Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-10-27
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188910278
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891027
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891027
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-10
- Tag1889-10-27
- Monat1889-10
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 27.10.1889
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Vrfcbeknt täglich früh 6'/, Uhr. Ke-acli«« uud Lrpedition Iodannesgosse 8. A-rkchkon-rn drr Uedactiiu. vormillagl 10—18 Uhr. tziachmlitags 5—6 Uhr. tz», »»»NR«»,»« Nn-elantt», M»n»ieO»t« «ach» ft» dl« Nedaction nicht verbindlich. aWgcr Annad»e der für tzte niichstk«lsten»r Niimmer deftlmmten Inserate an W-ckeutaaen dl» 8 Uhr Nnchuntla»-. an Lomi- und Festtagensrüd bis',,8 Uhr. 3n drn /ilialrn für Ins.-Xunahmr-. ttl» Klemm, Universtlätssiraße 1. Laut- Lüsche. Kathar1»e»str. 23 Part. u»k> üöoigSplatz 7. nur bi- '/,:t Uhr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnement-prels vierteljährlich 4>/, Mk. iacl. Brlngerlohn 5 Mk.. durch dir bezöge» 6 Mk. Jede elnzelie Nummer 90 Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebübrea für Extrabeilage, (in Taqeblatt-Format gesalzt! «dnr Poftdeiörderung KV Mk. «tt Poftbesördernng 7V Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 20 Pf. Größere Schrlste, laut uns. Pretsverzelch»«^ Tabrllarlscher u. gifferasatz »ach höherm larts. Rerlamru »uirr drm Nrdoctloasstrlch die 4arlpalt. gelle 50 Ps, vor den Famllle»,achricht«, dir Kgelvaltrae geile 10 Pf. Iiserate siud stets an di« Expedttta» j» lende». — Rabatt wird nicht gegeben, gahluag praeuumeramlo oder durch Post« Nachnahme. 30V. Sonntag den 27. Oktober 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Selenlli-k Sitzunq der Stadtverorduetell Mittwoch, den 28 Oetober 1888, ÄbendS , Uhr, d» Saale der vormaligen Handel-börse am Rcnckncarkte. Tage-orvnu na: I Bericht de« Versallu: g»a i-schusse- über: Proceßein- gebung ans die Ktagc ceS Herrn Kaufmann Ernst Drath die Etadtgen,einer. II. Bericht des Fma»,cn,«schliss o über n. Nachverwilligung zu Eonto 1 „RatkSünbe" Pos. 03 de- desjähngen HauSbattplanes; b. Anschaffung eine- GetdschrankeS für die Stacke, sie und U-beUofiung von 2 bei der Stadtcasse srcigcwordencn Schränken an die Marstalls- verwallung III. Bericht des SchulauSscbiiff'S über: » Anstellung eine- Heizer- an der XI B'zirksschule in Le>pz>g-Anger- Croltendors; b. A >sstcllu»q von 2 EoatSös n in der Turnhalle der II. Bürgerschule an der Löhcstraßr. IV. Bericht de- Banciusschnsses über: Ei"Ni>'ni'>q der 2basserleilunq in Stricke» der Rodert Schumann, Straße u»d Ferdinand Rhode-Straße. V. B richt de- Bau». Oekonomie- nnv Bersaffungs AuSschusicS über: Gcündung einer 3. Vaulnfptclor stelle beim Banamte. VI. Bericht de- GaS- und O-konomi au-schusseS über: Einlegung von Gasrokre» und Ausstellung von Gas, cankeiabern in lv verschiede,.e>« Straßeustrecken im Siikwestcn der Statt. VH. Bericht des Skisluiig-an-schusi-s über: Einrichtung eines Badezimmers i»> Erdgeschoß der KrankenbauS- siliale II Le'pzia-Reudnitz VIII. Bericht de-Ockononiie- unv ClistungSauSs-buffe» über: Herst llung einer Strecke der verlängerte» B üeeistraße IX. Bericht des Oekonomieaus'chusieS über: a Flist'llnng de- Miethwerlbeö der Wohnung des O kononne- Asststenle»; d. ein Abkoni,neu r»N Frau verw. Grüner! und