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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-11-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188911132
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891113
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891113
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-11
- Tag1889-11-13
- Monat1889-11
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.11.1889
- Autor
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täglich früh 6'/, Uhr. Keiarliou »nd Lrprdition Iodanuesgaffe 8. AprnhllullSen drr Kriactisa: Bormtt'.ogS 10—12 Uhr. Nachmittag» o—ö Uhr. er, ei,«6-nri»> «»»»icrrd«, »«chr ßch t„ «t«t,clu!» »udl rxrsliltlich. vnna»«e »er f»r »ie näck«k»l,en», N»««er »es»t««»,ii Inserate an Woche,Itagen bis S Ilbr Nach«,tlag». au Louu- uu» Festtage» jrnh bis'/,» Uhr. 3n -rn /ilialr» für Ius.-^onahmr: Ott« Klemm, UniversnälSstroße 1. Laut» Lösche. Katbariueustr. 28 pari. und -öulgsplatz 7. nur bis ',.S Ubr. Abonnementsprsis vierteljährlich 4'/, Mk. incl. Briaqerlohn b Mk.. durch dir Post bezöge» 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20Ps Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilage» sin Tageblatt-Format gefalzt) ahne Poftbetörderung 60 Mk. Mtt Poftbesörderuug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile 80 Pf. Größer» Schritten laut ans. Preisoerzeichuiß. Todellartscher u. Zifferusatz aach höhrrm Taris. Kerlamen anter dem Redactiou«strlch die 4aeipalt. Zeile 50Ps„ vor den F-milieuuachrichtea die 6gelvolieae geile 40 Ps. Jalerote siad stets au die Gr»e»ttt»» zu seadea. — Rabatt wird aicht gegeben. Zahlung praemuuerLntto oder durch Post» Nachnahme. 3l7. Mittwoch den 13. November 1889. 83. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Wahl von Nirchknvorstehern zu St. Nicolai. Die geprüfte Litte der Wahlberechtigten für die te.n» nächstigr Wahl von Kirchenvorstchern für die Nicolai- gemeinve liegt a« 13., ich., iz. und IS. Nove«ber d. I., Vormittags von S—12 Uhr in der Kirchenexpebition zu St. Nicolai, am Nicolaikirchhof Nr. 4, pk.. zur Einsicht auS. Leipzig, am 12 November 1889. Der Kirchenvorstaud zu St. Stieolat. v. Hölscher. Vckanntmachung. Die Leuchtkraft der städtische» Leuchtgase» betrug in der Zeit vom ch. bis 1v. diese- Monats im Argand- drenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum da» 18.3 fache der Leuchtkraft der deutschen Normal» kerze von 50 Millimeter Flammenböhe. Da» specisische Gewicht stellt sich im Mittel aus 0,456. Leipzig, am 11. November 1889. Deputation zu den Gasanstalte«. Nckanntmachung. Aus Antrag der Eiben der Antonie Ioiefine verw. Ientzsch geb. Spange in Leipzig, soll das zum Nachlaß der Ientzsch gehörige, hier an der Colon,ladenstraße unter Nr. 4 gelegene, oul Fol. 24 de« Grund« und Hypo bekenbuchS sür Leipzig, Aintsantbeil. einge. tragen« Hausgriiilvitnck, welche» von dem verpflichteten Sachver ständigen aui 25 000 ./« gewürdert worden ist, LaunrrStag. veu 14 Navrmber 188S, vormittags 11 Utzr von dem Unterzeichneten Königlichen Amtsgericht a» Gericht-ftelle h,er, Peierssteiaweg Nr. 8, Zimmer 108, unter den im Termin bekannt zu machenden, schon >etzt au» dem am Gcrichtsbret an«, hängende» Attichlage, sowie aus deu Bureaux der Herren Rechts- anwälte Iustns Zehme, hier, Neumarkt 38, und vr. Tannert, hier, Westgraße 8, zu ersehenden Bedingungen öffentlich verftrtgert