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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-03
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003036
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900303
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900303
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-03
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 03.03.1890
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Ers«I»et«t tLgtteb stütz 6V, Ulr. krsmi»» pl.) CrpkßUi«» IohaonrS!->s,r s. Aprrchftuo-rn orr Nc!>oc1ion; Bormiitag« l»—1.> Uhr. Rckch»niags o—6 Ubr. «k» w»»n«»> »«»»,,«>„>», Tn- uterm«, «M»»s» d» >-»»-i>-» «>», -««-»Mick. >««»»« »er für Pie ntchAfol^«»« N»»»«r »eM«««r« Inierate «» »Ochenta««, dl« » N»r Rachwit»»»«. «> L«a>-nutz FrKla,eu fies» st»'t,s Uhr. 3»> tzr« /tti«>r« für I«s.-^»nal,mr: Ott« »Inn«'» Gerl,» lAlfretz H«tz«), Ua>»ersii«»«>,r,ße 1, Leut» Lösche. Kathartnenßr. LI part. und Köntgsplatz 7, ,«r bi» Ubr. MMtr.TlMtzlllü Anzeiger. Organ für Politik, Localgeschichte, Handels- «nd EeMftSverkehr. A bonnementspreis vierteljährlich 4'/, Mk. tack Pringeilohu 5 Mk.. durch dir Pnst «»»»«» 6 Alt. Jede cinzelne Kummer 20 Ps L.le-, xemplar 10 Ls- Gebadreu >ür Lptradeilair» (>» Tagedlntt-Formal geinlzts «tz»r Poftdeiörderong 60 Mk. «lt Poftbesörderung 70 Mk. Lernte gespaltene Petilzeile »0 Pf. s^sßer« vchitste» lant uns. Prasverretchat^ TadnÜKrlsch« ».Ziffernsatz »ach höher», Tnril. tzlnl«»r> »Me dr« Redncti»,«strich die ««ripali. Hesebl>As„»»rd«, Familiennachrlchte, dt« «gespaltene gell« «0 Li. Inserate stad ftrt» ,, die RrpeSttion »» i«»d». — Rabatt wird aichr gegeben. Znhlnng pr»«vnm«r»n<io »der durch Post» Nachnahme. 82. Montag dar 3. M8rz 18S0. 84. Jahrgang.' Amtliche Bekanntmachungen. Luss-rei-u«s. A»m Reußan eine« Pserdestalle« im Stadtbezirke Reudnitz sollen dirManrer- »nd Zimmerarbeiten im Wege vsfenllicherAus schreibung vergeben werden. Zeichnungen und Kostenanschlag«» sarnemtare liegen aus unsere« Bauamte, Hochbauverwaltung. Rathhau« 2. Obergeschoß, Zimmer Nr. 5, zur Einsichtnabmc au«, auch werden Kostenaüschlag«sormulare gegen eine Der» gittuug von je 0,50 ^ik dort abgegeben. versiegelte und mit der Auffchrist: „WEaurerarbeiteu brz. Zi««r«erarbeiten za eine« Pferdestalle i« LtadtbezirEe -keudai^ verfedene Angebote sind bi« ,ua> tO. März er., Nachmittag« 5 Uhr au obengenannter Stelle adzugcben. Ied« Entschließung über Vergebung der Arbeite», in«, besonder« die Ablehnung sämnitticher Angebote, behalten wir uu« vor. Leipzig, m» 27. Februar 1890. Der Rath der Gt«dt Leipzig. Georgi. Mitling. Ib 970. Or. Nutz- und Vrennholz-Auctisn. vr»»t«g, de» ro. März d. I., sollen von vor» mittag« 9 Ubr an im Forstreviere <ko»ue«itz die bei der Durchforstung in Ablh. 9, 10 und 22 ausdrreiteten Hvlzer, ai« ca. 5 Stück FtHte«stck«»>»e von 12—IS am Mittenst. und 12—17 m Lllng«, » 110 » Aick»t«»--tiistst«»ngr» voo 10—IS em Mittenst. und lO—l5 m Länge. »1100 » Fichte«»Derbstaugr» von 7—9 em Unlenst. und 6—9 m Länge, « 650 » Fichte« »Derbstange« von 10—15 cm Untenst. und 7—11 m Länge, sowie S R»tr. Fichten-Nolle» und 50 Hausen Schlagreisig (Lang-anfe«) unter den im Termine aushängenven Bedingungen und der üblichen Anzahlung meistbietend verkauft werden. 3«sawrnienr«nft: am Kichtenhorst aus den Heiterwiefen bei Connewitz. » Leipzig, am 28. Februar t89v. Des Rath» Forstdeputattvn. S»f Nutrag der Weben de« Stadtgu»«besttzec« Friedrich Sil- del« Gckar»t „ Rochlitz sollen dir Grundstücke Fol. 471, 463. 