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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-02-16
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189002168
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900216
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900216
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-02
- Tag1890-02-16
- Monat1890-02
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 16.02.1890
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2. Dy W KiMl?>BM >«!> A>Mk U 17, ZmtG m 18. MM 18S«. Zu den Keichütayswal-leu. * Leipzig. 15-Februar, Zu der von der demokratischen Partei für gestern Abend einbernjenen Wähler-Versammlung halten sich argen 1200 Personen i>» Saal« der Tonhalle ein gesunden. Vertreten waren die Anhänger aller Parteien, koch die größere Zahl der Auwesinven Soeialdemokraten. Niel- leicht um sich bei den letzteren beli.bt zu machen, eröffnet« Herr Heinz Krieger, der N.serent de- Abend-, seine Aus führungen mit einem kräftigen AnSsall gegen da- „Leipziger Tageblatt". ES war da- in den letzte» Wochen so beliebt gewordene und so ost gehörte Schlagwort .Lügen", woraus er seinen Au-sall stützte. Nächste«,» war eS der letzte Reichs tag. den Herr Krieger als AngrissSobjcct wählte und dessen Tätigkeit von ihm in daS schwärzeste Licht gestellt wurde, wobei er genau die so ost gehörten Windungen der socialoeuiokratische» Reduerbrachlc.HerrKriegcrkain dann aus die Candidalei, dcS hiesigen Wahlkreise- zu sprechen, wobei ec sich in der abfälligsten Weise über Herrn vr. Tröndlin und Herrn vr Goetz äußerte, und von der freisinnigen Partei meinte, sie hätte besser aethan, mit den Demokraten zu gehen, wahrend er die dculsqsociale Partei nicht der Beachtung für werlh hielt. Bei der Empfehlung des Herr» Me lo« als Candidaten erklärt« Herr Krieger, daß seine Partei sehr zusriebe» sein würde, wenn Herr Bebel aus der Wahlurne hervorginge, daß man überhaupt nur einen Candidaten ausgestellt habe, um de» Cartelpartcien möglichst viele Stimmen zu entziehen und eine Stichwahl herbeizusühren. bei der die demokratische Partei dann für Bebel einlreien würde. — Die Versammlung endete hiermit schon vor 10 Uhr. Bemerkt muß noch werden, daß verschiedene der anwesenden Socialcemokraten, jedenfalls um de» Wirth der Tonhalle, Herr» Stephan, wegen seines rousequenten Verweigern- seine- SaaleS zu socialdemokratische» Versammlungen, zu kränken, Ber in Flaschen mitgcbracht hatten und in auffälliger Weise dasselbe tranken. * Reudnitz, 15. Februar. Die Versammlung reichS- und kaisertreuer Wähler, welche gestern Abend in den „Drei Lilien" abachalten wurde und so zahlreich besucht war, daß Saal und Wa»telgä»ge völlig gefüllt waren, erössnete Herr Rathsassessor Größe! mit einer kurze» Ansprache, in wclchcr er die Anwesenden begrüßte und willkommen hieß. Sodann erhielt LaS Wort Herr RechtSanwall vr. Han 8 Blum. Der Herr Redner enlwars ein Bild von der Thätig- kcil de» letzten und ken»zeich»ete auf daS Vortrefflichste die Ausgaben de- am 20. Februar zu wählenden Reichstage-, welch letztere vor Allem auch betreffe» da- Scplcnnat und daS Socialistengesetz. Kurz und verständlich waren die AuS- silhrungen veS Herrn Redners, denen der lebhafteste Beifall seitens der Versammelten gespendet wurde. Nachdem Herr RalhSasscsior Größe! noch de» Dank beS ComitöS ab gestaltet balle, wurde die V rsammlung mit einem mit zubelndcr Begeisterung ausgenommencn Hoch aus Kaiser und Reich geschlossen. * Ein rege- Leben herrschte am Freitag Abend aus dem Airchwcge in Neustadt, woselbst im Gasthofe der Caudidat der