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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
- Erscheinungsdatum
- 1888-09-12
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-188809127
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18880912
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18880912
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1888
- Monat1888-09
- Tag1888-09-12
- Monat1888-09
- Jahr1888
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 12.09.1888
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5500 * In den „Hamburger Nachrichten" wlrtz bamuß aemnchi. daß mit dem An-Icheldru b»s General» dir I». santerie von Stiehl», de« seiiheriqen LyejS dt« Inaeaienr- u»d Pionier.Lorp«. der auch gle chzkiliq Geueralinspertenr der Feftnnge» war mid mit der Wiederbesetzuag tteser Stelle durch de» Generalmajor Goltz, bislang Inspekteur der l. Ingenieur» Inspektion wiederum mit einer «ilüairiicheii Tradition gebrochen w»rde» ist. die eine Zeit lang i» anfälliger Weise -epflegi wurde. Wir »»rinr», sag! da« genannte Watt, da« Bestreben, Generale an die Spitz« von Ressort« zn stellen, vo» denen dieselben ihrer mili- tatrisch«» Vergangenheit nach keine fachmännische Krnntniß besahen. Die «»säuge diese« System« fallen in de» Beginn der siebziger Jahre, nl« General von Siosch »»« Thes der Admiralität und der an« der Lavallerte hernorgegaagene General v. Podbielski znm General-Inspecteur der Artillerie ernannt wurden. Bekanntlich war anch der Nachfolger de« General« von Stosch kein Seemann und wenn e« einerseits leinem Zweifel anterliegt. daß sowohl der eben- genannte, al« General v. ilaprivi sich große und bleibende Verdienste »m di« Hebung unserer Marine erworben haben, so darf anderer, seit« nicht übersehen werden, wie praktische« Verständlich und voll kommene« Ausgehen in einer Waffe doch anr da j» erwartcn stad, Wo langjährige« vrrtraatsei» mit deren Bedürfnisse» »nd Interessen Vorhanden ist. Außergewöhnliche» Periänlichkeitea mag e< gelingen, auch ohne diese Voraussetzungen Ersprießliche« in einem ihnen I ursprünglich fremde» Reffort zu leisten, aber e« scheint doch immerhin I gewagt, hierans ein bestimmte« System der obersten «tellenbesetzung s gründen zu wollen, uamentlich da. wo e^ sich um sogenannte tech-, uisch« Waffengattungen handelt. Selbst im günstigsten Falle bleibt immer eine nicht z» vermeidend« Empfindlichkeit bei den oberen Chargen zurück, welch« leicht z» Friktionen führen kan». Soweit hierbei die Marin« iu Betracht kommt, ist ja ei» Personenwechsel schon vor läugerer Zeit eiagctreten — bei dem Inqennuicorp« bedeutet die Ernennung de« General- Goltz znm Chef desselbe» eben- fall« eine Rückkehr zu de» frühere» normale» Verhältnissen. Sei der sächsischen Eisenbahn-Compagnie in Lerliu. Sine «ilitairtsche Plauderei. Bei der am 1. April vorigen Jahre« erfolgten Erhöhung der Friedenspräsenzstärke de« deutschen Reich-Heere« hat da« königlich sächsische (XII.) Armeecorps auch eine Eii.nbahneompagnie erholten. Sir führt die Nr. IS, bildet zusammen mit der zur selben Zeit er. richteten königl. württembergiichen Eisenbabncompagnie Nr. 16 und zwei preußischen Lompaguie» da« 4. Bataillon de« Eisenbahn, regimcnt«, trägt dessen Uutsor«, jedoch mit sächsischer Coeard« und Port'SpSe und garnisonirt in Berlin. Die za gedachtem Zeitpunkte an« Pionieren und Iasanteristeu uenforniirte Compagnie wurde in Dresden rmgekleidet. zog am 4 April 1887 in der Reichehauvt. statt ei» »nd hatte im Verein mit ihre» württembergiichen Lame» radea die Ehre, am 16. April vom Seoeralseldmarschall Grasen Moltke und am 14. Mai vom greisen Kaiser Wilhelm I. besichtigt zu werden, Ereignisse, über welch« seiner Zeit auch di« Lage-Presse eingehend Meldung gemacht hat. Nachstehend nun einige andere in Sachse» sicherlich Interesse erregende Mittheiluagra über di« sächsisch« Eisenbohaconivagnie, ihre „Laserne" und ihren Dienst, über welchen, wie erst vor Kurzem wieder ein« znerst in der „Kölnischen Zeitung" pnblicirte Notiz über di« TheUnabme de« Eisenbahnreqiment« an den Manövern de« IO. und Gardecorp« rrneut bewiesen hat, sehr irrige Vorstellungen im Publicum und in der TageSpreffe bestehen. Die „Eisenbahner" de« XII. Armeecorp« bewohnen mit ihre» Vorgenannten Kameraden aus Württemberg und Preußen rin hoch, herrschaftliches Hans mit Erker« und Balcont in der Großgörschen- straße, welche unweit de« Botanischen Barten« iu die Pol-damer Straße einmündet und also zu einem der schönsten Stadttheile