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Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1890
- Erscheinungsdatum
- 1890-03-23
- Sprache
- Deutsch
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Public Domain Mark 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id453042023-189003237
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id453042023-18900323
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-453042023-18900323
- Sammlungen
- LDP: Zeitungen
- Bemerkung
- Seiten doppelt vorhanden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- ZeitungLeipziger Tageblatt und Anzeiger
- Jahr1890
- Monat1890-03
- Tag1890-03-23
- Monat1890-03
- Jahr1890
- Titel
- Leipziger Tageblatt und Anzeiger : 23.03.1890
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Erscheint täglich früh SV. Uhr. Le-«üi»« ,»L Lr»rdilioi> Iohauuesgaffe 8. SPrrchkunren irr Nr-aciion. Vormittags 10—18 Uhr. Nachmittag« 5—6 Uhr. k»r »i«Kva»>»» «u>,»«»»>«» «-»»ictt»«, «-»«»» »u N«».ctü° »i«> «r»«»li». »er für »i« »ächstfalge»»« Nummer deftlmmtea Jnser»te », »-che«r«,e» dt« » UhrNachmitlag«, uudAefttairufrütz dis'i.d >tzr. In drn Filialen für Ins.-Annakme. Ltta «emm « »«rti«. («lfrrd v«hu>. Uiiversitälsitraßt 1» Laut« Lüsche, »athariarustr. 83 pari. uad Käuigtplatz 7, «ur bi« st,S Udr. Uchm,r Anzeiger. Organ flir Politik, Localgeschichte, Handels- and Geschäftsverkehr. vierteljährlich 4»/, Mk. tuet. Briiaerloh» 5 Mt., darch bte Vast bezöge» 6 Mt. Ade eiuzelne Nummer 80 Pf Belegexemplar 10 Pf. Gebühren für Extrabeilage» (in Tagedlatt-Format gefalzt) »HU» Pvslbe'örderuug 60 «k. Mit Poftbesärdcruug 70 Mt. Inserate 6gespaltene Petitzelle SO Pf. «rSßere Schnstea laut »af. PretSderzeichuiß, Tabellarischer u. Ziffrrusa» »ach hä Herrn Tartf. Ueelamen uater dem Redartionsstrich die IgeipaU. Zelle 50 Pl„ vordrnF-millennachrichte» die Kgelpaliene Zeile 40 Ps. Inserate siad siet« an die Gx-edttt»» »» sende». — Rabatt wird »icht gegeben. Zahlung pnieumoernluto oder durch Post« aachnahme. r Bcrech- schars? so vielt > eiste»? die Liebt! ung nach von der -nslsteUa che Ori-I Wir citi- ^Siehsi irt, wass addera- n können I nnc» füll i Wallncr- nenestens eeicht. ie llebcr- ie sie dcr l stein der Dadurch andere» efseln die saltigkeil! ^ er Unter- riptioncn! ark 2,00 nummern Mer". ich ror )u. ^ 82. Sonntag den 23. Miirz 1890. 81. Jahrgang. Amtliche Bekanntmachungen. ivrsrntliche Sitzung der Slßdlveror-nrten Mittwoch, de« 2«. März L8»0, ^ Abends «V, Uhr, t»r Gerate der vormaligen Han-rl-börse a« -taschmarktr. Tagesordnung: I. Bericht de« Bau« und Oekonoinieau«schusie4 über Ein füllung der Fflterbcckcn im Gebiete de« südlichen Sammelcanal-. II. Bericht de» OekonomieauSschuffe« über: «u Abgrabung - de« zu der im Besitz« der Stadt befindlichen Wiese, sogen. Barnecker Teich in der Flur Barneck, gehörigen Teichdamme«; d. Gewährung einer Unterstützung an de» Borstand der Kleinkinderbewahranstalt zu Stötteritz; e. Durchsührung der Vorfluthschleuße für Schenefeld durch den Bahnkörper der Thüringer und Magdeburger Eisenbahn; <j. Herstellung emer Entwässerungsanlage aus Bahnareale zum Zwecke der AuSlehmung zweier rum Riltergute LöSnig gehöriger Wiesenparcellen; s. Ausführung von Pflasterarbeiten und Futzwegregulirung in der Gustav»Adolf - Straße; k. Pflasterung der Alexanderslraße zwischen der Colonnad«»- und Prome- nadenstrsße und Fußwegregulirung daselbst. III. Bericht des NersoffungS- und FinanzauSschuffeS über Gründung von drei neuen Expedientenstellen. IV. Bericht de« Bersasiungs- und