien und an dem russischen Gesandten Persiani findet. Der Druck, welchen Rußland aus Serbien auSübt, war so stark, daß er ben König Milan zur Abdankung veranlaßt, wenn auch nicht geiiöthigt hat. Diese» Einfluß vermag Oesterreich-Ungarn vorläufig nicht zu entkräften, seine Wünsche und Hoffnungen sind daraus beschränkt, daß die Negenlschast sich standhaft in ibrem Widerstande gegen die ruifischen Ränke erweise» möge. Aber dazu ist nur sehr geringe Aussicht vorhanden, da schon jetzt der AnSbrnch von Unruhen befürchtet wird. Rußland verharrt allen diesen Vorgängen gegenüber in unerschütterlichem Gleichmuth. es nimmt die Miene der Tbeiiuabmlostgkeit an. handelt aber drsto entschiedener. Die Tbäiigt-it seiner Vertreter in Rumänien und Serbien, und d e Weigerung, de» Prinzen F-rkinand als Fürsten von Bul garien ailzueikcnnen. die auffallende Begünstigung Menlc- n.-gro- und die sorttauernde Truppenanbäusuna an kcr österreichischen Grenz« sind ebenso viele ernste Thatsachen, deren Bedeutung nirgend« verkannt wird. Oesterreich-Ungarn legt die Hände auch nicht in den Schooß, aber im Vergleich mrt Rußland ist seine Thätigkeil aus der Balkanhalbinsel sehr l j«ring. Leipzig, 4. Ortober. * Au» Bromberg wird da- Ableben de» conserva- tiven LaiidtagSabgeordneten Rittergutsbesitzer» Karl Schulh- karalewo gemeldet. Der Verstorbene gehörte dem Abge- «rdnetenhau» erst seit Beginn dieser Legi-laturperiode an und war im Herbst v. I. mit 328 gegen 99 nationalliberale Stimmen gewählt worden. Die bocbconservative. vom da- mal» noch activen Landrath von Orrtzen geführte Partei richtung hatte e» obgelehnt» eine- der drei Brombcrger Man date den Nationalliberale» zuzugestehen; auch drr Hinweis auf die nothweudige Einigkeit der gemäßigten Parteien bei der bevorstehenden Reick-tag-wahl batte diese» Zugestäudniß nickt zu erwirken vermocht. Die Folge war. daß auch ein großer Thril der freiconservativen Wablmänner sich gegen Herrn von Oertzen mit den Nalionalliberalen vereinigle, so baß bei der Wabl de» ersten Abgeordneten Lanvschasl«ralh Zrancke (nal.-lib.) l90 Stimmen erhielt, während Herr oon Oertzen allerdings mit 3l5 Stimmen da- Feld behaup tete. Aus der Eandivatenliste der Mittrlpartc>eu standen neben Francke »och die Namen Gohlke und Schultz. Da in dessen Francke gegen Oertzen unterlegen war, hatten di» Rationalliberalen ihren Candidalen bei der Wahl de- drillen Abgeordneten nochmal- aufgestellt, zunächst »ur, um ihre Stimmen zu zählen. AIS die weitere Folge der extremen Politik der Richtung v. Oertzen hat sich inzwischen ergebe», daß «ine mittelparteiliche Canbibatur für die nächste ReichS- tag-wahl bereit« allgemeinen Anklang findet und der bis- herige Vertreter de- Kreise». Herr OberverwaltuiigSgericbts- »alh Hohn, kaum ernstlich wieder aufgestellt werben dürste, jedenfalls nur eine sehr geringe Zahl von Stimmen erhielte. * Die Mitglieder de- vom preußischen Landerökonomie- Collegium zur Begutachtung LeS Entwurf» eine» Bürgerlichen Gesetzbuches nievergcsetzien Ausschusses werden i» diesen Tagen sich in Berlin vereinigen, uni iure Gutachten für die nächste im November stattsinvenbe Sitzung de» Collegium» vorzu bereiten und festziistellen. * Da« Eisenbahnunglück bei Stuttgart erinnert wieder einmal in überaus trauriger Weise daran, daß noch immer nicht der Artikel 43 der Neich-versassung ver wirklicht ist. wonach da» Reich dafür zu sorgen hat, daß die deutsche« Eisenbahnen jederzeit in einem die nöthige Sicher- lnit gewährenden baulichen Zustand rrbaltrn werben. Die oieien eingleisigen Hahne« in Süddeutschlaud sind geradezu polizeiwidrig und die süddeutschen Laud-lente sollten selbst am meisten darauf dringen, daß jene Bestimmung der Reich-verfassung »n eigensten Interesse der Süddeutschen end lich verwirklicht