der deutschen Reich-Hauptstadt, dem sogenannten „Geheimratdsviertel" gehört. Diese vierstöckige Eisenbah, cr^laserne, deren Besitzer ein Baumeister ist, wurde zunächst aus 3 Jahre für da« »euerrichtete 4. Bataillon gemiethet, und zwar für de» jährliche» Preis von r4 000 ^l. welcher auch noch sür eia etwaige« vierte« Jahr gellen soll. Zieht da« Bataillon eher au«, so sind dem Besitzer 32 OM ^l Entschädigung zu zadlen. Die uatrren beiden Stockwerk« Verden von den Sachsen und Württembergern. die obere» beiden vo» den Preußen bewohnt. Der, wie in allen Häusern Berlin», auch hier nicht im Heber- fluß vorhandene Raum bedingt eS, daß besondere Schlasränme nicht eingerichtet worden sind, sondern die Wohnzimmer, meist sür 6 Mann, zugleich zum Schlafen benutzt werden, und zwar stehen immer je 3 der eisernen Belten übereinander, rin« Eiarichiung, weiche an die Schlaskojen der Seeschiffe erinnert, aber auch in den «eisten Ber- liner Lascrnen zn finden ist. Noch dem Hebung-Platze de« Eise», bahnreqiment« ist e« von der provisorischen Laserne de« 4. Bataillon« etwa 25 Minuten; die übrigen alten 3 Bataillone liegen in einer richtige» Lasern« unweit der Bahnlinie »och Dresden, an welcher auch die au« Welleublech erbaute große Halle sieht, wo da« Luft- jchiffer-Detachemeut die Füllung der Ballon- vorzunkhmen pflegt. Die Hebungen de« Eise.ibahnregimentS, deren Mannschaften als Waffe die Jägcrbüchse führen, bestehen in der Hauptsache au« Brücken- und Hochbau, sowie Anrsührnng von Eisenbahnlinien, namentlich auch schmalspurige», wie solche im Felde sür Kranken., Proviant- und Munitionstransport zur Verwendung komme» werde». Eine kriegsstarke Loni pagnir baut in einem Tage» je nach de» schwierigeren oder leichieren Terrainverkältniffen, welche dabei zn überwinden find, circa 1—1'/, lcw, jedoch mit Einschluß der BahnhosSankagen. Weichen w. Für den EisenbahnbetriebSLienst wird nur etwa der zwanzigste Mann auSgebildet, und darum war di« uenliche Meldung der .^Kölnischen Zeitung", da« Eisenbahnregimeat werde in diesem Jahre znm ersten Male dazu benutzt werden, die Heimbrsvrdernng der an den Herbst- Manövern zwischen III. »nd Sardecorp« betheiliglea Lroppe» an«, zussthren, eine vollständig irrig«. Da« Regiment soll und wird Vielmehr bei de» gedachten Herbftübmigen unter Leitung de« Kaiser« mit seinem 2., 3. und 4. Bataillon auf seine Ausbildung im In. santeriedicnst geprüft werden, und nur da« 1. Bataillon hat Bau- dienst, und zwar wird dasselbe einen Kriegsbohnhol mit allen zum Betriebe erforderlichen Einrichtungen, sowie verschiedenartige Ver- plleguagSanstalien Herstellen. Den E>seubahabelriebsdienst aber auch nur aus einer einzigen Linie bei der Truppenrückoesörderuug ans dem Manöver zu übernehmen, ist ein Ding der Unmöglichkeit, wcil wie erwähnt, nur der kleinste Theil der Mannschaft in demselben auSgebildet werde» kann. Dazu dient die i« Betriebe de« Eisenbahn- regiment« befindliche Militoirbaim Berlin-Zoffeu Lummersdors; aus derselbe» werden verschiedene Soldaten und Uaterosficiere de« Regi ments mit dem Dienste auf der Maschine, als Heizer und Führer, sowie im Zuge als Bremser, Schaffner and Zugführer durch längere oder kürzere Commandos bekannt und vertraut gemacht. Im Krieg«, falle aber wird ein« Belricbscompagaie sormirt und werdea zu der selben alle diejenigen Krieg-pflichtigen eiuqezogen, welche im Frieden als Eiseiibahnbcanite thäiig sind und zur Infanterie oder zu den Pionieren komme» würden, nicht minder alle Angehörige» de« Rr> giments, welche im Liseubahnbetriebsdieust auSgebildet worden sind. Dadurch erhält mau eiue vollständig genügende Anzahl Man» schiften, welche mit den einschlageuden Verhältnissen durchaus ver- traut sind; allein aus dem Königreich Sachsen würde» dem Regt mente nach Ausweis der Musterlistea mehr al« 450 Mann praktischer Eisenbahner zugewiesen werdea können. Das Elsenbahu-Regimeut, welches ja anch gleich de» andere» zum Gardecorps gehörigen Regimentern die Gardelitzen trägt, war Vor Kurzem mit bei der großen Gardc-Paradc am 1. September betheilig», welche der Kaiser abnahm in Begleitung de« Königs Oskar von Schweden und de- König« Albert von Sachien. Bei dieser Gelegenheit defikirte die königl sächs. Eisenbahncompagnie zum ersten Male vor ihrem König und Krieg-Herrn, wie vor Kaiser Wilhelm II. Nicht minder war e« das erste Mal, daß da« Musikcorps des Regiments mit einem kostbaren Schellen, bäum aus getriebenem Silber zu einer graßen Parade erschien. Dieser Schrllenbaum, welcher nicht