STÄNDIGE BEILAGE ZU DEN »TYPOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN« Fachmitteilungen für die deutschen Korrektoren Herausgegeben von der Zentralkommission der Korrektoren Deutschlands Vorsitzender i. V. und verantwortlicher Schriftleiter: Friedrich Oberüber, Berlin-Neukölln, Bergstraße 76/77, III Juni 1925 * Siebzehnter Jahrgang * Nummer 6 Die Satzzeichen in der Akzidenz Von M. Greulich (Stuttgart) Dieses oft umstrittene Gebiet, das gewiß schon häufig genug zu Mei nungsverschiedenheiten zwischen Setzer und Korrektor Anlaß gegeben hat, wird in diesem Aufsatz vom Standpunkt des Akzidenzsetzers aus behandelt. Um einer bessern Verständigung den Weg zu ebnen, geben wir diese Aus führungen hier wieder. Sie ermöglichen jedenfalls einen Einblick in die Beweggründe, aus denen der Akzidenzsetzer ein dem Korrektor not wendig erscheinendes Satzzeichen öfters wegläßt Die Schriftleitung. Bei der vielseitigen Gestaltung der Akzidenzen entstehen immer wieder Zweifel über die rechte Anbringung der Satzzeichen. Im allgemeinen herrscht hierin noch wenig Einheitlichkeit und Verallgemeinerung. In der Rechtschreibung hat der Duden immerhin eine gewisse Gleichmäßigkeit geschaffen. Die meisten Besteller unterwerfen sich ihm; sie erkennen ihn als Autorität an. Die Interpunktion hat nun zwar nicht die Bedeutung wie die Rechtschreibung, und viele sehen sie als etwas recht Nebensächliches an. In der Akzidenz spielt die Zeichensetzung ja auch nicht die wichtige Rolle wie imWerksatz,im fortlaufenden Satz. Ein sorgfältiger Akzidenz setzer wird aber trotzdem diesen Verständniszeichen das rechte Verständnis ent gegenbringen: nur einen einwandfreien Satz will er liefern, das ist seine Freude. Deutsche Gründlichkeit kann auch hierin unsrer Kunst nur zur Ehre gereichen. Fragen wir uns nun: Warum hat der alexandrinisclie Grammatiker Aristophanes aus Byzanz vor ungefähr 2000 Jahren die Satzzeichen geschaffen? Doch wohl nur, um das Mitgeteilte besser verständlich zu machen. Die Erfassung eines Satzes ohne Satzzeichen erfordert viel mehr Zeit und Mühe als ein solcher mit diesen Zeichen. Das versteht sich für einen Satz, in dem sich Wort an Wort reiht. Das Manuskript zu Büchern und schriftlichen Abhandlungen verfertigen meistens geschulte Leute. Läßt mm auch oft vieles darin zu wünschen übrig, so bietet uns doch die Vorlage einen festem Anhaltspunkt als beim Kunstsatz. Das Ästhetische, das Künstlerische ist hier mehr oder weniger das Tonangebende, ja es trägt auch hierin das Logische, das Folgerichtige in sich. Das Grammatikalische, was bei dem Werksatze das Wich tigste ist, tritt durch die verschiedentliche Anordnung der Zeilen zurück. Zwei Zeichen verdienen beim Akzidenzsatz besondere Beachtung: der Punkt und der Beistrich (das Komma). Sie bringen uns am meisten in Bedrängnis; sie kommen am häufigsten vor, ihnen sei deshalb unsre besondere Aufmerksamkeit gewidmet. Was die andern Satzzeichen betrifft, so gehören sie mehr zu den feststehenden. Das Fragezeichen ist ein rein grammatikalisches Zeichen und ruft kaum Zweifel hervor. Auch unschön wirkt es nicht. Nebenbei bemerkt, der Spanier verwendet am Eingang eines Fragesatzes das umgekehrte Fragezeichen, am Ende das richtig gesetzte, ebenso verfährt er mit dem Ausrufzeichen beim Ausrufsatz. Das Rufzeichen