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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-21
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003211
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900321
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900321
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-21
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 21.03.1890
- Autor
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Orsch-t»l t»g«ch früh «V, Uhr. Hrt«rt1«u l»ö TrpetUisu I,ha,»»«»ff, 8. APrrchüundta der Ledarlis»: GormittagS 10—1« Uhr. Nachminag« i—S Uhr. >»r »»ep»«»»»« «o»,tci<»«» »»«> W b» R«»»cn»» »M« »«»»VÜch. >»««-»« -er f»r »te »LchMsl«»»-« N,»«er tz«M»»te, I» Irrste «» «schents,», dt« 3 Utzr «»»«>»»«,». «» L«»u- un» Krsttasrs srsb d>»Uhr. 3n -r» Filislen str Zus.-^nnnlimr: 0tt« »>»«» « Gsrti». (Alsretz Hsh»). llrivrrsititSftraß« 1, Lsst« L»s«e. K-thartnesstr. SÄ Part, und Aöuiqtpla» 7. »sr bi« t,3 ttbr. ttWM„TwMaN Anzeiger. Organ sör Politik, Localgeschichtr, Handels- und Geschäftsverkehr. AdonnnmnutOprnI« vtrrleljährlich 4V» Mi i,cl. Beiagerlohn b Mk.. durch »N . bezogen 6 Mk. Jede einzelne -Inmmer X) Hs velegexempiar 10 BI. Gebühre» sür Er«radell»,e» (>» Tagedlail-Fnrmal aesalzri »dar Paftdelördernng 60 Mt. »tt PoitdesScdernu, 70 Mt. Inlerale bacspaltene Pelrtzeile 20 Pf. Größere Sänften laut «s. PrrtsverzrtchsiH. Tabellarischer ».Ziffernsatz «ch höher« Tnrtt. Reklamen uuler dem NedncttonSftrich die LgripsU. Zelle ÜOPs^ vor de, Familiennnchrichte» hie 6gespalte»e Zeile 40 Pf. Inserate find sie,« -» die Erpedtttsn »» sende». — Rabatt wir» »ichl gegeben. Zahlung pr»>-ll>uuer»n<io oder durch Post» Nachnahme. 8«. Freitag dm 21. März 1890. 84. Jahrgang. Bestellungen uns das zweite Quartal 1880 des Leipziger Tageblattes wolle man nröglichst bald an die Unterzeichnete Expedition, JohanneSgafse Nr. 8. gelangen lasten. Außerdem werden von sämmtlichen hiesigen Aeitunqsspediteuren Bestellungen auf das Tageblatt angenommen und von denselben für eigene Rechnung ausgeführt. Auswärtige Abonnenten wollen sich an das ihnen zunächst gelegene Postamt wenden. Der Abonnementspreis beträgt pro Quartal L Mark 80 Pfennige, inclusive Bringerlohn 8 Mark, durch die Post bezogen « Mark. Für eine Extrabeilage sind ohne Postbefördcrung <»« Mark, mit Postbeförderung incl. Post» gebübren 7V Mark Beilcgcgcbührcn unter Vorausbezahlung zu vergüten. Ein Hinweis auf die Extra-Beilage erfolgt im redaktionellen Theile gratis und umfaßt 6 Zeilen. Wird derselbe von größerem Umfange gewünscht, sind für die weiteren Zeilen die gewöhnlichen JnsertionSgebühren zu vergüten. Preis der JnsertionSgebühren für die 6 gespaltene Petitzeile 20 Pfennige; für Neclameu aus Petitschrift unter dem RedartionSftrich die 4 gespaltene Zeile 50 Pfennige, vor den Familiennachrichten die 6 gespaltene Zeile 40 Pfennige. Größere Schriften werden, gering abweichend von dieser Norm, nach unser« PreiSverzeichniß, tabellarischer und Ziffer»Satz dagegen nach höherem Tarif berechnet. Rabatt wird nicht gegeben. Zahlung prLenumsranäo oder durch Postnachnahme. KL. Inserat« wolle