BauauSschuffc» über ein Abkommen mit Herr» Kohlenhändler Kitze wegen Ein räumung eines BaurechleS an der Parcelle Nr. 12 des Flurbuchs für Neustadt. V. Bericht des Schul- und BauauSschusies über Einrich- lung mehrerer Claffenzimmer in den Volksschulen zu Leipzig-Reudnitz oberen TheilS. VI. Bericht beS SchuiauSschuste» über: ». Gewährung einer einmaligen Zulage au SO Lehrer der untersten beiden GehalkSclaffen i» Alt-Leipzig; b. Gewährung einer einmalige» besonderen Zulage a» 15 ständige Lehrer an den Volksschulen zu Leipzig-Reudnitz; c. Gewäh rung einer einmaligen besonderen Zulage an 3 ständige Lebrer an der XI. Bezirksschule zu Leipzig-Aiiger- Crottendors. VII. Bericht deS GaS- und OekonomieauSschuffe» über Neu- iegungen und bez. Umlegungen von GaSrohren in ver schiedenen Straßen der Stadt. Vrkanntmachllns. Unsere in Nr. 81 des Leipziger Tageblattes veröffentlichte Bekanntmachung vom 20. März 1890 — Id. —, die Ausschreibung deS eisernen UeberbaueS der Dvkotheenbrücke betreffend, ziehen wir hierdurch zurück. Leipzig, am 22. März l8S0. DeS RntheS der Gtadt Leipzig Straßenbau-Deputation. Die bei dem hiesigen Leihhause in den Monaten April, Mai und Juni I88tt versetzte» oder erneuerten Pfänder, die weder zur Vcrsallzeit, noch bi« jetzt eingelöst worden sind, auch nickt bis z»m 31. März a c. eingelöst werden, sollen den I. Mai 18U0 uad folgende Tage im Parlerre-Locale deS Leihhauses öffentlich versteigert werden. Es können daher die in den genannten Monaten versetzte» Pfänder nach dem 3l. März 1890 und spätestens am ». April 18kttl nur unicr Miteiilrichlung der AuclionSkosten von 4 Pfennigen vv» jeder Mark VeS Darlehn» eingelöst oder nach» Befinden erneuert werden; vom 8 Apnl 1890 an, an welchem Tage da« AnctivnSverzeichniß geschloffen wird, kann lediglich die Einlösung derselbe» unlcr Mil- entrichtung der Auct'onSkosteii von 4 Pfennige» von jeder Mark der gan,rn Forderung de« LcibhauseS statlsinven, und zwar nur biS zum 28. April I88V, von welchem Tage ab Auclionspsäiiber uiiwidcrruslich weder etngelöst noch erneuert werben können. Es hat also vom 29. April 1890 an Niemand mcbr das Recht, die Einlösung solcher Pfänder zu verlangen, und könne» dieselben daher vo» den Eigeiilhüiiierii nur aus dem gewöhn liche» Wege des ErstehenS wiedererlangt werden. Dagegen »»nmt Vas Geschäft deS Einlösenö und Versehens anderer Pfänder wahrend der Auclio» in den gewöhnlichen Localen seinen ungestörten Fortgang. Leipzig, den 15. März 1890. DeS AatdS Deputation für Leihhaus nndLvarcasse. die Händler-Stiftung beir.ssiad. Rack den Bestimmungen der von Hcrin Nathan Händler i», Jahre 1886 errichtcle» Stiftung sollen die Erträgnisse d.s Stiftung« capitalS zu drei Viertheste» an Löhne hiesiger unbemiiiellec Israel tiicher Einwohner zur Unterstützung lei Erlernung eine« Handwerk- öder technischen Gewerbes verweilt werden. Wir fordern daher die Eilern, Loriiiiindcr und Erzieher der jcnigen, welche vorstehende» Bedingungen eiitiprechcn. aus, ihre Be werbungen unler Beifügung der Schulzeugnisse baldigst schriftlich bei unS anzubriiigen. jedoch vor der Wahl emeS bestimmten Gewerbes sich mit uns ins Bernehmen zu setze». Leipzig, d-a 8 März 1800. Der Vorstand der Israelitische» NeltgioiiSgcmeiuSc 1« Lcipzi«. Ntmitthung. Die von dem in EoncurS verfallene» Herrn Kaufmann Meister, in Firma Eduard Benndorf Nachs.. für iei» Möbelmagazin ermieiheien Räumlichkeiten ln erster und zweite» Etage vom Uni»erfiiät»arnnöstücke ,,r>ii» goldenen Bär". Univerfttät«- straffe Nr. 1l. sind zu