namen abgeleiteten unveränderlichen Wortformen auf er werden groß geschrieben, z. B. Erlanger Bier, Schweizer Kühe. 1925 ist angefügt: — Bier der Erlanger, Kühe der Schweizer. Diese Erläuterung ist geeignet, Unkundige zu verwirren, denn diese Bildungen auf er sind heute nicht mehr hauptwörtlicher, sondern eigenschafts wörtlicher Art. Die Kühe der Schweizer müßte bei der Umstellung heißen: der Schweizer Kühe; es heißt aber heute: die Schweizer Kühe. Die Schweizer Grenze ist die schweizerische Grenze, die Grenze der Schweiz, nicht die Grenze der Schweizer. Die Auffassung dieser Bildungen als Eigenschaftswörter erklärte die »Kölnische Zeitung« (1912, Nr. 266) bei einer Besprechung meiner »Rechtschreib lehre« als ein Mißverständnis. Sie schrieb: »Die Aachner Bäder hieß ursprünglich: der Aachner Bäder (d. i. Bäder der Aachner); hieraus entwickelte sich unregel mäßigerweise der heutige Gebrauch. So erklärt sich auch die Unveränderlichkeit der Form.« Richtig! Aber heute noch die Formen als Wesfälle der Mehrzahl zu bezeichnen, wäre in begrifflicher und sprachlicher Hinsicht verfehlt. Begrifflich: Wenn z.B. ein Aachner Fabrikant (Fabrikant der Aachner?) seine Fabrik »Aachner Tuchfabrik« benennte, so würde er wohl nicht damit einverstanden sein, daß die »Aachner Bürger« (Bürger der Aachner?) sie für eine »Tuchfabrik der Aachner« hielten. Ferner: Die »Aachner Straße« in einem andern Ort ist doch nicht die »Straße der Aachner«. — Sprachlich: Zwischen einHauptwort und sein Geschlechts wort läßt sich ein andres Hauptwort als Einzelschreibung nicht einschieben. Die beiden Hauptwörter bilden miteinander eine Zusammensetzung. Wäre in dem Ausdruck »Aachner Bäder« Aachner ein Wesfall, so müßte geschrieben werden: die Aachnerbäder. — Schon daran, daß einige Ortsnamen die Bildungen auf isch und er ohne Unterschied in der Bedeutung zulassen, z. B. Kölnische Zeitung, Kölner Tageblatt, erkennt man die eigenschaftswörtliche Bedeutung der Formen auf er. Es kann eine Habsburgische und eine Habsburger Straße (zur Habsburg führend, an die Habsburg erinnernd) geben, aber auch eine Habsburgerstraße (be nannt nach dem Geschlecht der Habsburger) wie auch Hohenzollernstraße, Römer straße. — Die Bildungen mit »Land« lassen eine zweifache Auffassung zu. Wie man sagt: Preußenland (Land der Preußen), so auch Schweizerland (ist’s Land der Schweizer?), Schlesierland u.a. Wie man schreibt: JülicherLand (jülichsches Land), so auch: Schweizer Land (schweizerisches Land). Man findet: Bernerländ, aber: Berner Oberland. — Nach dem Beispiele Schweizer Kühe ist auch zu schreiben: Schweizer (= schweizerische) Butter, Schweizer Käse. Im Duden, S. XXII, XV, heißt es: Tirolerball (Ball von Tirolern, z. B. in Berlin), aber: Tiroler Ball (ein Ball in Tirol). Ergebnis: Ist die Erklärung im amtlichen Regelbuch von 1925 richtig, dann muß geschrieben werden: das Erlangerbier, die Schweizerkühe, ist aber die Form das Erlanger Bier, die Schweizer Kühe richtig, dann wäre der erklärende Zusatz besser unterblieben. Eine notwendige Folge aus dieser Erwägung möge für etwaige zukünftige Änderungen im amtlichen Regelbuch erwähnt werden: Sind die Bildungen auf er als Eigenschaftswörter in der Bedeutung von denen auf isch zu werten, so müssen sie auch behandelt werden wie die auf isch. Sie wären also nur dann groß zu schreiben, wenn sie mit einem Hauptwort zusammen einen Eigennamen bildeten. Richtig wäre demnach: die Aachner Straße (in einem andern Ort), aber: die aachner (aachnischen) Straßen (die Straßen in Aachen), die aachner Bürger, mein aachner Aufenthalt u. ä. — Ungleichmäßige Schreibungen wie die Schweizer und die italienische Presse dürften nicht Vorkommen. Bei den aus Zahlen gebildeten eigenschaftswörtlichen Formen auf er, die auch ursprünglich Hauptwörter waren, ist die Kleinschreibung eingeführt, z. B. die dreißiger Jahre.