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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910233
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891023
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891023
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-23
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.10.1889
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. tlr-irli»» und Expedition Johanur-qastr 8. Sprechstunde» der Kedartisa. Vormiüatzs 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—S Uhr. « »»«»«».»« 'i»,-,.,»,-, M»»»IcKP«, WO»»», »X ««d-ltio» »ich« »«r»u»üch. «»»»»«« »er für Pt« »ichßtt«l,e»»t Ni,««,r »eMmmtn, -»ferate »u rLochent»»«« »t« L Uhr Nach«»»««», a» L««»-»»» Keftt«,r»srLtz »t«Uhr. 3ll de» Fittalk« für 3ns.-1n«ah«e. Tel« Kte««. U»tversität»str»ße 1. L.ut» LS,che. K»lh«rl,r»str. 23 Port, und S5»ig»platz 7, nur bi» ',,S Uhr. ttMlgcr Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. Mbonnementsprel» vierteljährlich 1»/, Mk. i»rl. vriigerloh» b Mk., d»rch vir Np» bezöge» S Mk. Jede einzelne Nummer NO Pf Beleqernnplar 10 Ps. Gebühren für Lxtrabetl»»«» (>» Tageblatt-Format gesalzt! «h«r Poftdeiördrr»,g SO Mk. «tt Poftbesördenmg 70 Mk. Inserate e gespaltene Petitzeile SO Pi. «rbhere Schristea laut »»s. Vrelsvergrtchai^ Tabellartlcher a. Zlffernsatz »ach hoher» Tarif. lleeia«e» - ' »ater dem Nrd«ctt»»«ftrtch dl« taei»»lt. Zelle dOV, »»r de» 8» «ilit»»«chrtchte» dt, Sgeipaltr« Zeile «0 «. Iuleratr st»d stet« a, »1e GzDaVtttO« zu sende». — Rabatt »trd »icht »egebe». Zahluag praeaumoruacko oder ' ' " »achaahme. , ' 28V. Mittwoch dm 23. Oclober 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Anmeldung zur Wahl von Kirchenvorllehern skr die Aicolaigrmeiude. Io Geinäßheit deS tz. 17 der Kirchenvorstandsordnung vom SO. März >888 scheiden mit dem Ende diese» Jahre« die Herren Instizrath Oehine, Schmiedemeistrr Bölbig, Zimmermeister Frille, Kaufmann Keilberg, Geheimer Kirchen, raih I). Luthardl, Echulkireetor Thoma» und Pollvirretor Lodcl au« dem KirchenvorstanSe der Nicolaigemeinde au«. Insolge dessen hat demnächst durch die Kirchengemcinde eine Neuwahl stattzufinden. Stimmberechtigt find nach tz. 8 a. a. O. alle in der Nicolaigemeindr wohnhaften, selbstständigen, unbescholtenen, verhriralhelen und unvcrheirathclen Hauöväter evangellsch- lulherischen Bekenntnisse», welche La« 25. Lebensjahr erfüllt haben und welchen nicht in Folge von Tauf- oder Trauver- weigerung oder au» andere» Gründen dir Stimmberechtigung und Wählbarkeit entzogen ist. Der sein Stimmrecht bei der bevorstehenden Wahl au», üben will, hat gesetzlicher Vorschrift zufolge sich zunächst mündlich oder schrisliich dazu anzumeldea. Dw «ündlieheu Anmeldungen werden au, 28., 2». o«d SV Oktober d. I. a« jede,» dieser Tazze DorneittagS von ll Uhr t»,S SkachmittagS S Uhr in der Pfarreunt». expedttton (-t,colaiktrchhof bl, part) ent« geaengeno»»»«en. Bei schriftlichen Anmeldungen, welche während dieser Tage, sonne schon vorher an derselben Stelle abgegeben werden können, ist Vor- und Zuname, Stand oder Gewerbe, Jahr und Tag der Geburt, sowie Wohnung de» sich An» meldenden genau anzugeben. Wir fordern die stimmberechtigten Glieder unserer Ge meinde hierdurch auf, sich an der bevorstehenden Wahl, deren Tag später bekannt gemacht werden wird, zahlreich zu be» tbeiligen, und deshalb die Anmeldung dazu, welche in der an» gegebenen Weise längsten» bi» zum 