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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-01-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189001236
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900123
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900123
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-01
- Tag1890-01-23
- Monat1890-01
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.01.1890
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»^»*<«1 täglich ftch «'/. Uhr. Ls«««, Lrz>rtziti«» J»ßa»»e«g,ss, 8. HPrechSuadkll der Nedacti«». Aarmutaa» 10—12 Uhr. R«ch«ü»,,» 5—» Uhr. A»»«tz»« »er »», »t. nLchftkol^»», R»»»er llestt«»te» «, 2»och«ut«,e» dt« 2 Uhr g«ch»tt»»«. «> »««» «»» Festt,,«, srAtz dt»Utzr. 3, tzr» /ili«le« fitr Z»s-^»»«ih»r-. vtt« «e»»'» sortt», U,t»erfittt«»r. 1. Lout» L-sche. Kathattueuftr. 23 part. und Kö,t^platz 7, «ur bis Utr. ttpMr.Tagtlilatt Anzeiger. Organ für Politik, Localgrschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. NdoUNOMONtsp**'» »i«trljährlich 4V, Ml lucl. Vrtugerlah» 5 v!k., durch die Bost h«t»gr» 8 Mt. J«de einzelne Stummer 20 Pf Brlegezemptar 10 Vs. Gcdühre« zur Ertradeilaae» st» Taqedlali-gormat gesalzt) «tzue Vaftdeiäcderung 60 llllk. «tt Voftdrs-rdernng 70 Vit. Inlenüe 6 gespaltene Petitzeile 20 M. »r-tzere Schttstt» laut »us. Vretlverzeichntß. LabeNargcha ».Ltfirrusa» »ach HSHenn La-««. gerinnen »tt, de» U,vart<»»«strich di» Laeipal«. Zeile L0 »a« de» F « »i l I r» » a ch r t ch t e» dt« «grspaltt« Zelle 40 Ps. Inferntt st»d stet« »» die Oxpeditiao »» lrude». — sttodatt wir» »ich« gegedrn. Zahl»»> pruauumaiNtul» »der durch Pvst- uachuahm«. 2S. DonnerGtag den 23. Januar 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Zur Feier de- Geburtstage» Sr. Majestät de» Deutschen Kaiser» wird Montag, de« L7. dieses Monats, -Nachmittags S Uhr ein Festmahl im Kaufmännischen Bereia»hause stattfinden. Diejenigen Herren, welche sich daran betheiligen wollen, werden ersucht, die Tafelkarten i 4 ^ bi» Abends 6 Uhr de» 25. dieses Monats auf der Nuntiatur im Rathhause zu entnehmen. Leipzig, den 17. Januar 4890. Der Math der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Hentschel. Den Herren Professoren, Docenten und übrigen Mitgliedern unserer Universität theile ich hierdurch mit, daß zur Feier des Geburtstage» Sr. Majestät des Deutschen Kaisers Montag, de« L7. dieses Monats, -tachinittags S Uhr ein Festmahl im Kaufmännischen Vereinshause stattfinden wird, zu welchem Tafel marken L 4 bis zum 25. diese» Monat», Abends 6 Uhr, auf der Nuntiatur des RathhauseS auSgeaeben werden. Leipzig, am 22. Januar 18S0. Der Rector der Universität. vr. W. Wundt. sov Mark Belohnung. Erstatteter Anzeige zufolge bat gestern »ege» Abend zwischen >/« und »/,8 Uhr ein bi« jetzt noch unbekannter Mann dem bejahrten Cassenbolen eine« hiesigen Banqnier» in einer Be» dürfnißanstalt im Hofe de» Hause» Nr. <Z der Ricolaistraße. wobin er demselben von der Strotze au» absichtlich gefolgt zu sein scheint, einen Faustschlag in» Gesicht versetzt und ihm seine lederne Tasche mit einem