Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-22
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
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- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003225
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900322
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900322
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-22
- Monat1890-03
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- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 22.03.1890
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Erscheint täglich früh 6'/, Uhr. tirdarkion und Erpedttion Iohannesgasse 8. APrfchlliivirn der Nedaction: Bornilttags 10—12 Uhr. RaLmilioc,« »—6 Uhr. IN, »»« i'«»-I- vi»i»>cr»i, ,»O»»ch t»e -f' u ntibt verhtZchltch. An«atz»e »er für »t« ntchftf«I,r«»» «»»»», »eM««tr« Snserar, an Wachrnt»»« ßi« t Uhr Rachmttiaa«. ««»««>» un» Krsttaaen früh bts' ,p Utzr. 2» den Filialen für 3nl.-Fnnal,mr: v»t« «r««'» Gart,«. «Alfred Hahn». Un>vrrstlSl»siroße 1, Laut» Lösche. Aathartarastr. 23 pari, und König-Platz 7, nnr bi» '/,» Uhr. ^ 81. Anzeiger. Organ fiir Politik, Localgeschichte, Handels- nnd Geschäftsverkehr. Abonnementsprels vierleljährtich 4»/, Mk. incl. Vringerloha b Mk., durch di» Voft >>ejoacn 6 Mk. Jede einzelne Nummer 20 Ps Belegexemplar 10 Ds. Gebühren für Extrabeilage» (>n Tagedlati-Format gesalzt) »hnr Posibeiörderung 60 Mk. «,t Postdeiördrruug 70 Mk. Inserate 6 gespaltene Petitzeile L0 Pf. Größere Schrillen laut uns. Preitverzeichniß. Tabellarischer u.Zisserasatz nach höherm larts. Xerlamrn onier dem viedactionsstrich die «geipalt. Zelle bOPi., vor denFamiltennachricht»» di« ügespalikve Zeile 40 Ps. Inlerale sind stels an die Expedition »a lenden. — Rabatt wird «ich, gegeben. Zahlung pr»emm>ernuäc> oder durch Vvst- Nachnahme. Sonnabend den 22. März 1890. 81. Jahrgang. Der Rücktritt des Fürsten von Rismarck. Der Rücktritt. Di« Enthebung de» Rcichrkanzler» Fürsten von Bismarck von allen seinen Aemtern und sein Rückzug In da» Privat leben ist seit dem 20. März feststehende unwiderrufliche Thal, sachr, aber diese« deklagenSwcrthr, historisch hochwichtige Ereigniß ist unter Umständen und in einer Form erfolgt, welche de» großen Manne» würdig sind. Nicht im Troll ist der Kaiser von feinem Kanzler geschieden, sondern die Tren nung ist ihm sehr schwer geworden. Kaiser Wilhelm hatte, gehofft, rinrm Gedanken der Trennung bei Lebzeiten Beider nickt näher treten zu sollen, aber die staalerechtlichen Mei nungsverschiedenheiten zwischen Kaiser und Kanzler über die Grenzen der Ministerverantwortlichkeit und dir Beziehungen de» Ministerpräsidenten zu seinen Collegcn richteten eine unllbersteigliche Schranke auf. welche nur durch da» Scheiden de» Kanzler» au« seinen Aemtern beseitigt werden konnte. So schmerzlich auch diese Meinungs verschiedenheit ist, so bleibt sie doch eine Thatsache, deren Gewicht Niemand verkennen wird, und sie würde, wen» sie auch vorläufig unentschieden geblieben wäre, immer aus« Neue hervorgetrelen sein und endlich doch zum Bruch geführt haben. So niag e» denn besser gewesen sein, daß die Ent scheidung sogleich eintrat, ohne die persönlichen Beziehungen de« Kaiser» zum Kanzler zu berühren. Denn da« persönliche Verhältniß zwischen den beiden hervorragenden Männern erscheint heule völlig ungetrübt; glänzender, wie geschehen, konnte die Enthebung de» Fürsten BiSmarck von seinen Aemtern nicht vollzogen werden. Fürst Bt«marck ist zum Zeichen