DAS FACHSCHULWESEN IM BUCHDRUCKGEWERBE NUMMER 3 TYPOGRAPHISCHE MITTEILUNGEN MÄRZ 1927 ZUR EIGNUNG S- UND ZWISCHENPRÜFUNG ie in der Fachfchulbeilage der Februarnummer ab gedruckten Richtlinien zur Eignungs- und Zwifchen- prüfung der Handwerks kammer in Freiburg i.Br. geben Veranlaffung, auf Grund eigner Erfahrungen darzulegen, in welcher Weife diefe Prüfungen vor fich gehen müffen, wenn fie ihren Zweck richtig erfüllen follen. Alle einfichtigen Fachleute werden fich wohl darüber einig fein, daß die Einftellung der Lehr linge nicht mehr wie früher dem Zufall über laffen werden darf, fondem es muß durch eine Prüfung genau feftgeftellt w T erden, ob der Berufs anwärter auch tatfächlich für den Beruf geeignet ift. Es ift nun unbedingt notwendig, diefe Prü fung auf die Eignung zum Setzer oder Drucker fyftematifch durchzuführen, damit einerfeits dem jungen Menfchen Enttäufchungen erfpart bleiben und anderfeits der Fachausfchuß bzw. der Berufsberater nicht unnötig mit Arbeit be- laftet wird. Die Feftftellung der Eignung durch läuft vier Phafen: erflens die Beobachtung des Knaben in der Volksfchule durdi den Klaffen lehrer; zweitens die ärztlicheUnterfuchung; drit tens die Beratung des Knaben und der Eltern durdi den Berufsberater, und viertens die Ab nahme der Prüfung, ln den meiften größeren Städten find ja fchon die Schülerbogen ein geführt, die, wenn fie vom Klaffenlehrer objektiv und genau geführt werden, dem Berufsberater wertvolle Fingerzeige für feine Tätigkeit geben können. Der Schülerbogen enthält audi das Ergebnis der letzten ärztlichen Unterfuchung. Diefes Ergebnis muß nun zunächft in denVorder- grund gerückt werden. Es darf nicht fein, daß ein junger Menfch einem Beruf zugeführt wird, der nachteilig auf fchon vorhandene körperliche Fehler einwirkt. Solche Anwärter müffen vom Berufsberater bei der erften Beratung davon überzeugt werden, daß ihre körperliche Be- fchaffenheit fie fürdenSetzer-oder Druckerberuf nicht geeignet macht. Mußte ich doch in jedem Jahre die Feftftellung machen, daß Knaben mit fchwachen Augen, fchwerhörig, linkshändig, mitSchweißhändenundSchweißfüßen, Anlagen zu gekrümmter Haltung, mit O-Beinen ufw. zur Befähigungsprüfung zugeiaffen w r urden. Ja, es ift ein Fall da, in dem in einer Provinzftadt ein junger Mann Setzer werden durfte, obwohl er an der linken Hand nur Daumen und Zeigefinger hatte. Sicher ift es für den Berufsberater hart, befonders den Eltern zu erklären, daß ihr Sohn für den vielleicht fchon liebgewonnenen Beruf nicht in Betracht kommen kann, aber im Intereffe des jungen Menfdien darf dies nicht verfchwie- gen werden. Die ärztliche Unterfuchung ift alfo ftreng zu nehmen und vom Berufsberater und Fachausfchuß genau zu prüfen. Es wäre nötig, einen einheitlichen Fragebogen für die ärztliche Unterfuchung zufammenzuftellen, damit dem Berufsberater bzw. dem Fachausfchuß ein voll- ftändigesBild von der körperlichen Befchaffen- heit des Berufsanwärters gegeben werden kann. Diefer Fragebogen follte folgende Angaben ent halten: Größe: Stärke (fchwach, mittelftark, ftark, : Herz: Lunge: Körperhaltung: Nerven: Sehkraft: Gehör: Sprache (Stottern): Hände (Finger, Schweißhände): Beine (X-Beinc, O-Beine): Füße (Plattfüße. Schweißfüße) : Sonftiges: KannnunderJugendlicheaufGrunddesSchüler- bogens und der ärztlichen Unterfuchung für den Buchdruckerberuf in Betracht gezogen werden, dann muß feine Ergründung durch den Fach berater einfetzen. Diefer wird bald feftftellen, ob eine innere Neigung zum Beruf befteht, ob diefe Neigung mehr der Setzer- oder Drucker- fparte zuftrebt ufw. Wenn dieThefe aufgeftellt wird, daß der Setzeranwärter gern lefen foll, fo muß dabei auch berückfichtigt werden, was er gern lieft. Wir haben viele Lehrlinge, die mit einer wahren Begierde die Kriminalromane ver- fchlingen, wenn fie aber eine nützliche Literatur