Geschäfts- odec Wohnzwecken vom 1. Lctohcr -. I. ab andeiweit zu vermiciben. Refleciante» wollen sich a» da» Unterzeichnete Rentamt wenden Leipzig, am ul. März 1890. U»iversität«-Ne»tawt. Gebhardt. Der kaufmänniiche Agent Emil William Schultz aus Stettin bat bier anqezeig», daß ihm die unter dem 20. Januar ds. It für da» Jahr 1890 hier unter Nr. 656 ausgestellte GewerdelegilimationS- karte in Leipzig abbandeu gekommen sei. Dresden, am 80. März 1890. he Volitri-lirectio». Schwank. Königliche NrrpiiiiiiMg von Sartenplätzen an der Eutritzscher There-e«» straße. Der zur künftigen Slraßenverbreiterung bestimmte, der Stadtgemeinde Leipzig gehörige Lanbstreisen reähtS von der Gutritzscher Straße, jenseits der Magdeburger Eisenbahn, zwischen der Gutritzscher Therefienstraße (dem früheren sogenannten Hölzernen Hanvwege) unv der Einfriedigung des den» Königlich Preußischen GisenbadnfiSrnS gehörigen ArealSbiS zurThüringischen Verbindungsbahn soll »> 8 Abiheiiungen: Nr. l von circa 231 Quadratmeter 238 23 l 229 230 231 23l 409 Flächengehalt zur Gartenuutzung aus die Jahre I8VV bis mit I8»S Freitag, den 28. laufendest, MonatS, DornrittagS II Uhr auf dem Rathhause, I. Geschoß, Ziu»n„r Nr. 12, a» den Meisibleienven verpacktet werde». Die Uebergabe der Gartenpiätze erfolgt sofort nach dem Zuschläge. Der Pachtzins ist vom l. April lausenden Jahre- an zu entrichte». Die Versteigerung-- und BerpachiunqSbedingungen nebst SituatwnSpla» liegen aus dem RalhhauSsaale, l. Geschoß, bei den diensthabenden Rathsdienern zur Einsichlnahme aus. Leipzig, den 10. März 1890 Der Rath der Stadt Leipzig. Ib. 947. Dr. Trönvlin. Kretschmer, Aff. Nachwort zum Rücktritt Lismarck's. Die beiden kaiserlichen Erlasse an den scheidenden Reichs kanzler haben in Deufschland wie im Ausland eine theil» be ruhigende. IheilS erhebende Wirkung gehabt, man ist jetzt in der Lage, den Hergang bei Enlwick>l»ng der Krisis richtig zu beurthrilen und zu erkenne», daß irichlS geschehe» ist, waS irgend welche ernste Besorgnisse sür die Zukunst erregen könnte. Kaiser Wilhelm ist »icht anderer Meinung geworden über ^:n Werth der außerorkenllichen Verdienste seine« Kanzler-, son-' a.'bincl-orbre« halten de» hochdedeutsaiiie» Vorgang aller fertigen selbst bei höchster Pflichttreue den Anspruch aus Ruhe unv Muße, die sich allerdings Kaiser Wilhelm I. auch mit 90 Jahren noch nicht gegönnt hat. Seibslverständiich ist aber ein großer Unterschied zwischen der Stellung eines SouverainS unv der eines Ministers. Die Aufregung, in welcher sich die ganze Welt während der KanzlerkrisiS befand, hatte hauptsächlich ihren Grund in der Uakennlniß der Gründe der Krisis. Man mall« fick die Lage je nach der Lebendigkeit der Einbildungskraft» über welche Jeder verfügt, in helleren oder dunkleren Farben a»S und dielt sich dabei an bekannte Thatsachen, wie die Ardeiter- Erioffe vom 4. Februar, VaS Wahlergebniß, den Rücktritt des Kanzlers von seinem Amt als HandelSminisler und zog daraus Schlüffe, die sich nachher überwiegend als falsch erwiese» habe». Im AuSiande, wo mau weniger Rücksichten zu nebmen Halle, ließ man der Phantasie mehr und mehr die Zügel schießen, und allmälig enlwictelte sich daran- ei» Zustand der Ungewißheit und Sorge, der an« Unerträgliche streifte. Jetzt beginne» die hochgebende» Wogen der Aufregung »>chl nur im Jnlanbe, sonder» auch im Auslande sich wieder zu beruhigen, säst überall isl man zu der Einsicht gelangt, baß der Rücktritt des Fürste» Bismarck zwar ein sehr deklagenSwerlhcS Ereiguiß, aber keineswegs dazu