38. Oktober v. I., Nach mittag» 3 Uhr, geschehen muß, nicht verabsäumen zu wollen. W»r bemerken noch, daß ln v,e Nicolaikirche der östliche und nördliche Theil der Stadt und Vorstadt ringepsarrt ist, soweit er von folgenden zu ihr gehörigen Straßen und Strien begrenzt wird: Tbalstraße von fltr. 1—17 und von Nr 2—l2d, Lmdenstraße, Neßstraße, Nürnberger Straße Nr. 1—35 und von Nr. 2—2«. Roßplatz von Nr. lv an, An der 1. Bürgerschule, llniversitäkestraße, Magazingasse. Ne.imarkt, Krimmaische Straße von Nr. l an, Markt 1—3, Naschmarkt, Salzgäßchen, R-ichSstraße, Brühl von Nr. 4l bi» 77 und Nr. 34—88, Parkstraße, Bahnhofstraße von Nr. 1—12, Wintergartenstraße nebst den neuangelegten Straßen, Dolz», Plato» und Stephanstraße (von der HoSpttal- bi» zur Seeburgstraße). Leipzig, den 17 Oktober 1889. Der Kircheuvorftand z« St. Nicolai. Archiviakonu» Iw. Binkau i. V. IV. die P-rrell« 3S7/1S4, KKeubtatt 2, die Dammwirse, Nr. 824b Wiele, von 17 » 8? qm Fläche, V. die Parrell« ISO, Karteablait 2, die Dannnwtese» Nr. 624«, Acker, von 78 » SO am Fläche, VI. die Parcelle SSS/134, Karienblatt 2, dir Dammwiesen Nr. 824a, Diese, vo» 28 » S4 am Fläche, VH. die Parcelle 870/138, Kartenblott 2 ebendaselbst, Hosranm re., von 4 » 52 a» Fläche, VHI. die Parcelle SSS/IS4, Karienblatt 2» die Dammwiese» Nr. K24». Wiese von 27 » 52 qm Fläch«, H. die Parcelle 1381, Karie»blatt 2, die Dammwirse» Nr. S24, Acker, von 51 » 10 qm Fläche, X. das Prälatenberg Rr. 362 belegen« Wohnbau», bestehend au» W »linhaul mit Hosranm, Nebengebäude recht» u, d Appartement, am 10. Terember 188», Vormittag« S Nhr vor dem nnter. zeichnete» Serin» — an Gerichtsstelle — versteigert werden. Die «rundstäcke N bi» IX sind mit 74 »/,« Thlr. Rei,rrtrag ond einer Fläche von 3 h» 85 » 42 qm zur Grundsteuer, die Grund» stücke I und X mit 4061 (3S14 -si 147) Nutznaaswerth zur Ge» bäudestenrr veranlagt. Au-zug aus der Steucrrolle, beqiaubiqte Abschcisr de» Grundbuchblatt«, etwaige Absvätzungen und andere die Gruntstücke beireffend« Nachweiiunge», sowie besondere Kauf» dedtegangen könne» in der Geriwtsschieiberei eingrsehe» wrrdeu. Alle Realderechiigtea «erde» ansgefvrdert, die nicht vo» selbst ans den Ersteher übergehenden Ansprüche, deren Vorhandensein oder Be irag aus dem Arnndbuche zur Zeit der Livtraguog de« Versteigerung», vermerk» a cht bervorging. ia«b,sondrre derartige Forderungen von Capital, Zinse», wiederkchreud-n Hebungen oder Kosten, spälesten« im Pe.sleigeruugslermin vor der «uiforderuug z»r Abgabe von Grboien anzumeldea und. falls der betreibende Gläubiger Ädersprichl, dem Gerichte glaubhasl zu machen, widrigenfalls dieselben bei Feststellung des geringsten Gebots nicht berücksichtig» werden ond bei Venhkilung des Kaoigelde» gegen die berucksichligten Ansprüche im Range zurücklrrien. Diejenigen, welche das Etgenihum der Grundstücke beanspruchen, werden ausgeiordert, vor Schluß des Berste,geranqSiermin» die Ein- stelloag de» versahrrn» berbetzusühren, wibrigeniall» nach rrsolgiem Zuschlag das Kausgeld in Bezug aus den Anspruch an die Stelle des Grundstücks tritt. Das Urthe.l über die Ertheiluug de» Zuschlag» wird am UnabhängigkeitSerklärung stellen 21. Lecember 1889, vormittags 11 Uhr an Gecichtsstellc verkündkt .. " -9 . ^ . werde». GrSntngea, de» 18. Oktober 18SS. Ksaigliche« Amtsgericht gez. Lutze. Manntmakiung. br Die Leuchtkraft des stäotischcn Leuchtgase» betrug in der eit vom lät. bis 2V. dieses Monat» im Argand» renner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Ccnsum da» l8,2sache der Leuchtkraft der deutschen Normal kerze von 58 Millimeter Flammenhöhe. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel auf 0,458. Leipzig, am 22. Oetober 1889. DeS RathS Deputation zu den Gasanstalte«. Bekanntmachung. S»nnabend, de» 2V. Oktober «. o, von Vormittags Ist Uhr an, sollen im Eeichästrzimmec des Proviant-AmteS Leipzig» Pieißenburg, Tkuimhaus, 2. Stock, riue Partie Noggeuklele uns Krhrmehl öffentlich an den Meistdietenve» gegen sosoriige Baorzablung ver steigert wrrvea. Leipzig» am iS. October 1889. Königliches Probiant-Amt. Bekanntmachung. Wegen einer Reparaiur an der Eiüerbrück- bei Schleußig ist der Weg zwischen Kleinzschocher und Schleußig von Donaeislag, den 24. d. Mis.. ab sür allen Fährverkehr bis ans Wiederruj gesperrt. Kleinzschocher, den 21. Ocrober 1889. Oer (tzrmeittdrvorstand. v. Rammelt. Zwangs-ver-tigkrung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen die rin Arundbnche von Grö iiiigen Bind X, Blatt 321, Band X. Blatt 311 und Band XV, Bian 169 aus den Namen der Knider de» am 13 April 1874 zu Ülöniuge» verstorbenen Papiersabrilauten Georg Bollmann, al«: 1) Georg Heinrich 2) Marie Anna Lharloite Therese Geschwister 3) Heinrich Friedr ch Max > Bollnianu 4) Willelm Carl Wallher in Gröuingen b- Hedwig Emilie Maihilde Clara Therese tingeirageue.i in Gröningen belegenen Gruntstücke, al»: I. das Prälatenberg Nr. 363 belegen« Wohndau» nebst Zubehör, Karirablati 2, Parcelle 365/133 von 45 », 28 qm, be stehend au»: ». Wobnbaus mit großem Hausgarien, d. Papi rmZchiuenhaus, e. Holländergebäud«-. ü. LUlnpttiihurmgebäLde, «. LuiupeukochhauS, L Anba» au l, a. Blr che. b. Anbau für die große Maschine, l. Anbau sür die kleioe Maschine, Ic. alte Leiinküche, I. Gu anstatt, w. k-ff'ldaus, u. Werkstatt, o. Ricderl ge, p. Schuppe», q Diallunq, r. Lumvensorttrgebäud«. ». Lompenschuppen, t. Toibiiienschuppeo, n. Aprartement; II. die Parcelle 386/134, K»rte»blatt 2, Wiese von 2 », 67 qm Fläche. Nl di» Parcelle 172, Kartrablati 12, zwischen den beiden Mühl- >rkb», Gmtrch »«» L Im 75 » VO q» Flüche, uv vre iia P, ll- von der Salkanhalbinsel. Daß die serbische Thronrede oder, wie sie in diesem Falle genannt wird, die Botschaft der Regentschaft in Belgrad allgemein befriedigt und in den ossiciellen Kreisen in Sofia einen günstigen Eindruck gemacht hat, ist nicht zu verwundern In Serbien bat die radikale Partei gegenwärtig so voll tändig di« Oberhand, daß Alles gntgeÜeißrn w> d. wc.r sie thut, oder wa« ihren Wünschen entspricht. Dn der Präsidenten, wähl hat sich gezeigt, daß von Opposition i» Serbien iiberboupt !eyt nicht die Rede ist. also ist eine günstige Kritik ver Negenten-Bokschast durch die öffentliche Meinung Serbien» genau dasselbe, al» ob die radikale Partei oder die Regent- chasl diese Kritik selbst grübt hätte. Die Botschaft beruht aus einer Vereinbarung zwischen Regentschaft und der ravi» calen Partei, vertrete» vurch ven Skupschtina-Präsideuten Paschitsch, damit ist Alle» gesagt. Der einzige Punkt, welcher zu Meinuug-verlchiedenbeiten hätte Anlaß bieten können, die Regelung de« Verhältnisse» zwischen König Alexander und seinen königlichen Eltern, ist absichtlich in der Botschaft nnde- rübrt gelassen, im klebrigen war dem staatSmänmschen Dafür, kalten der Regentschaft, wie die bestehenden Schwierigkeiten behandelt werden sollen, freier Spielraum gewährt, unv wir haben