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Der Sprachwart
- Bandzählung
- 19.1927
- Erscheinungsdatum
- 1927
- Signatur
- Z. 4. 6055-24.1927
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045909-192700008
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045909-19270000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045909-19270000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Bandzählung
- 6, Juni
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Ausgabe
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- Der Sprachwart
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Ständige Beilage der .. TyPographifchen Mitteilungen Der Sprachw art Monatsblätter für Sprachpflege und Rechtfehreibung Fachmitteilungen für die deutfehen Korrektoren 19.JAHRGANG BERLIN /JUNI 1927 NUMMER 6 Die Namen der Wochentage Von Dr. Max Gerhardt, Berlin-Charlottenburg Wer den Robinfon gelefen hat — und wer hat das nicht? — weiß, daß diefer dem Wilden, der ihm das Leben an einem Freitag gerettet hatte, den Namen „Freitag“ gab. So nannte man früher gern auch Kinder nach dem Wochentage, an dem fie ge boren wurden, befonders nach dem Freitag und dem Sonntag, z. B. Dominik (von dominica dies = Tag des Herrn). Man lieht allb, daß ein Name irgend etwas zu bedeuten hat, daß er nicht Schall und Rauch ift, wie Fault behauptet. Die Quelle für die Bezeichnung untrer Wochen tage fowie der aller mittel- und welteuropäifchen Länder ift das alte Babylon. Hier befand (ich die Sternkunde fchon früh auf einer hohen Stufe der Entwicklung, und hier rechnete man zuerft nach Wochen mit lieben Tagen, die nach den Planeten benannt wurden. Diefe Art der Zeiteinteilung kam über Griechenland nach Rom, und von dem damals allmächtigen Rom gelangte die Wochenrechnung und die Benennung der einzelnen Wochentage in alle Kulturländer. Wenn wir nun die einzelnen Wochentage nach ihrer Reihenfolge durchgehen, fo fällt auf, daß Sonn tag und Montag in allen germanifchen Sprachen und Dialekten gleich genannt werden, nämlich nach der Sonne und nach dem Mond. Althochdeutfch: snnnundag, englifch: Sunday, dänifch: Scndag; fchwedifch: söndag, holländifch: zondag. Im Schwe- difchen heißt diefer Tag auch helgdag (= heiliger Tag). In poetifcher Sprache wird der Sonntag bei uns auch als „der Tag des Herrn“ gefeiert. Diefe Bezeichnung ift allen romanifchen Sprachen gemein- fam: franzölifch: dimanche, italienifch: domenica, fpanifch und portugiefifch: domingo (=r dies domi nica, Tag des Herrn). In den flawifchen Sprachen ift die Bezeichnung für den Sonntag als den Tag der Ruhe, der „Untätig keit“ die allgemeinfte geworden. Zum Beifpiel pol- nifch: niedziela (von nie dziatac = nicht fchaffen). — Bei den Rüden ftand die Auferftehung Chrifti in fo hoher Verehrung, daß fie danach jeden Sonntag benannten BoCKpeceHbe (von BoCKpecem'e — Auf- erfeehung). — Im Ungarifchen heißt der Sonntag ■uasdrnap — Markttag. Diefe Bezeichnung weift auf die finnifch-tatarifche Heimat zurück, wo der in regelmäßigen Zwifchenräumen ftets wiederkehrendc Markttag den Anfatz zu einer heimifchen Woche ebenfo bildete wie die lateinifchen novae und nun- dinae. Der Sprache und dem Sinn nach ift mit vasdrnap der türkifche bazargiinii identifch. Unfer Montag ift wieder bei allen Sprachen mit Ausnahme des Portugiefifchen, Ruffifchen, Pol- nifchen, Ungarifchen ufw. nach dem Monde benannt. Althochdeutfch: mänindag, dänifch: mandag, fchwe- difch: mandag, holländifch: maandag, englifch: Mon- day, franzölifch: lundi, italienifch: lunedi, fpanifch: lunes (= lunae dies, Tag des Mondes). — Portu giefifch: segunda-feira (— zweiter Tag); ruffifch: riOHejl'fcjibHHK’b ( nach dem Tage [des Herrn]), polnifch: poniedzialek (= nach dem Sonntag), ungarifch: hetfö (= Kopf der Woche). Aus diefen Bezeichnungen des Montags als Nachruhetages er fleht man, wie wichtig der arbeitslofe Wochenanfang, der Sonntag, erfchien. Der dritte Tag ift überall dem Gott des Krieges gewddmet. Franzöfifch: mardi, italienifch: martedi, fpanifch: martes (— Martis dies, Tag des Mars). Die germanifchen Völker fetzten dafür den Namen ihres Schlachtengottes ein, den nordifchen Tyr, althoch deutfch Zio, der bei den germanifchen Stämmen fehr verehrt wurde. Althochdeutfch: z iestag, dänifch: tirsdag, fchwedifch: tisdag, englifch: Tuesday. Das neuhochdeutfche Dienstag machte die Abftammung etwas undeutlich durch Einfügung eines n und t, wo durch man an einen „Dienft-tag“ dachte. Am Ober rhein wurde der Name in Zinstag umgedeutet. Bei den Holländern bewirkte die Schreibung dingsdag die Herleitung von ding — Gericht. — Im Unga rifchen heißt diefer Tag kedd (von ket — zwei). Der vierte Tag ift bei allen Germanen mit Aus nahme der Deutfehen der Wodanstag. Altnordifeh: odinsdagr, dänifch und fchwedifch: onsdag, englifch: Wednesday, holländifch: woensdag. Da dem Klerus daran lag, den Wodanskultus verfchwinden zu laffen und jeden Gedanken daran aus dem Herzen des Volkes zu reißen, wurde die Bezeichnung Wo danstag nicht mehr geduldet und an feine Stelle etwas Neutrales gefetzt, nämlich Mitte der Woche, Mittwoch. Dennoch hat fich aber auch im Neu- hochdeutfchen noch eine Erinnerung an die frühere Benennung erhalten; in Weftfalen z. B. kennt man noch heute den Godenstag. — In den romanifchen
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