man nur an die Expedition (nicht Redaction) adresfiren. Ai-schreid»»». Für d«, <Krl»eitrr««s-bar> de« Kraukeuhause- za Gt. J«e»h hirrselbst werden dt» Wta»r»r«rd»ite« hierdurch «»«-«schrieben. ArbeitSverzeichmsie und Bedingungen können in dem Bau- bureuu de« Nke»ba»e- Gteepenhaos am Windmühlenweg gegen Vergütung von 1 Mark entnommen werden. Die Zeichnungen sind daselbst rinzusehen. Die Gebote sind versiegelt und mit der Aufschrift ,,Gr»»tter«ng»ba« Krankenhaus — Maurer» arbeiten" bi« zn» S. MprU. ». Nachmittag S Uhr, aus dem Bauamt (Rathhau«, 2. Obergeschoß, Zimmer 5) ein» zureichen. Wir behalten un» die Auswahl unter den Anbietenden, der», auch die Theilung der Arbeiten, sowie Ablehnung siimml- licher Angedoie vor. Leipzig, den 20. März 1890. D«r Nath der Stadt Leipzig. Is. 1959. Or. Tröndlin. Riiling. Das Tageblatt wird früh 6V, Uhr ausgegeben und enthält die bis -um vorhergehenden Abend eingelaufenen politischen vnd Bürsen-Nachrichten in telegraphischen Original-Depeschen. Es giebt ein anschauliches Bild von allem Wistenswerthen aus den verschiedenen Gebieten de» öffentlichen Lebens und behandelt die Tage-fragen der inneren und Süßeren P-litik in vopulüren Artikeln mit größter Ausführlichkeit. DaS Tageblatt berichtet über die localen und sächsischen Angelegenheiten in eingehender Weise und referirt über Theater, Musik, Literatur, Kunst und Wissenschaft. Die Verhandlungen de- Reichstage- und de- sächsischen Landtage- erscheinen bereits am Morgen nach der Sitzung in ausführlichen Originalberichten. Mit seiner „Lolk-wirthschaftlichen Beilage" bildet es zugleich das größte Handels- und Börsen blatt Sachsens. Es bringt namentlich auch sämmtliche wichtige deutsche und überseeische Handels berichte. Außerdem erscheinen im Leipziger Tageblatt die vollständigen Gewinnlisten aller Elasten der Königlich Sächsischen LandeS-Lotterie und die Nummer Verzeichnisse der auSgeloosteu Königlich Sächsischen Staat-schllldscheine, sowie die Nummern von Serien und Hauptgewinnen der verschiedenen Prämienloase. Leipzig, im März 1890. F F»»O» «O» Amtliche Bekanntmachungen. W-schern», i, lk»W delr. * Der von Leimig (vom Frankfurter Thorhau« ab) durch den Wald nach Leuksch sübrende Weg wird wegen vorzuaehmendrr Instandsetzung bi« aus Weitere« für alle» Fährverkehr gesperrt. Leutzsch, den 20. März 1890. Der Gemein de-varst«»». Th. UHIig. VerSeigeni«, »«» Koplähk» w der Siidoir-adl. von den aus der Südseite der KrouprtnzstraKe zwischen der Hoch» und Süvstraße gelegenen, der Stadi» äameinde gehörigen Bauplätze« sollen die aus dem belr. Parcrllirungsplan wie folgt bezcichneten Rr. 1 an der Eike der Kronprinz- und Süostraße .... von 712,82 qm » 2 au der Süvstraße ...» 643,12 . . — » 6 an der Eck« der Kronprinz« L und Hochstraße . . . . » 693,68 - >3 « 7 an der Hochstraße ...» 600,39 » kd zu« Verkaufe versteigert werden. Wir beraume» hierzu aus Freitag, h«, H8. dies. Mo«., V»r»tttagS Iv Uhr tu» Saale her Mite» Waag», Halharinenstraße Nr. 1, 2. Etage, Bersteigerungttermin an. Dieser wird pünctlich zur angegebenen Stunde ervssael »nd die versteigern»- bezüglich eine« jeden der einzeln nach testxrnd« »deger Iteihenfolae outgebolenen Bauplätze , schlossen werdeu, wem» daraus nach dreimaligem Auürus« weitere« Gebot mehr erfolgt. Die verstetgerungsbediugungen und der Parcellirungsplan liegen auf dem Raihhaussaalr. 