Herrn Gonlard wegen Gcwävrung eine- Bei träges zu den Kosten rer Boiflni! schleuß» für Schöneseld X. Bericht des Ockonomie-, Stiftung-- und Finanz, auSschusteS über: a. AuSsührung veu Straßen Herstellungen im Südwesten der Stadt; d. Herstellung der MoUkestraße und Ärnvlsteaß« aus deren Strecken von der Bayerischen bis zur LvSuiger Straße. H. Bericht de« Oekonomie- und Finanzausschusses über: ». Ausführung baulicher Herstellungen rc. am Forst hause zu Burzaue; d. den Bau der 2. südlichen Bor- fluthschteuße und Verlängerung der nördlichen Bor flulhschlcuße. Vckanntmachung. Montag, den 28. d. M., soll mit der Aus schüttung des Schleuniger Wege begonnen werden. In Folge dessen wird dieser Weg zunächst aus der Strecke von der sog. Knüvpelbrücke an der MoltkeskraHe hts zur Flurgrenze mit LchleuHtg vom gedachten Tage ab und nach Herstellung und Wcebersrelgade de- be- zeichneten Tbeiles der Steaß-nkract »wtschea Spie-- «nd Mahlmannbrüeke für de» Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 23. Oktober 188S. Der Rath drr Stadt Letpzl H. 7203. I-r. Georgi. Henmg. Vckämitmächung. Wegen Umänderung ker Wasserteiirriig-anlagen Wird die Rittrrstratze auf der Strecke vom Brühl di« zur Einmündung in die Goethestraße von Montag, de» 28. -. MtS. »d bi- zur Beendigung rer Arbeiten für den gesammte« Fährverkehr gesperrt. Leipzig, den 26 Oclober 188S. Der Rath der Stadt Leipzig. l-r. Georgi. Henniq. Vekannlmachung. Die Wählerliste zur Ergänzungswahi des Kirchenvor- standes der Tbomaskirchgemeinde ,s> zur Einsicht au-geiegt am Montag, den 28., und Dienstag, den 2». Oktober in der Kirchenexpebilion Toomastilchhoj Dir. 23. Leipzig, den 26. Oclober 1889. Der MahlanSschnG für di« LhomaStirchgemeinde. 1>. Pank. Pcl,ann1maLung. Die Wählerliste zur Kirw iivoritanoswahl der Lutherkirch« gemeinde ist zur Einsicht ansgelegl am Montag, den 28., «nd Dienstag, den 28. Oktober in der Kirchciirxpcbil o» Thomask rchhos Rr. 23. Leipzig, den 26. Oktober 1889. Der MaklanSschmh für die Lutherkirchge'meinde. I). Pauk. VkKriilil!Ullli!'.lHig. die Zählung leerstehender Wohnungen betr. Wie alljährlich, soll auch in diesem Iadre aw l. Rovember ein Zäbluug der leerst, he„oen Wohnungen und Geschästniocale ouich unser statistisch,- Amt vorgeuomm n werden. Wir fordern demgemäß die Herren Hausbesitzer unv Haus verwalter aus. die ihnen zuoeüenden Formulare vollständig und richtig auSzusüllen und zur Wteveradhoiung nach 3 Tagen bereit zu halt n. Leipzig, den 2t. Oclober 1889. Drr Rath der Stadt Leipzig. 8t X. N92 I)r. Georg«. I-r H sfe. I Rußland hat zwar öffentlich erklärt, daß es der selbst »v anA» I ständigen Entwickelung Bulgarien» keine Hindernisse in den Der Lberkrlliirr Franz August Ltet», welcher als Zru-e > Weg legen will, aber diese Erklärung ist unter der DorauS- bcfragt werbe» soll, wird ersucht, bei Unterzeichneter Behörde uw-1 setzung erfolgt, daß die Verhältnisse IN Bulgarien unhaltbar gehend sein« Wonnunq onzugeben. Leipzig, den 25. Oktober 1889. Der ktSnigliche Amtsanwalt. 