werden. Leipzig am 22. Oktober 1889. L-«ialt»r» A«tS>«richt, «bttz. V. e«ct. S. Menz.Kühn. Zwangs-versttigerung. Im Wege der Zwangsvollstreckung sollen Gröuingen Bind X, Blatt 321, Band X. L Gelchwister Bollmaun in Gröningea die im Grundbuche von . Blatt 311 vnd Band XV. Blau 169 aus de» Namen der Kinder de» am 13. April 1874 zu Gröningen verstorbenen Papiersabrikautea Georg Bollmaau, nt»: 1) Georg Heinrich 2) Marie Anna Charlotte Theres« 3) Heinrich Friedrich Max 4) Wilhelm Carl Wal,der b) Hedwig Emilie Mathilde Clara Therese küigetragenen in Grün,»gen belegenen Grundstück«, al»: I. da» Prälatenberg Nr. 363 belegen« Wohnbau» nebst Zubehör, Karienblati 2, Parcelle 365/133 von 45 », 28 qm, be stehend an»: a. Wohnbau» mit großem Haa»gartea, d. Papiermaschinenhau», v. Holländergebäude. ä. Luinpeniburmgcbäudt, e. Lumpeukochhau», t. Anbau an j, K vle,che. h. Anbau für dir grobe Maschine, i. Anbau sür die steine Maschme, 1c. alte Leimküche, l. Ga-anftalt, m. Keffeikoa», u. Werkstatt, o. Niederlage, p. Schuppen, q. Stallung, r. Lumpensortirgebäude, ». Lumpe,,schuvven, t. Tu büienicduppeu, U. Appartement; II. die P rc,lle 366/134» Kartenblatt 2, Wirse von 2 », 67 qm Fläche. HI. die Parcelle 172, Kartendlatt 12, »wischen den beiden Mühl gräben. Garten, von 1 k» 75 » 90 qm Fläche, IV. die Parcelle 367/134. Karienblatt 2, die Tammwiesea Nr. 624b Wiese, von 17 » 87 qm Fläche, V. die Parcelle 130, Karicublall 2, die Dammwiesea Nr. 6S4c, Acker, von 78 a 90 qm Fläche, VI. d,e Paicelle 369/134. Kurienblatt 2, die Dammwiesen Nr. 624c, Wiese, von 26 » 94 qm Fläche, VII. die Parcelle 370/133, Kartenblatt 2, ebendaselbst, Hosraum rc., von 4 » 52 qm Fläche. VIII. die Parcelle 368 134. Kanenb'alt 2, die Dawmwiesen Nr. 624», Wieie von 27 » 52 qm Fluch«, H. di« Purcelle 1301, Karienblatt 2, die Dammwiesea Nr. 624, Acker, von öl » 10 qm Fläche, X. da» Prälatriib rg Nr. 362 belegen« Wohnbau», bestehend an» Wodnbau» milHofrauni. Nebengebäude rechl» und Appartement, am IK. Teeemtzer 188S, vor«itt«g- - Utzr vor dem unter« zeichneten Gericht — an Gerichtsftelle — versteigert werden. Die Grundstöcke II dis IX sind mit 74 "/,« Ihlr. Reinertrag und einer Flach« von 3b» 8ü» 42 qm zur Grundsteuer, die Grund« stücke l und X mit 4061 (3914 -s- 147) ^l Nutzungswcrth zur Ge- bäudesteuer veranlagt Au«zug aus der Steuerrolle, beglaubigte Adschntt de» Lrundbuchblatts, etwaige Absmatzungen u»d ander« die G unk stücke betreffende Nuchwe sunqea, sowi heionbere Kauf- brdiiigunge» können in der GerichiSschreiberei eingeseh n werden. Alle R olderechiigi,,, werden ausgesordert, di« a cht von selbst auf den Ersteher ü 'ergehenden Aniprüch«, deren Vorhandensein oder Be trag au« dem Grundbuche zur Zett der Cioicaqung des Versteigerung», verme kS n cht lervoeging. msbelondere derartige Forderungen von Lupiial, Ziese», wiederkehernden Hebungen oder Kosten, sväiestens im Berfteiirrungslerm n vor der Aufforderung ur Abgabe von Gtboien ai zumelden und. sulls der betreibende Gläubiger widerivnchl, dem Genchle glaubdafi cu macheu, widrigensall« »'«selben de, Feststellung de» germ isten G dois nicht beruckucht gt werden und bei Neriheiluog de» Suuiqelde« gegen die berücklichi'gteii Ansprüche im Range »urücktreien. Ditieuig'n, welche da» Gi ienthum der B andstucke beanipruchea, w-rden aus letoreerk, vor Schluß de« ve,strigerung»,ermln« b>e -,n- siellung de« Beriadrcn» de