1. Etage, zur Emsichtnahme au«, woselbst auch in der Sportelcasie I, Zimmer Nr. 5, Exemplar« davon für 1 ^ abgegeben werben. Leipzig, den 14. März 1890. Aemter de« deutschen Reichskanzler« und de« preußische» Ministerpräsidenten einer Person übertragen find, obgleich viele Zweck»,äßigkettsgränd, dasür sprechen, daß hier gewisser« maßen eine Parallele vorhanden sei für die.Personalunion", welche darin liegt, daß der preußische Hvuig immer deutscher Kaiser ist. E» ist aber doch bereit«, wenn auch our vorüber gehend, so doch aus Wunsch de« Fürsten Bismarck auch einmal ander« gewesen, al« nämlich Gras Roon. der verstorbene preußische HriegSminister, da« Amt als Präsident de« preußi sche» Staal«minifteriun>« bekleidrle. Nur da« Eine ist sestzuhallen: wie auch die einzelnen Functionen der ReichSämler vcrtheilt, welche Machtbefugnisse ihnen zugewiesen werden, zunächst kann, muß nach der Ber» sosiung dem BundeSratb und dem Reichstag gegenüber nur der Reichskanzler allein die Verantwortlichkeit tragen. lieber die verschiedenen Namen, welche heute in parla mentarischen Kreisen genannt wurden, wollen wir un« in keine Kritik einlasien, da e« sich lediglich um Bermutbungen handelt. Nur da« wollen wir bemerken, daß e« thöricht ist, den Grasen Eule »bürg, jetzt Oberpräsident der Provinz Hessen.Nassau, als für ein Neichsamt ou«ersehen zu bezeichne», da Gras Eulenburg vordem Minister de« Innern war und di« CbesS der ReichSämler den Ministern im Range weit liachstehe». Daß Gras Herbert Bismarck au- dem Dienste scheidet, gilt al« sicher, ebenso daß Gras Hatzseldt oder Gras Münster an die Spitze de« Au«wärtigen Amte« derusen wird. Doch ist im Uebrigen nicht daran zu denken, daß >» der Zusammensetzung de« Ministerium« zunächst Veränderungen einlreten; auch baß die Stellung de« Herrn v. Maybach irgendwie erschüttert wäre, ist ganz unbegründet. eiae redactionelle Abänderung deS Melderegu- lattv» vom Iv. Oktober 1888 betreffend. Nachdem sich in Folge de« Anschlüsse« der Vororte die zwingende Nothwenbigkeit herausgestellt hat, vom 1. April ds». Ir«, an die bi-ber bestandene besondere Abth. HI de« hiesigen Meldeamt« (für die Gehilfen und Lehrling« des Handels- und Gewerbestande«) al« solche aufjuhebe« nnd mit der Nbth. I de« Meldeaml» (für bleibende Ein wohner) zu vereinigen, vom gleichen Tage an auch der bisherigen Abth. IV de« Meldeamt« (für Dienstboten) die Bezeichnung Abth Hl brizulegen, hat vom gedachten Zeit« puucte an da« R-gulativ, die polizeiliche An- und Abmeldung der Einwohner und Fremden in ber Slobt Leipzig belrefsend, vom 10. Oktober 1883 insofern eine redaktionelle Abänderung zu erleide», al«: ». in ß. 2l an Stelle der Worte .Meldeamt Abth. HI" dir Worte .Meldeamt Abth. I" und i» de» tztz 23. 