472. 480 und 490 dr« Grundbuch» für Rochlitz mit 28 b» 73,8 » und 1186,31 Srenereinhrtten ln-riesammt aus 80,000 ^8 geschätzt, Dien-tmz. den SS. März 18SV, S»r«,ttag« 1s Uhr im N«chl«tztzause -uler deo im Anschläge an der »ericht«1afel und im »astdose zu Poppitz ersichtlichen Bedingungen »ffenilich an den Meistbietenden ohne Inventar versteigert werden. Rochlitz, den 25. Februar 1890. Königliche« A«t«,ertcht. Lobe. H-!;»rrtzauf. Osersörfterrt Zeitz. Donnerst«, > de» «. «är, 1890. v-rmttt«, 1s Uhr kouunen i« Mafthos a« vatzntzos Wetterzeube au« dem Unter, sorft Nicke>»d«rf ioloende Hülzer zum öffentlichen Verkauf. 1. Forftorl ..«»«webaer Wand". Diftr. «« Oahihteb.) Fichte»: 3-iO Stämme mit 537 tm, 4 rm Rutzscheit, Niesern: 7 SiLmm« mit 7 5m, V»che»: 19 Nntzstücke mit 14 Iw; H. A«rft«rt ..Sachsrnber,Ttstr. ss «n» sl. Wichen: 12 Ruystück« (Ivüitcherholz) M t 16 5m. 5 rm Rutzscheit, Fichten: 468 Siämme mit 133 km, 245 Stangen I./HI. Ll. Zeitz, den 27. Februar 1890. Der Söitigliche vberftzrfter. Huber. Lin Lichtblick. * Die Reichs tag« »Stichwahlen fallen i» der Haupt sache überall so au«, wie e« bei der gegenwärtigen Sachlage und bei der ganzen Verkehrtheit und dem unsittlichen Eharakler dieser engeren W-chlen nicht ander« erwartet werden konnte. (LS zeigt sich abermals, wie die Einrichtung der Slichwablcn vorwiegend den extremen Oppositionsparteien zu Hute kommt und welchen von un» schon früher stet« hervorgehobenen großen gehler die CaNelparteien gemacht haben, al« sie im Reichs tag noch in der Mehrheit waren und bei Gelegenhe t der vrrsafl»ng«abänderu»g in Betreff der Verlängerung der Legislaturperioden nicht zugleich auch den söge nannten Stichwahlen zu Leibe gingen. Man mag h,w sehen, wohin man will, allerwärt» reichen sich die Anwälle de- Pelroleum«, die ultramontancu Rractionaire, die verbissenen dickköpfige» D-utschsreisinnigen uud dir aus die Auslösung dcS Deulscden Reiche« speculirrnden Welfen die Hände, um unter der scheinheiligen Parole „Nieder mit dem igartel" den Feinden de» Balerlande» zum Siege zu verhelfe», und in den meisten Fällen gelingt eS, wenn auch nur mit geringen Majoritäten, dieser buntscheckigen, onaenblicklich ganz ungcnirl bei eiuander wobnruden Gesellschaft, die Tandidateu der rrichStrrurn Parteien iu die Minorität zu drängen, so daß der Retch«kag wohl vollständig die Zusammensetzung zeigen wird, wie sie von den drei Beherrschern der neuen parlamentarischen Mehr» I'-it. von Windthorst, EugenRichter und Liebknecht, ongestrebt war. Nur allein unser engere« Vaterland, unser theurr« Sachscnlank, hat, wenn wir von einer landSoianiischafl- lichen iAruppirung reden, seine Edre gerettet und bei den Stichwablen sich seiner riibmlichen Vergangenheit wieder erinnert. Und da» ist ein Lichtblick in der augenblicklichen Priiode allgemeinen Unverstände«. In Sachsen sind, wie wir schon in der letzlen Nummer oultheilen konnten, die Stichwahlen glänzend sür Kaiser und Reich aus gefallen und e» ist dadurch brr üble Eindruck, den dir Hanplirablen am 20. Februar hervorbrachtea, zu einem guten Tdeil wieder beise ligk. Sowohl die Socialvemokrale». st auch Vir Trutichsreifinnigen haken in Sachsen bei den Stich wahlen eine vollständige dl corrlage erlitten und außer drm i» Zittau durch ganz besondere Verhältnisse sestsitzenden Herrn Budkeberi ist auch nicht ein einziger Eandidat der Oppositioatparteien gewählt worden. — Da« Verhält»,ß «»» 1s reich«tre»en u»b 7 r«ichsf«i»blichen Abgeordneten ist unter den obwaltenden Umständen ein so günstige«, daß