beizusührrn, widrigeasall» nach ersolgiem Zuichlaq das Kaujgeld in Bezug aus deu Anspruch an die Stelle de« Grondftücks tritt Da« Urtheil über die Lrthelnng de» Znschlaq« wird am 21. Decembcr 1889, Bormiltags 11 Uhr an Gerichtsstcllc verkündet werd». Gröumgen, den 16. October 1889 K-N'^iche« Amtsgericht ^ Ln»«^ Nor-weiden-Auclion. Mittwoch, den 2tt. Noveniber e. sollen im Forst reviere Connewitz von Bor,»»tag 9 Uhr an ca 120» Bund einjährige Korbweide» unter den im Termine bekam t zu machenden Bedingungen und gegen sofortige Bezahlung nach dem Zuschläge an den Meislbietenven verlaust tverd,». Zufanrnrenkunst: Am Streitteiche bei Connewitz. Leipzig, den 12. November >889. DeS Raths Forst-Deputation. Bekanntmachung. In unser Benossiwchalt»r.gistcr ist bet der uutcr Nr. 2 einge- trogeaen Genossnlchasl Vsrschuirvrreiu zu Prettin, eingetragen« Prnsssenschaft »» Prettin, zusolge Verfügung vom 6. Novcmber 1889 am selbigen Tage Fol- grabe» eingetragen worden: Spalte 2. D,e F rma der Genosseaschost ist geändert «ad laute! l>tzt: Bocschußverein »u Prettin, eingerrageue Geuoffeuschast mu unbeschränkter Haftpflicht. Spall« 4. Durch ^a» in den Generalversammluugea vom 15 Seplember und 27 October 1889 angenommene revidirte Statut, ive che» sich Band III, Blatt 4 der Genoss,nlchast«- aclen b,findet, sind in den Rechtlverhäliuiffen der Genosse», schast Aeuderunge, ring'treieu. Gegenstand de» Unternehmen» ist der Betrieb von Bank- geschäsien brhus« gegenseitiger Beschaffung der in Gewerbe und Wuthichast uörhigea Geldmittel aus gemeiuschasilicheu Credit. Alle Bekanntmachungen de» Verein» ergehen unter dessen Firma und werdeu von mindesten« zwei Vorstandsmitgliedern unierzeichnet. Die Einladungen zu den Generalversammlungen dagegen, insofern sic nicht vom Vorstand «»«gehen, erläßt der Vor sitzende deck AussichtSiaibS n»l der Zeichnung: Der AussichtScaih des Bonchußvcreia» u. s. w. (folgt die Firma) ?s. bl., Vorsitzender. Zur Veröffentlichung seiner Bekanntmachungen bedient sich der Verein deS „Torgauer KreiSdlatteS" und de» „Elb- und Elsterbotea" zu Prettin. Seine Willenserklärungen g>edt der Vorstand kund und zeichnet sür die G,aoffe»ichast in der Weise, daß die Zeichnenden — und zwar mit rechtlicher Wir kung Dritten gegenüber mindesten« zwei BorftandS-Muglieder — zu der Firma de« Verein» idre NamcnSuntei schrislen hinzusügen. Quittungen über Einnahmen bedürsen in ikbcin Falle auch der Unterschritt de« Catsirers. Der Vorstand besteht nunmehr aus »ur drei Personen, nämlich dem Gnsthossbesitzer Gottlob Plesse zu Piettin ol« Director, d,m Braumeister Geisenhehiier zu Preltin als Lassirer und dem Kausmaun Richald Scharsd za Prettin als Coniroleur. Daneben ist «in Sussichttrath bestellt. Torgau, den 6. November 1889. Königliche« Amtsgericht. Die Lage in Frankreich. Am Tage der Eröffnung der neugewähltcn französischen Kammer gewährt Frankreich da» Bild einer in diesem Lanke bei solchen Anlässen ungewohnten Ruhe und Ordnung. Daß die Boulangisten eine Kunkgebung vorbereitet haben, wird die Ruhe kaum gefährden, denn die Bewegung hat ihren Reiz verloren, nachdem der Führer unschädlich gemacht ist, und die Trennung der Bonaparlitten von seiner Sache ihm die feste Grundlage entzogen hat. Da» hervorstechende Merk mal ter gegenwärtigen Lage in Frankreich ist die gegenseitige geräuschlose Annäherung der verschiedene» republikanischen Parteigruppen, welche in einer sehr