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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1889
- Erscheinungsdatum
- 1889-12-13
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188912138
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18891213
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18891213
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1889
- Monat1889-12
- Tag1889-12-13
- Monat1889-12
- Jahr1889
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 13.12.1889
- Autor
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ff. »er der i» rto» illtt Erschei«t täglich früh 6'/. Uhr. 1',rö«rti»u »nö Lkfirditi»» Johannesgaff« ö. LPrrchÜllu-r» der LrSacliiu. Bormiliog« 10—12 Uhr. Nachmittags 5—6 Uhr. tt« mur^k «wxU-n»!-l M '»IcK»«, »«cht X die diedociic» m<d« «rviniias. tipnger »»nah«« »er für »t« »Schftt«I,e»h« Nummer bestimmten Inserate an «ocheutsgen hi« 3 Ndr Nackimttt»«». an Sann- und Festtage» irütz dl»Uhr. 3n -eil Filialen für Ins.-Aunahme. Ltta Klau«. Unioerülät-str-ß« u LoutS Lösche, »acharsnenstr. Li patt, und »saigspla» 7. mir bis '/,3 Uhr. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. vierteljührüch 4^ lucl. Briagerlaha 5 VN.. d»rch ht, bezogt, 6Mk. Jede eiagrtn« Nnmnm, Belegegemplor 10 Hs. Sevühreu sür Ektradeilaae» <:« Tageblatt-Formal aefickws ahne Pofide'trderuug «0 Mk. «,l Pofiveitrberrmg 7V Mk. Znlerale «gespaltme Petttzeile »0 «. «rühere Sehr rite» >«M »f. PreNNNDchch^ Tabellattscher u. 8lfser»sa« nachhBtzm» Larts. lkrrlantrn ,ater dem Nedacti»,«strich dtr aaeidaU. ZetlebOPs, vor de, Familie,»achrtchtr» die «gespaltene steil» <0 Vt. Iaierate sind stets a, dt« M ieade». — Rabatt tmrd »tcht gepehe». Zadlang praavomeraintn »der dnrch isstosb- vachaahme. Z° 347. Freitag dm 13. Dccembcr 1889. 83. Jahrgang. »»» >hlt. und hoch- Mk. liede 180. alle 1.80. ichtr. in ,«,e nnd s der wücke ui»g. aller cvor- eiten. ir alle ver- w. 1.50. je und isung eisen, . 2.80. >k und eiten, ^ )ie in eidoch. ltung Hand Huf- chulen bear-. »d V zur n und sie».) lt !- 'erq. !- irr -iol. denk. b.itr«»,. r-ul 9rüdcr dlunqen »Kock. «>»s - Bestellungen uns -ns erste Quartal 18S« -es Leipziger Tageblattes wolle man möglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, Johannesgasse Nr. 8, gelangen lassen. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen AeitungSfpediteuren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung ausgefnhrt. Auswärtige Abonnenten wollen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Abonnementspreis beträgt pro Quartal L Mark SV Pfennige, inclusive Briugerlohn S Mark, durch die Post bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbesörderung 6« Mark, mit Postbeförderung incl. Post gebühren ?v Mark Beilegegebühren unter Vorausbezahlung zu vergüten. Ein Hinweis auf die Extra-Beilage erfolgt im redaktionellen Thcile gratis und umfaßt 6 Zeilen. Wird derselbe von größerem Umfange gewünscht, sind für die weiteren Zeilen die gewöhnlichen JnsertionSgebühren zu vergüten. Preis der JnsertionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Neclamen aus Petitschrift unter dem Redaktionsstrich die 4 gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familieunachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unser« Preisverzeichnis;, tabellarischer