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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-07
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189002072
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900207
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900207
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-07
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 07.02.1890
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Erscheint täglich früh 6»/. Uhr. llrdarlioll und Lrprditiou I«h«o»etgasie 8. LyrrchKulldkn der Uedacliou: Vormittag« 10—13 Udr. Nachmtiiag- 5—6 Uhr. «p» St»AH«»»dk .-»»„«»dir» Dcanuirrirt» »»cht HG »- »trdinwu »icht »er für »t, «tchM«l,r,»e N»»«er 9eftt««trn Insrrute a» Vl«chrnt«,rn di« S Ntzr Nach«»»»«,». «» G,«u» und Keftta,eu srüh d>«'/,9 Uhr. 2n den /Malen für Ins.-Annahmr: Lu« klr»»'« G«rtt« . UniversttLtsftr. 1. Laut» Lösche. Kathariarustr. 38 pari. und KSaig«plah 7, nur bi» '/,L Udr. Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Kandels- «nd Geschäftsverkehr. Abonnem-ntspret» vierteljährlich 4Vr Mk. lncl. vnagerlohn 5 Mk.. durch die Haft bezöge» 6 Mk Jede einzelne Ziummer 20PI Lelegrrrmvlar 10 Df. Gebühren lur Srrrabeilagei (in Taaedlali-Foruiar gesollt) ahne Postbesörderung 60 Mk. «tl Poftbesörderung 70 Mk. Inleratr «gespaltene Petitzeile SO Pf. Größere Lchrislen laut uns. PrelSverzelchili. ladellarischer u.Zisscrnsah nach höherm Tarff. lirclamen »ater dem Redaktion-strich die 4g«ipalt. Zeile 50Ps„ vor deaFamilienaochrichte» die 6gesoallenr Zeile <0 Ps. Jalerate sind stet- an die Expedttt»» zu senden. — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung praeuuiuerawlo ober durch Post« aochnahnie. 38. Freitag den 7. Februar 1890. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Vrkarmlmachllilg. In Gemäßheit von tz. l t der OrlSstatute, die Vereinigung der Landgemeinden VolkmarSdors, Neustadt. Neuschvneselb. Sellerhausen. Neureudnitz, Thonberg. Gohli« und Eutritzsch mit brr Stabt Leipzig betreffend, leiben vom 1. Januar d. I. ab auch die nachstehenden, allhier bereit» giltigen Bestimmungen, jedoch mit den durch den III. Nachtrag zu dem Regulative, die neuen städtischen Anbaue und die Regulirung der Strogen betreffend, vom 15. November 1867 getroffenen Abänderungen ans da» neu hmzugelretene Stadtgebiet Anwendung: 1) Jeder Grundstücksbesitzer ist zur Herstellung bez. zur Unterhaltung der vor seiiiein Grundstücke befindlichen und an öffentlichen Straßen. Wegen und Plätzen gelegenen Fußwege in der von un» nach der Straßenbreite zn bestimmenden Breite verpflichtet, fall» solche nicht ausdrücklich in städtische Verwaltung übernommen sind. Dieselben sind mindeste»» mit Bordschwellen abzuarenren und mit Mosaikpflaster zu befestigen; die» gilt auch von Kiessußwege», selbst wen» dieselben bereits in die Gemeindeverwaltung übernommen sein sollten. Die Art und Weise der Ausführung bei Neuherstellungen wie bei Reparaturen wird in jedem einzelnen Falle von un» bez. von den von un» hiermit beauftragten Beamten bestimmt und ist den ertheilten Anordnungen allenthalben Folge zu leisten. 