de» unauslöschlichen Danke», den ihm der Kaiser sür seine unvergänglichen Verdienste um Preußen und Deutschland weiht, zum Herzog von Lauenburg erhoben und der Armee durch Ernennung zum Generalobersten der Eavallcrie mit dem Range eine- Gcneralfeldmarschall», der höchsten militairischen Rangstufe, erhalten worden. Endlich hat ihm der Kaiser sein Bild in Lebensgröße zngehen lasten. Da» sind die höchsten Würden und Zeichen der Anerkennung, welche dem Kaiser für den vorliegenden Zweck zu Gebolr standen, aber sie gewinnen noch an Bedeutung durch dir Art und Weise und den Ton, mil welchem sie dem Empfänger dargeboten worden sind. „Die Verdienste de» Reichskanzler» zu belohnen, steht nicht in meiner Macht", sagt Kaiser Wil helm in der EabinetSordre vom 20. März in derselben schlichten, liebenswürdigen Form, welche >h»i bei alle» schriftlichen und mündlichen Aeußerungen von größerer Tragweite so ivohl a»< steht. Der Kaiser betrachtete c» al» gnädigste Fügung seine» Leben«, daß er den Fürsten at» Berather bei seinem Regierungs antritt zur Seite halte und hat ihm den erbetenen Abschied in der Zuversicht ertheilt, daß ver Rath, die Thalkrast und treue Hingebung de» Fürsten auch in Zukunst dein Kaiser und dem Baterlande nicht fehle» werde». Die EabinetSordre vom 20. März entspricht in jeder Be ziehung der Vorstellung, die wir un» von derselben nach Form und Inhalt von Anfang gemacht hatten; so ist e» eigentlich kein Abschied, sondern giebt dem Fürsten BiSmarck. nun. mehrigen Herzog von Lauenburg, nur volle Freiheit, dem deulschen Baterlande auch ferner seine unschätzbaren Dienste nach eigenem Ermessen und zur Abwendung von Schäden und drohenden Gefahren zu leiste». Her nämliche Grund, gevanke, welcher die Enthebung Mollke'S von seiner Stellung al» Chef de« Generalstabe- kennzeichnet, findet sich auch in der aus den Reichskanzler bezüglichen EabinetSordre wieder: Die Unmöglichkeit, ans Dienste Verzicht zu leisten, die mir von dieser Seite erwartet werden könne». Bi«marck sagte bei einer seiner letzten Reden im Reichstage selbst von sich, daß er das Bertrauen, welche» er sich durch seine AintSsührung während eine» Menschenalter» im Autlande erworben habe, unübertragbar sei. Demgemäß wird er auch handeln, wenn Kaiser und Vaterland seine» RalheS und seiner Thalkraft und seiner treuen Hingebung gewärtig sind. Obwohl aber Alles geschehen ist. wa» in einem so außer ordentlichen Falle geschehen kaiin, um un» die Scheidestund« zu erteichtcrn. so bleibt doch ei» Gcsühl tiefster Wehmut!» zurück darüber, daß e» nicht möglich gewesen ist, dem Vater» lande die volle Kraft, über welche der Reichskanzler deute »och verfügt, zu erhalten. Es ist doch etwa» ganz Anderes, mitten in der Entwickelung der Ereignisse zu stehen und schon die Keime zukünftiger Bildungen beobachten zu könne», als nur in Augenblicke» von besonderer Bedeutung und Wichtig keit «in Gutachten abzugeben. — Durch nicht» konnle die welthistorische Bedeutung BiSmarck'S klarer vor aller Augen geführt werden al» durch die Aufregung, welche sein bevor stehender Rücktritt in der ganzen civitisirten Welt erzeugt hat. Ueberall erhoben sich Zweifel an der Wahrheit der zuerst von der .Kölnischen Zeitung" gebrachten Meldung, dicHofsuung war fast allgemein, daß e» auch die»mal wieder gelingen werde, den drohenden Sturm zu beschwichtigen und da» berühmte,,Niemals" Kaiser Wilhelm'» I. wieder i» Kraft trete» zu laste». Eine so allgemeine Anerkennung und Werlhschätzung ist »och keinem StaalSmannc