angelhan ist. so, wie eS sich vollzogen, zu irgend welchen ernste» Besorgnissen sür die Zukunft Deutsch land« und Europas Anlaß zu geben. Der Kaiser und Fürst BiSmarck sind im besten Emveriiebine» von einander ge schieden. eS ist in der Person VeS Generais v. Eaprivi e>» Vertraue» erweckender Nachfolger gesunden, die auswärtige Politik wird genau in der bisherigen friedliebenden Weise weiter geführt, in Preußen und >»i Reiche bleibt im WesenI- liche» ÄlleS beim Alken, wenn auch noch dieser oder jener Personenwechsel in Negieruiigskreisen eoitrele» mag. J»> Ganze» und Großen besteht kein Grund zur Bangigkeit und Zaghaftigkeit, wir dürfen der Zukunft seile» Auge« entgegen scheu. * * Unser parlamentarischer Corresponde»! schreibt un«: ** Berlin, 2l. März. AlS heule da- Schreiben des Bicepräsidente» deSStaalSmiiiisteriumS.Hcirn von Bötticher, in beiden Häusern des Landtags verlesen wurde, welches die Millheilung vo» dem Austritt de« Fürsten Bi<marck au« dem Staatsdienst und die Ernennung VeS Herr» von Eaprivi zu seinem Nachfolger enlhieli, zeigte sich selbstveiständlich nirgend- em Ausdruck der Ucber- r schung. Nickt erst durch die gestern Abend in einer Sonber- c r-gabe de» „Reichs-Anzeiger" bekannt gegebene» kaiserliche» dern eS hat fick nur herauSgestellt, Vast aus beiden Seiten die Neigung, selbstständig in Angelegenheiten von grundsätzlicher Wichtigkeit Entscheidung zu treffe», größer ist. alS sich mit einem harmonischen Verhältmß zwischen Kaiser und Kanzler verträgt. Der Wunsch, der bewährten Ersahruna deS Kanz lers den weitesten Spielraum zu laste», war veim Kaiser sicher in hohem Maße vorhanden, aber eS scheint de», Kanzler nickt möglich gewesen zu sein, sich dem Thaten- drange deS jungen Kaiser- in entsprechender Weise anzupasse». Die Antwort de« Fürsten aus die Anfrage de« Kaiser«, wie eS denn mit dem Bericht über die Grenze der Beranl- wortlicbkcit de« preußischen Ministerpräsidenten siebe, giebt in dieser Beziehung willkommenen Ausschluß. Sie lautete nach dem „Nbeinlschcil Courier", der die Nachricht als aus vor züglicher Quelle stammend bezeichnet: „Der Kanzler könne un möglich aus da- an ihn gestellte Verlangen eingehen, zumal nicht am Ende seiner Mi»>sterzeit und mlisse deshalb um seine Entlastung bitten". Auch das EntlassungSgesnch des Fürsten muß i» so bestimmten Au-drücken abgesaßl sein, daß jeder Versuch, den Kanzler zur Zurücknahme zu bewegen, als aussichtslos erschien. E„, solcher Versuch ist auch nicht ge macht worden. Der Kaiser sagt deshalb in seinem Erlaß vom 20. März: .Die vo» Ihne» sür Ihren Eulschlus; an geführten Gründe überzeugen Mich, daß weitere Versuche, Sie zur Zurückiiabme Ihre« Antrages zu bestiminen, keine Aussicht auf Erfolg haben." Die Person dcS Nachfolger- flößt im Allgenieine» da» größte Vertrauen rin, dem Vernehmen »ach ist General v. Capnvi vom Fürsten BiSmaick selbst als Eandidat sür den Posten dcS Reichskanzler- empfohlen worden. Die Vergangenheit de» neuen Kanzler» ist in der Thal so glänzend, wie sie nur irgend gedacht werben kann, sei» überaus geschickte- Eingreifen als GeneralstabSches de« X. Armeecorps i» die Schlachten von Vionville und bei Beauine lc Rolande am 16. August und am 28. November 1870 stelle» ihm ein ebenso günstige« Zeugniß sür seine Befähigung al» Hecrsührer a»S, wie seine fünsjährige Wirksamkeit al» Ehes der Admiralität aus einem ihm bi« dahin ganz fremde» Gebiete seinen« Organisationstalente, seiner Geschicklichkeit und seinem richtigen Blick für da« Wesenllichr zur vorzüglichste,, Empfebliing