2) Bor Neuherstellung eine» Fußwege» ist um Genehmigung hierzu schriftlich einzukommen, hierbei auch zu bemerken, au» welchem Bruche der für die Schwellen bezw. Troltoirplatte» zur Verwendung kommende Granit entnommen werde» soll. Nach ertheilter Genehmigung ist bei unserer Tiefbau verwaltung rechtzeitig der Tag anzuzeigen, an welchem die Arbeiten begonnen werden sollen, damit die erforderlichen Angaben über die Höhen, die Fluchtlinie, Uber die wegen der Lage der Ga«- und WasserlcilungSröhren zu treffenden Vor kehrungen u. s. w. erfolgen können. Bevor die« nicht geschehen, ist jeder Beginn der Arbeiten untersagt und haftet für Einhaltung dieser Vorschrift sowohl ler betreffende Grundstücksbesitzer wie der auSsührrnde Gewerke. 8) Die zu verwendenden Granittrottoirplatten oder Granit» schwellen haben au» gutem, gesundem, fehlerfreiem, grauem, grünem, weißem oder blauem Granit mit glatter Oberfläche zu bestehen. Eie müssen fluchtrecht und vollkantig angesertigt fein und volle Ecken besitzen. Tie Granittrottoirplatkrn müssen an den schwächsten Stellen mindesten» noch 7 cm stark sein, dit Verwendung bayerischen Granit«, sowie die Verwendung wmdflltgliger. windschiefer Platten oder solcher, an denen die Ecken abgestoßen sind, oder welche Vertiefungen in der Ober fläche haben, ist au»geschlosscn. 4) Macht sich in Folge von Neubauten oder au« sonstigen Gründen die Beseitigung bestehender Fußwcganlagen »olh- wendig, so sind die erforderlichen Arbeiten der Wegnahme und Wicderverlegung bei solchen Fußwegen, deren Unter haltung der Stadtgemeinde obliegt, nur durch unsere Tics bauverwaltung auSzuführcn. E» ist j» solchen Fällen ein entsprechender Antrag bei un» zu stellen und sind die für die erforderlichen Arbeiten veranschlagten Bauschkosten zuvor bei unserer Stadtcasse zu hinterlegen, ehe mit der Ausführung begonnen werden darf. 5) Die Beseitigung der nicht in städtische Verwaltung übernommenen Fußweganlage» hat der Grundbesitzer selbst au»führen zu lasten, vor Wicderverlegung ist jedoch die nach Punct 2 vorgeschriebene Anzeige zu erstatte». Sodann ist in diesem Falle, wie im Falle von Punct 4 von Zeit der Wegnahme der Platten ic. b>» zur definitiven Herstellung de» Fußwege» ein interimistischer, für da» Publicum gut passirbarer Fußweg entlang der Front de» Gruudstück» von dem Besitzer desselben herzustcllen und zu unterhalten. k) Bei in öffentliche Unterhaltung übernommenen Straßen ill e« Jedermann untersagt, am Straßenkörper irgend welche Arbeiten, wie z. B. Ausgrabungen oder Abgrabunge», Aus- reißen von Pflaster. Macadam und dergleichen vorzunehmen. Sind derartige Arbeiten im Interesse eine» Privaten geboten, so hat derselbe da» nach Punct 4 verordnete Verfahren ein- zuhalten. 7) Bei Straßen, welche von der Stadlgemeinde nicht in öffentliche Unterhaltung übernommen, welche aber dem öffent lichen Verkehre überlassen sind, ist die Ausgrabung oder Ab grabung de» Straßenkvrper» ohne Genehmigung de» Unter» haltungtpflichtige» mit Ausnahme de» Falle», daß solche» von un« au« wohlsahrt-polizeilichen Gründen verfügt worden ist, gleichfalls untersagt. Zuwiderhandlungen gegen die vorstehend «ub l—7 a»s- e,-führten Bestimmungen werden mit einer Geldstrafe bi« zu stv Mark oder Haft bl« zu 14 Lagen geahndet und werde» außerdem aus koste» de» betreffende» Grund stücksbesitzer» bez. nach executivischer Einziehung