Fragekasten Zur gef. Beachtung! Die Anfragen haben sich in letzter Zeit so gehäuft, daß es uns beim besten Willen wegen des bescheidenen Umfanges unsrer Fachmitteilungen« nicht möglich ist, sie alle, wie es meist gewünscht wird, »in der nächsten Nummer« zu beantworten. Wir könnten jetzt eine Anzahl Nummern der »Fachmitteilungen« nur mit »Fragekasten« füllen, was natür lich nicht angeht. Daher bitten wir besonders unsre Setzerkollegen, sich in den Anfragen etwas Beschränkung aufzuerlegen. Unsre Bitte wird um so verständlicher erscheinen, weil es sich meist um Fragen handelt, über die der Duden leicht Auskunft gibt, wenn außer dem Wörterverzeichnis auch die Vorbemerkungen dieses Buches zu Rate gezogen werden. Wir emp fehlen ferner, mit Anfragen sich zunächst an die örtlichen Korrektorenvereine zu wenden, die in den meien Fällen gern Auskunft erteilen werden. Anfrage: »Über einem Wasserlauf liegt ein breiter Balken als Brücke.« Ist in diesem Satze der dritte Fall richtig, oder muß der vierte Fall stehen? H. E., Lpz. Antwort: Richtig ist nur der dritte Fall: einem Wasserlauf. Man kann nur fragen: Wo liegt ein breiter Balken? Und auf die Frage Wo? steht die Antwort bekannt lich stets im Wemfall. Anfrage: In unserm Betriebe sind Kollegen der Meinung, daß Wörter sorbischen Ursprungs mit der Endsilbe »witz« oder »itz« so abgeteilt werden: Debsch-witz, Liebsch-witz, Thiesch-itz usw. Andre Kollegen behaupten jedoch, daß diese Namen anders geteilt werden müßten: Deb-schwitz, Lieb-schwitz, Thie-schitz usw. Welche Teilung ist nun richtig? A. B., G-a. Antwort: Bei Namen auf -witz teilt man am besten diese Endsilbe ab, also: Debsch-witz, Liebsch-witz, Losch-witz. Die Endung -itz dagegen wird bei der Trennung mit dem vorhergehenden Mitlaut oder der Mitlautgruppe der Sprech silbe verbunden, also: Wand-litz, Lieg-nitz, Gör-litz, Thie-schitz. Anfrage: In einer Neujahrskarte heißt es: »Mögen alle die Wünsche, die uns im alten Jahr beseelten und noch auf Vollendung harren, im neuen Jahr in Erfüllung gehen.« Nun behauptet ein Kollege, es müßte stehen: »Mögen all die Wünsche ...«, während ich »alle die Wünsche« für richtig halte. Das Wörtchen »all« bezeichnet meiner Meinung nach einen zu großen Kreis, und weil doch nur alle die Wünsche gemeint sind, die noch auf Vollendung harren, ist wohl »alle die« angebrachter. W. L, Krlsr. Antwort: Man kann sagen »alle die Wünsche« oder »all die Wünsche«, zulässig ist beides. Die von Ihnen vermutete unterschiedliche Bedeutung besteht nicht. Anfrage: In dem Bericht eines Lokalberichterstatters hieß es: »An der Schul- bespeisung nahmen 180 Kinder, je 90 Knaben und Mädchen, umschichtig teil. Außerdem werden auch die Zöglinge der Kleinkinderschule bespeist.« Ein Kollege behauptete nun, daß es besser sei, Schulspeisung und gespeist zu drucken. Ich hielt es für angebracht, Schul erbe Speisung und bespeist zu sagen, weil man bei dem Worte »gespeist« denken kann, die Schüler sollen gespeist, also aufgegessen werden. Wenn das Wort »bespeist« auch nicht im Duden zu finden ist, so glaube ich doch fest stellen zu können, daß es sich nach dem Kriege sehr eingebürgert hat. W. R., Pnbg. Antwort: Es kann nur Schulspeisung und gespeist gesagt werden. Wir legen keinen Wert darauf, ob »Schulspeisung« oder »Schülerspeisung« vorzuziehen ist; beides ist gebräuchlich, üblicher aber wohl »Schulspeisung«. Der Begriff der Sache steht bei »Schulspeisung« für den Personenbegriff (Schüler und Schülerinnen), was ja in unsrer Sprache nichts Seltenes ist. Jedenfalls soll »bespeisen« wohl die zielende Anwendung des Zeitworts »speisen« (das in der Tat zwei Bedeutungen hat: nicht zielend = essen; zielend = einen speisen, ihm zu essen geben) verdeutlichen. Mög lich ist es schon, daß sich eine solche Unterscheidung landschaftlich herausgebildet hat; im allgemeinen ist sie jedoch ganz ungewöhnlich.