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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-09
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910091
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891009
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891009
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
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- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-09
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 09.10.1889
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. Netaclien und Lrpedition I,honne«gasse 3. AprrchltunSrn der NrLarlioll: Vormittag« 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—3 Uhr. »», »t, «na,.»« »i«°«t»»dt»r M«nuicr>»„ «ach» »« «».cK.» »t»I »«buwli«. A»«atz»e »er f»r »te «Schftfulge,-, Ru »«er »estt«»te« Inserute ,« lkSochrntage« -t« t Uhr Nach«ttta,». au Tanu» uu» Krftta,e»IrKh -t-'/.S Uhr. 2n -rn /iliatru für 3«s.-L»nahmk: kt»« Kle««. Universstätsfiraße 1. Laut» Lösche. flatharineustr, 23 Part, und König-Platz 7, nur bi« '/,S Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnem-nt-pr-k» vierteljährlich 4>/, Mk. iuck. Vrtngerlohn 5 Mk., durch die Post bezöge» V Mk. Jede einzelue Nummer A) Ps Belegeremplar 10 Ps. Gebabrrn für Extrabeilage» si» Tageblatt-Format gesalzt > ahne Postdesörderuag öo Mk. »tt Paftbeiorderuog 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Lchristru laut uns. Preisverzeichniß. Tabellarischer u. Zifferusatz »ach HSHerm Tari>. Lrrlamen »ater dem Rrdoctionsstrich die Lqelpalt. Zelle K0P1„ vordeu ftamilteaaachrichtea die Sgespalteae Peile «0 Ps. Inserate sind stet« au die Erpröttion zu leudea. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praenmosnmcko oder durch Post- »achaahme. 28L. Mittwoch dm S. October 1889. 8L. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Bekanntmachung. Da» S. Stück de» vierjährigen Gesetz- und Ver ordnungsblatt»- silr da« Königreich Sachsen ist bei unS eingeaangen und wird biS zun» AI dS. Mt», auf dem Rathyau«saale zur Einsichtnahme öffentlich aushängen. Dasselbe enthält: Nr. 40. Verordnung, die Bestellung von Eommissarm für die ErgänzungSwablen zur II. Kammer der Slände- versammlung betreffend; vom 2V. September 1889. Leipzig, den 7. October 188V. Der Slath der Stadt Leipzig. vr Georgi. Arumbiegel. Am S. Oktober diese» Jahre» verstarb unier Armenpfleger Herr Localricht r Eduard Wilhel« Münder. Unser Armenwcsen verlirrl in >b»> einen Mann, welcher treu seine» AmleS gewarlel hat. Wir verfehlen nicht, dem nun Verewigten unseren Dank in da« Ienseit» nackzurusen für seine lreue Mithilfe an kein un» gemeinsamen Werke. Leipzig, den 8. October I8SS. Da- vrneendirectortun». > R. 896. L ubwig - Wol f. Artu». Für den Neubau der städtischen Gewerbeschule an dei Grafst- und Wächterstraße zu Leipzig sollen 1) die Dachdecker-Lrdeite«, 2) - Klempner» . und 8) » Anlage der Blttzableitnng vergeben werden. Die Unterlagen sind in nuferem Baubureau in der Grösst- und Wächterstraße gegen Zahlung von 1 zu entnehmer 18. October df». 