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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-10
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189002103
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900210
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900210
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-10
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 10.02.1890
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3. -nicht M KiWN Sllzcklltl mH AllMk Nr. 11. Urning teil 1«. Fklirm MO. Vir deutschfteistuuige Partei «ad die kaiserlichen Erlasse. * Hege» Nichte» hat, »i« »nt der von ihm „begrün det«»" freisinnige» Zeitung" zu ersehe«, ei» in Wabl- a»gel ege, heilen wohl or>r»tirter Rationalliberaler ««vertraut, er schätz« den vcrlust au Stimmen für seine, d. h. di« u«ti»»«ltihrr«tr Partei in Folge der kaiserlichen Irt»ss« »nd i« Folge de» ungünstiae» Eindruck» derselbea aus di« «dnstrirllea Eartetkreis« aus miadesten» 100 000. Li« Lr«»pshastiake>t solcher Scherze beweist, mit »elch gewaltthätiger Anstrengung die deutsch, freisinnige Partei in letzter Stunde noch etwa« Stimmung für sich zu machen sucht. Da da- blöde Ne»c<>an«a-schrei ,i>g»«d« mehr verfangen will, »ersucht man I« «mmal mit dem Gegenlheil und erblickt plötzlich auf dem Wichtigsten Gebiet der »nnerea Politik, dem socialpolitischen, di« Durchführung de« deutschsreisinnigeu Programm« «ud den Beat», «ine» vollständige» Umschwung«, der sich al«dalo auch «us audereu Gebiete» Lohern müsst. Jetzt sollen gar mit diesen Erlaß«» di« Eartetparleien und ««»besondere die RaNonillibe- ralo» «in« Niederlage erlitten haben 1 Wenn irgend eine Partei kein Nocht hat, sich in dieser Frag« al« vorkämpseri» aus. zuspielen, so sind es die Den»schsreisinaigen. Man zog« uns er» einiigr» Programm der Partei außer dem vor einige» Danen erlaffeneu. worin die Llbeiterschutzsroae a»zch nur berührt wird. Al« alle andern Parteien längst vemüht war«», diese Frag« in Fluh zu bringen und zu fördern, gingen di« D«»tfchsreifi»aigea noch mit kühlem Schweigen daran Wwüber. Selbst in de« Programm, aus dessen Grund die dentfchsreistnaige Partei im Jahr 1884 sich bildete, finden vir kein Wort vom Erbeiterschutz, wohl aber eine verwalt» rn»g gegen Slaat«sociali»mu« und die aus Bevormundung und Fesselung de« Erwerb»lebeu« gerichteten Maßregeln. Und i» der Thal widersprechen auch die kaiserliche» Erlasse allen wirthschasUichen GrnadlLtzeu der deutschsrelsi,i>>igea Pariei. Denare bedeuten e»e neue Betätigung der Siaal«^ewal> und Gesetzgebung aus social-wirthschasttiche« Gebiet. Ist e« aber nicht stet« einer der obersten Grundsätze der Fortschritt», und Freihandel-Partei gewesen, da« Eia» greisen de« Staat« in diesen Dingen sei so diel wie irgend möglich znrückzuweiseu? Wo bleibt denn argenüber dieser neneu Machläußernng der Staatsgewalt der Grundsatz von dem freien Ep>el und der nngehinderlea Ent wicklung der wirtschaftlichen Kräfte, der doch ein Grund» vriucip der deulschsreisinnigen Weltanschauung ist? In Wahrheit find die kaiserlichen Erlasse eine entschiedene Zurück weisung der letzteren und wenn die Deutschsreisinnigeu e» trotzdem fertig bringe», daran« Capital für ihre Partei» bestrebrrnge» ru schlagen, so werfen sie dam.t wieder einmal ein«» der wichtigsten Bestandtheile ihre« Programm« al« ver alteten »ud werthlose» Plunder über Bord. In diese« Sinne führt auch die freicoaserdative .Post' an«: Die kaisrrllche» Erlasse vom 4. d. w. nehmen für de» Staat eine aber»«» wett»eheab« Einwirkung auf dle Regelung der >rdett«derttli»ifie und dle Bezieh»»-«» de« Aibeiigeber« »am Erdetter in Eniprnch. Sie stellen de« Staate nicht «nr die «us. gab» »er Organtsatta» der Erdetter, sonder, vtnblciren ihm auch dn« Recht und denrznfolge die Pflicht, dte Feit, Dauer und «rt der Arbeit z» regeln. Ebros» wird ans dem Gebiete de» Bergbau«« ein» sehr erhebliche Erweiterung de« »ediere« der ftaeiltcheo Thäitg- keit angeküaeigt. Es ist klar, daß diele den Erlasse, zu »ru de liege»»« Auffassung der >»sgabe «,d de» Wikung«gebleie« de» vtaaw» t, dem birerteire« viderlpruch« steh« m l der mauchesterüche, Itzeartr. welch« dem