de« Bausch- kostenquantuin« bei nicht ober bei nicht gehöriger Ausführung Ler vorgeschriebenen Arbeiten letzter« von RathSwegen her- gestellt, bez. nicht gehörig hergestellte wieder beseitigt und neu hergestrllt werden. Leipzig, am 30. Januar 1890. Der Ratb der Stadt Leipzig. Ib. 465. Ür. Trvnblin. RUling. Der am 10 April 1850 zu Auerbach geborene Tischler Hermann Vciijami» Zenmer entzieht sich seit 14. December 1880 der über ihn verhüagten Polizeiaussicht. Wir bitte», denselben im Beiretuogssalle sestjunebmen und Roch- licht anher gelangen zu affen Leipzig, am 4. Februar >890. Das P«ltzkiam» »er Ktadt Lelpzi«. lH. S7S. Breischneider. Tr. Im Monat Januar a. e. gingen bei dem unlcrzcchuetea Verein« ein: Lurch Herrn Friedensrichter Aug. «Sieber«: ^l 2 - Sühne i/V. « R / L v. - 1.-^ - - I Z R. H. « 1,50 Geschenk von B. M. und Ä S. - 1- - 1.— - ^l 8.50 vorüber hiermit dankend qiiNtirt wird. Leipzig, den 4. Februar 1890. Ler Vorstand Ga»«rttkr-Verei»«. Schnoor» Schatzmeister. r Z -« Vrliimulmachim». Der kirchenvorslanv zu Et. Rtcolat besteht z. Zt. au» olgeuden Mitgliedern: 1) Pastor v. HSlseher, Vorsitzender. 2) Iustizrath Hehme, stellverlr. Vorsitzender. 3) Archidiakonu» I)r. Dinkau. 4) Z>»iiner»ie>ster E. Aricke. 5) Schneidermeister E. A. Hau-mann. 6s Schulrath vr. Hempel. 7) Kaufmann H. «eilberq. 8) Pros. vr. Kuntze. g) Kaufmann R. Landmann »ei». 10) Geh. Kirchenrath Pros. v. Luthardt. 11) RechlSanwalt vr. P. RöntsrH. 12) Buchhändler H. Rost neu. 13) Schuldirector A. Lhoma«. 14) Postdireclor Fl. Vodel. 15) Geh. Hosrath Pros. Vr. Wach. Leipzig, am 5. Februar I8S0. Der Kirchenvorstand zu St. Rtrolai. V. Hölscher. Holrauctio«. Montag, den 17. Februar d. I, sollen von Vor- niitlag» v llhr an aus dem diesjährigen Schlage im Rosenthale, dicht an der Frieden«etche ca. 18 Rmtr. Eichen-Ruuscheit« und Brennschette unter Le» im Termine öffentlich au»HSngend«n Bedingungen und gegen sofortige Baarzahluug an Ort und Glelle meistbietend verkauft werden. Zusammenkunft: aus obigem Schlage. Leipzig, am 4. Februar 1890. De« Rath« Forst-Deputatton 80 » Eichen» 36 » Buchen- 20 » Rüstern- 1 « Linden» 5 » Ellern» Der Inhaber de» abhanden gekommene» Spurbuche» Ser. Il Nr. l65 958 und de» von unserer 4. An nahmestelle gleichfalls al» verloren angezeigtc» Quittung»» scheine» Uber da» Sparbuch Ser. II Nr. 169 088 wird hierdurch ausgefordert, sich damit binnen drei Monaten und längsten- am 10. Mai 1890 zur Nachweisung scin^ Rechte«, bez. zum Zweck der Rückgabe gegen Belohnung bei Unterzeichneter Anstalt zu melden. wirrigensaU» der Spar- caffeuorknlmg gemäß den «„gemeldeten verlustträgrr» nach erfolgter Beeidigung ihrer Anzeige an Stelle de» abhanden gekommenen Buche», welche» at»dai»i für nngilUg zu erkläre» ist, ein neue« Buch au-gestelll, bez. da» enigelieserle Buch auch obne Rückgabe de» alsdann ebenfalls siir ungillig zu erklärenden Quittungsscheines auSgehändigt werbe» wird. Leipzig, de» 5. Februar l890. Die Verwaltung de« Leibhause« and der Sparkasse. rernlprkäivtrbmdllilg mit Dresden. Bereil» im Jahre 1884 war die Herstellung einer Fernsprech. Verbindung mit Dresden in Aussicht genommen, doch wuroe die Absicht damal- wegen ungenügender Beikeiligiing sallen gelaffen. S iiveni ist