gereicht. I» dieser Stellung hat er auch bewiesen, daß er über hinreichende Bcrevtsamkeit verfügt, um da« vo» ibi» al- gut unv richtig Erkannte dem Reichstage gegenüber z» verlheivigei, und dessen Zustimmung zu gewinnen. Kaiser Wilhelm Halle die Vorzüge Caprwi'S laugst erkannt, wie au« de», Erlaß hervorgebt, welcher taS Abschiedsgesuch de» CbesS der Admiralität genehmigte. Es wir» darin ausdrücklich hervorgchobe», daß der Kaiser ihn mit vollster Ueberzriiguug zu den ausgezcicbiielstei, Generalen der Armee zähle, und an erkannt, daß er die Organisation der Mari»» wit lischt genug zu lobender persönlicher Hingabe durch Instructionen und Bestimmungen vervollständigt habe, die ein dauernder Schatz sur die Marine bleiben würden, ebenso wie die hohe» Bcr- dienste, welche er sich um die Förderung de« TorpevowesenS erworben bade. DaS alle« machl den besten Eindruck und verscheucht die Besorgniß. daß Deutschland jetzt plötzlich vor eine schwankende, ungewisse Zukunft, vor baS Chaos gestellt sein werde, weil ihm der bisherige sickere Halt fehle. Mau darf auch nickt vergesse», daß Fürst BiSmarck am l. April sein 75. Lebens jahr vollendet, also in einem Alter steht, da« überhaupt nur vo» Wenige» überschritten wird. Wenn irgend Jemand aus der Welt sich den Anspruch auf Ruhe erworben hat. so ist eS Fürst BiSmarck. welcher aus eine mehr al» stebenuiidzwanz-gjahrige riesenhaste und aus« reibende Aroeil alS preußischer Minister unv al« Kanzler zurückblictk. WaS er i» dieser Zeit geleistet und erreicht hat, ist kaum irgend einem Anderen zu erreichen vergönnt gewesen, denn seine Politik hat Deutschland zur ersten Mach! Europa« erhoben und de» Friede», soweit überhaupt möglich, aus eine lange Reihe von Jahre» der Vergangenheit und boffenUich auch der Zukunst gesichert.^ Solch« Enungenschasten recht Welt ver'ündet, die vollendete Thalsache war bereit« seil einigen Tagen mit Sicherheit vorhergesehen worbe». Aber eS berührte doch peinlich >» parlamentarischen Kreisen, daß durch die Präsidenten de« Abgeordnetenhauses wie de» Herrenhauses gar zu sehr an den gewöhnliche» „her kömmlichen" Formen fcjtgehalten wurde, baß weder durch Herrn v Köller, »och durch den Herzog von Ratibor, wenn auch nur ,n wenige» Worten der weltgeschichtliche» Verdienste gedacht wnrde, welche mit unauslöschliche» Züge» in da« Herz jede» Deutschen eingeschrieben sind, ivclckc >eben Deutschen sür» Leben zum dankbaren Schuldner machen des er,.en Kanzlers deS neu geschaffenen Deutsche» Reichs, Die Worte, welche der Kaiser an de» scheidenden Fürste» gerichtet, entsprechen ganz dem Denken und Fühle» der ge- iaiiiiiiteii Nation und finden i» deren Herze» den wärmste» Widerhall. Mit schmerzlicher Wehinulh inuf; sich das deutsche Volk darein sinken, a» einen neuen Kanzler gewöhnen und eine gewisse Beruhigung finden in dem Gedanken, daß der große Elaat-maiui auch verdient habe, den Abend seines Lebens sich E>holung zu gönne» »ach dreißigjähriger harter Arbeit »» Dienste deS BaierlandcS. Fürst BiSmarck machie gestern, uuiiiittelbar nachdem er die beiden kaiserlichen CabinctsordreS erhalten, eine» Spazierritt im Tbiergartc» und wurde vo» dem zahlreiche» Publicum, welche« bei vem schone» Weller den Park füllte, enthusiastisch begrüßt. Wie es heißt. wird der Herzog von Lauenburg inorgc» von Sr, Majestät in besonderer Audienz enipsaiige» und will jedenfalls in den nächsten Tagen Berlin verlasse» und seinen sechsundsiebzigsten Geburtstag in Friedrichs ruh verleben. Inzwischen ist der neue Reichskanzler, General