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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-06
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003068
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900306
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900306
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-06
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 06.03.1890
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Ersch<i«t Kgltch früh 6'/, Uhr. Lessktis» »o- Tr»editi«> Iadanne-g-ss« 8. SPrrchüoutrn -rr Urü-ctis»: varmittag« IO—m Uhr. Nnch»«»-,« 5—6 Uhr. »» M»« An««»«« s»r st» st« »schfifat Ru«»«r deKinu»««, A»s,««t« «, Wache»»«^« dt« » Uh, »«ch»ttt„«. , „ Ln» »,s Kestt»««»krst»1-'-^ »tzr. Sn tr> /ilinlr» für Z,s.-r„«h«5. Ott« «te»»'« Lnrlt». lllUfrrd Putz»), llnipersiiaiibroße 1, Laut« Lisch«. Kitharlnrnfir. 23 p«rt. uad K-ntg-platz 7, nur bi« '/,» vtzr. «5. Zur gefälligen Beachtung. Unsere Expedition ist morgen Freitag, den 7. März, Vormittags nur bis Uhr geöffnet. LxpeüMoll äv» I^lprszer ^Lxedintte«. Anzeiger. Organ fSr Politik, Localgeschichte, Handels- «nd Geschäftsverkehr. Donnerstag dm 6. März 1890. ' > Sbo»N«»s«t4p*Ol4 vierteljährlich 4»/, Mk. lnrl. Bnngerlod, d Mk., durch dir Dost bezage, 6 Mk. Jede ein««!»« Sinminer SO Pf Belegepemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage, <>» Tageblakt-Formal aesalzks atz»« Gaftbes-rdern», «0 Mk. «U Gaftbes-rdern», 70 Mk. Inserntr saefpaltr« Petchrilr S0 Pf. «^tzer, Gchrtstt» I«N «ch Ur»t-»ir»e«ch»itz. Tad»ll«fich« ». Msftrnsa» »ach tzstzrr» Tartj. UerUnne» »Nr d«M «etzaettsn-srtch di, 4«i»alt. geil» b0 Pf, »«, d» g, «t l i „ » « ch r t ch t«» dt« »geipalte« 8-N» 40 Pf. Inserate find stet» a» die Elldedtttan »» se^e». — lliabatt »ird »tcht «egeden. statzl»»» pr»«uu»«r»wio »drr durch Post- »achnah««. 84. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. Drr V»rkerett»»ss«»tt«sdi«nst so jährigen findet Douuerstaa, I. 2-, Abends « Uhr in drr St. -rte für den ersten dies- dra «. Mär; Ucvlatktrche statt Leipzig, den 25. Februar 1890 Vir Lirchen-Inspectioa fnr Leipzig. DrrG»Pert»tr«de«t. Der Akath der Stadt Leipzig. l>. Pank. vr. Georg». Wirthgcn. Der Vierjährige erste Noch» m»d Bteh««rkt »m StadtdeiirLe Bolk«arsdors-Letpztg Dienstag, den IL. März d. I, findet statt Etwaig« Anfragen und Gesuche find «a unseren Markt inspector Rentsch, Naschmarkl t, 2 Tr., zu richten. Im Ucbrigen bewendet es bei der durch unsere Bekannt- machung vom 24. December 1889 anderweit zur Seonknitz gebrachte« Bestimmung in ß. 2 der hiesigen Vieh» und S-blachtbosordnung vom 14. Juni 1888, nach welcher alies Sehtaehtvteh von diesem Markte ausgeschlossen bleibt Leipzig, den 27. Februar 1890. Der Ikath der Stadt Leipzig. vr. Georgi. Heuuig. NrliiuillMLchmo. Nachdem Herr Sanl Adolf StaeLe, Kaufmann, Brandvorwerksiratzc Nr. 4S, die aus ihn gefallene Wahl zum Armenpfleger im 26. Distrikte angenommen bat, ist derselbe an, 28. Februar 1890 durch Herrn DistrictS-Borstehcr Lehrer G. Kobe- in diese- Amt eingewiesen worben. Leipzig, am 4. März 1890. Das Arnerndtrrctortan». > II. V8. 