da« Königreich Sachsen abermal« dem übrigen Deutschland al» ein rühmliche- und nachahmenSwerthes Beispiel erscheinen kann. Bor allen Dingen ist dervorzuhebeu, daß in Sachsen auch diese« Mal die fanatischen Helfershelfer de, Socialdemokratie. die Deutschsreisinnige», gründlich herunter- gerulscht sind. Herr Buddel»erg in Zittau, der aber auch nur durch die Gnade der Ultramontanen und Socialisten in den Reichstag gelangt, ist die einrige Säule dieser Partei in Sachsen geblieben. E« hat sich klar gezeigt, daß, selbst in einer Zeit, in der sür die radikalen Parteien die Verhältnisse so augerordeotlich günstig liegen, wie es der malen der Fall ist. Sachsen sich vollständig vo» so» genannten deutschen Freisinn abg«w«»det hat. Verdient hat seine Niederlage namentl ch der durch seine Hetzereien bekannt gewordene TeschäslSführer der deutsch» treisinnig n Partei in Sachsen, der Oberlehrer a. D. Haupt» Leipzig, der übrigen«, wie wir au« Lausitzer Blättern ersehen, in der Weißenberger Gegend besonder« übte Erfahrungen gemacht hat. Un» so wollen wir un«, wenn auch di« Nachrichten au« den a»id«rea deutschen Landen sehr unerfreulich lauten, de« Wahlergebnisse« in unserem engeren Vaterland«, wie e« die Stichwahlen noch berkcigc'ührl habe», von ganzem Herze» erfreuen. Wir haben zwar vor der Hand wieder sechs socialbemokratische Abgeordnete und einen stillen Compagnon derselben aus dem Halse, indessen, die Haliung der reich-lreuen Wähler in Sachsen hat wenigsten« einen Lichlolick in die Zukunft eröffnet, es wird wieder rin« Zeit kommen, i», welcher die Lügen wegen Berthruernna der Leben-mittel rc. nicht mehr eine solche Zanbergewalt »uf die Dummen auSübe», und kann werden di« sächsischen social- oemokratischen Abgeordnete» aucd wieder von der B'ltflächr verschwinden. Herr Eugen Rickter hat den letzten Reichstag ein .Angstproduct" genannt. Bon dem Re>ch«tag, der in der nächsten Z.il zusanimentrirr, kann »>a„ mit viel mehr Recht sage», dag er ein Product d:S Unverstandes ist. Lassen wir diese- Product nur c.st in seiner vollen Glorie erscheinen, lasten wir den Unverstand gründlich au«tol>cn, bann wi^ der Umschlag, wie er in Sachsen bereit« bei deu Stichwahlen «r- solgl ist, auch anderwärts kommen. Leipzig, 3. März. * Die Berathnngen der Abtheilungen de« Staat«rathr« über die in den kaiserlichen Erlast«» von, 4. Februar d. I. gestellten socialpolitische» Ausgaben find in dreitägigen Sitzungen von 8—9stündiger Dauer am Sonn abend zum vorläufiger, Abschluß gelangt Sc. Majestät der Kaiser hat die Verhandlungen von Anfang bi« Ende ge leitet und durch da« Beispiel voller H,»gab« au da« große Werk und unermüdlicher Lusdauer den betheiligten Abthei- lungen dr« StaatSrathe» den Ansporn zur energischen Er ledigung der gestellten Ausgaben gegeben. Dem vernehmen nach ist. wie die- auch schon au« der ersten Ansprache Sr. Majestät an de» Staal-rath zu schließe» war, die Frage eines Normal- oder MaximalarbeitStageS erwachsener männ licher Arbeiter nicht Gegenstand der Berathung gewesen. Im Uedrigeu ist wieder Geheimhaltung der Ergebniste der Be- rathungen beschlossen worden. — Was nun die weitere Fort führung der zur Berathung gestellten Pläne anlangt, so bieten sich dazu verschiedene Weg». Ten Berathungen der Ab theilungen kann zunächst eine Berathung de« Plenum« de« StaalSratbe« folgen. Nolbwenbig ist eine solche nach dem Organisation-statut de« SlnatSratheS nicht, die StaalS- regiernng kann e- bei dein Bcirathe der zunächst brrnsenen Abteilungen bewenden lasten. Letzteren