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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
- Bandzählung
- 1931
- Erscheinungsdatum
- 1931
- Sprache
- Deutsch
- Signatur
- Z. 4. 6055-28.1931
- Vorlage
- SLUB Dresden
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Lizenz-/Rechtehinweis
- Urheberrechtsschutz 1.0
- Nutzungshinweis
- Freier Zugang - Rechte vorbehalten 1.0
- URN
- urn:nbn:de:bsz:14-db-id512046921-193100001
- PURL
- http://digital.slub-dresden.de/id512046921-19310000
- OAI-Identifier
- oai:de:slub-dresden:db:id-512046921-19310000
- Sammlungen
- Gebrauchsgraphik
- LDP: SLUB
- Strukturtyp
- Band
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
- Ausgabebezeichnung
- 4, April
- Digitalisat
- SLUB Dresden
- Strukturtyp
- Ausgabe
- Parlamentsperiode
- -
- Wahlperiode
- -
Inhaltsverzeichnis
- Titel
- Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe
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Das Fachschulwesen im Buchdruckgewerbe / Typographische Mitteilungen, Heft 4 Berufsschule und Kunstgewerbeschule Im Kampf um den Innenausbau der neuerbauten Berufsschule in Braunschweig spielt auch die Frage der Werkstätten für das graphische Gewerbe eine umstrittene Rolle. Die ursprünglich beabsichtigten und im Plan bereits fertiggestellten Werkräume für Schriftsetzer, Buchdrucker, Steindrucker, Lehrlinge der Repro duktionstechnik und Buchbinder werden nicht ausgeführt. Es ist beabsichtigt, die gesamte graphische Abteilung der Gewerblichen Berufsschule als solche selbständig in die Räume und Werk stätten der Kunstgewerbeschule zu verlegen, so daß die Werk stätten in Zukunft von beiden Schulen gemeinsam benutzt werden können. Maßgebend für diese Pläne sind vorwiegend finanzielle Erwägungen. Sie sind, abgesehen von der gegenwärtigen wirt schaftlichen Notlage, letzten Endes der in Ansicht begründet, daß eine Stadt von der Größe Braunschweigs sich gleiche Einrich tungen in zwei verschieden aufgebauten, aber in bestimmter Hin sicht gleichen Zwecken dienenden Schulen nicht leisten kann. Die Ausgaben der Stadt Braunschweig für beide Schulen haben weiter zu einer teilweise öffentlichen Aussprache darüber geführt, ob es in der heutigen Zeit überhaupt zu verantworten ist, beide Schulen nebeneinander bestehen zu lassen. Bei einer notwen digen Zusammenlegung wäre zu entscheiden, ob die Klassen des sogenannten »Kunstgewerbes« der Berufsschule —eine außer ordentlich unklare und recht unglückliche Bezeichnung — der Kunstgewerbeschule eingegliedert werden sollen, oder ob die Kunstgewerbeschule als Aufbauschule auf der Berufsschule umzugestalten ist. Zu diesen Fragen nimmt der Direktor der Kunstgewerbeschule, Professor Rud. Bosselt, in einer Denkschrift Stellung, die unter besonderer Berücksichtigung der Braunschweiger Verhältnisse allgemeine Vorschläge für die Verschmelzung der »kunsthand werklichen« Klassen der Berufsschule mit der Kunstgewerbe schule enthält. Die Vorschläge von Professor Bosselt betreffen hauptsächlich die graphischen Fachklassen der Berufsschule. Da über das Verhältnis von Kunstgewerbeschule und Berufsschule auf der letzten Tagung des Reichsvereins der Lehrer für die graphischen Gewerbe in Köln eingehend diskutiert worden ist, wird eine Erörterung der Vorschläge von allgemeinem Inter esse sein. Professor Bosselt gibt zu, daß durch dieUmgestaltung der Kunst gewerbeschule zu einer Aufbauschule auf der Grundlage der Berufsschule Ersparnisse gemacht werden können. Er lehnt diesen Weg ab, weil dadurch das, »was den besonderen Wert der Kunstgewerbeschule ausmacht, zerstört wird, weil es nicht übertragbar ist«. Dieses Besondere, »was man nicht übertragen kann, das ist die Atmosphäre einer selbständigen Handwerker und Kunstgewerbeschule«. Wenn ich aus dem Bericht über die Kölner Tagung die Ausfüh rungen des Kollegen Erbar, Köln, richtig verstanden habe, dann versuchen gerade die Kölner Werkschulen in der hier angegebenen und von Professor Bosselt abgelehnten Weise eine geistige Verbindung beider Schulen herbeizuführen. Die Vertreter der Berufsschulen lehnten selbst diese Form der Verbindung ab, weil sie mit einer allgemeinen handwerklichen und geschmack lichen Berufsbildung auf der Grundlage von Lehre und Berufs schule nicht vereinbar ist. Tatsächlich bestehen zwischen dem Bildungsgedanken bezie hungsweise den Bildungs- und Erziehungszielen beider