28. Ludwig-Wots. Art»-. Lus sein Ansuchen ist Herr Gdaard Retnhold Peter, Lehrer, Zeitzer Straße 22, II., au« dem von ihm vi«her bekleideten Amte eine« Arwenpfleger- im 22. Distrikte entlassen worden. W r sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Lrmenwesen gewährte Mitwirkung au-. Leipzig, am 4. März 1890. Das Armen-Directorina». A. kl. kst. 27. Ludwig-Wots. «rtu». Vekanntmachnng. Auf sein Ansuchen ist Herr Ar»edrich Hermann Seidel, Kaufmann, yorkftraße 5. III., au» dem von ihm bisher bekleideten Amte eine- Armenpslcger« im 8./10. Tistricle entlassen worden. Wir sprechen ihm hiermit unseren Dank für die unserem Nrmenwesen gewährte Mitwirkung aus. Leipzig, am 4. März 1890. Da» Armen Direktorin«. ^ kl, 1*8. 25. Ludwig-Wolf. Artu«. Sefnndrn oder al« herreulo« angemeldet, resp. abgeg-bea »nrden in der Zell von, 1. b»< S8. Februar 1890 folgende, zum Theil auch von früher verübte» Dirbft-Hle» berrührend« Gegenstänbe: Lin schwarze« vperngl«», verschiedene Ringe, darunter zwei Trauringe, mehrere Armbänder, darunter ein Granatreis mi> dazu gehöriger Brosche, eine Kvrallenkeile. ein Ohrring, eine Cravattennadel, ein« Brille, elne silberne Tamenridrsitte, eine kurze vernickelte Uhrketle, eia Ruch: „Mittheiliinge» der ge», graphischen Gesellschaft in Berlin", riu großer Kasten Mi! Mustern von Schrrzartikel«, ein Handkörbchrn, rin Paar Manschetten mit Knüpfen, ein Packet mit weißer Wäsche, darunter 6 Kragen, 4 Glück neue Shlipse, ein Packt inü wollenem Garn, «in einzelner und riu Paar gefütterte ichwarze Handlchnhe, zwei Kopf-, resp. Talllentücher, ein Pelzkragen, eine Boa, drei verschiedene Muffe, drei leinene Schürzen und elne einzelne dergl., eine Peitsche, ela Paar Pferdedecken, eine einzelne dergl., eine Messing.N,gn,kav!el, ein Theii einer Hängelampe, drei llciae gußeiserne Maschinenthkile. ein Packet Rügrl und Schrauben, eine ckisenbohuichiene, rin kleiner vierrüdrigee Handwagen, eine eiserne und eine hülzerne Stemi». leiste von gr-ßerr« Wagen, eine Anzahl Gla-tafeln, ans »einend zu Firmenschildern bestimmt, mehrere Spa^ierstScke und Schirme, eine Anzal.1 Portemonnaie« und vutel mit Be t'äaen bi« zu 4 ^ 5? eiu ts-Markftiick lsür ein bO-Piennigstück in Zahlu»g gegeben), mehrere Leihkauejchein- und »»ei T«»ip««s IM Werihe von svcr ro Mart, enclich ela« größere Anzahl Schlüfiel. Ferner wurden bei der vormaligen Eemeindeverwallong Eohli«, a!« im Mai und Juki 1889 gefunden, abgeliesert: Eine deseclr Taschenuhr mit Kette, ein Armreif von schwarzer Lmnille mit Boibbod-a »ad etil »erttzvoller sech-läufiger »tvplver. Dl« undekanniea Etgenlbümer dieser Gegeuständ« werben hierdurch »liqesordert, sich znr Empfangnahme derselbe» in unserem Com- missariat rechtzeitig zu melden, andernsall« darüber nach 8 239 de« v. G »B. anderweit verfüg« wekdeii wird. Slelchieitig sorbern wir a«ch Diesenigeu, welche im Januar and Februar 1883 Jundqrgenftäade bei u»a abgegeben haben, terra Ligenthüwer nicht zu ermitteln «wesen sind, ani, diese chegraiiand« znracktnsar»«», anorrnsall« auch hierübrr den Archte» gemäß der sügt werbe» «ird. Leipzig de, z. Mürz 1890. Lss Polizei«»« »er Stadt Leipzig vretsch»etd»r. Ml. Aicolni-Giimiiakilm. Ai,fn«»»rprüsttna für Lrrta «»»»«ch. de» 1». MikP rüd 9 Ubr. Leipstg, 4. Mär» 1890. vr. U»ikok7. Ltadtische Rcalschnle in leipzig-Reu-mt. Ausuadmeprüsuitg Sonnabend, den 8. Marz, srüh 8 Uhr. Leipzig-ütkudnip. den 3. März 1830. vr. Th. Selbe, Dir. Vau-Areal, i, »»chster Rüde de« vahnhass und der Har1tz»aldu«i sch«» geltgen, hat b.lllg zu