zahlreich besuchten Bor versammlung von etwa 300 Abgeordneten am ll. November ihren Ausdruck gefunden hat. An der BersuchSwahl deS Kammerpräsidenten haben sich 238 Abgeordnete bei heiligt, und von diesen haben 174 für Floquet gestimmt; e» ist daher wahrscheinlich, daß Floquet auch bei der Wahl i» der Kammer die Mehrzahl ter Stimmen erhallen wird, da die AuSsichls- lvsigkeit der Wahl Brision's sich in der Lorversammlunz hcrau-gettellt hat. Löön Say hat bei dem Iahrelbanket de» „Journal de» Döbat»" eine Art von Programm sür die gemäßigte Politik der Anhänger der Republik entworse» und dabei als Haupt forderung «ne Allen offene Republik bezeichnet, welche die Bedingungen einer wirklich nationale» Regierung-sorm er fülle. indem sie die Strenge de» Schulgesetze» mildere und auch die Ordensschwestern in den Hospitälern wieder zulasse. Die Kammern mnßlen da» Gleichgewicht nn Budget her- »ellen, mit klugen Reformen Vorgehen und der Piesie und dem Parlcment die nothwendigen Freiheiten lasten. Die R de Say'« hat keinen Anspruch darauf, die Meinung der Republi kaner auszndrücken, aber a>S Symptom des in den letzte» Monaten eiiigelrelene» Umschwunges ist sie nicht unwichtig. Besonders hat das Dort von einer Allen offenen Republik Aussicht, rin geflügeltes zu werten, weil von Seilen zahlreicher Anhänger der monarchischen Staal-sorm der Wunsch nach Beseitigung de» Gegensätze» zwischen Monarchisten und Re publikanern geäußert worden ist. Wenn dieser Wunsch mehr ist, al« ein Schackzuq. wenn er der Ueberzeugung entspringt, daß der Wieverherttrllung der Monarchie unnberwindilche Hindernisse >m Wege flehen, dann wäre ein vorsichtiges Ein gehen der Republikaner aus denselben nicht ausgeschlossen, aber erst dann. wenn die volle Einigkeit unter den Republi kanern hcrgestellt ist. Diese Einigkeit ist natürlich nicht i» dem Sinne auizu- sasten, baß sie sich bi» aus die äußerste Linke erstrecken wird, aber «S ist schon sehr viel gewonnen, wenn die Radicabn aushören, eme besondere Gruppe zu bilden, und die gesamnile republikanische Linke bi» zur Schwelle der äußersten Linken eine teste zusammenhängende Maste darsiellt. Eine geschloffene Partei von 300 Republikanern bat auch genügende An- ziebung»krast nach recht», um 'solche Monarchisten in ihren Krej« auszunebmen. welchen vor ollen Dingen die allgemeine Wodlsahrt am Herzen liegt. Leidenscbajlliche Jinp-r>alisten unk Royalisten werben sich ohnehin von den Republikanern l'ernhalien, bei ihnen ist jede Mühe, sie anderen Sinne» zu machen, umsonst. Die am schwersten erfüllbare Forderung des Say'schen Programms ist die Herstellung LeS Gleichgewicht» im Budget, weil diese« ohne Beschneivung der Ausgaben sür Milila r- zwecke nicht zu erreichen ist, aber schon durch die Ausstellung dieser Forderung ist die Richtung bezeichnet, in weicher sich die Bestrebungen der Zukunft zu bewegen haben. Frankreich bat die Segnungen des Friedens in de» letzlca Monaten an sich selbst erjahrea, die Pariser Weltausstellung hat «in alle Erwartungen weit übersteigendes Ergebniß gehabt und den Franzosen einen Vorgeschmack von dem gegeben, waS sie rrreichen könnten, wenn sie sich ohne leben Hinter gedanken mit voller Kraft den Arbeite» oeS Frieden« widmen wollten. Wa« war der BoulangiSmuS andere», als der Versuch, durch Erhitzung der kriegerische» Leidenschaften die Franzosen zum Verzicht auf die politische Freiheit zu bewegen. Frankreich