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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-20
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910200
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891020
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891020
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-20
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 20.10.1889
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Vrfebtint täqttck früh 6'/, Uhr. Redaktion und Lrpkditiou IohauneSgasje 8. Spsrchlliindrn drr Urdaction: Vormittags 10—12 Uhr. Nachmittags S—6 Uhr. Hör ti«Nli>i»ate »in»rl»nr«n ivt-nulcrtvli »echt (ich 1 «ted-cti- ' t» u,»n Nicht «crdmdiich. Aunabme der für di« «ächftkolgeud« Nummer beftiminten Inserate an Wochentage» bis 8 Uhr Nachmittags, an Sou»- und Fcsttagrn früh blS'i.v Uhr. In -rn Filialrn für Ins.-^nuahme: Otto klemm. Universilättstraße 1. Laut» Lösche, Katharineustr. 23 Part, und KönigSplas 7, nur bis '/,3 Uhr. cip)iM.TagMM Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnement»pr«r» vierteljährlich 4»/, Mk. iacl. vriugerloha 5 Mk.. durch die Post bezogen 6 Mk. Jede riazelae Stummer 20 Pi Belegexemvlor 10 Ps. Gebübrea sür Extrabeilagen (in Tageblatt Formal gesalzt, ahne Postdesörderung 60 Mk. Mit PostbesSrderung 70 Mk. Inlerate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. idrühere Schriften laut »as. PreiSverzeichniß. Tabellarischer a. Ztffernsatz nach höherm Taril. Nrclamrn unter dem RedactionSstrich di« 4<j«lpalr. Zeile 50 Ps„ vor denFamiliennachrichtin die 6geipalteue Zeile 40 Pf. Inserate stad stet« an die Erprdtttan zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praevuweramlo oder durch Post- nachuahme. 2S3. Sonntag den 20. October 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. SestrnMche Sitzung der Stadtverordneten Mittwoch, den 23. October R88V. AbendS «V- Uhr, i« Saale der vormaligen HandelSbörse, am dkaschmarkte. Tagesordnung: I. Wahl von fünf unbesoldeten Stadträthen. II. Wahlen sür den gemischten Ausschuß sür die Stadt- Verordneten-Wahlen. III. Bericht dcS GaS« und OelonomieauSschusseS über Ein legung von Gasrohren und Ausstellung von GaS- candelabern in lO verschiedenen Slraßenstrecken im Slidwesten der Stadt. IV. Beucht dcS Oekonomie- und Finanzausschüsse» über a. Ausführung baulicher Herstellungen ic. am Forstbause zu Burgaue, d. den Bau der 2. südlichen Vorstuth-- scklcuße und Verlängerung der nördlichen Vorflulh- schleuße. V. Bericht des Oekonomie-und Stiftungsausschusses über: Herstellung einer Strecke der verlängerten Brüverstraße. VI. Bericht deS Oekonomie«, StislungS- und Finanzaus schusses über: a. Ausführung von Slraßenherstellungen im Südwesten der Stadt, b. Herstellung der Moltke- straße und Arndtstraße aus deren Strecke von drr Bayerischen bis zur Lösniger Straße. VII. Beucht deS Finanzausschusses über: u. Nachverwilligung zu Conto 1 „Rathsstube" Pos. 93 des diesjährigen HauSbaltplaueS, b. Anschaffung eines GelvschrankeS . für die Siadtcasse iiub Uebcrlassung von 2 bei der Sladlcasse sreigewordenen Schränken an die MarstaüS Vermattung. VIII. Bericht des BauauSschusseS über: a Ausführung von AuSbesserungSarbeiten in der städtischen Turu- Halle, d. Ausführung von Bauarbcitcn im städtischen Lagerbose. Dckaunlmachung. Nach der von mir am heutigen Tage in Gemäßheit K. 46 de» Gesetze» vom 3. Deren, ber 1863 