weniger al« 36,000 gekostet hak. ist ein Geschenk des König- Albert von Sachsen an da» Regi. ment und wurde am 23. April diese- Jahre«, dem 60. Geburtstage des Monarchen, dadurch cingcweiht, daß er bei der Parade zan, erste» Male dem Musikcorp« vorangelragea wurde. Der Träger dieses kostbaren Schmuckstückes ist, beiläufig erwähnt, der Sohn eines Kaufmann- in Dresden, Namens Weller, «ine wahre Riesen, »nd Hünengestalt, deren Länge nahezu 2 w, nämlich 1.96 m. llin diesen gigantischen sächsischen Schellenbaumträger wird da- Musik, eorp« »«< Lisenbahnrrgimeuts von «amhem anderea Garde Regiment ebenso lebhaft beneidet, wie um Leo kostbare» von König Albert gestifteten Schellenbau». Dir Angehörigen der sächsischen Liieubohncompagni« ver- kehre» mit Vorliebe mit ihren schwäbischen Kameraden, ein« Thatsache, welche man auch bei einem Besuche von Straß- bürg t« Elsaß beobachten kann, «» die Soldatm de» 6. sächsischen Jasaateric-Reälment- Nr. 105 mit dea dort ebenfalls garni lonirenden wurttembergischen Infanteristen sehr gute Kamerad- schast halten. Ja der inneren Et.rdt von Brnt» steht man, zumal la der Woche, mir selten die schmucke Uniform de- Eisenbahn regiment». Sehr stark vertrete» ist dieselbe dagegen de» Sonntag« «ns ber Schlotzbraarret »NN Schön ebern mit ihrer an dir Dresdener Voyekwbche erinnernden Widen- »nd geAstndr. Hier domintrt der Atilltairische Eisenbahner, zkttchvlek ob er Preuße, Sachse oder Württemberg« W. »nd Per küßt Kntmr de» Ander, i« Selch, wenn e« zu Streitfällen kommt, dir «eist, wie schon im russische, Alter- thum. irgend ein« schöne Helena moderner Ausgabe zum Objecte habe». So trickst binden übrigen« selbst „schwere" Berliner Jungen nicht mit dm Eisenbahnern an, denn deren harter »nd anstrengender Dienst stählt die Mnskeln «nd schul« die körperliche Gewandtheit, so daß ihnen Niemand gern „maag die Finger"kommt. I« Allgemeinen sind aber die Leute vom Eisenbahnregimeat sehr beliebt, tnsoottr- hett bei der schönere, Hälfte der Menschheit, mid die glitzern dm Silbertreffea der Unterofficirrc bilden oft genug Netzmasche», iu welchen sich manche« weibliche Goldfischche» sängt «nd Herz und Hand für« G>»? Lebe» »n deren stattliche, Träger melier». Die Caseruenbewohner wißen in dieser Bezieh»», gar manche« hübsche Histörchen zu erzähle»; Schiller'» Wort gilt eben anch heute »och „denn wer'« erst znm Lorporal hat gebracht, der steht ans de» Gipfel znr höchsten Macht". Doch da« stad Geschichte» nu« dem geheimste, Regiment«, und Compaanie-Archiv. die man nicht ver- raihen soll »nd darf, und damit Ichlkße ich diele meine Berliner Epistel über dir sächsische Lompagnie vom Lisrnbahnrraiment. Max Dtttrich. Königliches Landgericht. Perien-Straskawmer v. I. D Mutter de« Schulmädchen« Olga Anna Llara Ftndeise» au« Sw. »ela bewohnte uebst zwei andere» Frauen eine gemein- same kiube im Armenhause zu Stahmeln. Diesen Umstand machte sich das Mädchen »u Nutzen, indem sie, während st« allein in der Wohnung »»wesend war, dea Mitbewohnerinnen einen Geldbetrag von 20 und verschiedene Schmucksachen mtwmdete, von dem Gelbe aber sich Kletdnngrstücke rc. kauft«. Daß der eiue dieser Diebstähle antrr ersch»oereoden Umstände» verübt worden sei, wie »ach dem Eröffounaebeschluffe angenommen worden» konnte tu der Verhandlung aichi genügend sestgestellt werden, so daß die Angeklagte lediglich wegen einfachen Diebstahls unter Annahme der «ugeklagtea gesetz. l,ch zustehcnde» Mildernng-gründc der Jngend zu 1 Monat 1 Woche Gesängniß vernrtheilt wurde. II. Der wegen Diebstahl« bereit« rückfällige Handarbeiter Emil Herma», Lehman» au« Stötteritz »nd der Schuhmacher Emil Kaiser au- Hildburghause» waren beschuldigt, an- zwei Neubauten in Reudnitz sich fremde« Handwerkszeug zngeeigne» zu haben. E« wurdeu mildernde Umstände angenommen »ad demgemäß gegen Lehmann aus 8 Monate, gegen Kaiser dagegen auf 4 Mo nate Besöngnißstraf« erkaant, beide Angeklagte mich zu je 1 Jahre Verlust der Shrenrechle verurtheilt. III. Der wiederholt rücksällige Bäckergeselle Juli»- Arthur Galler von hier, weicher erst im April d. I. wieder aus der Stras- anstait entlassen worden war, hatte sich schleunigst bei einer Frau eia- gem eldet, um Gelegenheit zur Begehung neuer Diebstähle zu finden. Er entwendete der Wirthin einen Beutel mit 10 »nd drückte sich sosort an« Leipzig. In der Näh« von Magdeburg führte Galler ebenfalls eiue» gleichartige» Diebstahl au«; er ward« jedoch ergriffe» und am 24. Ma> d. I. vom königl. Landgericht Magdeburg zu 9 