gesehen, in welcher Weise sie sich dieser Ausgabe ent ledigt bat. Sie hat geglaubt, ihr Ziel durch Schönfärberei am leichtesten z» erreichen, und das ist ibr auch vorläufig geglückt. Wie sich die Dinge Weiler entwickeln werden, ist freilich eine andere Frage. In Bulgarien hat man gar keine Beraiiloflung. sich über die inneren Angelegenheiten Serbien« de» Kops zu zerbrechen. Dort ist man zufrieden, wenn Serbien sich äußerlich mit rlgarien auf guten Fuß stellt, da» ist in der Botschaft ossiciell geschehen, und zum Ueberfluß ist am Schluß derselben sogar der feste Wille ausgedrückt, Eintracht unv Friede» auf der Balkonhalbinsel aufrecht zu erhalten unv die selbstständige Entwickelung der Baikanvölker zu erstreben und zu fördern. Mehr kann Bulgarien vou Serbien gar nicht erwarten, und deshalb hat e« alle Ursache, mit den in der Botschaft aus» gedrückten Absichten Serbien» zufrieden zu sein. Damit ist aber keineswegs gesagt, daß die bulgarische Regierung der Entwickelung der serbischen Angelegenheiten vertrauensvoll enlgegeiisicht unv daß sic von dem Nachbarlande eine ausiichlige Unterstützung in ihrem Streben nach Selbstständigkeit und Unabhängigkeit erwartet. Die serbische Regentschaft ist sich bewußt, daß jede ihrer Handlungen von Oesterreich-Ungarn aufmerksam beobachtet wird, sie sieht sich deshalb genölhigt, mit größter Vorsicht aufzutrclen. Ihre wahren Absichten lassen sich aus die Dauer nicht verheimlichen, und die der Negenlschasl nah stehende Presse hat in neuester Zeit sich so ungeberdig gezeigt, daß man i» Wien und Pest ganz genau weiß, wa« man von allen ossiciellen Versicherungen der serbischen Regierung zu halte» hat. Man traut ihr nicht bi» über den Weg; da» hat da« officielle „Fremvrnblatt" vor einigen Tagen rund heran« erklärt. Der Schwerpunkt der Entwickelung der Balkanvölker liegt gegenwärtig in Sofia. Bulgarien Hot sich durch seine offene und ehrliche, kluge und maßvolle Politik die Achtung Europa«, insbesondere die Zuneigung und da» Vertrauen Oesterreich- Ungarn« erworben, und deshalb kann Bulgarien auch in seinem Streben nach Unabhängigkeit auf die Unterstützung Oesterreich-Ungarn« rechnen. D>e Frage der Uiiabhä"glgkeltS- rrklärung steht jetzt aus der politischen Tagesordnung, und fc wird von ihr »ich! eher wieder verschwinden, al« di» sie gelöst ist. Die Allernative heißt: entweder Anerkennung de« Prinz»» Ferdinand al» Fürst von Bulgarien oder lie Er llärung der Unadhä-'gigkeik Bulgarien» von der Türkei. Ueber de» Zweck der Reise de» Prinzen Ferdinand sckwebt noch immer vollkommene« Dunkel, aber die Tdatsache seiner Ankunft in London ist geeignet, Liese» Dunkel einigermaßen anizuh-llen. Der Umweg, welchen Prinz Ferdinand gemacht hat, um nach London z» gelange», erweckt die Vermuthung, daß die Stationen München und Pari« nur gewählt w»eden. «in dir öffentliche Ansmerksanikett von dein Hanptrriseziel London abziilenko». Sehr wahrscheinlich, daß Prinz Ferdinand auch den Wnnsch kegle, seinen Verwandte» Besuche abzustatten, und da« Bedürsaiß nach Erholung fühlte, vielleicht auch Brantscha» hielt, aber der Gedanke liegt nahe, Laß er nach London gegangen ist. um die dortige Regierung über ihre Stellung zur Frag« der Uaabhäagigkrttserklärung zu soadiren. Der Schritt, welchen Bulgarien unter Fllhrnng de» Prinzen Ferdinand zu tbun beabsichtigt, ist wichtig und entscheidend für die Zukunft de» Lande», und da ist e» natürlich, daß vorder Alle» geschieht, um da« Gelingen