di? Gikenninib von dem Werihe diese» BeikedrSmiltel- in immer weitere Kreise gedrungen, und e« läßt sich erwarten, daß die Bcdürsnißsrage jetzt einer anderen Auffassung begegnen wird Um aber die guiachiliche Aeußerung, welche der Kaiserliche Herr Ober-Post-D>rector in dieser Hinsicht von un» eriordert hat, mit größerer Sicherheit geben zu könne», ersuch u wir alle diejenigen Firmen, w Ich' eine solche Verbindung vorauesichilich in stärkerem Maße benutz,» würben, eine schiistliche Mitlheilung darüber bald- möglichst und längsten« bi« zu« kV. «. M an unser« Kanzlei, Neue «örie, Tr. I, gelange» zu lasten. Leipzig, den 5. Februar 1890. Die Handelskammer. A. Thieme, stellverlr. Boisitzender. vr, Geniel, S. Aufgebot. Aus Anlrag der Sparcaste des Kreise» Oicher-leben wird bebus» Neuauesertigung de» Documeni» da- verloren gegangene Hypotheken- documeur über ursprünglich 2äM Tbaler, jetzt nur noch 2000 Tyaler Darleyn. eingetragen tür den Bierbrauer Richard Ddr»i« »nd Weruer Tilrin» tu Leipzi, im Grundbuch über Gr.-G rinertlebe» Band I, Blatt 6 Ablyeilung III, Nr. 1 und 6 — gebildet au» der Schuldurkuude vom 9. Februar 1820, dem Hypoihekenichnn <1. >1. See- bause» den 18. Februar 1820, der Urkunde vom 1 März 1873 nver Lerpsänduiig weiterer Grundstücke und den, angehesieien Hypolheken. briet <1. ck. Wanzlcben den 24. Mai 1873 — hiermit ausgehoben. Ter Inhaber der Hypothekenurkunde wird ausgesordert, spätestrn» im Ausgebot-Iermin am 1«. Annt 1899, vormittag» 9 Uhr, vor dem hiesigen Gericht (Zimmer Nr. 10) seine Rechte anzumelden und die Urkunde vorzulegen, ividrigeniall« te-tcre sür krasilo- erklärt werdcn wirb. DschrrSlrden, den 28. Januar 1890. Königlich Prriitzische« Amtsgericht. Der Laiser und die Arbeiter. Im Gegensatz zu den Erwarlungen des Herr» v. Putt- kamer, daß die Berklinbigung des aroßni Belagerung-zustanLe» an Stelle de» kleinen und die Bereitstellung der Kanonen anstatt de» tz. 28 Le» Socialistengesctze» für den Fall der wiederholten Ablehnung de» Gesetze» in Aussicht genommen sei. sind zwei kaiserliche Ertaste erschienen, welche Zengniß oblegen von der eifrige» Fürsorge de« Kaiser» für da» Wohl der Arbeiter. Die beiven Erlasse sind La» Ergebniß ein gehender Studie» über bi« Arbeiterfrage, c» geht daran» hervor, daß Ler Kaiser sich Lie Mühe genommen hat, allen aus die Arbeilerverhällniffe bezügliche» Angelegenheiten sorg fältige Aufmerksamkeit zu wioinen, um die Bevürsniffe der Arbeiter kennen zu lernen »nd chnc» Befriedigung zu ver schaffe». E» ist bekannt, welche» Werth Ler Kaiser ans va» Zustandekommen Le- Invalidität»- und AlterSversichcrung»- gesetze» gelegt und wie er seine persönliche Anlorckät enigesetzl bat, um e» zu erreiche», aber damit erachtet der Kaffer seine Aufgabe nicht al» abgeschlossen, er wenLet jetzt seinen Eifer und seine Mühewaltung dem Arbeilerschutze zu Man wird sich erinnern, daß ei der Abgeordnete vr. Miguel war. welcher bei den Berathungen de» InvaUdital«- aefetze» zuerst de», Gedanken All»Litick gab. baß mit dein Erlaß diese« Gesetze» die focialpolitische Ausgabe der Ver bündeten Regierungen und de» Reichstage« kciurtweg» abge- chloffen sei, sondern daß weitere Gesetze zum Besten der Witlwen und Waisen der Arbeiter, zum Schutze der letzteren