Mo- »ate» Besängniß verurtheilt. Uater diesen Verhältnissen machte sich die AuSwersnng einer Brsammtstrase notljweudig, welche auf 1 Jahr 6 Moaate Zuchthan« bemessen und in diese jene 9mooatige BefSagoißftrase mit eingerechnet wurde. Za Annahme mildernder Umstände sank» da» Gericht dei der Erfolglosigkeit der gegen Saller erkoanten Vorbestrasungen keine Veranlassung. Außer- de« wurde ans 3 Jahre Verlost der Ehrenrechte erkannt »ad die Stellung Galler'- unter Polizeiaussicht sür zuläisig erklärt. Der Gerichtshof bestand au« dea Herren Laudgerichtsdirector Sieb« (Präfid.), L-ndgerichtSräihe» Metsch. Gruber, von Sommer- latt 1. und Vr. Fleischer; die Anklage führte Herr Staatsanwalt vr. Thirme. IV. Ziemlich frecher Diebstähle hatte sich der Handarbeiter Friedrich Hermann Alfred Brechte! von hier schuldig gemacht und zwar aus dem Privat - Briefkasten einer höheren Beamten in der Westvorstatt zwei Loose der sächsischen LondeS-Lotterie gewaltsam hernnSgeoommcn (die Loose hatten beiläufig bemerkt Nicht« gewonnen); ferner hotte er t» zwei weitere» Fälle» reisende Handwerktgehilsrn, die »ch hier in de» betreffenden Herbergen aufgehalten, um deren Effecten bestohlen, »ab endlich lag ihm noch eiue Unteeschlagnuq znr Last, welch« er gegenüber seinem Herrn, einem Lheaterdirecior in Berlin, der ihn in seine Dienste genommen, begangen hatte, wobei jedoch kein erheblicher Betrag iu Frage kam. Der Angeklagte legte in allen Fällen ein Geständniß ab uud wurde — unter Äanalnne mildernder Umstände io Berück sichtigung seiner Jugend — zu 7 Moaate» Gesänguißstrase verurtheilt. V. Der Kürschnergeselle Karl Heinrich Gustav Fest an« Königs berg, welcher sich de» in ff. 17ä de« ReichS-Strasgesetzlntche« an- gegebenen Bergehen« schuldig gemacht hatte, wurde in der unter AtiSichluß der Oefsentlichkeit abgehalteaen HaupiverHandlung z» b Monaten Grfängnißstras» uud 3Jahren Verlust der Ehren rechte verurtheilt. VI. Die ebrusaLS nutcr Autschluß der Oeffentlichkeit verhandelte Anklage gegen den Handarbeiter August Jacob Roder aus Äoschütz betraf da« in A. 176Z des R.-Str.-G.-B. angegeben« Verbrechen und e« erfolgte die Vernrtheilnng de« Angeklagten »nter Annahme wildernder Umstände zn 8 Monaten Gesängntßstrase und 3 fahren Verlust der Ehrenrechte. Der GerichtSdos bestand aus den obengenannten Herren; die Anklage führte Herr EtaatSanwaltschastS-Affeffor vr. Groß. Sachsen. * Leipzig, 11. September. Die Befürchtung, daß Herr» Richard geller bei seiner am Sonntag vom „Felsen» keller" z» Plagwitz unternommene» Luftballonsohrt ein Unfall zugestoße» sem könnt«, hat sich bestätigt. Glücklicher weise ist der kühne Aeronaut jedoch, wenn auch mit vielen Hautabschürfungen und blauen Flecken bedeckt, ohne ernstliche Verletzung, gestern iu den späteren NachmittagSstunden mit seinem arg zersetzten Ballon in Plagwitz wieder ein» getroffen. Wir hatten in unserem gestrigen Berichte mit» gelheilt, wie wenige Minuten nach der Abfahrt der Ballon durch fein Verschwinden in die Wolken de» Augen der Nachschauenden entzogen wurde und müsseu nun den weiteren Verlaus der Fahrt nach den Miltheilungen de« Herrn Fetter schildern. Nach dem Durchfahren der etwa 2S0 w hohen Wolkenschicht, wobei der Ballon und sein Führer tüchtig durchnäßt wurden, bol sich dem Letzteren ein überaus prächtiger und eigenartiger Anblick dar. Ueber sich de» klaren blauen Himmel und Heller Sonnenschein, unter sich ein graue«, die Erde verhülleudes WoUenmeer. Wegen der bald hereiubrrchenden Dunkelheit mußte sich der Lustschiffer entschließen, die Vorbereitung zum Landen zu treffen und zwar auf Gerathewohl, da ihm die Aussicht nach der Erde durch die Wolken versperrt war. Nach dem Oefsnen de- Ventil» sank der Ballon, Herr Feiler durchfuhr die Wolkeoschicht zum zweiten Male wid erblickte «iu« weite au-gedehote Ebene vor sich die ihm geeignet zum Landen erschien. Zum zweiten Male wurde das Ventil gezogen »nd mit großer Schnelligkeit sank der Ballon, der mm, von dem noö heftiger gewordenen Unterwiad gepackt, in schräger Rich tung zur Erve sauste. Dem ersten heftigen Aufprall folgte bald ein zweiter und dritter. Ied«««al schlug die Gonvel aus. um im nächsten Augenblick wieder io di« Höhe gerissen zu werden. Die Bemühungen des Lnstschiffer«, dem Ballon durch weitere« Oefsnen de« Ventil- di« Tragkraft zn nehmen, blieben ohne Erfolg und e» begann nun «me tolle Schleissahrt über Felder, Wiesen »nd Gräben. Zur Hilfe herbei- geeilken Lenten gelang es nicht, den Ballon abznfangen. Nachdem der Aeronaut in dieser