Suche löschen...
Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-14
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003140
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900314
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900314
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-14
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 14.03.1890
- Autor
- Links
-
Downloads
- Einzelseite als Bild herunterladen (JPG)
-
Volltext Seite (XML)
Erscheint täglich früh S'/, Uhr. k.r-arrion und LrprdUiou Iohannelgasje 8. -Prechkun-kn der Kr-aNiou: vormittag« 10—12 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. I>I KirNva»»»« m»»,tcrn>«« »»«> aa »» ««»»ckcm, »ich, »crtmdtcch. «>««»»« »er sie »ir nichftsot,«»»« Nu»»er teftt««ten Inserate an W«chen«a>e» »t» L Udr Nachunttaa». an r»«n- uu» Krfttaaru srü» dl» ll.v Utzr. 3» dru ^Uialr« für Zns.-^nnahu"' Ltta Me«« » Sortim (Alsrrtz Hahn), UaiversttätSstraße 1, Lant« Lösche. Katharlnenstr. 23 Part, und König-Platz 7, nur bi» /,» N»r. KMM.TWblatt Anzeiger. Organ für Mit». LocalaesMMe. Landels- mldGcschästsmkthr Abonuement»pre1» vierteljährlich «»/, Mt. tacl. Vriaqrclohn b Mk., durch dtr Ooft beznge» ii Mk. Jede eiazrlae Nummer 2V Os Belegexemplar 10 Ps. Gebühren sür Extrabeilage, (in Taqedlali-Farmat gesollt, ahne Postde'örderuag «0 Mk. «U Postdejörderung 70 Ml. Ialrratr 6 gespaltene Petitzelle SO Pi. Größere Schriften laut uns. Orri-verzeichniß, Dabellorischer n. Ziffervsatz uach höheno Lan>. Kutamrii »ater dem Nedactioasftrtch »tr «getvatt. Zelle 50 Hs. var de, Familieaaachrtchte» die Sgespallene geile «0 PI. Inserate sind siet« an die Expr»ttt«o z» sende». — Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung xrneouwsrnollo oder darch Post- Nachnahme. 73. Freitag den 14. März 1890 Amtliche Bekanntmachungen. Vekannlmachung. Ja den Nächten zwischen dem 2l. und dem 24. März diese« Jahre« wird die Spülung der Hauptrohre der Wasser leitung durch dir Epüischieber nach den Schleußen und vom Morgen de« 25. März d. I. ab am Tage die Spülung der Zweigrohre durch die Feuerwehr stattfinden. Leipzig, den 12. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig, l» 1785. 11r. Tröndlin. Rübling. Ausschreibung. -keuba« der Leutral-MarkthaUe in Leipzig betr. Die Eindeckung der Hallendächer an der Markthalle mil verzinktem Eisen-Blech, sowie die Herstellung der erforder lichen Dachrinnen und Absallröhren soll vergeben werden. Die Bedingung«- und Arbeilsverzeichnisse können durch unsere Bauverioallung im Baubureau an der Winbmühlenstroße Hierselbst gegen Porto- unv bestellgeldsreic Einsendung von einer Mark bezogen, bez. im Baubureau, woselbst auch die Zeichnungen re. au-liegen, eingesche» werden. Die Angebote sind verschlossen und mit der Aufschrift Crutrai-Markthalleu-Klcmpnrrarbeiteu rc. bi« 24. April er. Vormittags 10 Uhr im RalhhauS allhier, ll. Obergeschoß. Zimmer Nr. 5, portosrei einzureicheu Der Rath behält sich die Auswahl unter den Bewerber», bez. die Theilung der Arbeiten und die Ablehnung sämml- licher Angebote vor. LUpzig, den 11. März 1890. Der Rath der Stadt Leipzig. I». 