24 und 27 an Stelle der Worte .Meldeamt Ablh. IV" die Worte .Meldeamt Ablh. III" zu trclen haben, d. tz. 20 aber folgende Wortsassung zu erhalten hat: .Aus die Gehilfen und Lehrlinge de« Handel»- und Ge werbestande«. welche hier in Beschäftigung treten und n>chl etwa blo» al» durchreisende Fremde den Bestimmungen sul, II unterliegen, leiben im Allgemeinen und soweit nicht nach stehend etwa« Besondere« bestimmt ist, die Vorschriften sul, ^ analoge Anwendung." Leipzig, am 19. März 1890. Da- Volizriamt der Stadt Leipzig. O. k. 1602. Brelschneider. rkkaimlmiliimg. Auf sein Ansuchen ist Herr Wilhelm Ernst Kunath, Privatmann, in Leipjlg-Neureuduitz. Albertstraße 66, l., au» dem von ihm b,«her bekleideten Amte eine« Armenpsleger« im Distrikte Leipzig-Thonberg-Neureudniy entlasten worden. Wir spreche» ihm hiermit unseren Dank für die unserem Armenwesen gewährte Mitwirkung au«. Leipzig, am 17. März 1890. Das Armen-Directorium. k. kü. S3. Ludwig-Wolf. Artu». Vekailnlnurchllng. Di« Maurer» und Zimmer-Arbeite» zum Neubau Pfervestalle« i» Leipstg-Reuvoitz sind vergeben. Die unberücksichtigt gebliebenen Bewerber werden ihrer Angebote hiermit rnllassen. Leipzig, den 15. März I89N. eine« daher Id 1221/356. Der Nath der Stadt Leipzig. Vr. Tröndlin. RMi üling. Sn>VM»»n-n«en«>i. Erblheilunglhalber sollen die zum Nachlasse de« oerftorbeueo Rentier« Eduard August Ltschke in Bordoors gehörige» Gruad- stücke, al«: 1) da» Billenqrundstllck Fol. 1b7 des Grundbuch«, Nr. 53o de« Flurbuch« uad Nr. S3V de« Brandkalaster« für Bor«dors, 17,4 »r groß und geschätzt aus tL -1- »IS -H. 2) da« Garleugnindstück Fol. 126 de« Gruadbach« und Nr. 53 i de« Flurbuch« für Vorldorf, 16,8 »r groß, mit 9,11 Steuereinheiten beleg», geschätzt aus 834- -tz ^ S) der daranstoßtnde Bauplatz, Fal. 170 de» Grundbuiär und Nr. 53p de« Flurbuch« für Vorsdors, 7,4 »r gras, mit 4,28 Steaereiaheitea belegt und geschätzt aus 2288 nnd zwar diese S Grundstücke -l« Gesa««tseche» sowie die Bauplätze 4) Fol. 158 de« Grundbuchs, Nr. 76 o de« Flurbuch« sür Bor-dors. mit einem Mit Schieler gedeckte, achteckigen Worienhäulchen. 12 »r groß, mit 6,44 Steuereinheiten belegt, ans 5001 ^l 08 ^ 5) Fol. 159 de« Grundbuch«. Nr. 76ck de« Flurbuch« sür Bor-dors. 12 »r groß, mit 6.44 tzieuereluheiteo beleg! und aus 48öl 08 6) Fol. 160 de« Grundbuch«. Nr. 76e de« Flurbuch« sür Bor-dors, 12 ar groß, mit 6.43 Slevereinbeitea belegt, wil einem mit Schiefer gedeckten viereckige» Garten bäu«chen, auf 4941 »08-4. 7) Fal. 161 de« Grumbuch«, Nr. 76k de« Flurbuch« für Vor«dors, 12 »r groß, mit 6,43 Steuereinheit«» belegt, aus 4851 08 8) Fal. 178 de« Grundbuch«, Nr. 76g de« Flurbuchs für Bor-dors. 12 »r grob, mit S.«4 Steuerrlnheiieu velegl, aus 486» -5 9) Fol. 179 de« Grundbuch«, Nr. 76k des Flurbuchs für Bor-dors. 12 »r groß, mit 6,43 Sieurreinhette» beleg», au! 4863 ^l VL 10) Fol. 180 de- Grundbuchs, Rr. 78 d des Flurbuchs für Borsdors. 12 ar grob, mit 7,12 Steuereiuheiira belegt, aus 4868 ^l -5 „nd 11) Fol. 18l de- Grundbuch«, Nr. 78o des Flurbuchs für Bortdors, 12 ar groß, mit 7,35 Steuereinheit«» belegt und aus 4863 -L geschätzt, und zwar die unter 4 bis mit 11 bezeichnten Grundstück« einzeln rsunrrsta«, tzrn 1- April 18-«. vsr»tttagS 1« Utzr Im Gasthos zum „Nosenschlötzchen" in vorsösrs durch da- unter- zeichnete Amtsgericht öffentlich und meistbietend versteigert werden. Die verstergerunglbedingunge, käunen lm diesigen Amtsgericht und im Roseaschläßcheu zu Borsdors eingeseheu werden. Grimma, den 16. März 1890. »»«tgltches Amtsgericht. Forkel. Hähler, G^S. S- keiu Der Nath -er Stadt Leipzig. I». 