die Wahlen für den Landtag belr. vorgenommenen Zusammenstellung de» Ergcb nisses der am 15. dieses Monats slattgehabten Wahl eines Abgeordneten für den III. hiesigen Wahlkreis sind von 6353 abgegebenen giltigen Stimmen 4238 aus -derrn Biichbindermeisier Gustav Fritzsche allhier gefallen und ist derselbe als zum Abgeordneten dcS genannten Wahlkreises gewählt von mir proclamirt worden. Leipzig, den 18. October 1589. Der Wahlcommtffar im IH. Wahlkreise der Stadt Leipzig. Hehler. Vekannlmachimg. Hiermit bringen wir zur öffentlichen Kenntniß, daß die von un» mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten in Gemäßheit unserer Bekanntmachung vom 4. April d. I». beschlossene Feststellung ver Straßenflnchtlinien der Riebeck- straße in ihrer ganzen Länge von ber Thonberqer Flurgrenze bi« zu ihrem Ende in dem Stadtbezirk Anger-Crottendorf in Gemäßheit de» Plane» Nr. 3469, welcher vom 5. April d. I». ab vier Wochen lang öffentlich auSgelegen, unter Annahme einer Straßrnbreite von 23 m nunmehr Giltigkeit erlangt hat. nachdem ein erhobener Widerspruch abfällig beschicken worden ist und diese Bescheicung Rechtskraft erlangt hat, andere Widersprüche aber nicht erhoben, bez. wieder fallen gelassen worden sind. Leipzig, den 18. October 1889. Der Rath der Stadt Leipzig. Id 5038. Do. Gcorgi. Größel, Ass. Bekanntmachung. In ncuestcr Zeit sind wiederboll mit Brennstoffen gefüllte Luftballons, insbesondere Feuerwerk-Luftballons, hier zur Verwendung gekommen und hierbei nach ergangener Anzeige bei vcm Nieversallen derselben ans dcn benachbarten Feldfluren Getreideseimen der Gefahr der Anzündung auS- gesetzk gewesen. Es wird deshalb das bereits in unseren Bekanntmachungen vom 29. Juli 1874 und 28. August 1879 erlassene Verbot, daS Steige,»lassen von mit Brennstoffen gefüllten LufballonS, in Erinnerung gebracht und daraus hingewiesen, daß solches auch aus die FeuerwerkballonS sich erstreckt. Uebertretungen diese» Verbotes werden mit Geldstrafe bis zu 60 .6, bez. mit entsprechender Haststrafe geahndet. Leipzig, den 14. October 1889. X. 6520.89 Der Rath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Wolfram. Pekannlinachung. Nachdem die Fahrbahn der Flulhbrücke in der Plagwitzer Straße sür den Verkehr wieder frcigegebeii worden ist. wirb nunmehr unter Aufhebung unserer Bekanntmachung vom 6. Juni d. I. der Weg von der heiligen Brücke nach der ehemaligen RathSziegelei und der Fahrweg durch daS Nonnenholz für Lastfuhrwerk von heute ab wieder gesperrt. Leipzig, den 19. Oktober 1889. IX. 687 t Der Rath der Stadt Leipzig. 1)r. Georgi. Hennig. Ausschreibung. Tic H'rstelliiiig einer hölzernen Stacketerie am alten JohniiniS-FrieLhvs längs dcS TäubchenwegS soll vergeben Werde». Die Bedingungen und das Arbeitsverzrichniß könne» bei unserer Höchbauverwaltung, RathhauS, II. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5. gegen Erlegung von 0,50 entnommen, bez. »ul der Zeichnung daselbst cingcsehc» werde». T>e G bot. sind verschloss » unr mit der Auischrisl: „V iusriedigung am alten JohanniS-Friedhof" bis zu.» 2l. Ocl.bcr a cr. NacüMillagS 5 Uyr an oben- bezcickn t , Si llc poriofrei einzureiche». Ter R»ll> bebält sich die Auswahl unter dcn Bewerbern oder tie Ablehnung sämmllcher Angebote vor. Leipzig, dcn 14 October 1889. Der Rath der Stadt Leipzia. I)r. Georgi. Rüling. ^ll^tkOlk ToiinerStn,. den 84. Pctober d. A. Nach- ^>U4lll>«l» „litiags