und zur wirksame» Vertretung ihrer Interessen vereinbart werden müßten. Der Kaiser bat seitdem wiederholt Mit Miguel längere Unterredungen gehabt theil» in Berlin, theil« in Frankfurt a/M. und der Gedanke liegt nabe, daß die Arbeitersrage dabei da» HauptgesprächSthema gebildet hat. Der Kaiser vegegnete sich »nt Miguel in denselben Anschauungen und mag von diesem manche schätzbare Anregung erhalten haben, die er daun weiter verfolgt und deren Ergebm« er jetzt in Form von ten beiden vorliegenden Erlaffe» zur ossent- lichen Kenntniß gebracht bat. Diese beiden Schriftstücke sink nicht Regie,>l»grac!e »» gewödntichen Sinne, al« solche bäiie» sie der ministeriellen Gegenzeichnung bedurft, e» sind vielmehr au» der persönlichen Initiative Le» Kaiser» und Königs l> r- vorgegangenc Willensäußerungen, ivelche zunächst die Richtung ür die später zu ergreifenden Maßregeln und au«z»arbc>le». den Vorlage» andeulen. n Zwei Hauptgedanken liegen dem kaiserlichen Erlaffe zu Grunde: die Bnbahiiung internationaler Schrille zur Ver besserung de» Loose» der Arbeiter und Schutz der Arbeiter durch Regelung Ler Dauer und Art der Arbeit unter Bernck- ichtigung der Gesundheit, der Sittlichkeit, der w>,ll„chait- lichen Bedürfnisse und de» Anspruchs der A-beiler aus gesetz- liche Gleichberechtigung. Zur wirksamen Durchführung dieser Ausgabe bedarf e» der sielen Fühlung zwischen Arbeitgeber» und Arbeiter», und de-halb nimmt der kaiserliche Erlaß an die Minister sür Handel und Gewerbe und sür öfsciilliche Arbeiten die Bildung von Vertretungen der Arbeiter in Au»sichl, welche an der Regelung gemeinsamer Angelegenheiten belheiligk und zur Wahrnehmung ihrer Interessen bei Lee- Handlungen mit den Arbeitgebern und »»t der Regierung besäbigl werden. E» ist klar erkennbar. Laß die beiden Erlaffe zum Theil durch die großen Arbeit«rau»stände de» vergangenen Jahre» veranlaßt worven sind, wenn auch da» lebendige Interesse de» Kaiser» an der Wohlfahrt der Arbeiter abgesehen davon al» die eigentliche Triebfeder der kaiserlichen Willensäußerung zn betrachten ist. Ter Gedanke einer internationalen Regelung der Arbeiterverhällniffc ist schon vielfach ausgetaucht, aber ein praktischer Ansang dazu ist nur in kleinen Umriffen von ver Schweiz gemacht worden, im Uebrigen beschränkt man sich in Regierung-k»effe» daraus, dir Frage der wirksamen Unterdrückung von sociaiistffchen Aurschreilungen zum Gegen stände eine» Gedankenaustausche» zn machen. In der Form, in welcher der Gedanke einer internationalen Regelung der Arbeilersragc in dem kaiserlichen Erlaß vom 4. Februar erscheint, ist «r neu, denn u, uiviuit lediglich Vir Verbessekung der Lage dor Arbeiter zum Ziele. Die an Ler Beherrschung de« Weltmarktes detheiligten Länder sollen sich nach dem Wunsche de» Kaiser» über die erreichbare Verbesserung der Lage der Arbeiter verständige». Zu diesem Enke soll zunächst die Geneigtheit England», Frankreich», Belgien» und ver Schweiz erforscht werde», mit Deulschland über die angc>cgle An gelegenheit in Unterhandlung zu treten. Man wird dabei an die Ansprache erinnert, weiche der Präsident der Zoll- coininission ter srauzösischen Kammer Mviine am 30. Januar a» die Eonimission gehalten hat. Er sag«, die Mehrheit der Commission werde