würde. * Die erste Sitzung der Kammer der bayerische» NcichSräthe wurde zu München am Mittwoch vom Bice-Präsidenten Freiherrn von Pfretzschner eröffnet; derselbe gedachte in der Eröfsuuiigsrede der Trauersälle, welche da- königliche Hau- und die Kammer der ReickSräthe seit ber letzten Tagung betrosse». Heraus folgte die Ver eidigung der neu ringelretenen Mitglieder. Die von der Regierung «„gegangenen Vorlagen wurden den betreffende» Ausschüssen überwiesen. An der Sitzung nahmen alle Prinzen de« königlichen Hause» Theil. ^ ^ * Au» allen Tbeilen Oesterreich-Ungarn» wird seit einigen Jahren viel über Neuerricbtung und Erweiterung klösterlicher Anstalten berichtet. Es steht bald zu be fürchten. daß das Weltliche neben dem Geistlichen nicht mehr Platz hat in Oesterreich und daß Zustände wie vor Kaiser Joses eintreten. Neuerdings schreibt daS gut unterrichtete .Jiin-bruckcr Tageblatt": .Nickis gedeiht in Tirol über haupt und in Jii„Sbruck insbesondere bester als daS Kloster- wesen. Die Masten-Niederlastniigen der geistlichen Personen beiderlei Geschlechts »ebinen Mit aussälliger Raschheit svwvkt a» Zahl als au Ausdehnung zu. Welcher Art die klöster liche .Armuth" ist, kann man uuschwer errathe», wenn ma» allenthalben die Niederlassungen fick erweitern, ihren Wirkungs kreis auSkehnen. ihre wirthschasttichen Liegenschasken ver mehren steht, wenn man hört, baß sie auf ein an sic ge richtetes Ansinne», von ihre», Grund und Boden etwa« zu verkaufen, sich dessen stricle weigern, und sollte eS auch einem ibrer Nachbarn noch so nothweudig und wünschenSwerth er scheine», etwa» zu bekommen, daß sie sich aber stets bereit er klären. zu ihre» Liegenschaften hinzu zu kaufe», wo sich nur Gelegenheit bietet. Wie gut e- den Innsbrucker Jesuiten geht, läßt sich daraus erkennen, daß sie, die vor 30 Jahren schlechthin keinen Uebersluß zu besitzen erklärten, seither zu ibrem Bauernhof aus der Höhe b« NalterS de» große» Zenzenhos am Anfänge deS WiPpthateS zukausten, daß sie zu ihrem großen Klostergebäudc in der UuiversitätS- und «sillgaffe in den letzten Jadreu die drei aiisloßenden Häuser erwarben, dieselben biS aus den Grund »iederrisse» und ein säst lhurmhobcS großes Haus an deren Slellc setzte,daß sie seitdem daS nächste angrenzenve HauS ebeusallS a» sich brachte», es gegenwärtig gleichsall- der Erde gleich»,eichen lasten, um ihre Niederlassung aus« Neue zu erweitern »nd daß sie bereits Versuche gemacht haben, die nebenstehenden drei Gebäude iammt großem Garte» auch noch in ihr Eigeiithui» zu de- kommen, daß somit die ganze Gaste aus der einen Seile aus schließliches Eigenlhum ber Jesuiten zu werden droht." * Die gedruckte Rede de» jungczeckische» Abg. Spindler gegen da» Bündniß Oesterreichs mit Deutschland, scmie die vo» seinen Raudniher Wählern in demselben Sinne gesaßle Resolution wurden consi»cirt. * Der galizische Lande»au»schuß ersuchte am 28. September die Stalthalterei. zur Abhilfe ver Nolhlage ber Landbevölkerung bei der Regierung eine Subvention von 900 000 fl. au» dem Staatsschätze, und zwar 300 000 fl. nicht rückzahlbar. 600 000 fl a>« unverzinsliche», in sechs Jahren zurückzuzahieudes Darlehen, sowie eine Subvention jur Straßenbaute» in de» nothleidenden Bezirke» und die Stundung ver Steuerzahlung zu erwirke». Zahlreiche Dors- gemeinde» pclitioniren um Steuernachlaß. * In der am 24. v M. in Neusohl (slowakische» Nordwestun qaru) abgehaltenei, allgemeinen Versammlung de» Lehrerverem» der hauptsächlich au« slowakischen Ge meinden bestellenden Neusohler katholischen Diöcese ist auch Bisckos Be n de erichienen u»v hal den Lehrer» »achdiück- lichst ausgetragen, aus die Schüler in entlchievel, nationalem (d. h. natürlich magyarischem) Sinne rinzuwirken und im Unterrichte der magyarischen