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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-12
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
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VSV8 Neueste Nachrichten. * Berlin, ll. September. (Fernsprechmeldung dcö „Leipziger Tageblattes".) Während deö gestrigen ParadebinerS unterhielt sich der Kaiser angelegentlich mit dem Kronprinzen von Griechenland, mit dem Prinzen Albrccht uns dem KricgSminister, sowie mit dem Com- iiiaudenr des III. ArmeecvrpS und dem General vonHahnke. Der Kaiser lodte die Truppen und gedachte der Thalen des III. Zlrm.ecorps. besonders am 17. August. — Einem Tele gramm der „Post" zusolge wird vom 29. September bis 4. Ocioler e>» englisches NebnngSgeschwadcr in Kiel anwesend sein. — Prinz Heinrich wird übermorgen von Kiel hier eintrcsscn. — Der Gcmcinderath von Neapel wählte eine aus 4 Mitgliedern bestehende Commission, welche die Vorbereitungen zu einem glänzende» Empfange deS Kaiser« tresscn io!l. — Wirkt. Geheimralh vo» Pape, Vorsitzender beü Commission zur Berathung eines bürgerlichen Gesetzbuchs, ist beule Nachmittag gestorben. — Die Kaiserin Augusta ist heule Nacht 12 Uhr in Baden-Baden eingetrofsen. — Bcronn. Infolge der unausgesetzten Arbeiten der Truppen, welche Brücken und Dämme Herstellen, ist die Ucbcr- schivemmuiig auf den »ievrigst gelegenen Theil der Stadt ein geschränkt. Da der Wasserstau!» der Etsch in Trient seit einigen Stunden derselbe geblieben ist, erscheint die Gefahr beseitigt. — Wie dem „Neuter'schen Bureau" aus Pietcr- maritzburg gemeldet wird, hat der Grenzcommissar Meyer die Meldung auS dem Tranövaalgebiete gebracht, daß die Zulus sich Transvaal unterworfen haben und daß Dinizulu sich der TranSvaalrepublik unter der Bedingung übergeben hat, daß er nicht an die Engländer auSgeliesert werde. Nachtrag ;um politischen Tagesbericht. * Gegenüber einer Darstellung in der „Indcpendance beige", welche L>e Königin Jsabclla von Spanien kürzlich in Wien gewesen sei» läßt, und von einem angeblichen organischen beiden des >nngen Königs von Spanien spricht, ist die „Polililche Correspondenz" von befugter spanischer Seite zu der Versicherung ermächtigt, daß Königin Jsabella sich seit Jahre» nicht in Wien befunden hat; daß König Alsonso XIII. uicmal: irgendwie ernstlich krank gewesen ist und auch gegen wärtig sich einer ausgezeichneten Gesundheit und des besten Wobtbcsindens erfreut. * Das Wiener „Fremdenblatl" sieht der beginnenden Landtags-Can, pagne nicht ohne Sorge entgegen. Gerade die Landtage solcher Länder, i» denen eS inhallschwere und bedeutsame Vorlagen zu bewältigen giebt, haben sich in den letzten Jahren darin gefallen, die Hauptsache, das heißt die wahren Interessen, die praktischen Bedürfnisse deS Volke« als Nebensache zu betrachten und in dein kleinlichen politischen und nationalen Kampse ihre Lorbeeren zu suchen. DaS Arbeilsmateri-al sei auch in dieser Session den einzelnen Land tagen nicht karg zugemessen; es finde sich Gelegenheit genug, in den Wochen bi« zur Eröffnung des NeichSratheS in den Landstubcn des Volkes Wohl zu fördern. Unter jenen Land tagen, welche dergleichen Mahnungen oft genug mit lauter Verachtung gestraft haben, stehe der böhmische Landtag obenan. Die Verschärfung der nationalen Gegensätze habe in diesem Königreiche bereits zum Austritt der deutschen Ab geordneten aus dem Landtage geführt, und auch jetzt haben die Vertreter der Deutschen Böhmens ihr weitere« Fern bleiben von den Beralhungcn des Landtages angekündigt. Dieser Entschluß sei heute ebenso zu beklagen als damals, da er zum ersten Male der Oefsentlichkeit bekannt geworden ist. Auch die Cnlsernung der Deutschen auS dem Landtage aber verbürge nicht die friedliche Arbeit in demselben. Ge rade in den letzten Wochen haben die .modernen Hussiten" Wahlsiege gefeiert und eine Aclion in Scene gesetzt, welche keineswegs darauf hindeutct, daß sie ihre Tapserkeit nur in ernster Arbeit bewähren wollen. * Zur socialdcmokratischen Agitation in der Schwei; wird der „Allgemeinen Zeitung" auS Zürich, 9. September, geschrieben: Den socialdemokratischen Führern liegt cS nicht recht, daß der Bundesrath, bezw. das Justiz» und Polizei« dev arte ment, dem Austrag nachkommt, welchen die Bundes versammlung bezüglich der politischen Polizei gegeben hat. Es wird den eidgenössischen und cantonalcn Behörden zur schweren Sünde angcrechnet, daß sie sich anschickcn. den MaulwnrsSgängen der socialr.voliitionairen Agitatoren nachzusvürcn. Die üble