117«. vr. Tröndlin. Cerutti. vir Aanzlerkrists. * Und so beschäftigt denn da« Entlass»iiq»qesuch de« Fürsten Bismarck die gesammte civilisirtc Well! Die Möglichkeit de« Rücktritte« de« große» deutschen Slaat«> manne«, de« Frieben«horte« von Europa, ist ein Ereigniß. welche« hier Erstaunen, dort Besorgnisse und bei seinen Gegnern tm lieben Deutschen — von ihm geschaffenen — Reiche mehr oder minder versteckten Jubel hervorrusl. „Fort mil B>-marck!" da« ist Musik sür da» Ohr ber extremen Par teieu, ,^kein Bismarck mehr" die hoffnung«sreud>ge Zuversicht de» Demagogenthum«, gleichviel von welcher Farbe e« sei! Uncontrolirbar« Berichte und Nachrichten schwirren durch einander und e« ist schwer, sich der Hochsluth ve« Materials zu erwehren, welche« aus den Tage«chronisten anstürmt. Wir verzeichnen an dieser Stelle die solaendcn wichtigeren Nach richten. — Unser parlamentarischer Korrespondent schreibt uns zum Stande der Krisis: ** Berlin. 19. März. Der Rücktritt de« Fürsten Bismarck ist. obgleich auch heute Abend der „Reich-anzeigrr" noch nicht« Amtliche« meldet, al« eine vollenvei« Thatsachc anzusehen; da« förmliche Entlassung«gesuch ist allerdings erst gestern Abend in die Hände deS Kaiser« gelangt und so prompt der thatkrästige Monarch auch in der Erledigung aller ge schäftlichen Angelegenheiten ist, so ist vor morgen dw BestäU gungver Annahme durch Se. Majestät nicht in den Händen de« Fürsten Bismarck. Aber daß die Entlastung genehmigt ist. daß alle in letzter Stunde versuchten Vermittelungen ver geblickt gewesen sind, steht fest und wurde uns heute von durchaus verläßlicher Seile, auch vom Präsidenten de- Ab geordnetenhause«, Herrn von Kvller. versichert. Auch zahlreiche Aeußerlichkeilcn bestätigen e». daß sich Fürst BiSmarck bereit- selbst al- nicht mehr im Amte befindlich be trachtet. Beispielsweise wnrde beule in den Räumen de- Abgeordnetenhauses eine Sitzung de« SlaalSministeriumS ab» aebalten, in welcher Herr von Bötticher den Vorsitz Myrte, ohne daß Fürst Bi-marck daran Tbeil nahm. Da« ist rin Vorgang, welcher andernsall« undenkbar wäre; e« ist auch noch niemal» vorgekommen, daß. wenn Fürst B>«marck in Berlin anwesend war. ohne ihn ein Ministerrath abgehalten worden wäre. Unmittelbar vor dem heutigen Ministerralh halte der Kaiser Herrn von Bötticher empfangen, ebenso wie vorher auch General von Eaprivi, weicher nunmehr allseitig al« Nachfolger de« Fürsten Bi-marck genannt wird, »ebrigens wird auch versichert, daß Herr v. Eaprivi die kaiserliche Be rufung angenommen habe. E« ist erklärlich, daß die verschiedensten, zum Thcil kaum ernst zu nehmenden, säst durchweg mchl controlirbaren Gr rüchte im Schwange sind. Eine neue Organisation der Neichsämter und der StaatSministerialversassung sei in Aulsicht genommen, da- wird vielfach behauptet. Dem gegenüber ist daran zu erinnern, daß die