verkaufen der StaVtrattz z>» Zwenk««. Ein frevelhaftes Spiel. * Die Sieger in ten Reichrtag-wahlen find rüstig an der Arbeit, um da« unehrliche und srevelhaste Spiel, welche- sie während der ganzen Wahlbewegimg getrieben, zu immer voll- kommenrr AuSgeiiallung zu bringen. Der Grundsatz: „Die Welt mutz brlogeii. mutz auigehetzi und irrrgesuhrt werden", welchem bi« reichdseinbliche» Parteien so grotze Erfolge ver» dankr», wird auch nach dr» Wahlen zur Anwendung ge» bracht, in der Erwartung, datz man damit dasselbe Glück wie in der Wabl'chlachl haben wird. Wenn auch die B«r- hältnisse gegcnmärlig »ngv»stig liegen und nicht dazu «tage- lhan find, emc beioiidcrS freudige Kampse-stimmuog zu erwecken, so erachte» wir e- nach wie vor al- dir Pflicht der reichSIreuen Presse, jenem srevelhaste» Spiel mit den heiligsten Gütern unserer Nation rat« schievcn entgegen zu treten, und wir für unseren Dbeil werden un- durch keinerlei Angriffe und Beschimpfungen davon obhallen lasten, bas u»patriol»che und unsittliche Treiben unserer politischen Gegner »ach Gebühr zu kennzeichnen nnd die Tinge bei», richtige» Namen zu nennen. Wen« etwa die iocialkemokratischen Pretzleiter »nd ihre drulschsreifinnigen Helser-Helser de-G>aubcn» sein sollten, sie könnten unS durch da- Gisl und den Schmutz, den sie gegen un- schleudern, ein- schiichlern, so find sie in dem größten Irrthum besangen. In unserem Herzen ist kein Raum für die Furcht vorhanden, im Gegenthcil, auch wir sagen: „Wir fürchten Gott und sonst »ichlS m der Welt", und be-halö werden wir fortdauernd die socialdemokratische Partei und ihre Verbündeten, weil wir sie für gefährliche Feinde unsere- Deutschen Reiche-, unserer Staat-- und Gesellichast-ordnung halten, mit allen Kräfte» bekämpfen. Wa- erleben wir in diesen Tagen? Nachdem die Wahlen in Folge der Suiiie-verwirrung, die ei» wahrhaft teuft scher Cvstem drr Lüge, Entstellung und Vergewaltigung in weite» Kreisen unsere- Volke- zu Weg« gebracht, einen Reichstag haben entstehe» lasten, wie er in 1» entschieden retch-seind« licher Zusammensetzung noch niemal- vorhanden war — wir erinnern nur daran, daß nächst de» vaterland-losen Social» demokraten auch die Welfen und die Polen beträchtlich stärker al- jemals in demselben vertreten find —, einen Reichstag, der so überaus stark »ach Petroleum und ähnlichen Slofse» riecht, wird jetzt und zwar ganz unverkennbar nach einer von der deutschsriistnuigen Parteileitung in Berlin ausgeqebenen Parole die Mar verbreitet, der Reichstag sei ja gar nicht so Übel. !>» Gegcntbeil, sogar der Kaiser habe seine Auffassung kahm geäußert, daß mit diesem Reich-tag recht gut auSzu» kommen sei, und seine Hoftnung namentlich dadin kunv- qegeben, baß der neue Reichstag eine Stütze für seine socialpolitischcn Neformpläne sein werde, und zwar eine bessere Stütze wie der letzte, der sogenannte Carlclreich-lag. Ja. man geht i» Kieker Art frivolen Behaupten« noch Weiler, indem man, in Wiederholung der zu Lebzeiten Kaiser Friedrich'- beliebten Methode, entdeckt hat, der Kaiser Wilhelm H ff'i ganz befriedigt durch daS WackSthum der deutlchsreisinnigen Partei im Reich-Iag, weil diese Partei kräftig für eine Arbcitcrschutz Geseyarbung einlrrlen werte. Und von einem derarligen, den Thatsachen geradezu in« Erficht schlagenden Standpunkt au» gelangt die