Staate ,»r dl« Ausgabe de« Maetzt- »ad Rechitschntze« bei« ißt. Roch »or Kurze« ft«ad die drutschsretsiuulge Partei »ollständtg aus de« ma,ch»sterltchea Stanuyuuetr und perhorrrsesrte jede über diese» Nahmen hinan«» gehende Etawltkna, de« Staate« Aber selbst. nachdem der Wen- bemerb mit den Soclakdemokratr» um dle Wahlgunst der Maste, dal Aufm de, de« streng «aachefterliche» Staudvuucte« herbe igrifthri hatte, wurde ha» Priucch »er Selbsthtlse und Freiwilligkeit gegenüber der staatliche» Ordanng der einschlaaeode» Frage» «Ü Nachdruck bitout. E« wird t» de« krelsinntgr» Wohlansrnfr »euer» dt,g« wteder grg«, dte Arbetterderstcheraug-gesetz» gebuu» »»«grsplelt. Neun jetzt die deutschsrelstuuige Presse fich de» Anschein glebt. »l« drcke fich da« Soctalpeogramm der kaiserlichen Erlasse mit der blrherigen deulschsreiflnulgen Anss-ffaaa, so ist da« pure Heuchelet: et giebt keine» größeren Gegensatz, al« zwischen der in gutem Sinn staatssocialislilchea Auffaffuuq der kaiserlichen Erlasse vo» dt« soeialpolittschen Ausgaben and Befugnissen de« Liaale« und dem wesentlichen sternpnncte selbst ln der verwässerten heuiigea Anssnssuna der Lentschfreisianige». Stellten sich die letzteren ta der Thal mrs den Sianbpunci der tatlerliche» Erlasse, so wäre diese« ei»» vollßludige Umkehr, ei» gönzllibe« «usaebra der principlellften Geundatüchonnag. welche ualurg-mäß ebenso zum Aufgedeu de« manchchierllche, Siandpnacte« anf dem Gebiete de« Wicihlchast«. 'ebeu« sfthre» mähte. Etael'vou beiden tsl nur möglich: entweder ist all» di« bi«h,rige Gruadanschauung vo» der Aufgabe de« Stoa««» aus ntrihlchasl«. »ud soclalc olitischem Gebiete gänzlich auf« gegeb« oder die Zustimmung z, der in den Erlassen In A»-sichl ge»»«»'»,» reln staatlichen Action einfach erheuchelt. Nicht minder frivol sind elniae weiter« Schlußfolgerungen, welche an je»« kaiserlichen Erlaffe sich knüpfen. Die sreisinnigr Pr ffe gl«»« Vor»»« Lapttal gegen di« Schvtzzollvoluik schlagen zu können, während »«gekehrt etue Politik, welche sich dt« Regelung der Arvelt«ho»«r in der Richtung der Verhüt»,» übermäßiger Jn- oatpruchuah»» der Arbeittkrast zur Ausgabe st-llt, dreh gerade nur ans der Grnndlage rmer Wirthschast-Polftik sich ausbaut, durch welche sür reichliche Srbeit>grlegeoheil und gute« Arbeit-Verdienst ges«r«t wird, »ie bei der Politik de« Schube« der nattvnasen Arbeit. Anderusoll» würde der Hnnger der Durchsührung einer wirksamen Arbeiterschutzaesetzgebnug vo» selbst dir engsten Grenzen ziehen. Noch willkürlicher ist die Behauptung, daß mit dieieu Erlassen anch dem koctaliftengrsttzr da« Urtheil grlvrochrn sei. L« dm im Gegeutheil angeuommru werden, daß. wenn einerseil« dem Staot» augesauae» wird, de» gutereffe» der Arbeiter dt« an die tnherst« Gre^e eMgegenznIommen. anderrrseit» dir Voile Moscht de« Stoatr« rücksicht-lo« «ege» all« Umsturz, bestrehnuge» der Soctaldemokrale» tu Anwendung ge.»rocht «erde» soll. Man eriuuetr fich in dieser Hinflch« der Aenßeruuge« Sr. Majestät gegenüber der westfälische» Bergarbeiter- Deputation «ub derjeuigen AuSsührungen. welche Fürst Vi-marck de Berothuug der Invaliden» »ud Aliertversicherung im Nelch«»age doetrugt Nicht ol« Schwächung, sondern zur verstär- Inna »er represstde» Krast de« Staate« gegenüber den Umstnrzbastrrbnngea dient doder dir kotserliche Actloa. Lle geueutheiltge» Behaupt»»!«» stud nicht» al« kreist»««-» Fluukirrle». Iu de« Neichslag-Vahlen. * In welcher Welt lebt Herr Hänel? In eine, Wahlrede in stiel hat Herr Hänel dieser Tage sich gegen jede« Bündniß der Deutschsreisinnigen mit an. deren Opposition-Parteien erklärt und bemerkt: „In dem Augenblicke, wo di« freisinnige Partei oder ihre Leitung irgeud «n Bündniß oder irgend eine Annäherung mit irgend einer jener Parteien, sei es für ihre Politik schlechthin, sei e» auch nur für die Wahlen, Haupt» oder Stichwahlen, eingehen würbe, welche« auch uur entfernt dem Bündniß oder der An» Näherung ähnlich sehr, welche sich zwischen der national» liberalen Partei und den Eonservativen im Cartel vollzogen hat. würde ich auch nicht die bescheidenste Stellung innerhalb der freisinnigen Partei einnehmen." Weiß denn Herr Hänel