nnd Ziffer-Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xraemimerLnäo oder durch Postnachnahme. Xtt. Inserate wolle man nur an die Gxpe-ition (nicht Redaction) adressiren. RZf Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ansgegeben und enthält die bis zum vorhergehenden Abend eingclaufcnen politischen nnd Börsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es giebt ein anschauliches Bild von allem Wissenswerthen auf den verschiedenen Gebieten des öffentlichen Lebens und behandelt die Tagesfragen der inneren und äußeren Politik in populären Artikeln mit größter Ausführlichkeit. Das Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater. Musik, Literatur, Knifft und Wissenschaft. Die Verhandlungen des Reichstage- und des sächsischen Landtages erscheinen bereits am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Öriginalberichten. Mit seiner ^oHswirthschaftlichen Beilage" bildet eS zugleich das größte Handels- und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnliste» aller Müssen der Königlich Sächsischen Landes-Lolterie und die Nummer-Verzeichnisse der ausgeloostcn Königlich Sächsischen Slaatsschnldscheine, sowie die Nummern von Serien und Hauptgewinnen der verschiedenen Prämienloofr. Leipzig, im December 1889. Amtliche Bekanntmachungen. Nachruf. Nachdem sich gestern über Herrn vr. pk. Ariedrieb Sr ' i«l« Balentiner, Archidiakonus eurer. zu St. Thomä, Ritter des Sgl. Sächs. Albrechtsorden« l. Classe, da» Grab geschlossen bat, erneuert der Unterzeichnete Kirchen vorstand auch seinerseits doS Andenken des gesegneten Mannes, welcher volle dreißig Jahre im geistlichen Amt an der Thomas- wmeinde gestanden und sich durch seine Gewissenhastigkeit und Treue in der Berwaltuug desselben, durch seine berzanfaffende Predigt und Unterweisung der Jugend, durch seine im Geiste evangelischer Weisheit und Milde geübte Seelsorge» durch seinen vorbildlichen Wandel, durch die Freundlichkeit und Liebenswürdigkeit seines Wesen- ein bleibende- Gedächtuiß in der Gemeinde und in weiten Kreisen unserer Stadt gesichert bat. Seit süns Jahren im wohlverdienten Ruhestand hat er die weitere Entwickelung de- kirchlichen Leben- in unserer Stadl mit reger Tdeilnahme begleitet. Wir bleiben seiner als eine« frommen und getreuen Verkündiger» des göttlichen Wortes dankbar eingedenk. Leipzig, den 12. December l88S. Der Ktrchessvorstaad z« St. Lho«S I). Pauk. Vekaautmachuns. Die Einlösung der am »L. diese« Monat« fülligen Zinscoupon» und Scheioe der Leipziger Stadtauleihen crjoigl bereit» vom I«. diese« Monat« ab bei unserer Stadtraffe in den Stunden von S Uhr Dor- neittag« bi« L Uhr Mittag«. Leipzig, den 10. December IKS. Der -lath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. E. Schulze. Vekarmtmachimg. Der von der KSmgiiche, AmUhailpimauaschaft Leipzig für hiesigra Ott genehmigte diesjährige Ehrist«artt soll iu d-n Tagen vom >1. hl» 24. HO. Mt», abgehalteu werden, wobei Maaren aller Art seilgeboten werden rstrsen. Alle Morkifieeantea haben sich bei Aufstellung ibrer Bude» »der Stünde den A iordnnnqea de« Itarkrmelfter« «bedingt zu lügen. Standgeld nur» nur von Auswärtigen «ad zwar je nach Umsang de« Platzes nach verschiedener Höhe erhöbe». Anmrldmigen werden