Laune der Sosialdemokraten macht sich in leidenschaftlichen Auslassungen in der Presse Lust; so bringt beispielsweise der „Schweizerische Soeialdemotrat" in seiner neuesten Nummer folgenden schönen Satz: „Hossenllich bricht der Krug unserer Reactionaire in nicht seiner Zeit und heißt es dann im ganzen Lande herum einhellig: fort mit der politischen Polizei! herunter mit dem Vundcsrolh und der Bundesversammlung, die uns dieses un- schweizcrijäe Wesen und Gezücht aujgehalst haben." Inzwischen arbeiten die socialdcmokiatischen Führer eisrig an der Organisation ihrer Pariei. Das Aclionscomilo des schweizerische» Arbeitertages halzden En'wiirs eines StalutS für die „Socialdemokratiiche Pariei der Schw: z" nusgearbeitct und cs soll derselbe dein nächstens zu- samincnlrcteiiden Parteitag zur Annahme vorgelegt werden. Dieser Entwurf sieht als Organe der Partei den Parteitag und das Partei- com'.lö vor. Ter Parteitag besteht auS Telegirten sämmtlicher Ort schaften, welche mindestens 100 Parteigenossen zählen. Ortschaften mit weniger Mitglieder können sich zur Wahl von Delegirtca ver- einigen. Der Parteitag tritt jährlich einmal zusammen. Dos Paneicomilä b:stehl aus sieben Mitgliedern. Die „Socialdemo krattjche Partei der Schweiz" soll sich nur mit eidgenössischer Politik nac.» d m Parteiprogramm besaßen. Die cantonalcn und localen Organisationen operiren aus ihren Gebieten selbstständig und können eigene cgiiionale und locale Parteiprogramme ausstellen, welche ober dem Parteicomilö vor Veröffentlichung zur Begutachtung mit zuthcilcn sind. Nach dem Slalutcnenlwurs sollen auch Frauen der Partei beitreten können. Die Socialdemokraten hoben bisher in der Schweiz bei Wahlen und Abstimmungen nirgends selbstständig mit Erfolg a'.iflrcten können; einen solchen konnten sie nur etwa in Zürich erzielen, wenn si'sich o» die verwandte deiiiokcatische Pariei anlehnteu, die ihrerseits einen solchen Zuzug gegenüber der starken liberalen Partei gar wohl brauchen konnte. An dem bevorstehenden social- deniolrali'chen Parteitag ist es zumeist aus den Grütli-Berein ab gesehen. Wenn cs den Führern gelingen sollte (woran wir zunächst noch zweifeln), diesen größten aller schweizerischen Arbeitervereine für die neue Partei-Organisation zu gewinnen, so müßte mit der letztere» bei Wahlen, Abstimmungen re. gerechnet werden; denn es wäre da mit, wie der bekannte Arbeiterführer Eonzett (Redakteur des deutschen „Socioidcmvkrat" und der „Arbeiterftimme") bemerkt, „eia Kern zu einer mächiigen socialdcmokratischen Partei vorhanden, welcher die Fahne der Socialdcmokralie in jeder Beziehung hochhült". Man darf eus den weiteren Verlaus der Dinge um so gespannter sein, als der Grütli-Verein gegenwärtig eine Krisis durchmacht, welche möglicher Weise zu einer Spaliung des Vereins führt. Es findet nämlich gegenwärtig die Abstimmung über die grundsätzliche Frage statt, ob iii Zukunft nur Schweizer oder (wie bisher) auch Ausländer dem Gcütli-Aerein angcbüren können. Der Entscheid wird wahr sch-lnlich in crstcrcm Sinne aussallen. Ob aber dann die radicale Minderheit sich cinsach fügen werde, wird in verschiedenen Kreisen bezweifelt. * lieber eine abessinische Deputation in Rußland schreibt man der „Politischen Correspondenz" aus Peters burg. 8. September: Wie vor einiger Zeit berichtet wurde, war auS Anlaß der Feier der Einst,hrung des Christenthums in Rußland eine auS zwei obessiniichcn Geistlichen bestehende Deputation des Negns von Abessinien nach Rußland gekommen, welche außerdem mit der Aufgabe betraut war, dem Zaren die Grüße deS NeguS zu über- Mitteln, sowie über das Schicksal eines goldenen Kreuzes, welches der Negns dem verstorbenen Kaiser Alexander H. übersendet halte, zuverlässige Kunde einzubolen. Den beiden Geistlichen, Priester Gregor und Diacon Michael, war cS insbesondere darum zu thun, der zuletzt bezeichnet«»» Sendung gerecht zu werden, da ihnen, wie ver sichert wird, für den Fall, daß sic ohne sichere Ausklärnngen über das erwäbnic Kreuz nach Abessinien zorückkehrea sollten, seiten« des NeguS der Tod angedroht wurde. Die Geistlichen, welche seit ihrer Rückkehr von den Feierlichkeiten in Kiew im St. Alexander. Kloster in St. Petersburg beim Metropoliten Msgr. Isidor Woh- uung nahmen, bemühten sich aus olle Weile, vom Kaiser Alexan- ter M in Audienz empfangen zu werde». Der Zar scheint ansangS hierzu durchaus nicht aeuetgt gewesen zu sein; die Fürsprache verschiedener Persönlichkeiten, sowie der Hinweis auf das Schicksal, da» den Priester» für den Fall des