Geldinhalle von 5306 65 ^ entrissen, dann aber mit der Tasche die Flocht ergriffen. Die Tasche ist eine ziemlich grotze, schwarzlederne Hand» tasche gewesen, wie solch« die Eassenboten zu tragen pflegen, und hat eine «eichrbanknote zu 1000 uk, sieben Banknolen der Eächs. Bank zu 50» sieben Banknoten zu 100 (theil» RcichSbaaknote», theil» Noten der Sächs. Bank), Vier Doppelkronen, eine Krone und 18 ^lk 85 ^ in einzelner Münze enthalten. Indem wir dies hierdurch zur Öffentlichen Kenntniß bringen, ersuchen wir Jeden, der irgend eine Wahrnehmung über den Thäler oder den Borfall selbst gemacht haben sollte, sich ungesäumt bei unserer Criminal-Abt Heilung zu melden, und bemerken, daß der Inhaber de» bctr. Bank- aeschäsl» aus Ermittelung de» Thäler» und Wiederherbei» schaffung de» Gelve» eine Belohnung von Fünfhundert Mark auSgesetzt hat. Leipzig, am 22. Januar 1890. DaS Polizetamt der Stadt Leipzig. Bretschneiber. K. Bekanntmachung. Die Leuchtkraft de» städtischen Leuchtgase» betrug in der Zeit vom LS. htS LO Januar 1880 im Argandbrenner bei 2.5 Millimeter Druck und 150 Litern stündlichem Eonsum da» lü.4 fache der Leuchlkrast der deutschen Normalkerze von .',0 Millimeter Flamnienböhc. Da« specifische Gewicht stellt sich im Mittel «,f 0,456. Leipzig, am 22. Januar 1890. De» Rath» Deputation z» de« Gasanstalten. Holjanctian. 23 Freitag, den 2äl Januar d. I., sollen in Abth de» stkoanewttzer Forstreviers 60 Haufen starker Abrau«, 103 . Schlagretstg, Langhaufe» und 40 Bund Dornen unter den öffentlich auSkängenvni Bedingungen und gegen die übliche Anzahlung an Ort und Stelle meistbietend ver kauft werden. Zusammenkunft: vormittag» S Uhr aus dem Mittel waldichlage an der Zioenkaner Thaussee und «eue« Aahestrage aus drr sogenannten Kuhbrücke. Leipzig, am 15. Januar 1890. De» Rath» Aorst»Dep»tatiou« Gesunde« wurde Sude dvrtaer Wache an einer «ssentlichen Erveditionlsttlle hier ein P«rte«»n,aie »i« über t« «»rt. Der Ligeathtwer desselben wird hierdurch ausqesordett, sich, ge» bSrt, legitimirt, an Unterzeichneter Amtlstelle reLIziitig »u melden, auderas-ll» über da» Fundobjeci weiter veesügl werden wird. Leipzig, de» 21. Januar 1890. Da» Palttet«»« »er stabt Leipztst. Vll. >48. vr«tsch»eid«r. All. Nohnnngs-Vermiettjung. Im UniderfitätSgrundstücke >i litterstraüe s lii. «Lrz b. I. », M,it,I,rb-»be 2 Treppe« hach « Nr. 8 wird a« kreppe« hach eine Wahnun», be lebend nu» varsaak» 2 Zimmern, 2 Kammern, I Attapr«, Küche «nd Wirttzschaitträumc». mietdsrei. Zu anderweuer Venn «iku»- ,u össentiicder Liciianonsinmin aus Ma»ta», »rn 27 2„,u»r t8»4. v»r»ttt«,« lt Uhr i» Ü«i»erfltä»s-Nrnta«tr. w, bereit« varher die Liriiation«» b«di»,»»,eu „„«»iriien werde, ttnne». ,»b»r-umt ward»». Mieih» liebdaber werde« gelade», i, de» Termin zu erscheme» und ihre Oedm, alHagede». »er Zuichla, übmhaupt, »e,s, di» »«»wähl »nter de» Bieter» bleldt vardehalte«. Leipzig» ,« 21. Januar 1SV0. »bt»rdt. Jung« Leute, welch« beabsichtigen, im Herbst d. I. bet de» auter- »eichnetea Uaiaillo, al« Dreijührig-Feeiwillige eiuzutrett», werbe» »irrdurch ansqesordert, sich unter Vorlage de» Meldeschewe» zum dreijihrig.feetwilligto Liulrllt bl» spätest«»» de» 20. März d. I. zu melde,. Bedi,g«»geN: Mindesten» 1,63 w Ikörpergrötze. gesuuder, krtstigrr Körperbau, gme Schichärse, persönliche Vorstellung. Naumburg a/G.. de» 2l. Januar 1890. Magdebnrgische» Jäger-Batailau N». 