Der Phototypograph Beilage zu den Typographischen Mitteilungen April 1933 Heft 4 Optik und Akustik . Bild und Ton im modernen Buch Für eine neue Idee muß Reklame gemacht werden. Längst haben die Reklamefach leute erkannt, daß auch heute noch in der guten Zeitungsanzeige die besten Reklame möglichkeiten liegen, sofern regelmäßig, nicht zu winzigund originell inseriert wird. Es ist nicht zu bestreiten, daß auch in der Anzeigen reklame eine Wandlung vor sich gegangen ist; das Bild wurde immer mehr in den Dienst der Anzeigenreklame ge stellt, und zwar mit sehr gutem Erfolg. Waren es zunächst Zeichnungen, so wird neuerdings in stärkerem Maße die Photo graphie in Anspruch genommen, denn das Photo ist ein guter Helfer bei der Durch führung des obersten Gesetzes in der Re klame: „Wahrheit in der Werbung!” Tatsächlich liegen die Verhältnisse nun so, daß das kaufende Publikum nachgerade daran gewöhnt wird, die Gegenstände, die es zu kaufen beabsichtigt, vorher bereits im Bilde zu sehen. Den großen Tageszei tungen zum Beispiel werden neuerdings jede Woche einmal von den großenWaren- hauskonzernen illustrierte, meistens vier seitige Prospekte beigelegt, die durch ihre Mannigfaltigkeit und reiche Bebilderung von den Lesern stark beachtet werden. Soweit nun aber bebilderte Anzeigen in Betracht kommen, geht man seitens der Auftraggeber anscheinend noch recht zö gernd an die Verwendung der Photogra phie im Zeitungsinserat heran. Man hat wohl auch in den vergangenen Jahren in dieser Beziehung manche trübe Erfahrung gemacht. Ohne weiteres muß zugegeben werden, daß in bezug auf Zeitungsbilder druck noch so manches im argen liegt; sonst wäre das photographischeBild sicher schon viel mehr in den Anzeigenseiten der Zei tungen zu finden. Aber dank den Bemü hungen der Chemigraphie zur Herstellung tiefgeätzter und für Zeitungsdruck geeigne ter Klischees und dem Bestreben, im Buch druck zu guten Leistungen bei dem Druck von Autotypien auf rauhen Papieren zu kommen, hat sich vieles in neuerer Zeit gebessert. Das Vertrauen zum gedruckten Photo wächst! Es ist deshalb auch weiter nicht verwun derlich, wenn der Buchdrucker sich be müht, das Photo in den Bereich seines Wirkens viel mehr als früher mit einzu beziehen. In der vorliegenden Arbeit soll nun ein Versuch gezeigt werden, wie man für eine Neuheit mit Hilfe des Photos Das Buch Schrei der Steppe” mit Schallplatte kann auch bezogen werden ein recht wirkungsvolles Inserat zustande bringen kann. Der Versuch ist aber auch insofern lehrreich, als er treffend beweist, daß derartige Photoanzeigen durchaus nicht so einfach zu gestalten sind. Ehe wir jedoch auf Einzelheiten des Versuchs ein- gehen, ist es notwendig, etwas über den Gegenstand des Versuchs zu sagen, weil er auch die Buchdruckerwelt besonders interessieren dürfte. Vor einigen Jahren schien es, als erwachse dem Buch durch Kino und Radio ernst liche Konkurrenz. Man sprach von einer Verdrängung der Lektüre durch den Film und fürchtete auch von den Lesestunden der Sender ernste Gefahren für den Buch absatz. Heute hat sich ergeben, daß das Buch neben den modernsten Formen der Mitteilung sich durchaus behaupten kann. Das Versagen von Rundfunk und Film in kultureller Hinsicht — von einzelnen Leistungen abgesehen — bestärkt diese Überzeugung. Das Budi — und gerade das billige Buch der Gegenwart — ist wie kein anderes Mittel geeignet, geistige und literarische Werte weitesten Schichten zu gänglich zu machen. Immerhin ist die Entwicklung der neuen Bild- und Tontechnik auf die Form des Buches nicht ohne Einfluß geblieben. Zu nächst gingen von der Seite des Optischen wertvolle Anregungen aus.