3 A vr. Lode, Res. Zichl.indcr bclrkffend! Freitag, den I. Rovemder 1888, Racbmittag» von 2 Uhr ab im Ra»fers»al« der Eenrralhalle. Tie Vorstellung eistr-ckl sich aus alle bei fremde« — nickt verwandten — Personen in der Skadl Le»vz>a gegen c,i, sciigrseyle« Ziehgeld unlergebrachten «ock nteht fcyulpsiicktigen Kinber. und werden die Zedmülter welch- au> Erfordern Auskunft über Namen, Stand, Geburt«., ort. Aller uuv sonstige Familienverhällnisse der außerebetich«' Eltern des betressenven Kinde« zu geben in der Loge sein müssen, hiertnrch ausgesordert, die Kinder gedachter Art am obengenannten Tage im bezeichnet«« Lorale d«m Herrn Ziebknberarzte unter Vorzeigung de- Zieh» be- ziehentlick EontrolbuckeS vorzustellea. Unentsckutdigte Derabsäumung der Vor stellung de» FNndeS verwirkt die Berechtigung zum Halten von Ziehkindern. Leipzig, am 25. Oclober 1889 Der Rath der Stadt Leipzig. s'Armeaamt.) 2. U. lL2. Ludw > g « Woif. Wendt. Vckanntmachung. Aus fein Ansuchen ist Herr Oberlehrer vr. pdil Georg Wilhelm Dtetze, D.ivivliraße Nr. 2. l., > au- dem von ihm bi«her bekleideten Amte eine- Armenpflcger- im 17 8. Districte entlassen worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die nuferem > Armen wesen gewährte Mitwirkung au». Leipzig, am 25. Oclober 1889. Da- Armrndirrctorium. X-8. 85i. Ludwig-Wols. Artu». Vekanntmachung. Hierdurch bringe» >vir zur öfseiill ch'n Kenntniß, daß von dem „Bebauungsplan« für daS südlich der Stadt Leipzig gelegene Areal" neue litvograph sche Ver. vielsälliguiigen angeserligt worden u»d zum Preise von 5 für oa- Stück bei unserer Tiefbau-Verwaltung (RathhauS, 2. Etage, Zimmer Nr. 23) zu haben sind. Leipzig, den 25. Oktober 1889. Der Rath der Stadt Id. 5t39 I-r. Georgi. W'l.sch. Ass. Die Geschäftszeit für die Adsertigungsstelle de- Aichomt- für Raumgedalls« und Taradestimmung bei Fästern zu mehr als 50 Liter wird badin abgeändert, daß vom 28. l. M. ab da- Bringe» und Abholen der Fässer nur Mittwoch- und Sonnabend- jeder Woche in den Vormittagsstunden von 8—12 Uhr bewirkt werden darf. Leipzig, den 2l. Oktober t88S. Der Rath der Stadt Leipzig. Id. 5058. I-r. Georgi. Henllchel. vkKiMIltMchlwI. Hilfsarbeiter, welche nachweislich bereiis mit Erfolg im Verwaltungsdienste, wo« mSglich im Polizei, »nd Sieurrsach«. Ihäiig gewest» sind u»d eine gefällige Handfchril» besitzen, starr, vorausstchilich für mehrere Woche» gegrn e,»e Entich-di .naa »o, S 50 dis 3 Xl pro Dag dri der » Il»rze>ch»et«a Gen>ei»»r»«rwol»ung V«Ich-itigu»g. Meldungen haben u trr Vorl,g»ng der Z »ga sse persönlich in dem diesigen Gemeindramie, Poreerre-Zimmrr Rr. 8, zu erfolgen. Gatzlis, am 25. Oktober »889. Der «eweindev-rft-nd. viager. vrgk. VekaMmachuns. Mit Zustimmung der H rre» Slaolverordnrtea vom 4. September v. I». haben wir beschlossen, in dem Bebauungs pläne sür dru Stadttheil Anger-Eroltendors die von der Hauptstraße ab durch Vle Parcellea 29 und 30 sührende Straße nach Maßgabe des im Plane Rr. eingezeich» nelen Nachtrag- abzuäudern. Indem wir die» >>> Grmaßoeit von tz. 22 de- Regulativ-, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Straßen betr. vom l5. November I8K7 hiermil zur össcnllichc» Kennt „iß bringen, beinerken wir, daß gevachler Plan vier Wochen laug zu Jedermann- Emsicbl aus u»icre»i Bcm- aml (Abtheilung sür Tiksbaujachen) 2. Eiage, Zimmer Nr. l4, ausgelegt ist. sowie daß Widersprüche gegen jene Abänderung innerhalb vierwöchenlsicher Frist vom Tage des Erscheinens dieser Bekanntmachung ,n den »Leipziger Nachrichten" und in dem »Leipziger Stadt- und Torjanzeiger" an gerechnet, bei Vermeidung de- Versäumnisses und der Nichtberücksich tigung derselben schriftlich bei uns anzubringea sink. Leipzig, de» S. Oktober 188S. Der Rath dev Stadt Leipzig. Id. 4475. 