Fall« kann der Weg der Ausarbeitung von Gesetzentwürfen an der Hand de« Gutachten- der SlaalSralbsadtbeilungen durch da« preußische Staat-Ministerium und der deinnäcbstigen Einbringung derselben beim BilndeSrathe als Antrag Preuße»« gewählt werden. Oder e« kann zunächst ein Meinungsaustausch bezw. eine Verständigung unter den Bundr«regi,rungen über den Inbalt der nach drin Gutachten de« StaalSratbe» zu ergreifenden gesetz geberischen Maßnat'inen und demnächst ein gesetzgeberisches vor- gehen von Reichewegen eingeleitck werden. Schließlich bleibt noch die Möglichkeit offen, vor weiterem Vorgehen die Ergebnisse der demnächst zufammentretenvrn internationalen Eonserenz abzu- warlen. Welcher Vieser Wege einzuschlagen lein möchte, ist noch Gegenstand der Erwägung Bei Schluß der Sitzungen der Abtheilungen de« StaatSralheS dankt« Ee. Majestät in warmen Worten der Anerkennung dem StaatSrathe und de» »»gezogene» Sachverständigen, namentlich aber den Referenten sür ihre Tbäligkeit und Leistungen und fügte etwa folgende Worte hinzu: „Treten Sie, meine Herren, der in der Oesfent» lichkeit verbreiteten Meinung rnlgcge», als wären wir hier zusammen gekommen, um etwa ein Geheimniß zur Heilnug aller sociale» Schäden und Leiden zu entdecken. Wir baden un redlich bemüht, die Mittel zu finden.,»„Manches zn bessern und die Grenzen der Möglichkeit zu bestimmen, bl» zu welchen die Maßregeln sür Len Schutz der Arbeiter gehen können und dürfen. Ich hoffe, daß GuicS au« Ihren Rathschlägen hervor» gehen wird " — Hieran fügte Se. Majestät hutdvvllst eia« Einladung an alle Anwesende» zum Essen aus morgen um k Uhr im königlichen Schlosse. Der liefe Ernst und die un- gethciltr Aufmerksamkeit, nur welcher Se. Majestät der Kaiser dem Gange der verbandlungrn in den stebenstündigen Sitzungen folgte uud al» Vorsitzender öfter» leitend eingr'ff. die Leutseligkeit, in der Se. Maststät während der Früh stückspause bei zwangloser Unterhaltung sich de» rugezogenen Sachverständigen au« den Handwerker» und Urbeitrrkreisen näherle und deren lebhafte Uu«sührunge,> anhvrte, erregten die freudige Bewunderung aller Anwesenden. Besonderen Tank aber schuldet die hohe Versammlung dem Staat«, minister von BortiiLer und seiner Gemadlin, welch« ,n n». übertrefflicher Liebenlwürdigkeit an der Tafel für da« leib liche Wchlergehe» ihrer zahlreichen Gäste sorgten. * Ueber da«Gebahrea derSocialdemokratieschrriben dir offic öse» .Berliner Polnischen Nachrichten": kr, den letziea Wahl«» bat rin« aroß» Zahl von socioldemo- krotischen Führern die Rückgabe Sil,ß-Lothrtnarn« an Frankreich al« »men Tbril tdrr« Partrtproqrammt dingesteüt. Iheils ist dir« ln einer gewundenen Form geichehen. Der Loctal- demokroi Fl»,ich«»nn au« <,ri»r»d» z. V. erklärt« ta einer Wahl- red« ta vi«b«rtch. « »se lieber W«ta».L»thrl»,»n »ied» he», "ls daß dr-halb et, nenn Krleg gesübrt »er»«. Heer Bebel tnterte sich ln einer Wadlvcrlemmluug in FronkfnN ». M. wi« Vezng ans di- niil.rainichtn Rüstu-geu, hüte man 1870 nach L^a» «U der Rrpntlck gegen «ine entlprech»^, Kriog-entlchodchwq „» otz», dt« »nnrr«, «lsaß-Lvchrl,^« Frieden gelösten, so wären diele Zustände vermieden worden. Dentltcher sprach sich et» Loeialdemokrat ln Rambach seinen Wählern «ege»«der an«: ..Wenn »ich, Sllak-Lolhei-geo". sngtr er. ..da« »t« denls» gewesen lft. zurückgegrbku wird, so giebt et keine Rnh« und ketae» Frieden ln der Welt." Der Socialdemokral Joest a»»« Main« entzltch hat ln einer Wahlversammlung sich ganz offen für die Rückgabe der Relchs- lande