aufgenommen, jedoch sind die Formen mit s vorzuziehen.« Die persönliche An sicht der Verfasser des Duden berührt uns nicht. Die Dresdner Korrektoren haben auf meinen Antrag einstimmig beschlossen, die Monatsnamen nicht mehr zu biegen, damit wenigstens in dieser Beziehung in Dresden Einheitlichkeit herbei geführt wird. Die Schreibung »des Mais, des Augusts« zeugt doch wirklich von mangelndem Sprachgefühl. Seite XXXIV steht: Wenn Personennamen mit einem bestimmten oder un bestimmten Geschlechtswort oder Fürwort stehen, so unterbleibt die Biegung. Die Regeln schreiben danach vor; die Bücher des Karl, die Frau des Krüger, auf seines Werner Gesicht, des Paul Gerhardt Lieder. Gut so. Nur bezweifle ich, daß man allgemein so spricht. Wer scharfe Ohren hat, hört hinter dem Namen meist das Biegungs-s mitklingen. (Nanu! Also gerade hier doch das Biegungs-s? Schriftl.) Das s ist wunderbarerweise auch nach den Regeln falsch. Ja, wenn hinter Personen namen kein s zu stehen braucht, dann zerfällt doch das ganze erklügelte Gebäude des Biegungs-s (oder muß es heißen: des Biegungs-Esses, wie statt des Omnibus des Omnibusses?). Wessen Sprachgefühl nicht stolpert über »des Karl Lehmann Buchdruckerei«, darf keinen Anstoß nehmen an Bericht des Lokalanzeiger, Vor trag des Minister Schulz, Wahl des Herrn Oberbürgermeister Zelle. Duden sagt weiter (Seite XXXV): »Zuweilen läßt man bei Namen berühmter Männer den Titel, auch wenn das Geschlechtswort dabeisteht, ohne Biegung, um dadurch anzudeuten, daß er gleichsam zu einem Bestandteil des Namens ge worden ist, z.B. des Doktor Martin Luther.« Bravo! Sicher darf man auch sagen: des Doktor Eisenbart. Es ist wohl unbestreitbar,daß man »Doktor« mit darauf folgendem Namen nie biegt. Niemand spricht: die Heilanstalt des Doktors Lah- mann, die Abhandlung des Doktors Kunze. Weshalb darf man nicht mit dem gleichen Recht sagen: des Geheimrat Koch, des Professor Virchow? Und wer logisch denkt, braucht auch nicht zurückzuschrecken vor dem Anblick des Korrektor Bleispitz oder des Herrn Faktor Grobholz. Das Biegungs-s bei Titeln und ähnlichen Bezeichnungen entspricht dem allgemeinen Sprachgebrauch längst nicht mehr. Wenn es nicht bereits aus der deutschenSprach- lehre entfernt ist, so liegt dies daran, daß die meisten Deutschen schon mit der Muttermilch eine heillose Ehrfurcht vor Paragraphen und Regeln einsaugen. Ich lasse jedem seine Meinung. Wer ohne das Biegungs-s nicht selig zu werden glaubt, der mag es weiter anwenden. Er darf aber nicht mit dem Duden in der Hand, wie ein Pastor auf der Kanzel mit der Bibel, Andersgläubige verfemen. Die Regeln sind seit einem halben Jahrhundert stehengeblieben; Sprache und Sprachgefühl sind weitergeschritten und spotten der Regeln. So gut wie diese mitunter sein können: sie dürfen nie zu Fesseln werden, die den Geist beengen. Verschiedenes Branntkalk oder Brandkalk? Beim Vorstand des Verbandes der Deutschen Buch- i drucker ging vom Verein Deutscher Kalkwerke folgendes Schreiben ein: »Der Verein Deutscher Kalkwerke E.V. r als technisch-wissenschaftlicher Spitzenverband i der deutschen Kalkindustrie, und seine Mitglieder sind in diesem Jahre dazu über- . gegangen, die zweideutige Bezeichnung,Ätzkalk* durch eindeutige Bezeichnungen zu ersetzen. Als eine dieser gilt zur Benennung des gebrannten Kalkes ,Branntkalk 1 , r Wir finden nun in einigen Veröffentlichungen (Zeitungen und Zeitschriften) die Schreibweise ,Brandkalk 1 . Um die Aufmerksamkeit Ihrer Mitglieder hierauf zu £ lenken, wäre es erwünscht, wenn Sie Gelegenheit nehmen würden, darauf hinzu- , weisen, daß die richtige Schreibweise ,Branntkalk 1 und nicht ,Brandkalk 1 ist. Die j Zulässigkeit der Schreibweise ,Branntkalk 1 ist uns vom Deutschen Sprachverein