1-r. Georgi. Giügel. Ass. Veikreißg-verkauf. vom städtischen Forstreviere Burgaur können in diesemHerdst ca. 128« Bund Fichte«.Deckretsig, L Bund 25 en werden. nmeldungen sind an Herrn Revierf-rfler Dietze in Forsihau« Burgaue bei Leutzich z» richten. Leipzig» am 25. Oktober >889. De- Rath- Forst-Depntatio«. Vekanntmachimg. Am 1. Januar 1890 ist bei bei» unteijirchnelea Polizriomte die mit >100 Xl iäbrlichein Gehalt dotirte Ltclle eines VOlizri» rekerendarS aud rweit zu besetzen. Geeignete B Werber werden oulgelorder«, Gesuche sommt Zeug, niste», in-b iondere mit einem Z.uenih über die bestandene erii- luristiiche Siaaisvriiiung bl« zum 11. Rovembee d. I. bei uotrr- z-ichne«er Be HS de elozureiche». Leipzig, am 25. Oktober 1389. Da« H»Oliz«iO«t der Ltadt Leipzi,. 0. L. 3831. Vr»tsch,«id«r. Die in Dulyarien. Für beute war die Elössnung der bulgarisch«» Sobranje angekünd gt, welche diesmcit von besonderer W chti ikeit ist. weil Bulgarien an einem Wendepunkt feiner E»lw ckelung an- getangt in. lieber den Inbalt ker Tbronrede verlautet, daß sie die Erstarkung tes nationalen Bewußtseins in Folge der Lelbststännakeit ker Verwaltung Bulgarien- hervorheben werde als B wci- dafür, baß Bulgarien unabhängig sei» wolle. Fernrr gebe sie drm Gesubie der Dankbarkeit sür die erhebenden Worte der osterre chischen Thronrede bezüglich Bulgarien» Auscruck Schiirßsich spreche die bulgarische Regierung allen den Regierungen ibren Dank auS, welche kie Geueigtbeil kundgaben, die bestehenden Verbältniste in Bulgarien a»zuerkennen. Diele Milthe'inngen beruben voraussichtlich aus Wahrheit, weil sie niil ker Sachlage üdereiustimmen. Bulgarien würde cie Selbnveilenaniiiig zu weit treiben, wenn seine Regierung nicht in der Thronrede aus die Empfindungen der Ge- sammlheit des Volkes gedübrenv Risilsicht nebmen unk der össenllich n Mcinung nicht Worte leihen wollte. Daß ker Zeiipunc« nicht eben günstig ist sür die Ver wirkl chnnq der Wünsche bc» "bulgarischen Volkes, kann daran nicht» ändern. Die Entwickelung eineS Volke» richtet sich nicht nach Strömungen, welche auß rbalb des Landre bestehen und aus da? Wobl und W be destelb'ii Bezug baden, sie berubt in der Hanpisache aus K'ästen, welche hren Ur sprung im Lande selbst haben. Auch der Bereinigung von Nord- unv Südbulgarien waren die Zcttverliältn'sse »ich» günstig, wie die Folge» de» Staatsstreiches von Sofia bew eie» Haben, aber der Wunsch nach der Vereinigung war so stark geworben, daß er sich nicht länger zurückdrä' gen ließ. Ta- Streben nach Unabyängigkeil, welches jetzt in Bul gane» mit Macht hervortritt. ist eine Wirkung brS Staats streiche- von Sofia. Bulgarien hat seine Unadbängigkeit von er türkischen R-gierunc, nicht durch die Unterwerfung unter ußland erkaufe» wollen, sondern es sträubt sich gegen dir itlerjobung in jeglicher Gestalt, vielleicht würde eS sogar die 'Zusammengedvrigkeil mit der Türkei »ach de» seit zehn Jahre,! aemachten Erfahrungen noch der mit Rußland vorziehen Die russische Schutzberrschast weist Bulgarien mit größter Entschiedenheit von sich, und da- Land hat sich seinen Anspruch aus Unabhängigkeit durch Tboten erworben, welche die ge- rechle Bewunderung von ganz Europa mit einziger Ausnahme Rußlands erregt haben. Jetzt sind die Sacken in Bulgarien soweit gediehen, daß der Drang nach Unabhängigkeit nickt länger zu zügeln ist, und es ist sehr leicht verständlich, baß Bulgarien dabei aus die