Nrich«versassi»ig ein Product von Verträgen ist, welche in, Jahre >870 zwischen dem damaligen Norddeutschen Bunde und den einzelnen süd deutschen Staaten geschlossen wurde und daß auch der Nork- drulsche Bund da« Ergebniß von Staat-Verträgen war Da« Amt und die Zusländigkeilen de« Reichskanzlers ist danach srstgestellt und kann nicht einseitig abgeändert werden. Da« scheint allerdings nicht unbedingt nolhwenvig, daß die * Die „Nationalliberale Correspondenz" bemerkt: Dl« ZeitungSstimmen über den Rücktritt de« Fürsten BiSmarck, wrlche au» dem Ausland komme», zeuqeu von dem außerordentlich tiefen Eindruck, den die erschütternde Nachricht allent halben bervorgeruien. Mehrlach begegnen wir der Aenßcrung, seit dem Tage von Seda, habe ein bedeuiiamere« Ereigniß die Weil nicht betroffen. Ueberwteqend habe» die Breßftimmen, auch au« laichen Ländern, von wo man sreundilche Urtherie Uber demlche Staats männer und Einrichtungen „an zu hären gewohnt ist, einen würdigen, di« hohen Verdienste de« scheidenden Reichskanzler« anerkennende» Inhalt und Ton; bo-halie und höhnische Bemerkungen findet man last nur in der deutsche, demokratischen Presse, die un« da« Bild -vom lodten Löwen uad den Eselstritten iedhabt in Erinnerung bringt. In der au-wariige» Presse wird jetzt offen zugegeben, daß Fürst Vi«marck eine stark« Stütze de« Weltlrieden« und der Erholtnng der Ruh« in Europa geweseu. Da« wird jetzt anerkannt, nachdem man srüher tm «»«lande, zumal in Fraukrr -v und Rußland, in alle» Wirren »nd Berpnckeiongen, wo immer stc sich zeiglea, die Hader- stiftend« Hand de« deutschen Reichrkonzler« »» erblicken sich den Anschein gegeben hafte. Drrs« Anerkennung der ftirdruerhalteude» Politik de« Fürsten Bismarck ist durch»,-« gerechtfertigt; sreilich ist kein Grund zu der Besorgn-ß vorhaudru, daß in Zukunft «tue Strömung io Deutichiand auskommen könnte, welche der Eiche» runa de- Frieden« minder günstig wäre. Die Gesinnung uujere« Kaiser« in dieser Hinsicht ist zu bekannt und feststehend. Ja der luaere» Politik mag der Rücktritt de« Reich-kauzler- manche iies- eingreiseudc Beräudrruuge, zur Folge haben, tu der auswartiqra Politik aber wird an eine Abweichung von den klaren und sesteo Grundlinien, welche bither die Richtschnur gaben, nicht zu denken sein. Sie entsprechen zu sehr den natürlichen Verhältnissen und Interessen, als baß sie von einem Wechsel der leitende» Personen berührt werden könnten. Und man dars wohl auch vorauSsrtzc», daß aus diesem Gebiete seiner ersolgretchslcn und groß rligitrn Wirksamkeit der Rath deS scheidenden Staatsmannes d-i» Kaiser auch in Zukunst nicht sehlen wird, zumal wenn krittiche und schwierige Zeiten einmal über unser Baterland uad Europa hercin- brechen sollten. Die , Nativ nalzeitung" schreibt: Nach Jasormalionen, welche wir sür zuverlässig halte», ist die Frage derNachiolge des Fürsten BiSmarck enlichicoen: der frühere Ehef der Admiralität, jetzige commandirende General de« X. Armeecorps, Herr von Laprivi, ist zum Re ch-kaitzlcr bestimmt, und allem Anschein nach auch zum Präsidenten deS preußiichen SiaalSministeriumS, denn ein Reichskanzler, weicher ohne Einfluß