beulschsrei- finnige Presse weiter zu der ebenfalls in da- Fabrlreich ge hörenden Behauptung, daß zwischen dem Kaiser und dem Fürsten BiLmarck ein schroffer Widerspruch bestehe oder »um Mindesten vorhanden gewesen sei in Betreff der Bahnen, in denen die socialpolitsche Gesetzgebung weiter sortzuschrciten hat, ein Widerspruch, der sich sogar aus unsere gekämmte innere Politik, deren Hauptträger seitdem der Reichekanzler gewesen, erstrecke. Tie beutscksreisinmgeir Blätter können hierbei den grimmigen Haß, der sie gegen Fürst BiSmarck erfüllt, nicht verbergen, sie gebe» ihrer Schadenfreude beredten Ausdruck, datz die Politik des Kanzler- bei den Wahlen eine Niederlage erlitte» habe, und sie sprechen sich ganz ungenirt dahin auS. datz er entweder seine Meinung derjenigen VrS Kaiser- unlcrzuordnen oder sich von den Geschäften zurückzusieben bade. Aus den Sturz de- Fürsten BiSmarck bat eS die deulschsreisiiinige Partei auch dieses Mal abgesehen, sie glaubt da- Eisen schmieden zu müssen, so lange eS noch heiß ist, und sie hofft durch da- unehrliche Spiel, da- sic durch Insc nirung riuer augeblichci» Gegnerschaft zwischen Kaiser und Kanzler treibt, begünstigt durch den ihr vermeintlich Recht gebenden WahIauSsall, zum Ziel zu gelangen. Man könnte über eine solche Methode vo» Bo-He!t und Intrigue lachen, wenn Da-, um wa» e- sich handelt, nicht zu ernst wäre. Und weil dein so ist und leider die blinde Leichtgläubigkeit in unseren Taa-n so große Fortschritte ge macht hat. so >st e- unhedingt nöthig, daß immer und immer wieder darauf hingewiesen wird, wie die Art und Weise, i» welcher die deutschsreisinnige Presse, vor Allem d e Berliner fortschrittlichen und demekralischen Blätter, da-Wahlcrgebniß srucliflkirc», weiter nicht- al- Lug und Trug und die würdige Nachfolge von der Taktik ist, welche die Oppositionsparteien während der Wahlen befolgt haben. E« liegt auch nicht die geringste verbürgte Nachricht vor, daß der Kaiser sich Uber da- Wahlergebniß in dem Sinne geäußert hat. wie e» in deulsch- sreisinnigcn Blättern zu lpsen ist. Man weiß aus dieser Seite nur zu gut, daß der Kaisir nicht Alles'bemenliren lassen kann, wa- von der ovrr jener Seit» über ihn-in der Presse gesagt wird, und man glaubt de«holh um.so dreister daraus Io«lüge» zu können. Iit e- aber denkbar, nachdem der Kaiser vor den Wahle» cssiciell hat bekannt geben lasse», daß ihm ein Paria» luenlartiche- MajoriläiS-Verhältniß im Reichstag, wie eS die Eartelparteie» darstelUen, zusage n»d daß er darin di« beste Unterstützung seiner eigenen politischen Anschauungen und Regicrung-arundsätz, erblicke, datz nunmehr an Allerhöchster Stelle dir Teulschjreistnnigk» und Socialdemokraten in Gnaden ausgenommen seien? Nnd wa- den angeblichen Gegensatz zwischen Kaiser und Kanzler betrifit, so wird ja ein späterer I flossunge», wie der Betrieb von Handel und Gewerbe Tag noch klar beweisen, wie ausqevauscht und entstellt auch in I überhaupt. Vieser Beziehung oieErzählungen in der deutschsrrisinnigenPresse gewesen sind. Wenn c- recht denkbar ist, daß zwischen dem Träger der Reich-krone und seinem ersten verantwort lichen Nathgrber Meinung-Verschiedenheiten entstehen können, so strafen di« historischen Thatsachen doch geradezu die Be- aupluug Lügen, daß der Kaiser auch nur «inen Augenblick ätte mit dem Gedanken umgehe» könne», den