bei seinen Lebzeiten zu Theil geworden, wie dem Fürsten BiSmarck, sogar die Franzosen haben sich herbeigrlastrn, BiSmarck mil Richelieu zu vergleichen, von dem der scheidende Reichskanzler selbst einst im Reichstage sagte, daß er an ihn nicht heranreiche. Richelieu stürzte, wie BiSmarck in jener Sitzung sagte, pur la liaino inasiouvio cko so» vmivwl» (durch den »nbcsrirbigten Haß seiner Feinde), während BiSmarck sich reiwillig in» Privatleben zurückzog. Diese Absicht besteht heute sicher bei BiSmarck. aber ob r- ihm möglich sein wird, ie auf die Dauer auSzusÜhren, wollen wir abwarten. Di« Unübertragbarkeit deS Vertrauen-, welche» BiSmarck sich bei den europäischen Höfen durch seine langjährige Thäligkeit erworben hat, wird ihn häufig genug in die Lage bringen, au» seiner selbstgewählten Muße in stiller Waldeinsamkeit hcrau«zutrclen; rin BiSmarck kann nicht willkürlich seinen Abschied nehmen, er ist zu sehr verwachsen mit dem Werke, da» er hauptsächlich geschaffen hat, und in schwierigen und zweifelhaften Fällen wird man immer und immer wieder aus die Person de» Urheber» zu» rückgreisen. Wir stimmen deshalb noch nicht endgiltig in die Meinung ')erer ei», welche BiSmarck von letzt ab nt» vollständig zur Ruhe gesetzt ansehen, wir hoffen zuversichtlich, daß seine reiche Erfahrung noch lange dem denlschen Vaterland« zu Heil und Segen gereichen wird. Achill«» ist den Achäern noch nicht Ür immer untreu geworden, und r» wird nicht erst de« Opfers einer PatrocluS bedürfen, um ihn, wenn e« Roth lhut, ansS Neue auf den Schauplatz seiner unvergleichlich er- olgrcichen unv ruhmvollen Thätigkeil zurückzurusen. * Die kaiserlichen Erlasse. * Der Deutsche Reichsanzeiger »nd KSniglich Preußische Staats-Anzeiger publirirt Folgende«: Mein lieber Fürst! Mit tiefer Bewegung habe Ich a»S Ihrem Gesuche vom 18. t». Ml», ersehen, daß Sie entschlossen sind, von den Aemtern zurückzutrcten, welche Sie seil langen Jahren mit unvergleichlichem Erfolge geführt haben. Ich hatte gehofft, dem Gedanken, Mich von Ihne» z» trennen, bei unseren Lebzeiten nicht „aber treten zu müssen. Wenn Ich gleich- wohl im volle» Bewußtsein der folgenschweren Tragweite Ihre» Rücktritte« jetzt gcnöthigt di». Mich mit diesem Ge danken vertraut zu macken, so thue Ich die» zwar betrübten Herzens, aber in der festen Zuversicht, daß die Gewährung Ihre-Gesuche» dazu beitragen werde, Ihr sür da» Valeria»» unersetzliche» Leben nnd Ihre Kräfte so lange wie möglich zn schonen und zu erbalten. Die von Ihnen für Ihren Entschluß angesührten Gründe überzeugen Mick, daß weitere Versuche. Sie zur Zurücknahme Ihre» Anträge» zu bestimmen, keine Aussicht auf Erfolg haben. Ich entspreche daher Ihrem Wunsche, indem Ich Ihnen hiernebc» den erbetenen Abschied auS Ihren Aemtern al« Reichskanzler, Präsident Meines Slc>al»,i»»,sleriui»S und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten in Gnaden und in der Zuversicht orlkcite, daß Ihr Rath und Ibrc Thalkrast, Ihre Treue und Hingebung auch in Zukunst Mir und dem Baterlande nickt fehle» werde». Ich habe eS al« eine der gnädigsten Fügungen in Meinem Leben betrachtet, daß Ick> Sie bei Meinem Regierungsantritt als Meinen ersten Berather zur Seite hatte. Was Sie für Prcnß-» und Deutschland gewirkt und erreicht haben, wa- Sic Meinem Hause. Meinen Vorfahren und Mir gewesrn sind, wird Mir und dem deutschen Volke in dankbarer, unver gänglicher Erinnerung bleiben. Aber auch im AuSlanbe wird Ihrer weisen und lhatkräftigen Friedenspolitik, dir Ich