STÄNDIGE BEILAGE ZU DEN »TYPOGRAPHISCHEN MITTEILUNGEN Fachmitteilungen für die deutschen Korrektoren Herausgegeben von der Zentralkommission der Korrektoren Deutschlands Vorsitzender: Artur Grams, Berlin C 54, Gipsstraße 12, III rechts. Verantwortlicher Schriftleiter: Friedrich Oberüber, Berlin-Neukölln, Bergstraße 76/77,111 Oktober 1925 * Siebzehnter Jahrgang * Nummer IO Geschichtliches vom Korrektorenberuf Von Gustav HüLlmann, Berlin. Ein ungenannter Kollege, von dem wir nur wissen, daß er ein »gelahrter Buch drucker« gewesen, gab im Jahre 1739 ein Büchlein heraus, das den Titel führt: »Der bey Buchdruckerey wohl unterwiesene Corrector/ Oder: Kurtzer Unterricht für diejenigen, die Wercke, so gedruckt werden, corrigieren wollen, wie auch eine nützliche und nothwendige Erinnerung für diejenigen, welche Schriften oder ver fertigte Wercke ausgehen lassen. Herausgegeben von D. H. H. Franckfurth und Leipzig. Zufinden bey Christian Friedrich Geßner 1739.« — In der Vorrede heißt es: »Geneigter Leser! Demnach ich mich in Druckereyen für einen solchen Correctorem gebrauchen lasse, und solches viele Jahre nacheinander getrieben, habe ich daselbsten meinen Jammer gesehen, der mir auch gegenwärtiges Werckgen gleichsam abgenöthiget, damit dadurch die Unerfahrenen öffentlich von Druckerey- Sachen möchten gelehrt und unterrichtet werden. Alldieweil offenbar, daß die vielen Errata aus lauter Unwissenheit und Unerfahrenheit derselben Sachen her- kommen und fließen. Darauff hab ichs gewagt, und dieses Werckgen verfertigt, wiewohl ich mich sehr für den Klüglingen gefürchtet. Und hab darinnen frey öffentlich vermeldet, was mir bewußt, das dieser herrlichen und nutzbaren Kunst pflegt Ruhm und Zierde zu bringen. Hingegen was ihr zur Unehr und Schande gereichet, das habe ich auch berichtet, verhoffend, es werde solches niemand übel auffnehmen, es sey denn etwa derjenige, so zu dem, was fein und erbar ist, nicht Lust noch Liebe trägt, und allein dem schändlichen Eigennutz und Gewinn wider Recht und über die Massen ergeben.« Das kleine Werk, das nur noch in einem Exemplar vorhanden ist, wird geziert durch einen Kupferstich neben der Titelseite (siehe umstehende Abbildung). Wir sehen den Korrektor aus der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts in gestreiftem Schlafrock, Pantoffeln und Zipfelmütze. Die holländische lange Tonpfeife beweist, daß er auf der Höhe der Kultur steht, er »trinkt Tobak« (wie man damals sagte). In der Rechten führt er den Gänsekiel, um den vor ihm liegenden Bogen zu kor rigieren; rechts neben ihm liegt das Messer zum Federschneiden, daneben stehen Sand- und Tintenfaß, vor ihm der Leuchter. Links sieht man zwei Stundengläser (Sanduhren). Im Hintergründe steht ein Bücherregal. Seinen Kollegen hat dieser alte Berufsgenosse viel zu sagen; einiges davon sei hier wiedergegeben. »So ferne jemand sich unterstehen wollte, zu läugnen, daß unter anderen für trefflichen und wunderbaren Gaben des höchsten Gottes, derer das menschliche Geschlechte, dieses Leben desto füglicher zuzubringen, benöthiget, die Kunst der Buchdruckerey der fümemsten eine, auch alles Lobes und Ruhmes werth sey, den selben würden alle ehrliche und von Sachen wohl urtheilende Leute für einen ver blendeten Menschen nicht unbillig achten, und mit Recht auch also nennen . . .