i« diesige» Nathhon«, Zimmer Nr. 4, rnigegen g nomme». volkmarrdors. de» 10. Drrewber lsiSS. Der «e»et»»e-v«rit<ui». , . Lohsr. Noack. Vekannlmachung. Um einem hervorgetretene» Bedürsiiiffc zu genügen, haben wir die Einrichtung getroffen, daß unsere Stadtcasse auch i» der Mittagsstunde von 12—1 Uhr geöffnet bleibt. Anberer- seit» sollen die Nackmittag«stu»den lediglich für den innere» Dienst der Stadtcasse bestimmt sein. Demgemäß wird also vom 16. d M. an unsere Stadtcasse in den Stunden von Vormittag» 9 bi- Mittags l Uhr und nur in Liesrn Stundrn für da» Publicum geöffnet sein. Leipzig, den lv. December >889. Der Math der Stadt Leipzig. I». 7962. Vr. Georgi. Hentschel. Beschluß. Der ans den 19. und Sl. December 1889 onberuumte Termin t«r Versteigerung »er «ruu»stü<r de« Kaufmann« G. Bo>- mann und Scnosscn zu GrSningen u. s. w. wird ausgehobea. Gcöainge», den 11. December 1888. Königliche« Amtsgericht NWohorrkans. Im herzoglichen Forstrevier Mosigkauer Halde bei Dessau sollen Arett«,. »r» 2«. December, au« den Schutzbezirkeu Bor der Haide, Haidebarg und Brambach, im kpabr'schkn chasthaule zu LSttev. von Morgen- 10 Uhr ad, bei 2ü'j, Anzahlung meistbietend verkauft «erden: Slcheu: S8S S«. v. 2 bis 16 m L.n. 17 bi« Wem m.D. — 265 km. IS St. Steile 1 S . 54 dergl. 2 S. (2-,. u. 3 w L), 3 rw Rutzscheite 1 S., 8 rw bergt. 2 S; Sameukleirru: 28 St. ». 2 bi» 20 w L. «. 40 bi» 80 cm m. D. »»» 68 tw (davoa 1 Et. 20 m L-, 83 cm m. D^> 2 rw Nntzscheile 2 S., virkra: 4 Glück. Die Sameuklefer» eathalten auch gatr Schlfitzbaahölzer. Zwei Tage vor der Aaclion wird, wea» erforderlich, der Schnee von dea HSlzer, eatsrrat werde». I» LahaUischm SMat-auzetgrr befindet sich Anuonc« speclell. Haideburg, de» 10. December ISO«. Der vbersörstrr. Krüger. Leiträge zur socialdemokratischeu Weltanschauung. * Die Socialdemokrateu pflegen sich bekanntlich de» Oestern darüber zu beschweren, daß ihren Lehren und For derungen seiten« der anderen Parleie« eia so geringe» Ber- stänbniß u»d Wohlwollen entgegrugebracht werde, nnd sie sind flug« bei der Hand, diese anderen Parteien al» „eine reactionllre Masse" zu bezeichne». Daran, daß sie zum aller größten Dheil selbst bi« Schuld daran tragen, wenn sie so geringe« Entgegenkommen finden, denken die Vertreter de» socialistischn, Zukunsl-staate» nicht, indem sie gar nicht be greifen wollen, daß dies« zukünftige staatliche und gesellschaft liche Ordnung in da» Land „Utopia" gehört. E« ist de«l>alb ganz nützlich, wen« die Führer der socialdemokratischcn Partei selbst von Zeit zu Zeit ein grelle« Schlaglicht auf ihre Be strebungen werfen und werthvolle veitrtig« zur Weltanschauung dieser Partei leiste». I» dieser Beziehung ist die Sitzung der -weiten Kamme, de« süchsifchen Landtage» sehr lehr. reich gewesen, nnd e» empfiehlt sich aus die hierbei stattgebabten, von den Soc>aldcmokratrn geflissentlich hcrbcigesührtru Debatten zurückinkviiimen Zunächst passirte dem Abgeordneten Bebel ein kleine« Unglück, indem er eine wohlvorbereitete Rede nickst an den Mann bringen konnte, sondern wieder mit nach Hause nehmen mußte. Ter genannte Herr nnd seine Genossen wünschten zu wissen, wie die k. Staalsregierunq sich zu den bekannten Erlassen der Dresdner Polizeibebörden gegen da» sogenannte Hcycotlsqstein der