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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1930
- Erscheinungsdatum
- 1930
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-27.1930
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-193000000
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19300000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19300000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Bemerkung
- Heft 2 fehlt
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 6, Juni
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Autor
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und drei Pferden für ihre Kinder die gedruckten Schulbücher vom Staate geliefert bekommen, während man sie den Kindern von kleinen Angestellten und Arbeitern nicht bewilligt. Die Etatmittel für die höheren Schulen sehen eine Kürzung von 147000 Mark vor. Im großen und ganzen bleibt in diesen Schulen alles beim alten. Natürlich erfährt der Etat der Universität in Jena, die Hochburg der Thüringer Reaktion, keinerlei Kürzung. Das freie Volkshochschulwesen Thüringens erhält überhaupt keine Mittel mehr. Dafür bekommen aber die Bauernhoch schulen in Berka und Neudietendorf ihren gesamten Betrieb vom Staate reichlich bezahlt. Das Berufsschulwesen wird an den Rand der Leistungsfähigkeit gebracht. Die Etatmittel werden fast um die Hälfte gekürzt. Hunderten von noch nicht fest angestellten Gewerbelehrern hat die Regierung den bekannten blauen Brief zugeschickt. Es ist eine besondere Tragik für die Berufsschule, daß diese Gewerbe lehreranwärter zum größten Teil aus den praktischen Berufen hervorgegangen sind, diesich unter schweren persönlichenOpfern vier oder sechs Semester in Jena durchgehungert haben. Die Klassenbesuchsziffern an den Berufsschulen werden erhöht auf30beziehungsweise36. Der achtstündige Unterricht sollherab- gedrückt werden auf 6 Stunden für gewerbliche Lehrlinge; für Mädchen und Ungelernte soll er 4 und 5 Stunden betragen. Die Verkürzung betrifft den Unterricht in Staatsbürgerkunde und Literatur, zwei der wichtigsten Gesinnungsfächer. Die Revision der Lehrpläne in Staatsbürgerkunde und Volkswirtschaftslehre ist in Aussicht gestellt. Die Kosten der Berufsmittelschule sollen von den Interessierten selbst aufgebracht werden, die Berufs mittelschule soll außerdem den höheren Schulen angegliedert werden. Das bedeutet die Erdrosselung dieser Einrichtung in Glacehandschuhen. Die Pflichtstundenzahl derBerufsschullehrer wird erhöht auf 30! Alle diese Maßnahmen hat man sich vorzustellen in einemLande mit der wirtschaftlichen und sozialen Struktur Thüringens unter der Herrschaft einer extrem nationalistischen Partei. Das ist die Zerschlagung eines sehr wichtigen und leistungsfähigen Schul systems. Die Heraufsetzung der Klassenschülerzahlen in Ver bindung mit dem enormen Schülerrückgang durch den Ausfall an Geburten während der Kriegsjahre bedeutet, daß nur in wenigen Fällen Fachklassen gebildet werden können. Hierin liegt aber gerade der Erfolg der modernen Berufsschule. Durch die Zusammenfassung einer Menge nichtverwandter Berufe in einerKlasse,nur um die erhöhte Klassenschülerzahl zu erreichen, müssen die Leistungen ungenügend sein. Die Berufsschule wird damit zur früheren Fortbildungsschule heruntergedrückt. Der bedauernswerte Gewerbelehrer aber, der dieses Konglomerat von Berufen zu unterrichten hat, muß scheitern an seiner Auf gabe und verzweifeln an seinem Beruf. Aber all das ist gewollt, die Berufsschule soll kaputt gehen! Erklärt doch die politische Vertretung der Landwirte ganz frei und offen: »Der ganze Schwindel der Berufsschule soll beseitigt werden!« DieThüringer Berufsschule hat sich dank ihrerVäter als ein wichtiges Bildungs mittel der breiten Massen erwiesen. Sie hatte bisher die volle Sympathie der Gewerkschaften in der richtigen Erkenntnis, daß ein schlecht ausgebildeter Arbeitnehmer ein unbrauchbarer Gewerkschaftler ist. Der ADGB. protestiert in scharfen Ent schließungen gegen die Vernichtung der Berufsschule; die ein zelnen Gewerkschaften protestieren, doch alles umsonst, es muß umsonst sein, denn die Schule ist eine politische Angelegenheit des Staates und somit eine politische Machtfrage. — Vergessen wir das nicht. Karl Friedrich Bayerischer Berufsschulmangel Über den Wert der Berufsschulpflicht und über ihre Einwirkung auf die Jugenderziehung und-bildung besteht wohl kaum noch ein Zweifel. Es darf heute als Gemeingut aller an der Jugend erziehung beteiligten Kreise gelten, daß der Unterricht in der Berufsschule wesentlich dazu beiträgt, diejugend für den Daseins kampf vorzubereiten, sie zu guten Staatsbürgern und Fach