keine Maßregel außer Acht lassen, die zur Bertbeidigung der nationalen Arbeit nöthig sei, man wolle niil de» auswärtigen Coiicurrenten lediglich mit gleiche» Waffen kämpfen. Unter solchen Umständen erscheint der Versuch, mit Frank reich zu einer Verständigung über die zur Verbesserung der Lage der Arbeiter zu ergreifenden internaiionalcn Maßregel» zu gelangen, keine-weg- au»sicht»lo». Und aus Frankreich kommt e» dabei in erster Ln»e an mit Rücksicht aus den Ablauf der Handelsverträge im Jahre 1892. E» ist der große GcsicbtSpu»ct, die deulsche Arbeit aus dem Weltmärkte concurrenlsähig zu erbalten, welcher den kaiserlichen Erlaß an den Reichskanzler in erster Linie beherrscht. Wir zweifeln mchl daran, daß die beiden kaiserlichen Kund gebungen im ganzen Deulsche» Reiche den beite» Eindruck mache» werden, sie enlhalken die Erklärung und weitere A»S- sührung de« Abschnitt« der Tbronreke vom 25. Januar, welcher von den künstige» Ausgaben de» Reich-lag» zur Verbesserung der Lage der Arbeiter handelt. E» ist darin gesagt, e» werde den arbeitenden Elasten die Gewißheit verschafft werden, daß die gesetzgebende» Grwalteu sür ihre berechtigten Interesse» und Wunsche ein warme» Her; habe» und daß eine befriedigende Gestaltung ihrer Lage nur auf dem Wege friedlicher und gesetz. mäßiger Ordnung zu erreichen sei. E» sei der dringende Wunsch de» Kaiser», daß e» dem folgende» Reichstage gelinge» möge, ii» Verein mit Le» verbünLelen Regierungen für die ans diesem Feltc nvlhigen Verbesserungen wiiksame gesetzliche Forme» zu schossen. Die freist,iingc Partei dachte sich die Lösung der Arbeiter frage ganz ander», sic suchte de» Kern der Frage in der Verminderung de« Preise» der Lebensmittel »nd erfand zu dein Zweck da» Märchen von der Vertheuerling Lcr Leben», mittel durch die Zölle und mdirecte» Steuer», ihr Wahlauf ruf legt den Nachdruck aus die Sicherung der CvalilionS- srcibeit, die rcichSgcsetzliche Regelung de« Vereins- und Versa»i»il»ng»rechlS, ans die srrien Organisationen zur Aibeilerversichernng und die Aushebung de» SocialnieiigesktzcS. Waö gilt den greisiiiinaen die Eoiiciirreiizsälngkeil der deutsche» Arbeit aus dem Weltmarkt, die findet sich von selbst, wen» man nur der socialistilchen Bewegung volle Freiheit läßt. Die Arbeiter haben hoffentlich ein bessere» Versiäudniß sür La», woraus e» ankoinint, als die freisinnige Partei. Die verbündeten Regierungen werden jetzt i», Einverständnis, mit dem Autlanbe die Regelung der Arbeiterfrage i» die Hand nehmen und alle tie Forderungen erfüllen, welche von den Arbeitern selbst gestellt werde», aber nicht im socialisiffchen Sinne, sondern der Wohlfahrt der Arbeiter entsprechend. Die beiden kaiserlichen Erlasse sind die wirksamste Wahl parole im Kampse gegen die Socialvemokratie. * « * » * Di« Erlasse (welch» bereit» gestern im AilSzuge init- getheilt wurden) haben folgende» Wortlaut: „Ich bin entschlossen, zur Verbesserung d-r Lage der deulsche» Arbeiter die Hand z» bielcu, soweit die Grenze» e» gestatten, welche Meiner Fürsorge durch d e Nolhweiivigkeit gezogen werden, Lie deulsche Industrie aus dein Weltmärkte concurrenzsäbig zu erbalten und dadurch ihre und der Arbeiter Existenz zu sicher». Der Rückgang der heimlichen Betriebe durch