4. vrr Lkaudal in -er französischen Lämmer. Datz die Boulangisten ihre Sache noch nicht endgillig verloren geben, hat der Verlauf der Kammersitzung vom 20. Januar bewiesen. Deroulede, Millrvohr und Laguerre baden Alle» ausgebolen. um den Abgeordneten Ioffrin» den vrrtreter d^ Bezirk« Montmartre und Nebencandidat von Voulanger, nicht zu Worte kommen zu lassen. Aber obwohl ie durch ihren Widerstand eine dreimalige Unterbrechung der Sitzung erzwangen, konnten sie doch nicht verhindern, daß Ioffrin schließlich sprach und sich darüber beklagte, daß die Negierung die vom Pariser Stadtralh bewilligten Summen zur Unterstützung der Streikenden im Rbonedepartement ge» strichen habe. In der Sache behielt die Regierung Recht, denn die Kammer billigte die Streichung mit 292 gegen 52 Stimmen. Da» war also ein doppelter Erfolg der Re gierung, denn sie lriumphiite nicht »ur über die Boulangisten, sondern auch über den Pariser Stadtralh, welcher seine Be fugnisse unzweifelhaft überschritten hatte. Bei dieser Gelegenheit wurde auch klar, daß die Boulangisten nach wir vor mit den Bonapartislen zusammenhalten, denn zu den lautesten Schreiern, welche Ioffrin am Reden ver hindern wollten, gehörten die Bonaparlitten Cuneo d'Ornano und Dugue la Fciuconnerie, und schließlich verließen die Conservativcn mit den Boulangistrn den Goal. vor» her hatte der Boulangist Milleroye nochmal» die schon oft vorgebrachte Beschuldigung wiederbolt. daß die Mehrheit durch die Bestätigung der Wahl Ioffrin'» da» Princip der VolkSsouveränetät verletzt habe, wo» zur Folge hatte, daß rem Redner da» Wort entzogen wurde. I» der folgenden Sitzung brachte der Abgeordnete Reinach den Antrag ein. dem Pläsidenteu die Besugniß rinzuräumen, daß er seinen Anorvnungcn ungehorsame Abgeordnete für die ganze Dauer der Session vo» den Sitzungen au»schließen könne, und endlich errang die Regierung i» derselben Sitzung dadurch einen durchschlagenden Erfolg, daß die Kammer mit großer Mehrheil die Ernennung von Richtern billigte, welche nicht wieder gewählte Deputirle betrafen, der Interpellant Cbiche hatte in diesen Ernennungen eine HerauSsorverung de» allgemeinen Stimmrecht» gefunden, während der Justiz- minister erklärte, sich genau a» die gesetzlichen Bestimmungen gehalten zu haben. Die erwähnten Vorgänge vom 20. und 21. Januar in der französischen Kammer erhalten noch »ine Ergänzung dadurch, daß der boulangiflische Deputtrte Millcvoye »ach einer längere» Unterredung mit dem Minister de» Autivürtigen Spuller aus die von ihm beab-- sichtlgte Interpellation über die au»wärtige Politik vor läufig Verzicht leistete. ES besteht doch also noch ein gewisser Zusammenhang zwischen den Boulangisten und der Regierung, welcher daraus beruht, daß die Bou« langislen au» patriotische» Rücksichten der Regierung keine Verlegenheiten bereiten wolle». Allerdings giebt diese« Einverständniß unter übrigen» sehr gespannten Verhältnissen ,« denken, wenn e» auch nur dir alle Erfahrung bestätigt, daß die Franzosen trotz aller Parleiunterschiede dem Aus lande gegenüber stet» znsammenhalten. An demselben 20. Januar, an welchem sich in der Kaniwer so stürmische Scenen abspielten, hielt der Präsikeut de» Senat« Leroyer bei Antritt seines ihm zum neunten Mal übertragenen Präsidenten«»»!»