Kanzler, den Mann, welche» Deutschland und Preußen so viel verdankro, au- seinen verantwortung-vollen Aemtern an«scheiden zu lassen. Dasselbe herzliche und innige verhältniß, welche- e»n Menschenalter hindurch zwischen dem Heldenkaiser Wilhelm I. und Fülst Vi-marck bestand, e- ist aus Kaiser Wilhelm H. übergegangen, und daran werden auch vorübergehende Mei- nunq»d>fserenzen, wenn sie überhaupt vorhanden wären, nicht« ändern. Wer war e« denn, der in de» letzten Jahren dir großen socialpolitischen Gesetze in Deutschland in« Lehen gerufen nnd gesvedert Hai? Es waren da» vor Allein der Kaiser und der Reich-kanzler und al-bann die Eartelparteien. denen rß >u danken ist. daß wir heute die Krankenversicherung, die Unfallversicherung und die Aller-- und Jiivaliditäl--Ver- sicheruug der Arbeiter in Deutschland haben, gegen diese socialen Reformen gestimmt? Auch das gegenwärtig de« preußische» Landtage dar- gelegte Gesetz spricht die- in seiner Begründung au«. E« wird daselbst au-gesührt, daß der ungestörte Fortgang der Bergwerk-indnstrie die nathweadtge Boran-setzung für den Bestand und die Entwickelung aller andere« Zweige gewerb licher Thätigkeit bildet. Gerade in jüngster Zeit scl dieser Zusammenhang der Interessen besonder« bemerklich geworden au« Anlaß drr Bewegungen in den Kreisen der gewerblichen Arbeiter; zugleich habe sich aber dabei auch der Nacht heil drr seitherigen vertheilnng der Fürsorge für diese Interessen unter verschiedene Ressort» der Staat-verwaltuug fühlbar gemacht. Ihren Au»gang haben die gedachten Bewegungen zwar vorzug-weise au- den Kreisen der Bergarbeiter ge nommen; nach Lage der gesetzlichen Bestimmungen stehe aber dem Ressort der Bergverwaltnng, in-besondere dem Privatbergbau gegenüber, aus die Regelung drr Arbeiter- Verhältnisse uur eine sehr beschränkte Emwirkuna in mehr polizeilicher Beziehung zu, während diese Verhältnisse in anderen Beziehungen dem Geschäst-bereich der Verwaltung für Handel und Gewerbe zufallen. E« sei daher bisher schon ein Zusammenarbeiten beider Ressort- in allen bezüglichen Und wer hat I wichtigen Fragen unvermeidlich gewesen; die Bereinigung der Die Sorial- > hierbei gestellten hochwichtigen Ausgaben in Einer Hand werde vemokratea und die Deutschsreisinnigen. Und da tritt man I sich aber unzweiselhast der Lösung derselben in hohem Grade jetzt mit drr Behauptung hin, daß im neugewählten Reich-tag die I förderlich erweisen. kocialreformatorischen Pläoe de- Kaiser« ein bessere« verständniß finden würden. Fürwahr, größeren Wahnwitz hat noch kaum die Well erblickt. Und so Verkält e« sich auch mit Demjenigen, was die drulschsreifinnigen Blätter über die Intentionen de« Kaiser« in Betreff de« Socialistengesetze« ihren Lesern aus- tische» Danach soll der Kaiser ganz und gar zu dem Stand punkt der deulschsrrisinnigen Partei bekehrt sein und es werde in Folge dessen kein Socialistenge etz wieder dem Reich-tal vorgelegt werden. Auch in Betreff diese« Puncte« hat mm e» lediglich mil Behauptungen der „Freisinnigen Zeitung und ihier Nachtreter zu lhun; e« ist über die wirkliche Willen»,»einung an maßgebender Stelle absolut etwa» Sichere« Wenn die letztgedachteu Erwägnngen vorzugsweise aller dings nur der Zuweisung der staatlichen Oberaufsicht über den Privatbergbau an da- Ressort für Handel und Erwerbe