von 2 Uhr an sollen io Thanbrrg, Lchul- aaffe Nr. 11, Nutzholz, hölzcrne nutz eiserne Lauten. ,ratze tfenschirnic, Lchultasrlu. eine große Anzahl Fenster u s. w. versteigert werken. Thonberg, am 18. Oclober 1889. Her Ge«r,n»e»arftaud. Franke. Die Laiserreise nach dem Süden. Ta» deutsche Kaiserpaar ist am Donnerstag Abend nach .Monra abgereist und dort am Sonnabend Vormittag ei»« getroffen. Die Reise hat unter Glück verheißende» Umstünden begonnen, denn ber lange erwarlele, aber »»»irr wieder ver zögerte Gegenbesuch deS Kaisers Alexander hat inzwischen statkgesundcn und einen Verlauf genommen, welcher die ae- bcgten Erwartungen weit übertrisst. Die Wirklingen diese» Besuches haben sich nach allen Richtungen hm geltend gemacht und sind besonders auch in Jlatien empfunden ivorden. Daß die italienische Regierung stet» ver Woblsahrt der Balkanstaate» ihre Tbeilnahmc zugewandt hat, ist eine bekannte, bei jeder Gelegenheit beobachtete Thatsache, und CriSpi hat ihrer noch bei seiner Neve i» Palermo gedacht, aber diese Thcilnabme hat eS nicht ge« bindert, daß Kaiser Alexander bei der Galavorstellung ii» Berliner Opernhause sich mit dem italienischen Botschafter Grasen Launay, den er au- früherer Zeit keiml, sehr ange legentlich unterhalten hat. CriSpi konnte bereit» in der demokratischen Vereinigung in Palermo die erfreuliche Mil theilung machen, daß der Friede gesichert sei und diese Ge wißheit. welche jetzt aller Orten zu Tage tritt, beherrscht die europäische Lage. Es mag auch nicht überflüssig erscheinen zu erwähnen, daß der deutsche Botschafter in Pan», Gras Münster, bei dem zu Ebren der prämiirten Aussteller im Elysäe veranstalteten Ballscst sich längere Zeit sedr sreui d- schastlich mit de» Ministern Tirard »ns Cpuller u.Uer» hallen hat. AuS allen diesen kleinen, sonst nebensächlich erscheinenden Zügen läßt sich auf eine unzweifelhaft verbesserte Gesammt- iage schließe», denn unter gespannten Verhältnissen trägt alles, waS in dcn höchsten Kreisen geschieht, eine» steifen, förmlichen Charakter, der ungezwungenen undunbesangenenLebensäußerilng w rd lcin Raum gelassen, eS lastet wie Blei aus den Ge- mülhcrn. und jeder ist sroh, wenn die durch äußere Rücksichten und die Form gebotenen osficicllen Begcgnuiige» vorüber sind. Wie groß muß die inzwischen eingetrelene Veränderung sein, wen» eine so verschlossene und zurückhaltende Natur wie die de» Kaiser- Alexander sich zu «incr Kundgebung veranlaß! süblt, wie daS Glückwunschtelegramm zur 75 jährigen Jubel feier deS Kaiser-Alexanver-Garde'Greuadier-RcgimentS, wclcke- er voii Lukivigslust auS au denRegimentS-Comiuaiivcur gerichtet bat. Dari» ist ausdrücklich gesagt, daß der Kaiser sich mit be sondere», Vergnügen derfrohen Stunden erinnert, dieer im Kreils seiner Grenadiere znqebrcicht hat. Solche Worle lassen sich nicht durch c0iivcnt>onellcäiücksich:en erzwingen, sicsind der wahrcAus- druck drr Euipfindung, und man sagt sie nicht, wenn ina» vo» Groll erfüllt ist. Au der Frcvlichkeit der augenblick lichen Lage ist also nicht zu zweifeln, sie giebt sich durch Alles zu erkennen, waö alS Zeichen derselben auszusassen ist. WaS aber besonders erfreulich ist, da» sind die Beweise, daß die Besserung der Beziehungen zwischen Deutschland und Rußland auch von den beiden anderen Gliedern de» Drei blinde» u»v von dem ihnen nahe stehenden England freudig begrüßt wird. Der „Russische