« an den Senat eine Ansprache folgenden Inhalt«: Frankreich habe durch di« letzten Wahlen seinen Willen kund gethan, in der Republik dre zur Ent wickelung seiner Geschichte nvthige Ruhe zu finden. Er wende sich an die Vertreter ernster Arbeit rur Verwirklichung de» Programm» der Reformen und der Thal. Ter Senat werde von den gleichen Wünschen beseelt sein und zeigen, welch« Segnungen da» Vaterland von der Republik und von der Freiheit erwarten könne. Wir wissen au» langer Erfahrung, was wir von solchen dunklen Andeutungen, wie Verwirklichung de» Programm» der Thal, »> halte» haben, e» sind damit die unvermeidlichen versteckten Drobungen gemeint, deren Ziel die Rückerwerbung vo» Elsaß-Lotbringen zst. Es ist dadurch nur da« sortaesetzi, wa» die sranzvsisch« Presse bei Verbreitung der falschen Nach richt von einer energischen Ansprache des Kaiser« Wilhelm an die deutschen Generäle ringeleitet hatte, und der Lina der letzten LrbcnSäußrrunaen der boulaugistischrn Bcivegung ist alle», der. daß dir LuSiübruag de« Programm« der Thal nach der Ansicht eine» Theile« der Frauzosen nur unter drr Diktatur «tt nachfolgender Wiederherstellung der Monarchie geschehe» Uuar. Unter alle» wandluuge». welche die Ent- Wicklung Frankreich« in den letzten t» Iah«» durchgemacht hat, ist Vieser Gedanke der einzige feste Puact. aber wir dürfen «tt Befriedigung sage», datz da« verlange» »ach der wieder- erwerbung de« vor 20 Jahre» verlorenen Gebiet« i» Lause der Jahr« doch sehr an Leidenschaftlichkeit eingedützt hat und datz heute die Reb«a»art«n überwiese«, welch« Frankreich zu ernster Arbeit ermuntern. Die Sprach« der Wortführer würde ganz ander» lauten, wenn sich die Aussichten aus Verwirklichung de» lang« gehegten Wunsche» verbessert hätten, aber die Einsicht, datz die Kraft mit dem Willen nicht in dem gewünschten Verhältnitz steht, hat zur Mäßigung geführt; und da» ist immerhin ein sehr deachten»werthe» und wichtige» Ergebnitz der deutschen Politik, mit welchem sie wohl zu frieden sein kann. Die Mehrheit der Franzosen ist zum Be- wutztsein darüber gekommen, datz die allzu eifrige Hingab, an d«, Gedanken der Wiedererwerbung Elsaß-Lothringen» dl« Gefahr nahe rückt. Frankreich um die Früchte seiner reichen Fädigkeiten zu bringen. In dieser Beziehung war dir Weltausstellung ein für Frankreich und für die Erhaltung de» europäischen Frieden« gleich wichtige» Ereignitz. Hier lag wirklich ein greifbare« Ergebniß ernster Arbeit vor, es war die wohlbegründete Zurückweisung aller Kriealplän«, welche sich in den Siegen de» französischen Arwerbfleiße» kund gab. Gewiß ist r» kein zufällige» Zusammentreffen, datz mit dem Aufschwung der Regierung zur