Schul- gattungen in ihrer gegenwärtigen Gestalt derartige grundlegende Unterschiede, daß eine Verbindung unmöglich erscheint. Das eigentliche und besondere Ziel der Kunstgewerbeschule kann ich nur in der Entwicklung produktiver Anlagen der Schüler zum künstlerisch Schaffenden sehen. Über diese produktiv künst lerische Veranlagung verfügt leider nur ein geringer Prozentsatz von Menschen und ein ebenso geringer Prozentsatz von Kunst gewerbeschülern. Diese wenigen würden es niemals gerecht fertigt erscheinen lassen, daß jede mittlere und größere Stadt ihre besondere Kunstgewerbeschule hat. Darum sind die Kunst gewerbeschulen aus ökonomischen Gründen gezwungen, ihre Schülerkreise zu erweitern. Die Aufgabe, die die Schule durch ihre Erziehung an alle nicht produktiv Begabten erfüllt, kann immer nur mehr oder weniger einer geschmacklichen Schulung gleichkommen. Trotzdem bleibt aber als eigentliches und engeres Ziel die Heranzüchtung jener besonders veranlagten Schüler bestehen; mit der Weiterziehung ihres Aufgabenkreises über schneiden sich ihre Ziele mit denen der Berufs- und Fachschulen. Die Bestätigung dafür gibt auch Professor Bosselt in seiner Denkschrift, wenn er schreibt: »Der größere Teil der Schüler geht mit vermehrtem Können, erweitertem Verständnis und verfeinertem Geschmack in die Werkstätten der Meister und Firmen. Ein kleinerer Teil erklimmt eine höhere Stufe, aus ihm sondern sich die Anreger und Neuerer aus.« Und in bezug auf die Rechtfertigung der absoluten Kosten der Schule kommt er sogar zu der Behauptung; »Wenn aus einerKunstgewerbeschule in jedem Jahre nur ein in seiner späteren Ausstrahlung und Wirkung bedeutender Schüler hervorgeht, dann waren die Kosten für sie nicht zu hoch.« Die Bestätigung für die oben angeführten Tatsachen habe ich aber auch aus eigener Beobachtung aus einer Zeit, als ich selbst Schüler einer Kunstgewerbeschule war. Die Hauptarbeit der Lehrenden galt den wenigen, die besonders veranlagt waren; die übrigen waren mehr oder weniger notwendiges Übel. In der Richtung der Vermehrung der Schülerzahl sind auch die Maschinenbau-Abteilungen an verschiedenen Kunstgewerbe schulen zu werten, die mit dem eigentlichen Wesen der Schule nichts zu tun haben. Sie sind nur Nachbildungen der mittleren Fachschulen. Ich möchte behaupten, daß man der Bildungsidee der Kunstgewerbeschule und damit zugleich der Schule selbst keinen besseren Dienst erweisen könnte, als sie von den an ihr hängenden Schlacken zu befreien. Freilich würde man dann wahrscheinlich mit dem fünften Teil aller Kunstgewerbeschulen auskommen. Gerade im Gegensatz zu dem engeren individualistisch-künst lerischen Bildungsziel der Kunstgewerbeschulen erstrebt die Berufsschule eine Förderung der Bildung der breiten Massen des werktätigen Volkes auf der Grundlage des Berufes. Nicht die qualitative Begabung kann der Ausgangspunkt ihrer Arbeit und deren Entwicklung zum produktiven Schaffen ihr Ziel sein! Sie hat von den Anforderungen des Lebens, im engeren Sinne des Berufslebens, auszugehen, und ihr Ziel muß sein, alle Schüler so weit zu fördern, daß sie den an sie gestellten Anforderungen im beruflichen und öffentlichen Leben gerecht werden können! Für die Arbeit der Berufsschule kann infolgedessen auch nicht die künstlerische Erfassung des Arbeitsproduktes in seinem ganzen Zusammenhänge von Idee, Formgebung, Material usw. ausschlaggebend sein, für sie rückt die Arbeitstechnik, die hand werkliche und maschinelle Herstellung des Arbeitsproduktes in den Vordergrund. Ein Berührungspunkt mit den Aufgaben der Kunstgewerbeschule ergibt sich in den »kunsthandwerklichen Klassen« der Berufsschule. Hier muß die Geschmacksbildung eine stärkere Betonung erfahren. Sie bleibt aber stets nur formales und damit untergeordnetes Unterrichtsziel. Da die Schulung des Geschmacks auf die breite Masse der Schüler eingestellt ist, muß sie auf der Grundlage »Verstandes- und gefühlsmäßigen Be greifens«, nicht aber auf derjenigen intuitiven Erfassens auf bauen. Der Weg zum angestrebtenZiel führt über den methodisch aufgebauten Unterricht. Damit taucht ein neuer Gegensatz zur Arbeit der Kunstgewerbe schule auf. Diese fordert zur Erreichung ihres Zieles individuelle Behandlung jedes Schülers, sie lehnt methodisch und lehrplan mäßig aufgezogenen Unterricht ab. Diese Form der Arbeit mag
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