entg-genstehenben Wünsche und Ab> sichten Rußland- keiu Rücksicht nimmt. Wir sagten, daß der gegenwärtige Zeitpunct für die Un abbängigkeilSerklärung Bulgarien- ungünstig ist und halte» dabei die Bemühungen im Auge, weiche jüngst in Berlin aus gewendet worden sind, um den Zaren zu einer unbefangenen Würdigung rer Sachlage zu veranlassen. Tstese Bemühungen baden dem Vernehmen nach Erfolg gehabt; der Ersolg würde aber sofort wieder verschwinden, wenn die Ereignisse in Bul garien eine Wendung nähmen, welche sich mit den Plänen Rußland« nicht vereinige» laste». Rußland bat sich geweigert, de» Prinzen Feidinanv von Coburg ai- Fürsten von Bul garien anzuerkrunen. und eS ist nicht abzusehen, wie darin eine Aenverung geschehen könnte. Al« Auskunst-miltei ist die Anerkennung vc- Prinzen durch die Tüikci in Anregung ge brachi worden, diese Macht nimmt aber Anstand, in dieser briklrii Angelegenheit selbstständig und ohne vorheriges Ein« verständniß m»l Rußland vorzugehen. Demgemäß bleibt sür Bulgarien nur die Unabhängigkeit- erllärung übrig, wenn e- aus dem jetzigen unklaren unk unsertigen staalsrecht.ichen Berhältniß herauskommen will. Man könnte die Frage auswersen. ob Bulgarien nicht die Ausführung seiner Wünsche vertagen könnte. Es mag da» schwer fallen, ober es ist doch offenbar bester, als durch schnelles und energische« Handeln eine Lage zu schaffen, welche für da» Land und sür den europäische» Frieden ver- hängiiißvoll werden kann. Es ist klar, daß der gegenwär» lige Zustand nicht verewigt werden kann, eines Tages wirv der Drang des bulgarifchcn Volke- nach Unabhängigkeit dennoch zum Durchbruch gelangen, unv wen» Rußland auch alle H'chel »i Bewegung setzt, um eS zu Verbindern. Europa hat bisher in ver bulgarische» Frage Rußland einen Hohen Grad von Nachsicht bewiesen, es hat trotz offenbarer Actnung der khrei'werlhen Beniühunge» Bulgarien- die seinen Wünschen und Betü lmsten entsprechende Unabhängigkeit zu erreichen, Volle Zurückhallung gezeigt, Prinz Ferdinand von Bulgarien, der gewävlte Fürst de-Landes, ist genöihigt, gleichs >>n inkog nito zu regieren, Europa macht eine» Unterschied zwischen lhatsäcklichen und rechtlichen Verhältnissen in Bulgarien und Vermeidet alle», was al- eine offene Billigung ver Hand lungsweise Bulgariens aufgesaßt werden könnte. DaS ist sicherlich kein normaler Zustand, und wenn ih» die Bulgaren aus die Tauer unerlrägiich finden, so kann man ihnen da» nicht verdenken. Prinz Ferdinand befindet sich gegenwärtig aus der Rückreise nach Sofia, und wenn er aus die beabsichilgle Zusammen kunft mit seiner Mutier in Ebenthal verzichtet hat. so wird er vermuthlich heute in Sofia eintressen und die Sobranie persönlich eröffnen. Der Zweck ieiner Reise ist noch immer in Dunkel gehüllt, London war sein Reiseziel nicht, wie inan vermulhere, sondern rr bat die Rückreise schon von Brüstet au- angetrelen. Die meiste W ihrscheinl chkeit bat eS sür sich, baß kie N >se mit der Absicht des Prinzen, zu beiratbe», in Verbindung steht und daß er dazu die Zu stimmung seiner Verwandle» einbolen wollte. Diese An- gelegenheit kann man sügiich ans sich beruben lasten, io viel aber ist gewiß, daß sich Prinz Ferdinand nicht mit Rücktritts gedanke» trägt, wie man >n Rußland zu hoffen vergab, sondern daß er aus seinem Posten ousharren wird, bi» sch die Verhältnisse günstiger gestatten oder seinem ferneren ver- bleiben an der