2». Nachmittag« 5 Uhr ii und bi« zum unserem Bauamte, Hochbauvcrwaltung, Rathhau«, 2. Ober geschoß. Zimmer Nr. 5, versiegelt und mit entsprechende' Aufschrift versehen wieder abzugeben. Die Auswahl unter de« Bewerbern, sowie die Ablehnun« sLmmtlicher Gebote behalten wir un» vor. Leipzig, den «. October 1889 D ^^21. Der Rath der Stadt Leipzig. ^ vr. Georgs. Bekanntmachung. Die Entschül'digang für v,e vom IV bis mit 22. August diese» Jahre» nUhler an der ArndtstraHe, August«-- platz, Bauhvf-, Bayerischen, Brüderstrape, An der I. Bürgerschule, CaroliueuftraHe, Düsener Weg, Gliben», Emilien», Fichte-, Friedrich-, Glocken-, Goethe-, Hohe-, JablonoinSk Johanoi-gaffe, JobauntSplatz, Koch-, straffe, Körnerplatz, Kant-, König-straffe, platz, Kohlen, Kurprinz», Lcplay, Liebig, Lös- Niger-, Linden-, Moltre-, Nürnberger, PeterS- straffe, Rostplatz, Rost-, Schiller-, Sidonien-, Sophien , Stephan-. Sternwarten-, Süd-, Stein , Schenkendorf, Turner-, Thalstraffe. Ulrich»., Webergaffe, Windmühlenstraste, Windmühlen örner» Stadthau». II Etage. erhöbe» werden. Der den Quartierzettel Borweisende gilt zur Empfang nahme berechtigt. Leipzig, den 7. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. X/bl 9178. vr. Georgi. L Bekanntmachung. Bon dem Unterzeichneten Armenamtc sollen im Stadthause allhier Donnerstag, den I«. Oktober ». e., Vormittag- von N Uhr au eine Partie getragene Kleidungsstücke, Möbel, Ha«»- und Küchengerathe, Bette« und dergl. mehr meistbietend versteigert werken Leipzig, am S. Ockober 1889 Da» Armenamt. Ludwig-Wols. Iungbäbnel. OeKenttieke Hun6el8l6kran8l8lt. -tnweläuuL-n rum Lintritt« iu Sie l-«brll»>w»btk«>l»ap, »der vor noao kür äen Unterriebt Io äeu X»obmltt«U»ita»-en (3—4 UbrI Moröeu vleoatux, Leu 8., unck äUttrroob, -«> 9 October, von 1 l—12 Ubr Vormittag, eakg^pou z-e- vomwen. 4turu»bm«prslku„r: vounontag;. äsn 10. October, krtld 7 vbr. Oarl Nolkrnm, virector. Hoh-Auction -,if Zwenkauer et««t»s»rftre»ter. L»nna«env, den Ist. vcteber ds». I«, von «ormlllag» l» Uvr an sollen die bi der Harth Nr. 14 und 31 aufbereitetea 378 rm harten > «59 . wri»en / meistbietend gegen s«s«rti»e vezahln»» und unter den vor Beginn der Auktion bekannt zu iiiaibenden Bevingungen versteigert werden. Versammlung a»s dem Schlage tn Abthellung 14. Zahlstelle IM Aasthos zum „Batzrischen Hsf" tn Gaschwitz. Auskunft ertbeilt die Unterzeichnete Rcv-erverwalluag. Söni-iiche gs»rftrevirrver»altnn» Pwrnkan nutz llSnigltchr» Furttrrntamt Wnrzen, am 5 October 1889 Lomler Beißler. Das Wahlergebniß in Frankreich. In der neuen französischen Kammer sind die Republikaner durch 365, die Anhänger der Monarchie oller Schattirungen durch 211 Abgeordnete vertreten. Unter den Republikanern befinden sich nach einer Statist-I, welche da» Ministerium de» Innern am 7. Oclcber ausgestellt ha». 23« aemäß gte »nd 126 radikale R publikaner, welchen 100 Royalisten. 54 Bona- parlislen und 47 Boulangisten grgeiiilbeistehen Da« Ergebniß der Hauptwahl ist durch d,e Stichwahl«» wenig »der gar »icht vc«»dert »»rdan. dl, Kechnnug Var tzUgstri», stimmt mit den Tbatsachen fast zahlenmäßig überein, die Erwartungen der Opposition gingen auch nur um ein Geringe« über da» wirklich Erreichte hinan». Da« Verhältnis der Republikaner zur Opposition ist etwa 7 zu 4 und da» ist für die Mehrheit um so günstiger, al» die gemüßigten Republikaner etwa doppelt so stark sind al» die radikalen. TrSbalb ist auch dir Auffassung allgemein, daß ein Antrag auf VersassungSrevision nicht durchgebrn wird, weil er da« Zeichen zum Kampfe gebe« würde, während sich alle Welt nach Herstellung de» inneren Frieden« sehnt, und weil eine Verständigung Über da« Maß der Reformen