da« Wort reden, so müßte doch der enge, persönliche und sachliche Zusammenhang diese« Zweige- der be^zbehördttchen Thäligkeil mit der Verwaltung der SlaatSbergweike, in-be- sondere aber die Unerläßlichkeit, die Arbeiterverhältnisse ans den staatlichen und den privaten Gruden nach einheitlichen Gesichr-puncten sich mehr anzunähern, dazu sübren, die.ge- sammle Berwaltung de- Berg-, Hütten- und Salinenwesen» aus da- Ressort für Handel und Gewerbe zu Übertragen, den« mit den staatlichen Grubenverwalliingrn auch ein prakttsche- nicht bekannt» nnd die Folge wird ja lehren, wie der Name! Versuchsfeld gewonnen wird. de- Kaiser» auch in dieser Beziehung zu dem srevelhaslen I Noch bevor diese Begründung de- Gesetzentwurf- bekannt Spiel der reich-feindlichen Parteien mißbraucht worden I wurde, waren schon die Thaten de- neuen HandelSministerS ist. Wir halten eü geradezu für eine Beleidigung de- Kaiser-, I bekannt. Nus den si»calischen Bergwerken an der Saar sind nachdem erst vor Kurzem in seine», Allerhöchsten Namen da» I durch L-rordnung Arbeiterau-schüsse eingesetzt worden, deren ocialistengrsetz mit der Au-weisung-besugniß an den Reich«-1 Zusammensetzung und Ausgaben wir bereit» vor einigen lag gebracht worden war, ihn jetzt einer folche» Aeuderung I Tagen mikgetheilt haben. Obne Zweisel ist in dieser Em- dcr Gesinnung für fähig zu erachten. Hieran krhrrn sich I sübrung einer neuen Organisafton dir Initiative de» Kaiser» aber unsere Opposition-Parteien bei ihrem bekannten Naturell I zu erkennen, aber die Formulirung der Verordnung verrätb nicht, sie denken, je stärker geflunkert und gelogen, desto besser! I di« geschickte und feste Hand de- neuen preußischen Handel-- Wir können de» Wählern aber nach alledem nur zuruseo: I mimster« v Berlepsch. Mau kann e- der preußischen Re-- Augen auf. hütet Euch vor den lilgnerifchen Erfindungen in I g'erung wirklich Dank wissen, daß sie In ihren «genen Ge re» dcutschsreisinnigen und socialdemokiatischen Blättern und I schäften mit der EinsUbruug einer Neuerung vorgegangen ist, denkt immer daran, daß ein deutscher Kaiser niemals mit den I deren Segen noch vielfach bestritten wird und welche ke-halb Bestrebungen dieser Parteien sich einverstanden erklären, daß Teulschlanv niemals von ihnen etwa« Gute« erwarten kann, s Die Neuorganisation -es preußischen Handelsministeriums. 8 Wie in der Natur, so ist auch im Elaal-lebe» eiu fort währender Wechsel die Regel. Zwar tritt dieser Wechsel nur in mehr oder weniger größeren Zeiträumen in die Erscheinung, immerhin aber zeigt der Wechsel, daß Leben im Slaale vor handen ist. daß dasselbe kräftig pulssrl und der Körper gesund ist. Neue Zeilen ersordern neu« Mittel, neue Organisationen, und aus diele» jetzt mächtig dervorgelretene Bebürlinß ist auch die in Preußen vollzogene Neuorganisation de« Ministerium« de« Handel- und Gewerbe zurückzusübren. Al» Fürst BiSmarck im Jahre 188l da- preußische Ha»del-inin>stenun> übernahm, war gewissermaßen ,n der gewerbliche,, Entwickelung eme Pause eingelrele». D eAngklegenheilen de-eigenttichen Handel« wurden im Reiche erledigt, da- R nch-amt de« Innern ivuchs zu einer großen Behörde an und die Lande«gewerbegksetzgrb»»g schien aus der einen Seite vorläufig abgeschlossen, ans der anderen Seile Halle auch hier da- Re ch den Löwenanteil an sich gerissen, so