Invalide" verkennt die be stehenden Bcrbälliiisse vollständig, wenn er meint, daß eine Annäherniig zwischen Deutschland und Rußland in Wie» und Rom verstimmen müsse, es kommt nur daraus an, daß die Annäherung unter Bedingungen erfolgt, welche mit de» Zwecken de» Dreibundes nicht », Widerspruch stehen, und e» bedarf wohl kaum der Bebauptung, daß bieS unmöglich ist. Die Sacke liegt ja überhaupt nicht so, baß eine Verstim mung an irgend einer höchsten Stelle Uber UnauSsührbarkeit vorhandener LieblingSplüne gleich b,S zu unerträglicher Span nung und Schroffheit de» Verkehr« unker den Vertretern der belheiligten Mächte anwachsen müsse, obwohl nicht in Abrede z» stellen ist, daß eine gewisse Neigung dazu i» Rußland vor- waltete, aber schließlich scheint doch die Ueberzeugung auch dort zum Durchbruch gekommen zu sein, daß e« auch sür einen große» und mächtigen Staat Grenzen giebt, die cr nicht ohne eigenen schweren Schaden mißachten darf. Die Beziehungen zwischen Deutschland und Italien sind der Art, daß sie ebenso aus Gleichartigkeit der Interessen wie au gegenseitigem Vertrauen beruhen. Geheime Abmachungen mit Rußland, die nicht ihrem ganzen Umfange nach dcn Verbün deten mitgetheilt würde», könne» von Deutschland nicht g tröffe» werde». AIS CriSpi in der demokratischen Bereinigung zu Palermo erschien, wühle er bereit» die Grundzüge dessen, waS in Berlin geschehen war, sonst würde er nicht mit so großer Sicherheit erklärt haben, daß ber Friede keine Störung erleiden werte. Durch die inzwischen geschehene Veränderung der GesammIIagc >m Sinne der Bcsestiguug deS Frieben» erhäit der Besuch deS deutschen KaiserpaareS in Italien da» Gepräge, der so lange auf den Gemüthern lastende Tiuck hat nachgelassen und dadurch wird auch der persönliche Verkehr ver mit einander befreundeten Herrschersnmili-n beeinflußt Es ist oft gesagt und durch die Thatsache» bestätigt worden daß verwanvlschaflliche Beziehungen zwischen den Souverame» von Großmächten aus die Beziehungen der Völker nicht be stimmend «»wirken. DaS Nächstliegende Zeugniß sür die Richtigkeit diese- Satzes bildet das Verhältniß zwiicheu Deutschland und Rußland, wie eS seil einer Reihe von Jahre» bestanden hat. Ferner ist e» ohne Wirkung aus die Beziehungen zwischen Rußland unk England geblieben, daß ber Kaiser von Ruß land der Schwager de» Prinzen vonWale» ist. So ist eS denn auch klar, daß dieVcrmäblungderSchwesterKaiserWilhelm'Smildem griechische» Thronfolger die Stellung Deutschland» zu de» Verhältnissen auf der Balkanhalbinsel nicht zu verändern geeignet ist. Der deutsche Slaudpunct bleibt »u dieser Be ziehung genau derselbe, wie ihn Fürst BiSmarck vor mehreren Jahren bezeichnet hat: „Diese und andere Bewegungen aus ver Balkanhalbinsel, insbesondere in Bulgarien i»teresstren Deutschland nickt." Wenn der Berliner Friede vom l3. Juli 1878 in Betracht kommt, so wird Deutschland »ach wie vor o handln, wie eS ,bm ol» Bürge» dieser Frieden» zukommt, gleichviel ob ein Prinz von Hohenzollern über Rumänie» herrscht oder ob der griechische Thronfolger eine Schwester Kaiser Wilhelm'» zur Gemahlin hat. . - » Dagegen ist der Besuch de« deutschen Kaiser» m Konilant,- nopel nicht ganz ohne politische Bedeutung, und er drück! wenigstens so viel auS. daß zwischen Deutschland und der Türkei die sreundschafllichsten Beziehungen bestehe». Schon da» hat in Rußland «ne gewisse Bewegung verursacht, weil