v. Eaprivi, bereits in Berlin eingetrosfen und bat Fürst BiSmarck beule feine» Bestich gemacht, Herr von Caprivi wobnt einstweilen im „Thiergarte,ihotel", welches am Potsdamer Platz, unmiltel bar vor der LeipZigerstraßc belegen ist. Bor dein l, April wird Herr von Caprivi »idesse» bereits daS NcichSkanzler- palaiS in der W llelmstraße bezogen habe». Dem neuen Reichskanzler begegnet inan allseitig mit dem größte» Vertraue». Besonders in parlamentarischen Kreise», wo »na» Gelegenheit hatte, ihn von viele» Seilen kenne» zu lernen, wird seine große Arbeitskraft, seine Gründlichkeit, seine besondere Begabung, sich schnell zn oricnlire». sein ritterliches Wesen, sein klarer Blick, seine VorurtheilSlosigkeit unv Gc rcchtigkeil-liebe gerühmt. Zweifellos beginnt in der inneren Politik eine Aera der Reformen, eS wird vicl gearbeitet werden, und bereit» die nächste Sestion de» Reichstags, welche inik Bestimmlhcit Mille Apnl beginnt, wird »cuc Vorlagen billige», welche lieber raschung bereite» werden. Nebligen« wird Herr von Eaprivi bereit» in den nächsten Tugen »i beiden Häniern deS Landk >gs erwartet. Ein Eoigreisen in die Debatten ist zunächst selbst verständlich nicht a»zu»ehnieu. H-ute hat die erste Sitzung VeS SlaalSiniilisteriumS slattgejnnde». in welcher Herr v. Caprivi sich al- Minii'Icipiäsivent einflibrle; w,c wir hören, soll sür Montag zu demselben Zwecke eine außerordeullichc Sitzung de- BiindeSralh» aiibcraumt sein. * Die „Norddeutsche Allgemeine Zeitung schreibt: „In den Blättern wird a» der Hand der gestern vublicirle» Allerhöchste» Erlaffe an den bisherigen Reich kanzler Fürsten BSinarck die Ansicht geäußert, daß Vcr suche gemacht seien, den Reichskanzler im Dienste zu halte». Wir sind berechtigt, zn glaube», daß Versuche in Vieser Nlchiung übertzauvl nicht ge macht worden sind." — Weiter schreibt da» „Kanzlcr- vlatt"; Mn uaaiislSichlickcn Lettern wird der 90. Marz 1890 in die Ge chickie »ich« nur des Deuiichen Reiches u»d Preußens, ländern in die Takeln der Weligeickichl« sür olle Zeiten tingegraben Kleiden. Fürst Bismarck, der erste Kanzler des neuen Deuiichrn Reich s. ist au« seiner amilichen Thaiigkeil geickieden, in welcher er zum Segen Preusten« und der deuljchen Nalion ieii »uhezu dreißig Jahre» gewirkt hat. Was dcc Kanzler in dieier langen Epoche unermüdelrr Arbeit den Monarchen, denen er gedient, seinem Volke, ja der ranzen esilleten Welt gewesen und geleistet, das wird die Geschichte würdigen. 8ie sie es Ihn» wird, läßt sich vorahnen, wenn man jene« Echo hört, das schon die Nachrlch! von dem Bevorsteheu dieses Ereignisses an alle» Lenlralpuncten der Well wachgeruse» halte. Di« Bedeutsamkeit drs Augenblicks, den wir durchleben, ist in jenen beiden rührenden Dankickreide» ausgedrücki, wclchc Kaiser Wilhelm II. n» Namen des Reiches und als oberster Krieg-Herr dem Kanzler bei leinem Scheiden au« dem activea Dienste des Reiches und des SlaaleS gewidmet hat. In jenen hochherzige» Worten, die Kaiser Wilhelm sand, um einen Mann zu ehren, welcher de». Throne und dem Lande Dienste geleistet, wie solche die Ge schichte Deutschlands und Preußens niemals vordem zu verzeichnen halte, in diesen Worten des Dankes, von solcher Innigkeit, wie sie nur seilen ein Monarch an einen seiner Diener gerichtet haben dürste, spiegelt sich die volle Wucht eines weltbewegenden Ereignisses ab. Der Kaiser hat damit seinem Volte aus dem Herzen gesprochen. Wenn jene Trübungen sich verlausen haben werden, uater deren Eindruck vom Parteigeiste alle Ereignisse bemäkelt