auch lünslig aus voller Ueberzeuqung zur Richtschnur Meine» Handeln» zn machen entschlossen oin, allezeit mit ruhmvoller Anerkennung gedacht werden. Ihre Verdienste vollwerthig zu belobnr», steht nicht in Meiner Macht. Ich muß Mir daran genüge» lasten, Sie Meine» und de» Vaterlandes nna»»lösch- lickie» Danke» zu versickern. Al» ein Zeichen diese» Danke» verleibe Ich Ihnen di« Würde eine« Herzog» von La ne »bürg. Auch werde Ich Ihnen Mein lebensgroße» Bildnis; zngehen lasten. Gott segne Tie, Mein lieber Fürst, und schenke Ihnen »och viele Jahre eine» ungetrübten und durch da» Bewußtsein treu erfüllter Pflicht verklärten Alter». In diese» Gesinnungen bleibe Ich Ihr Ihnen auch in Zuku»st treu verbundener, daiikbarer Kaiser und König Wilhelm t. li. Berlin, den 20. März >890. An den Fürsten von BiSmarck. Ich kann Sie nicht au» der Stellung scheiden sehen, in der Sie so lange Jahre hindurch sür Mein Hau«, wir sür die Größe und Woblsahrt de» Vaterland«» gewirkt, ohne auch als Krieg-Herr in inniger Dankbarkeit der unau-- löichliche» Verdienste zu gedenken, die Sie fick ui» Meine Armee erworben haben. Mil weitblickender Umsicht und eiserner Festigkeit haben Sie Meinem in Gott ruhenden Herrn Großvater zur Seite gestanden, als e» galt, in schweren Zeiten die für nölhig erkannte Reorganisation unserer Streit- kräste zur Durchführung zu bringen. Sie haben dir Wege bahnen Helsen, aus welche» die Armee, mit Gölte« Hilfe, von Sieg zn Sieg gesührl werden konnte. Hcldrnmnlhigr» Sinne» haben Sie i» de» großen Kriegen Ihre Schuldigkeit at» Soldat gelhan. Und seitdem, bi» ans diesen Tag. sind Sie mit nie rastender Sorgfalt und Ansopseruna bereit gewesen, einzutrelr», um unserem Volke die von de» Väter» ererbte Wehrhaftigkeit zu bewahren unv damit «ine Gewähr sür die Erhaltung ver Wohltbaten de» Frieden» zu schaffen. Ich weiß Mick rin» mit Meiner Armee, wenn Ich de» Wunsch hege, den Mann, der so Große» geleistet, auch fernerhin in der höchsten Rang- stellung ihr erhalten zu sehe». Ich ernenne Sie daher zum Äeneral-Obersten ver Eavallerir mit dem Range eine» General-FclbmarschallS unv hoffe zu Gott, daß Sie Mir »och viele Jahre i» dieser Ehrcnstrllung erhalten bleiben mögen. Berlin, den 20. März 1890. ^. Wilhelm U. An den General der Eavallerir Fürsten von BiSmarck. L la miito de« Kürassier-Regiments von Sevdlitz (Mägde- burgischen) Sir. 7 und deS 2. Gardc-Landwehr-Regiment». Deutsche- Reich. * Seine Majestät der Kaiser haben Allergnädigst geruht: den Reichskanzler Fürsten von BiSmarck aus seinen Antrag von den, Amte al« Reichskanzler zu entbinden und de» eommandirenben General des X Armee-EorpS, General der Insanlenc von Eaprivi zum NeichSkanzlrr zu ernennen. Königreich Preußen. » Seine Majestät der König haben Alleranädigst geruht: den Präsidenten deS StaatS-MinisteriumS und Minister der Auswärtigen Angelegenheiten Fürsten von BiSmarck aus seinen Antrag von den Aemtern al» Präsident deS StaatS-MinisteriumS und Minister der Aus wärtigen Angelegenheiten zu entbinden und den coiiimandire»- den General de» X. Armee-EorpS, General der Insanlerie von Eaprivi zum Präsidenten de- StaatS-MinisteriumS u ernennen, sowie den SlaalS-Minister, Staat-secrctair deS InSwärligen Ami» Grasen von BiSmarck-Schön- ha »sen mit der Leitung deS Ministeriums der Auswärtigen Angelegenheiten einstivcitcn zn beauftragen. * Die gestern in ielegraphiicher Kürze gegebene Aus lassung der .Norddeutschen Allgemeinen Zeitung", den Rücktritt de» Fürste» BiSmarck betreffend, hat folgenden Wortlaut: D!e Belrachlungen, welche die „F> ankiurter Zeitung" über die Stellung de- Kanzler» und lii-beso»dere aber lein verhält,,iß zu der jetzt iagrnden in lernationale» Lonsrren» anstellt, sind „ich!