man dort für alle«, wa» mit der Balkanbalbinscl in Ver- bindung steht, ganz besonder» empfindlich ist. Der Sulla» Abvul Hamid würde e« vielleicht nicht ungern sehen, wen» Deutschland mit ihm in nähere Beziehungen treten wollte, eine solche Absicht liegt aber Deutschland fern und muß ihm fern liegen, wenn e» sich nicht in abenteuerliche Uiilernehmunaen «nlassen will, welche mit seiner ganzen historischen Entwickelung und mit seinen Interesse» i» unlösbaren Widerspruch stehen. Gefällig ist Preußen dem Sultan stets gewesen und wird e» ferlier lein, soweit ihm da- turch nicht irgend welche politische Verlegenheiten erwachsen können oder ihm Verpflichtungen auserlegt werden, welche einer Entwickelung Gefahren bringen könnten. Für daS Ber- liältuiß zwischen Deutschland und der Türkei ist allein der Berliner Friede maßgebend. Derselbe verbürgt zwar der Türkei nicht ihren Territorialbestand, aber durch die Fest- etzung der «»gelretenen Gebietsabtretungen der Türkei wird wenig««'» ei» Präjudiz für die Zukunst geschaffen. Mkannt- lich hat da« nickt verhindern können, baß England Egypten und Italien Massauah besetzte. « Leipzig, 20. October. * Mit Wahrnehmung der Geschäfte dcS Auswärtigen Amte» i» Abwesenheit des StaatsseerctairS und StaatS- ministerS Grasen Herbert v. Bismarck ist, wie schon wiederholt in frühere» Fällen, der Wirkliche Geheime LegationSrath v. Holstein betraut worden * Wir lesen in der „Post": Die Thaisoche, daß der Gegenbesuch des Kaiser» von Rußland voiüderg-ga »gen ist, ohne daß derselbe durch irgend euun Mißton gestört worden wäre, ist bereit» au vielen Stellen conüatiit worden. Ganz besonders Hai man auch hervorgehobea, daß der Verkehr zwischen den beiden verwandte» Herrichern offenbar ein äußerst herzlicher gewesen ist und daß die Haltung, welche Kaiser Alexander bei jeder Gelegenheit eingenommen hat, die sichere Schluß folgerung zuläßt, baß sich derselbe in Berlin sehr wohl gefühlt habe und daß sein Ausemhalt und der Empfang, der ihm hier zu Thcil geworden ist, ihn in vollstem Maße befriedigt hat. Gewisse aurländilche Zeitungen, denen jede sreuudltche Annäherung zwischen de» Herrschern von Deutschland und Rußland ein Gräuel ist, weil sie darin eine Gefahr, wen» nicht sogar eine vollständige Vernichtung ihres Lieblin^SplaneS erblicken, welcher daraus hinzielt. den iegenSreichen Frieden zu stören, dessen Europa sich erfreut und dessen alle Völker der Erde bedürfen, haben mit der sie charakter, sirer.de» Verlogenheit den Versuch gemacht, die Anwesenden des Kaisers von Rußland in Berit» in einem vollständig sallche» Lichtt zu zeigen, und ihren Lesern die Fabel ausgeiischt, der Kaiser vo» Rußland sei ernst und schweigsam durch Berlin gezogen und habe sich mir derselben eisigen Kälte, mit der er den deutschen Kaiser begrüßt, auch wieder von demselben verabschiedet, ohne auch nur iür einen Augenblick au» der strengsten Zurückhaltung herausgetrelen zu lein. Allen derariigen Lügen und Verdrehungen des wirklichen Sach- verhalt» dürste Wehl der Boden durch die Thatsache entzogen werden, daß die beiden Kaiser sich nicht getrennt habe», ohne bereits eine neue Zuiaminenkunst zu vereinbaren: Kaiser Alexander hat den Kaiser Wilhelm gebeten, den großen Manövern deizuwohnen, welche im nächste» Sommer in Rußland stattsinden werden, und unser Kaiser hat diele lreundschastlichc Einladung seines hohen Gastes »ad Verwandten