doch nicht zu erzielen sein würde. Eiue überraschende Wirkung der Wahlen ist da» Entgegen kommen, welche« Arthur Meyer und Cassagnac al- Vertreter de» „Gauloi»" und der „Autorilü' der republikanischen Mehr heit zeigen. Sie verlassen den früheren Stantpunct de» uou powumu, und sprechen die Hoffnung au«, daß die Republi- kaner jetzt eine gemäßigte, conseivative und tolerante Politik einschlagen werden, für welche sie die Mitwirkung der konser vativen Rechte» in Aussicht stellen. Das klingt verdächtig unv mahnt die Republikaner zur Vorsicht, mit den Monarchisten irgendwelche Verhandlungen z» führen. Die Hoffnung der Monarchisten beruht in der Ausiechthaltung der Zwietracht unter den Republikaner», und de«l,atb machen sie den Versuch, die gemäßigte» unter denselben aus ihre Seite zu ziehen, um dadurch die radikalen zum Widerstand zu reizen. E« war bisher Grundsatz dei den Republikanern, daß Regierungsvor lagen und -Anträge nur dann al« vollwertbig angesehen wurden, wenn sie von einer republikanischen Mehrheit ange nommen wurden, und da« war die einzige Waffe, welche Ministerien gegen Verleumdungen unv Verdächtigungen im Sinne heimlichen Einverständnisse« mit den Monarchisten batte», daß sie erklärten, nur eine republikanische Mehr heit al- solche anerkennen zu wollen. In dieser Beziehung bars vorläufig keine Veränderung eintreten, wenn nicht da» Vertrauen der etnzelnen republikanischen Gruppen unter einander von vornherein untergrabe» werten soll. Der „Temp»" räth zur Versöhnung aller Bevölkerung-elassen, zur Einführung praktischer Reformen und zur Anleitung einer Politik der Ordnung und de« Frieden». Da» sind schöne Worte, aber sie entbehren des greifbaren Inhalt», sie bilden lediglich die Form, für welche der Inhalt noch zu finden ist. Verfvhnung — ja! Ader »ich! Veisöbnung von Feuer und Wasser, zwischen Cassagnac »nd Löon Sah giebt e» keine Brücke, welche die zwischen beiden liegende Kluft an-süllen könnte, und an ein Zusammengehen der Bon- langiste» mit den Republikanern >si noch weniger zu denken. Die Versöhnung kann immer nur Elenicnte umfassen, wel auf gleicher Grundlage stehen, unv diese «st bei den An« Hänger» der republikanischen und der monarchischen RegierungSsorm durchaus verschieden. Daher werden die Republikaner keinen Augenblick darüber in Zweifel sein könne», daß sie die ihnen von Cassagnac »nd Arthur Meyer entgegengestreckte Hand zurückwc sc» müssen, wenn sie lür Nnbe »nd Ortnung Sorge tragen. Auch da« Wort praktische R-sorme» bat einen schilnimeii Beigeschmack, weil c« nicht von der Revision getrennt gedacht werde» kann. Praktische Reformen im weitern Sinne sind in jedem StaalSivesen, auch in eine», gesunden, wünschenS- werlh, ja sogar vielfach unentbehrlich. um wie viel mehr in einem kranken, wir e« das französische ist. Solche Reformen sind selbstverständlich, sie bedürfe» nicht der beson deren. Erwähnung al« Program»ipnnct für die zukünftige Regierung Zur Ueberwi»innig der aegenmärtigm Schwierig keiten dielet sich nur ein wirksames M ttel dar. und da« be steht in dem Zusammengehen aller Republikaner, »nd deshalb ist der Gegensatz der gemäßigte» und der ravicalen Republi kaner der einzige, dessen Ausgleich angestrebt werde» »»iß. Solange sich diese beiden Gnivpen feindlich gegenüber sieben, ist an eine gedeihliche Entwickelung de« französischen Slaats- wesen« nicht zu denken, und