war eine Zeil lang aus dem besten Wege, seine Zukunft der Hoffnung aus Entzündung eine« siegreichen Kriege» zu opfern. Ader im enischeidenke» Augen- blicke fand sich ein energischer Mann, der Muttster EonstanS. weicher die Franzosen zur Besinnung brachte über die Be deutung teste», waS sie zu lhuir im Begriff standen, und bald ward eS ter großen Mehrzahl seiner LandSieute klar, daß sie einem Trugbilde nacbgejagl waren, und daß sie bessere und crnttere Dinge zu thun hätten, al« einem Abenteurer von zweijelbaslkn Fädigkeiten und bedenklichen Eharaklereige»- schaslcn den Weg zur Macht zu bahnen. Da» Verlange», die Kräfte beö Landes sür einen kriegerischen Zweck einheitlich zusammen zu faste», war stärker gewesen, als die Erwägung, daß ein solches Opfer nur gebracht werden könne, wenn e>» Mann von erproblem Genie und von zweifellosem PatriotiSniu« zur Verfügung stand. Inzwischen habe» sich auch die internationalen Verhältnisse nicht iuttvefe,itl,ch verändert, und in demselben Maße, wie die Hoffnungen aus Erhaltung de» Frieden» sich vermehrt baden, sind die Franzosen zu einer ruhigeren Betrachtung der Sach lage gefübrt worden. Der größere Tbett Europas ist in dem Entschlüsse einig, eine Verletzung der behebenden Verträge nicht zuznlastcn und von denjenigen Verträgen, auf welche» der europäische Friede beruht, ist der Franlsurtcr Friedens- Vertrag cuier der wichtigsten. Daß dieser Vertrag nur aus Zeit und nicht aus die Dauer geschlossen sei, galt der groß-» Mehrzakl der Franzosen bisher al- feststehende Thalsache Die Fiiedensmächle unter Führung von Denlschlanv waren im Gegenlbeil bemüht, die Geltung diese« Vertrages gegen jede drohende Gefahr zu schützen. Diese Bemühungen sind nicht erfolglos geblieben und beso»dc>S die Ereignisse der letzten Mo»ate haben die FricbenSbürgschastcu um ein Bcdeulendev vermehrt. Durch diese» Sachverhalt sind die Franzosen unwillkürlich genölhigl worden, ihre Aufmerksamkeit >»el,r den inneie» Verhältnissen zu widmen. Sie haben eingesehen, daß aui diesem großen Gebiete ihnen ei» sehr ergiebige« Feld sür eine srnchlbringende Thäligkeit eröffnet ist, sie haben erkannt, daß sie durch Parteistrettigkeilen und durch Bera»staltu»g von Skandal nur die Arbeit ihrer Fei,de verrichten, daß sie sich selbst deS Genusses aller der Woltttbaten berauben, welche ihnen da» unschätzbare Gut deü Frieden» gewährt. An» diesen Gründen erscheint die Erwartung berechtigt, daß die gegenwärtige ParlamenISsession in Frankreich einen Wcndepunct i» der Entwickelung der Republik bezeichnet, daß die Mehrheit der sranzösischeu Volksvertretung sich bemühen wird, die Erfüllung der Nächstliegenden Aus gaben in» Auge zu faste» und dadurch von dem un fruchtbaren Slreben abgelenkt werden wird, die seit säst zwei Decenmen geltende Rechtsordnung im Herzen von Europa umzustoße». Frankreich möge sich endlich daran erinneru, daß nicht Deutschland e» war. weiche- den Frieden >m Jahre 1870 brach, sondern Vas; der Krieg ihm durch Frank reich ausgenölbigt wurde, weil diese Macht sich die Ober herrschaft in Europa anmaßke. Heule handelt c« sich in Europa nicht mehr um Machtsragen, sondern lediglich um die ungestörte Entwickelung aller friedlich neben einander wohnenden Völker. D utschland hat seine Freude an einem blühenden, kiäflig emporstrcbenden Frankreich, aber diese Empfindung setzt aus der anderen Seite die neidlose Betrach, lung gleichartiger