Warlich, kein Ding macht heutiges Tages denen Criticis mehr zu schaffen, als die discrepanz und nicht Übereinstimmung derer geschriebenen Exemplarien und Bücher, so wohl der Vielheit der Errata und Vitien, welche sich in denselben aus Nachlässigkeit und Schuld der Schreiber befinden . . . Jedoch solt du heutiges Tages wohl wenig finden, die diese von Gott verliehene Wohlthat (Gemeint ist dieBuclidruckerkunst.D.Verf.) recht erkennen, sonderlich unter denjenigen, welche damit täglich umzugehen pflegen, nem- lich die Buchdrucker Selbsten, deren et- liehen besser anstünde, wenn sie Schuster und Schneider worden wären, als daß sie einer so edlen Kunst obliegen: die nur Gewinsts halber alles thun, und dasjenige, so ihnen zu drucken gegeben wird, offt ärger ausgehen lassen, mit so stumpfen und abgenützten Schriften, daß derselben geringe rudimenta und Ab bildung auf dem halb faulen und der schwartzen Erde gleichenden Papier, auch der allerscharfsichtigste kaum er kennen kann. .. Aber wie kan es anders seyn, weil sie aus Geitz und Filzigkeit dahin kosten den, gereuen, und zu viel dünken . . . Dannenhero offt viele acpd)./iaza und Vitia gefunden werden, die sie, ob schon dieCorrectores solche gezeichnet, durch ihre Unachtsamkeit haben stehen lassen ... Es sollten aber auch dieselben be- dencken, daß sie der Correctorum ja so nöthig, als derjenigen, so die Wercke Selbsten verfertiget, bedürften, wenn sie anders der Druckerey recht wollen vor stehen, und derowegen deroselben Mühe und Arbeit, mit einem billigen und ehr lichen Lohn vergelten.« »Was nun den Correctorem anlanget, so ist gewiß, daß nicht ein jeder zu solcher Verrichtung kan gebraucht werden, gleich wie auch dieses wahr ist, daß nicht aus einem jeden Holtz kan ein Abgott werden. Denn da muß derjenige, so dieses Amt verrichten will, von orientalischen und occidentalischen Sprachen Wissenschaft haben, von allen Arten der Gelehrsamkeit wenigstens einen Vorschmack haben, in denen Geschichten und der Gelehrten Historie nicht unerfahren und über diß mit einem schärften Gesicht begabet seyn, dessen er nicht, eben wegen der kleinen Schrifften, sondern vielmehr darum bedürfftig, damit er alle und jede Syllaben, ja Buchstaben der Wörter genau erkennen und sehen möge .. . Darnach muß der Gorrector sich mit allem Fleiß für der Trunckenheit hüten, auff daß er nicht etwa gantz nichts, oder hingegen mehr, als in Wahrheit vorhanden, sehe und auffzeichne. Indem der Trunckene den Leuchter für das Licht anrührt, wird einer von den Augen betrogen und strauchelt. Und welcher, so zu dieser Verrichtung verordnet, gerne trincket, derselbe trinckt ohne Gewinst und mit Schaden, welcher die Leute betrifft. NB. Er taugt nichts, und ist ein unnützer Mensch, zu welchem der Drucker- Herr, wenn er ihn oft bezecht siehet, ohne Verwunderung ihm wol seinen Ab schied geben könte. Derowegen, wer zu diesem Amte beschieden ist, der verrichte es fein nüchtern und mässig, nicht der vaporum Brill, wenn ihm dieselbe also, von übermässigem Trincken in den Kopff gestiegen.« gerathen, daß ihnen auch die Un- i, so auf die Correctores zu wen-