ans da» Bereitwilligste angenommen ' Die „Kölnische Zeitung" erhält folgende Zuschrift: Karzin bei Lübzow in Pommern, Len 16. October 1889 Die „Kvlniichc Zeitung" hat in zwei kurz auseinander solgenden Erklärungen die angebiiche Thaliache ieststelle» zu dürsen geglaubt daß die Einladungen zu der sogenannten Wo Idersee-Ber sammlung von mir vorgenoiiimea und daß namentlich die AuSwadl der einzuladenden Personen ohne Vorwiisen „Anderer als der Einladenden" durch mich getroffen sei. — Ich weiß nicht, ob Ihrem Blatte» indem e« jener wahrheilSwidrigen Mittheilung seine Spalten öffnete, vorgeschweb» hat, welches Lickt hiereurck mit Noih. wendigkeu aus meine« penönhchen und politischen Lharokler sollen mußte Ta ich jedoch ein begreisliche« Interesse daran habe, einen begründete» Zweifel an meiner Loyalität und Trene nicht auskommen zu lassen, so sehe ich mich veranlaß,, hiermit ein sür alle Mal öffentlich anSzuiprrcken, daß jene Nachricht über meine, wie ich übrigen« gern anerkennt, sreudige uad rückhaltlose Iheilnahme an der erwähnten Vrriammlung und ihrem humanen Zwecke Wor sür Wort ersu »den ist. Ihre Gewährsmänner hoben Sie, ich lasse dahingestellt sein, ob absichtlich oder unadsichilich, getäuscht. Ich ersuche um unverkürzte Ausnahme dieser Eiklarun.i. v. Puttkamer, StaatSminifter. Dazu bemerkt die .Kölnische Zeitung": Di« .Kreuzzeitung" hat e« bekanntlich sür ritterlich gehalten, nach der Erklärung de« , Reich«.Anzeiger«" behus» Ablenkung der Ausmrrkjam'rit uad Verwirrung der öffentlichen Meinung ohne jeden sachlichen Grund die Person de« Herrn v. Puttkamer in die öffentliche Erörterung zu ziehen. Eine Zurückweisung dieses Ber- vui kelungSversuch« war nolhlvenbig, um eine Beeintracht gung der Wirkung de« Kofferworte« zu verhindern. W r stellten demnach Hst, 1, daß Herr v. Puttkamer die «»Swabl der Einzniadenden voege- nommen dabe, u^d 2) daß weder der damalige Prinz Wilhelm " ' 'deriee von drr Zuziehung Siöcker'S Kennt bige Zulchrist bestätigt den e st-n Th-'tt nnier-i noch der Gras Wal! »iß gehabi habe. Die rb Urdanptnng und bestreitet de» »weiten Tbeil verleiden in keiner W >le Wir wissen hbr wohl, daß die lorinellen Einladungen nicht von Herrn v. Puttkamer, sondern vo» einem Herrn des Hose« unterslr ed.n worden sind, der nach unterer Ueberzeugung m t der Auswah! der rinzuladenden Perionen überhaupt nia» b saßt war. Als Drr- jenige, der diele An wähl getroffen, Hai bisber in all n Kreise» ti- Übcr die Waldersce-Versammlung »nterriniiei sind, Her v. Pun» kamer gegolten. Auch da« SiScker'sch« Oram „Da« Volk" hat sich »och dieser Tage veranlaß, gesehen, folgende Mittdellung ausmnehmen: „Von durchaus sachkundiger Seite gebt uns die Mil- tbeilun» zu, daß „Da« Volk" irrlhümiich die E nlobuugen zu der erkannten Waldersee-Bersawmiung als vom Grasen Walberiee auS- gegangen angenommen hat: Minister v. Puttkamer hat damals die Einladungen vollzogen." Dir unserleit« haben auch nicht den ge- ringsten Grund, an der Loyalität und Tran deS Herrn Minister« v. Puttkamer zu zweifeln oder eine» Zweisel auskommen zu lassen. Wir haben unserseits die seste Ueberzeugung. daß Derjenige, welcher die EinIaduugSlipe zu der Walderj«. Versammlung aus. > agan- gestellt hat, die AuZwahl der einzuladeadeu Personen ausschließlich „am seiner besten Ueberzeaguna getroffen ha». Wir möchten daher die Bemerkungen in der Zuschriit de« Herrn v. Puttkamer