1748. vr. Tröndlin. Rüling. Vrkanntmachung. Mit Zustimmung der Herren Stadtverordneten haben wir ! beschlossen, die Westliche Baufluchtlinie der Plauenschen Stratze nach Maßgabe der rolhc» Linie des Plane« .Tiesbauverwaltung Nr. sestzustellcn und dadurch die s Breite dieser Straß« durchgängig aus 1l,328 m (20 Ellen) zu bestimmen. Indem wir die« hierdurch zur allgemeinen Kenntniß bringen, bemerke» wir, daß jener Pia» aus unserem Bauamt (Nbtyeilung für Ticfbausache», Zimmer Nr. 14, in der 2. Etage de« Rathhause») vier Wochen lang zu Jedermann« Einsicht au«liegen wird, sowie daß Widersprüche wider denselben binnen gleicher Frist, vom Tage de« Erscheinen« dieser Be kanntmachung in den Leipziger Nachrichten an gerechnet, bei deren vertust bei un» schriftlich anzubringen sind. Leipzig, den 10. März 1890. 1090 Der Rath der Stadt Leipzig. ! direkte Wahlrecht bei den Wahlen außerordentlich in da«I s Gewicht fällt, immer sehr wohlgefällig ausgenommen werden,! und wir sind überzeugt, daß. wenn e« möglich wäre, da« i '^'^'?»7/„7-i,',^nlen Fürsten von «l,mar» arithmetisch au«zurechnen. »in sehr bedeutender Proceatsatz von ! sthe „ Staat«minlsterium« statt ! Abgeordneten herau-kommen würde, die ihre Reich-taz»-»S'tzuncz de» preug Iw Mandate lediglich dem vertheuerten Branntwein zu ver danken haben. Ganz vergeblich war. wenn man vor den Wahlen den slir solche Versprechungen so lc-cht zugänglichen Leuten klar machen wollte, daß da» lau'er Vorspiegelungen seien, welche selbst von Denen, dir sie vordrächten. nicht geglaubt würden, unv daß die socialbemokratischen Volktbeglücker mit solcher Art von Agitation den reinste» Humbug mit den Wählern triebe». Ein sehr großer Theil unserer sogenannte» unteren Elassen ist unausrottbar von dem Glauben erfüllt, daß die Führer der Socialtemokratie au» reinster uneigennütziger Menschenliebe sich zu dieser Rolle hergeben, und sie nehmen daher Alle», wa- au« deren Mund kommt, al» eine Art Evangelium aus. In dieser Beziehung stellen sich unsere sccialdemokratischen Arbeiter genau aus die Stufe der Ultra- montanen, welche in dem jeweiligen Bischof von Nom de« unfehlbaren Papst erblicken und anerkenne». Bei de» I einander, in iveiwc» ^»- '«».H-rstande kettieSweaS Socialdeuiokrateu heißt »ur der Parteipapst Bebel —im I fetten erbeblich dissenren, vo» de> p Nebligen ist kein Unterschied vorhanden, hier wie dort völlige! günstige Vorstellungen hervorzuruse g g I Leipzig, 14. März. ,m Mittwoch Nachmittag 2 Uhr hat unt" b-m «?r. de, cn,^ic,..«-äüd«„ten Fürsten von ^ itzUNg ^ ^ * Nachdem infolge d" beka^ wohl nämlich von der Mehrzahl d-sieben i» Deutsch- d.e preußische Arzueilaxe übernommen w.rv, bestehen m D« ^ versehene Staaten ane.nandergrenzen. «A E "r ein- Unterordnung und PreiSgedung der cigene», aus selbstständiger Prüfung beruhenden Meinung. Trotz alledem muß man aber doch einigermaßen daraus! gespannt sein, wa» man innerhalb der Arbeilerwelt zu dem - Lne „Hamburger Nachrichten" brachten kürzlich inen Berliner Artikel zu Gunsten der ^ «rbetler- chutz-Gesetz-Entwürfe nicht ohne Rücksicht aus da. Lraebniß der itcrnat. onal«n Eonserenz^vor deren neuesten Taschenspieler-Kunststück sage» wird, welche» ihnen I Beendigung dem Reichstage vorgclegt werden könnte,. gegenwärtig »ach den Wahlen von ihren Führern vorgcmacht I Deutschland dadurch, daß e« zum MeinungSausrauiw wird. Wir konnten schon vor einigen Tagen mittheilen, daß ' ' " " ^ > e >» dem Hauplorgan der sächsischen Socialbemokratie, dem ..Sächsischen Wochenblatt", in welchem namentlich Herr Liebknecht seine Weisheit abzulagern pflegt, ganz gehörig abgewiegelt wird und zwar in dem Sinne, baß die sociatisti- ! b^siimmt" formulirte Frag'en eingeladcn. die moralische Brr- vfllcbtuna übernommen habe, die Erzielung eine- El Verständnisse- in dieser oder jener ehe r» zur praktischen Erweiterung de« «rbetterschutzeS m ... ... ..... ... ^ eigenen Gesetzgebung übergehe. Da e» sich um nicht- schen Wähler sich mit dem Gedanke» vertraut machen sollen, I wesentlich Neue- handle und in einzelnen Staaten eine, wenn daß auS der Verstärkung, welche die Socialdemokralie bei den ! auch unzureichende Praxi« versiege, so sei anzunehmen, daß letzken Wahlen erfahren hat, keine praktischen Resultate heraus-1 die einzelnen Regierungen ihren Standpunct bereit» gowavu springen werden. Da» heißt, mit dürren Worlen gesagt, alle! haben werben Die Conserenz werde nicht >m Plenum oie schönen Versprechungen, welche ihnen vor Le» Wahlen ge-! akademische DiSeussionen halten, sondern nach der Ervfsnung»- niachl winden, werden sich wie eine Seifenblase in Nichts a»f-1 red« gleich Ausschüsse zur Beratbnng der Specialfragen bildea lösen. Nunmebr, nachdem die Herren Bebel und Genossen s und dann deren Berichte i» fünf oder sechs Plenarsitzungen ihre Sitze i " an der Zeit, daß sie ihre Erwartungen wieder zurückschranben soll Jemand im gewöhnlichen Leben so etwa« widerfährt, 1. man zu sagen, daß er an der Nase herumgesührt, daß > werde man andererseits die bcbührenke Rücksicht mit ihm der reine Schwindel getrieben worden ist. Wo bleibt' ^ ^ —-r— — im Reichstag erlangt haben, erachtet man e« al» I erledigen. Die Eonserenz werde kaum über 14 Tage zu thun it, Denjenigen, die ihnen dazu verholst», zuzurufen, I haben und dieselbe» vor Ostern schließen können. Man werde rllen. Wenn l sich daher keiner Lcrsäumniß schuldig machen, wen» man die , dann pflegt! Eonserenz abwarte, bevor man den Reichstag beruse, und vamit lesübrt. bak ! n,,»de man andererseits die acbührende Rücklicht aus die anderen Id. Or. Tröndlin. Wilisch. Bst A«clim-Kt>lgiu>!ii«ichiiii». Montag, den 17. dics-S Monat-, RachmittagS von rt Uhr an, sollen aus den» an der Scharnhorststraße, zwischen der stoch» und staiser Wilhelm-Straße gelegenen ilreiaana- schen Bauplatze ca. 113 Stück Baupsosten. 38 Stück Schußriegel, 18 Stück Slreckhölzer, 17 Stück starrtiihölzer, 1 Bau bude und verschiedene andere BauhandwerkS- Gegenstände an den Meistbietenden gegen sofortige baare Bezahlung öffentlich versteigert werden. Leipzig, am 13. Mär, 1890. Der Rath der Stadt Leiptig. Ick. 3680. l)r. Tröndlin. Hübschmann. Ktli-IiM». Da« in Nr. b8 dieser Zeitung vom 27. Febrnar 1890 enthaltene Aalsebot vom 19. Februar er., betreffend di« in Gemäßheit deS Aüerh. Privilegll vom 19. August 18L4 unter dem 8. September 1854 au«geserl>gle, aus den Inhaber lautend« vlerproeentiqe Priorität«. Obligation der ehemaligen BreSlau-Schweidnitz-Freiburger lLiienbahn. Gesellschaft l-it. 6 Nr. 563 über 100 Thaler, wird dahin bcrichtigi, daß der AusgebotStermin aus dcn 5. Januar 18S4 vormittag« 11'/, Uhr (»i«t 11 Uhr) auderaumt »arven tst. vreSlau, den 5. März 1890. st-nlgllches Amtsgericht. Leine praktischen Kesultate — keine positiven Vorschläge. * Darüber kann kein Zweifel herrschen, daß bei den letzten ReichStagSwahlen die unwissende Volksmenge von keiner Seite mehr mit Versprechungen geködert worden ist als seitens der Führer der socialdeinokratischen Partei und der denselben dienstbaren Presse. Nur die Deut sch fr ei sinnigen dürsten allenfalls dieselbe» Mittel und Wege an gewendet habe», um de» von ihnen gewünschten Eindruck ans die Wäbler hervorzubringen. Wer vor dem Wahltag sich die Mühe nahm, einer socialdemokratischen Wähler versammlung beizuwohncn, oder e« über sich gewinnen konnte, die Flugblätter dieser Partei zu lesen, der mußte, wenn er auch von vornbercin wußte, daß die Socialisten den Munv etwa« voll nehmen, erstaunt sei» über die Unsninmc Dessen, waS man namentlich den Aibeiterkreist» in Aussicht stellte, wenn sie dafür Sorge trügen, daß recht viele Social demokralen in den Reichstag gewählt würden. Verminverung der Arbeitszeit, Vermehrung der Arbeitslöhne, Herabsetzung der LebenSmittelpreisc, Adschassung tcS sichende» Heeres und dessen Ersetzung durch eine VrlkSmiliz mit höchste»« einjähriger Dienstzeit und noch viele andere derartige stleinigkeiten versprachen im Handumdrehen die socialbeino kratiscben Munvhelben. die jedenfalls recht gut wußte», daß sie ihrem Publicum Derartiges dielen konnte», ohne von dein- sclben auSgelocht zu werden. Wir wissen, welch« große Rolle in der Wahlbewegung namentlich auch der Schnaps gespielt hat, und wir können einem thüringischen Blatt nicht »»recht geben, wenn e« nach den Wahlen de» etwa« originellen W tz machte, der deutsche Wähler sei diese« Mal über die SchnapS- bulle gestolpert Die Zm'icheriini billigen Schnavst» wird bei einem großen Theil unleicr Bevölkerung, welcher luich da« aus breitester demokratischer Grundlaae ruhende allgemeine nun die goldene Zeit, wo bleibl der billige Schnaps, wo bleiben die Fleisibtöpse uud alle die anderen Versprechungen, mit welchen die Wähler geködert wurden? Herr Liebknecht zuckt jetzt die Achseln u»b ermahnt seine Getreuen, sich mit dem Alle» noch zu begnügen, denn er könne keine praklische» Resultate hervorzauber». Wa« wird wohl ein hiesiger socia- listisckcr Wähler, dessen Frau am Tage der Wahl in einen hiesige» Fleischerladen mit den Worten trat: „Ach. wenn nur beule Bebel gewählt würde, dann hätte» wir nicht mehr da« Fleisch sc^ Ihcuer zu bezahlen", zu dem neuesten Programn» seines Freunde« Liebknecht sagen? Diese» neueste Programm ist aber auch »och nach e'ner anderen Richtung hin interessant, denn e« enthält die voll ständige Bankcrotlerklärung der socialdemokralischen Parten leitung. Herr Liebknecht bemerkt in dem angezogenen Artikel de» „Sächsischen Wochenblatt«»" noch weiter, „er und seine Freunde würden sich hüten, im Reichstag mit posi tiven Vorschlägen hervorzutrrten» dazu seien sie zu gescheibt." Die Arbeiter haben demnach von Denjenigen, welche sie zu ihren Vertretern gewählt haben, nicht zu er warten, daß sie bestimmte Vorschläge machen, in welcher Weise dcn Arbeitern geholfen werden kann. Wenn da« nicht der reinste Nihilismus ist, der hier gepredigt wird, daun wissen wir überbaupt nicht, welcher Sinn diesen Worten beizulcgen ist. Für Nicht« und wieder Nichts sind die socialdemokratischen Abgeordneten gewählt, so will und verkündet r» Herr Lieb kiiechk. Wir können un« ven Grund recht gut denken, der den Parleiches der Socialisten hierzu veranlaßt.' Derselbe sagt sich i» sc,»ein Innern selbst, daß di« socialdemokralischen Refoniivorschläge in der Regel dazu angelhan sind, um ihre Urheber in der Meinung aller halbwegs gebildeten und objecliv Denkenden al» Phaniasten und noch SchliinmereS erschcinen zu lasten, und daraus ist dir Motivirung .wir sind zu gescheidt dazu" auch jedenfalls gemünzt. Herr Lieb knecht will sich nicht blamier» und deshalb keine positiven Vorschläge. Nun ist e« aber mit dem Wesen einer großen politisch?» Partei unlöslich virknüpst, und eine solche will die Cvcialdeniokratic sein. daß sie allerdings bestimmte Vorschläge machen muß, in welcher Weise sie sich denkt, daß Vit Verhältnisse de» Slaalk« und der Gesellschaft vc-r bessert und geregelt werden sollen; sie muß mit einem greifbaren Programm an die Oefscullichkeil treten, mil einem Prcgranim, von dem allerdings al« Voraussetzung gilt, daß zu seiner Ver wirklichung überhaupt Raum in der irdischen Well vorhanden ist. Weil die Socialdeniokralic solche mit den Grundsätzen der Vernunft und der Möglichkeit ii» Einklang stehende Vorschläge nicht macken kan», deshalb lehnt e« Herr Liebknecht ob, an den Rcich-tag mit Anträgen zur Verbesserung der Lage heran zulrclc» und die Regierung und die slaatSerhattenven Par leien in ihren dessallsigen Bestrebungen zu unterstütze». „Social-Humbug* »ciinl er diese Bestrebungen, wohl in dem Glauben, daß er mit solchem Schlagwort in de» Kreisen, die er zu seinen egoistischen Zwecken ouSbeutet, Eindruck machen und die Haltlosigkeit seiner eigenen Position verdecken kann. Nu». Diejenigen, welche socialdemokratisch gewählt haben, ivissen jetzt, welches Loo» ihrer harret. Nach dem eigenen AnSspruch ihrer Vertreter im Reichstag werden au« den Erfolgen, welche die Socialisten bei den Wahle» errungen baden, keine praktischen Resultate hervorgehe». alle« Hoffen und Wünschen, die Lage de« ArbeiterstanderS verbessert ru sehen, ist ein vergebliches gewesen und die socialdemokratische Fraktion lebnt e» nv, positive Voischläge eiiizubringe». Wem jetzt noch nicht dir Auge» ousgehe». wer jetzt noch nicht einsieht, daß die ganze Wahlagitation der Socialbemokraten b?r reinste Schwindel war. den, ist überhaupt nicht z» Helsen, sondern der mag sich nur ruhig in srinem Dusel sortbewegen. Man müßte aber an der gesammlen Menschheit verzweifeln, wenn ein derartige» Lug- und T'ugsystem schließlich doch nicht in sich zusammen stürze» und Denjenigen, welche e« auszebaut haben, nicht zum Verkerbk» gereichen seilte. Staaten nehmen, ohne die eigenen Interessen zu gefährden. ES sei kenn auch gegründete Aussicht vorhanden, den Reichstag erst kurz nach Ostern zu berufen. Die Meinung, daß durch Abwarten der Ergebnisse der Conserenz eine verhäng, mßvolle. nur der socialistische» Agitation zu Gute kommende Verzögerung in der «»»süb'ung der kaiserlichen Erlasse der- deigesührt werde, sei bei dieser Sachlage unbegründet Die .Nachrichten" bemerken dazu, daß dem eine Auslassung im Pariser .TempS" entspreche, wonach Deutschland die nach- acsiichte Verschiebung der Conserenz um 8 bi« >4 Tage mit Bezugnahme aus den Wunsch Sr. Majestät deS Kaiser«, dem NcickSlagc die Beschlüsse der Conserenz vorzulegcn, ab gelehnt habe. * Die .Kreuzzeitung" bat »einen neugewäbltcn social- demokratische „Re ich StagSabgeorvnrlen einer millcl deulschin Stadl" über die dcmnächstige Haltung seiner Frac lion „interviewen" lasse» und folgende Auskunft erkalten: Unser A-ivührSniann fragte ihn, ob d e -I»bänger seiner Partei und er selbst der lurchfühiung de- kaiserlichen Resormpro- qramme« Widerstand enlgegensetzten oder dleselbe unterstütze» würden. Der Herr erwidern:, daß. wenn nach den in den Erlassen ausgesproäienen Grundsätzen die Socialrcsarm auch im Reichstage in Angriff genommen werde, die Soctaldeinokraten sür diese An iräge stimmen würben. Der Fall, daß