zu werden pflegen, dann wird, je länger je mehr, der Dank aller Deutsche» dem Manne gebären, der H ute mit seinem Rücktritte, die glänzendste Epoche deuiicher Geschichte der Bergaiigenhtlt abichließend, bekundet, wie er sein Lebensweik sür alle Zeilen gesichert uad gegen ave Siürme gefestigt crachlel. Heute schon fühlen alle Herzen sich, wenn auch in verschiedener Weile, von den weltgeschichtlichen Ereignissen dieier Tage aufs Tiesstc bewegt: wenn aber die „Norddeutiche Allgemeine Zeitung" denselben »>it ganz besonderen Empsiu- dungen gegkuübersteht, so beruhen dieselben daraus, daß wir die Ehre gehabt haben, nahezu drei Dccennien hmdulch unsere schwache Kraft dem Dienste der Bismarck'schc» Politik widmen zu dürfen, ia näheren Beziehungen zum Kanzler zu stehen. Nach unirrei» besten Bennögc» habe» wir beigetrage», den nationalen Gesichlspuncten, welche immerdar der Leitstern der Kanzlerpolitik waren, zur Anerkcunung zu verhelien, und wir sind stolz darau», daß uns düse bescheidene Mitarbeit verftallet wurde. Zwar ist sie in ganz anderer Weise erfolgt, als sich Reporter- Phantasie und Paileigeift das ausgemalt und uuier die Leute gebracht ballen. Unsere Geiolgichait war stets eine freiwillige und leldstllaiige. au» de» ielienen Fällen aber, in deneu uns »»mittel, bare Impulse zu Theil wurden, habe» wir sicts die Ueberzeugung beieftigl erhalten, daß wir mit unserer Geistesarbeit uns aus richtigem Wege besande«. Wir werden jortiahren, wie wir es bisher gethan, die Tra- dilionc» der Bismarck'ichen Politik, wie dieselben auch im Besonderen sür die weste und lhaikräitige Friedenspolitik des scheidenden Kanzlers i» dem kasterliche» Abjchicdsichrciben an den Letzteren als Richi- ichmir sür die Zukunst auiqcftclll weiden, hochzuhalten n»d mit Hefter Kraft zu verirele». Liebe zum Kaiser und zum Paicrlande, »aiionaleS Bewußtiein, Stärkung der gesetzlichen Auivriiai, Be- lnmpiung aller iüc Thron, Altar, Gesittung, Gejellichrstisordnilng und nationalen Wohlstand anilauchendcn Gefahre», Saiiimluag der staalserhalteoden Elemente »u politischen wie im Bolksleben, das werde» nach wie vor die »n beste» Sinne des WoiteS couservativcn Grundsätze sei», die uns teilen jollen. Die „Nationalliberale Corrcfpondcnz" bemerkt zum Rücktritte de« Fürsten: Wenngleich icho» seit einige» Tagen von dem Rücktritt des Fürsten BiSmarck von allen leinen Aemtera kein Zweiiel mehr bestand. so wird dock die jetzt vorliegende endglltige Ent scheidung dem Gesübl einer liesgcbenden Bewegung, welches durch i,e Nalion geht, neue Nahrung gebe». Wir gehöre» gewiß nicht zu den Verzagten, welche sich geberdcn, als ob das Deutsche Reich und Volk zu Grunde geben müßle, wen» >s der leitenden Hand dieses großen Mannes embehrt; cs wäre schlimm ui» eine Nalion bestellt, wen» sie aus ein einziges, auch »ock so hervorragendes Haupt ihre ganze Existenz gegründet hätte. Aber bas Geisthl einer Iiescn Wehinulh den» Schelde» des Begründers des neue» Denischen Reichs wird man bcrcchligt und nalurlich finden. Es ist der wich tigste Maikslei» in ter neuere» deutiche» Geschichte. Wir stehen jetzt vor emer neuen Zeit, und was sie uns bringe» wird, ist nach de» verschiedenste» Richlungen hin in Dunkel gehüllt. Neue Männer konimcii aus, deren politischer übarakler noch wenig be kannt ist. Jnsbeiondere gilt dies von Demjenigen, der den Haupl- aniheil an der Erbschaft dcS Füistc» Bismarck übernimmt, dem General v. Caprivi. Man hat ihn bisher nur ans rem Gebiet des Mrliiair- und Marmeweiens kenne» gelernt. Was er