Scheitern- ihrer Mission drohe, dürsten aber den Kaiser schließlich doch zum Empionge der Geist» lichen bestimmt haben. Kurz vor der Abreise der kaiserlichen Familie nach dein Süden deS Reiches dursten die beiden Geistliche» im Schlosse Peterhos erscheinen. Der Zar empfing sie jedoch nicht in der Eigenschaft von Abgesandte» des NeguS, sondern lediglich als Privatpersonen, ergriff aber den Anlaß, um sie mit dem Austrage zu betraue», dem Könige Johann die Versicherung der wohl geneigten Gesinnungen des Zaren und seinen Dank für da- dem verstorbenen Kaiser Alexander II. übersendete Kreuz zu überbringen. Politische Tragweite bars dem Empiange der abeisinischeu Priester durch den Zaren keineswegs bcigelegt werden, was am sprechendsten auS der Thalsache hervorgebt, daß ausdrücklich sestgeslellt wurde, der Zar werde die mehrerwähnlen Priester nicht als Abgesandte deS Königs von Abessinien empsangeu. Schließlich sei bemerkt, daß daS massive goldene Kreuz, über dessen Verbleib der NeguS sichere Mil- theilung zu erhalten wütijcht, sich in der kaiserlichen Kirche von Livadia, in der Krim, vorgejuadeu hat. * Zur Lage in Bulgarien wird der „Vossischen Zei tung" auS Sofia, 6. September, geschrieben: Die fette Ente, welche Madame Adam den Lesern ihrer „Nouvelle Revue" neuestens vorgcjetzt hat, konnte selbstredend nicht vcrsehlen, in »nsern Hoskreisen berechtigtes Aussehen hcrvorzurujen, da ja in diesem Falle auch dem Fürsten Ferdinand ziemlich un gnädig mitgespielt wurde. Wir hätten der Herausgeberin der „Nou velle Revue" nur gewünscht, in dem Augenblicke hier anwesend zu sein, als u»S in geschäftiger Eile das „HavaS"-Telcgramin Kunde von dem angeblichen Briefwechsel des Fürsten Ferdinand mit der Gräfin von Flandern brachte. ES sind in dem meistens auS Franzosen zusammengesetzleu Hofstaate deS Fürsten Ferdinand Ausdrücke gefallen, welche der Pariser Schrift stellerin bewiesen hätten, daß sie durch ihr unverantwortliches Treiben selbst die Achtung ihrer Landsleute zu verlieren beginn! und man sie hier mit gewöhnlichen Hochstaplern in «neu Tops wirst. Ter Fürst hat, nach einer aus seiner Umgebung stammenden Version, übrigens die Gelegenheit wahrgenomnien, sich direct an de» deulsiden Reichskanzler zu wenden und ihm mitzutheilcn, daß der von Madame Adam veröffentlichte Aries schon deshalb jeder Grundlage entbehre, weil er niemals i» seinem Leben mit der Gräfin von Flandern im brieflichen Verkehr stand. Eine zweite wohl nur in Ermangelung anderen Stoffes entstandene Ente ist die vom „Figaro" in die Welt gesetzte Nachricht von einer bevor stehenden Verlobung der Prinzeß vo» Parma mit dem Fürsten Ferdinand. In hiesigen dem Fürsten unbedingt nahe stehenden Kreisen, wo man mindestens ebenso wie die Reporter deS genannte» Boulevardblattes insormirt sein müßte, ist davon absolut nichts bekannt. Im Allgemeinen herrscht gegenwärtig bei uns ei»e seit Jahren nicht vaqewcjene Ruhe, die höchstens da und dort durch Brigantenbandcn gestört wird. In Regierungskreisen ist man der Ansicht, daß die bulgarische Frage sür Bulgarien zu cx>stiren aus- gehört hat und daß Nichts den gegenwärtigen Entwicklungsgang störe» wird Tie Opposition dagegen verspricht sich einigeKrawolle von der im Oktober z»ian»»enlrctenden Sobranche. Die Freunde Rußlands sind eifrig bcniüdt, Zankvw und Äarawclow zu versöhne». Seit Jahren leben die beiden Opposiliousiührer in heftigster Fehde und mit ihnen gleick'zeitig ihre Parteien. Scheinbar dürsten diesmal die schon im Frühjahr begonnenen Veriühnungsversuche von Erfolg sein. denn sie werden von außergewülmlich hobcr Seile proiegirt. Ob aber inil diesem Ausgleich die bulgarische Frage ei» anderes Gesicht be kommen wird, dürste noch sehr fraglich sein. Allerdings ist nicht zu leugnen, daß eine Vereinigung der beiden Oppositionsmäuner die gegenwärtige Regierung zu größerer Behutsamkeit wird an- pornen müssen, die sie heute, wo sich beide Parteien noch gegen seitig bekämpscn, nur im geringen Grade nothwcndig findet. Ke- sähriich jedoch könnten sic nur dann werden, wenn Zankom sein Project, nach Bulgarien zurückzukchrcn, aussührt. Geschieht daS, so würde die Opposition zweifellos neue Kraft erhalten. Man wird daher regicrungsseiis Alles ausbielen, um Zankow die Pforten Bul gariens nicht so bald zu öffne». Zur Lage in Italien. * Der enthusiastische Empfang, welcher dem Könige Humbert bei seiner Rundreise in der Romagna von der dortigen Bevölkerung zu Theil wurde, wird als ein für die innere Consolidirung Italiens bockbedculsanieS Ereignitz