Entwickelungen der übrige» europäischen Mächte voraus. * Leipzig, 13. November. * Die .Hreuzzeilung" glaubt bestätigen zu können, daß dem Reichstage noch eme Vorlage über den Ban strategischer Bahnen, die jetzt Len BundeSrath beschäftigt, zugehe» werde. * Amtliche» Wahlergebniß der am lt. d. M. erfolgten LandkagScrsatzwabl im tl. Wablkreise (Hünsetv- GerSselv) de» RegieruugS-BezirkS Castel: Bo» den im Ganzen abgegebenen 163 Stimmen erbiellen Caplan DaSbacb (Cenlrum) 101, Lanvrath Wcgncrn 62 Stimmen. Elfterer ist somit gewählt. * Zu dem Thema vom ländlichen Wucher wirb der .Kölnischen Zeilung" an- Berlin geschrieben: Die Beschlüsse, welche das Landes.Leko»omie.Collegium in Ansehung der Stellung der Gei'tziebunq zu dem ländlichen Wucher gesoßt hat, stillen sich in manchen Tlikilcn aus den richu cn Staudpunct. Es ist gegenüber den überlri bcnen und unmöglichen Foldeiungen, welche von den Vereinen gegen de» Wucher uezugi ch der Erweiterung deS steasrechttich,,, Thette« des Wuchergrletz S er- hoben wurde» und werde», zunächst von großer Bedeutung, daß eaS Landis-Oekononiie-Colleuiiim an erster Stelle nicht sowohl strnirechi- iiche als cwilrechliiche Bestimmungen in» Auge saßt, durch weich- rem Wucher gesteuert werden soll. DieierStandvunci wurde auch out der Frank- surter G> nerolversanim ung des Verein« lür Socialvolittk mehrfach vcr- treten, besonder» vom M»iister>alrath vuichenberqer aus Karlsruhe und Rechtsanwalt vr. Fnld aus Mainz. De Wunsche, welche das Collegium in dieser Hinsicht gegenüber dem Eittnnirse des bürge«, lichen Gei tzbuches ausspricht, sind durchaus beiechnqt und cs muß tiervorgehobe» werden, daß die von ihm gesoeoerle Beschränkung der Vereinbarung von V nrogestrasen durch das Ermesse» des Richter» auch seitens des deutschen I rriftenloges als noihwendia an erkannt wurde. Nicht schlecbttii» v-rrnögen wir dagegen den« Thette der B.schlussc be-zuttelen, weicher sich aus tue Ergänzung de« Slras- recktts bezieht. Wenn man die Umerstellung des Viedverstellunfts. geschof es unler den 8 302» des Sir.-G-B. verlangt, so ist dir« duich die ihatiachl chen Bei hailmjje begründet, es gehl dagegen entschieden zu w-it, wenn man lne Sliasbestminiung auch aus andere belastende Verträge, w e da» Adzah unnSgeichos, und bergt., auldehnea null. Man girbi hierdurch dem B gr sie de- Wucher» eme Ausdehnung, d e bedenklich ist. und schosst neue Slrasbes»mn>unqt.i gegen Bor- kommaijs, ,a Handrl und Verkehr, die »um qrößicn Toeile schon letzt sienirechiü« verjolgbar hao; we che N,ch,>i,tte dem o,ständigen veikehr au« einer so weitgehende» SirosbestiMinuag erwach,«« mußten, ivurde von uns erst jungst betont, uns nur haben keinen Anlaß, unsere Meinung ml« Ruchichi ans dir obigen Beschlüsse zu ändern. W r wurden es nach wie vor für einen durchaus veriehlir» Schrill der Rochsge'etzqebuag ballen, wenn sie sich deu Wuni-Ven nach einer soll vordildlojen Ausdehnung des Strosichutzes anschlteß-n sollte. Die Rückiichi aus die landwiithschastlichen Interessen darf unmöglich so weit gehen, sur das ganze Verkedetleden hemmende Fesseln nnzulühien, die nicht einmal den Erfolg haben wurden, den man in agrarischen Kreisen so dirlsach non ihnen erwartet. * AuS Trier, wo in nächster Zeit wie in andern rheinischen Städten Stadtverordnclenwahlen bevor- stehen, wird der .Kölnischen Zeitung" geschrieben: „In diesem Jahr ist ein ganz besonders heißer Kamps