Ständige Beilage der „ Typographischen Mitteilungen " Der Sprachwart Monatsblätter für Sprachpflege und Rechtschreibung Fachmitteilungen für die deutschen Korrektoren 19. JAHRGANG JANUAR 1927 NUMMER 1 AN UNSRE LESER UND FREUNDE D er Bildungsverband der Deutfchen Buchdrucker hat in dankenswerter Weife dem Drängen der Korrektoren auf Ausbau der „Fachmitteilungen” nachgegeben, und fo erfcheint nun die erfte Nummer des neunzehnten Jahrgangs in vergrößertem Format unter dem neuen Titel „Der Sprachwart”. Mit der neuen Bezeichnung weift auch das fonftige Ausfehen rein technifch eine andre Geftaltung auf; ebenfo ift diefe Nummer die erfte, die in einem Umfang von acht Seiten den „Typographifchen Mitteilungen” beigegeben wird. Als ftändige Beilage der „Typographifchen Mitteilungen” erfreuen fich die „Fachmitteilungen für die deutfchen Korrektoren” über den engen Rahmen des Korrektorenberufs hinaus im gefamten Buchdruckergewerbe ftetig wachfender Beliebtheit. Diefe Sprachzeitfchrift wird von allen Beziehern der „Typographifchen Mitteilungen” gern und mit großer Aufmerkfamkeit gelefen, das beweifen uns die zahlreichen Zufchriften aus allen Sparten der Buchdruckerwelt. Sie findet weiter auch die Anerkennung und Beachtung fonftiger Sprachfreunde, die dem Buch druckerberuf fernftehen. Sie alle werden, des find wir gewiß, die Erweiterung begrüßen. Aber wenn fich rein äußerlich der Anblick der „Fachmitteilungen” den Zeiterforderniften entfprechend auch geändert hat, fo bleiben die Grundfätze der Schriftleitung doch die gleichen wie bisher. Die Schriftleitung wird weiter beftrebt fein, für einheitliche Rechtfehreibung zu wirken und Aufklärung in Sprach- und Rechtfehreibungsfragen zu verbreiten. Eine offene Aus- fprache über Mißftände im Sprachleben und über die Wege zur Vereinfachung unfrer leider fo verwickelten Rechtfehreibung foll jedoch nicht verhindert werden. Wir hoffen dabei auch ferner auf die Unterftützung unfrer werten Mitarbeiter, wie fie uns bisher in reichem Maße zuteil geworden ift, und übermitteln ihnen fowie allen Lefern und Freunden die herzlichften Glückwünfche zum neuen Jahr. Die Schriftleitung. „deren“ und „derer“ Von Jojeph Lammertz, Aachen Der Einzahlwesfall der Fürwörter der und das heißt ftets deflen (feiten auch des), mögen die Für wörter hinweifend oder bezüglich gebraucht werden, z. B.: Der Freund deflen, der . . . Gedenkt deilen, der ... — Der Freund, deflen wir gedachten. Der Freund, deflen Rat wir befolgten. Das Feft, während deflen . . . Gott, ohne deflen Willen . . . Man meide es, deflen als Wesfall von was zu ge brauchen, z. B.: (Tue nichts, was . . .) Tue nichts, weffen (nicht deflen) du dich fchämen müßteft. Der Mehrzahlwesfall der Fürwörter der, die, das aber erfcheint in zwei Formen: deren und derer. Er fahrungsgemäß herrfcht bei der Anwendung diefer beiden Formen einige Unficherheit. Feft fleht, daß bezüglich (als Einleitung eines Nebenfatzes) nur deren gebraucht wird, z. B.: Männer (Frauen, Rinder), deren wir . . ., wegen deren (wel cher) wir . . ., deren Fleiß wir . . ., aus deren Fleiß wir . . . Auch der Einzahtwesfall des bezüglich gebrauchten Fürwortes die heißt deren, z. B.: Die Frau, deren wir . . ., wegen deren (beffer als welcher) wir . . ., deren Fleiß wir . . ., aus deren Fleiß wir . . . Nun aber derer? Der Duden lehrt: Nach dem heutigen Sprachgebrauch fleht derer nur als Wesfall der Mehrzahl,.und zwar entweder vor bezüglichen Fürwörtern, z. B. die Zahl derer, die da kommen, oder vor von zur Angabe der Familienangehörigkeit, z. B. das Gefdilecht derer von Bülow. Die Erklärung: „vor bezüglichen Fürwörtern“ ftört; derer ift in diefen Beifpielen hinweifend.