nicht, daß in Dutzenden von Wahlkreisen schon sür den ersten Wahlgana deutschsreifinnig»ullramoatane Wahlbündnisse ge- schloffen sind, daß für die Stichwahlen die deulschsreisinnige Parteilritnng überall die Parole de« Zusammengehen« mit allen anderen Opposition-Varteien gegen da» Eartel au»- gegeben hat? Weiß er nicht, daß in Wahrheit ein „Anli, cartel" besteht, welche«, mag e« nun allgemein formell ab» geschloffen sein oder ibatsSchlich in jedem einzelnen Fall in KmG treten, dem cousrrdatib-naksonaMbewlen Cartel nicht nur entfernt Lhnlich sieht, sondern sich demselben an Innigkrit I und Festigkeit sedr Wohl an die Seite stellen kann? Bon den Quertreibereien de« Herrn «icker, in Sütbeulschland hat Herr ^ Hänel wohl nie etwa« vernommen? * Freiberq, 8 Februar. Gestern Abend hielt Herr Obrrbergratb Merdoch eine Wahlrede im Saale de« Gast» )vs>s zu stlrioschirm». Obgleich die Einladung nur an die Wähler der Ordnung-Parteien gelautet hatte, wäre» vo» de» letzteren weit weniger >m Saale anwesend al« Mitglieder der socialdemakratischen Partei, welche au» Freiberg und liachbarorten herbeigestivmt waren, um die Versammlung zu sprengen. Der Commandant der freiwilligen Turnrrseuer- wehr, Herr Ingenieur Häalrin. der den Saal ermrelhet halte, wahrte aber seiu Hau-recht, behielt trotz der sociatdemolratische» Protest« den Vorsitz und rrtdeiite dem Canbibalen der Ordnuag-parteien da« Wort. Herr Oderbergralh Merbach erkannte in seiner Wahlrede an, daß ibm seiu socialvemokratischer Gegner. Herr Siiemann, in seineo Wadlreoen nicht persönlich angegriffen Hab«; e« sei also rin ehrlicher Wahlkamps zu er» warten trotz der vorhandenen unüberwindliche,» Gegensätze. Dielsach durch wüste Zwischenruse der zum großen Theil noch gar nicht im wahlberechiigten Aller stehenden anwesenden Socialdemokrateu unterbrochen, entwickelt« Herr Oberdergrath Merbach sein dem Staakpuact der Veulschen Reichrparic, entsprechende« Programm ln ruhiger und maßvoller Weise. Ebenso ruhig widerlegt« er in der sich anschließenden kurzen Di»cussioo die socialdemokratischen AuSsührungen de« Herrn Monteur Straub« au« Freiberg, woraus die Versammlung um V Uhr damit geschloffen wurde, daß die Mitglieder der Ordnung-Parteien Hochrufe aus Merbach, die Socialdemo- kraten Hochrufe aus Riemuan au-drachten. Am Sonntag Nachmittag wird der bi«herigr Vertreter de« S. Wahlkreise«, Merbach, ln Frauenstein und Abend« in Weißenborn Wahl reden halten, D e anfang« in unserem W-chikreise so ruhige Wahlbewegung scheint nach und nach einen stürmischen Charakter aazuaehmen. Preußischer Landtag. * Berlin, 8 Februar. Da» Abgeordnetenhau« setzte heute di« Berathung de« Eisendahneial« fort. Adg. Pansiu« brachte veischiedene Beschwerden über vie Verwaltung der Berliner Norddad», Adg. Biömel Wünsche über die Stellung der Eisendahi beamten vor. Im Urbrigen wurde der Elsenbahiietat ohne eihedliche Debatte erledigt. E« folgte der Etat de« Finanzministerium-. Abg. Arendt brachte die Banksrag» zur Sprache uud wünschte, daß Prcutz-n den Privat» »dtcnbaiiken kündigen möge. Fioanzminister v Scholz erwiderte, daß vie Meh hrit de« Bu»be«ralh« und de« N lch«taa« der Ansicht gewesen, daß in den bestehenden Bailkverhtittnijsen zur Zeit nichl« zu ändern sei Abg. Zelle erörterte die Aus- rückung«verhaltniff» der Regierung-secrelaire. Damit war auch der Etat de« Finanzministerium« «rtedigt. Am Montag werden noch kleine, au» dem Herrenhaus herübcrgekommene Vorlagen derathca werde» uud dann die Bertagung «„treten. Aus -er Landeskirche. Erletzigt« Tteüe« t» tzcr r»angrltsch-luttzrrts-r« Linde«Ilr-c. 1) Eollatnr de« Lande-conliftorium«: Psarremt Nühr«dors (Chemnitz), El. VI, Seele-zahl der Parvchir: 3000. S) Prlvnteollatnren: Pfarramt Dechnitz <Le>«»tg). El. lV. Eoll.: Herr Nittergnt«. defltzer Müvring aas Schwela. tzeeleazabl: LUX), ml« l4 etngepsarrlen Orten. Piarraml Se>lde»»«r«dors (Overlausitz). El. lll. Enll.: Herr K mmerherr, Major a. D von Poier» zu Drelden, Seelen, zahl: öbiX). Piarraml Mülse» k«. Michak« (Glanwau), El. m S«te^adl: 1700 »nd Piarromt Lichten stet, (Gliuchan). El. Vll, Iekle»».