Weise eine weite Strecke fortgeschleift worden war. riß noch zum Unglück da- Aukertau, wodurch der Ballon einen starken Ruck «mvsing und Herr Felle» iu »eite« Bogeu aus der Gondel geschleudert wurde. Der Ballon »acht« noch einig« große Sätze und verwickelte sich bei »er nächsten Allee in einen Kirschbaum. Mit Hckje der herbei- ge retten Lente wurde nun der arz zerrissene Ballon zusammen- gepackt. Herr Keller hat außer einer Anrahl kachter Ver wundungen und blcmeu Flecken, wie schon oben bemerkt, keinen ernstlichen Schaden gelitten und nur außer dem ZerreHen seine- Ballon- den Verlust seines Anker» z» beklag». Der Ort der Landung war i» de, «Che de« -Wisch«» Mersebnrg und Halle gelegenen Dorfe« Lochan. Dwetwa sechsstündig, Entfernung war ln der duzen Zelt Iw» «NGrsCHr AC Mtnnten zurückgelegt worden. — Sm Mürz diese- Jahre« wurde eure Bleust«agd s» Laura von einigen Subjekten vergewaltigt, nachdem man sie vorher sinnlos betrunken gewacht Haiti», Dl« beide» Burschen habe» ihre Brutalität atz«» nachdm» ß» twtz « sängllchen Lrngnen», ia sogar Verdächtigen« andere. Per- onen. zweifelt»- überführt waren, recht lhener. aber gerecht büßen müssen. Der eine, Ketlenscherer Paul, der roheste der Burschen, ist mit 2 Zahrra 8 Monaten Zuchlbau». der andere. Franz Otto, mit 2 Jahren Gesängniß vestraft worden, außerdem wurde jeder mit dreijährigem Ehrverlust und Stellung unter Polizeiaussicht aus die gleiche Dauer belegt. — Die kk ntertu nnelung de-Bahnhofe-iu Chemnitz chreitet so rasch vorwärt-, daß die Vollendung de« Tunnels noch im Lause diese- Jahre- in sicherer Aussicht steht. Bereit» am Montag mußte da- Dresdner Hauptgiei- am unteren Hauptperron unterbrochen werden, um die Wölbung de« Tunnel- sortsetzrn zu können, und können in Folge dessen die Züge aus die Dauer einer Woche nur am mittleren uud oberen Hauptperron an- und absahren. Es sind nunmehr nur noch drei Gleise zu untergraben. Orders», 10. September. Gestern Abend kurz nach l l Uhr brach hier auf bi« jetzt unerklärliche Weise im Hause des Herrn Bäckerobermeister Wilhelm Kögel Feuer auS. und ammerndr Hiiscruse kündeten, daß Menschenleben in höchster Jefabr standen. Bei Ankunft der ersten Hilfe stand der Dach- iuhl schon in Hellen Flammen und schlug die feurige Lohe an mehreren Stellen bereit- durch die harte Dachung, der erstickende Rauch erschwerte eS ungemein, den io den Dach kammern schlafenden Personen Rettung zu bringen, und so prang denn ein l7jähriger Schneiverlehrling herab aus die Straße, mußte jedoch wegen seiner Verletzungen ärztliche Hilfe in Anspruch nehmen und wurde in die Wohnung einer Mutter tran-portirt. Um seine in einer Dachkammer chlafenden drei Kinder zu retten, wagte sich der Schuhmacher meister Herr Münzner noch über eine schon brennende Treppe, leider wurde ihm der Rückweg verschlossen, denn un möglich war e-, durch da» ellenhoch schlagende Flammenmeer inrückzugelangen, er stieg mit zwei Kindern hinan- aus da- Dach, von wo er mit diesen nach bangen Minuten aus Rauch und Hitze durch einige brave Männer gerettet wurde. Da- dritte Kind, ein sechsjähriger Knabe, konnte der geängstigte Vater iu der finsteren, mit Rauch erfüllten Kammer nicht aujfindev, wahrscheinlich mochte eS in seiner Herzensangst au- dem Bett geflüchtet sein, eine zweite Rückkehr war unmöglich, und so mußte da- unglückliche Wesen sein junge- Leben in den Flammen auShauchen. Außer Münzner und Kindern wurden noch einige Personen durch Anlegen von Leitern ge- reUet, »nd obne Zweijet wäre eS, wie ün- praktische Fach leute versicherten, möglich gewesen, auch das eine Kind »och zu retten, hätte nicht der gerade vor dem brennenden Hause quer über die Straße gehende Telcgraphendraht dem Ausrichten hoher Leitern so große Hindernisse entgegengestellt. Inzwischen hatte sich da- Feuer mehr verbreitet, da« eine Hintergebäude stand bereit- in Flammen; unsere Feuerwehren arbeiteten heldenmüthig, und nur dadurch, wie durch da- schnelle Nieder- reißen einigrr feuergefährlichen Anbaue gelang es trotz der ungemein gefahrvollen Umgebung de- VrandobjcctcS, da- Feuer auf seinen Herd zu beschränke». Gegen halb 3 Uhr früh konnten die Mannscbastcu de- städtische» Löschdienste-, wie die von Börnichen, Görbcr-dorf, Mrmmendors, Schöner- stadt und Tbieuienvors zur Hilfe erschienenen Spritzen, welche vorzügliche Dienste leisteten, entlassen werden, die weiteren nölhigen Arbeiten übernahm nun die freiwillige Feuerwehr allein und ist dieselbe »ock jetzt mit Ablöschen und RäumungS- arbeiten