angesehen, von welchem eine neue Wendung in den politischen Verhältnissen auSgeben kann. Die Romagna galt bisher stets für die Feste deS NadicaliSmuS. Ravenna, Forti. Caffana und Ninilni wurden von aller Welt alS Domaine» des NadicaliSmuS angesehen. Der Umstand, daß der größte Theil der Dcputirtcn. welche die Romagna in die Kammer entsendet, der republikanischen Partei angebort, und daß die Monarchisten bei den Parlanientswahlen fortwährend an Terrain verlieren, scheint diese Auffassung zu bestätigen. Allerdings war man sich in manchen Kreisen schon lange darüber klar, daß die Schuld an den bisherigen Mißerfolgen der Monarchisten hauptsächlich denCon- servativen und gemäßigt Liberalen selbst zuzumesscn ist, welche eS nicht nur nicht verstanden, ihren radicale» Gegnern mit Entschiedenheit entgegenzutreten, sondern sich selbst gegenseitig bekämpften, und daher den rührigen und energisch oüslretendcn Republikanern den Sieg ermöglichten. Statt einander gegen seitig zu unterstützen und dem gemeinsamen Gegner, den Nadicaten, mit vereinten Kräften entgegenzutreten, nahmen die Monarchisten der Romagna bei den ParlamcntSwahlen zu sehr aus die mehr oder minder conscrvative oder liberale Schaltirung der Parteigruppe Rücksicht» denen dir Candidalen aiigehörtcn, während die Radicalcn compact für die Candi- Latenliste ihrer Partei stimmten und dadurch den Sieg an ihre Fahne fesselten. Kein Wunder, daß die Roinagna aus diese Weise bei der großen Mehrheit der öffentlichen Meinung, welcher diese Voraussetzungen der Wahlersolge der Radicalcn im Allgemeinen verborgen blieben, in den Ruf gelangte, ein Hauptsitz'deS NaVicalisuiuS und NepnblikaniSmuS zu sein. Diese Auffassung hatte sich nachgerade in ein feststehendes Axiom verwandelt, so daß die früheren Regierungen eS für von vornbercin vergebliche Mühe hielten, energisch gegen die radicale Strömung in der Romagna anzukämpfen. Es war Herrn CriSpi Vorbehalten, den eingewurzelten Jrrthum, als ob dem Radicalismus in der Romagna nicht beizukommen wäre, zu zerstören und den Beweis zu erbringen, daß diese politische Richtung ihre Herrschaft nicht so sehr ihrer eigenen Kraft, als der Zaghaftigkeit und Gespaltcnheit der Gegner und dem Zusammenwirken verschiedener kleinerer Momente zu ver danken habe. Die großartig zu nennenden, von stürmischer Begeisterung getragenen Ovationen, welche dem Könige bei seiner Rundreise durch die Romagna von der Bevölkerung dargebracht wurden, haben die unwidersprcchliche Thatsachc vor Augen geführt, daß die immense Mehrheit der Bevölkerung treu und fest zuni nationalen KönigShanse hält. An diese Erscheinung knüpft sich von selbst die Schlußfolgerung, daß eS bloS des ernsten Willens, eines energischen Anlaufes der monarchischen Partei bedürfe, um ihre radicalen Gegner in der Romagna auS dem Felde zu schlagen und die Herrschast an sich zu bringen. Selbst die von den Nadicaten versuchten Gegen- kundgebnngen, wie z. B. die dem radicalen Dcputirtcn Ferrari wegen seiner Theilnahme an dem Empfange deS Königs zugcsügte Insulte, haben nur dazu gedient, die Schwäche der Radicalen hervorlrelen zu lasten. ES machte sich gegen Diejenigen, welche anti-dynastische Demonstrationen zu veranstalten suchten, ein so heftiger und allgemeiner Un wille gellend, daß «S ihnen nicht gelingen konnte, in den er hebenden Verlaus deS Aufenthaltes des Königs in der Romagna einen Mißten z» bringen. Daß sich in der Romagna viel zersetzende Elemente be finden und dort Radicale »nd Socialisten nichr als in anderen Provinzen von sich sprechen machen, kann und soll nicht ge leugnet werden. Daß eS aber bloS deS ernsten Willen« der monarchisch Gesinnten bedarf, um den radicalen Umtrieben in der Romagna ein Ziel zu setzen und daß die immense Majorität der Bevölkerung von radicalen Umtrieben Nichts wissen will. daS haben die enthusiastischen Ovationen, welche dem KönigSpaare und dem Kronprinzen in der ganzen Ro magna dargebracht wurden, aus da« Glänzendste bewiesen. Man darf sich wohl Ver Hoffnung hingeben, daß die Mon archisten die Lehren, die sich au» diesen Vorgängen ergeben, beherzigen werden.