entschieden zurückweisen, als wenn überhaupt die Möglichkeit vorltege, daß einer unserer Gewährsmänner nu« absichtlich zum Nachiheil seines periön- iichen oder politischen Lharakter« zu täuschen versucht habe. Auch wir erkenne» den »apolitischen uad humanen Zweck, den die Walberiee- Versammlung veraalaßt hat, au, und mehrere Führer der national- liberalen Partei habe» freudig niitzewirkt, diesen unpolitischen Zweck zu fördern; aber dir Zuziehung und Mitwirkung Stückrr's war allerdings geeignet, auf diese Bestrebungen ein salsches und trresüdrende« Licht zu Versen, dieselben dadurch zu beeinträchtigen und schließlich einen weitern Schaden zu stiften, den wir hier nicht weiter auSsührea wollen. * Aus Graudcnz, 17. October, wird un« geschrieben: Wie wir au» zuverlässiger Quelle erfahren, hat Herr v. Forckenbeck, der vom Vorstand de» hiesigen deulsch- reisinliigen Verein« in Aussicht genommene RcichStagS- Canvidat, «S ab ge lehnt, sür den Wahlkreis Graudenz- StraSburg zu candidiren. Man glaubt, daß Herr v. Forckenbeck nur in seinem alten schlesischen Wahlkreise Sprottau eine Candidatur übernehmen wird." * Der Vorstand der nationalliberalen Fraktion deS Reichstags sprach bei der (JeburtStagscier deS Consul« H. H. Meier-Bremen, wie breit» gemeldet, in einer Adresse eme Glückwünsche auS. Die Adresse lautet: Hochverehrter Freund und Parteigenosse! An dem seltenen Feste, welche« der heutige Tag Ihnen bringt, daß Sie in geistiger und körperlicher Frische aus eine gesegnete achtzigjährige Lebensbahn zurückbtickea können, nimmt auch die nationalliberale Frncl on de» Reichstag«, in deren Name» wir unsere herzlichsten Gtückwüniche darbringen, den innigsten Aatdeil. Möge Ihrer Familie sowie Ihren vielen treuen Freunden nah und sern und vor allem dem deutschen Vaterlande noch lange das Glück er- halten bleibe», in Ihnen einen Zeugen unserer nationalen Ent- ivick lung und Einigung nach Innen und Außen vor Augen zu haben, der von den Anfängen des Frankfurter Parlaments l iS in unsere Tage eine Zierde der deutschen Volksvertretung gewesen ist und von dessen großartigen Verdiensten um da- Emporblüben seines HeimathSstaate» das dankbare Gedächtniß niemals vcrlöschen wird. Im ganzen deutschen Baterlande dankt man ihnen all- Zeit Ihren bahnbrechenden Antheil an dem glänzenden Aufblühen der nationalen Handelsmarine, und Ihre Arbeit, in schlimmen wie guten Tagen unermüdlich, sür den Ausbau der deuischen Kriegsmacht zur See wird einer dankbaren Nachwelt unvergeßlich bleiocn. Un« gereicht e« zur ganz besoudcren Freude, in dem persönlich hochgeschätzten lieben Freunde auch den langjährigen Parteigenossen verehren und beglückwünschen zu dürfen, und wir sind überzeugt, ber Gesinnung von Tausenden Ausdruck zu geben, wenn wir den herzlichen Wunich wiederholen. daß S e uns allen noch lange bewährter Rüstigkeit und sreundlicher Zuaeigung erhalten bleiben mögen. (gez.) Der Vorstand der uationalliberaleo Fraktion de« ReichstageS. v. Beuda. vr. v. Bruaigseu. vr. Buhl. vr. v. Luny. vr. Hammacher. Hobrrcht. vr. v. Marquardsen. vr. I Miguel. Oechrlhäuser. * Bei der im 7. württembergischen Wahlkreise Calw-> Neuenburg-Nagold statlgehabtcn ReichStagSwabl erhielt LantgerichtSrath Frhr. v. Gültlingen-Sluttgart isreicons.) 