Arbeiter stelle. Nun gelötte aber doch wenig Voraussicht dazu, um darüber im Klaren zu sei.', daß. nachdem die Sache einmal bei den GcrichlSbelivrdeii anhängig geworden, der Minister InS Innern genau eine solche Antwort geben werde, wie »Ungst in demselben, den Erlaß der Chemnitzer Amlshauplmannschasl betreffenden Falle, d. h. daß der Minister, bevor nicht ein richterliche» Urtbeil vorliegt, cS ablei,ne, die Interpellation im Landtage zu beantworte.!. Die Sache ist so einfach, daß. mit Ausnahme Ser Socialisten, sich Niemand in der Kammer fand, welcher bereit war. den Bebcl'schen Antrag, sojort in eine Besprechung der Angelegen heit einjutrele», zu unterstützen. Wir glauben auch dasjenige, wa» die Abgeordnete» Stolle und Liebknecht bei dem SkaatShaushallS-Eapilcl »ReichStagswahten und Vertretung Sachsens im Bunves- rath" über die Gclreidrchlle und das Sckweineeinsuhr- Verdot äußerten, mit kurzen Worten betcuchien zu können. ES ist hicrübec schon so viel geredrt und geschrieben worden, daß in den weitisten Kreisen man der Sache und der Schlagwvrte, weiche hierbei in reicher Auswahl namentlich von den Oppositionsparieien in den Kampf der Meinungen geworfen werden, bereits berzlich überdrüssig geworden ist. Der Streit, ob durch aie Getreitezöllc der Preis des Ge treide» und deS Brote» so wesentlich verlhcuerl wird, wie die Freihändler behaupten, und ob er überhaupt dadurch vcr Iheuett wird oder ob nicht andere Umstände, wie die Specn- lation mit Getreide und der beträchtliche Verdienst, de» die Bäcker und Gelreidehändter beanspruchen, die Schuld daran tragen, ist ei» so alter, daß hüben und trüben kaum noch neue Argumente vorgesührt werten können, und cS wird Nie mand behaupten können, daß er allein de» Stein des Weise» gefunden hat. Ebenso liegt die Sache mit dci.l Schweine einsuhrverbot. dessen Erlaß die deulschfreisinnige» und social demokratischen Volksbeglücker so gern alle», den „Agrariern" aus den Hals laden möchten. Nn» bat aber die Negierung in diesen Tagen dem Reichstag ein Weißbuch vorgelegt, das De ijenigeu, der cs genau studirl, überzeugen wird, daß die Ncichsregiernng nur durch die zwingendsten Glünde, durch die unbedingte Rilckfichlnabme auf daS allgemeine Wohl sich zu dem Verbot Kat entschließen müssen. Nun ist ja de kanntlich diese» Verbot gerade für unser Land davnrch, daß früher der Schlacht!,os in Pi, -a und jetzt der große Eentral-Schlachtbos in Dresden für die Einfuhr auländischeii geschlachteten Fleische« gkössnel ist. », seine» sür die Eonsiinienle» nachtheiligen Wirkungen zum größte» Theil unwirksam ge worden, und wenn der Pre>« de» Fleische- sich noch aus der früheren Höhe erhält, so wird man gut lhun, auch andere Ursachen als diejenige de» Schweineeinsuhrverbotes dafür verantwortlich zu machen. Die Viehhändler und die Fleischer dürsten in Vieser Beziehung nicht diejenigen sein, welche in letzter Reihe genannt werden können. Einen sehr unglücklichen Vorstoß »nlernahm der Abgeordnete Liebknecht ferner durch seinen Angriff aus die königliche Staatöregiernna, west dieselbe seiner Zeit nicht >u> Buudec rath aus die Beschickung der Pariser Weltausstellung seilen der deutschen Industrie gedrungen Hube. Es macht einen geradezu komischen Eindruck, wenn man liest, wie Herr Lieb knccht