Verlust ihre» Absatzes in» AuSlande würde »ichl nur d e Unternehmer, sondern auch ihre Arbeiter brodlo» machen Die in der internationalen Eoncurrenz begründete» Schwierig. keilen der Verbesserung der Lage unserer Arbeiter laste» sich nur durch internationale Verständigung der an der Beherrschung LeS Weltmärkte» delbriliglen Länder, wenn nicht überwinden, koch abschwächen. In der Ucberzeugung. daß auch cinterc Negierungen von dem Wunsche beseelt sind» die Bestrebungen einer gemeinsamen Prüfung zu unlerziehen. über welche die Arbeiter Vieser Länder unter sich schon internationale Ber- bandlunge» sichren, will Ich, daß zunächst in Frankreich. England, Belgien und der Schweiz durch Meine dortigen Vertreter a»itlich angesragt werde, ob die Regierungen geneigt mV. mit un» in Unterhandlung zu treten behus» einer i»le> nationalen Verständigung über die Möglichkeit, denjenigen Bedürfnisse» und Wünschen der Arbeiter enlgegenzuko»lincn, welche i» den AuSstänten der letzlen Jahre und anderweit ;u Tage getreten sind. Sobald die Zustimmung zu Niemer Anregung im Princip gewonnen sein wirk, beauftrage Iw Sie, die Cabinete aller der Regierungen, welche an der Arbeiterfrage den gleichen Antheil nehme», zu einer Con- serenz behus» Beralhung über die einschlägigen Frage» em- ziiladen. Berlin, den 4. Februar 1890. Wilhelm I. U An den Reichskanzler.'' „Bei Meinem Regierung-antritt habe Ich Meinen E»l- schluß kniidgegebcn, die fernere Entwickelung unserer Gesetz gebung in der gleichen Richtung zu fördern, in welcher Mein in Goll ruhender Großvater Sich der Fürsorge sür ten ivirkb- schasllich schwächeren Theil de» Volke» i»» Geiste christlicher Sitlenlehre aiigenominen hat. So wcrtbvoll und erfolgreich die durch die Gesetzgebung und Verwaltung zur Verbesserung der Lage de» Arbeiter, staute» bisher getroffenen Maß,,ahmen sind, so erfüllen die selbe» doch nicht die ganze Mir gestellle Ausgabe. Neben de», weiteren Ausbau der Arbeiter-Versicherung»- gesctzgebung sind die bestehenden Vorschriften der Gcwerbc- orbiiuug über die Verhältnisse Ver Fabrikarbeiter einer Prüfung zu unterziehe», um ten aus diesem Gebiete laut geworbenen Klage» und Wünschen, soweit sie begründet si»v, gerecht zu werden. Diese Prüfung bat davon auSzuaehen, daß r« eine der Ausgaben der Staatsgewalt ist, die Zeit, die Dauer und tie Art der Arbeit so zu regeln, daß die Erhaltung der Gesund- heit, die Gebote der Sittlichkeit, die wirthschastlichcn Bedürf nisse der Arbeiter und ihr Anspruch auf gesetzliche Gleich, berechtigung gewahrt bleiben Für die Pflege de» Frieden» zwischen Arbeitgebern und Arbeitnehmern sind gesehliche Bestimmungen über die Formen in Aussicht zu nehmen, in denen die Arbeiter durch Vertreter, welche ibr Vertrauen besitzen, an der Regelung gemeinsamer Angelegenheiten betheiligt und zur Wahrnehmung ihrer Interesse» bei Verhandlung mit den Arbeitgebern und mit den Organen Meiner Regierung besäh gt werden. Durch eine solche Einrichtung ist den Arbeitern der freie und fried liche Ausdruck ihrer Wünsche und Beschwerden zu ermög lichen und den Staatsbehörde» Gelegenheit zu geben, sich über die Verhältnisse der Arbeiter fortlaufend zu unterrichten und mit den letzteren Fühlung zu behalte». Die staatliche» Bergwerke