Spitze des Slaates ein Ziel setzen. Denn darüber darf man sich keiner Täuschung hu,geben, daß auch dieser letztere Fall nicht ausgeschlossen ist. sind und daß dort früher oder später rin" Zusammenbruch de» Bestehenden eintreten wird. Befestigen sich aber dort die Zustände i» der Weise, daß Bulgarien unter stillschweigender Duldung der Türkei und der übrigen europäischen Mächte sch von der suzeränen Macht unabhängig erklärt, dann würde Rußland vermuthlich sein bisherige» Schweigen brechen. Das ist dir G-sahr, welche die gegenwärtig im Zuge begriffene Action Bulgariens für Europa in sich schließt, und vesbalb blejbt zu hoffen, daß die Unabhängigkeitserklärung vorläufig nickt geschieht. In einer anderthalbstünbige» Unterredung zwilchen dem Fürsten BiSmarck u»v dem Zaren, welche einen der Erhaltung keS FnedenS günstigen Erivlg gehabt hat. kann Bulgarien nicht unerwähnt geblieben sein, weil die bulgarische Frage einen der Hauptgründe der gegenwärtigen Spannung bildet, aber was darüber zwischen Beiden verhandelt worden, ist noch Geheimniß geblieben. ES wirb demnächst eine Zusammen kunft de- Fürsten Bismarck mit dem Grasen Kalnokv statl- finben, und es liegt aus der Hand, daß der Inhalt der Unier- rebung de» Fürsten BiSmarck mit dem Zaren den Haupt- gegenstano der politischen Eonserenz in Fr edr>ch-ruh bilden wird. Oesterreich.Ungarn hat sich in neuester Zeit sür Bulgarien lebhaft inlereisirt, e» hat mit seiner Anerkennung der Fort- ickritle des Landes nicht zuiückgehalten und es Kat auch offen erkiä't. daß es die Anerkennung de- Prinzen Ferdinand al» Fürst von Bulgarien wünscht. Wenn der Kaiser von Rußland sich entschließen könnte, diesem leidigen Streit durch die Aner- erkeiinuna dcS Prinzen ein Ende zu macken, dann würde er sch den Dank Europa- erwerben. Dazu ist aber leider keine Au-fichl vorhanden. * Leipzig, 27. Oclober. Das gestern von un» erwähnte und so lange sehnsüchtig erwartete Werk Gustav Freytag's: ..Der Kronprinz und die deutsche Kaiserkrone" (Leipzig. S. Hirzel) beschäftigt die gelammte Presse. Der berühmte deutsche Schriftsteller stellte diese benkiviirdigen Erinnerungsblätter auS den Auszeichnungen, die rr sich im Feldlager gemacht hakte, und au» Biieseu, die er von dort an einen Freund schrieb, iusanimen. Der warme Hauch de-Leben«, der unmittelbaren Wirklichkeit und der frische». ungebrochenen Thatsäcklichkeit weht uns demgemäß au- diesen anschaulichen Schilderungen entgegen. Der Bitten einer läßt bier d»e große Zeit, da die deuische Einheit aus dem Schlacblrnkamps rmporst.eg, vor unserm geistigen Auge in voller Farbenpracht und b'ühender LebenSsüllc lebendig werden. Ei» Mann, der dem Lärm und Hader de» Parteilr-ibenS fernsteht. der aber al- vornehmer Denker und Beobachte, die Lebe»Ss,agea ker Nation wieder und wieder in sich umqrwälzt hat. vermittelt un» seine Einrrücke auS dieser gewaltig zerstörenden und gewaltig gebärenden Zeit, die Fülle ernster Gedanke», feinsinniger Betrachtungen, edler und Hochherziger Empfindungen, welche sich ilim inmilten einer gährenben Welt von blulig glänzenden Erscheinungen ausdräiiglen. Kein Leser wirb bas Büchlein, das wir dringend zur Anschaffung empfehlen, au» der Hand legen, ohne sch zum Nachdenken, zur ernsten Gewissenseiforschui'g angeregt und gemahnt zu fühlen. Den Mittelpunkt der hochinteressanken Erinnerungsblätter bildet selbstverständlich die sympaihischc Gestalt