l» dieser Beziehung den Schulmeister spielt und sich zum Mandatar der deutschen Industr llcn auswirst. Er meint, Deutschland sri schwer geschädigt worden, kaß die deutsche Industrie aus der Pariser Ausstellung gcsehll habe. Nun, gründlicher konnte der socialdemokratiscbc Sachverständige nicht abgesübrt werden, a>S es durch di« beiden Groß- lntustriellen Buchwald und Georgi geschehen ist. Herr Liebknecht mußte sich belehren lassen, daß nicht die Regierungen, sondern die deutschen Industriellen eS selbst gewesen sind, welche sich förmlich erleichtert suhlten, als man sie nicht von oben nötbigte, die Ausstellung zu beschicke» Auch den Hauptgrund gab der Adg. Georgi für die N chtbeschickung a». „Das nationale Ehrgefühl machte e« unmöglich, an der Ausstellung eine» Landes sich zu betheiligen, besten Regierung unö Presse fortwährend die Instilulioiie» Deutschlands herabwürdigl und beschimpft." Da« ist nun freilich der Punct, wo di? Geister in eklatanter Weise sich scheiden. Herr Liebknecht schwärmt sür die französische Re publik und er findet es ganz in der Ordnung, daß >m Pariser Stabtrath die Anarchisten und die Socialisten das große Wort führen und auf Kosten der Stadtcasse ein recht behagliche» Leben führen; er hat dort erst vor Kurzem m,t den Pariser Rotben ein innige» VerbrüdernnqSsest gefeiert. Einen deutsche» Patriotismus kennt de-halb Herr Liebknecht nicht, er lhut, wa« nur i« seinen Kräften stehl, um da» deutsche Kaiserreich zu bekämpfen und berabzuwürdigea, nnv wenu e» ;nach ihm ginge, so müßte Deutsckilanv heute ohne sWeitrrev die mit dem Herzblut seiner Svbn« wiedrrgewonnenen Provinzen Elsaß und Lothringen herau»gebeu und der französischen R^ publik mit ealschuldigenvrr Miene vor die Füße lege». ES ist ganz gut. da» der Oberprophet der deutschen Socialdemo kratre im sächsische» Landtag seine wahre Herzensmeinung ousgkplauvert hat und als der Anwalt der gegenwärtige» französischen Machthaber ausgetreten ist Mit diesem jämmerlichen FiaSco hatten die Socialisten i» der Miltwochssiyuug der Zweiten Kammer noch nicht genug, sondern rs bürstete sie »ach weiterer Nieverlage unv sie wurve ihnen bei der Beralhung über den Streii'schen An- trag, dir Revision der Gesinveordnung betreffend, in reichlichem Maße zu Theil. Hier schickten die Socialisten allerdings ihren ungeschicktesten Redner, de» Abg Kaveri, in das Feld. Es war in der Kammer überall Eiuverständ- niß vorhanden, daß die sächsische Gesiiideordnung abä»verungS- bedüestig sei, aber dem Abg. Kaden war es Vorbehalte», die gänzliche Abschaffung der Dienstbolen-Orvnung zu fordern un» das in einer Weise, wobei vir Worte „Knechtschaft" und .Leibeigenschasl" eine große Rolle spielte». Nach Herrn Kaden ist es Unrecht, daß vie Dienstboten nicht jeden Augen blick lhu» könne» und dürfen, wa« ihnen gut dünkt, vaß sie nicht in den Stand gesetzt sinv, ausziigehe», wenn sie wollen, daß sie nicht nach eigenem Ermessen zur Nachtzeit auzbleiben und sich kleiden dürfen. Der socialdemokralische Redner ver langte für die Dienstboten „dir vollständige Freiheit de» Handeln»' und er wollte schließlich dem FvhrungSzevgniß de» Dienstboten sogar unter Umständen ein FÜbrungszeuguiß de» Dieustderrn gegenüber gestellt wissen. Man kann ergeutlich bierbtt nur lachen, aber