OrdnungSparteien für die b, vorstehende ReickStagSwahl, Herr vr. weck. Ferdinand Goetz, ans Einladnng dcö LocalcomilöS in einer öffentlichen Versammlung, trctz der körperlichen Erschöpfung, welche ihn in Folge der »minier brcchenen aufregenden Thätigkeit der letzten Wcchen über, kommen, zu seinen Wählern zu sprechen sich bereit erklärt halte. Zahlreich war die Schutzmannschast ausgebolc» und sowohl ui dem dichtgefüllten Saale, wie außerhalb desselben postirt, welche Vorsichtsmaßregel wohl durch eine früher da selbst abgehaltene Versamnilung — bei de» letzten RcichSlagS- wahlen—. wie durch die Erfahrungen der letzten Tage bedingt worden sei» mochte. Erfreulicher Weise trat dieselbe nicht in volle Thätigkeit. da Herr vr. Goetz die von den anwesenden Anhängern der Opposition durch Huste», Lache» und Zwischenrufe vctsuchleu Unterbrechungen seines Vertrags mit der ihm eigenen humorvollen Schlagsertigkeit zu ent> kraste» wußte und dadurch den Erfolg für sich Halle, wäh rcnd einige Unruhestifter von den wachthabenden Beamten rechtzeitig au- dem Saale entfernt wurden. Uebcr de» Vor tragende», dessen üb.» zeugende Auslassungen ost durch Beifall unterbrochen wurde», war man unter de» anwesenden An hängern der OrduuiitzSparteicn auSuabinSloS der Meinung, daß nur er der »ach zeder Richtung hin geeignetste Vertreter aller BerusSclassen für den Bezirk sei. I» diesem Sinne sprach auch Herr vr. Ha»S Blui». welcher sich nach seine», an demselben Abend in den „Drei Lilien" in Reudnitz gehaltene» Wahl-Vortrag »och nach Neustadl begeben halte, ui» daselbst für renCandidatcn oer OldnuiigSparteien in übcrzeugungStrenen Worten eine Lanze zu breche». indem er alle Anwesende dciselben bat, am Tage der Wahl dem Ehrenmanne, dem Wahren Manne dcS Pclk'S, dem verdiente» Arzte, welcher gerade in Folge seines Berufes auch mit den ärmsten Classen der Bevölkerung in engste Beziehung trete, ihre Leiden, Ent behrungen und Bcdürf» sse am besten kenne, dabei immer selbstlos geblieben und für andere tbälig sei bi- zur eigenen Erschöpfung, der ei» Herz habe für de» Arbeiter, wenn er auch ihre Verirrungen nicht billige, ihre Stimme zu geben. — (Einen ausführliche» Bericht über den Vortrag enthält daS nachstehende Referat.) * Neustadt, 14. Februar. Heute Abend fand im hiesigen Gast Hofe eine Wählerveri am ml» ng der OidnuiigSpaiftcieii statt,welche von circa 10«> Personen b ücht w»'. und vo» Hc:r» Rat, Sjecretair Dietrich als Vorsitzendem des Localciiiiiiüs mit dankendcn Worten für zahlreiches Ericheinen und dem Ersuche» eröffnet wurde, dah sich Diejenige», welche AnbSnger gegnerischer Niitiluiigen seien, sich mit dem Gedanken vertraut machen möchte», daß sie hier Gastsrcund schast genössen. Herr ltr. Goetz-Lindenau ergriff hieraus das Wort und sprach in wirklich nberzcugungsvoller Weile ungciäbr Folgendes: ES trennen uns nur »och wenige Tage von der Wahl und eS hat sich gewiß Jeder schon entschieden, wem er seine Stimme giebt; ich bin ober trotzdem dem a» mich ergangenen Rufe gefolgt, mich Ihnen vor- justrlle» und meinen Standv-inct klarzulegen, de» ich auch in dem verflossenen Reichstag eingenommen nnd wieder einiiehmen würde, wenn ich durch Ihr Vertrauen dazu beluhn würde, bemerke aber im Voraus, daß durch die Strapazen der letzten Woüien ich stark an gegriffen woide» bi», und iS mir nick» gut möglich sein wird, Ihren Wünschen heule voll und ganz gerecht zu werden. Aber vollständig löste Herr Vr. Goetz seine Ausgabe: er kam aus die Vorwürfe zu sprechen, die ihm von den Gegnern aus alle mir denkbare Weise gemach« würden und meinte, daß es keinen