>hl: 7ölX). Eollatnr ta beide» Fällen S«. Durchlaachi Fürst Oilo Friedrich von Schöaburg. Waldenburg. Pjarramt Rät ha (Borna), El. H, Seeleazahl: 84M, Eollalor: Herr Eammcrherr Freiherr »» Friese» ans Rätho. ' »»««stellt, de», bes-rdert wurde, seü »nserrr Mitlheilu», s Geistliche, I» daß dt« vewegnna gegenwärtig eine ziemlich geringe gewesen ist. »nßer de» -usg-iiihrlea erledigte» Stelle» find aber »ur Feit anch »och einige andere, z 8. dt« durch lüo. Beuz ve. lärderuag frei w-rde Stelle eine« s. Hosprevtgers, vocaat uud bei »tuer geößere. Reib« voa Pfarrämtern ist da- Besetzung-versahren 'in Gange, wie ia Rochlitz uud Miltweida, so dag wiederum neue Vakanzen beim Aufrllcken in diele Stellen in Av-sicht stehen. * I»Ech«»hrid» bei Schneeberg wurde »tu Diarouot errichtet, welche« vorläufig aber »ur vicartsch »«,waltet wird uud daher auter de» erledigte» Stellen noch aicht mit Aujuahme gefunden hat. ' Dem Weberiactor Ikntscher zu Wildensel« bet Zwickau, welcher 4S Jahre lang dem dorttgeu tkirchenworgesangverelae al« Mitglied anqedört hal and dem Hausbesttzer Menzel in Niederoderwitz, de, log'k b6 Jahre hindurch tu der nämlichen Function thälig gewcjrn ist, find von der obersten IkirchenbehScdr in Würdigung ihre« ver- dieustlichea Wirken» AoerkeunungSurtuaden verliehen worden. Der sächsische Büßt«« nn» »er Al»enü«r«er Noßmarkt. * Die Uevelftinde, welche sich durch da- Zusammentreffen de» süchlischea Bußtag« mit dem Altenburger Noßmarkt seil langer» Jahren nameailich sür die aa da- Alienburger Gebiet an« grenzende» sächsischen Gegenden ergeben haben, sind b reu- im Jahre 1887 für da- evangelische LandeSconststorium Beranlaffung gewesen, sich in einer bcsonveien Ansprache an die Gemeinden zu wenden und ihnen die würkNge Frier ihre- Bußtags recht eindringlich an- Herz zu legen, i»-desondere auch vor dem Besuche de- erwähnten Ros>- markteZ und BolkssefteS zu warnen. Nun verstehen wir eigentlich nicht, warum e- im Lauie der Zeit nichi möglich gewesen ist. de» Bußtag «iniach aus einen andtien Tag zu verlegen, damit diese jährlich wiederkebrende» -iaqru endlich ausl.üren. Dein Vernehmen nach sind auch mit d-n anderen deutschen Regierungen schon seit Langem vielsoch Verhandlungen wegen eine- einheitliche» B> ß tag« sür da- ganze Reich und damit gleichzeitig Br'eiligung der jetzt herrichenden unliebsamen Lollistvnen (z B. Meßwillwoch und preußischer Bußtag) gepflogen worden; bi« jcdt sind jedoch alle Bemühungen, auch »il dieser Richtung zu einer Ewig»»« zu gelangen, vergeblich gewrs'N, und e« bleibt auch tm lautenden Jahre dabet. daß am 7. März der sächsische Bußtag und der Roßmarkt zu Alteobmg zusomminsallen. Um nun ober btrjentgeu Bewohner der sächsische» Grenzparochten, welche etwa Luft verspüren sollten, sich nach -Ulenburg zu begeben, »or diesem Schritt za warnen und sie zur F«i«r de« Bußtag« ta ihrem Wohnort« anzuballen, veröffeniltcht da« L >»de-consislortum abermal« eine ernste, eindringliche Warnung uud Ermahnung und richtet namentlich an die Londe-gr'stlichkett die Ausiorderung. ihren Paeochtauen de» Ernst und die Brdrulung deS Bußtag« dringend aus Herz zu legen. Biel« werden sich hierdurch vielleicht zu ernster Ein kehr bew-gen laffen, viele Andere aber gewiß nicht. W r meinen hiermit auch nicht Diejenigen, welche der Solle de« Bußing« srrvent- lich an« dem Wege gehen, sondern alle Die, welche iba>sää>l>ch in Alteaburg Geschälte zu er ed'gen haben, und ihrer sind »ich W-Niqe. Der fragliche Noßmarkt ist der bedeutendste im weiterem Umkietie, auch sächsiiche Landlente bringen ihre ve,käuflichen D'erde dorthin oder ergänzen dort ihren Bedarf. Sollt« man denselben hieran« einen voiwurs inacheu dürsenk Gewiß nicht, und wir meine» daher, daß dte Verlegung de« sächsischen Vußiag« auf einen anderen lag oder noch besser die Einietznng eine« all gemeinen Bußtag« für da« ganze Reich die allein rich tigen Wege sk,n würde»; denn dann sollen alle Magen und Differenzen voa selbst sott. Die Witlwen- und Waisencasse der Leipziger Uathsbeamtell. L7»«-l8»« In diese» Tagen ist ein Jahrhundert verflossen, seit eine segen-reiche Stiftung iu Leipzig entstanden ist: die Witlwen »nd Waiseacosse der Leipziger Rath«beamten oder, »ie lNnu ,«r Zeit ihrer