^Ks"'^ ' . - Zur Frage der Schulreform. * Zur Frage der Reform des Schulwesens schreibt die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung": Den Bestrebungen, welche auf eine Reform des höheren Schulwesens hmziele», w»d seitens der Pieffe in letzter Zeit eine eingehende Aulmerkiamkeit gewidmet. >a es scheint diese Angelegenheit in to hohem Maße die öffentliche Meinung zu beschäftigen, daß die anderen Bildiingsanstallc», welche nicht zum Studium vorberciten, sondern sür das Erwerbsleben den iiölyigen Nachwuchs zu liefern bestimmt sind, fast gar nicht in drn Kreis der Betrachtungen gezogen werden. Und doch sind alle Einsichtigen darüber einverstanden, daß es durchaus nolhwendig ist, der Ueberproduetion a» Sludirenden und Aspiranten der staatlichen Berufe zu steuern. Daß dies nur auf dem Wege zu erzielen ist, daß man dem mittleren Bürger stande Gelegenheit giebt, seine Söhne ans Schulen zu erziehen, welche geeignet sind, zu dem höheren Handwerk, der mittleren Technik, dem Kausniannsstande ic. eine tüchtige Vorbildung zu geben, dürste ebensall- nicht zweiselhaft sein. Tie Real» schule und namentlich die höhere Bürgerschule sind in dieser Beziehung alS besonders geeignete Anstalten zu be zeichnen, und cs läßt sich nicht leugnen, baß andere Bundesstaaten Preußen in diesem Gebieie überholt haben. In einem Erlasse des preußischen CullusministerS vom 28. Februar t887 wurde näm lich mitgetheilt, daß von den 79 höheren Bürgerschulen ohne lateini schen Unterricht, denen vom Reichskanzler die Berechtigung zur Aus stellung von Zeugnissen sür den einjährig-sreiwilligen Milnairdienst erlheilt ist, 33 aus Bayern, 19 aus Sachsen und nur 20 aus Preußen entfallen. AuS diesen Zahlen ist ersichtlich, daß in Preußen für eine ge- eignete Vorbildung der Söhne dcS Mittelstandes noch viel geschehen kann, und daß eine Entlastung der Gymnasien und Realgymnasien von denjenigen Schülern, deren Eltern von vornherein beabsichtigen, ihre Söhne einem praktischen Berufe und nicht dem Studium zuzu- führen, durch Neugründung von höheren Bürgerschulen erreicht werden kann. AlS Beweis hierfür möge die in demselben Erlab hcrvorgchobcne Thalsache dienen, daß in der Provinz Wesipreußen. in welcher eS gar keine höheren Bürgerschulen giebt» jährlich etwa 1000 Schüler aus den Gymnasien und Realgymnasien ausscheidcn, um in das praktische Leven übcrzutrcten Man wird dem CuttiiSminister unbedingt zü gelten müsjen, daß. wie er hervorhebt, dicje Schüler aus den clas- fischen Epischen, denen sie bisher die meiste Zeit gewidmet hatten, dis rechte Frucht nicht gewinnen konnten und eine in sich abgeschlossene und für ihren Lebensberuf meist zweckmäßige Vorbildung erlangt haben würden, wenn sie den Lehrgang ciner hveeren Bürgerschule dui'chgeniacht hätten. Die Zahl der 1000 Schüler der höheren Anstalten, welche jähr lich nur oie mittleren Elasten durchmach-n, spricht beredt genug für die Nothmendigkcit, höhere Bürgerschulen z» gründen, zumal man mit der Aiiiiahine nicht schlgchc» wird, Laß in anvercn Provinzen ähnliche Zustände Kerrschen, da die geringe Zahl der höheren Bürger schulen dem Bedürfnisse nicht entspricht. Der CultusmiNister hat denn auch den Eomniunen in dem mehrelwähnten Erlasse die Grün dung solcher Anstaliea nahegelegt. Wenn eine Stadtgcmeinde eine Schule zu errichten beabsichtigte, welche über den Rahmen der Valksschule hinauSgchen soll, so war es bisher in Prcnßen meist das Gymnasium, sei es real oder humanistisch, aus welches zunächst Bedacht genommen wurde; an höhere Bürgerschulen wurde selten gedacht, weil man immer die Möglichkeit des Studiums offen halten wollte und sich damit zusric- de„ geben zu müssen meinte, wenn die bürgerlichen Berufe sich damit begnügten, halbausgcbtldcte Rccrutcn von den höheren Schulen zu erhalten. Es dars als ein erfreuliches Zeichen der Umkehr aus diesem Wege bezeichnet werden, daß immer mehr und mehr der sittliche Wcrlh der Erwcrbsthätigkeit gewürdigt wird; wir stehen in einem scharjen Concurrenzkampie mit de» anderen Nationen, auf allen Gebieten ist daher eine erhöhte Anspannung der Kräste erforderlich, und um diejrr Anforderung genügen zu können, muß vor allen Dinge» daraus Bedacht genommen werde», daß die Schule den Be dürfnissen des Lebens entspreche. Die höheren Schulen sind bei unS in ausreichendem Maße vorhanden, die Bürgerschule dagegen, welche dem Mittelstände stets neue Kräste zusühren soll, ist vernachlässigt, und vielsach muß sich der Bürgerstand mit unzulänglichen Surro gaten derselben, einem nicht abschließenden Besuch höherer Schulen, ür seine Söhne bescheiden. Es ist anzunehmen, daß, wenn die Ucbersüllung in allen staat lichen Bernsen, den akademischen sowohl, als den subalternen, welche jetzt schon einen bedauerlichen Grad erreicht hat, noch mehr zuge- uvmmen hat, die Neigung zur Begründung von höheren Bürger- schulen, obwohl dieselben außer dem einjährig-sreiwilligen Dienst keine weiteren „Berechtigungen" acwähren, wachsen und einem zwar vorhandenen, aber noch nicht genügend in das Bewußtsein des Volkes übet gegangenen Bedürfnisse adhelscn wird. Mitthellungen ans der RathSplenarsttzu», vom 1. Septemter 1888.*) Vorsitzender: Herr Bürgermeister Juftizrath vr. Tründlii». 1) DaS Königliche Ministerium deS Innern hat den zu tz. 18 der Armenordnunq sür die Stadt Leipzig ausgestellten Nachtrag ge nehmigt und mit Teeret versehen; es ist Bekanntmachung zu erlaffen. 2) Die in der Einvcrleibungssrage vo» den Gemeinden Leutzsch und Alt-Schönefeld eingegangeaen Erklärungen werden zur be treffenden Deputatton gegeben. Nach Gewährung zweier Unterstützungen auS Stiftung-Mitteln wird , 3) die Lieferung von 4 Dampfkesseln für die beiden Gasanstalten an die Firma Goctz <L Ncstmann hier als Mindestsordcrnde ver geben. 4) Dem zum Vortrag gebrachten Gutachten der Finanzdeputatton, die pro 1882/86 abgelegten Specialrechnungen sür das Armenamt bezüglich der Holz- und Kohlcncaffe, sowie eines damit zusammen hängenden Legates betreffend, tritt man bei; es sind jene Rechnungen den Stadtverordneten vorzulegen. b> Auf das Gesuch einiger Inhaber von Caft-s und Restaurants um die Erlaubniß zur Abhaltung von musikalisch-declamatorischen Vorträgen während der ganzen Dauer der Messe bis NachtS 1 Uhr wird ablehnende Entschließung gefaßt. Nach Vergebung mehrerer Stuben im Johannishospital werden 6) die Kosten von 1195 sür Trottoirlcgung vor dem Grund stück Nr. 21 am Windmühlenwege bewilligt. Dasselbe geschieht 7) mit den Kosten von 1215.50für Herstellung telegraphischer Verbindung des Schlachthofcs mit dem Hauvtseuerwehrdepot und der dritten Bezirkswache vermittelst dreier Feuermelder am Pförtner- Hause, am Maschinenhaus« und dem Futterboden des Marktstallcs. Zu 6 und 7 ist Zustimmung der Stadtverordneten eiuzuholen. Socialpolitisches. * London, 8. September. Der Congrcß der englischen ewerkvercine behandelte heute das sogenannte „Swcating"- System, dessen charakteristisches Merkmal in der Vergebung der Arbeit an Untercontrahentea besteht, welche dann die von ihnen gemieihetcn Arbeiter gegen den denkbar geringsten Lohn bis aufs Blut ausnutzcn. Hunter aus Glasgow tbeilte mit, daß in Glasgow wenigstens in der Kleidcrbranche daS System ziemlich ausgerottct sei. Morrison aus London erklärte, daß Niemand diese Art Ans> bculung stärker betreibe als die Regierung. Hieraus sprach sich der Congreß gegen die übermäßig lange Arbeitszeit der Augestclllen der Eisenbahnen auS und befürwortete, daß die Fabrikinspcctoren größere Vollmachten erhielten. Der Antrag, daß völlig Mittellosen die Landung in England gesetzlich verboten werden sollte, wenn dieselben nicht beweisen könnten, daß sie ein bestimmtes Handwerk gelernt hätte», oder sonst im Stande wäre», durch Handarbeit ihren Lebens, unterhalt zu verdienen, wurde genehmigt. Vo» den übrigen ge. faßten Beschlüssen verdient hervorgehoben zu werden, daß der Antrag zu Gunsten eines allgemeinen Achtstunden-Gesetzes nicht angenommen wurde. Der nächstjährige Congreß wird in Dundee abgchalicn werden. — Die Amalgamated Society osGeneral LabourerS, welche cs sich zur Ausgabe gestellt hat. die gewöhn lichen Arbeiter, welekc kein bestimmtes Handwerk gelernt haben, za organisiren, hat ein Manifest veröffentlicht, worin sie den Grundsatz ausstellt, daß es Pflicht der Gesellschaft sei, dahin zu streben, daß der Einzelne die Mittel zum Lebensuuterbalt und Unterstützung in Krankheit »nd Alter erhalte. Die Gesellschaft Hüll sich nicht in Parteipolitik mischen, dagegen sür Vertretung der Arbeiter im Par lamcnt sorgen. Auch die landwirihschastlichen Arbeiter sucht der Verein in den KreiS seiner Bestrebungen zu ziehen. Am nächsten Sonntag soll eine Volksversammlung in, Battersca-Park abgehalten werden. Das Manisest schließt mit den Worten: „Ihr habt nichts zu verlieren als eure Ketten und eine Welt zu gewinnen." *) Eingegaagen bei der Redaktion am 11. September. Musik. --- Stadttheater. Heule Mittwoch Abend kommt die große Oper „Hamlet" von Ambr. Thomas zur ersten Anf ührung. DaS Werk ist mit außerordentlicher Sorgfalt ein- tuvirt und mit nicht minderer die Jnscenirung vorgenommcn, so daß die hohen Erwartungen, die der Oper cntgcgeiigebracht werden, ihre volle Befriedigung erhalten dürsten. Mit Rück sicht aus die Dauer der Vorstellung — die Oper enthält süns Acte — ist der Beginn derselben ans »/r? Uhr ana^ctzt worden. * Brüssel, 9. September. Seit 4V Jahreu strebt man in Belgien danach, aus sittlichen und wirthschastlichen Gründen die Verwendung von Frauen und Mädchen zu den unter- irdischen Grubenarbeiten gänzlich zu beseitigen. DaS ist bis heute noch nicht zu erreichen gewesen. Tie belgischen Groß industriellen, deren Engherzigkeit bekannt ist. widersetzeu sich dieser Maßnahme, weil sie die Weiber und Mädchen schlecht bezahlen und ihr Ersatz durch Männer den Selbstkostenpreis der Grubenproductc erhöhen würde. Die einzige bisher erreichte Errungenschaft besteht darin, daß seit 1884 verboten ist, Mädchen unter l4 Jahren in den Gruben zu verwende». In der Provinz Lüttich, in welcher die »lanliigfaliigstea Industriezweige den weiblichen Bewohnern Arbeits gelegenheit biete», ist die Zahl der in den Gruben beschäftigten Arbeiterinnen nicht bedeutend; sie betrug 1886 1,24 Proc. bei 17 454 Grubenarbeitern und ist 1887 aus l,08 Pro«, gesunken. Um so schlimmer sind diese Zustände in der Provinz Hennegau, in welcher die ganze Industrie in den Metall, und Kohleuwerken beruht. Hier sind noch Weiber und Mädchen massenhaft in den uoterirdüchea Kohlen gruben thätig; 1886 betrug ihre Zahl noch 7,75 Procent aller Arbeiter, und seitdem haben sich diese traurigen Zustände, wie aus den jetzt veröffentlichten statistischen Zusammenstellungen hervorgeht, nicht gebessert. Um der ausländischen Eoncurrenz zuvorzukommen, wird Frauen- und Mädchenarbeit in erschrecklicher Weise ausgenutzt; man legt ihnen eine tägliche Arbeitszeit bi« zu 1b Stunden gegen geringen Tagelohn aus. Es ist bcvauerlich, daß keine belgische Re gierung den Mutb hat, den Sonderintereffen der Großindustriellen entgegenzutreten und diesen Zuständen, über welche die Arbeiter jetzt auss Neue mit Recht bitter klage», eia Ende zu machen. Dabei fehlt eS nicht an bedrohlichen Anzeichen; die behördlichen Berichte sprechen von wachsender, wüster Agitation, besonder« im Bassin Centre, dem Sitze des intelligenteste» TheileS der belgischen Arbeiter- bevülkeiung; die extremen Elemente der socialiftischen Partei erheben immer kübner ihr Haupt ihr Führer Desuisseaux glaubt schon die Zeit gekommen, durch einen neuen VolkSkatechiSmuS. wie 1886, den Brand enlzüadea zu können — es ist hohe Zeit, daß die belgisch« Regierung sich aufraff«, sociale Resormea in da- Leben ruft und einer für da- Land »nd seine Nachbar» gefahrvollen Bewegung »nnvrkowmi. > - ' .. --- * Die hochberühmle MusikalienvcrlagShandlung der Herren Brcitkops <d Härtel entwickelt eine geradezu stauncnswerlh: Thätig eit. Eine Besprechung derselben uns vorbehaltend, weisen wir hier zunächst nur kurz daraus hin, daß Beethoven'S Werke jetzt in einer „Gcsammtausgabe sür Unterricht und praktischen Gebrauch" in dem genannten Verlage erscheinen. Bereits liegt die erste Lieferung (L 1 >s) in prächtiger Ausstattung vor. DaS Unter nehmen ist zu bedeutend, als daß wir uns versagen könnten, auf den Prospect und den Inhalt der einzelnen Hefte näher einzugchc». Vorläufig möge die Aufmerksamkeit unserer Leser auf diese Ausgabe hingelenkt sein. k. L. Meerane, 10. September. Mit dem heutigen Tage beschließt der hiesige „Sänger-Verein" die Festseier seines 50jährigen Bestehens, welche in Festcominers, Bannerweihe (Geschenk der Frauen), Jubiläunis-Concert, Festlasel und Ball bestand. Eine besondere Verherrlichung des Festes geschah durch daS Erscheinen des Männergesangvereins „Orpheus" auS Aussig o/Elbe, welcher 36 Manu stark sich zu dieser Feierlichkeit hier eingesunden hatte. Die Weihe- rede hatte Herr Archidiakonus Stöckel bereitwilligst übernommen. Dem derz. Direktor des Vereins, Herrn Cantor Brückner, und dem Kausmanu Herrn Otto Kunz verlieh man die Ehrenmitglicdschgst. K. 8. Meerane, 11. September. Seitens der Stadt wurde am gestrigen Nachmittage bei der zur Jubelfeier des hiesigen Sänger- Vereins stattsindcnden Festtafel dem genannten Verein auch noch eine Ehre zu Theil. Dieselbe bestand in einem Lorbcerkranz mit Wid mung und einem silbernen Humpen und wurde durch Sladtrath Mchnert mit entsprechender kurzer Ansprache überreicht. * Professor vr. I. G. Herzog, Musiklehrer und Musik- director an der künigl. Universität mErlangen, ist, wie die „Neue Zeitschrift sür Musik" mitthcilt, aus Ansuchen vom 1. Octobcr an der dauernde Ruhestand bewilligt worden. Derselbe wird seinen künftige» Aufenthalt in München nehmen. Zu seinem Nachfolger ist vom Senate der Univcrsitäts- und Seminarmusiklehrcr E. Oechsler in Bamberg in Vorschlag gebracht. Bei dem letzten Kirchen- Concertc, welches Herzog leitete, war der Spieltisch der Orgel mit einem Lorbcerkranz geziert, und am Tage daraus wurde