schlechteren München aus Erden geben könne als er sein müßte, wen» das wider ihn Vorgebracht.' der Wahrheit riillprechc und wäre der Achtung l icht würdig, in «ine Gesellschaft gernse» zu werden, Wie die heutige sei. Aber alle di« Vorwürfe, er sei ein Reaclionair, rin Streber, der >m Staate Bottheile errnze» wolle, ein solcher, der dein Volke das Brod vertkcuere, dem Voile Tausende von Millionen aus der Tasche nehme nnd Anderen Äeich-nke damit mache, könnten ihn nicht davon abbringen, lür daS im l tzt,u Reichstage Beschlossene einzutreten und i» gleichen Fragen auch künftig wieder so zu bandeln, ohne große Reden g ge» die Regierung vom Stapel zu lassen und in die Welt zu dem Zwecke Iiiiiauszaposaunen, des Volk gegen die- selbe und alle ihre vortrefflichen Einrichtnng-n aulzuhetzen. Er werde auch seener mit baue» helfen, daß das Reich fest i» allen seine» Fugen stehe, daß eS rüstig sei, um durch alle Lagen ich durchari eilen und iomit alle Zeit an der Sp tze stehen zu können. Und das Alles lasse sich nur durch ein wann.; Herz und lange Treue zum Reich, nicht durch unglimpsliche Par'.ainentsleden ermöglichen. Es gebe eine M.sse Mensche», welche am liebste» daS Reich wieder zulaiinuenbrechen mücht n. denen daS Demschc Reich ein Dorn im Auge sei u»o ein großer Theil sei durch >o viele dergleichen Aufhetzungen gleichgliig geworden, was aber der Feind- tichkeit g!e>chkonn»e. Es sei Thatsache, daß Boulanger vor drei Jahre», Ivo er dem sranzösiiche» Kriegsuiinisterium vorgestande», Deutschland den Krieg erklärt gehabt habe und mir der einstimmigen Ablehnung seitens der deutichen Machte sei di« bisherige Ruhe zu verdanke». Wenn die Socialdemokraien sagten, Teuischtand haue nur Rußland zi»n Feinde und bi auch« sich vor Frankreich nicht zu schütze», es sei bestund auch bas viele Mititair mil den kostipielige» Einrichtungen nicht nöthig, so wolle mau nur bedenken, daß auch bei »ur einem Feinde die Macht und ebenso groß nothwen'ig iei, als wenn mehrere Feind« existireu. Uebrigeus Hab« das neue Wehigesetz bis heule keiuerlet Aufwand erfordert; es trete erst in Wnkjauikeit, wenn Krieg ziülhig werde und im Kampse. wo der l-tzte Man» »oih- weudig sei, könne die Gcldsrage gar keine Rolle mehr spielen. Aber Nutzen habe daS Gesetz im Gefolge gehabt, denn Handel und Industrie leien wieder amgeblüht und dies habe Alles dopvelt aus gewogen. Wen» daS Reich große Summen für das Milnair ver wende, io wolle ma» »ur bedenken, daß diese Summe» iu der großen Hauptsache den Arbeitern zuguie koininen und das Geld im Lande verbleibe. Außerdem Pflanze daS Mili air Achtung, Liebe, Annäng- lichkeit, Treue und Gehorsam in die Herzen der junge» Leine, ma rin großer Schatz für unser deutsches Vaterland sei. Kein Einziger werde beweist» können, daß er durch die Militairauegabe» ei,reu Pfennig birectc Steuern mehr bezahle» müsse, als vordem; der Mehrbedarf werde du>ch die Steuer vom Bra»i»weiN getragen, von welchem ,u einem Jahr« für 500 Mill. Mark umqes.tzt, während an Krankenunterstützung nur für Ol Mill. Mark verausgabt werde». Nach statistische» Feststellungen würde» 10000 verhe raihele A,beiter in LO Jahren je ein Häuschen sich erwerben können, wenn das Geld, was jetzt sür Branntwein ausgeivcndel, capitglisirt würde; oo» dem Glücke, welche- dadurch außerdem in manche Familie getragen werde, wolle er gar nicht sprechen. (Bravo, Gelächter.) Die Geircidestcuer treffe nur ausländische ProLucle und sei noth- wendig, um unsere Landwirthschasl vor Schund- und Schleuder preisen, wie sie aus Rußland und Amerika ko»,men, zu schützen. Redner gedachte ferner des