aus die Abstimmungen Preußens im Bunde-ralhe wäre, Kälte eiae unhaltbare Strlliiiig, und die Uebernahme eines preußiicheii MinifteriairessortS. wodurch Herr von Eaprivi allensalls ivlchen Einfluß auch gewinnen könnte, durch ihn erscheint ouSgeichlosicn. Eine weiter« Veränderung steht im EtaaiSjccrclorial des Aus wärtigen Amte- bevor: Gras H. Bi-niarck hat erklär t, daß ec gleichzeitig mit dem Kanzler ausscheidc» werde. Sein Ent- laffungSgesiich ist noch nicht cingereicht, die- wird aber alsbald nach der G-nehmi-iung de- Gesuchc- de- Fürste» BiSmarck er- folgen. Einer der Botschafter — man nenn, u A. die Herren von Radow tz i» konstanliiiopcl und Gras HatzseldI in London — dürfte al- SlaalSsecreiär deS Auswärtigen AmieS berusrn werde». Sonstige Beränterungen innerhalb der Regierung sche uen sür den Augenblick nicht bevoiznstehen. Die immer wieder in der Pi-sse ausiauchende Angabe, daß das gesanimle preußische Slaaism»- icrium, wenn auch nur formell, seine Entlassung cingereicht habe, fti unbe gründet. ES scheint Aerid darauf gelegt zu weiden, de» Eindiuck eine« liefgreistiide» Wechsel- zu vermeiden. Vollkommen sicher ist, daß ein ioicher in der auswärtige» Politik in keiner W-Iie icvar- siebt. Diele ist, wie wir vernehme», im vollsten Cinversl-indiiiß zw scheu dem Kaiser und dem auSicheibenden Kanzler s.slgcie-.l und wird, den Intentionen des Kaiser- gemäß, von den« in der diplomatischen Methode de- Fürsten BiSmarck geichulien Auswarftgcii Amte und sonstigen diplonialiiche» Stabe weftergeiührl >»-rdeu. Ungeheures Ausiehc» erregte die Kunde in Oeslcrreich- Ungar». Angesichts des großen Tagesereignisses der Tc- »iissio» Fürst AiSmarck'S ist dort da- G-'sühl der Ucberraschung nnd Bestürzung »och iinmcr baS Vorherrschende. Selbst Ne maßgebende» Kreise, die de» Ernst der BiSmarck-Knso seit Wochen kainilen, waren aus einen so raschen Ausgang nicht gefaßt und fühlen sich durch denselben sehr belrolsen, lech bricht sich allmälig die Ueberzeugung Bahn, daß auch Fürst BiSmarck i» Ruhestand nicht aufbören werbe, der Hüter seine» Werke- und der gelrcuc Beralber seines Kaiser- zu sein, daß sonach Deutschland sür den Fall ernster Entscheidungen eine große ge,fuge Kraft i» der Reserve habe, wahrend in der Zwischenzeit andere Männer sich ejiilcben und da» Vertrauen der Nation gewinnen können. Die Sprache der österreichisch - ungarischen Blatter ist »och, iniincr die de» höchsten Erstaunen- und zugleich be wundernder Anerkennung der Größe Fürst BiSmarck'- „Es ist ein SchicksalSschiag, de» die Well in den Annalen ihrer Geschichte zu verzeichnen hat", sagt die „Neue Freie Presse". ..Da« Unfaßbare ist Ereigniß geworben", ruft die „Tcuischc Zkiiuiig". Die „Ocsterrcichiiche BvlkSzeituna" sagt, man müsse sich erst an den Gedanken gewöhnen, daß Europa ohne Fürst BiSmarck existiren könne. — In einer Wäbicrversanim- iniig zu Wien erwähnte der klerikale Aiitiseniiicn'ührer Lueger, a» dem Rücktritte Fürst BiSmarck'« seien die Juden und die Presse schuld. Doch sind derartige Albernheiten ganz vereinzelt, daß Publicum >m Großen und Ganzen saßt
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