ihm vom Studentenausschuß im Namen der gesammtcn Studentenschaft eine Dankcsadrcssc sür seine langjährige Wirksamkeit in feierlicher Weise überreicht. Ebenso erhielt derselbe vom künigl. Oberconsistorium zu München eine Zuschrift, welche in höchst ehrender Weise seine „her vorragenden Verdienste um die Verbesserung des evangelischen Kirchengesanges in Bayern" hcrvorhebt. Vom Großherzog von Hessen wurde ihm in Anerkennung sür die „ausgezeichnete Dienst leistung bei Herstellung eines neuen Choralbuches für die hessische evangelische Landeskirche" das Ritterkreuz I. Classe deS Verdienst ordens Philipp's des Großmüthigen verliehen. Mit oben erwähntem Kirchenconccrt hat Herzog in Erlangen seine musikalische Thätigkcit beschlossen; die für das folgende Wintersemester in Aussicht stehenden Concerte werden von seinem Nachfolger geleitet werden. * lieber Wagner's Jngendoper „die Feen" bemerkt die „Säch sische Landcszeitung": „So wenig R. Wagner's „Feen" musikalisch bedeuten mögen, so richtig war Herrn v. Perfall's Schachzug, sie diesen Sommer dem internationalen Publicum Münchens vorzu- sühren. Für Fidelio, Meistersinger oder Don Juan wäre die zcr- streute Ausstellungswelt vielleicht kalt geblieben. Aber eine Jugcnd- oper Wagner's — die „muß" Jeder sehen. Auch die gestrige 17. Vorstellung der Feen war wieder ausvcrkanft, erbrachte also 6—7000 .St und fand in dem märchenhaften Schlnßtableau Lautcn- schlägcr's wieder tobenden Beifall. Jetzt singt und spielt Frau Schüller die Lora und zwar nach jeder Richtung hervorragend. Auch Herr Siehr und Fräulein Herzog sind in dem komischen Streildnett entzückend. Die musikalische Oede des Werkes empfindet bei dieser Aufführung in München Niemand!" Notizen. Im Berliner königlichen Ovcrnhause soll „Loreley", die vieractiqe Oper von Otto Roquctte, Musik von dem kürzlich ver- storbenen Professor Emil Naumann, noch in dieser Saison zur Aussührung gelangen. — Die erste Ausführung des neuen Ballets „Die vier Jahreszeiten" ebendaselbst ist, wie man der „T. R." mit- iheilt, sür die Mitte des Monats Octobcr in Aussicht genommen. In dem von Herrn Professor Taubert und Herrn Balletmcisler Graeb verfaßten Ballet, zu welchem Herr Musikdirektor Hertel die Musik geschrieben hat. ist Frl. D'Ell Era die Hauptrolle zu- ertheilt worden; da diese Künstlerin, welche nach ihrem Vertrage nur sechs Monate im Jahre in der Berliner Hosoper tbälig zu sein braucht, erst anfangs Octobcr wieder zur Versügung ,st, so können die Hauptproben zu den „Bier Jahreszeiten" erst im nächsten Monat ftatlfindcu. DaS neue Ballet, dessen Ausführung im Ganzen etwa 50 Minuten in Anspruch nehmen dürste, wird hauptsächlich mit größeren, den Abend nicht füllenden Spielopern, wie „Stradella", „Maurer und Schlosser", „Regimcntstochier" u. s. w. gemeinsam gegeben werden. — Das Gastspiel von Frau Bertha Pierson- Brethol in der Berliner Hosoper. welches aus ein Engagement ursprünglich nicht abzielte, hat nach den günstigen Ersolgen der Künstlerin schließlich doch zu einem solchen, und zwar aus vier Mo- nale, geführt. Frau Pierson-Brethol wird vorerst noch im Octobcr einige Gastrollen singen, später an auswärtigen Bühnen gastiren und sodann, nach Ablaus des — bekanntlich viermonatlichen — Engagements von Frau Rosa Sucher, im kommende» Früh jahr ihre Thätigkcit am Berliner königlichen Opernhause ausnehmeu. — Teresina Tun hat sür ihr erstes Louccrt, welches dea18. d. M. bei Kroll in Berlin statisiadet. eia sehr schwierige» Programm ausgestellt. Die Künstlerin wird die drei wichtigen Loncerie der Bioliti-Literatur, die Eoncerte von Mendelssohn, Bruch und daS Concert der Loucerie, von Beethoven, zstm Bortraq bringe». Dieselbe unternimmt im nächsten Winter eine größere Concertreise nach Rußland und dem Orient. Die Künstlerin soll die Absicht haben, nach Beendigung dieser Reise »Ich« mehr öffentlich anfzu- treten. (?!) — Ani evangelischen Seminar In Wolsenbüttel wird «in Mnsiklehrer gesucht, der besonders seine Befähigung im Unter richt sür Gesang. Orgel und Biolinspiel Nachweisen kann. Gehalt etwa 5000 Meldungen an das herzogliche Lonsistorium. — vr. JadaSsobn in Leipzig vollendete eine neue Symphonie in 6mc>U Op. 101, welche Herrn Hosroih Schuch in Dresden gewidmet ist. — Zwei hervorragende Künstlerinnen aus der Kaiser sladt a» der schönen blauen Donau werden die Dresdner Eoncert- Soison eröffnen: Frau Annette Essiposs, die Llaviergewaltigr, am 8. Octobcr, die L k. Hosoprrnsäagerin Frau Rosa Paviry
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