große» Wertes der Juvalidengesetzgebuiig, daS sür 11 Millionen Menschen »nt großer Einiiuiihigkell und Freudigkeit angenommen wordc» sei, und entarte cs als Frevel, daß eS noch M tischen gebe, die de» großen Schritt aus der Bahn der sociale» Entwickelung unseres Deutschen Reiches zu bekämpfe» wagen. Mit Allem, wo der dirccte Bortbeil nicht aus der Hand liege, wo man das Geld nicht gleich »i die Hand bekomme, seien die Ber- sichrer unzufrieden; eS werde ober die Zeit »och kommen, wo sie Liebe zuni Valerlande, Lust zur Arbeit, Freude an der Foimlie haben. Die Arbeitgeber zahlt » jährlich 04 M ll. zur Kranken-, 35 Mill. zur Unfall- und voiaussichllich 30— 40 Milt zur JnvaliLcn- und Allersvcrsichcrungscaff, daS Reich zu letzMrcr 50 .Al sür jede Rente jährlich nnd das sei den Aibcitcrn noch imitier nichis. Und so lange kein Glaube, keine Zucht, Vernunft, Liebe und Achtung vor dem Gesetze exfftire, könne cs auch nicht anders werden. Nachdem Herr vr. Goetz noch die Kaiier-Erlasje b splvchen und klar gelegt halte, was die Soc aiistenverlrclec dis heule aus dem Reichstag sür die Arbeiter geschussen, ergriff Herr vr. Hans Blum daS Wort und endigt mit dem Wunsche, daß vr. Goetz als Sieger aus der Wahl hcrvorgehen möge. Ein Hoch aus Se. Majestät le i veutsche» Kaiser und vr. Goetz beschloß die rudig verlauscuc Vcr- samiulung. Wie wir höre», wird auch künftig a Dienstag im „Bergschlößcheii" zu Neuschöucseld Herr vr. Blum spreche». ** Berlin, 14. Februar. Je »aber der Wahltcrmin rückt, Ni» so widerwärtiger wird baS Treiben der „Deutsch Freisinnigen" draußen im Reiche und besonders in dessen Hauptstadt Berlin. Lange hat eS gedauert, ehe der Frei jii», ein Wahlprograuiin veröffentlichte, eS kam später alü baS aller anderen Parteien. Wenn ma» eS liest, wird ma» daS leicht begreifen; eS war rine Schwergeburl; die Herren, welche niemals im politischen Leben etwas Positives geleistet sollten wenigstens etwas verspiechcn, und das kam ihnen ui» io saurer an, als sie sich der Wahiilehmung nicht verschließe» koniltci', daß die Zabl ihrer Wähler vvn einer Wahl bis zur folgenden sich stetig vermindert, waS doch eine Folge davon ist, daß auch die „kleinen Leute", welche den Kern der „frei sinnige»" Partei bilden, deren Stärke gerade nicht ini selbst ständige» Denken liegt, doch nickt mehr so leichtgläubig sind wie früher und nicht mehr blindlings den Leithammeln folge». So unklar und unbestimmt die zahlreiche» Pniicte des langathmigen FortschrittsprogrammS sind, so bequem ist diese Fassung sür die Wahtrcdner und ihie Agitation. In den Städten sind sie gegen die Gelreibezölle, aus dem Lande hüten sie sich, ein Wort dagegen zu sagen, hier liebäugeln sie mit den Socialdemokraien, welche Herr Richter nur als Socialistcn b zeichnet, dort geben sich cie „Freisinnigen" de» Anschein, als ob sie die Socialdemokralen ernstlich b>kämpsc». Aber an keiner Stelle wage» sie sich nachdrücklich gegen die Ultramontanen zu erklären, den» der echte „Freisinnige" ist sich sehr wohl klar darüber, daß freisinnige Wahlen fast »ur »och mit Hilfe der Socialdemokralen oder der Ultrainontanen zu haben sind, und aus Mandate kommt eS Herrn Richter lediglich a». wenn auch darüber alle „festen Grundsätze" in die Brüche gehen. Einen wahrhaft elastischen Beweis dafür, daß der „Frei sinn" lediglich eine Vorstufe für die Socialdcinokratic ist. liefert der in Berlin ausgestellte socialveiiiokratische Caudidat Auerbach. Dieser Herr, HandlungSdiener seines Zeichens, war noch bei den vougcn Wahle» cm rühriger Agitator des Fortschritts, ei» Vorstandsmitglied deS famosen Vereins „Walveck", welcher lediglich hanvlungSbrslissene Jünglinge z» seinen Mitgliedern zählt, welche sür einige junge Advocatcn die regelmäßige Claque zu bilde» habe», wenn sie in den verschiedenen Stadtbezirken bei vorsichtig geschloffenen Thürcn ihre „Wanderrcde" halte». O wie lechzen diese RcchtSanwälte, die Herren Soundso nach einem Mandat, wie gern möchten sie „da- Volk vertreten", und dvch worden sic vom Gen rat- gewaltige». von Herrn Eugen Richter, der nur über wenige Wahlkreise noch verfügt, fast nur als , Zähleandidaten" aus gestellt und ans bessere Zeilen vertröstet. Von der Selbstliebe und kindlichen Eitelkeit fortschrittlicher Redner kann sich der ferner Stehende kaum einen Begriff machen. DaS Referat über de» „schönen und fesselnden Vor trag", welcher anderthalb Stunden währte, zu dein sich AltcS drängte, ist meist von dem „Herrn Vortragenden" sür die Vertreter der Presse „zur größere» Bequemlichkeit derselben" schon vorher aiigcscrligt, uns da der Hauptzweck de- Vor trages darin liegt, den Namen dcS Redners möglichst zu ver bleite», bestürmen diese Reveheldcff die Zeitungen mit ihren Klagen, wenn der Bericht über die Rede nicht abgedruckl ist Ja, u»S sind Fälle bekannt, wo solche Redner, bereu Name allerdings eine Sainmelbezeichnung ist. ganz dringend de» Wunsch betonen, ih>en Vorname» niemals zu vergessen, damit sie nicht mit ebenso unbedeutenden RamenSvetlern verwechselt werbe». Diese Leuchten deS „Freisinns", welche sich in viele» Punclen mil der „Volksparlei" nicht »ur „verbrüdern", sondern decken, ja welche ost schwer von den — allerdings ehrlicheren — Svrialdemvlraten kaum zu unlersch-iken sind, »vagen in Berlin nur noch hinter verschlossenen Thüren zu tage». Denn den Terrorismus habe» ihnen die Social- bciuvlralen abgelernt, ebenso wie manches andere Wahl- kliiiststückche». Von den vier Mandate», welche sie in Berlin bisher besessen, werben sie wohl höchstens »och die Hälfte retten, und diese auch »ur in der Stichwahl. Daß dem so ist. baß sie hier nicht ganz verschwinden, ist zu unserem ledhasten Bedauern dadurch verschuldet, daß eS trotz allen bereitwilligen Entgegeiikvinmclis von Seiten der gemäßigt L beraten und gemäßigt Eviijervalivcn nicht gelungen ist, eme Veistä»t»gu»g und Einigung der verschiedenen Schaltirunge» ber Carlcl- partcicu in ber ReichShauptstabt herbeizusühren. K1-6. Berlin, 14. Februar. Bisher hat di« Wahl- bewcgung, so stürmisch auch an einzelnen Orte» die Wegen dcS Parteikaiiipses gehe», >>n Allgemein» diejenige» Grenz n nicht übeisckirilten, welche nun eiumil bei einen» die Masse» !o lies auswühlende» Wihliyftem heikülnnitich sind. Wo gröbere Ausl'chlciiuiige» vorgekominc», sind sie säst ausnahmslos von den Socialdemokralen nusgegangen, welche die m diesen Wadlwochc» ihnen gewährte säst unbehinderte Agitalionssteilieit ln vollstem Maße ausimtze» und ihie» Ueberniuth vornehmlich au den Deulschsreisi.migen auSlasjen, die kaum melir Gegenw hr leisten und im Lewußlski» der llncntbchrlicdkiit der socialdemokealischen llnierstütziiug sich AllcS gefalle» lassen. Aver wenn auch >m g oßen Ganzen die Wahlbciveguiig die üblichen Grenzen und Foini n nicht üv.rjchlit e» hat, jo m rs man doch allcuvaris, wo man »ich! an der Agnaliou alS solcher Freude und In ecesse ln», trotz iei». wenn die Wallten erst glücklich vorüaer sind. Die Be wegung erürcckle sich diesmal iiiiolge der überE w>i>le» siüllzeitige» Anberaninuiig deS Wahltermins aus einen verhält, ißnnssi , kurzen Zeitraum, und das wird man gewiß »ichl bedauern. Würde d e Agiialion »och wachen- und monatelang a dauern, >o wüide mnn vH ,e Zwcijel