damit dieser Gegensatz au«- geglichen werden kann, ist die Ablehnung jeglichen Compro- »iiiie» zwischen Republikanern unv Monarchisten erste und Hauplbedingung. Der alte Störenfried ClSmenckau wird auch tn der »eugewäblten Kammer seinen Sitz einnehmen, und dieser Wortführer wäre sicher Ver Erste, welcher die Fackel der Zwietracht entzündet, sobald auch nur der leiseste Versuch eine« Zusammengehens der gemäßigten Republikaner mit den Eonservativen gemacht würde. Wenn diese für Regierungsvorlagen stimmen wollen, so bleibt ihnen da- un benommen, aber sie müssen e» aus eigene Hand unv ohne vorherige Verabredung mit den Republikanern thun, sonst könnte die Folge nur-eine Schädigung ver republikanischen Interessen fein. Für Deutschland und für alle europäischen Staaten, welche aufrichtig den Friede» wünschen, kann ein fester Zusammen schluß aller republikanischen Abgeordneten Frankreichs der Opposition gegenüber nur wtHkominen sein, weil er da« beste Mittel ist, de» Franzosen de» Werlb des Frieden« stets gegen- wärtig zu halten. Der BoulangiSmu« ist ein Widerspruch in sich, denn er hat stet« über die Mißwirthschaft unv vie Ver schwendung der Opportunisten geklbqt, wäbrenv doch unter Boulanqer die größte Mißwirthscbafl und Verschwendung in dem von ihm geleiteten Krieg»ininisterinm geherrscht hat. Ferry beging sicher einen Fehler, al» er die ganze Kraft der Regierung aus die Durchführung de» tonkuiesischen Unter nehmen« zusammenfaßle. aber feine Energie unv sein makel loser Charakter haben Frankreich Nutzen gebracht, während Boulanger seinem Vaterlande die schwersten Schäden ver ursacht hat. Ferry ist nicht wilder gewählt worden, und er hat beschlossen, sich vom politischen Leben zurUckznz'ebrn. Daß er nicht gewählt wurde düiste weniger ei» Zeichen ve» M ß- trauen» gegen seine persönlichen Eigenschaske» sein al» gegen da- Pcincip, welche» er vertreten hat. In Löon Sah ist diese» Princip allerding» noch schärfer au»gekriickt und bereit« erheben sich Stimmen, welch« ihm die Führerschaft in der neuen Kammer zuweisen wollen E» gewinnt den Anschein, baß die Oppcrtunistenpartei durch eine Verschmelzung aller republikanischen Gruppe» ge mäßigter Anschauungen aufgesaugt werden unv daß der Ver such gemacht werben soll, ein >ür alle republikanischen Ab geordneten annehmbare- Programm a»s;usiell-n. Wenn da« aelänge, so wäre da» »in großer Gewinn sür die zukünstige Entwickelung, denn wir dürfen nicht verkennen, baß die Fran zosen dem AuSlande gegenüber stet« einig gewesen sind »no auch in Zukunft sein werden, daß aber die Zwietracht im Innern der Ausrechthaltung de« Frieden« keineswegs günstia st. In allen enlscheieenben Momenten, uelche die R publ-k de« 4- September 1870 durchaemacht hat, war di« Einigkeit der Kepudlikauer stet» de, Sech« d^ Frieden« glkrsstg. Durch diese Einigkeit ist Mac Mabon gestürzt und Gkevy auf den Präsidentenstuhl erhoben worden. Und al« e» sich vor zwei Jahren zeigte, daß Grevh nicht die Kraft besaß, die Republik gegen Personen zu schützen, welche sie ihren persönlichen Interessen oienstbar machen wollten, wurde Carnot gewählt, unter dessen Präsidentschaft sich Frankreich ermannt ha». Boulanger vo» sich abzuschütteln, ebensall» zwei dem Frieden günstige Thatsachrn. * Leipzig, 9. October. * Iu Bezug aus die neugewähllen nichtständigen Mitglieder de» ReichSversjcherungSamte» waren an