Begründung und noch bi« weit iu unser Jahrhundert herein sagte, Rüth«» ofsicianlen. Wen» auch derartige Tasse» jetzt, nachdem durch da« Ort«statul der Statt Leipzig vom 20. December 1877 »nd da« damit i» Bcrdinduag stehend« Pensioa«rrtznlaiiv sür »ie Stadt Leipzig von vemseiben Dalum die Pension-Verhältnisse der städtischen Beamten gesetzlich geregelt stud. nickt entsernt mehr di« B«der»tu»g baden wie damal«, wo ihre dürftigen Spenden die einzige Unterstützung der armeu Hintertaffenen der städtischen Beamten bildeten, so ist doch auch beute noch, unter wesentlich gün» tigeren Verhältnissen. di« Zubuße, die fi« zu der gesetzlichen Pension gewähren, für viele, ja wohl sür all«, die daran Theil haben, «ia« so willkommene und wüaschen-werth« )itse, daß da« Interesse an ihnen auch jetzt noch in den Sreisea der wohlhabenden und wohlwollenden Bürgerschaft, die in der glücklichen Lage ist, solche (Lassen gelegentlich mit einer Zuwendung zu bedenken, gewiß nicht minder lebendig ist al« >n den Ereise» Derer, di« de» Genuß davon haben. Einige Mittheilungen an« der Geschichte dieser Stiftung werden daher nach verlaus eine« so langeu Zeitabschnittes dem Leser icherlich willkommen sein. Die Leipziger Nath«bea»te» trugen fich schon tu den iedziger Jahren des vorigen Jahrhundert» mit dem Gedanken, rin« thalich« ü»tersti>tzu,ig«casse ins Leben u rnsea. wie fi« sür di, Mitglieder des Rathe« chon längst, schon seit dem Jahr« 1743, bestand. Aber es fehlte an de« Nothwendigfien: aa eine« Grän» bunasfdnds, der in solchen Fällen ja in der Regel durch hochherzige Uabetheiiiat« geschaffen wird, während die Betheiligte, seihst, da fi« für sich und ihre Angehörigen zunächst keinen vortheil davon zu erwarten haben, erst sür pätere Geschlechter rin vortheit zu erwarten ist. sich schwer zu Opfern entschließen. Dieser Fonds wurde gegründet durch rin vermächtniß der Iunaftau Susanne Regine Bora, einer uaverheirathet gebliebenen Tochter de« ehemaligen Leipziger Bürgermeisters l)r. Jacob Born. Dies« hatte in hrem am 20 Juni 1787 errichteten Testamente unter andern Vermächtnissen auch lOOO Tbairr »usgesetzt zum Vesten derer dri E. E. Lochweisen Raths der Stabt Leipzig Rechnung«» und Iustlzeppeditionen. anch Übrigen Einnahmen desselben in Pflicht und Diensten stehenden Oificiante», al« «inen soockn za einer Witlweaver- pflegong«anstaU. »ater der vcdtngnaa, daß unter Wohl- gedachten R .lh» Genehmigung und Aassicht eine solche Anstalt mit möglichster Rücksicht aus deren Dauer errichtet und dieser sonst» duich sestzusetzeaoe von gedachten Ofsicianten zu leistende lähiiiche Beiträge dergestalt vermehret und »ntersttiyet werde, damit de» hinterblelbenben Willwrn derer dieser Anstatt dei- lretendrn Ofsicianten, uud zwar jebcr derseiben. oder wenn keine Wiltwe» vorhanden sind, ihren noch unmündigen Kindern, die al-vran aa die Stelle der Mutter treten, jedoch Viesen leMera nur bis zu ihrer Mündigkeit, jährlich sünsunvzwanzig Thal» als eia Wiltwenaeld au-grzahlt werde» tünne". Die Siisteria starb im 63 Lebensjayre am 9. December 1788. und noch an demselben Lage wurde ihr Testament publicirt. Ader es dauerte noch einige Zelt, bis die Stiftung wirklich »i» Leben trat. Aus den Kreisen der Beamten wurden drei verschiedene Berrchaungspläne und StalnteorntwUrse rin- gereicht Ia einer gemeinschaftliche« Sitzung der Parteien, die am 21. December 1789 statlsaad »nd woria namentlich der von dem damaligen Ealculator, dem späteren Stadlrath Earl Gottlob Einer! in Gemeinschaft mit dem Oberschvppen» unk Gerlcht-schreider Oelßner und dem (um die Geschichte Leipzigs hochverdienten) Gerichl-schreiber Barthel ausgearbeitete Entwurf zu Grund« gelegt wurde, einigte man sich dann über eine ead- giltige Fassung der Statuten, die die Billigung de» Rathe» fand und unterm 11. Mai 1790 auch vom Lande-Hcrrn bestätigt wurde, nach tz. lO dieser .Bereiuigungsartikel' trat die Anstalt zu Neujahr 1790 ins Leben, und i« Lause des Januar und Februar 1790 — also gerade jetzl vor 100 Jahren — traten ihr die meiste» der in den Statuten sür „per- ception-sähig" erklärten Rothsbramtea bei. Begreiflicherweise ist dies« Wittwencaffe im Laus« eines