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Der Sprachwart
- Bandzählung
- 21.1929
- Erscheinungsdatum
- 1929
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-26.1929
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512045909-192900007
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512045909-19290000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512045909-19290000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 8, August
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitschriftDer Sprachwart
- BandBand 21.1929 -
- Ausgabe1, Januar 1 2
- Ausgabe2, Februar 17 18
- Ausgabe3, März 25 26
- Ausgabe4, April 41 42
- Ausgabe5, Mai 57 58
- Ausgabe6, Juni 65 66
- Ausgabe7, Juli 81 82
- Ausgabe8, August 97 98
- Ausgabe9, September 105 106
- Ausgabe10, Oktober 121 122
- Ausgabe11, November 137 138
- Ausgabe12, Dezember 153 154
- InhaltsverzeichnisInhaltsverzeichnis -
- BandBand 21.1929 -
- Titel
- Der Sprachwart
- Autor
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Der Sprachwart Monatsblätter für Sprachpflege und Rechtfehreibung Fachmitteilungen für die deutfehen Korrektoren z I. JAHRGANG BERLIN/AUGUST 1929 NUMMER 8 Übertreibungen der Sprache Von Dr. Max Gerhardt, Berlin-Charlottenburg Daß man den Rotwein rot nennt, ift berechtigt, denn er lieht ja rot aus. Aber warum nennen wir — und ebenfo andre Völker — denn den Rhein wein, den Mofelwein, den hellen Burgunder ufw. Weißwein, die doch gar nicht weiß wie zum Beifpiel die Milch, fondern goldgelb ausfehen? Jedenfalls hat hier „weiß“ die Bedeutung von „hell“. — Beim Bier lind wir in der Bezeichnung der einzelnen Sorten fchon etwas vorlichtiger; denn wir unter- fcheiden helle und dunkle Biere, obwohl wir auch hier ein Bier, das gelb auslieht, Weißbier nennen, augenfcheinlich wegen des fchneeweißen Schaumes. Aber fchließlich ift doch Schaum kein Bier! — Beim Brot unterfcheiden wir zwilchen Schwarzbrot und Weißbrot. Aber beide Farbenbezeichnungen lind zum mindeften übertrieben. Das Äußere des Schwarz brotes ift braun und das Innere grau; das Weiß brot ift außen gelb, innen allerdings weiß. Indellen das unterfcheidende Merkmal ift doch licher die Außenfeite; denn das Innere des Schwarzbrotes ift ja gar nicht fchwarz. Schwarz wird hier eben in dem Sinne von dunkel gebraucht, wie weiß in dem Sinne von hell. Ähnlich verhält es lieh bei dem Namen „Schwarz wald“, deften Nadelbäume gewiß nicht fchwarz, fondern wie alle andern Bäume grün lind. Aber lie liehen fo dicht, daß es in diefem Walde dunkel ift. Schon in dem bekannten Gedichte Ferdinand Freiligraths „Die Auswanderer“ heißt es: „Der Schwarzwald lieht voll finftrer Tannen.“ Ebenfo heißt ein thüringifcher Bach Schwarza, weil fein Waller dunkel erfcheint, das in Wirklichkeit aber ganz klar ift. Wir erkennen aus den genannten Beifpielen, daß wir die Farbenangaben bewußt übertreiben, um den Unterfchied recht deutlich zu machen. Dasfelbe ge- fchieht auch bei der Angabe der Hautfarbe, die die einzelnen Völkerrallen kennzeichnet. Die Indianer nennen alle Europäer, die doch nicht alle von der gleichen Hautfarbe find (die füdlichen Völker find entfehieden dunkler als die nördlichen), Weiße — an lieh auch eine Übertreibung —, im Gegenfatz zu den Negern, die fchon die alten Römer als „Schwarze“ (niger = fchwarz) bezeichneten. Doch auch das ftimmt nicht ganz; denn nicht alle Neger find von fchwarzer Hautfarbe. Umgekehrt nennen wir die Indianer Rothäute, obwohl fie nicht rot, fondern hellbraun find. Die Bezeichnung „Nekromantie“ wird zwar mit „Schwarzkunft“ überfetzt, fie hat aber mit diefer Farbe nicht das geringfte zu tun. Diefe Oberfetzung ift nur durch ein Mißverftändnis zuftande gekommen. Der erfte Teil des Wortes: nekrös, ift griechifch und bedeutet Leichnam (vgl. Nekrolog = Nachruf für einen Toten), der zweite Teil: manteia, ift eben falls griechifch und bedeutet Befchwörung. Das Ganze heißt alfo Geifterbefchwörung. Im Mittelalter wurde das Wort Nekromantie fälfchlich als lateini- fchen Urfprungs aufgefaßt. Statt Nekro- fagte man Nigromantie, als wenn es zu niger = fchwarz ge hörte; mantie wurde mit Magie (vom griechifchen mägos = der Weife, Befchwörer) in Verbindung ge bracht und das Ganze dann fälfchlich als Schwarz kunft gedeutet. Eine andre fonderbare Bezeichnung — uns aus den Märchen bekannt — ift der „Ritter Blaubart“, der doch gewiß nicht einen blauen Bart gehabt hat; denn man hat noch nie davon gehört, daß je ein Menfch von Natur blaue Haare gehabt hätte. Hier wird „blau“ gewiß im Sinne von fchwarz gebraucht, und das paßt auch fo recht zu der düftern Sinnesart des Mannes. Er war der Held des urfprünglich alt- franzölifchen Märchens, der feine fechs Frauen tötete, um fie wegen ihrer Neugierde zu beftrafen, und Raoul le Chevalier Barbe Bleue hieß. Von einem Adligen lagt der Volksmund, es fließe blaues Blut in feinen Adern. Auch das ift ein Ding der Unmöglichkeit, denn die typifche Farbe des Blutes ift rot. Zu diefer Bezeichnung konnte man wohl nur dadurch kommen, daß die Angehörigen des Adels, die es in alten Zeiten vermieden, lieh mit andern Völkerralfen zu vermifchen, ihre Haut hell und zart erhielten, fo daß die Adern auf der feinen, durchfichtigen Haut blau durchfchimmerten und das Volk zu dem Glauben veranlaßten, in den Adern der Adligen fließe blaues Blut. Im Spanifchen bedeutet noch heute die Redensart: ser de la sangre azul „von altem Adel fein“, alle andern Sprachen haben ähn liche Ausdrücke. Aber auch in bezug auf Zahlen neigen wir zu Übertreibungen. Wie oft hört man: „Ich habe es dir fchon hundertmal (oder gar taufendmal) gefagt“, oder: „Ich danke Ihnen taufendmal“, oder es wird von jemand behauptet, er fei ein Taufendkünftler ufw., ohne daß diefe Zahlen genau bewertet wer den. Ein kleines Tier aus der Klaffe der Gliederfüßler
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