der maßgebenden Stelle Zweifel entstanden, von welchem Zeitpunkte ab da» Mandat derselben in Wirksamkeit trete» sollte. Da« Unsallgesetz schreibt vor, daß die AmtSdauer der nichtständigen Mitglieder vier Jahre währen soll, die bis herigen waren aber erst im Frühjahr 1886 gewählt worden, ihr Mandat würde also erst im nächsten Jahre erlöschen. Die Wahle» hoben sich damit verzögert, weil da« Gesetz noch nicht lange in Kraft getreten war und die organische Bildung des Ganzen ein Bedürsniß zu ihrer früheren Einberufung nicht geltend machte. Nach einigen Erwägungen bat inan sich dahin entschieden, da» Mandat der Neugewählten schon vom l. October ab al» gillig anzusehen. Dieselben sind daher bereit» in Function bei den Spruchsitzunge» getreten. * Zur Frage de« Soeialistengesetze» schreibt die „Nationalliberale Correspondenz": Die Pläne der Reaierunq hiiisichilicd de« Soeialistengesetze« sind noch immer in Dunkel gehüllt. Wenn man den daiubec ver» breiteten flüchtigen Andeutungen vertrauen darf, so liegt es in der Absicht, da- gegenwärtige Brietz niil Milderungen einiger unnälhig harten Bestimmungen und mit Ersetzung einer Ne-He von Polizei- lichea Befugnissen durch solche von <8erict>i«beliörden ai« douernde« Speclalgeiep ohne Zeitbeschränkung zu str>re». Aus Ernnd so unbestimmter u o zudem noch nicht einmal verbürgter Umrisse kann man sich freilich ein Unheil noch nicht bilden. Die Regierung wird sich bei ihrem Borgehe» darauf berufen können, daß in der ganzen Erörterung de« Begenstonde», wi« sie seit Wochen in der Presse stallfindet, ein positiver und ernst zu nehmender Vorschlag »icht ausgktaucht ist, wie da« Ziel ans einem ander» und bessern Weg zu erreichen wäre. Man muß abwaiien, ob die Beihnnd- lungen de« Reichstage« in dieser Hinsicht irnchtbarcr sein werden, man mag daran aber wohl gcgründeie Zweifel hegen. Der W g gemeinrechikicher Bestimmungen dürste wobt vo» allen Serken, tue nicht mit dieser wohlseilen Phrase ihr vollständige« NichlSihun br- scdSnigen wollen, al« ungangbar »nd sür die allgemeine bürger liche Freiheit gesäkrlich aufgegeben sei». Diejenigen Parteien, die überhaupt zu einem positiven Ergebniß kommen wollen und nicht der Ansicht sind, daß man die lociaidemotratiictir Uwsturzbeweguna ruhig und ohi.e jede Abwehr ihren Weg geben lassen soll, werden sich mehr/und mehr der Ansicht zunergea, daß allerdings nur aus dem W ge eine« dauernde» Specialgeletze« da» Ziel zu erreiche» ist. Dasselbe so zu gestalten, daß e« alle trgenb möglichen Recht«, gorantien für eine gcrechie und verständige Hindhabung bietet und j>d.- misjbräuchliche Anwendung gegen Bestrebungen andere» Ar« ausgeschlossen ist. wird die Ausgabe der zu einer positive» Lösung der Frage bereiten Parteien im ReichSiag sei». * Nach dem Gesetz« über die Einführung der allge meinen LandeSverwcil tun g in ver Provinz Pose» vom 19. Mai v. I. sollie» die näheren Brstiniinungcn über die Ausführung Ver ani 1. April 1890 in Wiiksamkeit tretenden Abänderungen n»S Ergänzungen der prvvinziaistänbischcn Verwaltung durch königliche Verordnung getroste» werde», wel-bc »acli Anhörung de« Provinz,allandtage« zu erlassen ist. Damit diese Verordnung so zeitig erlassen werden kann, wir dieö im Inter-sie der Sicherung der Durchsührnng geboten erscheint, liegt cs i» der Absicht, eine Berufung de« Provinzial, landtcige« noch für die letzten Tage