beschäftigt. Ein Feuerwehrmann halte das Unglück, durch den Leiterwagen Verletzungen am Fuße zu erhalten. (Wochenblatt und Anzeiger sür Ocderan.) — Am Sonntag Abend iu der 9. Stunde entgleiste auf der Strecke zwischen Oederan und Falkenau mitten in einem von Dre-den nach Chemnitz fahrenden Güterz ng ein Güterwagen, wodurch da- Gleis bi- am anderen Morgen gesperrt wurde. Die Entgleisung-ursacke ist noch unb-kannt. »r Einhebung de» Wagen» mußten Mannschaft«» au« der hemnitzer Hauptwerkstätte requirnt werden. Ei» Glück war es, daß Niemand verletzt wurde »nd der Verkehr zwischen ge nannten Stationen wenigstens eingleisig aufrecht erhalten werden konnte. Freiberg, 10. September. In der Nähe der zum Abbruch bestimmten Iacobikirche, der sogenannten Nonnea- krrchr, sammelte sich gestern Abend eine große Menschen menge an, um nach dem Thurm« der uralteu Kirche ru spähen, iu dem man zwei Erhängte gesehen haben wollte. In später Stunde wurde, da der Schlüssel nicht zur Hand war, da- Ausgongsthor durch einen herbeigeholten Schlosser geöffnet und nun begaben sich die Organe der Behörde nach der Stelle, wo sich die „schwankenden Gestalten" in gespenstiger Dämme rung gezeigt hatten. Dort fand man nicht- weiter als — große Stücke alter Dachpappe, die der Wind hin «nd her bewegte! — Der sächsische Ingenieur- und Architekten verein hielt am 9. d. in Riesa seine 12l. ordentliche Haupt versammlung unter dem Vorsitz de» Herrn FinanzrathS Strick ad. Nach Erledigung der inneren LereinSangelegenheiten gab Herr Direktor Hallbauer »nter Erläuterung ausgestellter Fabriktheile Milthcilungen über da- der Aktiengesellschaft Lauchhammer gehörende Eisenwert Riesa, speciell über da- Röhrcnwalzwerk und die Martinanlage desselben. Da- Werk ist im Lause von vier Jahrzehnten zu euicm ansehnlichen Umfange und gutem Rufe bezüglich der Fabrikation von Wasserleitung--, GaS- und Siekerohren aus Schweißeiscn gekommen und hat in neuester Zeit eine Vervollkommnung durch Herstellung von S basischen Martinöfen erfahren, in denen pho-phorreiche- Eisen zu schweißbarem Flußeisen ver arbeitet wird, da- nunmehr al» Material bei der Röhreu- fabrikation Verwendung findet. Der hiernach folgende auf zahlreiche au-gclegte Zeichnungen gestützte Vortrag de- Herrn Straßen- und WasserbauinspectorS Göbel über die Bau ausführungen bei der Hafenanlage in Riesa bildete die Fort setzung zu einem im vorigen Jahre gehaltenen Vortrage de- Herrn AbtheiluogS-Ingemeur- HomiliuS, welcher dir unter Oberaufsicht der königlichen Gcneraldirection der sächsischen Staat-eisenbahnen au-gesührten neuen QuaiverbindungSdahn- strecken, die Bergefchuppen, Hafengleise und Laveplätze betraf. In zwei Berichten über die diesjährige Abgeordnetenver- snmmlung de- Verbände- deutscher Architekten- und In- «nieurvereine zu Köln wurde dargelegt, daß die seiten» de- sächsifchen Verein» gelieferten Arbeiten: Blitzableiteranschlüsse an eiserne Rohrleitungen uud Prüfung eiserner Brücken be treffend, den gewünschten Erfolg gehabt haben. Scheibenberg, S. September. (Tollwuth.) Ein hiesiger Lehrling, der nächste Ostern au» der Fortbiivung»- schule zu entlasse» gewesen wäre, erhielt vor etwa 3 Wochen Abend» vou seinen Angehörigen den Auftrag, die Laben vor dea Fenstern zu schließen. Während diese- Acte- sprang ein kleiner, schwarzer Hund an ihn heran und biß ihn, wie man hört, in die Hand. Folgen diese- Bisses zeigten sich uicht sofort» erst vor etwa zwei Tagen stellten sich bei dem Be- vaueru-werthen Erscheinungen ein, die die Hinzuziehung eine» Arzte- al- uolhwcndig erscheinen ließen. Heute ist nun ron- stalirt, daß der in Red« stehende junge Manu von der Duthkraukheit befallen ist. (Annabergcr Wochenblatt.) * Dresden, 11. September. Nach einer längeren Ver handlung vor de» Strafsenat de» könial. Oberlande-- erichtes wurde gestern die von dem Baumeister Gustav artwig eingelegt« Revision gegen da- Urtheil de» königl. wonach Hartwig wegen Beleidigung des Stadt- Kanfman» Weiaandt und de- Stadtverordneten« Vorsteher» Gech Hosralh Ackermann z» 1 Monat Gesängniß vernrtheilt wordeu War, al» unbegründet zurückgewi, Der Beklagte »achte dem- seinen Verteidiger, anwakt Kreyta^LripziG znr Begründung de» »Mel» Jetten^ der Hojrath Ackermann habe i stimmnngeu her VtrasvrocHordnnng gemäß, selbst g Hartwig «klagt, »st». Strafantrag gepellt, sondern sich nnr HrerHach ff» mechMraymn tn dem Veru ritzen enden Erkenutniß des Landgericht« (vom Schöffengericht war Hart wig freigelprochen) vor und e« sei daher aus Einswilunq