de« Schritt» zu ver bürgen. Auz England» Haltung kommt dabei diel an. Oesterreich-Ungarn- und Italien» ist Prinz Ferdinand sicher, aber er bat rin naheliegende» Interesse, sich auch de» Bei- stanvr» England» zu versichern. Der gegenwärtige Zeltpunct ist insofern günstig für die Ausführung de« Plane», al« da» FriedenSbedurfniß in ganz Europa in neuester Zeit stärker hervorgetretcn ist al« seit lange, aber e» ist auch nicht außer Acht zu lasten, daß Ruß land Bulgarien gleichsam in de» Bann gethan hat. also eine solche Veränderung der staatsrechtlichen Stellung Bulgarien- gewiß nicht begünstigen wird. Es kommt deshalb daraus an, eine Form zu finden, welche die Wünsche Bulgarien» mit den Absichten Rußland» iu Einklang bringt. Die Unabhängig- keit»erklärung Bulgarien» wird von Oesterreich-Ungarn keines wegs gewünscht, sondern lediglich als die äußerste Maßregel betrachtet, vurch welche da» bulgarische Staalrrecht aus «ne gesunde Grundlage gestellt werden kann. Wnnschen-werth er scheint Oesterreich-Ungarn dagegen die Anerkennung de» Prinzen Ferdinand unter Führung der Türkei al» der suze- raincn Macht. Wenn deshalb England, Oeslerreich-Unaarn und Italien einen gemeinsamen Druck aus die Türkei cku»- übten in dem Ginne, daß sie mit der Anerkennung ve« Prinzen beginnen möge, so wäre sür Bulgarien viel er- -eicbt, und es stände zu bosfen, daß Rußland einem solchen Vorgehen der Türkei gegenüber seine Zurückhaltung bewahren würbe. Die Eröffnung der Cobranje am 27. Oktober wird vor aussichtlich darüber Klarheit bringen, wa« die bulgarische Regierung zu thu» gedenkt und wie sich die Mächte )zu der Frage der Anerkennung de« Fürsten, beziebnngsweiie zur Da» Streben Bulgariens der Ungewißheit Uber seine Zukunft ein Ende zu mache,,, ist so natürlich, daß man daran keinen Anstoß nehmen kan». Andererseits ist d,e Ausrechterdaltung de« i urvpäischk„ Friedens ungleich wichtiger, und e» wäre vermessen vo» Bulgarien, wenn e» seine Interesten nicht denen Europa« unterordncte. Die Schwierigkeiten wärm freilich sosort beseitigt, wenn der Kaiser Alexander sich entschließe» könn'.e, seinen Groll gegen Bulgarien zu bemeistern und die Anerkennung de« Prinzen Ferdinand a!» Fürst von Bulgarien auSzusprechc». In der olitik ist e« bekanntlich der größte Fehler, persönlichen seaungen der Zunrigui>b oder Abneigung Raum zu geben, mn es sich um wichtige Entscheidungen handelt. Kaiser Alexander hat erst bei seinem letzten Äusenlhalt in Berlin eine Bewunderung für da« siaatvmännischc Genie de« sürsten Bismarck Ausdruck gegeben diese Bewunderung be kommt aber erst ihren pratlischcn Werth, wenn der Kaiser die olS richtig erkannten Gedanken de« Reichskanzler« in der Praxis zur Geltung bringen Hilst. * macht. Aber dieser Trlamph — »u» k»,» st» dadurch »icht theucrer werden. Wa« wir an ihr liebe», sind köstlichere Gabe», dt« de« Herze»» ond dc» Gemülds. Diesen Gaben huldige» wir, iudem wir deute z» Füßen der Kaiseri» heiße Eegen-wüisch« »iederlege», daß ie aa der Kelle ihre» hohen Gemahl« lauge Jahre hindurch etaem tapleren, aber friedliche», seiner Kraft dnaußie», orbeit-sreadtg«, Bo k» das bewunderte Besivlrl de» Glücke» bleiben möge, da« treuer )st>ch!ersüllung auch den göttlichen Legen bringt. lieber wene Laude, über Sebirg und Fluß »ud über da» blaae Meer eilt dieser Wunsch, um die brutsche Frau auf dem Katserthron am seine» Strand von dem deutschen Volke za grüße». * In verschiedenen Thüringer Reich»tag«wahlkreisen