Jahrhundert« de» mannigfaltigsten Veränderungen unter worfen gewesen, vor Allem Hot sich der Kreis der Beamten, vie aa der Stiftung Theil haben, während dieser Zeit gänzlich verändert, vergleichen wir die Liste der heutigen Mitglieder der Tasse mit der damaligen Mitglieder- liste, so stimmen nur noch wenige Beamtenstellungen und noch wrniger lemterbrzeichnungen mit den damaligen überein. Der Beamtenkreis de« Leipziger Rathe« hat sich dluuen einem Jahrhundert gewaltig erweitert, e« sind zahl reiche Aemter hinzugekommen, aa die damal« noch Niemand hat denken können, denen allen aber im Sinne der Stifterin die Ausnahme in die Eaffe nicht hat versagt werden können, ja die nach den Eatzung-bestimmungrn sogar dazu herangezoge» werben mußten; andererscit« hat freilich auch nach einzelnen Richtungen eine Verminderung stattgesunden, so namentlich bei ter Aushebung der städtischen Gerichl-barkeit, die da« Au«sLtiden einer größeren Anzahl von Beamten au« Rath« viensten nach sich zog uud gelegentlich zu etwa« leidenschast lichen Auseinandersetzung«, mit den Zurückbleibenven führte. Aber obgleich di« Zahl der Mitglieder seit 1790 bedeutend gewachsen ist, so ist e« doch möglich gewesen, ohne daß di, Milgliederbeiträge habe» herausgesetzl zu werden brauchen — vie Mitglieder zahlen noch heule, wie l7S0, ein Einlrittsqeld von lü und jährlich l5 Beitrag — vie Willweiigelber von Zeit zu Zeit um eine Kleinigkeit zu erhöhe». Aus die ansäiiglichen 25 Thaler folgte eine Zeit lanaeine Untrrstütziiiig vo» 35 Thaler»; seit 1869 konnten 40 Thaler. seit 1872 45 Thaler jährlich gezahlt werden; seit 1876 ist da» Witlwrn- gelv aus 180 festgesetzt. Bei dieser Summe aber ist es bi» jctzt geblieben. Ausgezahlt wird sie regelmäßig zu Weih nachten jcdcS IabreS. Diele Möglichkeit verdankt die Stiftung natürlich zum guten Theil ihrer gewissenhaften und umsichtigen Verwaltung, sie verdankt sie aber vor Allem auch den Spenden, die ihr von Zeit zu Zeit von hochherzigen Gönner» und Freunde» unserer städtischen Beamten in Form von Geschenken und Vermächtnissen zugcflossea sind, namentlich reichlich in dem letzten Bierteljahrhundert. In der langen Zeit von 1790 bi« >866 hat sie außer der ursprünglichen Stiftung selbst zwar nur zwei derartig« Zuwendungen zu verzeichnen. I» dank barster Erinnerung aber wird sie die siebziger Jahre halten. Im Folgenden geben wir ein, wie wir glauben, vollständige« verzeichniß aller ihr bi« jetzt zugeflossenen Geschenke und Ber- mSttnisse. Einzelne der gütige» Geber hatten zwar seiner Zeit ausdrücklich gebeten, iore Namen zu verschweigen; heute, wo viel« Jahre darüber hingegange» sind, auch die Betreffen den zum Tbeil nicht mehr unter den Lebenden weilen, dürfen wir sie wohl nennen. Die Taffe erhielt: 30. Auznst 1802 vo« dem Bürgermeister Hnsr. vr. Heinrich Friedrich Jnnocenllu« Apei 500 Thlr. L4. März 1823 vo» Herrn Johann Gottlieb Winkler (zu einer be sonderen Unlernützunq für die sede«mal znletzt hinzn- gekommenen »wei Wi lwen) öOO Lölr. LL. Nodrmber 1866 voa Fco» Marie Elise Fuchs-R-rdhoff, aeb Thüri-en. 500 Ldlr. 1V. Januar 1872 voa Herrn Domlnle Gealsi im Sinne seiner »er porbenea Schwester Frau Pauli»« verw. vr. vo» der Becke 1000 Thlr. >0. Iuut 1872 von den Herero Julia« uud Mar Frünkel bei der diamanteuea Hochzeit ihrer Estern Sb Ihle. IS. Mat 1873 oo, Herr» Bürgermeister vr. Koch bei setuem Löjährigeu Jnblltnm LöO Ihlr. k. December 1873 voa Herrn Ltadtraih tzarck bei seine« Ebschied vom Rathbavle 3000 Ihlr. 18. Mul 1874 von der Kuustreilergesellschasi der Herren Herz»« und Schumann ai» Erirag einer Vorstellung 125 Ihlr. 30. vct. 1874 »»» Herr, Evasul Earl Wilhelm Beruh«» Schwabe bet seinem »jährige, Geschtsiüjudütnm 1000 10. Fedr. 187b au« der Brrloolung de« Blumenpserde« im Earue- valshtppodrom 750 4 Jan. 1878 vmi »er Leipziger Fever»erstchern»g«a,stolt 100 » 31. Ja». 