Unterdrückung de« BoulangiSmu» und mit dem Erfolg der Weltau«stellu»g zugleich die Zurückhaltung der socialist fchen Bewegung hervorgetreten ist uud die damit verbundenen gefährlichen Ardeitßrinstellungcn allgemeiner Art aufgebört haben. Die Niederlage Ioffrin'« in der Kammer bei vertheidiaung de« Stadtrathe» wegen seine» Beschlüsse» zu Gunsten der streikenden Arbeiter >m Rbonedepartement verband sich mit seinem Triumph al» Nebenbuhler Boulanger'». Da» ist ein merkwürdige» und für die heutigen Zustände in Frankreich bezeichnende» Zusammentreffen. Ioffri» al» Vertreter de» Socialirniu» un Pariser Stadtrath hat seine Bedeutung nnd Gefährlichkeit verloren, während er sich at« Verfechter der von der Regierung befolgten Anschauungen bei Durchführung Ser verfasiung«mäßigen Rechte bewährt hat. Die Socialisten, welche auf dir Volttsouveränetät und auf da» allgemeine Stimmrecht den höchsten Werth legen, stellen sich, wie da) Beispiel Ioffrin'» lehrt, aus die Seite der Regierung, wenn die von dieser geltend gemachten Ansichten der genanntrn b ide» Grundpfeiler der politischen Freiheit ihnen selbst zu L,.»te kommen. Wie kommt es, datz Ioffrin mit der )i«girnlng gegen Boulanger gemeinschaftliche Sache macht, obwohl doch' Boulanger vörgirbl, die Rcchte de« Volke» gegen die Eliquenwirthschaft. welche sich biSber in Frankreich breit gemacht hat, zu vertheidigen- Die Antwort lautet: In Frankreich wie auch in andern Ländern Europa» ist die treibende Kraft in den meisten Fällen dir Selbstsucht und da» persönliche Interesse. Mo sich diese mit den politischen An schauungen vereinigen lassen, da ist der Slandpunct sür diese gegeben, wo da» nicht möglich tst, ergicbt sich Lauheit »nd Gleichgiltigkeit an dem politischen Leben. Die Socialisten wollen sich au die Stelle der Besitzenden setzen und die Rollen mit diesen vertauschen, da» Wort Gleichheit ist ihnen nur eine leere Rcden«art, hinter welch« sich da» Streben nach R-ichthum und Einfluß verbirgt. Die Pariser Socialisten würden sich unter die Herrschaft Boulanger'» beugen, wenn sie dadurch hoffen könnten, ihren Zweck zu «reichen. Da da» nicht drr Fall ist, treten sie aus die Seite der Gegner. * Leipzig, 23. Januar. * Der Reichstag hat am Montag den conservaliv- klerikalen Gesetzentwurf, durch welchen ein Befähigung« Nachweis sür die meisten Handwerke eiiiqesührt werden soll, »> namenllichrr Abstimmung in dritter Lesung mit t30 gegen 92 Stimme» angenommen; bei der Mehrheit befanden sich auch einige Mitglieder der Reich-Partei. Der Antrag hat den Reichstag schon seit langen Iabren beschäftigt und ist auch wiederholt niit geringer Mehrheit angenommen worden. I„> kesse» war eS nie zu einer dritten Lesung und zu einer» desini live» Beschluß gekommen; der BunveSrath halte sonach auch »ie Veranlassung, sich mit dem Gegenstand zu beschäftigen. Jetzt wird der BundeSrath allerdings Bescheid aus den Reich-lagSbkschluß geben müssen. CS ist wohl kaum daran zu zweifeln, baß die Antwort ablehnend auSfallen wird. Bei den Verhandlungen im Reich-lag hat sich kein Negierung« Vertreter belheiligt. * Zur Besserstellung der Seminarlehrer