taugt abwechselnd da» Gerücht von der Candibalur de» Jenenser Recht-anwalt« 0r. Harmening aus, der bekanntlich wegen Beleidigung de» Herzog» vo» Coburg durch die vielgenannte Broschüre „Auch e'n Programm" in Anklage versetzt ist. Seine Eoburger Candivatur wurde bald nach der außergewöhnlich begeniertcn Feier de» diesjährigen Geburtstage» deS Herzog in Coburg, die al» eine Demonstration gegen die Angriffe de« Verfasser« der gedachten Broschüre angesehen wurde, wider- usen. Ebenso scheinen die Freisinnigen im II. und III Wei- marischen Wahlkreise (Eisenach-Jena) von der Candibatur Harmening'» nicht erbaut zu sei». Jetzt meldet nun ein Ohr- Vruser Blatt, daß I)r. Harmening »n Gothaer Reichstags- Wahlkreise al» Candibat der Freisinnigen austreten werde. Bezeichnend ist hierüber die Auslastung de« deulschsreisinnigen Organ« Richter'scher Richtung in Gotba, welche« mit einiger Verlegenheit sagt, daß wohl „eine solche prononcirt opposi tionelle Eandidatur ziemlich aünstige Aussichten hätte", jedoch gleich hinzusligt, „da I>r. Harmening bereits in mehreren anderen Wahlkreisen als Canvivat genannt wird unv daher sch der unerläßlichen Agitation in unserem Lande nickt un- geklieilt widmen könnte, so geben wir die Hoffnung nicht aus. daß sich noch eine ankere Persönlichkeit finden lasten wird, W>Iche deS Vertrauen- unserer Gesinnungsgenossi» >" gleichem Grade würdig und sicher ist, ohne daß jeooch ihre Canvidolur den Schein eine- beabsichtigte» Plebiseil» gegen den Landes herr» trägt". Offenbar leuchtet auch hieraus der Einfluß der Berliner FortschrittSberrscher bervor, die Len radikalen und sehr ehrgeizigen Jenenser Rechl-anwalt gar nicht in den Reichstag wünschen, da sie wobl nicht mit ttnrcchl fürchten, derselbe könnte dieser Alleinherrschast recht unbequem werden. * Amtliche« Wahlresultal der Reichslagswahl im wttr l tembergischen Wahlkreise (Calw-Herrenberg- igold-Neuenburg): Iir. Ganzen wurden abgegeben 12 689 Stimmen, davon erhielt LandgerichtSrath Fror. W. von Giiltmgrn.Stuttgart (deutsche Reich-Partei) 7S9l, Rechtt- aiiwalt Schickler - Stuttgart (Bolkspartei) 4687 Stimmen. Elfterer ist soimk gewählt. * Wie die ,.Münche --r Neuesten Nachrichten" vernehmen, ernannte der Prinzregent Lurch Erlaß, ckcl Berchtesgaden. 19. Oclober, ton Bischof Thoma von Passau zum Erzbischof von München. Leipzig, 23. October. * Die förmliche Verlegung des kaiserlichen Hof lager» vom Neuen Palais i» da« Schloß zu Berlin gilt al« bereits erfolgt. Jedenfalls kehren die Majestäten von der Reise in den Süren direct zu ständigem Ansenlhall nach Berlin zurück. I» Hoskreisen siebt man einer glänzende» Wnttersaison nach der Panse entgegen, welche durch die lange Hoslrauer erforderlich geworden war. Der Kaiser, so heißt es. wird für den Spätherbst noch mehreren Einladungen zur Jagd an benachbarte Höse folgen. * Zum Geburtstage der Kaiserin (22. Oclober schreibt die „Post": Ihre Majestät die Kaiseri» begeht morgen Ihren Geburtstag — fern von oer Hauptstadt, weit ans blauem Meer, aus der Kaiser- Yacht, die sie. inmitten unserer stolzen Panzerflotte, zu den clasiüche» Gestaden Griechenlands, zn d.» Hochzeii-sestea am athenischen Hose trog!. Auch fern von der Hauptstadt wird die bohe F-au de» Gesübles sicher sein, daß idr Volk im Geiste den Tag wi> ihr begeht. Sie weiß, daß dieses Volk noch eng-r an sie gefesselt ist, als durch die alte Treue, d e der Deutsche jedem seiner Fürsten weiht; sie weiß daß