daß dem Staate Preuße» nur ein Aussicht-recht ziislaud. Im Uebrigen war schon in, Jahre 1878 von dem Ministerium sür Handel und Gewerbe da- Berg-, Hülte»- n»v Salinenwesen abgelrennt und dem Mi»isieriui» sür öffentliche Arbeiten einverleidl worden. Aus diesen Maß nahmen ist am besten zu ersehen, wie in den verschiedenen Zeiten die Beurtbeiluiig eine- Geschäftszweige- eine andere sein muß und wie sehr auch die üekennlniß der Wichtigkeit von der Zeitsliömung abhängig ist. Zwar bestanden zu jener Zeit keine zwingende» inneren Gründe, jene Ressort« von dem Hanvel-miiiistcnum lo-zulösen. allein diebamaligr Geschäftslage bol genügenden Anlaß. dieseN- fforl-eineni »e»e»M>»itterium sür ösfenttiche Arbeiten, welchen, auch hauptsächlich bi» Eisenbahn- und die Bausacheii »»t -rgcslellt wurden, zuzuwcisen. E«wurde dadurch allerdings da- HancelSministerium etwa» entlastet und später wobl auch damit d,e Ucbernabme diese» Amt« dem Fürsten BiSmarck erleichtert. Da-Handel-Ministerium selbst ging am 17. April 1848 au- dem Ministerium de» Inner« hervor und kamal- wurden ihm noch tue öffentlichen Arbeiten zugrwiesen. E« umfaßte damal- außer dem späier auf da» Reich über- gegangene» Postkepartement und den Geschäften de« H.rndel»- anitS da- Salz-, Hüllen- und Bergwesen, Handel«-, Fadriken- »»d Bauwesen, die Lanbwirlhschast, einen Tbeil de« Gewerbe- zweige« und da» technisch- Schulwesen. AlS im Jahre 1878 die Ministeriell sur öffentliche Arbeiten und sür die Land- wirthschaft begründet wurde», wurden die obengenannten Geschäfte zu»> Thcil diesen Ministerien überwiesen, so daß also dem Ministerium nur Handel und Gewerbe mit den RcssorlS der Privatbankinstilule, der Schifffahrt, der Rhederei und dem Lcolsenrvescii, sowie der Porzcllaiimaiiusactur. der AichungSbehörden und Navigalion-schulen verblieben Die großen BrbeilerstrcikS in Rbeinland-Westjalen legten zuerst den Gedanken nahe, da« mit der Aufsicht Uber da- Berg wesen betraute Ministerium sür vsienlliche Ältesten zu enl, lasten und die grsammle Montanverwaltuiig in eine Hand zu legen. Die neuen Zeilen bedingten rin« neu« Organisation, denn bei der streßen Bedeutung de« Berstbaue- sür die ge lammte Induline und den Handel erfchien eine genaue Beobachtung und Regelung der Wechselwirkungen der groben Erw«rd«zwe>ge nt« unumgänglich nothwendig. Dir Interessen des Bergbau« unterliegen, seitdem er fast oulschließlich in der Form hochorganisirten Großbetriebs auslritl »nd vorzugs weise daS Großkapital in demselben Anlage stejucht hat. im Wesentlichen denselben wirthschastlichen besetzen und Brrin- auch im Slaat-rathc selbst eine Mebrheit nicht erringen konnte. E» wird sich ja zeigen, ob die Befürchtungen, welche an dieselbe geknüpft worben sind, gerechisertigt waren, und wenn sich die» in der Thal Herausstellen sollte, so werden die in den großen Betrieben de» preußischen Staate« gemachten Erfahrungen auch die Mittel an die Hand geben, eine verbessernde Acnber»»g herbeizusnhrni. ES ist gewiß nicht die Ausgabe de« Staate«, zu epprrimentiren, am allerwenigsten aus socialpolitischem Gebiete, allein unter Umständen muß der Staat i» Neuerungen die Führung übernehmen, denn sollte wirklich sich eine von ,hm emaesührte Maßregel al- unrichtig erweisen, so hat der Staat Ansehen genug, um den Rückweg ohne Folgen zu beschreiten. In