entbrannt und neben dem bekannten Caplan DaSbach sicht auch die Psarr- akistlichkeit offen für die Interessen der ullramontanen Partei. Die Sache scheint bereit» zum vollständigen Aergerniß aus gewachsen zu se>n, denn cS wird berichtet, daß m dem am Dienstag in einer Kirche abgehaltenen Conserenzvortrage der Marianischen Bürgersodaluät der betreffende Geistliche seulcn Zöbörern von der Kanzel herab erklärt hat. er würde diesmal nicht in der Erläuterung seine- Thema» fort- fahren, sondern einen ankeren wichtigen Gegenstand be sprechen, daS seien die bevorstehende» S l adtrath»wah len. In längerer Ausführung ivurde sodann den Hörern anS Herz gelegt, dafür zu wirken, daß diese Wahlen m katho lischem Sinne auSsiele»." - Wie die „Vossiscbe Zeitung" auS Worm» meldet, ist die Eröffnung oeS Festspielhauses nunmehr endgillig aus den 20. November settgeseyl. Der Kaiser wird »ach einer Mittbeilung de» Hoimarschallamte- einer Vorstellung Anfang- December beiwohnen. Die Eröffnung findet io Gegenwart de» Großherzog» von Hrstc» statt. « >» » * D>e Omladinisten oder Anhänger der „jungserbl- schen" Richtung in Ungarn nehmen au» nationaler Partei- leidenschast sogar sür Diebe Partei. In Aarlowitz wurde vor einigen Tagen Georg Savic, chemaligcr Kammerdiener deS serbischen Patriarchen Angyelic. unter dem Verdachte, den selben i» der Sterbestunde bestohlen zu habe», verkästet. Wie daS .'Neue Wiener Tageblatt" berichtet, ergab die Untersuchung, daß Savic Coinplicen hatte in der Person de» Prälaten und Tdeologie-ProsessorS Lemaic, de» Gymnasial- ProfestorS und Karlowitzer Sparcastendirector» vr. Milan Dinttlrievic. ferner de» Prior» de» Feneker Kloster» und de» WiithschaslSdeamte» Stojanovic, weiche sämmtiich bereit« aus Gerichtsbeschluß verhaftet sind. Die Oinlabiniste» wollten gegen b>e Verkostungen demonstrireu, doch uiiterdriickte die Polizei bisher alle Ausbrüche. Ein Pia». Dimttrievic mit Gewalt zu befreien, wurde vereitelt. BiSber ist constatirl. daß 6000 fl. baar, ein äußerst kostbare- Kreuz und 36 000 st. »l Papiere» gestohlen wurden. Viele Personen außer den Genannle» sind comprcmiltirl. Weitere Verhaftungen sollen bevorsiehen. * Au» Athen, 7. Novcmber, wird der „Post" geschrieben: Die Reise de- kronprinzlichen Paares in die griechische» Provinzen wird wegen des IM Winter nicht allzu günstigen Weller« bs zum kommenden Frühjahr verschöbe» werden. IIi» aber den Wunsche» der Kaiserin Friedrich iiactizukonttnen, wird das junge Paar duselbe wenigsten« aus einem kurzen Aulstuge nach Pairas, Pyrgo», Olympia und Mykene begleiten, wo besonder» die Schiicmann'schni Ausgialmngen in Augenschein genommen werdeu loste». Von dieiei» Ausflug, der in der nächste» Woche fiatifindet» kehren die hohen Herrschaften bereits am 10. dt. >v> d r »ach Athen zurück, wo dann an, 21. der Geburtstag der Kniseri» Fuedrich im Kieise der königlichen Familie gefeiert werden i>!l. Die Aöreise der Kaiserin Friedrich und der Prinzessinnen V cloiin und Margarethe erfolg!, wie jetzt osficiell seftq-ietzt ist, schon am 22, und zwar kehrt die Kaisen» direct nach Deunchlaiid zu ück, da der geplante Wmler- uuseiitiialt n> Italien sollen gelassen ivuide. H iite, am Tage des heilige» Drineirius, veranstaltet die hiesige Phuhannonische G>s llichasl zu Ehren der Kronpri nzess ln Sophie im Aussteiluug-palast ein großes Feslconcert, welchem die sämml- lichen hier noch anwesenden Fuisliichkeiien