zwischen de», deuischen Volke und seiner holdseligen Kaiserin sich ein zariereS Bond geknüpft Hai, daß tausend Fäden pe.söniicher Ver- chrung sie umspinnen. Die Frauen unsere» Königshauses sind stet» der Tradition der ohenzollern gerecht geworden, ihrem Volke ein Vorbild bürgerlicher ugrnben zu sein. Die Reihe der druilchen Kaiserinnen diese« Hause«, der Königinnen von Preußen ist nibt minder stolz, m,t nicht geringeren Vorzüge« geichmuckl als die ihrer Gilten. Jede von ihnen besaß lugenden, weiche die Brehrun, ihre« Volk» verdienten; aber uicht» desto weniger ist dem Volke die eine mehr, die andere weniger nahe getreten. Diese besah Ciaenschaslen, die nur zum Geiste, jene diejenigen, die auch zum Herzen sprechen. Und welche Königin hätte unsere Herzen mehr angesprochea. als diese» liebliche Frauen, bild. herrlich erblüht in ihrem Glücke als Gattin und Mutter, ihrem Volke ein Muster aus dem Thron. Bngustu Victoria ist uns gerade durch die Tugenden thener geworden, die unser Volk an der Frau am meisten schätzt, die, g-priesen in Sang und Spruch, sür un» den v griff der deuischen Frau »»»machen. Und gerade in der letzien Z-n ist un» diese« Fron-nbilo recht greifbar in dt« Nähe gerückt BSiirr Hallen die Berbättn-ffe es mit sich gebracht, daß ihr Wirken mehr >>n Süllen blieb, höchsten« für Einz kne segensreich fühlbar. Noch im lrtzien Iah e Hanen höusliche Lrou-r und eheliche» Glück sie abg-halien, an jene« glänzenben Kaiserfahrten Theil zu nehmen, womit ihr hoher Gemabl aus die pollitsche Bühne trat. Erst m diesem Sommer Hab n wir anders, als aus Augenblicke, die Kancrin an der Sene de» Kaisers gesehen Lausende haben die künigllche Crichemung bewundert, bei Einzügen und Feftlickiketten. im Reilkleid uud Federhui zn Naß. eni Bild. das sich kein Gedächtnisse u berwischbar emgeprä-il hal Aber au die Unzählbaren, die solches Anblickes nicht Iheilhattii geworden sind, r-chi eigentlich auf die Volksseele, bat eine andere Vorstellung viel mächtiger g-w rkt: das Bi d der hohen Frau, w e sie zu den Kindern und Kranken und Hilflosen aetrelen ist. W>r haben es Alle gelesen wie sie in Slraßburg. in Münster, ja Hannooer, kaum in der Stadt angekomwen, zwischen zwei Eniviang-n, während ihr Gemahl seine» Hoden Annes walleie, nn die Ställen eilte, wo di Vaimherzi.keit »vllkt, in der Erkenntnis, daß der Pia» :er König nne unter den Arme» ist. Und wie herzlich, wie menschlich ein'ach -st sie aufgelretenl Mit jener schiichie» Kille, die deS Purpur» nicht bedarf. Handlungen christlicher Liebe, von fleißigen Chionistrn au gezeichnet, wurden sie ron Millionen Blättern in alle deut'che Lande geiragen und stehe» in allen deuiiche» Herzen so unauslöich» licb wie vor Gotte» Thron. Allen, Volk haben sie de« Beweis ge- liefert, wie onkere Kaiserin in den historischen Berns ihres könig liche» Haules sich eingclebi hat. Die nächsten Tage bringen die Feste in Alben. Inmitten so vieler stolzer Frauenichöabeiten, wie sie sich da vereinigen, wird «ug»sta v-clorta, wir wissen e«, einen Triumph feiern; denn sie besitzt die >m»«tz, dir — nach de» Dichter« W,rt — uawcherstehltch * Der .Politischen Ccrrespondenz" zufolge sagte Pasitsch in der Alircve an den König AlexanLer, die serbische Nation sei erfreut, daß der König sich während leiner Minder- äbrigkeit auch de», Clutium der serbischen Geschichte zu- wendc. Wenn der König und die Nation dasselbe dächten, süblten und wünschten, würden der König und da» Land vor