de- Slrasversahren« gegen Hartwig zu erkennen. Der Strafsenat unter Vorsitz de- Herr» Senat-Präsidenten Lamm trat jedoch diesen Ausführungen nicht bei, sondern verwarf, den Fest stellungen der zweiten Instanz allenthalben beitrrtend. die Revision, so daß da- Urtheil nunmehr rechtskräftig ist. Moden und Stoffneuheiten. (Nachdrnck untersagt.) Au« der soeben erschienenen Nr. S? der im Berlage von Ernst Heitmann in Leipzig erscheinenden »Wochenschrift für Spinnerei und Weberei" thettt un« tte Redattton folgenden AaSzug ihres neueste» Modenbericht« mit: Die von nu« bü jetzt beschriebene» neue» Mustervorlage» für da» nächste Frühjahr galle» hauptsächlich den wollene» und balbwollenen Kleiderstoffe», »nd wollen wir heule »» dea neuen Drssinirungen und Debatten übergehe», welche die für bi« nächste Frülual>re>saison bestimmten Seidenstoffe auSzcichnca werde». Wir haben seidene uud halbseidene Kleiderstoffe von seidenen und halbseidene» LonsettionSstoffen streng zu mUerscheiben, in beiden wird aller Wahrscheinlichkeit nach großer Brdars herrschen Besonder« aber dürften seidene Lonfectionsstoffr in der nächsten Frichjahrs- saiso» stark bevorzugt werden. Ja seidenen und halbseidenen Kleider stoffen werden Moirä und sämmtliche MoirLeffecte verschwinden und ebenso Surah. und Merveilleux-Genre- für bessere Artikel in de» Hinlergrund trete»; dieselben werdea nur noch für ganz billige Qualitäten, für welche im Preise kein Ersatz geschaffen werden kann, in Erwägung zu ziehen sein, d. h. sie werden noch einen Artikel für starken Maffenconsnm bilden. Zu den modernen Stoffen dürsten auch Lhangeants nicht mehr zu rechnen sein, ob- gleich Lyon un« darin noch verschiedene neue Muster bringt. Wir folgen überhaupt in unseren Betrachtungen dea neuesten Lyoner Erzeugnisse». E« werdea sein und stark gestreifte Serge«, sowie Granite«, crepe- und armureartige Grundstoffe vorbereitet; auch bringt man die Peaux de soie, um sie zu popularisiren, iu billigen Qualitäten heran» und gerade in letzteren Stoffen dürste sich, wie man allgemein anntmntt, ein großer Verkehr entsalten, voran-- gesetzt, daß die Preislage dem großen Publicum entspricht. Als Dcssinirung werden allgemein die Damassemuster angenommen. Da sich die Damassezeichnungen auf den« etwas groben Fond der Serge«, Armures, nicht günstig abhebcn, so setzt man Armure mit Peau de soie zusammen, d. h. die Streifen werden in Peau de soie ansgcsührt. Andere Neuheiten betreffen die Zusammenstellung von Serge, Peau de soie, Armure oder Lrepe um Satiumusteru, und zwar Peau de soie-Fond, gemustert durch große Atlasblätter, d. h. nur Farbe in Farbe gehalten. Ueber Steilheiten in seidenen Con- fectionsstoffen berichten wir nächstens. (Die eingehenderen Beschnei- düngen der Stossneuheiten. welche lediglich für den Textilsabrikanten Interesse haben, sind in den vorstehenden Mittheilungen übergangen, und verweisen wir Interessenten auf die obengenannte Zeit- schrift selbst.) *—lieber die Lage de« Berliner LonfeetionsgeschäftS enthält die Heitmann'schc „Wocheuschrist" wiederum eiue» sehr ausführlichen Bericht, auf den wir die Fachkreise hiermit auf merksam machen. In jenem Berichte heißt es unter Andern,: Anhaltende lebhafte Thätigkcit charaktcrisitt die letzte Gcschästüwochr, welche uns fast 500 Einkäuscr brachte. Alle unsere Arbeitskräfte sind aufs Höchste aiigespannt, um die vorhandenen Bestellungen zu erledigen; auch sind noch weitere zahlreiche Käufer zu erwarten, so daß die lebhafte Brschästtgung noch 1—2 Wochen anhalten wird. Das nachherige Schicksal des Geschäfts dürfte hauptsächlich von der Witterung abhäugen. Der Hanptconsum bewegt sich in Jaquet« und in langen Dolmans, und in der Hauptsache werden gekauft: Gestreifte Kammgarnstoffe, gestreifter Wollsutterplüsch, Mattelasjos, und für Jaquets namentlich Tricotstoffe und Aachener Doubles. Der Geschmack hat sich jetzt soweit geläutert, daß schon heute mit Gewißheit behauptet werden kann, daß di« eben genannten Quali täten die Saison beherrschen werden. Plüsch wird hauptsächlich za Aermelthcilen in Verbindung mit Mattelass« verarbeitet. Das aus ländische Geschäft fand Anregung durch einige vou England auf TricokfaqnetS und von Amerika aus lange wattittc gestickte Tuchdol- manS und seidenwattirteDolinail« cingegangencOrdres. Inden nächsten Tagen begiebt sich ein Theil unserer Loafectionaire nochmals nach England zum Verkauf von namentlich langen pclzbesetzten Mänteln in Paletot- und Dolmanform. von ausländischen Käufern begrüßten wir den