« weite, al- ein Beweis silr den Reich«!»»» a» Phantasie, über welche» der reip. Berliner Eorerlpondent de« genannten Blattes verfügt Eiwas Wahre« enthält der Neircssente Artikel nicht. Es ist zunächst unrtchtlg, daß da» Ansschride» des Kanzler» auS dem Dienste sich an die Arbeiterfrage kniipie. Die Mci- »niigsverichieden heite» in den maßgebciideii Regionen habe» sich vorwiegend n»s staai» rechtlicher» Gebiet bewegt und die Grenzen der min ist er teilen Verantwortlichkeit nach Lage der Bersasiima, iowle die Beziehungen de« Minlstervräit« denten zu seine» Lollcgci« „nd die bisher dafür geilenden Unterlagen znm Gegenstand geballt. Da» Erstaunen, mO welchem hie „Frankfurter Zeitung" die Thallache beiprickn, daß der Kanzler noch nach dcc Berufung der internationalen Eonftrcnz im Amte geblieben sei, ist also durchaus ungerechtfertigt. Der Korrespondent de» Blatte« würde sich dasselbe erspart haben könne», wenn er auch mir einen Bück aus die Entwickelung „»scrcr locnilpnliiiichen Gesetz gebung während des btzien Decenniuin« geworlen hätte. Diese Lnlw ckelung beginnt mit der Allerhöchsten Botschaft vom l7. November 1881. Durch sie sind die Grnndzüge de» Shstem» festgklkgt worben, nach welchen „die Heilung der wctalen Schäden aus dem Wege „der positiven Förderung de« Wähle« der Arbeiler" in Angriff genommen wurde. Der tnlelleclnelle Urheber dieser Allerhöchsten Botschaft ist Fürst BiSmarck geweic». Ec hat die Bot schaft entworfen nnd den Kaiser Wilhelm für dieselbe Z» gewinnt« gewußt. Fürst BiSmaick ist also der Schöpfer unserer heutige» socialpoliliiche» Gesetzgebung. ES ist eine Unwahrheit, wenn da» Blatt von „scharf motlvirter Gegnerschaft de« Fürste» BiSmarck gegen die Arbeite,schutz-Geietz gebung" spricht. Die Acten liege» in diesem Puncle klar «nd sie sind Jedermann zugänglich. In der Sitzung de« Reichliage« vom 9. Mai 1883 hat der Kanzler seine Siellnnq zn der Frage der Arbeiterschutz.Geietzgrbung eingehend da,gelegt. Ec bezeichnet« es damals a!» „in bohen, Grade wünschenswerlh", al« ein „glänzendes Ziel", da» dem Arbeiter Sonntagsruhe gewährt und die Dauer de» Arbeitstages „billig »nd schonend" bcmessin werde. Aber, sügte er hinzu: „Die große Frage, die sich Einem zuerst ausdrängt. ist die: Ist der» Arbeiter überhaupt damit gedieni? Wer bestreuet die Kosten? Der Arbeiter wird nicht die abllgaioriichr Sonntag», rube mit dem Verlust von 14 Procent leine» Iahresloyne» erkaufe» wollen." Scho» damals Hit der Kanzler e« auSgelprochen, daß, um Mit einer Arbeilerichutz-Geictzgebung vorzugehe», der Anschluß der übrigen EuUurstaaleu zu erstrebe,, wäre, und der Kanzler ist r» denn auch geweien, der de» Zusammentritt der jetzt hier tagenden llonsercnz bei de», Kaiser i» Aulrag gebracht Hai. Eine weitere Verfälschung der Ihaiachen ist e». wenn die -Frankfurter Zeitung" von eine», „gezwungenen Verzicht' de» Fürsten Bismarck aus da« HaiivelSniiuislerlum spricht. Der Verzicht ersolgte aus de» Fürsten eigene Anregung, zumal dir Ausgabe» gerade diese» Posten» durch die Streikbewegungen und die sich an dieselben kuüpscnden Fragen sich derartig erweitert datten, daß ihr« Löiung nnr durch eine volle, von andere» Geschäften nicht beanspruchte Arbeiirkraft ersolgen konnle. Die „Franksurier Zeftum," spricht schließlich von einer