vieje« oder die ersten Tage des nächsten Monat« herbeizusübren * Dem Volk«- unv Fortbilvung-scbulwesen in den polnischen LandeSt heilen Preußens ist seit den, Jahre 1877, in welchem der polnische Sprachunterricht i» sämmlliche» niederen unv höheren Volksschulen der Provinzen Pose» und Westpreuße» aufgehoben wurde, ein ganz besonders lebhafte« Interesse zugewendet worden. Vom April 1886 bis October 1888 wurden in Posen 51, in Schlesien 56. i» Westpreuße» 6l und in Ostpreußen und Pommern 10 neue Scknlen gegründet. An de» 51 neuen Schulen Posen« sanken 60 Lehrer Neuaiislelliing. Außerdem wurde» i» leiden Regie rungsbezirken zusammen 54 neue Unterrichlselasie» gebilcet und 3641 Schüler neu einaeschult. Seit Oclober v. I. hat eine weitere erhebliche Vermehrung neuer Lcbrerstellen stcUtgesunven. So gelange» >m Regierungebcziik Broi»- berg mit diesem Monat alle»» 18 Lchrerst llen zur Be setzung. Hierzu kommt die Errichtung einer stattlichen Anzahl neuer zweckentsprechender Schulhäuser, zumeist aus Kosten der Regierung. Mil diesen mehr vrganisa- ivrische» Maßnahmen hielt die Hebung k-r pädagogischen Befähigung der Lehrer durch Einführung von B zirlöconfe- renze», Abhaltung methodologischer Curse und Einrichtung pädagogischer Kre,-.Lebrer-Bib>ioiheke» gleichen Schritt. Die Einsilbrung der obligatorische» Fortbildungsschule in Pose» »nd Westpreußeil vor etwa zwei Jahren wurde Anlaß zu einer gründlichen Umgestaltung ve« Zeichenunterricht« in ter Boltöschule »ach Stofs und Methode. Derselbe wird jetzt in alle» günstigeren Schulverhättuisien nach der in der Berliner Handwerker-Fortbilbung-schule gebandhabte» »nd bewährten Methode erlheilt. Da« Ziel sür i»ehrelassige Volksschulen ist die Darstellung körperlicher Gegenstände. In der Fortbildungs schule werden namentlich die praktischen Bebürsnisie der Lcor- linge berücksichtigt. Um den Zeichenunterricht in den Schulen Posen« »mzugkstallen, fanden seit 1886 alljährliche Zeichen, curse für Volksschnllehrer ans Posen und Westpreiißc» in Berlin statt. An dem diesjährigen sechwöchentlichen Zeichen- cursu« nahmen 147 Lehrer Theil, von denen einige auch anderen Provinzen angehörten. * Amtliche« Wahlrcsutiat der LandtagSersatzwabl im siebenten Wablbezirk de» Regierungsbezirk« Cassel (Mel sungen-Fritzlar): Abgegeben wnrden >m Gmz-ii 174 St., davon erhielt Franz Gleim-Melsungen (iiatlid.) SO. Con- sistorial-Präsident von Weyrauch-Cassel (co»s.) 84 St. Ersterer ist mitbin gewählt. * Der na tionalliberalr Parteitag der Provinz Schleswig-Holstein wirb am 3. November in Neu- münster tagen. * Den kampfe-muthigen Tagen de» bayerischen Katho likentage« ist. theilweise veranlaßt durch die in behaglicher Rede dom Finanzminister Riedel dorgelegte günstiae Finanz lage, eine ausfallend friedliche Stimmung aesolg». Opt misten glauben sogar weissagen zu dürfen, daß dieselbe sür die Dauer der diesjährige» Land tag» session anHailen werbe. E» ist «»er kaum anzuuehme», daß ^ nach all«, ernsten Bor sähen de« Katholikentage« ohne einen bei der Berathung de» Cultu-budgelS zu gewärtigenden Sturm aus da» Ministerium abgehen werde. Da e» an thatsächlichen Bcschwerdegründcn vollkommen mangelt, scheint die Form de» Angriffs, von dem vorsichtige Klerikale eher eine Schädigung al« eine Förderung der katholischen Dache erwarten, Schwierigkeilen zu bereite». Man mag Lerrn Lutz einige Prosessorengehälter