an Frankreich wie folgt ansgelvrochta: „Die Rückgabe der beiden Frankreich geraubten Provinzen Wliaß »nd Lothringen sei »ln« Roldwendigtett. Di» Lharakiereigenschasten der Franzose» seien nn- gleich beffere, als die der Deutlchen." Ja demProaramm der Führer der heutige» Social- drmokratlr bildet selbstredend die Leralchtuug de« Deutsche» Reiche« einen essentielle» Dheil. Sie sind sich dessen bewußt, daß die chaotische Weftaltung der Vesellschaft. d>« sie anstrrben, Nicht realisirbar ist, so lange da« Reich einig und stark oasteht, und daher begünstige« sie jede eentniugale Bestrebung, lt« nimii» uns also nicht Wunder, baß die Führer Llsab-Lolhriugen »om Reich, »renne» »ollen. Allein wir sind andererteit« überzeugt, vatz dir Rückgabe der Reichllaude an Frankreich kein tzchlngwart ist. welche« bri den Mafien der Soctaldemnkratru lvmpattusch berührt. Viel« »o, ihuea haben sich doch noch ei« Rrs>dm»m vatrlotiichen tsefnhl« bewavrl, e« ist viellelcht »ancher »ntrr ihnen, der l870 «itgekämpft dal. »der de, de« die dlatlge» Opfer, mit denen Deutichlaad den Wtederrrwerb der nlten »rlch«la>dr bezahl, hat, durch da« «odrukrn „ einen ans dem Schlachisrld« gebliebenen Verwaudiea strl» in sr scher Lnnnrrnng gehaltrn »arden sind. Also — bei dem »ro« der »ocialdrmokralie macht «an gewiß nicht Propaganda ortl der Lmptehlung der Rückgabe Slsaß-LoihÄugeu«. Wenn di» Führer trotzdem bet de» Wahle» sür dieselbe eingetreteu sind, so muß da« Mond außerhalb ihrer Beziehungen zur social- demokraiie zu suche, sei». Un« scheint d>« Bermuthaug »ah« z» liege«, daß tranzästsche« Geld dabet eine bestimmende «olle ge- spielt bot. Daß de» socioldrmokratlscheu Führer» lei« Mittel sür ihre» Zweck zu schlecht ist, werde» sie selbst kaum ta Abrede stell,« wolle«. * Die bulgarische Regierung hat dem Baron Wangen- heim «itgetheilt, daß d»e von Rußland geforderte Summe aus der Nationalbank in Sofia zu seiner Verfügung bereit liege. Die Regierung hat der Bank nach dem Rubelcours« der Einzahlungsdaten insgesammt 8 867 000 Frc«. übergeben. Die russische Forderung wegen der Bewaffnung de« bulgari schen Heere« ist noch nicht anerkannt, weil die genauen Rvlhnungc» von der russischen Regierung noch nicht ein- geliesert wurde». Der Notenaustausch über die vesetzung»- kostrn wirb al» eine beträchtlich« Ausbesserung der inter- nationale» Stellung Bulgarien« angesehen, denn seit der Thronbesteigung de« Fürsten Ferdinand hak bei Vieser Ge legenheit die ventsche Regierung zum ersten Mal in der zwischen diplomatische» Vertretern anerkannter Regierungen üblichen Weife mit dem bulgarischen Ministerium de« AuS- '«art-aen «wrkehrt. Bi« jetzt geschahen alle verminet,mgeu mündlich. Üebrigen« erblickt in Sofia Niemand iu diele» Vorgängen eine förmlich« Anerkennung der bestehende» Zu stände von Seiten Deutschland«. * Der armenisch« Patriarch überreichte der Pforte mit einer besonderen Note eine« langen Bericht über dir armenischen Zustände, welcher vom Kirchenrath versaßt und von den Erzbischöfen und Bischöfe,» milunterzeichuet ist. Nach einem Hinwki« aus die abnorme Lage, in welche die armenische Bevölkerung in Folge der schlechten Verwaltung der Behörden uud der häufigen Kurdeneinsälle versetzt ist. wird der Sultan angegangen, den Armeniern „eben anderen Zugeständnissen ;we, Hauptforderungen gewähren zu wollen, nämlich die voll kommene Herstellung der Privilegien der armenischen Kirche und die Ausführung der in dem Berliner vertrage vor- geschriebenrn Reformen. Der Großvezier versprach, den Be richt