de» liebenswürdigen, begabten unk unglücklichen KönigS- sovneS, dem rin tragische- Geschick die sckMlende Arbeit im Dienste de» IvenlS versagt, aber auch aewiß manche herbe Enttäuschung erspart hat. Picht ohne Rüh'Ung wird der deutsche Piliiot sich in dir Tragik diese» Kronprinzendasein- vertiesen, unter der ein weiche-, warme», menschenfreunbliche- Gemülh Unsägliches gelitten haben muß. * Wohl nirgend» im deutschen Reiche ist die evangelische Kirche in ihrer äußeren Entwickelung so zurückgeblieben al- in den Provinzen Posen und Westprrußen. Für die 53l 000 Protestanten Posen», die mit Ausnahme von 13 000 evangelischen Polen (io, Dorsc Cöwalim bei Karge und »i der Diverse Schilvberg) durchweg Deutsche sind, giebt e» nur l84 Parochien. so daß eine Parochie 2800 Seelen auf einer Fläche von etwa 3 Geviertmeilen umfaßt, während in der Provinz Sachsen auf eine Geviertmrile im Durchschnitt 4 Parochien entfallen. Ten Evangelischen Posen» stehen zwar 37K gottesdienstliche Locale zur Beringung. doch siud davon nur 208 Kirchen und 55 Belhäuser. in 113 Orten muß der GctieSdienst in Schulräumen abgehalten werden, die sich meist zu klein sür die Zahl der Andächtigen erweisen. Die geist liche Versorgung in den evangelischen Diasporagemeinken der Provinz Posen ist besonder« schwierig Wer zur Kirche geben will, hat oft einen Weg von mehreren Stunden zu machen. Und wie ausreibend ist die Thätigkeit der meiste» evangelischen Pfarrer, die nickt selten sür eine in 10 bis 60 Ortschaften zerstreute Bevölkerung als Seelsorger, Sckulinspectoren und als L iter de» evangelischen Religionsunterrichts an simultanen oder katholischen Schulen zu arbeite» baden. Die anstrengenden Fahrten nach entfernten Filialen muffen theuer bezahlt werben und sind von polnischen Bauern oft kaum zu erlangen. Vielfach haben die evangelischen Geistlichen auch mit der größten Woknungsnoth zu kämpfen, wenn kein Psarrhau- vor handen ist. weil ihneu die polnischen Katholiken auch nicht die dürftigsten Räume vermiethen wollen. Die Pfarrhäuser aber befinden sich vielfach in kläglichem Zustande. Dabei sind die Aesolkungsvcrbältniffe äußerst niedrige; drei viertel der 210 evangelischen Psarrstellen PosenS gehören zu denjenigen, be, welchen Lcr Inhaber aus Staatshilse angewiesen ist. In Westprrußen ist die Zahl der Katholiken weit schneller ge wachsen als die Zahl der Evangelischen. 1815 zählte man 273182 Evangelische und 259 545 Katholiken, >885 ober 668 255 Evangelische und 70l 842 Katholiken. Ein zutreffen des Bild von der Lage der evangelischen Kirche rn West preußen wird im Berichte über die 40. Hauptversammlung V S Gustav-AkolsVeieinS (1886) gegeben. ES heißt da unter Andern,: »Nur in den ursprünglich zu Ostpreußen gehörenden Kreisen Marienwrrber und Rvsenbera, in der Umgebung von Danzig u»V Elbing und im Maricnburger Kreise ist cvange- lischerseits hinreichenv sür da» kirchliche Bedürsniß g-sorgt. Sonst ist alle» Diaspora. Kirchspiele, in denen die Consirmanben 2, 3. ja 4 Meilen weit gehen müssen, Riesenkirchspiele, wie Grau benz mit 52Landorlschasten sind gar nicht selten; in Schwetz.Rbrda, Strasburg liegen dle Verhältnisse zum Theil noch schlimmer. Der Kreis G'audenz hat sür 35 791 Evangelische 6 Kirchen, sür 25 827 Katholiken aber 22! I» einem anderen Kreise der Piovinz hat der Staat die Patroaalschast über alle
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite