der Mitlaute oder für ihre Verdopplung wird öfters auch ein Punkt innerhalb des Buchstaben angebracht. Die Grundlage der hebräischen Sprache bildet die sogenannte Triliteralität der Stämme, die ihrerseits wieder auf dem konsonantischen Charakter der Sprache beruht, d. h. der Grundbegriff eines Stammes haftet im Hebräischen (wie im Semi tischen überhaupt) an den Mitlauten, deren fast alle Wortstämme drei haben. Zum Beispiel drücken die Mitlaute qtl = 5Dp stets den Begriff Tötung aus: büp = Mord, DD]D = töten (deutsches lbn aber ließe sich laben, leben, lieben, loben deuten — die Sprachen des Abendlandes sind, wie man hieran sieht, vokalisch gerichtet; der eigentliche Grund aller Schwierigkeiten bei der Erlernung des Hebräischen). Wie lehrreich ist weiterhin, daß das Hebräische ursprünglich nur mit drei Kasus aus- kommen konnte, und daß es, weil der Bau des Satzes die Beziehung der Worte zu einander hinreichend klarstellte, selbst auf diese wenigen Biegungsfälle schließlich fast völlig zu verzichten lernte! Ähnlich vermag das hebräische Zeitwort mit einem Perfektum (die Handlung oder der Zustand wird vorgestellt und bezeichnet als ge schehen oder vorliegend) und einem Non-Perfektum (Handlung oder Zustand geschehend oder unvollendet) auszukommen und durch geringe lautliche Verände rungen seines Grundstammes Abschattungen herzustellen, von denen die indogerma nischen Sprachen wenig oder gar nichts wissen, so etwa TD5 = lernen, TDD = lehren. Immer wieder einmal erweckt das Hebräische die Aufmerksamkeit und das Nach denken aller, die für Sprache und Schrift Verständnis und Liebe haben. Goethe, der bekanntlich in seiner Jugend »aus eignem Triebe« Hebräisch lernte, sagt darüber im vierten Buche von »Dichtung und Wahrheit«: »Ich fand ein Alphabet, das ungefähr dem griechischen zur Seite ging, dessen Gestalten faßlich, dessen Be nennungen mir zum größten Teil nicht fremd waren. Ich hatte dies alles sehr bald begriffen und behalten und dachte, es sollte nun ans Lesen gehen. Daß dies von der rechten zur linken Seite geschehe, war mir wohl bewußt. Nun aber trat auf einmal ein neues Heer von kleinen Buchstäbchen und Zeichen hervor, von Punkten und Strichelchen aller Art, welche eigentlich die Vokale vorstellen sollten, worüber ich mich um so mehr verwunderte, als sich in dem größeren Alphabet offenbar Vokale befanden und die übrigen nur unter fremden Benennungen verborgen zu sein schienen. Auch ward gelehrt, daß die jüdische Nation, solange sie geblüht, wirklich sich mit jenen ersten Zeichen begnügt und keine andre Art zu lesen und zu schreiben gekannt habe. Ich wäre nun gar zu gern auf diesem altertümlichen, wie mir schien, bequemeren Wege gegangen, allein mein Alter (Rektor Albrecht) erklärte etwas streng, man müsse nach der Grammatik verfahren, wie sie einmal beliebt und verfaßt worden. Das Lesen ohne diese Punkte und Striche sei eine schwere Aufgabe und könne nur von Gelehrten und den Geübtesten geleistet wer den. Ich mußte mich also bequemen, auch diese kleinen Merkzeichen kennen zulernen; aber die Sache ward mir immer verworrener. Nun sollten einige der ersteren größeren Urzeichen an ihrer Stelle gar nichts gelten, damit ihre kleinen Nachgeborenen dort ja nicht umsonst dastehen möchten. Dann sollten sie einmal wieder einen leisen Hauch, dann einen mehr oder weniger harten Kehllaut an deuten, bald gar nur als Stütze und Widerlage dienen. Zuletzt aber, wenn man sich alles wohl gemerkt zu haben glaubte, wurden einige der großen sowohl als der kleinen Personagen in den Ruhestand versetzt, so daß das Auge immer sehr viel und die Lippe sehr wenig zu tun hatte.« Durch die Kenntnis der hebräischen Sprache wird das Eindringen in eine Lite ratur ermöglicht, die auch inhaltlich viel Schönes und Wertvolles bietet und für die Erlernung weiterer orientalischer Sprachen unschätzbare Dienste zu leisten vermag.