unverzüglich de« Sultan vorzulcgr». * Die „Agence de Belgrad«" demrntirt alle Gerüchte über serbische Bestrebungen bei brr Psorle bezüglich der Errichtung eine« ökumenischen Patriarchal«, lieber dir Errichtung eine« serbischen Patriarchal« in Alt»S«rb,en und Makedonien sei in maßgebenden Kreisen nicht« bekannt, noch weniger solle» irgend welche diesbezügliche Schritte geplant sein. * Einer der angesebensteu französischen Staat» männer. der alte Freund Thier« und ehemalig« Minister de« Auswärtigen, BarthLlemy-Saint Hiläire, hat sich gegenüber einem Redaclrur de« .Galignani Meffeiiger" über die Berliner A rbetterschutz-Eonferenz sowie anderer seits über da- Pbantom eine- russisch.französischen Bündnisses geäußert. Im Gegensätze zu der Mehrzahl der französische» Blätter theilt der heule vorliegende .Matin" die sehr bemerke,iSwerthen Mitlheilungen BarthLlemy-Saint» Hilaire'S wie folgt mit: .Ich billige vollständig", äußerte er, .die Idee de« jungen Kaiser«, und Frankreich muß an dieser srledlichea Bereinigung lbe l«ehm«n. au« welcher eine Idee der Abrüstung herporgeden kann, welche durch die Macht der Verhältnisse herdelgeküdrt werden muß Ich mache mir jedoch keine Illusionen über da« Ergedniß der Lovserrnz; die Frage ist zu verwickelt. Muß man doch brr Ver» lchiedenheit de« Klimas, de« Temperament», der Aewohnhelten der Rationen Rechnung tragen. S« ist kleinlich, die Lnlentc sowie die Tugenden leine« Gegner« nicht anerkenne» »II wollt». Wc-dalb immer diese durch Parteirückftchie» dictirie Sucht, anzuschwärzen? Mögen „innerbtn di« Fehler i» Betracht g'zogen werden l D»S hat ober keine Bedeutung neben leinen guten Eigenschasien. die wir mit besonderer Sorgfalt studiren müssen. „Ich kenne Herr» von Bismarck; er lst ein Manu von Genie. Line seiner charotteristilche» Eigenichastea lst, daß er zur rechie» Zelt Holt zu machen weiß. Da« Wad« der religiösen Brrfolgung. d>a Wahl de« Papste« znm Schiedsrichter in der Carolinenangclegenhcil ist r>n Meisterstück. „Der Berliner llongreß war eine ousgezelchnele Idee. Hätte der Long«ß »ich, den Vertrag von La, Slrsano elngetchrüatk, jo wsr« Rnßlaad der Schiedsrichter Europa«. „Da« sronzäsiich-rositsche BÜndniß ist »Ine Ungereimtheit; r« hieße: au» der Tripel-Allianz die Vertdetdigeria der westlichen Llvilisnfion gegen die Iloionche Buibirei machen. A» dem Tage, a» ivelchein Rußland Konstautiiiopei und die von »hi» begehrie» Völkerschaften besitzen wird, wird es 150 Millione» ÜiUwvhger jädle». „Was de» jungen Kaiser betrifft, so gestehe ich Ig ien offen, zu glauben, cr hgve olle Autsicht, elu dedeulend.'r Louverai» zu werdrn, sowie trotz Allem, wo« behauptet wird, sich im vollständig,» Wiaveroedmcu mit selneu, Kaozler zu befinden." * In Pori « hat am Sonnabend, wie schon telegraphisch mltgethejlt. im Elystz« wegen der Demission Eonstan« ei» Minister- rath stat'gesunvcn. T>e belaunt wvcdendro Detail« laste,, die Demission al« Ausbruch ciurr längst bestandenen Berstim- mung zwischen Tlrarb und Eonstan« erscheine», e« kam zu geeetzten persönlichen Anseiuancersetznng«,, in, heutige» Evnsril zwischen den dmbeu Minister«, woraus dir Erklärung Eonstan« an den aa»«se»d«» Earnot. daß er demisstomrrn werde, erfolgte. Eonstan« verließ sofort den Mmifierraih, woraus b ste« Sitzung sofort geschlossen wurde. Dir Minister kamru sodann sofort r» dem Bureau der Kammer zusammen, um k»e Lage za berathen. G« verlautet. Tirard sei bemüht, Hs« Krlse zu beschränken nnd da« Portefeuille de« Ministerium« de« Innern neu zu besetzen. Loubrt