arbeitern zu erziehen und ihr den Übertritt von der Schule ins Leben zu er leichtern. Leider ist der Besuch der Berufsschule für das vierte Lehrjahr noch nicht Pflicht. Besonders wird dieser Mangel im Buchdruckgewerbe empfunden, das auf die schulische Aus bildung der Lehrlinge großen Wert legt. Während in denGroß- und Mittelstädten sowie in vereinzelten Kleinstädten schon sehr gute Schuleinrichtungen für den beruflichen Nachwuchs bestehen, mangelt es in andern Orten daran noch gänzlich. Die Erkenntnis bricht sich deshalb immer mehr Bahn, daß der Pflichtbesuch der Berufsschule für alleLehrlinge ohne Unterschied der Vorbildung und des Alters eingeführt werden sollte. Auf die Einführung der Berufsschulpflicht allein kommt es jedoch nicht an, sondern noch mehr auf die Einrichtung der Schule und auf ihre Eignung zur Erreichung des gesteckten Zieles. Von den meisten Berufserziehern wird das Berufsprinzip als Grundlage zum Unterricht in den Berufsschulen bezeichnet. So behandelte im Oktoberheft der amt lichen Zeitschrift des Bayerischen Berufsschulverbandes Berufs schuldirektor Fischer, Altenburg das Thema »Die berufliche Gliederung der Schüler in der Berufsschule und die Berufsschul- Zweckverbandsbildung«. Auch er betont, daß das Berufsprinzip aus wirtschaftlichen, psychologischen und pädagogischen Grün den das Fundament der Berufsschulen ist, das alle Jugendlichen nach dem Besuch der Volksschule aufzunehmen hat. Im Nach stehenden soll nun zur Behebung des in Bayern bestehenden Mangels an gewerblichen Berufsschulen für das Buchdruck gewerbe ein Vorschlag zur Einrichtung solcher Schulen unter Zu grundelegung vonBerufssdiul-Zweckverbänden gemacht werden. Die Einrichtung solcher Schulen könnte im Kreis München folgendermaßen geschehen. Zunächst müßte in den einzelnen Bezirksvororten Rosenheim, Mühldorf, Passau, Landshut, Strau bing (Regensburg und Augsburg schalten aus, weil sie eigene Fachschulen besitzen), Ingolstadt, Donauwörth, Memmingen und Kempten festgestellt werden, wieviel Lehrlinge und Gehilfen in ihren Bezirken tätig sind. Dabei könnte die günstige Zusammen legung der einzelnen Bezirke berücksichtigt werden, zum Beispiel Mühldorf und Landshut, Straubing und Passau, Ingolstadt und Donauwörth, Kempten und Memmingen. An je einem dieser Orte wäre mit Unterstützung von Regierung und Schulbehörde sowie der Prinzipals- und Gehilfenorganisation allwöchentlich einTag festzulegen, an dem sämtliche Lehrlinge der umliegenden Orte in einem geeigneten Schulraum erscheinen, wo sie durch einen Wanderlehrer theoretischen und praktischen Unterricht erhalten. Da die geringe Anzahl der Lehrlinge eine Teilung in einzelne Jahrgänge voraussichtlich nicht ermöglicht, könnten vier Stunden am Vormittag für alle Schüler gemeinsam mit je einer Stunde Fachgeschichte und Fachrechnen sowie zwei Stunden Schrift schreiben und Skizzieren ausgefüllt werden. Während dies im ersten Jahre ohne größere Schwierigkeiten durchzuführen wäre, würde der Unterricht am Nachmittag, der für den praktischen Teil reserviert sein müßte, schon auf größere Schwierigkeiten stoßen. Weniger wird dies beim Unterrichtsstoff der Fall sein, der kann trotz Zusammenlegung der einzelnen Jahrgänge sehr wohl für das jeweilige Lehrjahr abgestuft werden. Die größere Schwierigkeit dürfte vielmehr darin liegen, den geeigneten Un terrichtsraum für die Buchdruckereieinrichtung zu beschaffen, die zum praktischen Erfolg unbedingt notwendig ist. Denn was nützen die sachlichsten und besten theoretischen Erläuterungen, wenn die Möglichkeit fehlt, sie durch praktische Versuche zu er fassen und zu vertiefen. Es soll doch der Hauptzweck dieser ganzen beruflichen Erziehungsarbeit sein, zu verhüten, daß die immer mehr um sidi greifende Spezialisierung mit ihren schematischen Arbeitsmethoden für Lehrling und Gehilfen zu einer Gefahr wird, der sie infolge einseitiger Ausbildung auf Gnade oder Un gnade ausgeliefert werden. Aus diesem Grund müßte im prak tischen Unterricht eine Trennung von Setzern und Druckern vorgenommen werden. Dies könnte durch Einstellung eines nebenamtlich tätigen Druckerkollegen ohne Schwierigkeiten er zielt werden. Würde mit den Aufgaben des Wanderlehrers ein Drucker betraut, so müßte ihm natürlich für den Unterricht der Setzerlehrlinge ein Setzer zur Verfügung stehen. Auf solche Weise könnte die Lehrlingsausbildung in kleinen Orten ebenso fortschrittlich erfolgen, wie es heute zum großen Teil in den Großstädten, zum Beispiel München mit seiner vor bildlichen Fachschule, geschieht. Den Nutzen hätte außer den be treffenden Lehrlingen das ganze Gewerbe. Gundermann, München
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