Sprache den größten Eiser zu entwickeln. Er richtete diese Mahnung auch an dir Geist lichen. die sich zu jener Versammlung ebensall» in großer Anzahl eingefunden hatten. Er sagte dabei unter Andern,, daß derjenige Geistliche, der den ungarischen patriotischen Geist b« seinen Psarrkindern nicht wecke und fördere, der nicht ein begeisterter Apostel der ungarischen nationalen Idee e>. seinen Berus nickt ersülle und kein treuer Sohn seiner Kirche sei. Bisckos Bende spendete zugleich 24 Duralen sür diejenigen zwölf Lehrer, welche im Unterrichte der ungarischen Sprache die gcößen Erfolge ausweiscn. * Zu der Meldung von dem Uebertritte sämmtlicher Insassen der slowenischen Gemeinde Poddraga zum griechisch-orientalischen Glauben schreibt die amtliche .Laibacher Zeilung": „Wir erfahren au» verläßlicher Quelle, daß e» sich bei der dieSsälligen, allerding» vorhandenen, durch einzelne Personen wohl auch in anderer Absicht ßenährlcn Agitation zunächst um die Erzwingung der kirchlichen Lo«- trennung dieser Gemeinde von dem Vikariate St. Veit, dein se jetzt angebvrt, und um die Errichtung einer selbstständigen katholischen Seelsorge in Poddraga und damit um die Be freiung von den Leistungen der Insassen dieser Gemeinde an den Vlcar und die Kirche in St. Veit handelt, eine Absicht, die sür die Zukunft bei glücklichem AuSgange drr bezüglichen in, Zuge stehenden Verhandlungen zwar erreichbar erscheint, pro prueterilo aber an den gesetzlichen Verpflichtungen der Gemeinte gegen den Bicar von St. Beit nicht» ändern könnte. Tbatsäcklich ist in gesetzlicher Form eine Au-IrittSerklärung irgend eine» Individuum» in Poddraga nickt erfolgt, und nt es von dem gesunden Sinne der dortigen Bevölkerung zu er warten, daß die» auch nicht geschehen werde." * In Wien vorliegende Berichte au» Cauea bezeichnen die fortgesetzten Klagen der griechischen Presse Uber türkische Grausamkeiten al- gänzlich ungrrechtserligl. * AuS Madrid wird der „Frankfurter Zeitung" unterm 27. September geschrieben: Ich komme soeben vom Ministerium deS Ambern, wo der marokkaniichc Wind in den letzien Tagen völlig umgeschlogen ist; ei bläst jetzi au- der allerlrndlichsten Ecke und auch die Presse bat offenbar Ordre erhalten, die Segel uiiizusrtzeu und abzuwiegeln. Man ist hier in Madrid zu der Einsicht gekommen, daß man rrilenS keine Veranlassung habe, in der wenig reinlichen Affair« der „Miquel- lerasa" schroffe Saiien auszuziehen und ousterbcm kann HO» mit dem iLesolg der ersten Reclamalionen, welche der spanischc Mejandle in Tanger der Regierung de» LultanS überreichte, unter de» odinai- lenden Umständen durchaus zuscieden sein. Die Reclamatwn >i bezogen sich, voa einigen uniergeordneten Vorgänge» abgesehen, aus eine Mordthat in Lasa Bianca, wo eia fanatischer Maure vor einigen Woch-n eia paar spamsche Frauen erstochen hatte, und aus den Ltrandraub bei AlduceuiaS. Die Vlmwort de» SulionS lauier nun: Bezüglich der „Migael-Terasa" bade er au die Nifflobyleu Oryc» gegeben, die Mannschaft de« Schiffes und deu Eigeuthumer der Ladung sofort den spauijche» Behörden voa AlhocemaS oder Belez de la Gomera auszuliesem. und wenn die Äeiangenuadiiie ohne rechtlichen Aiund geschehen, würden die Thaiec testierst und die Betroffene» enlschädigt werden; ober wen» die Berhailung rechtlich begründet war, setzt ber Sultan voraus, daß die spamsche Regierung ihrerseits die Schuldigen zur Rechenschaft ziehen wird — zur Warnung sür die anderen Schmuggler. Der Mörder von Lasa Bianca wird hiagerichtel und die Familie der ermordeten Frauen in Geld entschädigt werden ; aber der Sultan fordert, dab auch der Spanier, welcher letzthin in Tanger »inen Mauren erschlug und sich dann unter de» Schutz des englischen Gesandten flüchtete, mit der ganze» Strenge de« Gesetze» bestraft