vie Sock>- bat *>ach enwn ernsteren H »lergrund, sie zeigt, wie dir Socialdcmotratie in thiem Z ikuns.sstaat daS Verhältniß zwischen dcm Dienstherr» und vom Dienenden geregelt wissen will. Vortrefflich wie» bei diesem Punct der Abg. Niethammer, -iner unserer humansten Arbeitgeber, de« socialdemokratischeu Nevtl'elveii in die nölbigen Schranken zurück, indem er ihm da- rechte Versiändniß für daS Wese» de» Berhälluisse» zwisch,» Herrschaften uad Dienstboten absprach. Die Eltern derjenigen Kinder, welche später ihr Brov durch Dienen er werben müssen, würde» ihm sür die Freiheiten, di« er sür die Dienstboten verlang-, sicher nicht danken. Jede ordentliche Mutter, dir ibr Kind zum ersten Male in einen Dienst bringe, verlange von de: Hcrrschal', daß sie ihr Kind stramm und streng baltc und aus Ordnung lebe. Welcher verständige Mann unt.rschreibl di-se goldenen Worte nicht! Die Sache balle natürlich in der Kammer l:i den Reden der socialisti- schen Abgeordneten ihr Bewenden, irgend einen praktischen Erfolg crzwlte» sie nicht. Wir aber haben geglaubt, diese neuesten Beiträge zu der socialdemokratischeu Weltanschauung zu Nutz unv Frommen der Allgemeinheit noch etwa» mehr iu den Lortcrgrund rücken zu sollen. Die Wahl in Montmartre. Bor einigen Tagen ist in der srauzösischeo Abgeordneten kammer eine Enlscheicung gefällt worden, welche der Prüfstein sür die Leb-nssäbigkeit der ^»rch die Wablcn vom 22. Sep tember unv <> Oeiober geschaff.ncn Verhältnisse ist. Die Wahl Boulangki's ivuide mit 370 gegen 123 Stimme» sür ungillig erklärt und Vie Wahl Iosfrln'S, d- 8GcgencanV>dalen Boulanger's mil 3ll gegen 2t3 Stimmen bestätigt. Die republikanischen Blätter rühme» Vas Ergcbi'iß ker Abstimmung als politisch weise unv republikanisch llug uns scheinen damit da» Richtige gelrossen zu haben. Hätte c-r Antrag Eluserel'», den Wahl act im Bezirk Montwarlre sür ungiltig zu erklären, die Mehr heit c> ballen, so wäre eine Ncuwabl nölhig geworben, welche wahrscheinlich eine annähernd gleich- Slimmenzähl für Bonlamzer ergeben Halle. Die Lage wäre alsdauu dieselbe gewesen wie nach de. Wahl vom 22. September, nur mit öem Unterschiede, kaß alsdann die Kammer allein darüber zu besinvcii gcbabl halte, wer als gewählt oder al» nicht gewählt anzusedcii sei. Man macht ker Regierung daraus erneu Vor wurf, daß sic durch Verkündung der Wahl Jcisnn's der Eni- scheidung der Kammer vorgegriffen habe, dieser Borwurs ist jedoch nicht zutreffend, kenn eS handelte sich bei dieser An gelegenheit nicht um cme Pcisoiieiisragc, soudern um eine Rechtsfrage. Die Wahl eines nicht wählbaren Eandidaten ist a» sich nichtig und deshalb waren alle sür Boulanger ab gegebene» Sliininen ungiltig, es käme» üoerhaupl nur die übrig bleibenden Stimmen in Belracht. Wenn rin Feister begangen worden ist, so war eS die Zählung der sür Bvu- langer abgegebenen Stimme»; diese sie e» einfach unter Len Begriff der ungillige» Summe». Wäre »s ander-, danu wären ja die Älählcr zu Leichtern über den SenalSzerichlSbos aesetzt gewesen, sie hatten durch ihre Wahl die Wählbarkeit Boulaiigcr's auSgcsproclni,, welche durch daS Unheil dieses Gericht« vernein! woide» war Slrcng genommen mußte der Antrag Dcronlevc's aus G>ltigkciIScrkiär»ng der Wahl Boulanger's gar nicht zur Abstimmung