auch noch viel bedenklichere Ansichreitungcn und viel häßlichere Elicheiiimigc» erleben, als sie bisher zu verzeichne» waren. Aber auch jo greisi eine die Massen in dem Grad wie bei dem all »'meinen Relchs- lugswahlrecht in Aufregung setzende Wahibew guiig sehr lies und in schädlichster Wesse in das bürgeibche, ge! lbch sslticho und geichast- l che Leben ei». ES entstehen Gegensätze und Feindschaften, die oft aus lange Zeit hinaus sorlivirken und sich keinccwegs aui daS voliinche Lebe» beschränken, lonücr» in alle Bezi Hungen des gesellschaftlichen und wirthjchasilichen Verkehrs emgrcisen. Jede Reichstagswahl wird in allen Kreiien, die nicht aus Berus und Liebhaberei die Aufhetzung betreiben, die Enipfincung binierlaffen, daß eine häufige Wicaerkchr solcher Auiwüulung der Massen von den bedenklichsten Folge» begleitet sei» wüede. Jede Reichsingsivahl ist dam» eine Rcchiseriigung der Verlang rung ver Legislaiiilper oden. Wir haben auch nicht bcineikl, daß. ie bn m radicalen Kreisen, mit dein Vorwurf dce V-ilängeiung der Wah.- Perioden viel ausziirichten gewesen. Im »»lei sten Herzen wird man wollt auch i» teulschfreisinnigen Kreisen fron sei», daß das U-bcr- maß an Wahiuu'r.gniig aus ein gesundes Maß cliigeschranki worden ist. Eisenach, 14. Februar. Der Wahlkampf ist bei uns wieder ein recht hochgradiger geworden. Die deutschsreisiiinigen Flug blatier leisten in Entstellung und Verdrehung der Thaisach u daS Menschenmögliche. „Bürger, Hausväter uns Mahler" sollen auswachru zur Wahl eines freisinnigen Mannes, der die „Bcrwohl- ieftrrunqspoliUk" w cder he,stellt. E»I solch s deutschste,sinniges Mach werk weist u. A. folgende blödsinnige Suophe» aus: „Das Aug' meines Knoten, gcröltiet und heiß, Muß zollen und steuern sür Bravheit und Fleiß; Ich tan» ihm nicht Hellen den finstern Schein — Ich zählte d e Löhnung, eS kann ja nicht jein! Die Gludee dcS Kleinsten, sei» Füßchen, sei» Arni, Auch sie inlisse» steuern — daß Go t sich erbarm' — Mas sie nähit. was sie kiüsligt, was wachle» sie läßt, Ist verzollt uns versteuert oh»' jeglichen Rest." Dieser Blödsinn schließt mit den Steop ien: „Frei mnß das Brod sein und frei sein das Licht." Zur Ehre »nsercs Gcgencandidalen Hariiwiiing weil n wir annelnnen, daß derselbe Keniitniß von dem u» Verlage der Richler'jchen „Frei sinnigen Zeilnng" i» Berlin gedruckten Machwerk nicht h t, dagcgr» >.deint aber sei» College in Schmalkalden Gefallen an btztercm ge- sundcn zu haben, den» In se ner Druckerei ist diese Poesie vervieliättigt und w rd den dortigen Wählern zur Uulcrstützung seiner Candidatur als Lockspeise ausgelsscht. v. Fulda, 14. Februar. Ilnftr Wahlkreis Fulda Schlächterii-Gcrsseld hat Dank der Hetz-Caplänc bisher der CentrnmSpariei gehört. Emc große Wälllerzabt dieses Wahlkreises wunsckt aber dring nd, daß sie und die Inieresien ihres Kreise» und ihrer Provinz im Reichstage statt durch den Ca- didate» der Centre»»- Partei, des bSlieigcn Abgeorducie» Grasen von Droste. Bische ring, eine» srcindc», unbekannten Herrn aus einer andern Prov nj, durch einen im Walilkreisc wohnende», das all,ci»ri»e Be trauen genießende», mit de» Verhältnisse» der Provinz verwachen n »no wohl veitraulcn Mann vertrete» w.rden. Um diesen Wünschen Rechnung zu trage», hat vor wenig Tagen eine Versammlung von Vertiaueiismäiinein der Kreise Fulda, Gersscls und Schlüchtern nach ciiigchiirdcr Besprechung der Candidalcnsrage den hiesigen Landrath von Troit als Candidaten ausgestellt, welcher jetzt ollen Wählern i» Stadt und Land, die treu zu Kaiser und Reich stehen, angelegentlichst zur Wallt empsohlen