oder wie ca» vorige Mal die Mittel zu einem Meridiankreis sür die Sternwarte streichen, so wird er darin doch schwerlich ein Mißtrauensvotum erblicken. Und sollte man mit Beschwerden wegen der Redemptoristen kommen, so wird er wahrscheinlich seine Gegner bitten, ihr« Wünsche zu einem svrmiicbt» An träge zu verdichten. Bayern kann ja au» sich heraus die Redemptoristen nicht zurückrusen, sondern höchsten» im Bundcö- ralh einen diesbezüglichen Antrag stellen. Abgesehen von jener Parieimensur, welche man anläßlich der Beralhung de» CultuSbudgel» erwartet, werden d»e höchst umfangreichen Eisenbahnvorlagen (Anlage von Doppelgleisen und C ntral- weichenstellung. Umbau mehrerer wichtiger Bahnhöfe. Ver mehrung de» Personal» und de» Fuhrpark») den wichtigsten BerathiingSgegenstand der diesjährigen Landtagssession bilden. Diese Eisenbähnvorlagen werden vor November kaum zur Beralhung komme». * Die bevorstehende Ankunft de» Zaren ist, wie eine mitunter al» osficiv» bezeichnete Berliner Correspondenz meldet, dem Auswärtigen Amte durch den BotschastSsecrelair von Knorring amtlich angezeigt worden. Ueber Tag und Stunde der Ankunft ist «Sicheres noch »icht bekannt; doch deutet da» Eintreffen einer Anzahl russischer Würdenträger in Berlin aus einen nahen Zeitpunkt. * Dir russischen Blätter haben seit einigen Tagen an- gefa»aen, sich mil der Reis« Kaiser Wilhelm'« nach Konstantinopel ernsthaft zu beschäftigen. Die „PrtcrSb. Wedom." meinen, bah man ziemlich sicher sein könne, der Einfluß Deutschland» ln den „sogenannten Kleinigkeiten der orientalische» Frage" werde durch diesen Besuch aus« Neue wachsen; die Pforte würbe den deutsche» Natbschlägen noch mehr Gebvr geben al« bisher, und man wisse ja, welche., Nutzen Bismaick'sche Nathschläge den russischen Interessen eintrügrn. Vielleicht würbe jetzt auch der alte Plan zur Ausführung kommen, die türkische Streitmacht in ein Fc:v- corps der Liga zu verwandeln »c. rc. „In Athen" — so heißt rS zum Schluß — „Wird bereit» vo» dem ungünstigen Eindruck gemeldet, den dort Vie Nachricht von der beab sichtigten Byzcmzfahrt de« Kaiser» gemacht Hab-. Do» Cabinel Trikupi« befürchte sogar feindliche Kundgebungen an die Adresse de« hoben Gaste» Griechenland» . . . ." Für Vie letztere Bemerkung geben die „Nowosti" eine ErILnterung da hin, daß „der Konstaatinopeler Besuch de» deutschen Kaisers im Orient >ni Sinne eine» klaren Beweise» dafür ausgcsaßl werde, duß der Dreibund zur Erreichung seiner Zwecke gern bereit sei. sogar mit dem Halbmond sicu auf Zugeständnisse emzulasse» und die Inleressen der Christen, die unter dem muselmännischen Joch seufzen, zu opfern". Man sieht, e« wird an de» Newa kein Mittel verschmäh!, um die mit der Konstantinopcler Reise de« Kaisers unzweifelhaft verbundene Absicht betreffs »euer Bürgschaften für den Friede» z>, ver eiteln und die öffentliche Stimmung der christlichen Bevöl kerungen gegen den Plan auszurcgcn. In wie weit die« im Orient selber mit Ersolg geschehen wird, läßt sich bei de» »»sichtbaren Gänge», Uber welche der russische E »fl»tz n» Orient verfügt, noch nicht übersehen. Zweifellos aber ist, baß alle diese Versuche unvermögend sei» werden, die ein mal gefaßten Entschließungen auch nur um Haaresbreite zu verändern. * A»S St. Petersburg, 3. October, wird ter .Schlesischen Zeitung" geschrieben: Bei unserer „Nördlichen Telegraphen.Agentur" (einem