in Preußen gehl der .Kölnischen Zeitung" au« Lehrerkreisen folgende AuSsübrung zu: Al» bei Gelegenheit der vorlgjährigen Statsberalhuna tm Ab g-ordnelenbause die Abgeordneten Knürcke und Melbeck auf die Nolhmendlgkeit etner Lehalls-iufbcsseeung der Seminar! eh rer hlnwiesen, erfolgte vom Mintfteril'che au» keine Antwort. Un- belhetligle konnten hieran» den Schluß »lehen. daß ein Vedilrsmß zur Besserstellung diel« Lehrer nicht vorhanden sel. Dennoch dürste wohl keine Btamlenclasse einen begründeteren Anspruch aus eine solche nachwetlen können. Al» Seniinarlehrcr werden ln der St.gel volku. lchullehrer ang>stellt. die selten weniger al« acht Jahre ü» Schuamt« lhätig waren und außer der ersten und zweiten Lehreiprüsung die Mlltelschullebrer- und Recloral-prüsung ab- gelegt haben. Da« Gehalt derselben steigt vo» 1700 bl» 3700 uiu jede-mat 200 Di« Verhältnisse liege» nun äugen blicklich Io. daß da» Allsrücken in die zweit« Stufe »ach S, in die dritte »ach 6. In die vierte und sünsle nach je 8 und iu d e sechste Sluse »ach 13 Jahren staltfladet. Denuiach haben die wenigsten der in den letzten Jahre» angeslelllen kemlnarlehrer Auesichl, den höchsten <Nehali»Iatz von 3700 ^l je zu erreichen. Daher kommt e« seener. daß z. B. auch ein Seminarlehrer, der früh, etwa mit 28 Jahren, angestellt wurde, erst in einem Aller von 38—40 Jahren 2l00 Kl, also da» Ansangögehalt eine» <tzericht»schre>be>s bezrcht wa», wenn man die Vorbildung und die AmiSidöiiglest b'id r töeamtanclassen vergleich«, gelinde -»«gedrückt, ircht m.'>kn»>tl»g ec- scheine, muß. Lbenlo sind di, Aehalt«»,rhälinisse der Volks,chul- lehr« in de» größeren Städten bedeutend günstiger al» tt- der vemtimrlelirrr, nicht zu reden von den außerordentlich,» vorthesten, welche erster« durch den Auienlhalt tn der Siadi g<ni-ße». so daß mancher Semwaelehrer jetzt sehr bedauert, zur F«ii den städtischen Schuldienst verlassen zu daben In den 70« Jahren und ansang« der 80er wäre» d e Verhältnisse wesentlich andere. Da nämlich uni diese Fett viele Seminare neu gegründet wurden, so eitolgte da» Ausrückrn in bedeutend kürzeren Zwischenräumen. Dazu lonuut noch, »aß. wäbeeud früh« di« Stelle» der Ersten Seminarlehrer und Krri»schulin<per«»ren in der Nagel mii Seminarlehrer» besetzt wurden. di>» geg-riwäriig nur noch oulnokm-weste geschieht, indem man iür die erwähnte» Stillen meisten» Hü-sllinie od.r akademisch Gebildete Lehrer au»wählt, die zwar zum Tdeil auch an Seminaren Gewirkt habe», gewöhnlich ab« schon »ach eint,» Jahre» außer der Reihe befördert werde», vt« »ach der Lhr»»rede brabstchtigte Besserstellung her uutere» u,d mittlere» veamleuclassea giebt den Seminarlehrer» die Hoffnung, datz ,», auch ihrer gedacht werde; eiue «euderuug tst hier drt»,e,he« Bedürsuitz.' * Au« Eassrl, 21. Januar, wird un» geschrieben: .Da« hi« liegende Husar,»r eg iment Prinz Friedrich von eflen^Homdurg. dessen Ehes der in Turin verstorbene erzog von Aosta war, hat z» de» Brisetzunasseierlich» keilen em« Deputation dorthin entsandt. Dieseloe besteht au» dem RegimeutS-Eommandeur Oberst von Liere», zwei Ritt meistern und