beiwohne» werde«. Außer Meiideisiohn'S Hochz-itsmarsch aus dem .Tomiiiernachislrauln" und Weber'- Iubelouveriure gelange» dabei auch der Hockzen-chor aus „Lohenqrin". der Fackelianz von Meyerbeer »ud cm Tnumphmarich des giiettnschcn Comvon sten Samara zur Auiluh ung, welcher diesen Marsch spenell sur die Hochzeit des Kronprinzen cvin- ponirt hat. Der Marsch wird von neunzig Miliiairmusikcr» «isp rlt werden. Morgen giebl der deutsche Gesandte Lemattre zu Eur o der Kaiserin Friedrich ein großes Diner und in der nächsten Woche erfolgt im Thronsaal deS königlichen Schlöffe» die leterttche B- rleihu g des Lidens vom goldene» Vließe an den Krön- Prinzen Konstanttn. König Georg wird de, dieser Ceiemonie die Kön g a-Rcgeniia von Soauieu vertrete», während der P inz von Wale«, der schon morgen ans Egyplen zlliückbhrt, al- Pathe des Kioaprinzen sungirt. De übliche Gebühr von lUOOo Franc-, die ioost von jedem neuen Rttter de» goldene» Vließes erlegt werden muß, kommt du «mol in Fortfall. Am 20. bs. tr>tt der König von Dänemark über Brindisi die Heimreise an. Seine Geinucttiii, die Kö»> ,in Lüste, kehrt direct nach Kopenhagen zuruck, wahr nd der König zuvor noch zu einem Besuch bei der Herzogin von Cumbcrland nach Gmuuden fahrt. * AuS Kreta wird der..Time»" gemeldet, daß aus der Insel allinälig wieder ruhige Zustände cintrcken und vcr Handel in allen Hauplpiätzen ini Aufschwünge sei. Mit >ede,n Boote kämen christliche Familien an und die öffentliche Sicherheit sei j tzt bester, al» vor dem AuSbruchc deS Auf stande-. Scbalir Pascha hal, begleite! von Ibrahim Pascha, Lelino und Sphakla besucht. In erstgenanntem Olt ist ein Geudanu von Christen ermordet worden. E» hc>ßk. die Pforte wolle da« gegenwärtige System der Ernennung von Richtern durch Volk-Wahl abschasteu, eine Maßregel, welche, wenn sie durchgesührt wird, bei Gruiivbcsitze'ru und Kausleulen viel Anklang sinken dürfte. - Ter im Jahre 1873 verstorbene ehemalige Herzog Carl von Braunschweig hinlerlieg der Stadt Gens 22 Millionen Franc» unter der Bedingung, daß man ihm "n Maus oleum nach dem Sitte der Scaligergräber in Verona errichte. Die auSgezeichnelsten Künstler führten die Arbeit au». Das monumentale Denkinal, auS seinem carrarische» Marmor in Pyraiiildenforin, wurde aus ter Place de» A pe» ausgestellt und mil einer geschmackvollen Anlage umgebe». In drei Sivckiv-rken waren Statuen der Kais r, Könige und Fürsten aus der Welscnsamttie, zu welcher der Herzog Carl zahlte, euigereihl. Das Denkmal wurde l879 fertig n»d kostete an drei Millionen Francs Schon nach zwei Jahren aber begann der Zerfall de- Denkmals derartig, dag die Stockwerke mil Kellen zusammenqehallcn werden inußieli. Zivstck,'» die Fiig'i, und >» kie Zwischen räume dringt nämlich Wasser, da» »u strengen Wwler gefriert und die schwachen Marmorgebiide van» anSeina»Verreißt; inan iiiußlc nach einander zwei Stockwerke entfernen, und >884—1886 sab man da» vom Volksmuiide „Znckerstock" gelauste Denkmal satt immer vci einem starken Gerüst umgeben. Architekt Camuzat bewies schon 188.3, daß da» Monument nur dadurch erhalten werte» könne, daß der Marmor durch eine geeignetere Slcinarl ersetzt wurde, und Bivllier erklärte >m Herbst, da» Vas Kunstwerk m kurzer Zc l zusammensallen würde, »penn man dem Anträge Eamuzat's nicht Nachkomme. So sah sich kenn in diesen Tagen der
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