7987, NcchtSanwalt Schickler (Bolkspartei) 4682 Stimmen. Der Erslere ist sonach gewählt. * Die Münchener „Allgemeine Zeitung" feiert die Orientreise beS deutschen Kaisers gelegentlich der Durchreise durch Bayern aus ta» Wärmste. Indem sie auf den Gedanke»a»SIausch de» wiedererstanbenei, Hellas mit Deutschland und aus die Jahrzehnte langen dynastischen Be ziehungen Bayern« und Griechenlands hinweist, begrüßt sie den Eheb»nd de» Kronprinzen von Griechenland als weitere Bürgschaft der Freundschaft mit Deutschland und erblickt im Besuche deS Kaiser» von Deutschland in Athen und Konstan» linopel ein neue« Zeugniß ver kaiserlichen Friedenspolitik zur Befestigung drr internationalen Beziehungen Deutschlands. » * « * Die Czechen in Böhmen suchen abermals ihre Macht und ihren Einfluß zu erweitern. Es ist ihnen nicht genug, daß sie mit Hilfe der Regierung die Handelskammer» in ilsen» ButweiS und Prag in ihre Gewalt gebracht haben. sie streben bereit» vic Errichlu» natürlich czcchitchen HanvelSlammer in l^stbkhmen mit dem Sitze in Jungbunzlau an. Am lO. October wuroe den, Präsioium >lu»a einer ganz neuen, in Ostl des böhmischen Rumpslandtagc» eine daraus abzielende Petition nebst eingehender Begründung überreicht. In der Bittschrift wird daraus hingewiesen, daß Böhmen bei 5 560 000 Einwohnern nur süns Handelskammern ha», mährend Steiermark bei 1 200 000 Einwohnern zwei, Tirol bei 805 000 Einwohner» drei und Dalmalicn bei 476 000 Seelen ebenfalls drei Handelskammern besitzt u»v die kleineren Länder, wie ttrai». Kirnten, Salzburg und Vorarlberg, wenigsten» eine Handelskanimer habe». Ferne, wird hervörgehoben. daß die HniidelSkammer- bezirke Reichenberg (l 752 000 Bewohner) und Prag (1 683 000 Bewohner) gegenüber den Bezirken Cger, Pilsen und BudwciS viel zu groß seien und daß die Czechen in der Rcichenbergcr Handelskammer, in deren Bezirke 977 000 Deutsche und 775 000 Slawen wohnen, nur ausnahmsweise und höchstens vorübergehend einen Sitz erlangten. Es ist sehr leicht möglich, daß man die Petition berücksichtigen und auS dcn Handelv- kammerbezirken Prag und Reichenberg einen neuen Bezirk Jungbunzlau ausscheiden wird, um so mebr, als dann de» Czechen einige neue LandtagSsitze absolut sicher sind. * In Oesterreich ist daS HcrrenhauSmilqlied Maxi milian Freiherr v. Gagern gestorben. Der Verstorbene, g Horen am 26. März 18i0 zn Weilburg im Hcrzogthnm Nassau, war ei» Bruder Heinrich v. Gigern'S, de» ver storbenen Präsidenten der Frankfurter Nationalversammlung vo» 1848 Er stndirte in H ikelderg. lltr-ckt uad Gölkinq-u und stand 1829-1333 in „ieveiländ schcn Staat«- und Kr a»- dieiiiie». Nach Deutschland zuruck/kedrt. bab litirtc er sich in Bonn als Piivalkocent, um über historisch-polttiiche G gen- stänve zu lest», unv trat dann in re» »..ssauisch-» S>aaIS- kienst. 1848 Von einem n.issanisch-i, Bez rk in die Frank furter Nattm atversoinnilung gewählt, schloß cr sich dort der Partei seine» Bruder- H l»,>ch a» »nv war einer der Ver trauensmänner, welche die sogenannte Siebzehner-Bersassung auSardclteten. Bei ber Bildung deS ersten ReichSministkriumS wurde er Unterstaatssecretair im Ministerium deS A ußer» (9. August bis L. September 1848) und Halle als solcher eine Mission nach Schleswig-Holstein, um dort die deutsche» Interessen bei dem Abschlüsse des Waffenstillstandes zu wahre». Nach Auflösung de- Parlamente- nahm er an der Versammluug in Gvlha Theil; auch dem Union Reichstag in Erfurt (1850) gehörte er als Mitglied an. Nach
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