1876 »»» H^rrn vr. vollsack bei seinem bOiährige, Bür- arrjnhfläum 300 23. Fchr. 1877 ,»»« eiaem Nachlasse" (durch Herr» Hosrath vr. Gustav Friedrich Hoffmau») 500 30. April 1877 ans dem lestamenie de« Herrn Johann Fnrhrüh Berger (f de» SO. Fedr. 1877) 3000 ^l 3 I»1i 187? voa einem Ungenannle» LOO ^ 6. Juli 1877 nn« dem lestamenie de« Herrn Heinrich Gusta» Mayer (s de» 17. M-i 1877) 1500 I. Eug 1878 voa Frau Emmeline Dodel, ge«. Blum, öLÜ ^ 9. Apr. 1879 »an Frau verw Dchierhol» 1000 10. Apr. 1880 von Herr» Jugeutenr Engst (Verzicht n»s ei»H»»»r,r) 40 ^4 20. Jan. 1881 von der Leipziger Fenerversichernngsanstnlt 100 ^ II. Fedr. 1882 au« dem leftament de« Herr» Pastor vr. Friedrich Adolph hulh (-s den 16. Juni 1881) L000 7. Fedr. 188b au« dem lrstamrni der Frau Auguste Elisabeth verw. Lohmaan, ged. Prus, (s de» 1. Iaa. 1885); 8000 ^ 13. Ja». 1886 »», der Lcipziger Feueeverfichernug-anftelt 100 b. Ja». 1887 au« de« leftnment der Fra» »er». Negteruug-ratd Stimm,l 800 Euch die Behörden haben fich der Tuff« wiederholt ange nommen. Ein Antrag, den 1864 einer der damaligen M>k. Verwalter, der Rath«acluar Mechler (der vor einigen Wochen verstorbene Stavtralh). beim Rath stellte, der Taffe einen regelmäßige» jährlichen Zuschuß von t0iü) Tbalern an» der Sladleaffe zu gewähren, wurde zwar vom Rathe abgeleknt, wenigsten« die Genehmigung von einer tiefgreifenden Um- zestaltung der ganzen Stiftung abhängig gemacht, die sich schon im Hinblick aus die erste» St>stuag»oestimmungen von M87 al« uaau«führbar erwir». Aber 1867 bcwillrale ihr der Rath mit Zustimmung der Stadtverordneten v,« aus Weitere« rinn» jährlichen Zuschuß von 200 Thaler» au« den U berschüffen der sog Leichenluchraffe. Diesen Zuschuß bezog ie bi« 1870. dann fiel er weg, wurde ihr aber 1880 iu der Höhe von 300 wieder gewährt. Außerdem ist ihr in de» letzten Jahren auch eine kleine Beisteuer au« der »Stiftung eine« Menschenfreunde«" gezahlt worden. Gegenwärtig gehören der Taffe 287 steuernde Mitglieder an; zu unterstützen hat sie 56 Witlwen. Trotz drr be deutenden Herabsetzung, dir der Zinsfuß ia de» letzten Jahre» erfahren Hit, ist e« ihr bi« jedt uoch möglich gewesen, au dem im Jabrr l876 ringesührten Unlrrstütz»»g«satz« von 180 festzuhaltru. Doch dürste sie Über kurz oder lang »or die Wahl gestellt sein, ob sie ihre Mitgliederdriträg« er höhen oder ihre doch gewiß recht mäßigen Diliwen- unterstützunaen — heradsetzen will. E» wäre dir« da« erste Mat seil ihrem Bistehen. vielleicht gelingt e« diesen aclen- mäßigen Miltbeilungen. di« wir beim lüvjährigen Bestehen rer Slisluno geben, ihr. die bisher na Ganzen ein sehr be scheidene« Dasein geführt hat. in den weiten Kreisen der begüterten Menschensreund« unserer Stadl einige Beachtung und Gunst zuzuweubeo. » « polytechnische Gesellschaft. O Ltldzla, 8. Februar. Der «rftriue Versammlung»«»«»» »er .Polytechnische» Gesellschaft", zu welchem sich auch die Damenwelt zahlreich eiuuesuuden hatte, dracht» eine» sestrluden. tbendigeu Bartrag de« Herrn Lapituin Bade über den .Unter- quna der Häuft und seine 23?«äatge Elsscholleasahrt." Lee Kaisers»»! der Erutraldolle ernste« sich leider ol« zu klein, »m die heraustrümeadr, Milglleder uad Gäste sämmittch auszanehm«», uud dicht g-drängt lausäne mau de» sarbe,'prächtige, Schi der>n»e,> de« mit ollen Orden und Ehreuzeichen geichmücklea Redner«. W.r entnehmen au« seine» Erzähluaqeu Folgend«»: Bon den zwei Slstssen ,S>nsa" und .Germania", welch« tm Juul >869 vor den Auqea Kaffer Wilhelm'« l. ta See stochen, um die erste deullche Nordpoltahrt zu nnternehmea, batte da« erster« Schiff Bad» »l« Lsficier ausgeuowmeu. Die „Hansa" erreichte von Wilhelm«liasen an« etwa Mitte Juli dle Eisgrenze und suchte »an die Olilüste von Grünland zu gewinne». Mehrsache versuch« scheitert,» an der Dichtigkeit de« E'se«, t» welche« man gerarhe» war, lmoie an de» Nebeln, dt« sede« Fortkommen hinderten. Im Augnit schien man endlich der Küste bi« -us 30 Seemeilen sich o, nähert zu hoben. Da wurde da« Schiff plätzlich durch die Ei-mosse» in seinem Laus« gehemmt und aa eine Eisscholle sestgebanat, welche etwa 7 Seemeile» im Umfange hotte. Lin furchtbarer Schnee- sturm erhob sich, uad dte Mannschaft mußte sich zum lieber- nstuter» «us der dicken Eisscholle ei»richten. Etwa 1000 Just vom Naade der Scholle errichlel« man an- kieinkohlen ein Hau«, da« mit Schaeebergen verschanzt uad al» Winter- quartier eingerichtet wurde. Di-se« vrimitive Gebäude sollle der