der Verwirklichung einer glänzenden Zukunft stehen. Der König habe daraus geantwortet, er sei während seiner Minderjährigkeit nicht berufen, aus die SlaatSangelcaenheilen irgend welchen Einfluß au-zuüben, muffe victmeyr seine ganze Zeit dem Studium widme». Nicht« desto weniger sei er aber für die Versicherungen und Erklärungen der Skupschtina dantbar. * Die Einfügung eine» Gebiete» von 138 888 glcm in da- indische Kaiserreich und die Niederwerfung der biöberizen politischen Einflüsse ist nach der amtlichen Dar stellung, welche da» Cabinet de» Biretönig» verbreitet, da» Ergebniß dreijähriger vereinigwr Arbeit der Cwilverwaltung, ver Polizei- und Militairmacht in Ober-B>rma. „Zu häufig wurde behauptet, wir hätten da- birmanische Reich völlig beruhigt übernommen und die Unordnung, da« Bandenwesen seien erst die Folge der Ersetzung der alten Dynastie durch eine fremde Macht gewesen. Diese Darstellung ist ganz unrichtig. Jahre der Lenkbar schwächsten, dabe- grau samsten Verwaltung, dem Namen nach »n Austrage de» König» handelnv, aber in Wirklichkeit ouSgeübl durch ein Heer ver dorbener Hosbeamlcr und ihren Anhang, hatten da» Land tbatsächlich jeder Regierung beraubt. Allgemein war bekannt, daß die einflußreichsten Minister die Stützen der kühnsten Freibeuter waren, mit deren Gewinn sie ihre» kleinen Gehalt vermehrten. Die Freibeuter, die Dacoit«, zahlte» dagegen bereitwillig eine Steuer, um vor Strafe ge sichert zu sein, und der Beamte, der einen solchen Schütz ling cinbrachte, durste srob sein, wem, er wegen seiner Ungeschicklichkeit mir das Amt verlor. Die Bevölkerung wußle gegen den Uebermulh der Räuber keinen anderen Aus weg, als sich gleichfalls zu bewaffnen, und unter einem ge fürchteten Bandcnsührer sich gegen Angriffe zu verthcidigen, sowie sür Verluste an schwächere» Dörfern sich schadlos zu batten. Glückliche Führer wurden als H.-Idcn gefeiert und nicht als Abschaum der Gesellschaft behandelt; sie waren tbatiiichlich die Beschützer der zu ihnen haltenden Gemeinden. AlS unsere Truppen südlich der Hauptstadt die Bande ciae« der kübnstcn Führer vernichtet hatten, bat zum Erstaunen der Commandeure jede- Dorf um eine Garnison, weil es de- Belchüycr- verlustig gegangen war. Da« Näuberweftn ge bürte zu den nothwendigen Einrichtungen, und mir hatten a» Vesten Stelle einen Schutz durch staatliche B Hörden zu sitzen, dessen daS Land bisher entbehrt hatte. Noch bleibt die Unterwerfung der wi>d-» TschmS an der Westgrenze der Provinz übrig. Diese Tsctii»- gelten als Wilde unv berührten bisl ec mit ihren Nachbarn, Lei, LnschmS, unsere alle Provinz Bcn aleii. Wir können ihnen gegenüber sitzt, wo sie. zwischen um'errn Besitzungen cinaekci t, das Lebe» roher Iagrvölker iühren, keine andere Polil k treibe,,, al- die der völligen Unterwerfung Die Ausgabe ist keine geringe, denn ihr Lanv itt gebirgig unv nur von Pfaden sür Ziegen durch zogen." Die TschinS stelle» mit den Luschai» an 80,888 Bewaffnete und sind Uber da- Land zwischen dem 22. unv 24. Grad nördlicher Breite und lei» 93. und 94. Grad östlicher Länge vo» Greenwich vrrtheilt; die Gebirg«- rücken habe» Nord-Südrichlung und steigen in den höchsten G psel» über 2888 m Höb- empor. Verglichen mit ihre» Nachbarn im Norden, den NaaaS und Sinqpho«, zeigen sie bereit» Spuren höherer Gesittung; während die NagaS Mnischen emfaugen und unter den größte« Martern ledeud itzreu Ghttern
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