sie, wie beim Krankencassen qesetz und der Altersversicherung, dieselben als .ungenügend^ zurückwetsea würden, sei nach Maßgabe der gegenwärtigen Lilmmung innerhalb der Partei kaum als möglich g„zu- »ehmen. Allerdings vermisse man in dem kaiserlichen Programm die schärfere Betonung eine- Mazimol-ArdeitStageS; und die socialdemokratische Fraction werde nicht verfehlen, durch etwaige Zusatzaiilräqe diele» angeblichen Mangel auszugleichen. Wenn aber die Majorität de» Reichstage» diese Zusatzanlräge verwersen sollte, so werbe man sich vor der Hand auch nn» den übrigen Lon< ceisionen begnügen. In Io fern sei alio die Socialdeinokratie bereit, da» Vorgehen de» Kaiser» zu unterstützen. — Hieran schloß unser Gewähr-Mann die Frag-, ob dann die Führer der Social- demokraiie, wenn die Krone >n einer lo nachdrücklichen Weiie iür die Bcsserstelllinq der arbeitenden Elassen eintrete, „,id die Social- teinokraie» selbst diesen Relocmen ihre volle Anerkennung zollen, auch von ihrer onti monarchischen Agitation ablassen würden. Der Gefragte antwortete, über diese selbe Frage habe während der letzten Wochen innert,olv der soclaldemokioli'chen Partei ein lebhafter, s-'wohl mündlicher, wie schrislücher MeinungSau-iausch statt, gesunde» Eni Theil derjenigen Parteg-noffen, weiche sich an d cscr ^.iscussioii be,heiligten, l abe eS allerdings al» völlig umnüglich bezeichne«, daß zwischen der Monarchie »nd der Socialdemokratn rin Lomproimß geschlossen werde, nn, durch dasselbe social, demokralische Forderungen unter monarchischer R-g-eningSsori» durchzusctzcn. Diele seien bei der Ansicht stehen geblieb-u. daß die Eccialdemokraiic ihren innersten Grundsätzen gemäß jede der Europa bestehenden Regien,iigSsor»«» als eine ihc scind liche Macht betrachte» müsse. Dagegen aber habe ei» anderer uich. unwesentlicher Theil der Parteiführer seine Meinung dahin geäußei, daß für d^e Socialdemokiaiie die Durchführung ehrlicher und m». sastender Resoinie» aus sociale», Geliele dir Haupiiachc lei. und "E,.'^^g1erung Vierzu die Hand blele. so müsse diese auch giundsStzlch von der Sociaidemokiatie unlerstützi werden, gleichviel, we che Form diese Regierung zeige! - Tieic Srörierungen. be, welchen der ,» Frage stehende Abgeordnete den erster«» Slandvunc» vertr.ien habe, seien ..augenblicklich de,gelegt", ahne daß sich jedoch Fraw emjch^!n ^.'>n wollte, ,u wessen Gunsten die« Eine „Entscheidung" wird in dieser Frage, ilircr Natur E7L' "berhaupl nicht eisolgen; auch eine Abstimmung derartige Frage „ich, Urb-r die lügt, sachliche Haltung der verstärkten svcialvenivkratischcn Fraction wird man ,a im Reichstag bald Ausschluß erhallen. Befriedig,mg blicke» die Führer der vo n'schcn Bewegung in Posen »nd Wcstpreuken an dw l.tzte RcichStagSwahl vom 20. Februar zurück; ist eS den Pole» doch gelungen. 245 832 Stimmen aus ihre Caudidaten zu vereinige», gegen 2,9 973 Jal.re 1887. gegen 203 188 Oahrc >884 und gegen ,9,881 in, Jahre I88l; ist e, ! A ..De..