ftlnd- lichen Slimmung de- Reichskanzler« gegen de» Staattrath. Auch dies ist nicht wahr. Wie die internationale Eonscrenz, io ist auch die Anhörung de« Staat-rathes aui Antrag de« Kanzler« beschlossen worden. Geradezu kindisch ist es endlich, wenn da- ge- »aiiine Blatt dehaupiet: Fürst Bismarck habe dem Dmcr zu Ehren der Slaalseatheniiigiteder in, Schlosse gezwungener Welse de,gewohnt. Wie Kn,irr Wilhelm I„ io Hit auch der jetzige Kaiser den Kanzler Mit Rücksicht aus dessen Gesuiivheiiszustniid von der Theilnabme an Hasses» chkeiiru stets di-rpensirl. Die Borst,llung, daß der Kanzler zun, Erjchrmen im Lchloilc g zwuugtn worden sei. beweist »ur, daß der Lorrelvoadent der „Franftuncr Zeitung" von den Verhüll»,ssr» am Hofe uichl» weiß. » * «, * In einer Berliner Depesche der Münchener „Allgemeinen Zeitung" wird mitgetheiit: „Gutem Vernehmen nach baden Fragen de« innere» StaalSrecktS die Krisi»beschleunigt, namentlich die Frage der AnsrechterlnUlnng oder Aeie,Iig»„g der EabinetSordre vom 8. September I8L2 Uber die Stellung de« Ministerpräsidenten." * E» ist Wohl zunächst eine Folge der allgemeinen Er regung. daß von allen Seiten neue Gerüchte über Personal veränderungen anstauchen. So ist schon seit einigen Tagen in den Blättern davon d,e Rede, daß auch Staat-- minister v. Maybach seine Entlassung zu nehmen beabsichtige. AIS sein muthinaßlicher Nachfolger wird e>» General genannt. Auch andere Namen zieht da« SensationSbedÜrsiiiß der Zeitungen in die politische Erörterung, wohingegen die ?.KöI»ische Zeitung" wohl mit Recht bemerkt haben dürfte, daß der Uebergang in die neuen Verhältnisse sich ohne Ueber- iürzung und sicherlich auch ohne sprunghafte Veränderungen n den Perso„c»vcrhält»!ssen vollziehen wird. Fürst Dismarck als Abgeordneter, (Gesandter, prenOlscher Ministerpräsident und Reichskanzler. I. BiSmarck'« Lebe„«ga»g. — Der Abg»ordu»t» von Bilmarck-Schönhausen. BiSmarck'» gewaltige« Wirken zu schildern — wenn wir der Ausgabe einigermaßen gerecht werden wollten, müßten wir (so sübrl die „Kölnische Zeitung" a»S) ein große- Werk ckreiben. Nur einen flüchtigen Um- und Abriß können wir hier zu zeichnen versuchen. Daß der Stndiosu» der Rechts wissenschaften Otto von BiSmarck-Schönhausen, der zwrit- geborene Sob» seiner Eltern, zn Ostern 1832. damals 17 Jahre alt. dir Universität Gvttiiigen bezog, dort regelrecht EorpSstndrnt wurde und die Freundschaft mit dem jungen,' päter berühmt gewordenen John Motlev schloß, die zeitlebens zedancrt hat. weiß man. BiSmarck vollendete seine Studien in Berlin, wurde 1833 AuScultator a», Berliner Stadtgericht und kam 1836 al» Regierinias-Rescrendar in die Rheinprovinz, „ach Aachen. Er bat den Nyrin airßerordrntlich lreb gewonnen und er bat ibn auch, wie weniae seiner Landsleute, verstanden. BiSmarck war zeitweise in Wiesbaden und machte von dort auS weile und schöne Ausflüge „ach dem Rbeingau und thrin- abwärtS. t837 diente er in Potsdam, besnchte später auch die Akademie in Eldena und bereitete sich darauf vor, rin berusSmäßiger Landwirth z» werden. Er hatte auch schwer lich die Absicht, Berufspolitiker zu werde», als er im Jahre >847 als Deichhauplniann und ritterichafilicher Abgeordneter für Ierichow — seinen HeimatbSkrciS — i» ken Bereinigten Landtag eintrat. Doch machte er sich auf diesem Landtag durch einige bedeutsame und jedenfalls ursprünglich« Reden sehr bemerkbar, und es wuchs ihn, mit der Dauer seiner par lamentarischen Thäligkeit «kennbar die Lust an, Kampfe. Aus diesem Lanvtage