zwei Lieutenant». General-Major Prinz von ^obeozollern, Brigadecommaudeur in Cassel, hat sich eben sall« dahin al» Vertreter de» Kais«» bei der Beisetzung begeben." * Der Znsammentritt de» wstrttembergifchen Laudtaa», welch« der Natnr der Sache nach bald nach dem Schlutz de» Reich«ta-8 erfolgen mutz, ist noch nicht bestimmt, doch ist derselbe ohne Zweifel für Ende Februar oder Anfang März in Aussicht z> nehmen. Bon den Vor lagen, di« ihn beschäftigen werden, wird in erster Linie ein Gesetz über Rachbesteuerung genannt. Da nämlich da» Reichs gericht entschieden hat, datz bei Hinterziehung von Capital- teuer die Erben nicht gestraft werden können, ist eine gesetz liche Regelung uvthig, wonach di» zu wenig bezahlte Steuer nach dem Tode nackaehott wird. Fern« wird wohl ein Hausirgesetz an die Reihe kommen, entsprechend den in der Kamm« so häufig erhobenen Klagen über da» Hausir- gewerbe; dabei wird freilich zu berücksichtigen sein, daß eine Anzahl württrmbergischer Gemeinden auf jene» Gewerbe vrmlich angewiesen ist, so daß dies« nicht durch zu hohe Be teuerung zu Grunde gerichtet werden dllrsen. Obe» gelingen wird, die LaadeSbagelversicherung schoa vorzulegen, scheint ungewiß, obgleich Mittel sür dieselbe durch die KV»ig».IubiläumS- listung bereilgestellt sind. Die wichtigere» Gesetze, «ie Ad- Lnderung de» VerwaltungSedict», Steuerreform, werden den Landtag «st bei späterem Zusammentritt beschäftigen. Die o lange mit großem Eifer von alle» Parteien betriedenr Zrage der versassungSabändnung bezüglich der Zusammen setzung drr Kammern und Ausscheidung der eigenartigen Privilegirten au» drr zweiten Kammer scheint vorläufig'wieder einmal zu ruhen, nachdem die Regierung trotz ihrer ein« Aenderung nicht abgeneigten Haltung bn vertraulichen Be sprechungen keine Uebereinstimmung unter den Parteien er zielen konnte. Da jedoch fast sämmtliche Abgeordnete auch der deutschen Part« seinerzeit in ihren Wahlreden sich für me Au«scheidu»g ausgesprochen, so kann eine erneute Ver handlung in vielem Landtag über dre Bcrsaffung»kurchsicht nicht leicht umgangen werden * * » * Da« Wiener „Vaterland" dringt die Mittheilung, daß der Kais« den apostolischen Felbvlcar und Bischof von Carrhe, vr. Anton Gruscha, zum Fürst-Erzbischof von Wien ernannt habe. Dem gegenüber enthält die Politische Correspondenz" da« folgende Eommunigue: „Mit Bezug aus die Meldung einig« hiesiger Blatter von der Ernennung de» ffeldbischos» Vr. Gruscha zum Erzbischof von Wien sind wir in der Lage mitzutbeilen, daß eine allerböchste Entschließung in Betreff diese» Posten» noch nicht vorliegt." Diese osficivse Miltheilung demenlirt indessen, wie man sieht, nicht die Meldung selbst, daß sich di« Wahl aus den aposto lischen Feldvicar gelenkt habe, und so darf man, zumal bei den notorischen Beziehungen de» „Vaterland" zu den kirch lichen Kreisen, die Meldung ihrem Wesen nach al- richtig annchmen. wenn auch ein oder der andere formelle Act zur Per- seclion der Ernennung noch aulstehen mag. vr. Anton Gruscha wurde im Jahre 1820 in Wien geboren und erhielt im Jahre 1843 die priesteriicheii Weiden. Er