polnisch erstrebt und zn leiste» vermag, muß sich erst zeigen. Es liegt kein Grund vor. ihm irgend welches Misiirauen entgegenzubringen, aber das gewaltige Aistehcu, die Hobe Alitorüäl, das leftc Vertrauen, welches Fürst BiSmarck i» den weitesten Kreise» des Volke», auch bei poli tischen Gegnern genoß und das stine Person geradezu zu einem nationalen Gut machie. wird sich der Nachfolger erst zu erwerben haben Die warme» Worte, die der Kaiser zum Abichieo au den „Herzog bo» Lauenbura" richtet, beweisen, wie schwer es auch Jenem geworden ist, da- Eullassungsgeiuch zu biw.ll zc». In den weitesten Kreisen wird man mit dem Kaiser in der Hostnuug übereinstiminen. daß der Raih und die Thatkrait, die Treue und Hingebung de» Reichs kanzler» auch i» Zukunft dem Kaiier und dem Baterlandc nicht sthlc» werben. Mn großer Besriedigung wird man auch i» Dcutjch- land ivwohl als auswärts di- abermalige Zusicherung dcS KaiierS vernehmen, daß Er die weise und Ihalkrämge Friedenspolitik des Fulilcn Bisuia ck auch künltig aus voller Ueberzeugung zur Richl- schiiur Seines Handelns zn mache» entichloffe» ist. Die „Nationalzeitung" schreibt: Wie >v>r vernehme», ist die Verleihung des Titels eines Her zog« vo» Laucnburg a» de» Fürste» BiSmarck ohne vor- ausgegangeucs Benehme» mit bemiclben erfolgt. Bekanntlich hat der Fürst diese» Tü,l bei einer siüheie» Gelegenheit auSgcichlagen; über iei»c >etz gen Intentionen ha» »och »ichls ZuverlSst'igcS ver lautet. Fürst BiSmarck hat seit gestern zu anttiren aufgchüri. Was >il dem »»dcu Graie» Herbert Bismarck crilicilie» Auslrag zuc Leitung des Auswärilgen Amtes das Wort „einstweilen" >>» Genaucien bedeutet, sieht da hni. Es dü, ste sich, wie wir bereit« erwähnt, lediglich um die Zeii Handel», bis ei» dcsinttivcr Nachsolger ernannt oder cm anderer Sn llverlretec gesunde» ist. Es gilt immer »och alS am wahrschein, lichste». daß Gras Hatzseldt das Answäriigc Amt, wenigstens provlwrijch, übernimmt. Gras Hatzjcldt hat ieiner Zeit aus seinen >p ciellin Wunsch das Staalssecretarml mit dein Bvlichaslerposten in London v?ita»'cht. und es wird angciwniine», daß er denselben jetzt defianw auizngeben wenig gcneigi sein müchle. lieber bereits in Aussicht genommene weilere Berändelunge» im StaaiSministe- ri»i» ist im Gegensatz zu immer neu austauchenden Geiüchtcn an Willi ivohlunierrichtclen Stellen nichts bekannt. lieber de» Anlaß zum Rücktritte de« Fürsten BiSmarck gebe» dein ,. Ha i» bu rg i l ck» en Correspon- de»t" von ossiciöser Seile einige Miltheilniigen zu, welche die siaalSrcchl liche Frage klarstellc». Das Blatt spricht von der „Sacke mit Wind!Heist", der wegen der Vermögens- Verwaltung de» Herzog» ve,i Enniberland in, Kanzlerpalast erschiene» sei, da»» aber politische H inbelsgeschaile angebolen bade zn Bedingungen, welche der Fnrst. ohne daß eS leider ieiort bekannt wurde, als „exorbitant" zurückwie«. Diese Verhandlung halte de» Kaiser verstimmt. Der Hauptgrund aber wird wie folgt angegebeu: Wer dem Berlaule der Dmac einigermaßen zu solgen im Stande war. konnte kaum daran zweiiclii. daß «in aedeioliches Zuiammea- wirken zwischen Kaiser uad Kanzler nur bann zu erhoffen w.n. wenn dieser eine weiigedende Resignation wenigsten« aus dem Gebiete der iuueren Politik geübt hätte. Cbeu so wemg aber konnte eia Zweisel darüber Heftchen, daß ein- derartige Resignation dem Naturell dcs Fürste» Bisniarck in keiner Weste cnliplccheu würde, er hätte denn seine Natur gewaltsam bezwinge» müsse». Au dem
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