dem „Wolss'schen Vüreau" entsprechenden halbamtlich.il Jnstnuic) Hai sich ganz >lill «>n Personenwechsel vollzozen, der auch Aus- lande Beachung vertien». Der seilderige Redacteur Salmonoiviisch hat Herrn Pogienpohl we-chen müsse». Einem völlig unbekannte» ist ein rechi bekannter Name gefolgt. Herr Poggenpohl iil ter Sohn de- einstigen Redakteur« des Brüsseler „Nord", w Ich s Blau zn >ener Ze t ein unzwrifelhast ru-siiche« Organ war, lo zwar, daß der Redacteur Poggenpohl russischer Staatsbeamter war und znni Ministerium de« Aeußern zählte. Später lebte Herr Bog enpohl Baier dter in St. PeierSburg und rersuchte e«, vom Ministerium des Aeußern unterstützt, mil der Herausgabe einer fran.ösi en lilkographirlcn Eorrrsvoiidenz. die aber kein. Abonnenten iard H-rr Poggenpohl Sohn ist t,ö> «rer Postbeamier und als solcher o l >»« Ausland abcommandirt wo den, um sich mit dorligen po > lische > Einrichtungen bekannt zu mach II; er ist also auch in den brinss n.en Berliner Kreisen eine bekannte PersSnitchkeil. Der neue Ehefred clcur unserer offieiklen Telegeaphen-Ageniur ist, abgesehen davon, d.'ß er eine große Me nung von si-h Hai — Franzose von Erz,ebu»: und Gesinnung, also auch Deuischensresser. Dem enlsvrech nd hat d na auch die ibm jetzt unterstellte Telegrophen-Ag oiur e nc lcnieileas- wertbc Wandlung erfahren; sie wird nämlich nur noch vo > dr Pariser „Agence Havn« ' bedient, einige dürftige Be liner Nio- richicn kommen verspätet aus zweiter Hand. „Wolss's Telegraph Bureau" ist abgejchafst — auch da» ..Wiener Co,reipo»denz-Bur>a scheint unserer „Nordisch » Tclegraphen-Aaeniur" nch.> mehr zn lieiern. dafür machen sich sehr zw-lielhoile Wiener Svecial!e!e>, nmnie ausfällig. So wäre denn auch aus diesem G biel« jede dcutstic Be ziehung abgebrochen und die russis-ch-sranzösische Allianz an -bah i. Mil Kleinem jängi man an; eine Lelegraphen-Ageninr gel ö I ul-m einmal zu dem Kleinsten. Herr 'Lalmonownich, ein Tele raph - - beamt r. war seiner Stellung als Elnsredocieur der ..No-Lis i e i Telegrapben-Agentur" wenig gewachsen; insofern wäre irin Rucklr- l »>ch! zu bedauern, daß man aber einen Mann wie Poggenpohl zu seinem Ncchsolger wählt«, ist wohl zu bedauern. * Eine Frucht der leider neck überall herrsckenden Furcht vor Rußland unv sicker nichts weiter ist die Meldung von einer Gebietsabtretung deS Fürsten von Mon tenegro an den Zaren, welcke die Liverpooler „Post" au- London erbalten hat. Dieselbe lautet: W un rine Meldung, die unierem (dem keitiichen) Auswärtigen Amte au« Berlin zugeht, w.'dr ist, hat Rußland soe- en e wiS geihru. wa« viel Unbehagen in den Rniden des Dreibünde« verursact c» muß. E« beißt, daß der Fürst von Montenegro während feinet Besuches in Petersburg eine Vereinbarung Mit dem Zaren schloß, zusvlee welcher ein Theil der Bucht von Antivar! an Rußland abgetreten worden ist Ei e groß' Summe in taarem Eftlde wurde gezahlt und Rußland wirb unverzügl-ch dazu ichreiten, in der Bucht einen befestigten Seehase» und eia Morined pot an zulegen. Der Berliner Congreß hat da» Gebiet de« Fürsten von Montenegro nicht deshalb erweitert, damit er mit d-m Zaren Läiidcrhindcl Ire be, llebrigen« weiß mau in P t.i vbnrg »nd Cettinje ganz genau, daß England. Italien und Oesterreich keinen russischen Krieg-Hasen im Abnatischen Meere dulden »«rd««.
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