wurde im Jahre 187 t zum Mitglied de»Metropolita>i-Capitel- crnanni und im Iabre 1878 zum Bischof consccrirt. In der größeren Oeffentlichkeil ist vr. Gruscha bi»ber blv» in seiner Eigenschaft als Eeiitral- PräseS der katholischen Gesellender«»« der Monarchie hervor- getreten. In einem gewisse» Zusammenhänge mit der er folgten Besetzung de» crzbischösuchcn Stuhle« steht allem An scheine »ach auch die Auszeichnung, von welcher da» AmlS- blatt berichtete, indem r» die verleikung des GroßkreuzeS ccs Franz-Josef-«Orden» an den Capirular-Bicar der Wiener Erzbzöcese. Weihtischos vr. Eduard Augerer, meldete. Vr. Anger« bekleidet seit vierzebn Jahren u, der Wiener Erzdiöeese die Stelle de» W'ihbischos» und General-Vicar» und bat nun auch bereit» während der zweiten Seki»vacanz al« Eapitular-Vicar fungirt. Er hat somit unter zwei Erz bischöfra die lausenden Geschäfte und die zeitweise Stellver tretung der Oberbirten, beziehung-weise wäbrend der SediS- vacanzen die Regierung der Erzdiöeese geführt. ES war somit begreiflich, daß sein Name anläßlich der Neubesetzung bcS erzbischöflichen Stuhle» vielfach genannt wurde. E« scheint jedoch, daß se>n Atter und sein Gesundheitszustand gegen ihn den Ausschlag gaben, während seine Verdienste um sei» kirch liche« Amt und die Erzbivcese durch die Verleihung der hohen OrdrnßauSzeichnung Anerkennung sanken. * Zu den aus den AuSsterbe-Etat gesetzten allen Ein richtungen der baltischen Städte geboren auch die zuni Theil bereit» au» dem 17. Iabrhunvert stammenden städti schen Schulcollegien, welche sich, trotz allmälig eingc- tretenen vielfachen Beschränkungen ihres Wirkungskreise», dennoch größerer Selbstvnwaltungsbesugnisse «nd damit auch größerer Unabbängigkeit von der Regierung erfreuten, al« die Släbte ii» Innern deS Reichs. Zur Zeit ist bereit« ein Gesetzentwurf au-gearbeitct, durch welchen die Sachlage voll- ständig verändert wird. Die städtischen Schulbehörden sollen nämlich uiimitlelbar dem Ministerium der BolkSausklärung unterstellt und jeglicher Mitwirkung bei der Leitung dec Schulen entkleidet werden. Auf die diSH« von den Russ - sicirungSiuäßregeln verschont gebliebenen lutherischen Kirchcn- schule» in den Städten soll nunmebr auch da» Gesetz über die Einführung der russischen Unlekrichtssprache zur Anwen dung kommen; rS ist indessen anzunchmen, daß »nt« solchen Umstände» die meisten der bczeichnrten Schulen ganz eingehen werken. * Da- seit einigen Tagen in Bern herumgebolene Gerücht, General Herzog habe dein BundeSralbe ans AlterS- rücksichten seine Entlassung al» Waffenches der Artillerie ein- gereicht, bestätigt sich; jedoch werden seiten» de» Bunbe«ratheS alle Anstrengungen gemachk, um ihn zum An-barren aus diesem Posten zu bestimmen. Sollten diese Bemühungen er- folgt»« sein, so dürste da» Bureau dieser Amtsstelle von Aarau, wo e» sich seither befand, nach Bern verlegt «erden, womtt ein neuer Schritt zur vollständig-» Militairee, kra' satio» getbon sein würde. Uebec den Nachfolger de« vc>. storbene« Chef« de» eidgenössischen Generalstab-dureau» un»
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