und Ribot werden al» Nachfolger Eonstan« genannt. (Wiederholt.) * Major Eerpa Pinto traf am Mittwoch von der Delagoa-Bai ans seiner Reise »ach ver Eapstadt in Durban ein. vom Eap wird er au Bord de« portugiesischen Post- dampsrr« sich direct nach Portugal begebe«. Der Major er klärt positiv, daß er v»n dem l5 000 Manu starken Makololo angegriffen wurde, al» er sich im letzlen August iu Tumdo >m Haus« de« Richter« befand. Diese Angriffe ersolglcn nach seiner Versicherung ous Anstisten der afrikanischen Seen-Ge- sellschast. Bei einem dieser Gefechte wurde die von den Makololo gesührte britische Handelssahne erbeutet. Dieselbe wurde aber später den britischen Behörden ausgeliefert. Erst al« er drei Monate lang fortwährende Angriffe zn bestehen hatte, ging er mit Genehmigung der portugiesischen Negierung selbst zum Angriff über. Die Berichte üb-r alle diese Vor gänge stiitz unlerweg« nach Lissabon. Serpa Pinto sagl, e» hätte ihn überrascht, beim Empsang der amtlichen Telegramme zu finden, wie viel Ausregung der Zwischensaü in Europa herdorzerusrn habe. Jur La-e. bll-6. Berlin, 1. März. So weit jetzt schon die Haltung der Parteien bri deu Stichwahlen sich oeurtheilrn läßt, hat das ultramontan.deulschsrei- sinnig » socialbemokratische Anticartel auch hier überall voraehalten. Ernstliche- Eintreten sür Mitglieder Ver Eartelpartetrn. auch in Stichwahlen gegen Socialdemokraten. haben wir nirgend« erwarlet. aber auch wo von den Partei leitungen oder Wahlvereinen Skimmenlhaltuug empfohlen worben, ist diese Parole seitens de» Centrum- und der Dculsch- jreislnnigen in den weit überwiegenden Fällen nicht beobachlet worden, sondern die Stimmen dieser Parteien fielen , direct den Socialdemokraten z>». Ander» sind die neuen Siege dieser Partei nicht zu erklären. DaS Eentrum insbesondere hat in München, Mannheim, Offenbach und anderwäri« zahlreich sür die Socialdemokraten gestimmt und alle päpstlichen und bischöflichen Hirtenbriefe gegen die Revolution, alle feierliche» Erklärungen klerikaler Redner, daß ein guter Katholik nie sür einen Socialdemokralcn stimmen könne, find inchlS al« wertb lose«, wenn nicht gar heuchlerisches Geschwätz gewesen, von de» Deutschsreifinnigen haben wir daS erst recht nicht anders erwartet. Wenn auch, wie das deiilschfreisinnige Flugblatt sür Herrn Birchow so treffend sazte, der socialdemokratische Sieg eine Preisgcbung der ganzen Enllur, welche die Mcnsch- deit in jahitaujendelangeui Ringen erreicht hat. bedeutet, so haben seine Palieigenosie« doch, von einzelnen a»krle»ncnS- wrrlben Ausnahme» abgesehen. Überall den Eocialdemokratcii im Kamps gegen die Eartelparteien Hilfe geleistet. Und die letzteren, in-besouder« die Nationalliberale», haben dafür »i einer ganzen Reihe vo» Fällen deulschsrcisinnige Candlvalen heraushauen Helsen! Zu der Frage de« Präsidium« im neuen Reichstag ergreift die osficielle „Consrrvalwe Eorrespondenz" da» Work, um mit aller wünschenSwrrthcn Teullichkeil zu erklären, bas; die Conservativen sich nicht dazu hergebc» werden, für einen Reich-lag, wie er au- diese» Wahlen hcrvorgeht, de» Präsi denten zu stellen. Die „Krenzzeilung". die in bekannter Würdelosigkeit gleich wieder Herr» Winblborst einen Liebcr- dienst erweisen wollte, ist damit vervienlcrmaßen abgcscrligt. In parlamentarischen Kreis » halte man nie daran ge» zwe selt, daß die conlervative Partei ein solche« Ansinnen zurückweisen werde. Da» seblle gerade »och. daß cm Mitglied der Cartclparteicn sich dazu hergrbc» könnte, einem Reichstag, der unter