Bezug auf die BrbeiterauSschüffe glaube» wir jedoch nicht an eine Umkehr. Wir sind fest überzeugt, daß sich dieselben bewähren werden. Andere Zeilen, andere Menschen, andere Gesetze. Unsere Zeit verlangt nach einer Reform der Arbeit, e» wäre thöricht. die- leugnen zu wollen, umsomehr, als die Berechtigung diese« Verlangen« von keiner Seite ernstlich b stritten wird. Nur über die Wege sind wir u»4 gegenseitig nicht klar. Hier Helsen auch theoretische Er- örlerunge» nur wenig, hier reist die Flucht nur aus de« LebenS goldenem Baum. Wenn daher in den, ersten deulschen Staate, Preußen, durch die Vergrößerung der Aufgaben de« Handel-m»iistenumS und durch die Ernennung eines neuen Minister«, dem der beste Ruf voraus gehl, der erste Schritt aus diesem Wege gelhan wird, so kann die- auch in den anderen deutsche» Staaten mit Freuden begrüßt werden. > Leipzig, 6. März. * Kaum ei» deutsche« Blatt könnte mit wärmer», Aus druck von unserm Kaiser sprechen, al« e« im „New-?)ork Hrrald" geschieht, sowohl in einem Bericht au» Berlin al« auch in de» Ansfuhrunge». welche die Leitung de« Blatte« deniselbcn hinzujügt. Der Berichterstatter meint, der in »euerer Zeit so oft hervorgehobrne Gegensatz zwischen Kaiser und Kanzler bestehe mehr dem Anschein nach als in Wirk lichkeit. Wenn die berühmte» Erlaffe wirksam werden sollten, so hätten sie eben von dein Herrscher an-gehen müssen, der hoch über allen Parteien steht, und nicht vom Kanzler. Der Kaiser sei aus politischem und wirlhfchasllichcni Gebiet »in Schüler seine« großen Minister«, aber kerne Puppe in drffen Hand, sondern «i». thalkräftiger, fähiger Mitarbeiter von einer Selbstbeherrschung, die sür einen so jungen und mächtigen Man,, erstaunlich sei: Europa, so lähr» der Berichlelsialter de« „New-Park Herold" fort, wird Zeit gebrauchen, um dle ganze Bedeutung diele» jungen Herr- scher« zu ersinnen. Er lcheint n cht nur seine» groben Ahnherr» Friedrich ll. sich zum Bord ld genommen, sonder» aiich von allen seinen Vorgängern an« seinem bertlinnlen Hausi die nachadmung«- würdigslen ltigenschnlien sich angeeignei zu baden, de liadlhorte Thatkrast nnd peinliche Pflichierlüllung Friedrich'- de« «prob«», die Leutseliasiil und hobeit-volle Wurde seine« Großvater-, die Menlche»- sreuiitlichkcit und Aule seines vaier». dessen Wunsch, seinen Unier- ibanen Gnies zu erive sen, llknijer W Iheiin erluUen wird, während der Elftere wahrscheinlich darin Lchissbruch geinten hätte durch rin Uebermaß vo» Guiherzigsilt und dadurch, daß er die Thaiiache nicht genug wilrdigie. dod emc Regierung stark se n muß, bevor sie sich gestalte« kann, grobberzig zu lern. Im 1tr ege will der Kaiser leine Männer führen wie Friedrich II., »n Frieden wünichl er den Traun, Heinrich'« IV. zu verwirk! ch-n — zwar »ich« dc.S -uh» im Tapse, denn da« wäre Z» schwierig hier z i erlangen —, aber weniger Arbeit-slnnden will rr de» armen tzclaven der Maschinen und de« Ackers verschossen und kill paar Pfennige »II ihrem Tag>- lohn. k) nn ihm da« gelingt, lo bat er den grüble» Sieg ln, Fricden errungen, den >e ein Herrscher davonge,raren hak. An li se» Br es schließt tcr .New-^)-' k Hcraie" ei, e bemerkeurwerlhe Gegenüberstellung Friedrich'« de« Großen und unsere« Kaiser«, den er sür die interrsfanteste Persönlich-
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