Zuflucht-ort sein, wenn etwa mit dem Schiff eia Unglück passirte. E» war 20 Fuß lang, 14 Fuß breit uad 5 Fus, hoch. Für 2 Monate Prodi,int wurde in seinem Inneren ausbervahrl. während die übrigen Borrälhe tm Schiff belassen wurde». Am l9. Oclober beim Miliag-essen, fing da« Schiff plätzlich aa, in alle» seinen Fugen zu krochen Ein schwerer Schneesturm kam au» Nord osten und hohe Ei'massen Ihürmlen sich an den Wänden de- Schiffe» aus. Nicht lange wähne e«, io wurde da« Schiff zusanimeiigrdlückl und mit den Ei-maffe» elwa 20 Fuß ta die Höhe gehoben. Da»,, fiel e« wieder uud versank in der lies«. Die Lage der Nordpol- sahrer war jetzt eine sehr verhängn>ßvolle. Die Eisscholle, aus der sie sich befanden, war etwa 900 Mellen vom testen Lande e»l- senit und trieb in langsamem lempo nach Süden. Man muß:c sich gefaßt machen, 6 bi« 9 Monate aus diesem schwimmen- den Ei-schiff zu verbringen. Nun wurde der Proviant- und der Holzvorralh In Sicherheit g-bracht und Schutz gegen die Ei-bärcn angebracht, die mit ihren Besuchen sehr ousdriaglichcr Natur warrn. Bo» Zeit zu Zeit wurde ein« drr Ibiere erlegt, um mit al« Nahrung zu dienen. Tic Zeit wurde nach dem Glocken- schlag cingetheilt, und ein strammer Dienst aufrecht erhalte». Jeden Morgen wurden vorgeschriebeae Märsche obsolvir«, um die Elasticilät der Gliedmaßen nicht zu verlieren. Die hohen E'-berge waren die Z ele der Wanderungen. Man schuf sich «in» ElSgeographie. En, Berg wurde drr Sinai, ein anderer der leuiel-daume» uad ei» dritter, nach dem man am liebsten wandert«, da« Braadenburg-r Thor genannt. Morgen« 8 Uhr rückle man au«, und ielvst bei Schneegestöber ualerbllebrn die Märsche nur, wenn dasselbe zu Intensiver Art war. Dann mußte man sich gänzlich ta da« HauS zurückzlchen, da der Schnee so fein wie Mehl war u m mit der Hand nicht abgcwischt werden konnte. Man war also leicht dem Lrsrieeen de- Gesichte« »»«gesetzt. Da- Verweilen im Hau- war sreilch auch keine Bnuehmlichkeit, da jedem Mann nur rin winziger Raum zum Stehen uad Liegen blieb. Man erkannte jetzt wohl de» Ernst seiner Lage und sah. daß man eia Spieiball ter Elemenle war. Dazu kam »och die Einwirkung der lange» Polar- »acht, die wegen der herrschenden Dunkelheit deprimiread wirtte. Körper und Geist verloren ihre Spannkraft, und trotz aller Müdigkeit kam doch kein Schlaf ta dir Augen. Auch der Appetit verschwand, und man glich einer wandelnde» Leich«. So kam der December heran, ln welchem aus Eomarando Borbereiluugeu zu eiurr WeihnachlSseier getroffen wurden. Jeder sollte dem Andern «tue Ueberraschung bereite», wa« aus der Scholle nicht ebeu leicht war, um so mehr, ol« die zwei gefüllten „Weihnachltktfiea", welch« man uul an Bord erhalten hatte, mit dem Schfs verjunken waren. Bade construirle au- einem Stocke und Besenreisra einen Ehrlstboum, der am Weihnachisabend mit 89 Lichtern sunkrlte und mit leeren Dülea. Biecdstückro uad Papiergnirlaaden ol« Schwirl behängen war. Dieser Baum zauberte auch t» die sonst so ernste» Gesichter wieder ei, heitere- Lächeln. Da»» brach freilich da« Heimweh au«, dessen sich kei, deutscher Seesahrer am Weihnachts abend. wo er auch sei, erwehre» kann. Die Schneegestöber nahmen inzwischen derartig zu, daß da« leichtgedeckie Hau« völlig »n Schneemassen begrabe» war, uud eine »irruudzwanzigftustge Er- rrevve die Verbindung mit drr Oberwelt herstellte. Die Lage sollte sich ober in de» nächsten Monaten uoch vrrzweiselter ge- stallen. Nachdem die Sylveftern-cht »och bet Punich gefeiert worden war, brich um 6. Joauar 1370 ein so eutietzltcher Orron la«. ta den sich «in donnerähnllche« Getös« mischir. Die El», schallt war in der Zertrümmern»» b^risse». Mit Müh« arbeitete,, sich dle Maouschaltrn empor an di« Oberwelt, um vor allem die Boot« zu rette». Zu dem furcht Korea Sturm gesellte fich a«y eine wettere Gesuhr, al« di« Scholle tdellweile vom Wasser llbrrflnihel wurde, und anch da« Han«, da« letzte sichere Obdach, naler Wasser stand. Am 15. Januar bars« die Scholle von neuem and zwar qoer durch da« Hau« dnrch, >o daß dasselbe >« 9 Hälfte, getrrnai Atzt blieb nichts »brlg, al» »t» Boat«
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