Vertreter vou G. H. Lee au« Liverpool, Mr. LrippS ans Liverpool, und den Chef der großen New-Aorker Dttailfirma B. Slltmanu L Lo. — I» der Stofsbranche hat sich ein merkbarer Umschwung vollzogen. Die bisher knappen Berliner Stoffe sind jetzt ia genügender Quantität am Markte. Knapp sind eigentlich nur noch Stockinettes und MattelasseS. Fortgesetzt lebhaftes Geschäft fand in Regenmäntelstvffen statt: zwar werden Reumünster CbrviotS am meisten gekauft, doch «- findet anch starker Verkehr in Spremberger uud Gladdacher Waarr statt. Federbesätz« sind stark verlangt, da sie Von den Käufern gern für bessere Sachen gewählt werden. Der Zwischenhandel, der sowohl von den hier eiutreffcnden Einkäufern, als auch von den hiesigen Lonfettion--Fabrikanten in Anspruch ge nommen wird, hat in Kleider- uud Lonsectionsstoffen viel thun; namentlich werden durch denselben Reacnmäutelstoffe, Förster, Tottbuser, Spremberger, Aachener Buckskin«, Eskimo- (in billiger Waare) für Herren - Eonfection und billiae eng- lische Regeninäntelstoffr für Damen - Eonfection »«erkauft. In Kleiderstoffen werden diesmal tuchartige LachemirS, LhevIotS, Armures, sowie Streifen, Bordüren viel bevorzugt. Für das Frühjahr ist noch wenig gethan worden, da die Grossisten so be schäftigt sind, daß sie augenblicklich kaum Zeit finden, um sich init der» überhaupt noch sehr spärlich vorhandkiicn FrühjahrS-Lollectionea zn beschäftigen. — JnderTricotbranch« dauert das lebhafte Geschäft zwar noch fort und neue Aufträge treffen täglich ein, doch dürften dieselben bis Ende dieses Monats ihre Erledigung finden. Die hiesigen Fabrikanten senden ihre Reisenden nochmals auf die Tour und damit wird das große Geschäft zu Ende gehen. Der Stoffmarkt ist noch sehr animirt, und die geltefette Waare findet überall Unterkommen, doch gewinnt eS den Eindruck, daß sie nun mehr bald in genügender Menge vorhanden ist. In mit Futter und Bindefädea wird schon von hiesigen Fabrikanten schwächer diS- poaitt. Für da- nächste Frühjahr werden al« Jaquetstoffe mit leichtem Futter ganz schmale Rippen, bau» wieder tuchartige Lhe- viot« und tuchartige Tricotstoffe mit einfarbigen und bunten Mohair- tnpfen vorbereitet, ferner in Seide, seine Streifen, Changeant« und breit« buntfarbige crspeattige Streifen. In Kammgarn wird sehr viel «elitter Fond mit bunten geraden und Bogenstreisen sabrlcirt. vermischtes. X Weimar, 10. September. Heute Nachmittag 'laö Uhr hat mit Exlrarug die Kaiserin Augusta Weimar nach viertägiger Anwesenheit wieder verlassen, um sich nach Baden-Baden zu begeben. Die Kaiserin hat von Schloß Belvedere auS auch Au-sahrlen in die Stadt und Umgebung gemacht und die ihr bekannten uud in lieber Erinnerung be findlichen Stätten ausgesucht, wie auch iu den letzten Ialircn entstandene wichtige öffentliche Gebäude; auch die Fürstcn- arust und da» Goethchau», letztere» unter Führung de» Dirertor- Geh. Hosralh Ruland. Der Goethegesellschast, deren Mitglied sie übrigen- schon seit drei Jahren, von An fang an, ist, hat die Kaiserin 1000 al- Beitrag zugrbcn lassen. Dieselbe Summe erhielt die städtische Armeucasse. Zu den DiuerS in Schloß Belvedere waren außer den StaalS- ministern und Andern» auch die Direktoren de» GoctbearchivS und des Goelhe-Nationalmuseum-, Pros. vr. Supban und Geh. Hosratb Ruland. ferner auch Professor v. Rltgen (welcher vor 30 bi- 35 Jahren dir unter dem regierenden Großherzog Karl Alexander begonnene und durchgesührte Renovation der Wartburg geleitet hat) zugezogen. Der Großherzog und Herzogin Johann Albrecht von Mecklenburg gaben der Kaiserin da- Geleite bi» Eisenach, vo» wo sich dieselbe» nach ver Wartburg begaben. --- Primkenau, 9. September. Mit der Kaiserin Augusta Victoria werde» auch die fünf kaiserliche» Prinzen, also auch der jüngste, aus Schloß Primkenau eintrrfsen; wie lange Ibre Majestät hier verweilen wird, ist noch nicht bekannt. — Aus Schloß Primkenau werden in nächster Zeit außerdem Prinz Christian zu Schle-wig-Holstein mit seinem ältesten Sohne, dem Prinzen Christian Victor, die Herzogin Caroline Mathilde zu Schle«w>g-Holsteiu-GlÜck-burg, sowie dir Prinressin Amalie zu Schle«wig-Holstein, Tante de» Herzog« Ernst Günther, znm Besuch erwartet. — Stockholm, 7. September. Wie au» Upsala vom heutigem Tage gemeldet wird, ist bei einem Feldmanöver Prinz Karl mit dem Pferd« gestürzt «nd mit einem Beta unter dasselbe zu liegen gekommen. Der K«ß wurde vernetzt, doch, wie es scheint, nicht erheblich.
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