wild. Wenn es überhaupt möglich ist, de» Ultramonlanc» gegenüber einen Nichikalhol ken dnich zubringeii, so kann eS nur der Landrath vo» Trott sein. I)r. Georg«. AintSbauplmann Geheimer RegierungSrath vr. Platzmernn. Bürgermeister Iustizralh vr Tröndlin. Stablvcrvrdneteuvorsteher Justizrath V0. Schill und Polizet- dircctor Vr. B retschneid er. Von zwei Herren wird noch die Aiikworl über ihre» Beitritt zum Ebrciicvmitö erwartet I» daS Eomilü selbst ist auS dem Kreise der Aussteller ein« Anzabl der Betbeiligten zuqezogen worden zu dem Zwecke, um di« Interesse» der Aussteller dem Eomite gegenüber ver treten zu s'h n Es sind die Herren Georg Rothgießer, in Firma Eoinmaildllgosellschasl Mercur. Rothgießer <L Co. in Bergeborbcck, E L Meyer in H ldeSheii», I. F. Kling, t »vslieserant in Angsbnrg, und A. TöunieS, in Firma I. T. OllS in Groningen. Was die festlichen Veranslaltnngcn während der Dauer ber Ausstelluag anbelriffl, so ist zu erwähnen, daß im Neuen ! 'Henker eine F iivorilellung („Der Waffenschmied" und „Meißner 'Zorzcilan") staltsinde» wird. Den Prolog hat Alex Lommcr gedichtet. Für die Damenwelt wirb eS vo» Interesse sein, zu erfahren, daß eine junge Dame, Frl. Caroline Weiden- bamiiler aus Agtasierbausen, welche al» l3jäbr>ges Mädchen bereit» init ihieni Vater eine Tour nach Wien unternommen, hre Mitwirkung an den einzelnen Fahrabenden zugesagt hat. In ihr perköiperl sich ver Beweis, wie auch die Daiiienwcll ber Huldigung deS Fahrradsports zugängig gemacht werben kann. Ferner steht ein von sechs Damen und von sechs Herren gefahrener Reigen in Aussicht. Die Ausstellung selbst wird hervorragende Neuheiten auf in Gebiete der Fahrradsabrikalion und die Crzeugung von Maschinentbellcn aulivciscn. AlS ganz besonders erwähiicn»- werth erscheint in dieser Beziehung daS vo» Udo Buffe in BrcSlau erfnnvene und patenlirle.Chamäleon", eine verstell- und verwandclbare Maschine, die al» Dreirad, atS Rover und IS Rover-Tandem gefahren werden kan». Ferner kommen in vierrädriges Rudge-Couplet mit zwei Sitzen nebeneinander und em Rilkge Onadrieycle-Tandei» zur Schau. L tzlereS ist vierrädrig und besitzt zwei Sitze hintereinander. Auch Roih- gicßer'S einsitziges Vierrav wird daS Interesse der Sportwelt erwecken. Daneben vcivollsländige» andere bemerk-uS- und scbenS« wertbe Erzeugnisse der Fahrrad-I»dusirie da» Bild der Aus stellung zn einem llmsiissciitcu und schönen. Die Zweite Große Ausstellung von Fahrrädern und Fahrrad-Utensilien sür Deutschland in Leipjiq. * Immer näher rückk der Zeitpunkt, an welchem die wiederum mit dem Aufgebote encrgievollcr Förderung ins Leben tretende Ausstellung ihre Eröffnung sinket. Nach alledem, wa- bi- jetzt über daS vom Ganverband Nr. 2l Leipzig reS Deutschen Radfahr er-Bundes in die Hand gciiomiiil'ne Unternehmen bekannt geworden ist, erbringt eS ausS Neue den erfreulichen Beweis, daß die Ausstellung sowohl eine große Belheiligniig der interessirten Fabrikanten- kreise alS auch hinsichtlich ihrer Beschickung eine von wichtige» Nenbciten ausgezeichnete Reichhaltigkeit ausweiscu wird DaS Ehreiiconiitö dcr AuSftcllnng bilden die Herren Gciierallieutcnaiit von Holl eben, genannt Rormann, Efccllenz, Kr iShauptmani, Geh. RegierungSrath von Ehren- fteln, Generalniajor von N o st i tz, Oberbürgermeister vermischtes. --- Horn (Li^pe). l-1. Februar. Trotz des amtlichen Vorgehens g'gen Fabrikation vo» Kunst-Kaffee (vor welchem ber Regie,uiigsvräsitcnt von Köln »och kürzlich ainl» «ich gewarnt hat) ist hier eine Fabrik sür Herstellung künstlicher Kaffeebohnen errichtet worden. Unsere- Erachtens sollten