zugelasien werben, denn die Kammer hat nicht die Besugniß. im Wege der Ab stimmung ein gerichtliches Urtbeil umzusteßen. Da« franzö sische Wahlgesetz bestimmt die Vvraiissktznngen der Wählbar keit. und dazu gehört nicht bloS ein gewisses Alter, soudern auch die Slaaisaiigehörigte'' und d'r B.s.tz der bürgerlichen Ehrenrechte. Daß Horbverrätbrr nicht wählbar sind, ergiebt sich daraus ohne Weitere», ip^o furo, wie der technische Aus druck lautet, aljo war der Antrag Dcrvulede'S gesetzlich über« Haupt nicht zulässig. ES läßt sich darüber streiten, ob daS Verfahren gegen Boulanger den R'geln der Rechlswisseiischask entsprach, ob die Eonsiltuirung deS Gerichlsboses und die bei dem Proceß gegen Boulanger beobachtete» Formen die Prüfung vor einer Berusuiigsinstauz bestehen können und ob nicht'eine solche Instanz daS Urlhcil aiinulliren würde. Eine solche Instanz besieht aber nicht und deSbalb ist das Urtbeil gegen Boulanger, welches der Senat-gericblshos gefällt hat, endgillig und rechts kräftig. Boulanaer bat sich dein Gericht nicht gestellt, eS ist gegen ihn in conluiimciitm verhandelt worden, er hat e» sich also selbst zuznschkkibe,'. wenn das Urtheil z« seinem Nach- lheil au-gksallen isi. Durch tie Ablehnung Boulanger'», da» Gericht al» zuständig anzuerkennen, wird dasselbe noch nicht incomreteut, seine Geneigtheit, sich dem ordentlichen Gerichte zu stelle», kann an der RecblSkrasl deS ergangenen Urtheil» nicht- ändern. Die Wahl in Montmartre war eine Handlung der Auf lehnung gegen die bestehende Regierung nuv gegen da» Urtheil deS Ecualsgerichlshoses, die Wäbler von Montmartre wollten da» allgemeine Ettmiurechk zu», Richter über den höchsten Gerichlshos niachcn Das ist keine Handlung der Souve- raineläk, daS iil die Anarchie, die uackle Gewalt. Al» Loui« Napoleon am 2. December 1851 diejenigen medrrschießen ließ, welche sich seiner Herrschaft wider<etzten. handelte er auch mchl nach Recht nnv Gesetz, sonder» er benutzte die Macht, welche er »i Händen balle, zum Umsturz de» bestehenden Zu standes. Boulanger hegte offenbar ähnliche Absichten, wenn er sie vielleicht auch weniger gewaltsam auszusühre» gedacht Kaden mag. Die Wähler von Montmartre, welche ihm ihre Stimmen gaben, ertheille» ibi» dadurch ihre Zustimmung zu seinem Vorhaben und machte» sich zu Mitschuldigen deffelben. Gesetzlich strafbar ist diese Wahl sür die Wäbler nicht, weil sie sich als Sliailhat nickt sormuliren unv rubr eiren läßt, sie ist eine nichtige Handlung und schon de»halb nicht Gegen stand der Vcisolgnng, aber sie ist nicht» desto weniger der Ausfluß eines revolutionairc» Geistes, weil die Wähler, indem sie Boulanger wählten, ihm Vollmacht ertheilten, die Schritte zu thun, welche er sür geeignet hielt, um zur Gewalt zu gelangen. Die Klage der konservativen Blätter über Verletzung de» Allgemeinen SttmuirkchteS ist lächerlich, kenn diese» Recht kann nur innerhalb der vom Gesry gezogenen Schranken aus geübt werden, ein unmündiger Knabe hätte »ul demselben Recht den Anspruch erheben können, aus Grund der Entschei dung von 8000 Wählern in der Kammer zu erscheinen, wie Boulanger, das Wahlrecht wird zur Plage, .oeuu es sich gum Werkzeuge der Gewalt rrmrdngt. E» kann uicht da» ge-
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