begründete er seinen Ruf atS reactionairer mittelalterlicher Junker dermaßen, daß er sich schon gegen solche Bezeichnungen von Seite» der liberalen Abgeordneten zu wehren hatte. Er hatte sich in einer Rede gegen die Emancipation der Inden dazu bekannt, daß er voller (niiltelalterlichcr) „Vornrlheilc" stecke, daß er sie mit der Muttermilch eingesogcn habe. Da» hatte er nun sehr oft zu höre», so daß er sich einmal in einer persönlichen Bemerkung gegen de» Abg. Krause äußerte: „Der verehrte Redner ist z»ni dritten Male aus dem etwa» müde gerittenen Pferde ans mich eingesprciigt, welches von, Mittelalter und Hinte» Muttermilch beißt." Seine erste Paria,nrntSrrde hielt er am 15. Mai 1847, sie War die Begründung einer Ab stimmung. Originalität in der Anschauung wie in den Bildern zeichnete seine Reden schon damal» au»; auch ei» gewisser Hochmuth, mehr gegenüber der ganzen neuen Ein richtung al» den zur Würde von Gesetzgebern erhobenen bürgerlichen Abgeordnete», läßt sich nickt verkennen. Von Len lchtern nennt er, nach englischer Sitte, nie einen mit dem Namen, sonder» gebraucht Wendungen wie: „ein geehrter Redner au» der Grafschaft Markoder „der Herr Abge ordnete. welcher soeben gesprochen hat". Schärfer noch trat er zu den liberale» und constitutionellen Strömungen in Gegensatz auf de», zweite,, Vereinigte» Landtag im April >848, der unter dem frische» Eindruck der Märzrevolution tagte. Die Krone hatte die Verfassung versprochen, man sollte dar Wahlgesetz und die künftige Verfasiung berathen. Seine Stellung zur kommende» constitutionellen Arra kenn- zrichnele BiSmarck, al« er in der Begründung seiner Abstim mung gegen die Adresse a» de» König bemerkte: .Wa» mich aber veranlaßt, gegen die Adresse zu stimme», sind die Aeuße- rungen von Freude und Dank sür DaS, wa« in de» letzten Tagen geschehen ist. Die Vergangenbeit ist begraben, und ich brdaure c» schmerzlicher als viele von Ihne», daß keine mensch liche Macht »„ Stande ist. sie wieder z» erwecken, nachdem die Krone selbst die Erde auf ihren Sarg gewcrfen hat." In der gleichen Richtung bewegte sich die Thätigkeil Bis marck'« i» ver Zweite» Kammer, die vom 26. Februar bi« 27. April 1849 in Berlin tagte. Er war im Kreise Westhavelland gewählt. Sehr bekannt ist sei» heftiger Ausfall gegen die Demokratie an» Anlaß der Lieder, die zur Frier de» 18. März >848 in einigen von Abge ordneten besuchten Gesellschaften gesungen worden waren, so namentlich wegen der Zeilen: „Wir färbe» echt, wir färben gut — Wir färben mit Tyraiincnblnt" von Dr. Aug. Braß, dem späteren Herausgeber der „Norddeutschen Allgemeinen Zeitung". In eben dieser Rede beime» der junge Abgeordnete bereits eine seltene Schlagfertigkeil. Al« er die erwähnten Verse angeführt hatte, ries man >bm höhnisch zu: „Singen!" Er erklärte daraus: „Zischen und Geschrei von Singen gehört nicht kierhcr. Wer da» Lied nachher singen will, für den werde ich e» hier deponiren." Sehr scharf sprach er sich gegen die Amnestie der Vernrtheiltrn au« ve», Aufstande au», weil dadurch in, Volke die Meinung verbreitet werde, al» ob da» ganze StaatSrecht aus der Barrikade beruhe und al» ob da» Princip siegreich sei, welchem „Ausrührer jeder Art Helden- müthiae Vorkämpfer sür W.'hrbeit. Freiheit und Recht sind". Nebenher bemerkt ist die« unsere» Wissen« da» erste öffentliche Vorkommen der jetzigen ossiciellcn Eentrum-dcviie. In diese Zeit lällt die erste große politische Rede BGmarck'S, die o,b«z
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