wllnschc Ich bezüglich der Für sorge sür die Arbeiter zu Musteraustalten entwickelt zu scben, und sür Leu Privatdergbau erstrebe Ich tie Herstellung eine» organischen Verhältnisse» Meiner Bcrgbeamtcn zu den B» trieben, behus» einer Ler Stellung der. Fabrikinspectionen entsprechende» Aussicht, wie sie b>S zum Jahre >865 de- slanLen hat. Zur Borberatbung dieser Fragen will Ich, daß der StaatSralh unter Meinem Versitze und unter Zuziehung der jenigen sachkundige» Personen zusaminentrele, welche Ich dazu bernscn werde. Die Auswahl der letzteren behalte Ich Meiner Besiimmung vor. Unter den Schwierigkeiten, welche der Ordnung der Arbeilerverbältniffe in dem von Mir beabsichtigten Sinne cntgegknsiehen. nehmen diejenige», welche au» der Nolh- wendigkeit der Schonung der heimischen Industrie in ibrci» Wettbewerb mit dem AuSlande sich ergebe», eine hervor ragende Stelle ei». Ich habe daher Leu Reichskanzler a» gewiesen, bei den Regierungen der Staaten, deren Industrie mit der unseligen den Weltmarkt beherrscht, den Znsaminen- tritt einer Conserenz anzurege», um die Herbeiführung gleich mäßiger internalioncilcr Regelungen der Grenze» snr die Anforderungen anzustreben. welche an die Tbäligkeil der Arbeiter gestellt werden dürfen. Der Reichskanzler wird Ihnen Abschrift Meine» an ihn gerichtete» Erlaffe» milthcilcn. Berlin, den 4. Februar 1890. Wilhelm k. An die Minister der öffentlichen Arbeiten und sür Handel und Gewerbe." Iu den Neichstagswahlen. * Beschränkung der Frauenarbeit — Gleichstellung der Frau mit dem Manne! Da» sind doch Widersprüche, wie sie sich nicht bester denken laste». Die Frau soll, weil ibr iiöiper nicht sür schwere Arbeit lgeeignet ist. weil durch ihre nalur liche Bestimmung eine Beschränkung ihrer Arbeit geboten i i. weniger arbeiten a>» der Man», da» soll sie a»s pbvsischen Ursachen, sie soll aber auch au» ethischen Grunde» Nicht gleiche Mriinerarbeit übernehmen, weil sie »i da» H.ni» gebört, weil sie durch ihre ordnende Hand, ihre Sorgfalt dein Manne erhallen und sonnt sür ihn sparen muß, weil sic tie Häuslichkeit de» Mannes mit dem Glorienschein Lcr Liebe nmgeben, sein Heim zn einem trauten machen soll, weil sic ihn trösten soll in biltern Stunden, weil sie seine Freude tbeilen soll in frohen Augenblicken — kurz eS wird die Be- schränkung der Frauenarbeit gesondert, damit sie dein Manne weniger Concurrenz macht und wieker ein fröhliche», glückliche» Farn uenleb,» überall herrschen soll. Da» Beste ist die gänz liche Avschasslnig der Frauenarbeit. So sagen tie Emen. Die Frau ist dem Manne vollständig ebenlurlig. Sie muß da» gleiche Recht haben wie dieser, zu jeder Arbeit, zu alle» Acmtern ist sie befähigt, gleiche« Wahlrecht sür sie in den Reich-laa, in Lie Landtage, in da» Stadtverordneten- collegium. Daß Ver Mann sich eine Frau sucht, ist ent- würdigend sür da» weibliche Geschlecht, e» sieht au», al» ob e» sich ve, kaufe. Die Frau wird sich ve» Man» au»wäble». Fort mit solchen Alfanzereien, wie Liebe, wie Braulsland, alle« Unsinn. So sagen die Ander» Wer sind die Eine», wer sind die Andern? Die Antwort wird überraschen: Beide sind Socialdemokralrn. So wenig gekläit über einen so wichtigen Punct ist die
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