werde, und er erwartet von der Milde uud dem Gerechtigkeit-, sinn der Königin, dob diese ihrerseits die Familie de- ermo.Velen Ntauren unterstütze. Daß die spanische Regierung mit dieser Aniwort so zufrieden ist, daß in dem gestrige» Mlnistecraih Bega de Armijo von seinen Lollegen einstimmig beglückwünscht wurde, beweist am besten, daß man hier vo» dem ansänglich beliebte», sehr hohen Pferde wieder herabgestiegen ist, beweist aber vor Allem, daß man den Weg der freundschaftliche» Erledigung de» Zwistes rückhaltlos bettele» hat. Die politischen Erwägungen, welche hierzu geführt haben, find, nach dem, was ich von bisher immer gui unterrichteter Seite erfahren habe, folgende: Man weitz in Madrid sehr genau, daß die Lösung der marokkauiichen Frage heute nicht mehr wie vor fünfzig Jahren eine spanisch.' Angelegenheit, sondern eine solche ist, die ganz Europa angehl; man fürchtet, daß der Au-brucki eines fpaniich- Mlttotkainich-n Krieges das Signal zur Theilung Marokkos würde, und man »st sicher, bei dieser Theilung schlecht soctzukommen, da — die» ist die Ansicht, welche aus dem hiesigen Auswärtigen Amt herrscht — Frankreich, Jtali>n, England und Deutschland die Gelegenheit sicherlich benutzen würde», um ihre Positionen ii» Mitielmeer und in Ser Meerenge von Gibraltar zu verstärken, beziehentlich sich solche zu in affen; ma» ist also au» Gründen der höheren Politik gegen Marokko friedlich beinahe .um jeden Prci»", und ist bestreb!, statt an Lrobeiungcn zu denken, die freundlichen Beziehungen mit der Regierung de» Sultans zum Nutzen de» ipanisien Handels und der spanische» Industrie zu culiimre», die- ui» so mehr, al» man ferner sehr genau weih, dah die Marokkaner Spanien gegenüber von einem uiiüberwiiidliche» Mißtrauen beherrscht werden und daß die Divio- inoiie der anderen Mächle i» Fez und Tanger diese- Mißtraue» geschickt benutz«, um dem spanischen Einfluß in Marokko bei jeder Gelegenheit rnlgegen zu arbeiten. * Das Ocloberyest ber „Contemporary Review" enthält einen Aussatz über „die Stellung Italiens im Drei bund e" vo» „OutivauoS". Unter dem Pseudonym verbirgt sich, wie leicht ersichtlich, Niemand anterS alS Gladstone. Nach ler Ansicht deS Verfasser- ist der Bund nicht un Stande, seine» Zweck, die Ausrechterhaltung de- Friedens, zu erzwinge», da Frankreich und Rußland jede» Augrnblick eine Gegcnliga zu gründe» vermöchte». Die Macht der beide» Ligen würde ziemlich gleich sei». Alle» würde davon abhängr», aut welche Seile England im Kriegsfälle träte. Wird England sich dein Dreibünde anschließen? Die Antwort liegt nach Gladstone's Meinung zwischen Ja und Nein. „WaS geschieht, wenn Lord Salisbury dem Dreibunde Erösjnungen geinachl bat, was, wenn Frankreich eiue» Rachekrieg beginnt? Nach Lord Salisbury'« Ansicht wäre dieser Krieg nickt nur ungerecht, sondern auch sür England wegen der freien Be nutzung deS Miltelmeer» gesährlich und eS müßte unsere Pflicht sein, Italien zur Sec zu schützen." „Was in aller Well", fragt der Arlikelschreiber, „hat Italien mit ber zwischen Deutschland und Frankreich und Oesterreich und Rußland bestehenden Rivalität zu thun? Der Beitritt Italiens zum Dreibünde ist nichts al- eine riesige Thorbeil. Sie ist aroleSk zu nennen und wäre komisch, wenn sie nicht aus Selbnvernichtung hi»auSliefe." „In weniger als 25 Jahren hat Italien seine Schuldenlast verdrrisacht, die Stenern find böber aiS selbst in England und der Bankerotl steht vor der Thür," Gladstone richtet einen Appell au die Italiener, sich nicht der llndankbarkeik gegen Frankreich schuldig zu macheu. Würbe Italien die Wisse gegen Frankreich «greise», so wäre die« einS der größten Aergerwsse, welche eS je m der Geschtchle gegeben hal. - -
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