„ch.Fre„',,,„iqen'- gelungen b"' Mandale abziinehin-n ^ ,ö vatz dte.Hahl der polnischen ReichStagSabgeorrnelen ,u„„I,e,r >auf Id gest.ege.. .st; ^ l^h^.jch.n Lrmeland über 5000 Stimmen erhalten. Diese Erfolge, die in der Hauptsache der Agitation der zahlreichen polnische» Vereine und der polnischen Geistlichkeit, wie auch jder Mit wirkung verblendeter deutscher Katholiken zu verdanken sind, haben die Polen mit neuen Hoffnungen erfüllt und ihr Nationalbcwußtsein auf« neue gekrästigt. Ein Glück ist e« »ur. daß die Maßregeln der Regierung zum Schutze de» Deülschlhum» in Posen und Westprcußen allmälig zu wirken beginnen. - Wie im Vergangenen Jahre haben auch in diesem Jahre die in Berlin wohnenden Bayern sich am ll. d. M. im Hotel Kaiserhos zu einem gemeinschastlichen Mahle vereinigt, um da« aus den l2. fallende Geburt-fest de- Pruiz-Regenlen zu feiern. Die Versammlung war eine zahlreiche, im Ganzen >20 Personen. Wir neunen außer den Mitgliedern der köiiigl. bayerischen Gesandtschaft und den bayerischen Bevoll mächtigten zum BundeSrathe den NnterstaatSsrcretair im Auswärtige» Amt Grasen Berchem, den Direktor deS NcichS- lustizamIS Excellenz von Hanauer, die Geheimen LegalionS- ätbe Baron LindenselS und Aichberger vom AuS- wärtige» Amte, dcn NeichScommissar Freiherrn von und z» Aujseß und den Dichter I)r. Han« von Hopsen Die größte Zahl von Thcilnehmern stellte die bayerische Armee, von der 72 active Ossiciere, an der Spitze der bayerische Militcirbevollmüchtigte General Ritter v. Dylander, erschienen waren. Während der Festtafel ergriff der Gesandte Gras Lerche »seid daS Wort, um zunächst den Gefühlen der Ehrfurcht sür Se. Majestät dcn Kaiser Ausdruck zu geben unv sodann in einer längere» patriotische» Rede aus die Be deutung der Feier hinzuweisen. Die Versammlung stimmte begeistert in da« Hock aus Se. Majestät den Kaiser und Se. königl. Hoheit den Prinz-Regenlen ein. WLbrenb der Tafel concertirlc die Capelle ri»e« Garvc-Cavallerie-Negiment». * Die Vereinbarung über die Altkatholikcn frage zwischen der bayerischen Regierung und den Bischöfen ieht sür die nächsten Tage in sicherer Aussicht. Zweifellos wird dann auch eine Berständigung über das CulluSdudget in der Kammer erfolge». Die bisher abgelebntcn größeren Positionen werden dann wahrscheinlich vom Plenum behusö erneuter sachlicher Würdigung an den Finanzausschuß zurück- verwiesen. * In einem stattlichen Ouartbande werden soeben vom k. bayerischen Staatsministerium der Justiz die Er gebnisse der Civil- und StrasrechtSpslcge sür 1888 veröffentlicht. Man entnimmt dieser mit außerordent licher Gründlichkeit hergestcllten Arbeit und den beigesügten Tabellcnwcrken folgende Daten: die Zahl der Precessc bei ven Amtsgerichten und Landgerichten betrug 91 092 A» bängig waren ferner 5t3 Ehesachen, darunter 50l Che- scheidungSproceffe. Im Brmenrecht wurden 10 988 Procrsse geführt Tie Gesammtzahl der im ordentlichen Verfahren wegen Vergehen und Verbreche» abgeurlheiltcn Personen be trug 6l 746, jene der Vernrtbeilten 49 939. Da» giößle Contingcnt bei den Berurtheilungen lieferte der Diebslakl (12 765, Fälle), außerdem erfolgte » Berurtheilungen wegen gefährlicher Körperverletzung 9298. Beleidigung 7742, Betrug 5430. Körperverletzung 3491. Die Strafanstalten waren durchschnittlich mit 6648 Gesaiigenen belegt, wozu noch 4101 in den GcrichtSgefängnissen besiiidliche Strafgefangene kamen. » » » * Gras Szapary hat die Bildung des neuen nngarischen EabinrlS vollendet. Von dcn biSb-rigen Ministern scheidet außer TiSza auch der Minister deS Innern Gras Tcleli au« dein Amte. Al» neuer Mann tritt Gras Andrea« Belhlen als Ackerbau-Minister in die Regierung. Gras Belhlen war biSbcr Oberaespan deS Hermannstädler Comilal« und in dieser Eigenschaft auch provisorischer Sachscn- coinc». ES wird ihm nachgerühmt, daß er die Verwaltung veS ihm anvertraulcn Thclle» de» SachsenbodenS