dem Schlacht ruf: „Nieder mit dem Carlrl!" gewählt worben ist, behilflich zu sein, eine anständige Flagge anfzuziehrn! Der Vorschlag enthalt die beißendste Selbfikritik. dcS siegreichen Anlicarlels. Nein, wie der Reichstag, so muß auch das Präsidium sei», und da» Anticartel in seinen drei große» Gruppen muß sich darein lheilen; Herr Grillenberger Lars dabei ja nicht sehlen. Wenn man sich, wie die „Krenzzeitung" neulich meinte, mit einem solchen Präsidium vor dem In- und Auslaute blnmirl, so wollen wir da» nicht in Abrede stellen. Aber da« liegt nicht an, Präsidium, sondern am Neich-lag selber, und eü Wäre nur eine Täuschung, wenn man demselben äußerlich ein anderes Ansehen geben wollte, a!« er innerlich in der Tbat besitzt. Wir wollen hoffen, daß wir u»S unter der »e»cn parlamen tarischen Aera nicht noch ärger blamircn. Am Anticartel ist cS jetzt, zu zeigen, wa« c» zu leisten vermag. I» parlamentarischen Kreisen erhalt sich die Ansicht, daß der Reichstag enlwedcr »och im März oder gleich »ach Ostern riuberusen werden wird und daß demsrlben Vorlagen sowohl zur Ardeilerschutzgesetzgebung als zum Ersatz des Socialistengesetze» zngehci, werden. Et iü unverkennbar, daß der Äeiammt.indruck, de» das Aus land von dem Ergebniß der R e ichstagSwahle» empsangen ha!, nur zu sehr die Warnungen rcediseriig». wrlche seneuS einsich tiger Poluikcr im Hinblick aus den Fall dc« Umerliegcn» der Tartelparleieo an die Avrcsse des Lottes geeichter wurden. An wohlgemeinten patriotischen Warnungen Kat c« m der Tbat nickt geskhlt; daß dieselben ans jo wenig srnchibaeen Boden gesall-n sind, ist ein Unglück, dessen vcrbä»gmsjvollc Wirkungen sich gerade auch de» oppositionellen «limmodgrderii a>-r mrbr als einem Anlaß ein- pfiiidlich lüdlbar machen dursten. Mit sicherem Insiiiikt haben unsere AnSIaudSfeinde sasor» die springende» Punkte de» Reichstags- waöleraebaisseS: daSBerblalscndeS nationalen Gedankens und da« erhebliche Anwachsen der Social dc mokratir. beranSgesunden und zu ihren Gunsten gedeutet. Man durchblättei e jedes beliebige sranchsische otec pansiavnlisch Blatt, und entnehme an« dein »ibersprudeliid-ii Belage», womit eS seinem Publicum dar .uiianshallsanie" Vordringen der llmsiurzp rle en in Deullchlani verkündet und zergliedert, wie eiiimurhig ülerill das Brwußtseiii durchbliitr, daß der Wahlsieg der dem che» OpposinonSpnrtei»» r» Wahrheit die iöeschäiie de« AiiSlandeS besorgen hllit. Noch deui- licher wird dieser Gedankeiigang bei einer Gegriiüberslellung der fremdländischen Zeitungtstimnie» von Keule »nd von 1887. am Tage »ach dem Bahlerfolge des llarielS, erkennbar. Damals ein restifiiirter Rückzug aus der ganzen Front de« Chauvinismus in Ost und West, heute ei» erleicherteS Aufalhmen de>- telden Gesellschaft. Cs gebt w>c ein R cken »nd Dehne» durch die Glieder der iulcrnaitonalen Uiiruhestisicr; nicht al» ob sie schon »wischen heut und morgen dt» letzlen lLonscquenze» der in Deulsch- land hrreingebeochenen varkamenioelkchc» Calamitöl zu z -h.n sich »aschichte, — dazu liegt sür sie auch keinerlei zwiugenae Vera, - t>st>"st.dor — wohl aber, weil sie, besser al« unsere uvn gewissen- losen Schwindlern tanotisirtr» Masten, benrtheilen, was eS sagen W ll, wenn eben der Staat, welcher den milchl gsten Hort k>- pvlilischt» und tociale» Frieden« blldrt, in einer Zeii, wo die l!ii- pertödnUchke.t der einander belönipleuden Weltanschauungen, hier de« Erhalten«, dort de« Zerstören-, sich immer mehr zur Krise und
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