Anstalten, welche die Erzeugung aus Täuswiliig deS PilblicnmS. also aus Betrug berechneter Waarea zum Zwecke haben, polizeilich verboten werken. --- DaS Städtchen Klingenberg am Mai» treibt eil alter Zelt eine» namhaslen Weinbau, und seine Reben äblen zn den edelsten deS FrankenlandeS. Dieser Tage wurde nun den Bürgern über die Gemeiilvesinaiizen reiner Wein ei »geschenkt, und daS war wieder einmal rin schmackhafter Trunk! AnS der OrlScassc wurde» 30 000 -<e a» die Angesessenen vcrtheilt, so daß ans jeden derselben 134 50 ^ kamen, ferner erhielt jeder drei Klafter Holz unent geltlich Eine Million Mark ist alS „Reservefonds" angelegt. Gemeinkeiliiilagen werden nicht erhoben. Aus nach Klingenbergl Zur Lchlnr-t der Geister am 2V. Februar 1ki»t». Der Goisterstreit, er ist entbrannt, Bald wilder tob't», bald ieiser: Nu» wapp'ne Dich, mein deutscher Land, Zum Kamps sür Reich und Kaiser I Mil Eliitgk it, Germania, stark' Dein Volk zu neuem Ringen — Es muß daS große, heil'ge Werk Zum zweiten Mat gelinge»! — Nicht gegen sränk'schcii Unverstand Tönt hell dcS Sängers Lcycr — Ei» Feind am cig'nen Vaterland Schüit hell dcr Zwietracht Feuer! Ei» Feind, jedweder Ehre bar, Mit Jubasang, sicht. Ei» stärk'rcr Feind alS jener War, Weit er im Dunkeln sicht! Der König ries, wir kamen all', Zu schützen iinscrn Rhein — So wappnet Euch a»!'S Neu' zur Wahl Für Deutschlands Wohlgedeih'n! Glaubt nicht den Phrasen schaal und hohl Von einem Völkerpsingsten — Glaubt Eurem Kaiser, der eS wohl Auch meint mit dein Geringsten! — Co laßt drS jungen Reiches Hort Titanenstark »nS schützen — Und ewig strahlen wird daS Wort Wie in t Demaiiteublitzen, Vom Meeresstrand zum Vater Rhein, Vom Alpenland zum Belt: Wir Deut schc fürchten Gott allein Sonst Nicht» ans dieser Welt! Leipzig, Februar 1800. Hugo Maubach.Ernösti. Literatur. Deutschland genießt den Ruhm, die erste Nation zu jei», welche aus dem Wege der Gesetzgebung die Socialresonn Herbeizusühren be strebt ist. Dnich das in dcr letzten Reichstagssession votirte G setz, betreffend die Jnvalidnäis- und Altersversicherung, hat die Social- grsetzgebting einen vorläufige» Abschluß gesunden und liegt cs im Interesse eines Jeden, sich über d,e ties-Inichncidenden Bestimmungen dieses Zweige? der deutsche» Gesetzgebung zu unlerrichtrn. Das im Beilage von F. W. von Biedern an» in Leipzig erschienene „Nachschlagebiich der Arbriirrsckiiit, - «esetzgedung SeS Dentschen Reiche-" von Ernst Theincrt Mickleq und Friedrich Slreißlcr «Preis 1 .^!) wird gew ß jedem Arbeiter, Arbeitgeber, Staats- nnd Coniiunnalbeaiiiten willkommen sei». Die Bestimmungen d r gc'ammicn Soc algesetzgebung sind in Form eine- Wörterbuches zusn»in«eng,saß:. und wer einzelne Aitikel, wie z. B. Beilrägk, Innung, Belsichciiingspstichlig, daraus gelesen hat, wird gestehen müssen, daß Pie Beisasser eine glückliche Idee Hallen und dieselbe auch glücklich zur Anssiihninz gebracht haben. D. Niino eigner Pflege. Zur Ttärknng und Kräftigung bcsvndcrs tinpsvlssen: Alts,» Alter Alorcato Sehr alter Atonibola VN» I«, Verb. Sherry ähnlich. Flasche « 2.-. Flasche .AI I.l«. Alter Tbyra von >i»n1»rl>«, Tokayrr ähnlich. '/, Flasche 17'». ' . Flasche Al ».»L. Alter Malvasier vo» von OopUrrlnnI«. srnriger Mebirliialwei». sehr ionrzia. sehr fett »nd soft. '/, F asche A! I div, Flasche Al '/. »lasche Al 1.81», Flasche Al 1.- goldgelb, leicht nnd süft. V, »lasch- « s 50. '/. F'a'che .Al 0 95. ! ».WLKLL' -A- V. »-"ich- -A- ^ gegründet 1745, Gvethestr. 6, alleiniges Depot der Achaia zn PatraS. gegeniiber dem Neue» Theater.
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