in inildein versöhnlichen Geiste leitete, und daß er sich die Sympathien der dortige» Bevölkerung errungen. Der Eintritt Belblen'« in da« Cabincl erscheint in Beziehung aus die Sach>e»srage von guter Vorbedeutung. Nach dem Schluß de« Hos Diner« in Ösen, dem wieder zahlreiche Depuliite zu- gezogen waren, hielt der Kaiser Cercle und äußerte sich hierbei wieder sehr anerkennend über Kolvman TiSza. Ter Kaiser drückte die Hoffnung au«, daß die liberal' Partei zusammenhatten und die Regierung Szapary cueriisch unterstütze» werde. Dem Führer der gemäßiglen Opposil o Grasen Albert Axponyi, gegenüber gab der Ka,scr>tkr Hon- »ung Ausdruck, daß die Beralhiingen im Parlament in Z knnst rnliiaer sein werden. Gras Apponyi erwiderte, er bosso, daß die Opposition fortan stiller sei» werde Der Kais er brachte hieraus daS bisherige Verhalten der Opposition zur Sprache und machte über Ven Standpunkt Apponyi'S cme Bemerkung, die letzteren vcranlaßte, zu seiner Rechlsertignng sich ans eine angeblich übelwollende Jiisormirnng Sr. Majestät zu berufe», wa« aber nicht ohne Erwiderung blieb. D.r Eindruck de» Gesprächs soll sür den Grafen Apponyi cm sichtlich deprimirenber g-wcse» sein. — lieber die Persön lichkeit TiSza'« dürsten folgende Angaben von Interesse sei»: DiSza'S Periönlichkcit war eine der seltsamsten, d>c je au einem Prändeiiienstiihle saß ,i. Ec halte »och weniger als sin aroß c Landsmann Teak envaa HvsiichcS in jcinein Wesen und bodel-- zu dem geichincidigc» Eavalier Andrassy «inm schreienden Gegeni-z. Die lange, hagere, envas vo>nül>ergcbtug>e Gestalt, da- jlrcii.e Antlitz »Ni dein wenig sorgfältig gepflegten Volldort und de» daS halbe Gesicht be-schOtenden Augengläsern, die au> alle Eleganz ve>- zichtende Art der Kleidung — T>Sz>'S langer Sackrock war jpnch- wörtlich —. sein unelastischer Gang, das gab der Erschein»ng Alle in»» pedantischen Proiessor, gar Nicht- vom Hosmaiin Ni d D v o- inale». Seme Beredsamkeit war trocken, ohne alle« äußerlich wabr- nehmbare Temperament; leine säst einzige Geste vollführie er »ach Art des mahnenden ShulineisterS mit dem aus- und niederschwi». genden vorgeäleckten Zeigefinger, einem wirklich riesigen Zeigest» ,cr, um dcn sich, wie »ian sagte, ganz Ungarn dichte; aber der In» il leine," Reden, der trockene Humm, der vernichtende Witz, niiiiinier die drohende Gewalt, mit der die Sätze vorgebrachl wurden, übten eine ganz unbeschreibl-che Wirkung auS. TiSza sprach fließend n L fast siiiiii r an« dem Stegreif; er konnte da- Parlament siund .,< lang scsjclii. AIS Redner hat er heute in Ungarn seine-Sglcich n nicht, so sehr er alle» Aeußerliche der Rhetorik verschmäht. K m p-achsolger wird wohl thun, sich diesen Mann ohne iußeisle Nvth zum Gegner zu machen. TiSza hat glühende ichwärmerilche Anhänger unter den ergraut-n Männern wie unter der aährende» Jugend de« Lande-. Jedem I m, Anhänger, der dessen bedurfte oder der »S verlangte, hat er lb.-o! - thun zugewandl Ob er selbst einen Menschen »um Freunde geh ibt, ob er FieilndichaslSdedürsn'ß gehabt bat. ist schwer zu sagen uua mag sngltch bezwecket» werden. Scinem RkgieriingSsyslei» sazi iiian nach, daß es den Namen der Eorrupnon verdiene; ihm hat der vcrdüterijie Femd uoch nicht den leisesten Boewurj zu macht:: ge>
- Aktuelle Seite (TXT)
- METS Datei (XML)
- IIIF Manifest (JSON)
- Doppelseitenansicht
- Vorschaubilder
Erste Seite
10 Seiten zurück
Vorherige Seite